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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000531013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900053101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900053101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-31
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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Bezugs-Preis ftt der Hauptexpedition oder den iist Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Au«, gvbestelltn abgeholt: vierteljährlich^ 4.00, ort zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» -,K0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich v —. Direkte tägliche Kreuzbandscnoung in« Ausland: monatlich ^l 7.S0. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nedaclion «nd Expedition: IohanntSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochea geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: . Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Sorttm. Universitütsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, katharinenstr. 14. Part, und König-Platz 7. 273. Morgen-Ausgabe. UrMM TaMaü Anzeiger. Imlsklatt des königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes «nd Volizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Donnerstag den 31. Mai 1900. Anzelgen-PreiS die 6 gespaltene Pktitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsflrich (4gw spalte«) öO^z, vor den Familiettnachrichiett (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), au» mit »er Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung >l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag» 10 Uhki Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang. Colonialbeschrvichtigungen. 52 Die im Reichstage wie in der Presse geäußerte und von der Colonialverwaltung recht übel aufgcnommene Befürchtung wegen der wirthschaftlichen Auslieferung unserer Colonien an die Engländer werden durch neueste ofsiciöse Beschwichtigungs versuche eher verstärkt als gemildert. Vor einiger Zeit ver breitete die „Frankfurter Zeitung" eine Meldung englischer Blätter, wonach in Deutsch-Südwestafrika, etwa 400 englische Meilen landeinwärts von Walfischbai, Gold, Silber, Kupfer und Bleierze in großer Menge gefunden worden seien. Die englisch-deutsche Wcstafrika-Gesellschaft, zu der Cecil RhodeS, Werner Beit und andere Nolabilitäten ge hörten, hätten 100 000 Pfund ausgcworfen, um feststellen zu lassen, ob die Edelmetalle in genügender Menge vor handen seien, um den Abbau im großen Stile lohnend erscheinen zu lassen. Sei das der Fall, dann solle sofort für zwei Millionen Pfund (über 40 Millionen Mark) eine Eisenbahn von Walfischbai dorthin gebaut und die gleiche Summe in die Minenanlagen gesteckt werden. Die Expedition solle Mitte Juni aus England abgehen und von Christopher James, einem Mineningenieur, der in Californien reiche Erfahrungen gesammelt hat, geführt werden. Diese Meldung giebl jetzt die „Nordd. Allg. Zig." inhaltlich wieder mit dem einzigen, allerdings nicht be deutungslosen Verzicht auf die Namhaftmachung der beiden vom amtlichen Berliner Vertrauen getragenen großen Colonialpatrone Deutschlands, der Herren Cecil RhodeS und Beit. Zu der so in nicht unverdächtiger Weise ver stümmelten Nachricht bemerkt nun die „Nordd. Allg. Ztg.": „Bei dieser Meldung, die deutschen Blättern schon zu weit gehenden Befürchtungen wegen Ausbeutung Deutjch-SüdwestafrikaS durch engliche Unternehmer Anlaß gegeben hat, liegen mehrfache Unrichtigkeiten und Verwechselungen vor. Zunächst ist nicht einmal klar ersichtlich, welcher Fundort gemeint ist. Dein Anscheine nach banvell es sich nm die bekannte» Otavi-Minen, wo die South-West- Asrica-Companl) auf Grund der Damaraland-Concejsion vom Jahre 1892 schon in den