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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896080102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-01
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
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Die Morgen-Ae-sgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Udr. Filialen: Ltts Klemm'» Tortim. (Alfred Hah«>. Uoipersitätsstraße 3 (Paulinum), Lont» Lösche, Natbannenstr. (4, vcirt. und KöniySvlati 7. Nedaction und Expedition: Johanne«,affe 8. DieEzpeoitioa ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. BezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder den im Stadt« oezirk und den Vororten errichteten AuS- gabrstellen abgebolt: vierteljährlich.4iL ^0, 5«i zweimaliger täglicher Zustellung ins Laus b.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbai,djendua- iu» Ausland: monatlich ^ll 7.50. Abend-Ausgabe. ' « > ' "»»> -u > W-> , KipMr TiMblalt Anzeiger. Nmisktatl des ÄSnigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Nee la wen unter dem Aedacttonsftrich l»ge- ivolten) SO-4, vor den Famitiennackrichtee (L gespalten) »Och. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichuiß. Tabellarischer und tztlkrricsa» nach höherem Daris. Extra-Beilagen lgefalztl. nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Posrbesörderung X ÜO-, mit Postdesörderung 70-—. Än«ahmeschluk für Änzei-k»: Abend-Ausgabe: Vormittag» 16 Uh», Morgen-Ausgabe: Nachmittags «Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher, Anreisen sind stet» au die Ettedttian zu richt«,. Druck und Verlag von E. P olz in Lelvj!» 388. Sonnabend den 1. August 1896. SV. Jahrgang. rrtlumunnmti-il » lä! ..i» .00» um l«i > 35 isr. 99.50 144.00 I 158 10 177.— I 153.90 ue ;t»rä»mpksr >aun" n»cb » »4 105.50 123.50 157.80 122,30 25,87 1°l» 173.25 114 10 87,00 40.— 1,7 2'1, 08,— Isu«n Noril- , ist ksUls ce V.1V- ». äsr vnion- 1«r nloäert.- 3. lull von su, lei »ui M ds- leäock 93,45, 54.10 86,90 80.10 104,80 169.25 216.05 213 00 216,— sirsn por 1 108,50 31, per 4uli v 54.— I 104,75 kost out 23210 . 86,80 162,— 108,— 126 — 00,— 114,— 210- 184.50 143.50 122,— 185,— 124 — 272,25 216,35 101,50 104,— 94,— 108,70 104,40 100,20 91,30 53,10 ;n so lr, te 89 50 139,50 137,— 90,40 119,20 94,20 Politische Tagesschau. * Leipzig, 1. August. Die „Schlesische Zeitung" stellt infolge deS Unterganges deS Kanonenbootes „Iltis" die unbedingt gerechtfertigte Forderung, daß kein seiner Aufgabe nicht ganz ge wachsenes Kriegsfahrzeug die Reise über das Weltmeer antreten und nie mit dem Ersatz derjenigen Fahrzeuge auch nur einen Moment gezögert werden dürfe, deren Zustand nicht mehr in jeder Richtung den Erforder nissen entspreche, die an die Widerstandskraft eines Schiffes in dem Kampfe gegen den Feind und die Elemente gemacht werden müssen. Gleichzeitig meint das Blatt, daß bei den Erörterungen über die Flottenbaupläne von berufener Seite die unwidersprochen gebliebene Ansicht geäußert worden sei, daß das nicht mehr bei allen Schiffen der deutschen Kriegsmarine der Fall sei. Gegen diese Behauptung wendet sich, ohne Zweifel inspirirt, die „Post". Eine im Reichstage allerdings gefallene Aeußerung von amtlicher Seite habe die „Schlesische Zeitung" gänzlich mißverstanden. Noch niemals habe eines unsererKriegsfahr- zeuge eine Reise angetreten, daS nicht völlig für seinen Indicnst- stellungszweck ausgerüstet worden wäre. Wen» seiner Zeit der Staatssecretair des Reichsmarineamts bei den Forderungen für die Ersatzbauten betont habe, daß die veralteten Schiffe nicht mehr den Anforderungen genügten, die man an ein vollwerthigeS Schlachtschiff