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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961109024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896110902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896110902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-09
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
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Abend-Ausgabe MpMer T agM M er Bogok- Lruck und Verlag >wu <k. Dok» in Lelvzlg SV. Jahrgang. 57! Montag den 9. November 1896. 4, Di« Morgea-Ae-Sgab« erscheint «m '/,7 Uhr, di, LbnW-Au-gabe Wochentag« ma - Uhr. «»«P»iA t» L«tp«1» französischen Narlch nach >schig«di«tes, e« llprava- »urch einen ve verhaftet !uer brach lanstalt ini 37 000 Fuß genen Nach- beträchilich i längstens General ingetroffenn Nack einer ändischen n 38 Tobte, Die Ver- n Regen« t ist über» rstand eine >t« Schaden ' geben aus iechischer !en, welche nrntS nach assung der befördert erneur von o, aber der Widerstand le Erregung Zwischenfall > Vorgehen ivieja bat kerung nach rot ist ein nken. >fj gelegene ; nieder- ,«" meldet; g-Sitzung >ltan seinen »stantinvpel, re« Au«- li zu br- daß e« vor au« freien rgriffr, um a di, erste r in Paris Hanoraux, unverzüglich 1) Haft- i Personen, Vie Polizei ,ß friedliche Berufung Hufs Vor- Magba Bei, antwortlich Bali von n beteiligt >lit werden >er Gewalt- Unterrichts , welche die en Unruhen mg, welche tet. 9) E« ung der im illigten Re- , Provinzen ver Potizei- nruhen der taux dankte daß er den wende, um cwachen. meldet, ist :ine Draht- dentliche vecrek über ne türkische n Minister- Depntirten e verfaßte, esenbet, in bt, daß der rurrheilt .'m Director oark, das rn empfing Audienz, ident des n Diarbekir Ammhmeschluk für Anzeigen: Ib,ad «Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. worge u-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. V«i d«n Filiale» »ad Annahmestille» j, ei», halb« Stund« früher. Aureigen sind stet« ao di« Expedition zu richte». Nedarttlm und ErveLMou: L»hanne««aste 8. Di» Epveditio» ist Wochentag« anuntrrbroch« g^ikuet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtts Klemm'« Sartim. (Alfred HaH»^ UnivrrsitSt«srrah» 3 (Pauli»»«), Lonis Lösche. statbannenstr. 14. vart und König-Vlad 7^ An-eigrmPrei» die -gespultem Petitzetle BO Psg. Neclame» »at« d«mRrdactioatstrich (4go- spalte») LO/H, vor d«a Famtlieanachrichtr» (6 g«spalt«a) 40-H. Größere Schrift«» la»1 »nserem Preis« mrzeichntß. Labellarilchi »ah Atstrnisatz uaa> höher«« Laris. sein, spricht sich mit einer Offenherzigkeit, die der Anerkennung werth ist, über die letzten Ziele der englischen Süd afrikapolitik au«. Wenngleich da- genannte Regierung- Mitglied in Abrede stellt, daß England etwas Bedrohliches gegen die Boerenrepubliken im Schild« führe, so siebt man doch nicht, wie deren Selbstständigkeit und Unabhängigkeit in einem „britischen" Südafrika möglich sein soll. So lange die Boeren in Transvaal und im Oranjefrristaat sich selbst regieren, kann von einem „britischen" Südafrika in dem Sinne der Londoner Regierungspolitik nicht die Rede sein; beide Boerenrepubliken müssen vorerst von der Landkarte verschwinden, wenn Raum für die „britische Zukunft Süd afrika-" geschaffen werden soll. Diesem Endziele strebt denn auch die Politik des Londoner EabinetS mit