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Z 1«3 und Tageblatt Amtsblatt für die kömglichm rmd stüdttschea Behörden zu Freiberg Verantwortlicher Redakteur: In Vertretung Trust Mauckisch in Freiberg. > » 2abra»»g. »- Erscheint jeden Wochentag Nachmitt.'/,« Uhr für den g .. andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps., 8 10 ÄUlIU?1. zweimonatlich IM. ÜOPf. und einmonatlich7SPf. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angmom- !! UHUUM- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile il H OO G oder deren Raum 15 Pf- Bon den böhmischen Ergänznngö- wahlen. In dem böhmischen Nachbarlande steht jetzt ein heißer Wahlkampf bevor, bei dem die Deutschen hart mit den Czechen zusammentreffen werden. Es wurden in diesen Tagen die Ergänzungswahlen für den böhmischen Landtag ausgeschrieben, welche durch den Austritt der deutschen Abgeordneten nöthig geworden sind. Seitdem die Mehrheit des böhmischen Landtages den provozirenden Antrag des Fürsten Schwarzenberg annahm, über die Anträge der deutschliberalen Partei unbesehen zur Tagesordnung über zugehen, sind zwei Millionen Deutsche im böhmischen Land tage unvertreten. Trotzdem die österreichische Regierung dies offenkundig bedauert, trotzdem der Oberstlandmarschall dem Wunsche nach der Rückkehr der deutschen Abgeordneten in den Landtag lebhaften Ausdruck gab, ist bisher nichts geschehen, den Vertretern der Deutschen in Böhmen diejenige Genugthuung zu geben, welche ihnen die parlamentarische Arbeit wieder ermöglichen würde. Das Widernatürliche eines Mangels jeder Vertretung der Deutschen in der Prager Landtagsstube empfinden auch die Czechen, aber sie denken nicht daran, Konzessionen zu machen, sondern hoffen vielmehr die deutsche Bevölkerung Böhmens von ihren bis herigen mannhaften und standhaften Vertretern zu sondern, was ihnen jedoch bei der Charakterfestigkeit der Deutsch- böhmen nirgend gelingen dürste. Auf die Anstage, die bei den jetzigen Ergänzungswahlen an die Bevölkerung gerichtet wird, ob sie nämlich nach wie vor zu dm Männern stehe, welche den Austritt aus dem Landtag als ein Gebot der Ehre ansehen, wird voraussichtlich bei den vorzunehmenden 74 Wahlen eine fast ausnahmslose Zustimmung erfolgen. Bei den in den Stadtgemeinden vorzunehmenden 33 Wahlen und bei den 29 Wahlen der Landgemeinden ist das so gut wie zweifellos. Im schlimmsten Falle könnten von dm vorzunehmenden 12WahlenderHandelskammern vier Mandate in Prag und zwei in Pilsen den Czechen anheimfallen. Im Uebrigen werden sicher alle deutschen Wähler bekunden, daß sie mit der begonnenen Politik der passiven Opposition einver standen sind und dieselbe so lange fortgesetzt sehen wollen, bis der Uebermuth der Czechen gebrochen ist und die den Deutschen im Landtage zugefügten Demüthigungen wieder gut gemacht werden. Die österreichischen Regierungsblätter verhehlen ihre Ueberzeugung nicht, daß die Deutschen, mit Ausnahme der erst neulich durch besondere Wahlordnungen in ihrer Zu sammensetzung völlig geänderten Handelskammern von Prag und Pilsen, die von der deutschen Parteileitung empfohlenen Männer wählen werden, daß aber die in der alten Stärke aus den Wahlen hervorgehende neue Vertretung der Deutschen abermals ihre Mitarbeit im Prager Landtag versagen werde. Dafür bürgt nicht nur die fleißige Arbeit der Parteileitung, sondern auch die straffe Organisation der örtlichen Wahlausschüsse und die eindringliche Sprache des Wahlaufrufs der deutschen Vertrauensmänner. Die durch den Uebermuth der Czechen erzeugte Bedrängniß hat über dies unter den verschiedensten politischen Elementen Böhmens eine