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t^r Früher Wochen- und Nachrichtsblatt r^z , Tageblatt fit tzchürs, Mlit, LmÄnf, M«s, öt. Wa, -MM U«iaa, MW, vrtlllMÄnf, Ms» Ä KM, St. Zmt, St. Mljel«, StaiMs, Am, WeMsa. W-iM lü LMä» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein - - Älteste Zeitung im Königlichen AmtsgerichLsbezirl - — > - - - - 58. Jahrgang. — - - - — - — -- " — Rr. 276. IMMchsLN Freitag, den 27. November 1908. Im Souksrse der Saftwktr Jattas L-k», Muitlak, früher io Btthtmfiei«, soll di« GchlutzverleNim- «rsotzen. Zu brrücksichtizm find SS Vik. 52 Pss- bevorrechtigte, 12 879 ML S8 Psg. nicht bevorrechtigte For derungen (davon 590 Ml. streitig). Zu vrrteUen find 1724 Ml 14 Psg. Schlußverzeichnir liegt beim Kgl. «mtSgericht hier au». Lichtrnst «tn, den 26 Novembkr 1908 M»cht«»»watt rott»»««, kkonk'n-verwaltrr L c e Wichtigste. * In der Zweiten Sächsischen Kammer erklärte Kestern die Konservative Fraktion dem Präsidenten ihr Vertrauen. * Ueber schwere Sturmschäden in der Nordsee »nd an deren Küsten laufen noch immer Meldungen »in. * Präsident Castro von Venezuela hat eine Resse jnarh Europa angetreten, um sich in einer Berliner Klinik einer Operation zu unterziehen. * In Italien wurden am Mittwoch die Kund gebungen gegen Oesterreich fortgesetzt. * Laut einer Meldung der Reuen Freien Presse aus Rom ist die Balkan-Konferenz gesichert; sie werde in Italien unter Borsiv Tittonis stattfinden. Tie Mächte würden durch ihre Botschafter vertreten sein. Die Konferenz solle nur kurze Dauer haben * Ter Dampfer Sardinia ist unweit vom Hafen von Malta in Brand geraten. Biele Passagiere sind umgekommen. * Mule» Hafid- wurde in Casablanea zum Snl- KM proklamiert. Vom Landtag. — Dresden, den 25. November lstoK. Vertrauensvotum für den Präsidenten Mehnert. Zu Begum der heutigen Sitzung der Zweiten Kam mer wurde durch den Abgeordneten Edler von Quersurth namens der konservativen Partei ein Vertrauensvotum für den Präsidenten Tr. Mehnert abgegeben. — Er führte aus: Tie nativnalliberale Partei habe gestern ganz unerivartet eine Erklärung dahin abgegeben, das; ihr Vertrauen in die objektive Geschäftsführung des Prä Lidenten Tr. Mehnert erschüttert sei. Sie habe diese Erklärung nicht mit irgendwelchen Berstönen zu be gründen vermocht. Sie habe nur vvrzubringen ver mocht, daß er sich sowohl an den Sitzungen der Wahl rechtSdeputation als auch an denen der konservativen Partei rege beteiligt habe, und daß er in dem Falle Dr Rühlmann dessen Verzicht aus fernere Tätigkeit entgegen genommen und nicht auf dessen Verbleiben in der Kammer hingewirkt und im Falle Laughammer- Kickelhatm unrichtig gehandelt habe. Was den ersten Vorwurf anlange, so könne die konservative Partei ihm keinerlei Berechtigung zuerkennen. Ter Präsi dent sei zur Teilnahme an den Deputationssitzungeu terechligt. Er habe dieses Recht nur ansgeübt im Sinne einer Einigung der Parteien und das in her vorragender Weise. Was den Vorwurf anlaugc, daß der Präsident nach liebernahme des Präsidiums Mit glied der konservativen Partei geblieben sei, so sei dein entgegen zu halten, daß auch die früheren Präsi denten weder aus der Partei ansgeschieden, noch ihren Sitzungen fern geblieben sind. Tie ebenso unver mittelt wie unerwartet abgegebene Erklärung der nationalliberalen Partei, die einzig dastehe in der Geschichte des sächsischen Parlaments, erwecke durch aus den Anschein, als ob man die öffentliche Aufmerk samkeit von dem peinlichen Eindruck, den das Ver halten einzelner Mitglieder der uanonalliberalen Par- itei in der letzten Zeit hcrvorgerufen habe, ablenken «volle. Ter Präsident Dr. Mehnert habe sich lediglich von seiner Pflicht und dem Bestreben leiten lassen, das Ansehen der Zweiten Kammer zu wahren. Auch von diesem Standpunkte aus fehle der nanonatljbe ralen