eiserner Beharr lichkeit zu: um eS zu erreichen, ist e- in der Tbat auch gar nicht nötbig, daß England den Weg der offenen Gewalt be schreitet; die Sache läßt sich bekanntlich auch auf anderem Wege in- Werk setzen, indem man der Einwanderung britischer Unterthanen in die Boerenrepubliken Borschub leistet und auch sonst den englischen Einfluß in den von den Boeren politisch beherrschten Landstrichen auf alle Weise fordert. Präsident Krüger und der BolkSraad in Pretoria baben die dem Boerenlhum von den „Unlanders" drohende Gefahr, numerisch paralysirt und zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt zu werben, wohl erkannt und einige legis latorische Borbeugungsmaßregeln getroffen, welche von der Londoner Presse die denkbar abfälligste Beurtbeilung er fuhren. Immerhin ist das Getbane nur ein erster Schritt, bei dem man nicht wird stehen bleiben dürfen, wenn den Boerenrepubliken ihre Eigenart erhalten bleiben soll. Die Uitlander-Krage birgt in sich den Keim zu künftigen Eonfliclen, idre Lösung sollte daher nicht aus die lange Bank geschoben werden, sondern zeitig genug erfolgen, um einer Wiederholung von Emeuten L Iu Johannesburg und Flibustiereppeditionen ü la Jameson zuvor zukommen. Einstweilen arbeitet die englische Politik mit Hochdruck an der Entwickelung von Rbodesia, auS welchem Lande anscheinend ein Bollwerk britischer Macht geschaffen werden soll, da- im gegebenen Augenblick die Südafrikanische Republik in Schach halten kann. schloß, die- Tdeilnabme i Gerichten bestrafen, eß" meldet, he Bauern htet waren i und «ine glaubt, daß id Boden in würde. — )ppvsilionS- nnere deS ei Petkow, w, bereit« unterwegs, folgen. — »er von den« iruction der :n hier ein- mit einem velchen di« tatteten, zu linge der > in diesen Auch Ra« Bezugs-Preis t« d«r Pmlpteppeditto» oder de» k» Stadt- bezirk »uh den Vororte» errichtete» Aus» godchellm abg.bolt: viertel, Lhrlich^t.50, tri zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« -4 KLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Österreich: virrkrliäbrlich 6.—. Direkte täglich« Drruzbaadinlbrulg in« Ausland: nwnaUich ^4 7L0. Bei gekehrt, sie Her^ Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Ralhes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Gxlra-Veilagen (gefalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug mit Postb«sürder»»g 70.—. Justiz bat die Schiffe mithin nicht zu einem längeren Aufent- balle veranlaßt, so daß cS, wie die „Boss. Ztg " bemerkt, den Anschein gewinnen muß, daß da- Zusammentreffen der An wesenheit der deutschen Schiff,« mit der Bestrafung der Mörder etwaSZufälligeS war, oder daßvie marokkanische Regierung sich zu einerUrtheilverkündung in jenenTagen überhaupt nur verstanden hat, weil sie wußte, daß vom l. d. M. auf wenige Tage zwei deutsche Kriegsfahrzeuge Tanger anlausen würden. Denn tbatsächlich war der Besuch Tanger- durch „Stosch" und „Moltke" bereits für die ersten Novembertage seit dem Auslaufen der Schiffe au- Kiel in der zweiten September- bälste vorgesehen, wie die seiner Zeit bekannt gemachte Segel ordre der Fregatten für die WiuierauslandSreisen aufweist. Im Uebrigen wird es jetzt den deutschen Reichsangebörigen im Orient doch ein gewisses Gefühl ter Sicherheit gewähren, daß zur Zeit vier deutsche größere KriegSfabrzeuge in den verschiedenen