Jahren 1893 und 1894 umfangreiche Unter suchungen veranstollet hat. Neuerdings ist es gelungen, durch Gründung der Ltavi-Gesellschaft hierfür auch deutsches Capital in erheblichem Umfange heranzuziehen, und diese noch in der Bildung begriffene Gesellschaft, die eine deutsche Colonialgesellschast mit überwiegend deutschem Einfluß werden soll, hat jetzt unter Oberleitung des vr. Hartmann die Expeditionen entsandt, bei denen neben anderen Bergleuten auch der Ingenieur Christopher James an gestellt ist. Ferner hat nach dem etwa 400 km landeinwärts von Walfischbai liegenden Gebiet von Rehoboth die deutsche Hanseatische Land- und Minengesellichast unter dem Berg meister Eichmeyer eine Expedition entsandt, die dort mit bis lang noch unbekanntem Erfolge geschürft hat. Endlich ist noch zu erwähnen, daß einige Privatleute, deutsche ReichSangehörige, vo» der Deutschen Colonialgesellschaft für Südwestasrika Schürsscheine erworben und etwa 120 km landeinwärts von Walfischbai Kupfer funde gemacht haben, zu deren Ausbeutung dein Vernehmen nach ein Syndicat gebildet werden soll. Alle diese Unternehmungen, die einzigen, die hier in Betracht kommen können, stehen entweder ausschließlich, oder, wie die Olavi-Gesellschaft, bei der nach Lage der Verhältnisse ein völliger Ausschluß des englischen Capitals unmöglich war, doch überwiegend unter deutschem Einfluß." Da die „Nordd. Allg. Ztg." selber nicht weiß, welcher Fundort gemeint ist, und nur vermuthet, daß es sich nm die Otavi-Minen handle, so hätte sie vielleicht gut gethan, weniger bestimmt von „Unrichtigkeiten und Verwechslungen" zu reden. Ist das Otavi-Unternehmen gemeint, so hat man eS mit der Expedition zu thun, von der schon vor Wochen gemeldet worden war, daß ihr kein einziger Deutscher angehöre. Damals schwieg die „N. A. Ztg.", obwohl auch jene Nachricht, wie natürlich, deutschen Blättern, u. a. dem unsrigen, Anlaß zu „weitgehender Be fürchtung" gegeben hat. Wenn das halbamtliche Berliner Blatt Recht hat, so darf und muß man annehmen, daß die Angabe über die exclusiv englische Zusammensetzung der Expedition richtig gewesen, daß inzwischen aber ein Deutscher für die Oberleitung gewonnen und daß — anscheinend auch: inzwischen — deutsches Capital für die Otavi-Gesellschaft herangezogen worden ist. Die Annahme, daß, weil früher der Engländer James als „Führer" genannt worden war und jetzt von der Uebertragung der „Oberleitung" an vr. Hartmann die Rede ist, man an eine dem Deutschen zugedachte Function, wie etwa die deS Wiener HofkriegSrathS gewesen, denken könne, dieser Annahme halten wir unS vorläufig fern. WaS den „überwiegend deutschen Einfluß" angeht, unter dem die Olavi-Gesellschaft stehen soll, so wird man, um daS Beruhigungsstreicheln der „N. Allg. Ztg." auf sich wirken lasten zu können, erst wissen müssen, m wie „erheblichem Umfange" deutsches Capital betheiligt ist und welche deutsche Persönlichkeiten in Betracht kommen. Bis auf Weiteres empfiehlt sich „erhebliche" Skeptik, nicht zum wenigsten aus dem Grunde, weil eine andere gouvernementale Stimme, die aus der „Köln. Ztg." herausschallt, im Anschluß an die sehr magere „Mittheilnng" des Berliner Regierungsblattes auf die Ausbeutung deutscher Colonien durch Engländer einen begeisterten Hymnus ertönen läßt. Man höre und singe mit: „Es ist wirklich im hohen Grade beschämend für die» Durch die Befürchtungen von Parlamentariern »ad nationalen Zeitungen bekundete. Red. deS „L. T-") gering« Zutrauen zn deutscher Kraft »»d znr Oberhoheit, daß auf Grund dieser Mitwirkung englischen Capital- deutsche colonialfreundliche Blätter weitgehenden Befürchtungen wegen Ausbeutung Deutsch-Südwest afrika» durch englische Unteruehmrr Ausdruck gebe». ES gehört da zu den traurigen Capiteln, Li« wir dieser Dog« in unseren Leit artikel über „Unzufriedene Lolonialfrrunde" in Nr. 401 der „Kölnischen Zeitung" eingehender besprochen habe». Wir haben in dem Artikel daran erinnert, daß gerade Engländer eS gewesen find, die zurrst in Deutschland mit reichem, englischem Capital die Errichtnng und de» Bau vo» Lise»bah»e», Ga-aasioltea, Pferde- bahnen, Maschinrnbao-Anflalten in die Hand genommen und damit bahnbrechend gewirkt habe». Die preußische Ober hoheit hat darunter in Preußen niemals gelitten. Weit, sichtige Staat-männir habia dies« Indienststellung älterer au-- ländisch« Cnltnr t» »ns«, heiwathlich. »olk-wtrthjchaf» »ach Kräften gefördert, die englischen Betriebsleiter und Capitalisten haben von ihren bahnbrechenden Unternehmungen durchweg guten Gewinn gehabt, aber unser Vaterland hat reichen Samen in unsere Erde gesäet und eine glänzende wirthschaftliche Ernte ist daraus auf unferm Boden ersprossen. So ist cs auch in unsern Schutz- gebieten. Wenn jetzt die Engländer als Hechte in unserm Karpfenteiche wirken, wenn sie ein größeres Vertrauen darthun, daß aus diesen unaufgeschlossenen Schätzen reicher Gewinn zu heben ist, wenn sie mit tücbtigen und unternehmungs lustigen Capitalisten sich zusammenschließen, um gemeinsam diese Aufschließung in die Hand zu nehmen, so sollte doch ein ehrlicher Colonialfreund darüber herzlich zufrieden sein und es mit Freude begrüßen, daß mit doppelten Kräften und einträchtig die Lösung einer schwierigen Ausgabe in die Hand genommen wird, ohne die eine gedeihliche Entwickelung unseres Schutzgebietes nicht zu erwarten ist. Wie kann man denn so schwachmüthig und weichherzig sein, daß man nur auf den Gedanken kommen kann, durch eine Betheiligung ausländischen Capitals an der Aufschließung unseres Schutzgebietes könne die deutsche Herrschaft, die deutsche Oberhoheit gefährdet werden? Wo wird denn nur ein einziges Lberhoheitsrecht dadurch in Frage gestellt?" AuS dieser Betrachtung geht zunächst hervor, daß die „Köln. Ztg." an die Versickerung der „Nordd. Allg. Ztg." von dem überwiegenden deutschen Einflüsse selbst nicht glaubt. Wozu in diesem Falle die deutscke UnfäbigkeitSerklärung? Der Vergleich mit dem GaS, den Pferdebahnen rc., ist reckt schön, nur paßt er wie die Faust aufs Auge. Durch die Einrichtung solcher Dinge haben die Engländer zwar ohne Zweifel deutsches Geld in ihr Land geleitet, aber sie haben dafür in Deutsch land blei b en de Wert he geschaffen. Wenn man aber Gold-, Silber-, Kupfer- und Bleierz-Minen ausbeutet und den Rein ertrag einem fremden Lande zufließen läßt, so hat man das Fundland nicht bereichert, sondern ärmer gemacht. Berg schätze haben bekanntlich die Eigenschaft, sich erschöpfen zu lassen, und daS Beispiel Brasiliens und anderer süd amerikanischer Länder, deren Bodenschätze von Portugiesen und Spaniern „abgebolt" wurden, zeigt den Unterschied zwischen Pferdebahnen und Goldminen hinlänglich. Dabei haben Portugiesen und Spanier den Boden- reichthum portugiesischer und spanischer Besitzungen ihrem Vaterlande zufließen lassen, die „Köln. Ztg." wünscht aber, daß die Schätze deutscher Besitzungen das englische Nationalvermögen vermehren helfen sollen. Deutschland wird dafür nur daS Recht haben, die englischen Ausbeuter mit seinem Gelbe zu schützen, bis die Herren „fertig", die Bergwerke auSgebeutet sind. Diese „Oberhoheit", soweit hat daS rheinische Blatt Recht, werden die Herren Cecil RhodeS und Genossen sicher nicht antasten, dazu sind sie zu praktisch. Wir sind der Meinung: wenn das deutsche Capital noch nicht hinlänglich einzreifen will oder kann, so ist eS besser, zu warten, die Dinge sich entwickeln zu lassen, als Unwiderbringliches an Fremde zur Vermehrung ihres Capitals, das dem deutschen Concurrenz macht, zu ver schleudern. Wichtige Bestimmungen aus der neuesten Novelle zur Gewerbe-Ordnung. Die am 