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's tntsblcrtt Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Gröna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w Erscheint Jitstvatr ,eden Wochentag abends für den folgenden Tag und MM M M nehmen außer der Expedition auch die AuSttäger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Rik. 1Hö MM /M M MM M^ dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncev- durch die Post Mk 1,82 frei in's HauS. MM Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstrtrr-Grrrstlhal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugan, Hermsdorf, Kernsdorf, für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcnr crltec <8eiirerirö>e-Verrvcrktirirgeir ösv urrrlregoiröeir Ortschaften. Nr. 238. Sonntag, den 12. Oktober 1902. 52. Jahrgang. Die Wassersteuer auf die Monate Juli bis mit September laufenden Jahrerist längstens bis zum 18. dieses Monats bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an unsere Stadlsteuereinnahme — Rathhaus, Zimmer Nr. 2 — abzusühren. H- -enstein-Ernstthal, am 4. Oktober 1902. Der Stadtrath. Or. Polster. Geißler. Das Schulgeld, Fortbildungsschulgeld und dasjenige für fremdsprachlichen Unterricht auf das 4. Vierteljahr (Monate Oktober bis mit Dezember) 1902 ist längstens bis zum 1. November dieses Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme — Rrthhaus, Zimmer Nr. 2 — abzufühcen. Hohenstein-Ernstthal, den 11. Oktober 1902. Der Stadtrath vi. Polster, Bürgermeister. Geißler. Eine geräumige Werkstatt und eine Wohnung, Elte Hermannstratze und Büttnergasse, sind sofort zu vermiethen. Nähere Auskunft im Nach halls, Zimmer No. 1. Gemäß Z 69 6 der rev. Landgemeindeordnung liegen die fertig gestellten und geprüften Gemeinde rechnungen für 1901 von heute ab vier Wochen lang im hiesigen GEmdeamte öffentlich aus. Oberlungwitz, am 10. Oktober 1902. Der Gemeinde-Borstaad. Lieberknecht. Bekanntmachung. Am 3V. September 1902 ist der 3. Termin Einkommensteuer, mit welchem zugleich die Handels- bez. Gewerbekammerbeiträgc auf das Jahr 1902 zu entrichten sind, sowie der 3. Termin Landes- und Landeskultnrrenten und am 1. Oktober a. e. der 2. Termin Brandkasse nach Pfg. pro Einheit fällig und an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Vorstehendes wird mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß wegen der Ein kommensteuer nebst Handels- und Gewerbekammerbeitrügen nach Ablauf von 3 Wochen, wegen den Landes- und Landeskulturrenten nach Ablauf von 2 Wochen und wegen der Brandkasie nach Ablauf von 1 Woche, vom Fälligkeitstage an gerechnet, gegen Säu- mige dos Beitreibuugsverfahren eingeleitet werden wird. Gersdorf, am 26. September 1902. Der Gemeindevorstond. GShler. füllt. Nachdem die Versammlungen eröffnet waren, wurde dec Mimmaltarif bekannt gegeben und in der darauffolgenden Debatte erklärt, daß dieser nicht eine Verbesserung der Löhne, sondern eine Verschlechterung derselben bedeute. Nach zum Theil erregtem Mein ungsaustausch wurde einstimm,g beschlossen, an dem von den Arbeitern eingereichten Lohntarif festzuhalten und mit heute Sonnabend in den Generalstreik ein- zutrcten. Die Referenten ermahnten die Ausständigen, die Ruhe nicht zu stören, damit die Polizei keinen Anlaß zum Einschreiten habe, und einmüthig auszu harren Nach Wahl der Streikkomitees und Bekannt- ^abe der Lokale der Streikburcaus wurden die Ver sammlungen geschlossen. Bei dem Streik kommen ungefähr 3500 Arbeiter und folgende Firmen in Frage: Müller 8c Hartmann, Thieme 8r Co., Eduard Rein hold, Gebr. Müller, Härtel 8c Strunz, C. I. Bem- mann, Focke 