Tbeilen des MittelmeereS kreuzen, so daß nölhigenfalls ihr Erscheinen im ägäischen Meer auf Be fehl von der Heimath auS iu wenigen Tagen wird er folgen können. Nach längerer Pause ist da- schwedisch-norwegische UnionScomlts in Stockholm wieder zusaminrngelrelen. Wie erinnerlich, wurde da- Counts mit der schwierigen Auf gabe betraut, einen Vorschlag für die Beilegung der zwischen beiden Unionsstaaten schwebenden Streitfragen auszuarbeiten, welcher dem schwedischen Reichstag und dem norwegischen Stor- thing zur endgiltigen Entscheidung unterbreitet werben soll. Das Counts trat zuerst in Stockholm, dann in Cbrisliania zusammen und tagt,wieschon erwähnt,jetztwieder in der schwebischenHaupk- stadt. Obgleich sich dieComilsmitglieder zurvollständigenGeheim- ballung der Berbandlungen verpflichtet Haden, ist über den Stand derselben doch Manches in die engeren Parteikreise gedrungen. So behaupten Anhänger der Radicalea in Norwegen, daß die Vertreter vieler Partei im Cemils die Absicht hegen, im Verlause der gegenwärtigen Verhandlungen einen bestimmt formulirten Vorschlag wegen eines besonderen norwegischen Ministers des Auswärtigen, sowie einer eigenen norwegischen diplomatischen und Consularvertretung im Au-lande vorzulegen. Ferner beabsichtigen die norwegischen radikalen Connts- mitglieder die Forderung zu stellen, den Gang der Verhandlungen dermaßen zu beschleunigen, daß in der gegenwärtigen Comitssession die sie beschäftigenden Angelegenheiten zur Entscheidung gebracht werden können. Falls die übrigen Mitglieder deS ComitsS dieser Forderung nicht entgegenkämen, soll, wie eS heißt, die radicale Fraktion entschlossen fein, aus dem Coniits auszutreten, um dadurch die Auslösung desselben herbcizusühren. ES scheint im ravicalen Lager die Absicht zu bestehen, in allen Theilen des Landes Resolutionen zu veranlassen, in welchen in energischer Weise die Forderung gestellt wird, daß dem demnächst zusammentretenven Stvrthing über daS bisherige Ergebniß der Verhandlungen des Unionscomitss Mittbeilungen gemacht werden. Die erste derartige Resolution ist vor Kurzem in Hamar angenommen worden und zahlreiche andere befinden sich in Vorbereitung. Die politischen Pläne Englands iu Südafrika sind wohl für den Augenblick zurückgeilellk, aber sie bestehen im vollen Umfange fort, und an maßgebender Stelle ist man fester denn je entschlossen, nicht ein Titelchen von der An maßung prerSzugeben, welche keine andere als die eigene Juteressenspbäre in Südafrika gelten lassen will. Die Er klärung des UnterstaatssecretairS Earl of Sel dorne, die Zukunft Südafrika« müsse eine britische Zukunft „Wie es in meiner Jugend auösah?" Herr v. Bever-dorff schlug ein Bein über daS andere, lehnte sich in seine Sopha- ecke zurück und blie- mächtige Rauchwolken au« seiner Cigarre vor sich bin. „Meine Eltern starben, al- ich sechzehn Jahre alt war; drei Sommer später ging Dein Großvater auf Reisen und ich fing an, mit einem alten Verwalter zusammen, Salisfer zu bewirtbschaften." „Deine Großtante Tbeodora führte die innere Wirtbschaft, und da, wo Du eben sitzst, Irma, da saß sie de- Abend« immer mit ihrem Strickzeug, oder ihrem Spinnrad, sie webte auch wunderhübsch mit feinen, bunten Glasperlen. Und ich, ich saß hier auf dem Sopba und mir gegenüber Katharina von Silverharnisch, oder Katty, wie wir sie