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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051013022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905101302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905101302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-13
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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Die t ivaltioechiruiid- ikile ,ca, » Silben! <» Lick , «u kund,gu»,en auk der Lrivatieite Seile W Dl, : die rivaliige Seil« aui Tert- leite so Mg,, als Eingelaudt Seile « Blg 8» «ummeru «ach «um- und Aeiertigeu ilvaliige üimndreil« so . aui Vrivalieile «o Mg,. Livaliige Zeile aui Lertieile und alg ikmgeiandi so Li», Sluswäriige Aul- träge nur gegen vorausi»»ablu»^ veicgblättcr werden mit to Mg. berechnel. Nernlvrechauichlgd: Amt I Nr. U und Nr. 000». Set» >»1««ckr..»ipp«UI»»»KI»er NMr. pure»«, i Welser SloL^kelci Plomben von 1 Llk. ao. r»ke- rlobon in Letäub I lUlc. Xiinrtl. reime mit Llatio von 1—3 M jo nach Lmrabl unä Llrrtoriul. Ll»«i»»«I- Neueste Draktberichte. Hosnachrichten, Kouservativcr Verein, Alldeutscher Verband. Evangeliicher Bund, Allgem. I 1 MG» 60»» Tplllll. Hnndwcrkciverciii. Geuchlövechaiidluiigeii Moskauer Unruhen Liederabend. Berliner Leben. s K»». Neueste Drahtmeldnnken vom 12. Oktober. A« den Enthüllungen Delcafsss. .Köln. In einem Berliner Telegramm d-r „Köln. Ata." wird auSgefübrt, daß man die E n t h ü l l u i- g e n Delcasjos nicht als lächerliche Phantastereien abtun könne. Beinahe hätte die Politik Delcosß" stürzt. Äe Fl kommen konnte, lunnr »ur uu» ,rrr>urrr,ry uno rL»g,ui,v r>u!,,g beantwortet werden, und diese Antwort würde jedenfalls über raschender sein, als das jetzige Ableugnungsverfahren. Köln. tPriv.-Tcl.s Tie „Köln. Ztg." erklärt in einem offiziösen Berliner Telegramm, daß es England fo leicht nich: möglich sei, die Delcassoschen Enthüllungen ein fach abzuschütteln. Frankreich und England hätten ein Inter esse daran, daß die Angelegenheit in unanfecklbarer Weise klar- gestellt werde. Nötigenfalls müsse angenommen werden, das; Delcasse an das Versprechen einer englischen Kriegslsilse ge glaubt und danach seine Politik eingerichtet habe, wodurch letztere in überaus geiährlicher Weise beeinflußt wurde und beinahe zu einem Knie« führte, wie er furchtbarer nicht gedacht werden könnte. Darin aber liege die grobe Bedeutung der Sache, und deshalb werde es unmöglich sein, sie einfach als belanglos bin- zustellen. Die Enthüllungen seien durchaus ernst zu nehmen, man könne sie nicht als lächerliche Phantastereien abtun. Paris. Infolge eines in der hiesigen Ausgabe des „Newyork Herald" und dem „Figaro" wiedcrgcgebcnen Artikels, worin Delcassä aufs schärfste angegriffen wurde, hat Dcl- cassä an den Herausgeber des „Figaro" folgendes Schreiben gerichtet: „Ich habe, seitdem ich das Ministerium verlassen bade, systematisch Stillschweigen beobachtet, nicht Klotz den Beschimp fungen gegenüber, sondern auch gegenüber der frechen Ent stellung meiner Absichten und Handlungen. Heute morgen hat sich der französische Patriotismus eines fremden Blattes über di, Enthüllung eines diplomatischen Geheimnisses entrüstet, welche eS mir zuschreibt. Ich hätte den Angriff eher für lächerlich gehalten. Den Platz, den Sie demselben an der Spitze des „Figaro" eingeräumt haben, zeigt mir aber, wie sehr Sie sich über denselben ausgeregt haben. Ich möchte Ihre Aufregung beruhigen: aber ich bin nicht Richter über die Zweckmäßigkeit einer Erklärung und bitte Sie, mich zu entschuldigen." Paris. Iaurös erklärt in der „Humaiiito", er habe im Augenblick der marokkanischen Krise aus direkter und sicherer französischer Quelle alles erfahren, was Delcassß im Minister rat über die von England angebotcnc Intervention gesagt hat, nämlich, datz England damals sich sogar durch Vertrag verpflichten