stellen müsse, so bezogen sich diese Worte lediglich auf den Werth der Schiffe als Waffe oder Kriegswerkzeug, jedoch nicht auf die Seeeigenschaften der veralteten Fahrzeuge. Zn Bezug auf die Seetüchtigkeit hätten sich unsere sämmtlichen Schiffe während ihrer Indienst- Haltung trotz ihres zuweilen hohen Alters stets voll ständig bewährt. Deshalb könne auch unter keinen Um ständen der Untergang deS Kanonenboots „Iltis" seinem Alter zugeschrieben werden. Der Untergang des „Iltis" habe mit seinem Alter nichts zu thun, denn auch ein völlig neues, nach den letzten Erfahrungen der Schiffsbaukuust construirtes Schiff von dem Tonncngebalt des „Iltis" wäre der Kata strophe zum Opfer gefallen, da bei dem Taifun das Schiff die hohe See nicht hätte erreichen können. — In demselben Sinne äußert sich der rur Disposition gestellte frühere com- manvirende Admiral Frhr. von der Goltz, der nach Coburg übergesiedelt ist, im „Cob. Tagebl." Er schreibt u. A.: „Außer dem „Illis" existiren noch die Kanonenboote „Wolf" und „Hyäne". Sie sind die letzten Repräsentanten einer aus den Aussterbeetat gesetzten Schiffsclaste, da dieselben zu klein sind, um den Mannschaflcn in den Tropen auch nur einigerinaßen wohnliche Unterkunstsräume zu bieten. Nichtsdestoweniger waren die Kanonen- boote sehr seetüchtig, trotz ihrer Kleinheit, und sie sind deshalb seit ihrem Ctapellauf fast ununterbrochen auf nur ausländischen Stationen in Dienst gewesen und haben überall Gutes ge leistet und sich bewährt." Gegenüber solchen Feststellungen von autoritativer Seite braucht man durch Auslassungen entgegengesetzten Inhalts, die vereinzelt in der Presse auslauchen, sich nicht beunruhigen zu lassen. Unsere in Dienst gestellten Kriegsschiffe sind inS- gesammt seetüchtig, und die Freunde einer aus oft erörterten Gründen nothwendigen Vergrößerung unserer Kriegsmarine wären übel berathen, wollten sie das Unglück deS „Iltis" zum Ausgangspunct einer Agitation für die Flottenvermehrung macken. Der „Vorwärts" hat die bei ihm jedes Jahr wieder kehrende Arbeit bebvnnen, die Berichte der Fabrikinfpectoren und Gewerberäthe m usum ckelpüiui zurechtzustutzen und Feuilleton. Jim Pinkerton und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd OSbourne. 30j Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck verboten. „Vielleicht läßt sich Ihrem Geld auf die Spur kommen? WaS für Sorten waren's?" „Englische Goldstücke. Ich hab sie in New Aork zu einem febr günstigen CourS eingewechselt. Und wie sauer ich mir das Geld verdient habe, o mein Gott!" „Da würde eine Anzeige bei der Polizei wohl nur geringen Erfolg haben." „Auch ich bin dieser Ueberzeugung und muß meine ganze Hoffnung auf Sie setzen, Herr Dodd! Ich könnte Ihnen leicht beweisen, daß ein kleines Darlehn eine vorzügliche Capital- aulage für Sie sein würde; aber ich ziehe eS vor, lediglich an Ihre Menschenfreundlichkeit mich zu wenden. Unsere Bekanntsckaft begann in ungewöhnlicher Weise, allein jetzt kennen Sie mich bereits näher, denn wir sind seit Kurzem wir sind, ich möchte fast sagen intim geworden. Sym pathie für Sie trieb mich an, Ihnen mein Herz wie nur sehr Wenigen auSzuschütten, und ich glaube, nein, ich bin dessen sicker, daß Sic mich mit Wohlwollen anaehört Haden. Andernfalls hätte ich nicht gewagt. Sie zu dieser Stunde zu stören. Denken Sie sich in meine Lage hinein! Wie könnte ich mit meinen Gewissensbissen und in meiner Verzweiflung schlafen? Ich mußte unwillkürlich an Sie denken wie an einen Freund und nun ergreife ich Ihre Hand wie ein Er trinkender einen Strohhalm. Und wie leicht könnten Sie mir Hoffnung und Verstand wiedergeben! Ein kleines Dar- Ichn, daS