nannten, die blonde Katty, die HerzenSfreundm Theodoren«. Dann spräche« wir über die- und jene«, und spielt«» auch mitunter schwarzen Peter. Wenn Du hier im Garten die Anböhe hinaufgebst, Irma, dann wirst Du recht- io der Ferne ein paar weißr Schorn steine leuchten sehen — dort liegt Jllentack, dort lebte Katty mit ihren Ellern. Nun ist die Familie au-gestorben, aber ihr Wappen kannst Du noch hier in der Kirche hängen sehen. DaS war nun soweit Alle- ganz schön, bis der Hau- Jürgen mir mit seiner Freundschaft über den Hals kam. Ja wohl, so klug war ick lang«, daß ich e« bald herauSkriegte, daß ich die Brücke sein sollte, über welche er zu Tbeodora gelangen konnte. Da bat er denn auch manchen Abend hier mit unS zusammengrsessen und zuerst wußte ich nicht recht, hatte er e« aus Theodora oder auf Katty abgesehen. Beides erschien mir gleich unlieb, aber die Tbür weisen konnte ich ihm nicht, da- wäre gegen alle Begriffe von Gast freundschaft gewesen. So kam er denn immer wieder und stand hinter dem Stuhl dort vor dem Elavirr, wenn Tbeo dora sich zum Gesang begleitete. Denn Deine Großtant«, Irma, war eine gottbegnadete Sängerin, von ihr hast Du wobl die Nachtigallenkeble geerbt. Singen und Singen ist eben sehr verschieden. Manche schlagen die schönsten Triller und die Stimme wird so dünn wie ein Schafsvarm, und sie schnörkeln kunstvoll herum an den Noten, aber in- Herz singen sie sich doch Niemandem hinein. Dock wenn Deine Tante Theodora sang, da- war wie voller Orgelklang an- zubören, und Katty Silverharnisch und ich, wir saßen dann andächtig wie in der Kirche mit gefalteten Händen dabei. Wart' mal, ich muß in meinem Schreibtisch noch eia Noten blatt haben, da« hat Theodora srlbst grschn«b«n; wo si« bin für ihn eristirte keine schlechte Witterung, und sein Revier lag im Wirthschaft-hof und den Feldern. Freundlicher Lichtschein schimmert« den Eintretenden ent gegen, in den Ecken de« großen Gemach« herrschte jedoch grspensterhafteS Dunkel. Irma warf einen etwas scheuen Blick um sich — ihr war es, al- huschten die Schatten der Vergangenbeit durch da« Zimmer, al- käme durch di« schwere Eicbenthür die schön« Tbeodora geschritten, um ihr holdselige- Antlitz im großen Pfeilerspiezel zu beschauen und dort, neben dem alterthüm- lichen Mahagonischrank, stand nicht dort HanS Bernbard, der schöne — unwiderstehliche Mann, blickte er nicht sehnend zu der Jungfrau hinüber und hoben sich nicht die Wimpern über den Sammtaugen, um den Blick zurückzugeben, ebenso beiß, ebenso aufstrahlend in LiebeSgluth .... Ja, dort stand er, dem die schöne Tbeodora, allem Trotz bietend, nur ihrer Liebe gehorchend, gefolgt war, und er trug die Züge Hans Jürgens.... Irma'- lebhafte Phantasie batte blitze-« schnell diese« Bild vor ihrem innere» Auge hervorgezaubert, da schreckte sie die Stimme ihres Großvater- auS ihrer Träumerei empor. Der alte Herr batte auf dem großen Sopha hinter dem ovalen schweren Tisch Platz genommen und auS der Schub lade desselben ein Spiel Karten hervorzeholt. Er legte deS Abend« immer Patience; Zeitungen oder gar Bücher zu lrsen, liebte er nicht. Die einzigen Bücher, welche er la-, waren ein paar uralte landwirtbschaftliche Broschüre» und di« Bibel. UnkaS hatte die Schnauze auf da« Knie seine« Herrn ge legt und winzelte plötzlich leise auf. „WaS hat daS Tbier? — kusch