wollte, Frankreich gegen Deutschland nicht Klotz durch Mobilisierung seiner Flotte, sondern auch durch Lan- düng von 10 OilOo Mann zu unlerstützen. Iaurös be- merkt hierzu: Entweder hat Delcasst: durch verbrecherischste vollste Erfirrdu ' ' - ' -- -- " Wide ' oder > den und ungewissen Konflikt zwischen Frankreich und Deutsch land eine furchtbare Bestimmtheit^und einen furchtbaren Um erleih rfindung versucht, seine Kollegen zu täuschen und sie zum widerstände zu ermutigen idoch diese Hypothese ist zu kratzs, rer England hat sich in der Tat dazu verstiegen, dem beginnen- . Wahrheit, und Frankreich . das'Recht und die Pflicht, über diese nunmehr unzweifelbaste u verleihen. Das ist die hat Tatsache nachzudeilken. Solange England nur seine Flotte ver sprach, konnte Frankreich mißtrauisch fragen: Was setzt Eng land auf das Spiel? Seine Flotte wird leicht der deutschen Flotte Herr werden, und dann wird es sich zurückzichen können, und wir allein werden bann die ganze Last des Krieges zu tragen haben. — Dagegen gab England durch das Anerbieten, 100000 Mann gegen die deutsche Armee ins Feld zu stellen, Frankreich ein gewichtiges Unterpfand, und nichts konnte aus die Einbildungskraft des Franzoien besser cinwirken. Wir haben es also mit einem wohlüberlegten Plane zu tun. Dieser ^lan erfüllt mich mit Entsetzen. S o haben wir das Einver nehmen mit England nicht verstanden. Der Ernst des von Delcassö enthüllten Zwischenfalles kann nicht geleugnet werden. Delcassö hat bei der englischen Negierung den Eindruck hervor- gerusen, dah er zu allem bereit wäre, und die englische Regie rung hat bei dem eitlen Erminister die Rolle des Versuchers gespielt. Die englischen Liberalen beginnen nunmehr die Ge fahr zu begreifen. Das französisch-englische Einvernehmen wird nur durch diejenigen gerettet werden, die in ihm ein Werkzeug des Friedens, der allgemeinen Freiheit und des Gleichgewichtes, aber nicht des Angriffes sehen. Glücksburg. Der Kaiser mit den Herren des Gefolges und Prinz Adalbert unternahmen heute früh von halb 10 bis 12 Uhr eine Fahrt auf dem Turbinendampfcr „Kaiser" der Hamburg-Amerika-Linie. Der Kaiser äußerte sich über den Verlauf der Fahrt außerordentlich befriedigt. Die Kaiserin machte vormittags einen Besuch im Schlosse zu Glücksburg. Zur Frühstückstafel an Bord der „Hohenzollern" waren geladen die grotzberzoglich Oldenburaischen mm die prinzlich Heinrichschen Herrschaften, ferner Direktor v. Grumme und Direktor Rathenau. Brandenburg. Zwischen Brandenburg-Altstadt und Brielow wurde die mit fünf Personen besetzte Droschke des Ge- lchirrsührers Schlüter von einem Zuge der Kreisbahn über all reu. Schlüter wurde getötet und die übrigen Insassen chwer verletzt. Auch ein Pferd wurde gelötet. Bremen. Der Senat beantragte bei der Bürgerschaft, die Enteignung der für die Erweiterung des Hafens in Bremerhaven erforderlichen Grundstücke zu beschließen und dazu 7 000 000 Mk. zu bewilligen. Frankfurt a. M- Die „Franks. Ztg." meldet aus Saloniki: Zwei Dörfer im Bilajet Monastir wurden von einer griechischen Bande überfallen und teilweise nieder gebrannt. Mehrere Personen wurden getötet; eine Anzahl Kinder kam in den Flammen um. München. Abgeordnetenkammer. In der fortgesetzten Debatte über die Wahlrechtsanträge erklärt Lerno sZentr.j, datz seine Partei von den gestrigen Ausführungen der Regierung nicht befriedigt sei. Ter Redner richtet sodann an die Negierung die dringende Bitte, datz sie den Zentrums antrag, welcher der letzten Regierungsvorlage entspreche, auch setzt unterstütze. Budapest. Die Meldung eines hiesigen Blattes von einer angeblichen Intervention des Fürst-Primas beim Kaiser Franz Joseph zu aunsten der Koalition wird von autori tativer Seite als gänzlich erfunden erklärt. London. Wie die „Times" aus Tokio vom gestrigen Tage melden, haben sich die Unruhen in Korea auf vier Provinzen ausgedehnt, da keine energischen Maßnahmen ge troffen werden, sie zu unterdrücken. Petersburg. Ein Telegramm der „Nowoje Wremja" a»S 'HelsingforS meldet, datz die Regierung Finnland wich tige Zugeständnisse in der Sprachen- und Budgetfrage gemacht habe. K o nsta n 1 i n o p c l. Gestern ist im Mdiz ein außer ordentlicher Ministerrat über die Äollektivnote der Botschafter betreffend die interna tionale Finanzkontrolle in Makedonien abaehalten worden. Es verlautet, die Ant wort der Pforte werde nachgiebig lauten. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden, 12 Oktober. —* Se. Majestät der König ist heute vormittag mit Sonderzug 8 Uhr 10 Min. von Nieoersodtitz aus nach Reichen- bach i. V. bez. nach Gera abgereist. In seiner Begleitung be finden sich: Hosmarschall Gras von Rex, General L Io »uilo Generalmajor von Altrock und Flügcladiutant Oberst von Wilucki. Der König wird die Rückfahrt von Gera heute abend 6 Uhr 25 Min. antreteu und kurz nach 10 Uhr in Niedersedlitz bez. Pillnitz eintrefseii. —* Der kommandierende General des 12. /Armeekorps, General der Kavallerie v. Broizem, wechselt seine bisherige Wohnung IHainstratze 2j mit seiner ihm zukommenden Dienst wohnung Dippoldiswaldaer Gaffe 16/18. Dieses fiskalische Gebäude wurde bisher vom sächsischen Kriegsminister bewohnt. Eine Aenderung trat beim Mleben des Kriegsministers von dev Planitz ein, da zu dessen Nachfolger der kommandierende General des ersten Armeekorps, General der Infanterie von Hause», ernannt wurde, der seine Dienstwohnung im neugeschaffenen Gebäude auf der Residcnzsiratze inne hatte und sie auch als Kriegsminister beibehalten hat. —* Zu den Vorberatungen über die Betriebsmittel- ge me in schüft melden die offiziös bedienten ,,Berl. Pol. Nachr.": Tie Vertreter deutscher Staatsbahnverwaltungen sind im Arbeitsministerium in Berlin zur Weiterberatung der Bc- triebsmittelgemeinschast zusammengetreten. Zunächst wurden die von Bayern vorgelegten neuen Vorschläge beraten. Budde begrüßte die Erschienenen. Die Verhandlungen nehmen voraussichtlich zwei Tage in Anspruch. — Es sei bei dieser Ge legenheit nochmals daran erinnert, daß durch diese offiziöse Meldung die von den „Drcsdn. Nachr." bereits vor einigen Wochen gebrachten Informationen bestätigt werden. —* Am heutigen 2. Ziehungstage der 5. Klasse der Säch sischen Landeslotterie wurde der Hauptgewinn von 100 OOOMk. gezogen; er fiel aus Rr. 65 577 m die Kollektion von Moritz Engert, Dresden-Pieschen, Moritzburger Straße 89 —* Bei der am 11. d. M. beendeten Ziehung der Lot terie des unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs stehenden Landesvcreins für Wohlfahrtseinrichtun- gen z»m Besten sächsischer Staatsbeamten, deren Angehörigen und Hinterbliebenen wurden folgende Nummern mit Haupt- gewinnen gezogen: Nr. 5531 im Werte von 1200 Mk., Nr. 18788 rm Werte vo» 800 Mk., Nr. 21581 im Werte von 500 Mk., Nr. 13576. 2559 22274 in, Werte von je 300 Mk. nnd Nr. 8318. 10822. 15933 und 15864 im Werte von je 200 Mk. Die Ziehungs liste wird am 17. Oktober in unserem Blatte veröffentlicht werden —* Der Konservative Verein hielt gestern i>n Saale des „Wiener Garten" eine Mitgliederversammlung ab. an der einige Abgeordnete der Zweiten Ständekammer, sowie deren Präsident, Herr Geh. Hosrat Tr. Mehnert teilnalnnen. Auf der Tagesordnung stand die Frage der Wiedereinführung von Schisfahrtsabgaben. Zunächst referierte hierüber Herr Landtagsabgcordnctcr Kommerzienrat Grumbt. Die rege Verkehrstätigkeit aus unseren Flüssen, so führte Redner aus. verdanken wir der gesetzlich garantierten Freiheit des Verkehrs, der sich danach zu einem me geahnten Umfang entwickelt bot. Das Bemühen der Dresdner Gondels-Innung war cs, diese Freiheit zu erlangen, und dem Sächsischen Schiffervercin war cs Vorbehalten, die Saat zur Ernte zu bringen. Nvmentliöi sind es Dresdner Bürger, wie Moritz Gasse, gewesen, die bestrebt waren, neues Leben m die Schissahrtskreffe hmcinzubringen. 