ich treulich zurückzahlen würde, wäre dazu genügend. Fünfhundert Dollars wären mehr als genug, vierhundert würden hinreichen." Er beobachtete mich mit brennenden Augen und fuhr, als ich schwieg, fort: „Herr Dodd! Ich glaube, daß ich, wenn eS durchaus sein müßte, auch mit zweihundert Dollars auSkäme." „Die Rückzahlung wollen Sie aus Cartbew'S Tasche leisten?", sagte ich nun. „DaS paßt mir nickt. Aber hören Sie, WaS ich tbu» will. Ich bringe Sie an Bord zu den ihm passenden Schlußfolgerungen zu verwerthcn. Zu nächst handelt es sich um die jüngst veröffentlichten JabreS berichte der preußischen Regierungs- und Gewerberäthe. Dem svcialdemokratiscken Blatte ist vor Allem daran gelegen, die Arbeiter von dem Vorwnrf zu entlaste», daß sie durch eigenes Verschulden dazu beitrage», die in ihrem Interesse erlassenen Vorschriften zum Schutz gegen Gefabren unwirksam zu machen und dadurck die Thatsache berbeizufübren, daß die Zabl der Unfälle im Allgemeinen eher im Steigen als im Ab nehmen begriffen ist. Zu dem Zwecke bat er aus dem dicken Bande der zusammengestellten Jahres-Berichte diejenigen Stellen herausgesuckl, in welchen die Zunahme der Unfälle mehr oder weniger den Unternehmern zur Last gelegt wird. Mangel an Schutzvorrichtungen, übergroße Arbeitslast, Ein stellung ungeübten Personals, vielfacher Wechsel des Personals sind die Gründe, welche der „Vorwärts" für die wachsende Zahl der Unfälle herausgesnnden hat. Vor Allem imponirt ihm der Bericht des Gewerberatbs für Westprenßen, in Welchem u. A. betont wird, es sei uickt anzunebmen, daß die Schutzvorrichtungen von den Arbeitern absicht lich beseitigt würden, sosern sie bei ihrer Arbeit durch dieselben nicht erheblich behindert würden. Mit der An führung dieser Stelle glaubt der „Vorwärts" Diejenigen schlage» zu können, welche dem eigenen Verschulden der Arbeiter in der Unfallstatistik eine größere Rolle zuweisen. Vorsichtigerweise fügt das socialdemokratiscke Organ hinzu, es wolle nicht bestreiten, daß auch Fälle vorkämen, in welchen das Gegentbeil der Annahme des westpreußischen Gewerbe raths zutrcffe. In die richtige Beleuchtung gerückt wird dieses kleine Zugeständniß durch die vom „Vorwärts" weise verschwiegenen Stellen in Len Jahresberichten, in welchen das Verschulde» der Arbeiter bei Unfällen ausdrücklich hervorgehoben wird. Wenn der „Vorwärts" wollte, hätte er statt des einen von ihm angeführten Citats solcher Stellen gar mancke finden können. Der Gewerberath für den Regierungsbezirk Frankfurt a/O. constatirt: „Ganz all gemein muß die Klage wiederholt werde», daß die Arbeiter selbst in den meisten Fällen nur ein geringes Verständniß für die auf ihren Schutz gerichteten Bestrebungen an den Tag legen. Vielfach sträuben sie sich gegen die An bringung von Schutzvorrichtungen, die sie in keiner Beziehung bei der Arbeit behindern, oder haben für solche Anordnungen nur ein überlegenes Lächeln." Der Gewerbe rath für den Regierungsbezirk Liegnitz bemerkt in seinem Bericht, die „Abneigung der Arbeiter gegen die sorgfältige Benutzung der Schutzvorrichtungen bestehe noch vielfach". Aehnliche Klagen führt der Gewerberath für die Provinz Ostpreußen. Der Gewerberatk für den Regierungsbezirk Münster berichtet, es sei wiederhol! beobachtet worden, daß die Arbeiter „in unverantwortlickem Leichtsinn die ein fachsten Vorsichtsmaßregeln außer Acht lassen". So komme es namentlich in der Textilindustrie nicht selten vor, daß die Maschinen während des Ganges geputzt und zu diesemZwecke die Schutzvorrichtungen entfernt (!) würden. Auch der Gewerbe rath für Berlin und Ebarlottenburg bemerkt, der Erfolg auch der besten Schutzvorrichtungen werde