Dich, UnkaS." „Ja, Herr, weiß Gott, wa« rem Hund heute fehlt", sagte die eben eingetretene, bejabrte Wirthsckaflsmamsell, welche auf einem Nebentisch eine Platte mit kaltem Aufschnitt zu- rechistellte und den Thee aufzugießen begann, er ist beute ganz komisch, der Unka«, er heult beständig, al« ob wir Voll mond hätten. Maa sagt wohl, Hunde wittern e«, wenn dem Hause rin Unglück brvoriteht, oder e« giebt einen Sterbesall " „Ach, Mamsell", rief Irma, „glauben Sie da- wirklich?" „Unsinn", brummte Herr v. Bever«dorff, die Karte» mischead, vor sich bin. „Ich bitte vielmals um Vergebung, gnädiger Herr, daß ich zu widersprechen wage, aber ich bade so meine Erfahrungen barm, al- dem Jürri seine Frau starb, wie haben da vorher di« Hofhunde geheult und gewinselt und — die alte Greta, Deutsches Reich. * Leipzig, 9. November. Die Voruntersuchung in der Tborner Spionageangelegenheit ist noch nicht ab geschlossen; die Meldung auswärtiger Blätter, daß das Ver fahren in dieser Angelegenheit eingestellt sei, ist daher unbegründet. * Berlin, 8. November. Ueber den Reich S-Militair- Etat l897/98 macht die „Franks. Ztg." folgende Mit- theilungen: „Der Militair-Elat für da- EtalSjabr 1897/98 wird voraussichtlich keine besonderen Ueberraschungen bieten. Die wesentlichste Mehrsorderung ist die bereits bekannte, laut dem Gesetz vom Mai L. I. auf die Zusammenlegung der vierten Bataillone der Infanterie-Regimenter bezügliche. ES werden darnach am 1. April 1897 er richtet 16 Brigade-Stäbe, 33 Regimenter, 66 Bataillone für Preußen, 1 Brigade-Stab, 3 Regimenter, 6 Batail lone für Sachsen, 2 Regimenter, 4 Bataillone sür Württemberg, 2 Brigade-Stäbe, 4 Regimenter, 10 Bataillone für Bayern. An Formationen werden er wartet: die Aufstellung von 2 neuen BespannungS- Adtheilungen der Fußqrtillerie und von 2 neuen Meldereiter-Detachement S. Die Bespannung-- deS Gärtner- Mutter liegt ja Wohl auf ihrem letzten Krankenlager." Ein dumpfer Ton, ein Knacke» im Holzwerk ertönte im Gemach, UnkaS fuhr kourreod empor, und Mamsell war kreidebleich. „Alle guten Geister", stöhnte sie, wenn es in den Wänden und Möbeln knackt, daS ist ein böses Vorzeichen." „Bleiben Sie mir vom Leide mit Ihren albernen Ammenmärchen", schrie Herr v. Bever-dorff erbost, da soll doch gleich —" Aber Mamsell hatte schon die Flucht ergriffen vor dem Zorn ihres Herrn und Irma bat schmeichelnd: „Rege Dich nicht auf, Großonkel, eS schadet Dir ja. Sieh nur, wie daS Blut Dir ins Gesicht steigt, ich will Dir schnell ein Brause pulver machen, der Doctor verordnete eS doch und . . ." „Gott bewahre", unterbrach sie der alte Herr, „laß nur bleiben, Irma, ich bin schon wceder ganz ruhig. Der Doctor dichtet mir ein Herzleiden an oder ein Leberleiven, oder Neigung zum Schlagfluß, wa- weiß ich davon, und er weiß eS noch weniger. Der Doctor ist ein Narr — Aerger gebört einmal zum täglichen Brod eine« LandwirtbeS. Warum sollen die Wände nicht dazwischen knacken? Alt genug sind sie dazu, um auch manchen Sprung weg zu baben." Irma hatte beide Arme auf den Tisch gestützt und blickte zu dem alten Herrn empor: „Ach, Großonkel, bitte, erzähle mir etwa- au- Deiner Jugendzeit, auch vom Großvater, und warum er meine Mama niemals besucht?" „Ja, siehst Du, Kind — bm — hm". Herr von Bever«- dorff räusperte sich wiederum sehr nachdrücklich und schien