23. Mai vom Reichstage mit großer Mehrheit an genommene, am 1. October 1900 in Kraft tretende Novelle zur Gewerbeordnung enthält eine Reihe, sowohl für die Gewerbe treibenden, wie auch zum Theil für das Publicum wichtiger Aenderungen der bestehenden Gewerbeordnung: Betreffs des Ladenschlusses wird bestimmt, daß all gemein von neun Uhr Abends bis fünf Uhr Morgen- offene Verkaufsstellen für den geschäftlichen Ver kehr geschloffen sein müssen. Die beim Ladenschluß im Laden schon anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden. Aus nahmen sind nur gestattet, 1) für unvorhergesehene Nothfälle,2) an höchstens 40 von der Ortspolizeibehörde zu bestimmenden Tagen, jedoch bis spätestens zehn Uhr Abends, 3) in Städten, welche weniger als 2000 Einwohner haben, sowie in ländlichen Ge meinden, sofern in denselben der Geschäftsverkehr sich vornehmlich auf einzelne Tage der Woche oder auf einzelne Stunden des Tages beschränkt. Damit den Ladenbesitzern in der Zeit, in welcher sie den Laden schließen müssen, keine Concurrenz von anderer Seite gemacht wird, ist während der Zeit, wo die Verkaufsstellen ge schloffen sein müssen, das Feilbietcn von Maaren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten oder ohne vorherige Bestellung von Haus zu Haus im stehenden Ge werbebetriebe, sowie im Gewerbebetriebe im Umherziehen, ver boten. Ausnahmen können von der Ortspolizeibehörde zugelassen werden. Für Barbier- und Friseurgeschäfte und ander« Gewerbe, „deren vollständige oder theilweise Aus übung zur Befriedigung täglicher oder an diesen Tagen be sonders hervortretender Bedürfnisse der Bevölkerung erforderlich ist", kann auf Antrag von mindestens zwei Dritteln der be- theiligten Geschäftsinhaber bestimmt werden, daß an Sonn- und Festtagen ein Geschäftsbetrieb nur soweit stattfinden darf, als eine Beschäftigung von Gesellen und Lehrlingen gestattet ist. Ein noch weiter gehender Ladenschluß in der Weise, daß auch zwischen 8 und 9 Uhr Abends und zwischen 8 und 7 Uhr Morgens für alle oder einzelne Geschäftszweige in einer Gemeinde während bestimmter Zeiträume oder während de» ganzen Jahres die Läden geschloffen sein müssen, kann durch Anordnung der höheren Verwaltungsbehörde «ingeführt werden auf Antrag von mindestens zwei Dritteln der betheiligtrn Geschäftsinhaber. Auf Antrag von mindestens einem Drittel der betheiligtrn Geschäfts- inhaber hat die höhere Verwaltungsbehörde die betheiligten Geschäftsinhaber zu einer Aeußerung für oder gegen die Ein führung de- erweiterten LadenschkuffeS aufzufordern. lieber die Ruhezeit der Angestellten ist Folgendes be stimmt worden: In offenen Verkaufsstellen und den dazu ge hörenden Schreibstuben (Tontore) und Lagerräumen ist den Ge hilfen, Lehrlingen und Arbeitern nach Beendigung dn täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens zehn Stunden zu gewähren. In Gemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern muß die Ruhezeit in offenen Verkaufs stellen, in denen zwei oder mehr Gehilfen und Lehrlinge be schäftigt werden, für diese mindestens elf Stunden betragen; für kleinere Ortschaften kann diese Ruhezeit durch Ortsstatut vor geschrieben werden. Innerhalb der Arbeitszeit muß eine ange messene Mittagspause gewährt werden. Für Gehilfen, Lehr linge und Arbeiter, die ihre Hauptmahlzeit außerhalb des die Verkaufsstelle enthaltenden Gebäudes einnehmen, muß diese Pause mindestens ein und eine halbe Stunde betragen. Diese Bestimmungen über die Ruhezeit finden jedoch keine Anwendung 1) auf Arbeiten, die zur Verhütung des Verderbens von Maaren unverzüglich vorgenommen werden müssen, 2) für die Aufnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Inventur, sowie bei Neueinrichtungen und Umzügen, 3) außerdem an jährlich höchstens dreißig von der Ortspolizeibehörde allgemein