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Großenhayner Mterhalwngs- und Intelligenz-Blatt. 40. Stück. Sonnabends, den Z. October. 1829. XVI kZahrg. Der indische Räuber-Hauptmann. London 1828. O-Mier-Sing war als der Anführer einer zahl reichen indischen Räuberbande schon seit mehreren Jahren der Schrecken der Einwohner gewesen / hatte sich aber immer damit begnügt, einzelne Dörfer auszuplündern und deren Bewohner zu ermorden; das Eigenthum der mächtigen Compagnie war von ihm verschont geblieben, weshalb man es mit sei ner Verfolgung nur höchst gleichgiltig betrieb , und ihm Zeit ließ , einen neutralen Fürsten der Gegend durch einen Theil des Raubes zu seiner Verheim lichung zu bewegen. Sein letzter Raubzug hatte aber ein sehr bedeutendes Eigenthum der Com pagnie selbst betroffen und dies änderte die ganze Sache. Alle inländischen Verbündeten der Regie rung wurden nunmehr um Erlaubniß ersucht, den Verbrecher in ihren Ländern verfolgen Zu rönnen, und bald ermittelten ausgesuchte Späher seinen Aufenthalt unter den widersetzlichen Siemindar's des Königs von Dude. Zn diesen halb wilden Ländern werden die Steuern von den Fürsten meistbietend versteigert, und die Takiel's, welche das Recht zur Steuer-Erhebung auf diese Weise erstehen , haben , von einer starken Lruppen-Abtheiümg begleitet, Vollmacht , die Steuern einzuziehen, und den unglücklichen Land bauern vcm dem Ertrage ihrer Felder nur die Mühe der Bestellung übng zu lassen. Da nun diese Steuerpächter sich nicht begnügen mit dem, was ihnen zukommt, die Besteuerten aber eben so un gern das geben , was sie schuldig sind , kommt es oft zu Schlägereien , selbst zu Blutvergießen. Ge gen gewaltsame Erpressungen haben die Landbe wohner starke Umpfählungen aufgeführt; hier hinein fluchtete sich D-Wier-Sing, und der englische Major Melville , der mit den Truppen der Ne gierung ihn verfolgte , mußte jede einzeln stürmen; erst , wenn sie dem Boden fast gleich gemacht war, entfloh der Räuber auf seinem raschen , stets bereit gehaltenen Pferde zu einer andern Umpfäh lung , wo er auf den Beistand der Siemindar's rechnen konnte, denen er früher gegen ihre Unter drücker beigestanden hatte. Diese Verfolgungsweise griff indeß die Truppen der Regierung äußerst an, und Melville sah sich genöthigt, auf diesem nun fremden Boden die Vermittelung des brittischen (Mfuls bei dem Hofe von Lucknor in Anspruch Zu nehmen. Da indeß die Räuber in diesen Ge genden den von dem Landesfürsten gewährten Schutz besser bezahlen können, als die ehrlichen Leute, so sind hier ganze Dörfer von der Räuber- Caste bewohnt, welche nur die Verpflichtung ha ben , ihre Abgaben pünktlich zu berichtigen und ihrer Kunst nicht in zu großer Nähe der' Heimath nach zu gehen. Von diesen Leuten ließ sich also wenig Beistand erwarten, da es sich um einen der Regierung zugefügten Schimpf und die Ver folgung des Räubers Seitens der regierenden Macht handelte. Major Melville war nicht im Stande, den Räuber zu fangen. Bald darauf war Melville zugegen bei einem Elephanren-Gefecht. Die beiden edlen Thiere wur den in einem umpfählten Platz zum Kampfe gegen einander geführt, ein dichtes Gedränge der indi schen Zuschauer umgab den weiten Raum. -- So sehr auch dieser großartige Kampf der beiden Co- losse des Majors Aufmerksamkeit an sich zog, so mußte er sie dennoch von Zeit zu Zeit auf einen Landesbewohner richten , der dicht neben ihm stand, und auch ihn mit Theilnahme zu beobachten schien. Seine saubere Kleidung verrieth einer: Indier der Hoyern Caste; ganz weiß und vorn feinsten Stoffe