um eine Antwort verlegen — „siebst Du, bis nach Paris ist immerhin etwa« weit und Dein Großvater war ein kränk licher Mann und dann — nun ja, siebst Du, meine Schwester, die schöne Tbeodora, folgte auch dem Zuge ihre« Perzen«, wie man so zu sagen pflegt, sie war zwei Jahre älter wie ich, sie glaubte auch erfahrener zu sein al- ich. All mein vernünftige- Dreinreden schlug sie in den Wind — na, ich habe sie auch niemals in Lommerdshoff besucht, wir BeverSvorffS sind eben ein halsstarrige- Geschlecht, wa- wir riumal sagen, dabei bleibe» wir." „Wie war e» denn, Großonkel, al» Du jung warst? Ich kannte in Pari- ein kleine- Mädchen, da« sagte oft zu seiner Mutter: „Mama, erzähle, wie Du klein warst", dann wurde ich immer traurig, weit ich Niemanden hatte, den ich frage» koaat«." Die Verurtheilung der Mörder des deutschen Reisen den Rock st roh in Marokko zu zwei- und zu zehnjährigem Gesängniß nach zehn Minuten dauernder Verhandlung auf Grund emes vom Sultan m Fez bereis auSgeferligten Urtheils bat berechtigtes Aufsehen bervorgerufen, und es wurde die Hoffnung gehegt, daß Deutschland sich mit einer solchen Justiz nicht zufrieden geben werde. Die Nachricht, daß die Kriegsschiffe „Stosch" und „Moltke" nach Tanger ab gegangen und dort ringelroffen seien, erregte daber Be friedigung, weil man an ein energische« Eingreifen der Reichs regierung glaubte. DaS war eine Täuschung. Nach den neuesten amtlich bekannt gemachten Nachrichten über den Aufenthalt unserer KriezSfahrzeuae im Au-lande haben die beiden in den ersten Tage» dieses Monats auf der Rhede von Tanger liegenden Fregatten „Stosch" (Commandant Eapitain zur See Tbiele) und „Moltke" (Commandant Corvelten-Capitain Stiege) die marokkanische Küste bereit wieder verlassen und sind nun ins Miitetmeer für die Winter monate eingelaufen, um zunächst Neapel und Port Mahon (auf Malorka) anzusrgrln. Die sonderbare marokkanische Landrath von Loeb ell. Es ist nur dem Umstande, daß inzwischen der socialdemokratische Abg. Joest sein Mandat niedergelegt hat, zu danken, wenn der Zusammentritt des Reich-lags sich ohne den fünfzigsten Socialbemokraten vollzieht. Auch im Jahre 1893 ist die Mehrheit, mit welcher damals — wie diesmal erst in der Stichwahl — der verstorbene mittelparteiliche Gutsbesitzer Wiesike das Man dat behauptete, nicht viel größer gewesen. Siebetrug 75Stimmen und bestand auch vor der WahlprüsungScommission allen Be- mübungen gegenüber, da- Mandat anzufechlen. Ob die oben er wähnten 35 Stimmen dieselbe Widerstandsfähigkeit besitzen, wird sich noch zu erweisen baben. Vergleicht man nun das Resultat der jetzigen Stichwahl mit dem Ergebniß deS ersten Wahlgang-, so ergiebt sich zunächst, daß, umgekehrt wie im Jahre 1893, die Wahlbetbeiligung zugenommen bat. Damals wurde sogar ein Rückgang von rund 400 Stimmen bemerkbar, diesmal haben nahezu 500 Wähler mehr ihre Stimmzettel abgegeben. Ferner ist zahlenmäßig der Beweis erbracht, daß Herr PeuS das Mandat nur demjenigen Bruchtheil der freisinnigen Wähler verdankt, die sich von den ihnen nahestehenden Blättern mit Erfolg verständlich machen ließen, wie wenig Unterschiede zwischen ihren Forderungen und denen der Socialdemokratie im Grunde zu bemerken seien. Um so beachtenSwerlher ist die Haltung der übrigen Dreitausend, die, im Gegensatz zu jenen 1800, offenbar zum