oder für einzelne Geschäftszweige zu bestimmenden Tagen. Neu ist auch die Bestimmung, daß eine Arbeitsord nung für jede offene Verkaufsstelle, in welcher in der Regel mindestens zwanzig Gehilfen und Lehrlinge beschäftigt werden, innerhalb vier Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes oder nach der Eröffnung des Betriebes erlassen werden muß. Der Bundesrath kann ferner für bestimmte Gewerbe Lohnbücher oder Arbeitszettel vorschreiben, in welche vom Arbeit geber einzutragen sind: Art und Umfang der Arbeit, die Lohn sätze und sonstigen Arbeitsbedingungen. Wichtig für Betriebsbeamte, Werkmeister und ähnliche An gestellte, ferner für die mit höheren technischen Dienstleistungen betrauten Beamten, wie Maschinentechniker, Bautechniker, Che miker, Zeichner u. s. w., welche nicht über 6000 Gehalt be ziehen und nicht nur zur Aushilfe auf weniger als drei Monate an gestellt sind, ist die Vorschrift dergleichenKündigungs- fristen, d. h. die Kündigungsfrist muß für beide Theile gleich sein, wenn durch Vertrag eine kürzere oder längere Kün digungsfrist als die gesetzliche sechswöchige bedungen wird. Sie darf außerdem nicht weniger als einen Monat betragen und kann nur für den Schluß eine Kalendermonats zugelassen werden. Einer vielfach erhobenen Forderung genügt der Entwurf da durch, daß er das Geschäft des Gesindevermiethers oder Stellenvcrmittlers concessionspflichtig macht ' Der Krieg in Südafrika. —Lord Roberts wollte gestern Mittag mit seiner Armee in Johannesburg einrücken. Bis spät Abends war eine Nachricht von dem Einzug noch nicht eingetroffen. In London ist man aber der festen Zuversicht, daß der Anfang vom Ende des Krieges da sei. Unser Ll-Correspondent in Köln telegraphirt uns: LI. Köln, 30. Mai. (Privattelegramm.) Der Londoner Gewährsmann der „Kölnischen Zeitung" erfährt au- dortigen militärischen Kreisen, daß die reitenden Truppen einen Vorstoß gegen Pretoria, sowie gegen die Delagoabai-Bahn machen sollen, um den Transvaalern den Rückzug abzuschneiden. Mit zunehmender Bestimmtheit treten Gerüchte von Capi- tulationsverhandlungen auf. Krüger schwanke noch und verlange nur die Sicherheit, daß er nicht nach Helena verbannt werde. In gut unterrichteten Kreise werde versichert, daß möglicher Weise bereits Sonntag in Pretoria die Ein verleibung Transvaals verkündet werde. Ein Telegramm deS „Daily Chronicle" aus Vereeniging meldet, daß am Sonntag Kämpfe bei Meyerton und unweit deö Klipflusseö stattgefundcn haben. Die dritte Reiterbrigade mit Artillerie und berittener Infanterie griff die Boeren an, die verschanzt waren und Kanonen batten. Die Boeren wurden vertrieben, nachdem sie die Bahnstation und die Geleise mit Dynamit zerstört hatten. Seitdem war der Vorstoß von French und Hamilton unbeanstandet. „Reuter'S Bureau" meldet, wie uns auS London tele graphirt wird, aus Bloemfontein vom 28. d. M.: Die Proklamation deSFeldmarschallsRobertS, durch die der Oranje-Freistaat an ne ct ir tjwird,wurde heute Mittag aus dem Marktplatze von dem Militärzouverneur Pretyman feierlich verlesen. Eine ungeheure Menschenmenge war bei der Verlesung anwesend. Die Truppen waren aus dem Markt platze aufgestellt. Lady Roberts wohnte mit ihren Töchtern der Feier bei. Die Prociamation giebt unter Anderem be kannt, daß der Staat in Zukunft den Namen „Oranje River Colonia" führen wird. Nach der Verlesung der Prociamation wurde die königliche Standarte unter großem Jubel und dem Absingen der Nationalhymne entfaltet. General Buller hat ebenfall- eine Proclamation erlassen. Sie kündigt nach einem un« au» New Castle zugehenden Telegramm an, daß die britischen Truppen nunmehr durch Transvaal rücken werden und daß den an der Marschstraße wohnenden Per sonen jeder Schutz gewährt werde, vorausgesetzt, daß sie sich loyal verhalten. Die