8r Baum, Gebr. Bochmann, Franz Götze, Emil Lenke, Straff 8c Sohn, Franz Schmieder, Quaos 8c Co., Otto Schwedler und F.R. Wildenhain In den Bedingungen, welche die Arbeiter den Fabrikanten vorlegten, heißt es u. a.: Futterstoffe weiden nach dem Grundlohn berechnet. Für Muster, kurze, schlechte Ketten lind Schuß ist ein Wochenlohn von 18 Mari zu zahlen; bei einem einzelnen Stück, welches zwischen langen Ketten gemacht werden muß, hat eine Vergütung von 1 Mark statt zufinden. Wenn die Wartezeit länger als 1 Tag dauert, so ist die Zeit zu vergüten. Abschaffung des Zweistuhl-Systems. Der 1. Mai ist als Feiertag sreizugeben. Dieser Grundlohn ist in den Fabriksülen auszu hängen. — Chemnitz, 11. Oktober. Zum Streik in Meerane wird dem „Chemnitzer Tageblatt" von der Lohnbewegung in Meerane. — Meerane, 11. Okt. Der Generalausstand der Textilarbeiter von Meerane ist gestern Abend be schlossen worden! Nach den Vorgängen des gestrigen Tages war dies vorauszusehen. Bekanntlich hatten die Arbeiter den vereinigten Webereibesitzern ein Ulti matum gestellt, wonach, wenn bis Freitag Mittag aus den eingereichten Lohntarif eine günstige Antwort nich! ertheilt würde, am Sonnabend in den Generalausstand getreten wird. Diese günstige Antwort erfolgte nun nicht. Vielmehr haben die Fabrikanten am Donners- tag in einer Versammlung beschlossen, ebenfalls einen Lohnt-rif auszuarbeiten, und zwar einen sogenannten Mindestlohntarif. Dieser wurde nun am Freitag Vor mittag in den Fabriken ausgehängt, fand aber die Billigung der Arbeiter nicht; denn nachmittags nah men die Arbeiter einer größeren Anzahl Firmen die Arbeit nicht wieder aus, und in denjenigen Fabriken, wo man mittags die Arbeit wieder ausgenommen hatte, wurde bald darauf ebenfalls gefeiert. Im Lause des! Nachmittags sanden bereits verschiedene Versammlungen! statt behu s Austausch über den Tarif der vereinigten Webereibesitzer. Vormittags dagegen versuchte das Komitee der Arbeiter auf dem Gewerbegerichte eine Einigung mit den Fabrikanten anzubahnen. Diese Besprechung konnte jedoch nicht stattfinden, weil die Arbeitgeber hierzu nicht erschienen. Das sonst etwas monotone Straßenbild unserer Stadt bekam nun eine andere Physiognomie, denn überall standen größere oder kleinere Trupps von Arbeitern, die sich über di- Lohnbewegung unterhielten. Mit allgemeiner Spanne ung sah man den für den Abend anberaumten drei Versammlungen im „Thüringer Hof", „Tonhalle" und „Kuchengarten" entgegen, die die Entscheidung bringen sollten. Schon lange vor Beginn der Versammlungen, tz,9 Uhr, waren die Säle der genannten Lokale über- Meeraner Kammgarnspinnerei mitgetheilt, daß ein Generalstreik insofern nicht existire, als es sich bisher nur um einen Ausstand der Arbeiter in den mechani schen Webereien handle, während die Spinnereien, Färbereien und Appreturen durch den Streik nicht m Mitleidenschaft gezogen sind und die Arbeit in ihnen ruhig fortgesetzt wird. — Glauchau, 10 Oktober. Gestern Abend land im „Weißen Roß" hicrsclbst wiederum eine öffernliche Versammlung der hiesigen Textilarbeiter und Arbeiterinnen statt. Es war als Referent ein Weber aus Meerane anwesend, welcher über die dortigen Lohn- und Arb-itsverhältnissc sprach und die hiesigen Arbeiter ersuchte, die Mcerancr Lohnwcber bei Aus bruch eines Streiks kräftig zu unterstützen und nicht- Nr Meerane zu liefern. Ja einer Resolution, welche einstimmige Annahme wnd, wurde beschlossen, die Mecraner Kollegen m jeder Weise zu unterstützen und ihnen -u besseren Lohnverhältmsscn zu verhelfen. Es hatten sich gegen 400 Weber beiderlei Geschlechts ein- gründen. — Zum