größten Tbeil für den Landrath von Loebell gestimmt haben. In diesem Entschluß liegt unsere- Erachtens der deutliche Beweis, wie stark das politisch-gemäßigte Element im Wahlkreise vertreten sein muß, wenn dasselbe sich, obgleich eS im ersten Wablgang sich nicht für den Consrrva- tiven entscheiden konnte, im entscheidenden Moment, wo es sich um Stellungnahme gegen die Socialdemokratie bandelte, gegen diese obne Weiteres sich entschied. Nach den Ar tikeln der socialvemokratischen Blätter können diese Wähler unmöglich mehr für den Radikalismus reclamirt werden. Damit ergiebt sich für die mittelparteilichen Elemente deS Wahl kreises, die zu Lebzeiten des Herrn Wiesike die Pflicht der Organisation mißachtet batten und desbalb bei der Neuwahl mit einem eigene» Eantidaten nicht herau-treien konnten, die Pflicht, nunmehr energisch mit der Organisation zu be ginnen. Die Gegenüberstellung deS diesmaligen Wahlergeb nisses mit dem von 1893 ergiebt, daß nur eine politisch ge mäßigtere Candidatur mit Sicherheit den Wahlkreis der vor dringende» Socialdemokratie wieder entreißen kann. Politische Tagesschau. * Leipzig, 9. November. Eine Nachricht von ganz hervorragender Bedeutung ist in den letzten Tagen in allzu lakonischer Kürze amtlich mit- getheilt worden. Es ist die unterm 27. Oktober vom Schieß platz Meppen datirte kaiserliche CabinetSordre, durch welche die Einstellung der 24-cm-, 21-cm- und 15-cw-TchnelUade- stanone» (1-40) in dir Marine-Artillerie angeordnet wurde, ficur der mit maritimen Angelegenheiten Vertraute weiß die volle Bedeutung dieser Verfügung zu würdigen. Sie kündet einen glänzenden Siegder deutschen Geschützfabrikation an, liefert einen erneuten Beweis, daß der geniale „Kanonenkönig" Krupp mit seinen Leistungen unübertroffen dastebt, und sickert der deutschen Marine die Gewißheit, daß ihre SchiffS- arlillerie, ihre wichtigste Waffe, die Artillerie sämmtlicher Schiffe fremder Seestaaten für lange Zeit an Leistungsver mögen übertreffen wird. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß Deutschland z. Z. 2 große Schlachtschiffe und V große Kreuzer im Bau hat, und daß diese Schiffe mit Geschützen aus gerüstet werden, die ungefähr sechsmal so viel zu leisten vermögen, als die größten Geschütze der englischen, französischen oder russischen Schiffe, so wird man die Tragweite der Neuerung auch in Laienkreisen ungefähr ermessen können. „Schnellladegeschütze" ist daS Zauberwort gewesen, da schon vor mehr alS^ einem Jahrzehnt eine vollständige Umwälzung in der Schiffsartillerie hervoraerufen hat. An Stelle der alten Vorderlader kamen zunächst Hinterlader, und diese wurden dann, soweit die Technik eS zuließ, durch Schnellladekanonen ersetzt. Diese baden sich in allen Marinen eingebürgert und wurden nach und nach größeren Kalibern angepaßt. Ueber Schnellladekanonen von 15 cm hat aber noch keine Marine hinauSkommen können. Die für die Bedienung notbwendigen Einrichtungen ließen sich den großen Geschützen von 21, 24 und 28 cm nicht an- passen. Krupp hat jetzt daS Meisterstück fertig gebracht und sowohl 21-, al- 24-ow-Schnellladekanonen geschaffen, mit denen die neuen deutschen Kriegsschiffe armirt werden, welche dann in ihrer Artilleriewirkung selbst den größten fremden Schiffen von 14 000 Tonnen Gebalt über legen sein werden. Von den zur Zeit im Bau