Bewohner werden mit Person und Eigenthum verantwortlich gemacht werden, falls die Eisen bahnen oder die Telegraphen beschädigt oder wenn Gewalt- thatigkeiten gegen britische Soldaten in der Nähe der Wohnungen verübt werden sollten. Auch hier hofft man englischerseit» auf raschen Sieg, wie auS folgenden Meldungen hervorgeht: * Mount Prospekt, 29. Mai. („Reuter» Bureau") Di« britischen Truppen haben sehr park« Stellung«» besetzt, dir Majuba und LaingSsrk beherrsche». Dir Bo«r«a richteten rin wirkungslose» Feuer auf di« britischen Stellungen. Die britischen Vorposten wurden heute aus beiden Flügel» in «in Gefecht verwickel». Ein« Batterie Zwölfpsünder verhiudertr Li« Boeren, ihr Geschütz auf dem Hügel om Botha-Puh nusznstellrn. * Lost««, 30. Mai. (Telegramm.) An» New Castle wird von gestern gemeldet: Di« Schiffsgeschntz« in Mount Prospect er öffneten heute früh ein heftiges Feuer auf die Stellung der Boeren bei Pogwaoi und Laingsnek, das vom Feinde ohne Erfolg erwidert wurde. Annexion ist nach wie vor die Losung der Londoner Regierung. In der vorgestrigen Rede bei dem Festmahl der Londoner Conser- vativen sagte Lord SaliSb ury Folgendes über die Regelung der südafrikanischen Frage: „Wir können keine Sicherheit erlangen, so lange wir den beiden Staaten nur ein Stückchen wirklich unabhängiger Regierung lassen. Unsere Ver antwortlichkeiten sind doppelt: Wir müssen die vernachlässigten eingeborenen Rassen schützen, und andererseits unsere Politik so leiten, daß, soweit möglich, die Versöhnung an die Stelle der Abneigung und deS Zwistes tritt. Alles aber steht hinter dem Erforderniß zurück, daß in dem ganzen Gebiete keine geheime Bewegung unter Personen bestehen darf, die dem Reiche und der Königin feindlich gesinnt sind." Tic Stärke der gegen die voere» aufgebotenen Ttreit- kräfte Englands, mit deren Entsendung der Bestand an regulären Truppen im Mutterlande bekanntlich nahezu völlig erschöpft ist, wird vom „Militär-Wochenblatt" auf 86 Infanterie-Bataillone, 3 Bataillone berittener Infanterie (bei der Cavallerie), 18 Cavallerie-Regimenter, 10 reitende, 45 fahrende und 2 Gebirgs-Batterien, 15 FestungSartillerie-Compagnien mit 1 Belagerungspark, 19 Pioniercompagnien, 1 Telegra- phistcnbataillon, mehrere Eisenbahn-, Luflschiffer- und Brücken- bauerabtheilungen, 9 Zeugcompagnien, 40 Traincompagnien, 29 Milizbataillone, 70 Compagnien A^manry, 86 frei willige Compagnien berittener Infanterie u. f. w. berechnet, die mit den Freicorps, Schiffsmannschaften, Colonialtruppen u. s. w. etwa 228 000 Mann stark sind. Die rein englischen Truppen betragen davon 17l 000 Mann, von denen 150,000 Mann bis einschließlich März auS England kamen, während der Rest entweder schon in Südafrika stand oder aus anderen Colonien dorthin entsandt wurde. Diesen Truppenmaffen gegenüber haben die beiden verbündeten Republiken höchstens 40—50000 Mann inS Feld stellen können. Von den 228 000 Mann der Engländer müssen die Nichtstreitbaren mit 13 000 Mann und die Etappentruppen mit 40 000 Mann abgerechnet werden, so daß in runder Zahl etwa 175 000 Mann übrig bleiben. Durch Abzug von 10 Proc., die an der Vollstärke gewiß fehlen, «nd von 15 Proc. an dauernd Erkrankten wird die Zahl der kampf fähigen Streitbaren auf rund 134 000 Mann herab gemindert. Hiervon dürften etwa stehen im Freistaat (rin- sckließlich der Besatzungstruppen) 66 000 (Lord Roberts), in Natal 30 000 (Buller), bei Kimberley, Fourteen Stream, BoShof 20 000 (Methuen, Hunter), im westlichen AufstandS- gebiet 10 000 (ParsonS), in Rhodesia 5000 (Carrington), nördlich Mafeking 2000 (Plumer), in Mafeking 1000 (Baden- Powell). Ter Entsatz Mafeking». In «inem ausführlichen Bericht au» Mafeking unter d«in 18. Mai bringt der Correspondent des Reuterbureau» «Io« Reihe von bisher unbekannten interessanten