Einmüthigkeit hervorgerufen, die wahrhaft bewunderns- Werth ist. Wäre im österreichischen Reichsrathe die Oppo sition nicht gespalten, sondern stünde so fest und einträchtig zusammen wie die deutschen Abgeordneten des böhmischen Landtages, so würde das Ministerium Taaffe bald andere Saiten aufziehen, zumal dasselbe vollen Grund hat, der czechischen Freunde überdrüssig zu sein, die sich gegm die österreichische Regierung immer anmaßender benehmen und besonders auf dem Gebiete des Schulwesens Opfer ver langen, welche der Unterrichtsminister von Gautsch aus guten und wohlerwogenen Gründen als unberechtigt und unerschwinglich betrachtet. Am 12. dieses Monats werden acht Jahre seit dem Tage vergangen sein, an welchem Kaiser Franz Joseph den Grafen Eduard Taaffe zum Vorsitzenden des Kabinets er nannte, dem man mit Bezug auf den ersten Punkt der Thronrede vom 7. Oktober 1879 den Beinamen des „Ver- söhnungsministeriums" gegeben hat. In den seitdem ver gangenen acht Jahren ist der deutsche Volksstamm in Oesterreich beständig zurückgedrängt worden und konnte das Slaventhum in dieser Zeit unbehindert um sich greifen und an Ausdehnung und Stärke gewinnen. Das ange kündigte Programm der Versöhnung wurde nur in der Weise ausgeführt, daß man den Deutschliberalen zumuthete, sich der aus Czechen und Klerikalen bestehenden Mehrheit still duldend zu unterwerfen. Bei einer echten Versöhnungs politik hätten ernste Schritte gemacht werden müssen, die Mehrheit zu jenen Zugeständnissen zu bewegen, aus welche zwei Millionen der gebildetsten, arbeitsamsten und steuer kräftigsten Staatsbürger vollen Anspruch haben. Von solchen Schritten hat man aber nie etwas gehört. Die von den Deutschen in Böhmen verlangten Zugeständnisse sind weder unbescheiden noch unerfüllbar und gehen nicht weiter, als daß ihnen gewährt werde, was man den Italienern in Tirol ohne Widerstreben zugestand, daß nämlich auf ihrem Gebiete in ihrer eigenen Sprache Recht gesprochen und die Verwaltung gehandhabt werde. Wenn die Deutschen auf ihrem Gebiete eine deutsche Abtheilung des Obergerichtes, des LandesschulratheS und des Landeskulturrathes verlangen, so greift das in keiner Weise in die Rechte der Czechen ein und müßte ihnen bei wahrhafter Versöhnlichkeit ruhig zugestanden werden. Das Ministerium Taaffe wird aber bei dem geringsten Versuche, den czechischen Anmaßungen zu widerstreben, von den czechischen Organen so heftig angegriffen, daß ihm der Muth entfällt, ernste Versöhnungsversuche zu machen und daß es stets lieber sofort wieder einlenkt. Auf diese Weise bleibt den Deutschen in Böhmen nur die Fortsetzung des passiven Widerstandes übrig, der sich freilich auch als eine zweischneidiae Waffe darstellt und sehr schmerzliche Opfer erheischt. Dadurch ruht die böhmische Landesgesetzgebung in den Händen eines Landtages, in dem die czechisch-feu- dale Pattei, ohne irgend euren Widerspruch fürchten zu müssen, nach Belieben schaltru und deutschen Gemeinden und Bezirken die fast unentbehrliche Hilfeleistung entziehen kann. WaS die Deutschen in Böhmen dabei für Nach theile erleiden, sehen dieselben jedoch als Opfer an, die sie der nationalen Pflicht und Würde darbringen. Früher oder später wird die Geduld der österreichischen Regierung doch durch die Czechen ebenso erschöpft werden, wie dieselben die Geduld der deutschen Bewohner Böhmens längst er schöpft haben, die um so treuer an deutscher Sprache und Sitte festhalten, als sie darin den einzigen Schutz gegen den altslavischen Gedanken sehen, dessen gefährliche Bedeu tung auf die Dauer auch den Wiener Regierungskreisen nicht verborgen bleiben kann. Tagesschau