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Freiberger Anzeiger Erscheint jeden Wechentag früh S Uhr. - Preis halbjährlich 22'/» Rgr. - Inserate die g-spalt. Seile 5 Pf. 7- . > — Ng, gl Montag, den 3. März L85ti Das Fallen des Goldes. Nächst Platina ist bekanntlich Gold daS edelste Metall und doch mag Niemand dasselbe dermalen in Zahlung annchmen, weil man befurchtet, das immer tiefere Herabgchcn deS Curses lvcrdc zu empfindlichen Verlusten führen. Die Erscheinung des Fallen des Wechselkurses des Goldes ist eine sehr auffällige; denn früher waren wir gewohnt zu sehen, daß das Gold im Werth stieg, je tiefer das Papiergeld, das ohne reellen Werth ist, fiel. Aber gerade das umgekehrte Vcrhältniß ist cingctretcn- Manchcr mag sich nun wohl den Kopf zerbrochen haben, welches die Ursachen dieser auffallenden Erscheinung seien. „Da ist nichts schuld, als die Goldgruben in dem Eldorado Ealifornicn", hört man gemcinlich sagen nnd diese Redensart ist so .stehend geworden, wie der Refrain beim Bicrkruge. „Ja, trenn Napoleon nur nicht nach Rußland ging." Es fehlt nicht an Leu ten, welche meinen, in Ealifornicn liege das Gold zu Tage, etwa wie die Halden um Freiberg herum und man könne ganze Säcke voll sacken, wie im Herbst die Kartoffeln auf dem Felde. Califor- nicn hat allerdings seit 3 Jahren eine beträchtliche Ausbeute an Gold geliefert; nach ziemlich übereinstimmenden Berichten sollen während dieser Zeit gegen 125 Millionen Thaler dieses Metalls ge wonnen worden sein. Nun das muß doch einen gewaltigen Ein druck in Europa machen? Wo ist denn das californische Gold hingekommcn? frage ich dagegen. Doch wohl zunächst in die Län der, welche Kalifornien ihre Produkte cingcsührt haben nnd mit die- sein Lande in Handelsbeziehungen getreten sind. Das sind aber fzunächst und hauptsächlich die Staaten der Union, sodann viele i Küstenländer des stillen Meeres, selbst China nicht ausgenommen, und nur ein verhältnißmäßig geringer Theil ist nach England durch den Handel gekommen. Das californische Gold, welches in den Uuionsstaatcn circulirt oder wohl gar ins „himmlische Reich" ge kommen ist, dürfte den europäischen GcldcurS eben so wenig drücken, ! als der Mond Wärme auf der Erde entwickelt. „Nun dann ist Rothschild schuld, der treibt jetzt,HaS Gold I nieder und kauft es dann massenhaft auf und wenn er es wieder r in die Höhe getrieben, gleich öffnet cr die Schlcußcn seiner Schätze." k Lieber Freund, ich habe gewaltigen Respekt vor den dicken Geld- 8 sacken diefts unschätzbaren Hauses, das oft für die Großen ein wah- Lrcr Frenud in der Noch gewesen ist — uns hat er noch nichts gc- U Uchen —; ich gebe auch zu, daß ein solcher langarmigcr Mann »den Zeiger an dcr Börse etwas hinauf oder herabstellen kann und daß so ein Mann bei allen Conjuncturen sich wird sein Pfeifchen zu schneiden suchen; aber so lange andre Leute auch noch Geld ha ben und nicht die ganze Welt in seinen Säcken steckt, vermag er denn doch nicht ein so großartiges Fallen des Goldes zu bewirken. „WaS ist denn da die wahre Ursache?" Zunächst und vorzugs weise die Negierung von Holland. Diese hat nämlich, vielleicht auch aus Furcht vor dem Ankommen der schwerbeladenen. Gold schiffe aus Californien, es für gut befunden, ihre Zehn- und Fünf- Guldengoldstücke außer Curs zu setzen und dafür einen gleichen Werth Silbcrgeld zu prägen. Diese Goldmünzen, welche sich zum größten Theile in den Händen der reichen holländischen Kaufleute befanden, fingen sogleich an, über den Kanal, nach England, mrd andere Gegenden zu wandern , etwa, wie bei uns im HetHe die Zugvögel. Im Vatcrlande Holland verloren diese Münzen ihre frühere gesetzliche Geltung oder wurden nur zum Nennwerth von der Regierung zu einem kleinen Theile zurückgegeben. Für das Ausland hatte der holländische Kaufmann die Aussicht, noch Agio zu erhalten. An 110 Millionen Goldgulden sind aber im Läufe dcr Zeit von der holländischen Regierung geprägt worden, und diese sind fast alle nach England gesendet worden. WaS war nun die nächste Folge davon? Gold war in ungeheuren Massen in den englischcn Verkehr gekommen und jeder suchte sich dessen sobald als möglich wieder zu entledigen, und so ist denn in England'der malen das Gold als hauptsächlichstes AuSglekchungSmittel in Hp- culation. Wenn aber ein Land zweierlei Geld hat, Gold- und Silbcrmünzen, so giebt die eine den Regulator für. die andre äb, d. h. eine Geldart erscheint als festes, sich gleichbleibcndes Maß, und das ist das. Silbcrgeld, die andere tritt dagegen nur in baS Verhältnis der.Waare. Nun ist aber ein alter kaufm«nnischer Erfahrungssatz dieser: je mehr Waare auf den Markt kommt, desto billiger wird sie; je mehr also Gold auf- dm englischen Han- delsmärkten erschien, desto mehr mußte es im Kurs fällen^ Run kam noch ein Umstand, der das Gold mehr nachDeutschland führte. Seit 5 Jahren, wo bei uns der politische Kr«M währte, hüben die Engländer wegen der Unsicherheit aller Zuständeund wegen der geringen Neigung unserer. Handelsleute zu -Speku lationen, bei weitem nicht soviel englische Waarcn zu vuK-Wren können, als früher; Deutschland hat aber mehr Erzeugnisse nach Britannien eingeführt. Wenn nun die Rechnung und Gegenrech nung beider Länder gemacht würde, so müßte uns England große Summen hcrausgeben. Die Kaufleute sagen da: England hatte die Händelsbillanz gegen sich. England schickte uns nur sein Gold