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- -L- Freiberger Anzeiger da Li. Nachmittag« , UN- Lch-lten- Zelle °d« »UhrsürdienSchst. MW dem Raum mit . Tageblatt. 133. Sonnabend, den 13. Juni. , 1857. m Tageso^schichtc. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen finden statt den 16. Juni. Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung -wider den Bergarbeiter Ernst Heinrich Uhlemann auS Erbisdorf, Widersetzlichkeit betreffend. Den 19. Juni: Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung wider Fürchtegott Friedrich Krätzel aus Friedebach und Con sorten, Diebstahl betreffend. Nachmittags 3 Uhr: Hauptver handlung in Untersuchungssachen wider Eduard Friedrich Schlimpert und Genossen auS Erbisdorf, ausgezeichneten Dieb stahl betreffend. Freiberg, den 11. Juni. Was man auch immer gegen die Gewerbe-Ausstellungen, welche selbst kleine Städte in neuester Zeit versucht haben, einzuwenden haben möge, das bleibt doch anerkennenswerih, daß dieselben nach Maßgabe ihrer Kräfte und Verhältnisse sich an den gewerblichen Fortschritten ter Zeit betheiligen wollen und die Leistungen dieses löblichen Willens der öffentlichen Beurtheilung zu unterwerfen kein Be denken tragen. Und in der That haben nicht immer die aus gezeichnetsten Meister eines gewerblichen Faches ihren Sitz in den großen Städten, sondern öfters selbst in den kleinsten Städt chen. Jüngst hat nun auch die Stadt Dippoldiswalde den Beschluß gefaßt, eine Gewerbe-Ausstellung zu veranstalten gleichzeitig mit der dortigen landwirthschaftlichen Thier- und Produetcnschau. Der gewerbliche Ausstellungs-Comiw hat den Freiberger Gewerbe-Verein ersucht, seine gewerbtrribenden Mit bürger aufzufordern, daß sie sich mit ihren Produkten bei jener Ausstellung hetheiligen möchten. Diese Einladung verdient je denfalls die vollste Anerkennung, und es dürfte ebenso rathsam als rühmlich erscheinen, wenn die Freiberger Gewcrbireibenden sich recht tüchtig mit ihren Leistungen bei der genannten Aus stellung betheiligen wollten. An Besuchern derselben wird es um so weniger fehlen, da, wie schon früher erwähnt, eine Thier schau gleichzeitig ftattfindet. Es kann demnach die Hoffnung alS eine wohlbegründete erscheinen, daß tüchtige Arbeiten Frei berger Meister eine Anerkennung in ziemlich weiten Kreisen sich erwerben werden und damit zugleich Lie Aussicht auf Verkauf des Ausgestellten und auch auf neue dauernde Geschäftsverbin dung. Wenigstens ist soviel gewiß, daß kein nur irgend stich haltiger Grund für den Gewierbtreibenden vorliegt, eine solche Gelegenheit, Ehre, Absatz und neue Geschäftsverbindung zu ge winnen, von der Hand zu weisen. Die Ausstellung wird am 19. Juli eröffnet werden. Die auszustellenden Gegenstände muffen aber bereits am 11. Juli an Ort und Stelle sein und sind unter der Adresse: „An das Büreau des Ausstel- lungs-Comite's im Rath Hause zu Dippoldiswalde" einzusenden. Die zur Ausstellung gelangenden Gegenstände wer den nach Lem Lesignirten Werthe auf Kosten des Comitös ver sichert. Nach dem Schluffe der Ausstellung wird eine Verloo- sung veranstaltet werden: so weit die Mittel reichen, sollen aus gestellte Gegenstände angekauft und Aktien » 10 Ngr. zu diesem Behufe ausgegeben werden. Exemplare des betreffenden Pro gramms, in welchem noch nähere Angaben über das ganze Un ternehmen enthalten sind, können entweder bei Hrn. Gürtler Mühlhausen oder bei Hrn. Buchbindermeister Wagner erlangt werden. — Da der hiesige Gewerbe-Verein von Lem Vereine zu Dippoldiswalde freundlichst eingeladen worden ist, die Aus stellung zu besuchen, so werden alle diejenigen Gewerbe-Vereins- Mitglieder, welche jener Einladung Folge zu leisten gedenken, ersucht, bei Hrn. Gürtlermstr. Mühlhausen sich anzumclden, der dann das Erforderliche ihnen mitthcilen wird. Tharaud. Die Albertsbahn erzielte in den ersten fünf Monaten d. I. eine Totaleinnahme von 45,433 Thlr., was im Vergleich zu der entsprechenden Zeit Les vorhergehenden Jahres «in Mehr von 19,7i»6 Thlr. crgiebt. Berlin, 10. Juni. (D. I.) Die umfassende und segens reiche Thätigkelt des hiesigen „Gustav-Adolph-Bereins" hat viel fach zur Nacheiferung beigelragen. Als seltsames hervorragen des Beispiel einer solchen tritt