8 Knust und Wissenschaft. Lieber- und Dnetten-Abend. Frau Gnssy Altcrhofs und Frau Iba PepPer stellten sich gestern im kleine» Saale des Gewerbehauses einem geladenen Hörerkreise als angehende Konzert- sänaerinnen vor. Als erster Vortrag gewählt war ein trockener, nüchterner zweistimmiger Satz aus „Iowa" von Händel /.Der rasche Strom">, der heutigentags nur noch in technisch vollendeter Ausführung einigermaßen ansprechen kann. Da beide Damen zur Zeit noch nicht in der Lage sind, Viesen Anforderungen vollkommen u genügen, so entbehrte das Stück seines hauptsächlichen Reizes. Ingleich eindrucksvoller gelangen zwei mit Wärme und Innerlich keit gesungene Duette: „Am Strande" von Brahms und daS lyrisch schön empfundene „Da nachts wir »ns küßte»" von Corne lius. 2m übrigen stellte sich das Programm aus Liedern hervor ragender Komponisten zusammen. Frau Peppcr. die uns als die stimmlich begabtere, im Vorträge reifere Sängerin erschien, sang von Brabmsschen Liedern am besten die „Feldeinsamkeit" und das „Vergebliche Ständchen" und darnach in intelligenter Auffassung GrieoS bekanntes Lied „Im Kahn", das nicht weniger oft gehörte Stückchen „Zur Drossel sprach der Fink" von d Albert nnd cm sehr hübsches Pfitznerscheö Stück: „Hast Du von den Fischerkindern". Di« Eindrücke dieser Vorträge waren nicht bedeutend, überzeugten aber von Begabung und Fleiß und der Absicht, das Beste darzn- bieten. Zur vollkommenen Erreichung dieser Absicht dürste sich weiteres sorgfältiges Studium empfehlen, vor allem die Pflege des künstlerischen AtmenS, die zur Zeit noch sehr anfechtbar erscheint. Die Stimme, an sich nicht groß, tönt, namentlich beim Abschluß der Phrasierung, öfter nicht genügend aus und läßt sehr oft die Endsilben fast gänzlich fallen. Demzufolge klingt es meist kurz atmig. Die gleichen Ausstellungen ließen sich noch erheblicher an Frau Alterhoffs Vortrag machen. Bunt und total verschieden artig. wie der Inhalt der von ihr gewählten Gesänge, siel die Wiedergabe auS. Dem Stil, wie er von Spohr, Rrch. Wagner und Cornelius gefordert wird, war kaum mehr Rechnung getragen, als dem modemen Geschmack eine« Goldmark, Huniperdinck und Reger. Deutlicher gesagt: die Lieder wurden, gleichsam auf ein und denselben Ton gesummt, gesungen, so daß die Individualität der Komponisten fast gänzlich tm Hintergründe blieb. Da auch die Befestigung der Jntontening noch eine wesentliche Aufgabe beider Damen bleibt, erscheint cS ratsam, der künstlerischen Ausbildung noch einige Aufmerksamkeit zu schenke», bevor die Damen die breitere Oeffentlichkeit betreten. Durchaus anderer Ansicht war das Publikum, daS die Vorträge ohne Ausnahme mit leb haftem Beifall und Blumenspenden auSzeichnete. Herr TlemenS Braun war den Konzertgeberinnen ein trefflicher Begleiter am Klavier. Ü. 8t. f* Die erste theatralische Veranstaltung der „Litera rischen Gesel l sch oft" in diesem Winterhalbjahre wird die Uraufführung von Wilhelm von Scholz' Tragödie,,DerIude von Konstanz" in Gegenwart des Dichters bringen. Die Einstudierung des interessanten Werkes ist Herrn Dr. Martin Zickeln in Berlin, der die Hauptrollen desselben mit ersten Ber liner Schauspiclkräften besehen wird, übertragen worden. Berliner Leben. L. Berlin, 11. Oftober. Ob es in Europa noch eine zweite Stadt gibt, in der so viel und so ununterbrochen gebaut wird, wie in Berlin, darf be zweifelt werden. Sicher ist jedenfalls, dah es in der ganzcn Welt nur sehr wenige Städte gibt, in denen wertvolle, noch völlig intakte Gebäude so leichten Herzens niedergerissen wer den, um Neubauten Platz zu machen, wie es in Berlin häufig geschieht. Gegenwärtig sind wieder gewaltige bauliche Veränderungen im Gange. Allein am Potsdamer und Leip eingerichtetes Hotel, mehr als ein Dutzend Läden, drei Restaurants und zahlreiche, teuer vermietete Wohnungen. Da verschiedene Mietsverträgc noch längere Zeit liefen, mutzten sie amen Hobe Abstandssummen obgelöst werden. Nur mit einem Mieter sind die Käufer noch nicht handelseins geworden. Er betreibt eine allerdings sehr flottgehende Stehbierhalle und ver langt für die Ablösung seines noch für fünf Jahre geltenden Vertrags di« Kleinigkeit von 300 OM Mk. 