so lange mangelhaft bleiben, als die Arbeiter sich nicht daran gewöhnten, die zu ihrem Besten geschaffenen, z. Tb. kost spieligen Vorrichtungen auch zu benutzen und den Vorschriften nachzukommen. So ganz unbegründet ist also die Behauptung wohl nicht, daß die Arbeiter selbst einen wesentlicken Theil der Schule an den zunehmenden Unfällen tragen. In der That, wenn man die Berichte über die Ur sachen einzelner Unfälle lieft, so wird man staunen müssen eines Dampfers, entrichte die gesummten Kosten Ihrer Reise bis FriSeo voraus und lasse Ihnen vom Schiffszahlmeister bei Ihrer Ankunft in New Hjork fünfzig Dollars ausfolgen." „WaS soll ich in Frisco? Ich bin aus meinem Beruf gestoßen, habe keinen Erwerb, kann nicht graben und will nicht betteln. Dabei hängen, wie Sie wißen, Andere von mir ab, für die ich sorgen muß." „Nun denn, ich will an Pinkerton schreiben. Er kann Ihnen gewiß zu einer Beschäftigung verhelfen; inzwischen soll er Ihnen drei Monate lang für meine Rechnung jede vierzehn Tage 25 Dollars einhändigen." „Herr Dodd! Das kann nickt Ihr Ernst sein. Bedenken Sie, daß diese Familie die reichste der Gegend ist und, wie ich höre, viele Millionen Dollars besitzt, während Sie selbst mich mit einigen Hunderten bestechen wollen!" „Ich will Sie nicht bestechen, sondern biete Ihnen einfach ein Almosen. Einerseits möchte ich Ihr häßliches Vorhaben in keiner Weise unterstützen, andererseits würde ich Sie nicht gern verhungern taffen " „Dann geben Sie mir hundert Dollars und die Sache ist abgethan." „Ich will thun, was ich Ihnen gesagt habe, weder mehr noch weniger." „Nehmen Sie sich in Acht!" rief er, drohenden Ton an schlagend. „Machen Sie sich nickt unnötbiger Weise einen Feind! Ich warne Sie — seien Sie nicht thöricht!" Dann wurde er wieder unterwürfig. „Also siebzig Dollars, Herr Dodd, nur siebzig! Ich bitte Sie um der Barmherzigkeit willen um wenigstens siebzig. Sie haben ein gutes Herz — bedenken Sie meine Lage und die meiner unglücklichen Gattin!" „Dieser hätten Sic sich früher erinnern sollen? UebrigenS habe ich Ihnen mein Anerbieten schon gemacht und wünsche jetzt zu schlafen." „Ist daS Ihr letztes Wort? Bitte, mein Herr, überlegen Sie sick'S genau! Ziehen Sie doch sowohl mein Elend al« auch Ihre eigene Gefahr in Betracht. Ick warne Sie und ich siebe Sie an. Erwägen Sie Ihre Antwort reiflich!" „Mein erstes Wort und mein letzte«!" Plötzlich ging mit ihm eine schreckliche Veränderung vor. Ein Zorneüsturm scküttelte ihn, der Rückstand seines Rausches trat an die Oberfläche, seine Züge verzerrten fick, ein Anfall von Veitstanz — bei ibm nichts Seltenes — überkam ihn und er schleuderte mir in namenloser Wutb die folgenden Worte zu: über die Leichtfertigkeit, mit welcher Arbeiter schwere Unfälle für sich und Andere herbeifübren. Selbst der westpreußische Gewerberath, auf den sich der „Vorwärts" beruft, constatirt, daß fast 8 Proc. aller Unfälle ans grobe Fahrlässigkeit der Arbeiter, Verschulden der Mitarbeiter und Nichtbenutzung der Schutzvorrichtungen zurückzufübre» sind, während 88,5 Proc, geringere Unachtsamkeit der Arbeiter zur Ursache halten. Auf mangelhafte oder fehlende Schutzvorrichtungen ließen sich nur 2 Proc. aller Unfälle zurücksühren. Zur Beurtkeilung der Erbitterung, die in Zürich gegen die Italiener allmählich unter den breiten Schichten der Bevölkerung Platz gegriffen hat, muß man sich, so schreibt die „N. Z. Z.", auswärts, wo die örtlichen Ver hältnisse weniger bekannt sind, vergegenwärtigen, daß neben vielen braven, arbeitsamen und nüchternen italienischen Arbeitern und mancher tüchtigen Familie sich eben auch Elemente der schlimmsten Art bei nnö eingenistet