Partei jeder Anlaß zur Abgabe der Erklärung. Namentlich im Falle Rühlmann habe der Präsident ein weitgehendes Entgegenkommen und eine Schonung kewiesen, wie sie kaum einem Parteigenossen gegen über geübt worden wäre. Er, der Abgeordnete von Ouerfurth, erkläre zugleich im Namen seiner poli- lischett Freund«', daß der Derr Präsideilt die schwierige Bache pog Anfang an und in jedent Stadium des weiteren Verlaufs nicht nür init Wohlwollen, sondern mit einer Zartheit behandelt habe, die über alles Lob erhaben sei. Sie überließen es dem Abgeord neten Schieck den Gegenbeweis zu erbringen. Sic hätten es nicht für möglich gehalten, daß die Erklärung des Präsidenten zum Ausgangspunkt für die jeder Berechtigung entbehrenden Beschuldigung gegen den Derrn Präsidenten hatte gemacht werden können. Im Falle Kickelhayn-Langhammer sei die Weitergabe der vom Älbgeordneten Schmidt erstatteten Anzeige an die Staatsanwaltschaft pflichtgemäß und nötig ge wesen, weil die Wahrscheinlichkeit eines Dausdieb stahls Vorgelegen habe. Daß dabei ein Abgeordneter in Frage kommen könne, sei nickst anzunehmen ge wesen Tie konservative Partei weise einmütig mit aller Entschiedenheit und Schärfe den Ausspruch des Mißtrauens zurück und bedauere, daß. ihr keine Ge legenheit geboten worden sei, dem durch nichts ge rechtfertigten Angriff auf die Amtsehre des Präsi denten in der gestrigen Sitzung die gebührende Ab wehr zuteil werden zu lassen Lie würdige die her vorragenden Verdienste des Präsidenten nm das Land und um die Kammer. Lie spreche ihm ihr vollstes Vertrauen aus uud begrüße seine Versicherung, daß er . die Geschäfte der..Kammer meitersühren werde. Weiter folgten Erklärungen der Abgeordneten A n - drae und L ch m i d t gegen Langhammers Darstet lung des Falles Langhammer-Kickelhcstm. Daraus trat die Kammer in die Tagesordnung ein. »Mm TMn MÄ« (Eigenbericht.) L ch. Berlin, den LT November lM8. Das Grubenunglück vor dem Reichstag. Unter äußerst schwacher Besetzung wird heute die Debatte über das Grubenunglück fortgesetzt. Graf Kanitz erklärt sich gegen ein Reichsbcrggesetz, das nicht besser uud wirksamer sein könnte, als die Lan desgesetze, wenn sie gut ausgeführt würden. Mit fachmännischer Kenntnis verteilt der Frei sinnige Bergrat a. D. Go t Hein Licht nnd Schatten. Tie Zechenverwaltung und die Bergbehörden allein wären nicht verantwortlich. Der Arbeiter, der seine Daut zum Markte tragen muß, soll Mitwirken znr Sicherung seines Berufes. Ta Gvthejn erregt da gegen protestiert, daß der Svrachenvaragraph trotz des Versprechens des Staatssekretärs von Bethmann- Dolwcg gegen die volnischen Gewerkschaften ausge nützt würde, er liebt sich der Minister nackt der Rede des Zentrnmsabgeordneten Schiffer, der gegen die Konservativen und Nationalliberalen scharf polemi siert, um Gothein zu antworten. Ein stürmischer Zwischenfall kommt wie ein Blitz ans heiterem Dimmel. Derr von B e t h m a u n - D o l w e g erklärt unter Verweisung aus das Stenogramm, er habe die volnischen Gewerk' schäften, die polnisch-nationale Agitation treiben, nicht den Gewerkschaften gleich gestellt. Lebhafter Beifall bei den konservativen und Nationalliberaleu. Ledebour springt, wie von der Tarantel gestochen, von seinen Platz aus und schreit dem Mjnjner, ans die Freisinnigen zeigend, entgegen: Sie haben diese Derren planmäßig irre geführt, «''roher Lärm. Ter Präsident K ä m v f rnft den heißblütigen Ledcbonr zur Ordnung. Due rnst: „Ledebour hat dock; Recht" und bekommt auch einen Ordnungsruf. Polen und Sozialdemokraten rufen im Chor: „Rufen Sie uns alle zur Ordnung!" Natürlich geht die ganze Szene unter großem Lärm vor sich, der noch anhält, als der Reichsvar- teiler Tr. Doe fiel sich gegen ein Relckisberggesetz ausspricht, das, erst eingesührt, von den Sozialdemo traten ebenso verdächtigt