jetzt hier eine von Ihrer Majestät der Königin huldreichst protectirte Stiftung unter dem Namen „Ketienstiftung" hervor, mit deren Entstehung es eine eigne Be» wandtniß hat. Durch die Zeitschrift des „Gustav-Adolph-Ver eins" auf Lie Mängel einer Kirche und einer Schule in zwei Gemeinden hingewiesen und davon tief ergriffen, hatte vor fünf Jahren eine wenig bemittelte Wittwe an den „Gustav-Adolph- Verein" eine goldene Kette, das Einzige, was sie besaß, gesandt, wovon sie jeder der beiden Gemeinden eine Hälfte reichen wollte. Bet der nächsten Versammlung des Vereins ward davon Kunde gegeben und sofort traten mehrere Mitglieder mit ähnlichen Spen den an Geld und Kostbarkeiten auf, welche sie für denselben Zweck, jedoch unter der Bedingung Hingaben, daß die Kette Grundkapi tal werde einer „Ketienstiftung" zur Unterstützung hilfsbedürftiger evangelischer Gemeinden. Es hat sich nun ein solcher Vorrath von Kostbarkeiten angesammelt, daß die „ Kettenstiftung" jetzt eine Verlosung anstelle« wird, au« deren Erlös man einer evangelischen Gemeinde eine Kirche und einer zweiten eine Schule wird aufbauen können. Ihre Majestät die Königin hat dazu ein sehr kostbares, von Ihrer Majestät getragenes Geschmeide geschenkt und geruht, unter den hilfsbedürftigen evangelischen Gemeinden die zu Louisendorf in der Rheinprovinz für die Er bauung einer Kirche und die zu Landshut in Alt-Bakern für die Erbauung einer Schule auszuwählen. Aus der Pfalz, 6. Juni. Da die frühzeitigen und ohne gesicherten Nahrungsstand stattfindenden Verehelichungen der im Schulfache verwendeten Individuen sowohl für diese selbst als auch für den öffentlichen Dienst vielfache Nachtheile im Gefolge haben, wird durch das k. StaatSministerium für Kirchen, und Schulangelegenheiten verordnet, daß alle Schul lehrer, Schulverweser und Schulgehilfen vor ihrer Verehelichung oder Wiederverehelichung um die dienstliche Bewilligung bei der Negierung nachzusuchen haben. Die Verehelichungs-Bewilligung soll bereits wirklich angestellten Lehrern nur dann ertheilt werden, wenn ein dienstliches Bedenken nicht obwaltet. Den unständigen Lehrern, Schulverwesern und Schulgehilfen ist die Verehelichung nur ausnahmsweise beim Vorhandensein ganz besonderer Um stände zu gestatten. Jene der genannten Individuen, welche ohne vorherige Bewilligung der Kreisregierung zur Verehelichung oder Wiederverehelichung schreiten, sollen sofort von der Ver wendung im Schulfache entfernt werden. Weimar, 10. Juni. Wie daS „D. I." berichtet, hat gestern in Weimar eine Versammlung von etwa 70 Personen zur Bildung eines Missionsvereins im Großherzogthume statt gefunden. Bei Berathung der Statuten, welche eine von der vorjährigen Missionsversammlung gewählte Commission ent worfen hatte, erneuerte sich der Streit zwischen der strcngkirch- lichen Partei und ihren Gegnern. Während die erstere auf Grund des historischen Rechts forderte, daß der Missionsverein als Verein der evangelisch-lutherischen Landeskirche bezeichnet würde, bestand die Majorität, welche sich, statt an die Leipziger, an die Baseler Missionsgesellschaft anschließen will , auf dem Ausdruck: „Missionsverein der evangelischen Landeskirche". So gewiß es einerseits höchst erfreulich und ein Fortschritt ist, daß bei uns endlich auch für die heilige Sache der Mission unter den Geistlichen der Sinn und die Liebe sich regt, so sehr haben wir andererseits zu beklagen, daß die Mehrheit es ablehnt sich der lutherischen Missionsgescllschaft in dem durch politische und kirchliche Geschichte uns so eugverwandten Sachsen als Zweig- verein unterznordnen. Da nach den Statuten cs jedem Mit- gliede des Vereins überlassen bleibt, zu bestimmen, an welche Missionsgesellschaft sein Beitrag abgeliefert werden soll, dürfen wir hoffen, daß wenigstens ein Theil Ler Missionsgabeu dahin fließt, wohin sie von Rechtswegen insgesammt gehören. Bremen, 9. Juni. In der nächsten Bürgerschaft wird der als Führer der demokratischen Partei bekannte Kaufmann Johannes Rösing einen Antrag auf Niedersetzung einer Depu tation stellen, welche darüber berichten soll, ob nicht die Einfüh rung der Gewerbfrciheil in Bremen, unter Schutzzöllen für die einheimischen Fabrikate, an der Zeit sei.