Geschäftsgang in Glauchau- Meerane meldet man der von Theodor Martin hrrausgegebemn Leipziger Monatschrist für Textil-Jn- dustrie unter Anderem Folgendes: Trotz der bereits oo-gerückte,. Saison Hai siu, das Geschäft erst wenig entwickelt, was besonders auffällt, wenn man die gleiche Zeit des Vorjahres zum Vergleich heranzieht. Alles in Allem ist die Geschäftslage als mittelmäßig, ja theil weise als ganz leidlich gut zu bezeichnen. Der größte Theil der Webstühle ist im Betrieb und da- Belegen der abgearbeiteteu Stühle, resp. das Einlegen neuer Ketten ersolgt immer in verhältnißmäßig kurzen Zeit- räumen. Allerdings wäre ja ein größerer Eingang von OrdreS wünschenSwerth. In den Webereien ist der größte Theil der Stühle voll beschäftig!. Neben schnell zu erledigenden Ordres aus Winterwaare kom men als gangbare Artikel Waschseide und bastfarbige, mit bunten Eff- cten bemusterte Leinen- und Baumwoll- barcges in Frage. Für diese Qualitäten, welche zu meist in 50 cm Breite und zwar in der Regel im Stuhl zu 2 Stück nebeneinander gewebt werden, stellen sich die Ablieferungstermine zumeist auf Oktober, do diese Genres schon für Abend- resp. Gesellschaftszwecke mit in Frage kommen und sp,ciell in billigeren Qua litäten auch für das Weihnachtsgeschäft von größerer Bedeutung sind. In den Appreturen und Färbereien unseres Bezirkes hat sich seit unserem letzten Berichte der Geschäftsgang nur wenig verändert, und gleich den Webereien kann man hier im Allgemeinen von einem leidlichen BejchäftigungSstand sprechen, besonders da das Geschäft mit Gera, Greiz, Ronneburg mehr An regung erhalten hat, und auch hierin noch Aussichten aus weitere Besserung vorhanden sind. Weniger er- oaulich als in Webereien, Färbereien, Appreturen und Spinnereien unseres Bezirkes steht es mit dem Ge schäftsgang der Musterzeichnereien. Diese Betrieb?, welche besonders unter der gegenwärtigen Blousenmode sehr zu leiden haben und bereits seit mehreren Sai sons keine regelrechte Saisonthätigkeit mehr zu ver zeichnen hatten, werde» tagtäglich mehr zum Schmerzens kinde der Branche. Leider sind die Aussichten für die Zeichnereien momentan auch nicht günstig, denn einer seits gehen dieselben jetzt erst der eigentlichen Pause entgegen, und andererseits ist hier eine durchgreifende Besserung auch in der Saisonbeschäftigung nicht zu erwarten," solange noch Blousen und Erzeugnisse der Stickereibranche im Kleiderstoffgeschäft den Markt be herrschen. Sächsisches. M::-Muagen osn aügemetnem Interesse weeoen dankbar ent gegen genommen nnd eventl. honortrt. — Mit der Zolltarifvorlage der Regierung beginnen sich die Konservativen zu befreunden. Der frühere Vizepräsident des Reichstags, der sächsische kon servative Abg. von Frege, hat sein Bedauern über die Gegnerschaft der konservativen Partei gegen die Vorlage der Regierung ausgesprochen mit der Aufforderung, für die Verabschiedung der Vorlage zu wirken. Die „Kreuz- Ztg " tritt dieser Auslassung vollkommen bei. Nach dem Berichte Leipziger Blätter hat Herr von Frege u. A. Folgendes ausgeführt: „Er glaube doch, sagen zu müssen, daß es sehr bedauerlich sei, daß man aus Parteirücksichtcn ur Ablehnung des Zolltarifs der Regierung gelangt sei Leider habe er mit dieser Ansicht kein Interesse bei der Mehrheit seiner Freunde gefunden. Er bedauere das im höchsten Maße. Aber viele glaubten, an das einmal ge gebene Parteiwort gebunden zu sein und man handele danach, obwohl man fm der Sache selbst innerlich ganz anders denke. Ein solches Handeln k-nne schließlich nur dem Zentrum zugute kommen. Man scheine sich leider an vielen Stellen