werden würde, wie die Lan- desaesptzgebung, der die Reglementierung nicht fehle. ^.Znister Delbrück, der lange auf der Estrade unruhig auf- und abgegangen ist, erbittet das Wort. Tas inzwischen besser besetzte Haus hört ihm andächtig zu. Ten Borwurf der Parteinahme der Regierung zu Gunsten der Zechenverwaltung müsse er ent schieden zurückweisen. Tie Ermittelungen wären mit Sorgfalt angestellt worden. Man habe auch Mit glieder des Ausschusses gehört. Tie Stimmung im Kohlenrevier gegen ihn, den Minister, wäre wohl mehr auf Hues Agitation zurückzuführen. Großer Bei fall rechts und bei den Nationalliberalen, als der Minister das durch die Sozialdemokraten genährttz Mißtrauen als das Haupthindernis bei der För derung der Sozialpolitik bezeichnet. Tie Verguickung von staatsfeindlicher Politik mit wirtschaftlichen In teressen sei der größte Hemmschuh. Noch in später Stunde sprechen der Freisinnig« Kuno, der mit großer Schärfe die kommunalen, durch den Herrenstandpunkt der Zechenbarone hervor» gerufenen Mißstände im Ruhr-Revier geißelt, un8 der Antisemit Werner. Trotz des Widerspruchs der Sozialdemokraten wird! man sich morgen wieder mit der Reichsfinanzreform beschäftigen. Deutsches Reich. . Verl in. ' Z n r F r a g e b e r V c r n är k un g d e r englischen Wehrmacht« betont ein inspiriertes» Berliner Telegramm der Kölnischen Zeitung: Wir meinen, daß die englische Flotte stark genug ist, um einen Angriff abzuwehren. Abgesehen davon, daß wir England überhaupt nicht angreisen wollen, kann es für nns unbedenklich sein, wenn es ein starkes Landheer schafft, das voraussichtlich niemals stark ge nug sein wird, uns erfolgreich anzugreifen. — (Ein deutsches Kriegsschiff' wird in den haitianischen Gewässern zur Stelle sei«, wenn die Interessen der Reichsangehörigen durch den Auf stand gefährdet werden sollten. — > Te r Prot e st b e w e g n n g gegen di« R e i ch s st e u c r v o r l a g e n) haben sich jetzt auch die beiden größten Indnstrjeverbände angeschlvssen. Tie Protesterhebung erstreckt sich insbesondere gegen die Anzeigen- uud Plakatstener, die (Kas und Elektri zitätssteuer. — (Tas Schiedsgericht, dem die Vorfälle von Casablanea zur Entscheidung vorgelegt werden sollen, wird aus fünf Schiedsrichtern bestehen, die unter den Mitgliedern des ständigen Lchiedsbofes in Haag gewählt werden. Es wird, nachdem die Vor arbeiten erledigt sein werden, am I Mai IRM in Haag zusammen treten und sofort zur Untersuchung des Streitfalles schreiten. - «Ter E a v r j v j z j v f e l unter d e u t s ch e r Verwaltungs Nach einer Berliner Meldung der Kölnischen Zeitung in Hauptmann Streitwolf am 15. 'November mit umsassenden Vollmachten von Gobabis aufgebrochen, um die erste Einrichtung der deutschen Verwaltung im Eaprivizipicl in Form einer Resi- dentnr mit rein friedlichen Aufgaben einzuleiren Tse Einrichtung erfolgt unter Zustimmung uud Unter suchung der englischen Behörden. Wenn wir aus deut schem Gebiete eine deutsche Residentur erreichen wol len, so bedarf es doch eigentlich nicht erst der Zu stimmung der englischen Behörden Sie fragen uns auch nicht erst, ob sie in den Grenzgebieten neue Verwaltnngsmaßregelu treffen dürfen. Ausland. London. Zu den euglis ch e n R ü st u n g s - v l ä n e u - Maßgebende politische Kreise nehmen die .Kriegsrede Lord Roberts deshalb nicht besonders ernst, weil sich darin zu unverblümt der Aerger über die neuerlichen Mitteilungen über die Herkunft des Bnreu- feldzugsplanes verriet und die ganze Rede ersichtlich die Antwort aus diese Mitteilungen bildete. Ter mi nisterielle „Ltar" schreibt: Lord Roberts sprach, wie eilt Sensations-Romancier schreibt. Bevor wir uns aus seinen Rat einlasseu, zu einem Kostenpreise von überschläglich LU Millionen Pfund Sterling eine Ter ritorialarmee von einer Million Mann zu schaffen.