Einzelheiten über den Entsatz von Mafeking und die demselben unmittelbar vorangegangrnen Kämpf«. Während des EntscheidungskampseS, der am Sonnabend vor dem Entsatz stattsand, zeickneten sich eine Anzahl von Frauen durch hrr- vorragcnden Muth aus. Lady Sarah Wilson wagte sich eine halbe Meile iin Feuer vorwärts, um den Verwundeten im Spital betzustehen. Die Pflegerinnen leisteten namentlich in Bezug auf die Schnelligkeit ihrer Hilfe und Geistesgegenwart das Menschenmöglichste. Zwei Pflegerinnen gingen in das von den Engländern beschossene feindliche Lager, um den verwundeten Boeren beizustehen. „Diese Damen", äußert sich der Correspondent, „waren zwar ziemlich im Wege, aber ihr Heroismus und ihr Hohrs Pflichtbewußtsein dürften nicht ihres Gleichen haben". Whales, der Redacteur der „Mafeking Mail", der, um sich nützlich zu erweisen, Kauonierdienste leistete, stellte sich so ungeschickt dabei an, daß er nach der Schlacht mit allerdings ungefährlichen Wunden, die er sich selbst bei gebracht hatte, bedeckt war. Der Correspondent der „Time-", Hamilton, gerieth tn Gefangenschaft der Boeren nnd ver suchte von seinem Zimmer aus Photographien von den bei den Besestigungswerkrn beschäftigten Boeren auszunehmen. Das Handwerk wurde ihm bald gelegt. An den Lominandanten Elofs stellte er das Ansinnen, ihm den telegraphischen Verkehr mit seinem Blatte zu gestatten. Das wurde rundweg obgelehnt. Auch tragikomische Zwischenfälle fehlen nicht. Mit den Vorrüthen in den Boerenfestrn wurde in den letzten Augenblicke» »icht sehr sparsam umgegongen. Ein Franzose Nameu» Caftiuier «griff eine Flasche Champagner, pflanzte sich auf dem Dach« d«S Ber- pflegungsmagazinS aus und begann zu trinken. Bevor er die Flasche geleert hatte, wurde er von einer Kugel getroffen. Er that einen letzten Schluck aus der Flasch« und sank dann tobt um. „Die Briefe, die die Gefangenen schreiben durften", heißt «» weiter, „waren sehr sonderbar." Die Fran zosen brummten darüber, daß sie in die Hände der Engländer gefallen waren. In ihren Bemerkungen üb« di« Boeren waren sie außerordentlich kaustisch, ja roh. Die Le»tschea zeigte» anch, daß sie nicht mehr in ihr« Freunde, die Holländer, verlirht waren und die Entfremdung »wischen den Boeren und ihre» aus wärtigen Freunden war so groß, daß sogar Deutsch« und Franzosen gegen die BnrgherS gemeinschaftlich« Sache machten. Alle sprachen ihre Mißachtung »nd Abneigung gegen General Eayman aus. Die Briese der Boeren waren voll von fromme» Ge fühlen." Mafeking nahm den Entsatz sehr ruhig auf. „Es war schon dunkel, al» Major Karrt Davis mit acht Leuten aus den Marktplatz z» ritt. Einer der Leute hielt einen Paflanten auf und sogt«: „Halloh, wir sind die Entsatztruppen". „Wirklich?" antwortete der Bürger von Mafeking; „wir hörten, daß Ihr berrttS draußen (vor Mafeking) wäret", und er ging r»hig Weiler. „Ach", sagte der Soldat enttäuscht, ,^r nimmt e» ziemlich kühl". Der Enthusiasmus begann erst, al» die Nachricht vom Eintreffen der Truppen sich weiter verbreitete. Der „Reu»«"-Correspondent erzählt dann» wie er mit seinen College» vo» der Sutsatz- coloune und Lady Sarah Wilson auf eioem Hundewagen eiu« Rundfahrt zu alten Freunde», die sich im Entsatz- Heere befanden, unternahm. SS werden schließlich «ine Anzahl von Ansprachen BaLen-Powell'S an dir Be» theidigungstruppen von Mefeklng wiedergegeben. Besonders warm war di« Ansprache an di« Localmaanschaft vo« Mafeking. Sie fei, meinte Baden-Powell, wie die Wallnuß in der Schale. Die Leut« dächten, wenn sie einmal di« Schale geöffnet hätten, jo könnten sie ohne Schwierigkeit »um Kern kommen. Die Boeren hätten bereit- die Schal« abgestreift gehabt, ab« gegen den Kern hätten sie nicht» thun können. Am Hchlnff« sein« Red« benwrkw
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