haben. Viele, Lenen der Boden in ihrer Heimath zu heiß ge worden, weil sie befürchten mußten, mit den Etispi'schen Ausnahmegesetzen in Eonflstt zu kommen und nach einem ZwangSdomicil geschafft zu werden, kamen in die Schweiz und nach Zürich, wo sie ihr lichtscheues Treiben fortsetzten. Daß viele italienische Spelunken in Außersihi die reinsten Verbrecherhöhlen waren, ist bekannt. Nicht nur die häufigen Messeraffairen, sondern namentlich auch das ganze unsittliche Treiben gewisser italienischer Elemente hat schließlich einen förmlichen Nothstand entstehen lassen, gegen den sich das sittliche Gefühl der Bevölkerung auflehnte. Die Journale unserer Kliniken urd Spitäler geben einen grauenhaften Einblick in die Laster und die sittliche Ver kommenheit, die unter einzelne» dieser Söhne des Südens herrschte. Wenn der Krawall nun daS Gute hat, daß mit diesen unsauberen Elementen gründlich aufgeräumt wird, so kann man andererseits nur tiefes Mitleid mit jenen Unschuldigen haben, die nun durch die letzten Ereignisse um ihr Brod gekommen und in Notk und Elend verjagt worden sind. Einiges ist bereits von Staalswege» zur Linderung der Nothlage getban, aber die Privalwoblthätigkeit muß hirx,»treten, um wirksame Abhilfe zu ermöglichen. DaS italienische Consulal in Zürich hat eine Sammlung von Liebesgaben eröffnet, ei» Züricher Bürger machte den An fang, indem er dem Eonsulate einen größeren Betrag zur Verfügung stellte und den Aermsten unter den Vertriebene» kleinere Gaben zutheilen ließ. — Nach uns vorliegenden Meldungen, versprechen die privaten Sammlungen eine» reichlichen Ausfall. Zn den aufständischen Gebieten der Türket scheint sich in Folge einer Schwenkung in dem Verhalten Ennlqntzs die Lage noch weiter cvmpliciren zu wollen. Bekanntlich Hal sich der Truck der Mächte in der letzten Zeit weniger gegen die Türkei als gegen Griechenland gerichtet, dessen Re gierung eine directe Unterstützung des Ausstandes in Kreta und in Makedonien — eben wird wieder gemeldet, daß die Negierung die Sträflinge aus der Strafanstalt Larissa in Frei heit gesetzt und daß diese wvhlbewaffnet die türkische Grenze über schritten haben — nicht nur duldet, sonder», wie trotz ent gegengesetzter officiösen Dementis »nb amtlicher Erklärungen sestzustehen scheint, sogar begünstigt. Leider sind die Vor stellungen der Mäckte ohne Resultat geblieben, und die Folg» davon ist, was speciell Kreta betriff», einmal, daß die Kretenser fortgesetzt aus einem über die Evncessionen der Pforte und „Wenn ich ein verklärter Heiliger sein werd«, will ick in Entzücken darüber gerathen. Sie um einen Tropfen Wasser vergeblich beulen zu hören. Sie sind ein Spion, ein falscher Freund, ein fetter Heuchler! Ich trotze Ihnen. Ja, ich trotze Ihnen und ich verachte Sie und ich speie vor Ihnen aus! Ich bin auf der richtigen Fährte, auf der seinigen oder der Ihrigen, ich rieche Blut und ich will die Spur nöthigenfallö auf Händen und Knien verfolgen, und müßte ich darum ver hungern! Ich werde Sie zu Tode Hetzen, ja, niederbeyen und Ihnen den Meister zeigen! Wär« ick stärker, so würde ich Ihnen die Gedärme auSreißcn; in diesem Zimmer hier, in Ihrem eigenen Zimmer würde sich sie Ihnen berauSreißen! O verdammt! Ich fluche Ihnen! Sie halten mich Wohl für sehr schwach? Aber ich sage Ihnen, daß ich beißen kann. Ich kann bis aufs Blut beißen! Ich kann Sie verletzen, schädigen, beschämen, Schmach über Sie bringen ." Jetzt wurde sein sinnloses Wuthgeschrei durch das Herbei stürzen deS Wirthe« und zweier Diener, die der Lärm auf geweckt hatte, unterbrochen. Auf des ersteren Frage, WaS loS sei, konnte ich selbstverständlich nur antworten: „Herr