Freiberg, den 9. August Am Sonntag beschränkte sich der Verkehr deS deutsche« Kaisers und des österreichischen Monarchen lediglich auf das Abschiednrhmen. Kaiser Wilhelm wollte unmittelbar nach dem Gottesdienste in der evangelischen Kapelle zu Gastein dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch abstatten, aber der Letztere vereitelte durch persönliches Erscheinen im Badeschlosse diese Absicht des greisen Herrn. Beide Monarchen blieben nun nahezu eine halbe Stunde allein, dann gab der Kaiser Wilhelm seinem scheidenden Freunde das Geleite bis zur Treppe. Hier umarmten und küßten sich Beide, woraus der Kaiser von Oesterreich, begleitet von dem Statthalter Grafen Thun, dem Prinzen Reuß und dem gesammten deutschen Gefolge, die Treppe Hinabstieg, auf welcher viele hervorragende Persön lichkeiten sich zur Verabschiedung ausgestellt hatten. Als der österreichische Kaiser darauf den vor dem Badeschlofse halten- den Reisewagen bestieg, erschien Kaiser Wilhelm auf dem Balkon und blickte dem scheidenden kaiserlichen Freunde nach, bis der Wagen dem Gesichtskreise entschwunden war. Montag früh machte der greise Monarch wieder einen Spaziergang auf der Kaiserpromenade und stattete dann der Großherzogin von Weimar, welche um 9 Uhr in Gastein eingetroffen war, im Hotel Straubinger einen Besuch ab. Mittwoch beendigt der Kaiser seine Badekur in Gastein und reist Nachmittags von dort ab. Freitag Vormittag 9^ Uhr wird der Monarch auf der Station Drewitz eintreffen und sich von dort zu Wagen direkt nach Schloß Babelsberg begeben, um für die nächste Zeit daselbst Aufenthalt zu nehmen. — Die Kaiserin trifft, dem Vernehmen nach, einige Tage später ebenfalls auf Schloß Babels berg ein, um dort mit dem Kaiser Aufenthalt zu nehmen. — Der Letztere hat den deutschen Kronprinzen zu seiner Wieder herstellung in einem herzlichen Schreiben beglückwünscht und den Grafen zu Stolberg-Wernigerode beauftragt, dem General der Infanterie, Grafen von Blumenthal in Magdeburg, zu seinem sechzigjährigen Dienstjubiläum die kaiserlichen Glück wünsche zu überbringen. Oberstlieutenant Müller von Berneck gratulirte dem Grafen im Auftrage des Königs von Sachsen; die übrigen beider Jubiläumsfeier anwesenden Flügel-Adjutanten brachten die Glückwünsche ihrer Fürsten. Der Fürst von Schwarzburg übersandte dem Jubilar das Ehrenkreuz 1. Klaffe in Diamanten. Sonntag früh 9 Uhr empfing der Jubilar die Olfiziere deS Generalkommandos. NamenS desselben sprach der Chef des GeneralstabeS Generalmajor von Haffe! dem kommandirendm General die Glückwünsche seines Stabes auS, worauf Exzellenz von Blumenthal in warmer Dankesrede erwiderte. Bei dem sich daran schließenden Empfange der Generale und Regimentskommandeure sprach Exzellenz von Grolman die Glückwünsche auS, worauf Graf Blumenthal gleichfalls tief bewegt dankte. Die unter dem Kommando deS Generals von Arnim statlgesundene Parade der gesammten Garnison von Magdeburg verlief unter sehr lebhafter Be theiligung der Bevölkerung auf'- Glänzendste. Rach einer Ansprache an den Jubilar brachte der Kommandant von Magdeburg, Generalmajor von Clarr, ein begeistertes drei maliges Hurrah auf dm höchsten Kriegsherm, Se. Majestät den Kaiser, auS. Während die Mufikchöre »Heil Dir im Siegerkranz" spielten, mischten sich mit den Hurrahrufen der Truppen -die brausenden Hochrufe deS nach Tausenden zählenden Publikums. Darauf schritt der Jubilar die Fronten ab. Sodann erfolgte Vorbeimarsch und Ausgabe der Parole. Hieran schloß sich nun der Empfang der Abordnungen von Behörden, Städten u. s. w., welche Glückwünsche, Geschenke und Adressen überbrachten. — Die