der Verantwortlichkeit nicht bewußt zu sein, die man mit der Devise „Alles oder nichts" auf sich lade. Damit gebe mm doch nur der Sozialdemokratie Stoff bei den nächsten Wahlen in die Hand. Aber ein starres Festhalten wäre einmal beliebt, ganz wie zu der Zeit, als die Verlängerung des Sozialistengesetzes m Frage stand. Wäre die konservative Partei damals auf die von der nattonalliberalen in Vorschlag gebrachten Abschwächungen eingegangen, so hätten wir eine Ver längerung desselben erhalten. Seine Meinung gehe dahin: Jeder einsichtige Landwirth solle dahin wirken, daß der jetzige Zolltarif zur Verabschiedung gelange. Möge man daran denken, daß, wenn man jetzt den Zolltarif ablehne, mit dem man in der unglücklichsten Wei e die rein preu ßische Kanalangelegenheit verquickt habe, man dann einst zu einer zweiten Caprivi'schen Aera gelangen könne. Und das würde ein unberechenbarer Schaden für die Land- wirthschaft sein. In eine politische Körperschaft werde er nicht mehr eintreten, die eben vorgetragene Anschauung bilde also in diesem Sinne auch sein politisch-wirthschaft- liches Testament." — Uebersicht über Niederschläge und Temperatur in der ersten Dekade des Monats Oktober. (Mittheilung der hiesigen meteorologischen Station.) Niederschläge Niedrigste Höchste Temperatur in Lil. pro Tem- Tem- mittag- Lag. Quadr.-Met. peratur. peratur. 12 Uhr 1. 0.0 56 12.0 10.9 2. 2.5 2.4 6.9 3.2 3. 0.0 0.3 2.0 1.3 4. 0.1 0.6 6.7 6.1 5. 2.0 8.3 7.8 6. 7.0 5.4 7.5 7.0 7. 2.5 4.5 9.3 8.2 8. 0.0 5.2 9.8 8.2 9. - 0.9 12.9 11.5 10. 5.9 18.2 18.5 8». 12.1 Liter pro (7sm. — Bortrag. Herr Georg Fcitzschler, als einer der bedeutendsten Sprechkünftler weithin bekannt, hielt gestern Abend im Kaufmännischen Verein einen Rezitationsvortrag. In mehrfacher Beziehung war man auf die Darbietung gespannt; die unzähligen Erfolge des Sudermann'schen Bühnenwerkes „Johannisfeuer" erregten einerfetts Interesse für denselben, während aber auch die Person des Rezitators und die Eigenart der Wiedergabe des Schauspiels unsere kunstsreundlichen Hohenstein-Ernst thaler neugierig (man verzeihe das Wort, aber es trifft das Richtige) machen mußte. Und nach der einen wie nach der anderen Seite erlebte man keine Enttäuschung. Man mußte freilich alle Sinne spannen, um dem Interpreten Sudermanns durch die ergreifende Liebestragödie auf den Fersen folgen zu können. Den lithauischm Dialekt beherrscht Herr Fcitzschler durch- aus, aber uns ist er nicht immer verständlich. Dazu kam noch, daß der Herr Vortragende, trotzdem er das ganze v«er Akte umfassende Werk frei aus dem Ge- dächtniß wiedergab, schnell und fließend sprach — aber das scharfe Hinhören wurde reich belohnt. Herr Fritzschler ließ mit btthnenkünstlerischem Geschick die genial entworfenen Figuren Sudermanns aus seinem vornehm abgerundeten Erzählertone plastisch heraus- wachsen. Er särbte sein Organ so vielgestaltig und feinsinnig, daß man im Geiste die kämpfenden Leiden schaften des Stückes sich in bestimmte Formen drängen sah und daß von Szene zu Szene die gleich zu An fang scharfumrissene Vorstellung über das Wesen ver handelnden Personen sich verdichtete. Dabei verließ den Herrn Redner keinen Augenblick die besonnene Herrschaft über das Gefühl des Ausdrucks, auch nicht in den bewegtesten Momenten und vor allen Dingen nicht in den Damenparthicen, obwohl hier die Be- orgmß, unbewußt Carricaturen zu schaffen, wie ein Damoklesschwert über dem Haupte des Redners hängen muß. Der etwa zweistündige Vortrag befriedigte die zahlreich Erschienenen ausnahmslos, wie aus der leb haften Erörterung am Schlüsse desselben hervorging.