Bellairs bat blos einen kleinen Rausch. Führen Sie ibn auf sein Zimmer." In Wirklichkeit erkannte ich hinter seinem Ausbruch den in seinem Gehirn lauernden Wahnsinn. Zwanzigstes Capitel. Beim Frühstück erfuhr ich, daß der Winkeladvocat ver schwunden sei, ohne die Rechnung bezahlt zu haben. Ich konnte mir genau vorstellen, wohin er sich begeben batte, und so entschloß ich mich denn rasch, ihm zu folgen. Um zehn Ubr machte ich mich denn mittels Droschke auf den Weg nack Stallbridae-le-Eartbew. Die Landschaft mit ihren weidenden Schafheerden und zahlreichen Lcrchenschwärmen war wohl bübsck, aber nickt an ziehend genug, um meine Gedanken aus längere Zeit von Bellairs und Earlhew abzulenken. Meine Phantasie zeigte mir den Ersteren nicht mehr als ein Wiesel, sondern al» einen toll gewordenen Hund, der nicht ging, sondern lief, dabei bellend und Schaum vor dem Munde. E» schien mir, als verfolge er seinen Weg unaufhaltsam, lasse sich weder durch Drohungen noch durch Vernunftgründe zum Stehenbleiben oder Ausweichen bewegen und würde, wenn plötzlich die große chinesische Maner als Hindcrniß vor ihm auftauckte, sie mit den Nägeln angreifen Endlich bog die Landstraße vom Hügelland ab, führte per Mächte hinapsgebenden erheblichen Mehr bestehen und noch immer sich dem Wahne kingeben, sie könnten ihren Willen mit hc wasfneler Hand durchsetzen, auf der andern Seite aber, daß die Pforte weiter Gelegenheit erhält, ihren Mangel an guten' Willen durch den Hinweis auf Len Succurs, welchen die Aufständischen von außen her erhalten, zu verdecken, und statt mit der bestimmten Zusage und Ausführung ter IN Aussicht gestellten Reformen nach wie vor der türkischen Soldateska die Pacifjcirung überläßt. Da- sind natür lich ganz unhaltbare Zustände, und es ist daher sebr begreiflich, daß die Großmächte mit dem Gedanken umgehen, durch eine Flottendemonstration an der griechischen Küste die griechische Regierung ernstlich an ihre internatio nale Pflicht zu erinnern oder, falls dies nicht« fruchten spllte, die Küste von Kreta zu blockiren, so daß weitere Zufuhr von Unterstützungen unmöglich gemacht wäre. Eine bestimmte Absicht in dieser Richtung ist von den Mächten noch nicht kund gegeben worden, aber eS ist sicher zu erwarten. Laß etwas Derartiges geschieht, da die Pforte offenbar nickt im Stande ist, selber genügend Wache zu halte», Damir aber ist die Action der Mächte an einem Punct gngekommen, wo ihre bisher so trefflich bewährte Uebereinstimmung in die Brüche zu gehe» drobt, da England Miene macht, sich abzusondern. I» einem schon kurz er wähnten Leitartikel erklären die „Times": Der Plan der Blockade trage den Stempel russischen Ur sprunges. Wenn man ihn verwirklichen wolle, so müsse Oesterreich den Anstoß geben, da Deutschland nach einer Berliner Meldung keine eigene Postiik in der ttrela-Irag« habe und lediglich seinem Verbündeten folge; England wünsche auf» Lebhafteste die Be ruhigung der Insel, es sei aber durch die letzten Erfahrungen, die es mit dem europäischen Eoncert gemacht habe, sehr vorsichtig geworden in Bezug auf Vorschläge, die über diplomatisch, Vorstellungen hinausgehen sollte». Es werde bei allen guten Rathschlägen für den Sultan herzlich mitwirken, aber in Erinnerung an da» jüngst ihm wieder bewiesene Mißtrauen Kriegsschiff« nur dann mitwirken lassen, wenn »ine Sicherheit für die ehrliche Durchführung der Reformen porliege. Wenn die englischen Panzer zur Verwendung gelangen sollten, so müßten Diejenigen, welche eintretendenfalls zu Zwangsmaßregeln greisen sollten, zunächst als Schiedsrichter eingesetzt werden und sähig sein, die Ausführung jeder Maßregel, über die man