Jubelfeier der Göttinger Universität nahm auch eium gläuzendm Verlauf. Sonntag Vormittag 10*/, Uhr begann der Festgottesdienst in der UniverfitätSkirchr, zu welchem sich die Lehrer der Universität von der Aula aus in feierlichem Zuge begeben hatten. Prinz Albrecht wohnte dem Gottes dienste bei imd folgte um 12 Uhr einer Einladung der städtischen Behörden und der Stadtverordneten zum Rathhaufe. Di« Studentenschaft mit dm Festgästm hatte sich auf dem Markt« versammelt. Nachmittags fand großes Volksfest auf dem Rhons und Abends Zusammenkunft aller Festtheilnehmer in der Festhalle statt. Prinz Albrecht wohnte auch diesm beidm Festlichketten bei. — Der preußische Gesandte von Schlözer trat am Sonntag die Reise zum Reichskanzler nach Varzi» an, wo er bis heute Abend zu bleiben gedenkt. — Wie die „Neue Prmß. Ztg." mittheilt, wird der ReichSkommiffar für das Tongogebiet, Affeflor Falkenthal, welcher vor einigm Monaten Urlaub erhielt und sich seit mehreren Wochen bereits in Deutschland aufhält, nicht auf seinen bisherigen Posten nach Afrika zurückkehrm. Zu seinem Nachfolger ist der Kanzler in Kamerun, JeSko v. Puttkamer, ausersrhen, der zugleich Konsul für die unter fremder Hoheit stehmden Gebiete an der Gold- und Sklavenküste werden wird. An die Stelle des Herrn von Puttkamer soll bekanntlich der baierische Landrichter Zimmer aus Nürnberg kommen; der Gouverneur Freiherr v. Soden, selbst ist ebenfalls baierischer Abkunft. — In München wurde am Montag der internationale „Weltsprachkongreß" unter dem Vorsitz des Professors Kirchhoff-Halle eröffnet. Der Erfinder, des Volapük, Pfarrer Schleyer-Konstanz, war anwesend und wurde besonders gefeiert. Sämmtliche Redner bestätigten Vie rasch wachsende Verbreitung des Volapük in allen Ländern. — Auf dem Militär-Friedhofe in Metz fand Sonntag Abend die feierliche Weihe des Denkmals statt, welches der dortig« Kriegerverein und Turnverein den 283 deutschen Soldaten errichteten, welche 1870 bei den Kämpfen um Metz den Tod fanden und auf dem Militär-Friedhofe beerdigt worden sind. Alle Mitglieder der Militär- und Civilbehörden wohnten der erhebmden Feierlichkeit bei. — Wie nach Straßburg berichtet wurde, ist der Firma Weisbach der Wiedereröffnung ihrer Puppenfabrik in EmbermSnil (Arrondissement Luneville) von den französischen Behörden gestattet Worden. — Die Berliner Blätter beschäftigen sich jetzt sehr viel mit Dänemark und der Befestigung von Kopenhagen. Die „Norddeutsche Allgem. Ztg." läßt sich aus Kopenhagen vom 2 d. M. schreiben: „Es scheint nicht Zufall zu sein, daß beide Hauptblätter der Stadt, die „Berlingske Tidende" und „Dagbladet", fast gleichzeitig die Nothwendigkeit der Eile in der Aufführung von Befestigungs- Werken und die in solcher Noth begründete Zulässigkeit, daS Erforderliche auch ohne Genehmigung des Reichstages auf provisorischem Wege zu veranstalten, betonen. Aus der Gleich mäßigkeit der Betrachtungen läßt sich schließen, daß das Kriegs ministerium schon jetzt eingedenk der Wahrheit, daß die Sol daten nicht unnütz geopfert werden dürfen und daß es ihnen nicht darauf ankoinme, ob die Schutzwehr, hinter der st« kämpften, auf provisorischem oder auf ordentlichem Wege ent standen sei, sich nicht mehr an erst gemachte Bewilligungen kehren, sondern rasch mit der Wetterführung der permanenten Befestigung Vorgehen werde." Auch die „N. Pr. Ztg." bringt einen scharfen Artikel gegen Dänemark und sagt, man möge dort bedenken, daß im Streite der Großen die hinzugetretenen Kleinen schon vielfach die Kosten mit ihrem Leben bezahlten. Das Endresultat eines dänischen Einvernehmens mit Frankreich