'Diese beicheidene Forderung ging selbst den sehr freigebigen Käufern über die Hut schnur unv sie lehnten höflich dankend ab. So wird nichts übrig bleiben, als datz man, wie es schon einmal bei einem großen Neubau am Alexanderplatze geschah, diesen hartnäckigen Mieter ruhig weitersiben läßt, seine Bude durch einen Bretterzaun von allen Seiten abschlietzt und dann lustig daraus losbaut. Käufer Bierwirt, der vor etwa 15 Jahren zwei oder drei Stehbier hallen eröffnete, in denen man belegte Weißbrötchen und ein kleines GlaS Bier zu st 10 Pfy. erhielt. Di« Sache^ing glänzend kleines Glas Bier zu w 10 Pfy. erhielt. Di« Sache ging und in kurzer Zeit gab es in jeder Berliner Berkel „ mindestens einen solchen „Aschinger" fder Name war bald zum Begriff geworden!. Heute ist dos Unternehmen eine blühende Aktiengesellschaft, die den Kreis ihrer Tätigkeit immer mehr er weitert. Sie hat außer den zahlreichen Stehbierhallen gut gehende Restaurants und Konditoreien eröffnet, und ist nun im Begriff, auf dem erwähnten Kampier ein großes, modernes Hotel im amerikanischen Stile zu erbauen. Die Front soll 136 Meter lang werden. 350 Zimmer wird das Haus enthalten, in dessen Erdgeschoß ein großes, vornehmes Restaurant und ein reich ausgestattctes Eafv betrieben werden sollen. Da Tag und Nacht, solange es die Witterung erlauben wird, an dreien! riesigen Baue gearbeitet werden soll, so hofft mach ihn bereits am nächsten 1. Oktober sertigstrllen zu können. Die sehr klug und erfolgreich geleitete Aktiengesellschaft ist von ihrem Erfolge so fest überzeugt, daß sie bereits mit Ankauf weiterer Gebäude in der nahen Bellevuestraße und Potsdamer Straße begonnen hat. um dort in einigen Jahren ebenfalls ein großes Hotel zu errichten. Daß bei solchem Unternehmungsgeist die Berliner Grudstückspreise unheimlich cmporschncllen, kann nicht wunder- nehmen. Eins der vo» ihr angckausten Häuser in der Potsdamer Straße war noch vor zwei Jahren um 800 000 Mk. vergeblich ausgeboten worden. Es ist jetzt für 1200 000 Mk. verkauft worden, da cH zufällig an eines der in der Bcllevuestroßc ge- leaenen Häuser stößt und für den geplanten Hotelbau ersordcr- sich sein wird. liegen, wo stch di« Gelckianshauicr unterer großen Banken be- finden. Eine dieser Banken hat plötzlich daS Bedürfnis empfunden, sich einen Monumentalbau zuziilegen, und hat in ihrer Nachbarichaft beinahe ein Dutzend Häuser ausgekaust, die nun ebenfalls niedergeriffcn werden Me diese großen baulichen Veränderungen werden aber, was Ausdehnung und Kostspielig- feit anlangt, durch einen gewaltigen Neubau übertroffen, der soeben, im vornehmsten und teuersten Westen, am Wittenberg. loeven, im vorneymnen uno reuerucn Westen, am Wittenberg platz, in der Nähe der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirchc, in An griff genommen wird. In diejem Stadtteil sder übrigens zi Charlottenburg gehört und der kaum zehn Jahre alt ist! gibt es nur neue, stattliche, glänzend ausgestattete Wohnhäuser. Nicht weniger als zehn dieser Hohen, breiten Gebäude hat ein Ham- burger Unternehmer anaekauft. um hier «in großes Warenhaus auszumachen. Da der Grund und Boden in dieser bevorzugten Gegend ohnehin außerordentlich teuer ist, da zugleich das neue, wertvolle Material der Bauten mitbezahlt werden mußte und da außerdem säst ollen Mietern, namentlich aber den zahlreichen Ladeninhabern, beträchtlich« Abstandssummen, m einzelnen
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