über, einlomme» würde, zu gewährleisten. England gedenke der arme- Nischen Angelegenheit, man könne von ihm nickt erwarten, daß es einfach als Ä«ydarm»r>k de» Sultans handeln solle. Äendar- meriedienst möge der Sultan hei Denen suchen, von denen er Rath und Hilfe annehme, Das ist eine sehr entschiedene Sprache. Man siebt: Eng land ist nicht bereit, Griechenland und Kreta gegenüber über diplomatische Vorstellungen hjnguSzugeben, und würde, falls pie übrigen Großmächte eine bewaffnete Demonstration ins Werk zu setzen beabsichtigten, einfach nicht mitthuM Welch' bedenkliche Eonseguenze» sich hieraus ergeben werden, läßt sich vorläufig nur ahnen, jedenfalls «her gewinnt die orien talische Frage durch Englands Haltung ei» ganz andere« und ^ewiß kein erfreulicheres Ansehen. So saßt auch eine zweifel los officiöse Berliner Zuschrift der „Köln. Ztg." die Sacke auf. C« heißt in derselben; Die Auslassung der „Times", welch» sich gegen den „Eventual- pntrag" einer Blockade Kreta« wendet und skeptische Ansichten über die Wirksamkeit des europäischen Eoncerte« »um Ausdruck dann ziemlich steil ins Stall-Thal hinunter und lief schließlich zwischen eingefriebiglen Feldern unter dem dichten Schatten langer Baumreiben dabin. Der Kutscher sagte mir, daß der Wagen bereits auf Earthew'scken Besitz sich fort bewege. Bald erblickte ich links eine mit Zinnen ver sehene Mauer und kurz darauf sah ick daS in der Lichtung eines reichbewaldeten Parke» stehende Herrenhaus, das trotz seiner niedrigen Lage und trotz der es umgebenden übe, mäßigen Fülle von Bäumen den imposantesten Eindruck machte — so hoch und groß war es. Rechts davon sah ick einen schönen Teich mit vielen Schwänen, links einen überaus pracklvollen Blumengarten. Die seckzigfensterige Vorderseite des Schlosses hatte eine Terrasse und war von einem Zier giebel überragt. Bon dem großen Doppeltbor lief eine breite, an jeder Seite mit drei Banmreiben bepflanzte Allee aus. Der Anblick dieser ganzen Oertlichkeit, die feit vielen Generationen gepflegt und verbessert worden war, so viel Geld verschlungen batte und von so vielen Angestellten in Ordnung gehalten wurde, mußte mich lebhaft interessircn. WaS mich aber am meisten überraschte, war der Umstand, daß von der ganzen Diener- und Gärtnerschaar Niemand zu sehen war. Alles blitzte und blankte, alle» erwies sich als tadellos und sauber, ohne daß ich irgendwen erspähen oder irgendwelche ArbeitSgeräuscke vernehmen konnte. Ick bekam nickt» anderes zu hören als das Brüllen einiger Kühe und daS Zwitschern der Vögel. Außerhalb der Parkmauern befindet sich eia Weiler mit den Wohnhäusern der Eartbew'schen Beamten, den Bureaus der berrsckaftlicken Verwaltung und den Arbeit»- wie den Schlashütten des Meiereipersonals. DaS zwar kleine, aber sehr bebaglicke OrtSwirthShauS, in welchem ick zunächst ab stieg, bildete eine Art Vorposten der Familie Eartbew Die Wände hingen voll von StahlstichportraitS der Äbara des Gut-Herrn; andere Bitter gab- dort überhaupt nicht. Der Wirth war ein früherer Kellermeister, die Wirtdin rin« einstige Kammrrjungfer der Herrschaft, und im Hintrrzimmer der Schenkt trieben sich zumeist active oder ehemalige Diener aus dem Schloß herum. DaS letztere zu besichtigen konnte mir nickt erspart bleiben, wenn ick mich nicht auffällig macken wollt«. Denn wozu könnte ein Mensch nack Stallbridge-le-Eartbew kommen, als zur Besichtigung? Wie jeder andere Fremde, mußte ich mich entschließen, die Abnenhalle zu durchwandern, di« Schwäne zu füttern, die Rafaels zu bewundern (die Earthew'S besaßen zwei), den Pfaurnbof zu betreten und da» in ganz England
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