befindlichen Schiffen sollen erhalten: die beiden Schlachtschiffe I. Classe „Kaiser Friedrich III." und Ersatz „Friedrich der Große" je 4 24-om-und 18 15-cm-, der Panzerkreuzer „Ersa tz Leipzig" 4 24-cm- und 12 15-cm- und dir fünf neuen Kreuzer II. Classe je 2 21-cm- und 8 15-cw-Schnelllade- kauvnen. Schon vor einigen Jabren ging die deutsche Marine der französischen und der russischen in der Anwendung de- DreischraubensystemS für größte Schiffe voran. Jetzt gebt sie mit der einer Umwälzung gleichkommenden Anwendung von Schnellladekanonen für große Kaliber auf- Neue bahnbrechend vor. Sie ist noch jung an Alter und klein an Schiffszabl, aber in ihrem Schiffsmaterial giebt sie ihren Osficieren eine Waffe in die Hand, die schärf und schneidig ist und technisch auf der Höhe der Zeit stebt. Viel- leicht werden die ausländischen Marinen im Laufe der Zeit noch Manches von der deutschen Marine lernen können, sosero da- deutsche Volk und seine Vertreter der Thatkraft und Genialität der deutschen Marmetechniker durch Opferwilligkeit sich würdig erweise». Bei der Reich-tag«ersatzwahl in Brandenbnrg- Gefthavelland ist leider dem socialvemokratischen Schriftsteller Peu« da« Mandat zugefallen; er hat 9720 Stimmen erhalten, 35 mehr al« der conservalive Candidat FsnNteto«. Hans Jürgen. Roman von Hedda v. Schmid. Nachdruck »erSotm. i meiner Schwester Tbeodora aber war eS um- Sonst ei» vernünftige« Franenzimmer, verlor :z und Kopf und heirathete, ihrer Familie zum Trotz, Bernhard, den flotten Vogel; na, bei dem war die Liebe bald verflogen und da behandelte er seine Frau en ckiiuUIe und Deine Großtante grämte sich darüber ins Grab. Nach ihrem Tode kam es zu einem Bruch zwischen den Lommerd'S und den BeverSdorff'S, daS heißt, eigentlich nur zwischen meinem sauberen Herrn Schwager und mir, denn Bruder Joachim stand diesen Familiengeschichte» ziemlich fern, er war Gelehrter und der Hrimato fremd geworden. Als er endlich wieder nach Salisfer kam, da knüpfte er sogar mit LommerdShoff an. Freilich, HaoS Bernhard war damals schon todt und HanS Jürgen'- Eltern konnten im Grunde nichts dafür, daß einer ihre« Namen- ein leicht sinniger gewissenloser Patron war. Ich aber sage: „Art läßt nicht von Art", und ich habe e« niemals begreifen können, warum Dein Großvater Han« Jürgen um sich duldet« und sogar seine Freude an dem ungezogenen Jungen zu haben schien." Irma hatte mit gespannter Aufmerksamkeit den Worten ibrr« Großonkel» gelauscht, und unterdessen hatten sie da« Wohnhaus von Sali-fer erreicht, welche-, rin einstöckiger langer Bau, von hohen alten Bäumen beschattet, dalaa. Mit lautem Blaff schlug ein schön gezeichneter Hühnerhund an, doch r- war eia Freudengebell, mit dem Uuka« seinen Herrn begrüßte. „Na, ruhig, Alter, beschwichtigte Herr v. Bever-dorff den ihn ia großen Sprügea umkreisenden Hund und trat dann, von Irma gefolgt, di« Holzvrranda durchschreitend, in« Hau«. Recht« vom Borsaal, an dessen Wänden Elenngeweihe in verschiedenen Gruppen angebracht waren, lag da« geräumige Wohnzimmer, in dem der Gutsherr sich auszubalten pflegte, wenn er nicht in seinem Contor über feine Wirtbschaft-bücher gebeugt, langsam, aber gewissenhaft rechnete, oder dort se,oe Leute rmpfuiz. Im Ganzen war «r tagsüber selten im Haus« aozutrrffrn,
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