Volltext Seite (XML)
BergerM^ und TagMM. Amtsblatt für die königliche« uns städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Berautworllicher Redakteur: Julius Braun iu Freiberg. '">» > 40. Jahrgang. » .. 'N/* i Erscheint jeden Wochentag Nachmitt.'/^UHr für den ü E- 22«. Sonnabend, de« 1. Oktober, s Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile I XX M oder deren Raum 15 Pf. W » - Ostafrika Aufgabe Tagesschau. Freiberg, dm 30. September. Das deutsche Kaiserpaar empfing in Baden-Baden gestern den Besuch des Königs der Belgier, sowie des Großherzogs und der Großherzogin von Baden und des Großherzogs von Sachsen, welche zum Geburtstagsfeste derKaisert.n Augusta in Baden-Baden eintrafen. Heute Vormittag 11 Uhr brachten sämmtliche in Baden-Baden anwesende Mit glieder der preußischen Königsfamilie und die dort zu diesem Festtage eingetroffenen hohen Fürstlichkeiten der Kaiserin ihre Geburtstagsglückwünsche dar. Das Gefolge derselben und die Hofstaaten haben bereits eine Stunde früher der hohen Frau ihre Gratulationen zur Feier des Tages abgestattet. — Am heutigen Nachmittag findet bei den Kaiserlichen Majestäten eine Familientafel statt. Der deutsche Kronprinz, der heute bei dem Geburtsfest der Kaiserin schmerzlich vermißt werden wird, bleibt fünf bis acht Tage in Venedig. Vorgesehen ist dann ein Aufenthalt in Baveno, wo für ihn die Villa Carolina am See gemiethet ist. — Die in diesen Tagen durch viele Zeitungen gegangene Nachricht, daß unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichs-Postamts, vr. von Stephan, in einer Kommission die Frage der Nothwendigkeit einer Aus dieS sei unzutreffend; Deutschland habe genügend bewiesen, daß es trotz der Freundschaft zu Oesterreich Rußland in Bulgarien gefällig sein könne; wenn dies jetzt nicht geschehe, so habe das seinen guten Grund in der deutschfeindlichen Preß- Hetze in Rußland und in dem schlimmen Danke, welchen Deutschland für di« Dienste geerntet, die es Rußland 1878 und 1879 geleistet hat. — Den geistlichen Orden wurde bis jetzt noch nicht die Rückkehr in die Provinz Posen gestattet, während doch in anderen preußischen Provinzen einzelne Orden bereits die Erlaubniß erhielten, ihre Thättgkett wieder auf zunehmen. ES siud, wie die „Pos. Ztg." berichtet, bereits von einigen Orden Gesuche an die Regierung gerichtet worden, ihnen die Rückkehr und die Aufnahme ihrer Thätigkeit in der Provinz Posen zu gestatten, so von den Reformaten, welche in das Posener ehemalige Karmeliterkloster zurückzukehren wünschen, und von den Philippinern, welche bestrebt find, sich aufs Neue in Gostyn niederzulaffe»; doch waren bisher alle diese Bemühungen vergeben». In Pose» befanden sich vor Erlaß de» Klostergesetze» Ursulinerinnen und vamss au sasrä Unfallversicherung auf den gesammten Handwerksbetrieb aus gedehnt werden soll, ist mehrfach als Bestätigung der Ansicht aufgefaßt worden, daß die Altersversicherung zunächst noch verschoben werden solle. Die „Post" erklärt diese Annahme für unbegründet und meint, „es könne eher angenommen werden, daß das Tempo der Durchführung der Unfallversicherung eine besondere Beschleunigung erfährt, um so früh als möglich zum Ausbau der Alters- und Jnvaliditätsverstcherung zu gelangen." — Daffelbe Blatt beschäftigt sich auch mit der anläßlich der Friedrichsruher Begegnung von dem Brüsseler „Nord" ge machten Bemerkung, daß nur die Rücksicht auf Oesterreich Bismarck hindere, die Initiative zur Geltendmachung des Berliner Vertrages in Bulgarien zu ergreifen, und daß dem nach das österreichisch - deutsche Bündniß eine Quelle neuer erfahren hat, jeder Begründung. — Die Mittheilung der Berliner „Post", daß vor der gesetzgeberischen Lösung der der Altersversicherung der Arbeiter erst noch die vosur äs visu, welche sich mit der Leitung von Töchter schulen befaßten, ferner Karmeliterinnen, welche ein beschauliche» Leben führten und kirchliche Paramente stickten, und Refor- matrnmönche, welche Seelsorge Men. Diese Orden verließen Posen nach Erlaß de» Klostergesrtzes und von geistlichen Ordm sind damals nur die Barmherzigen Schwestern St. Vinzent de Paula und die Elisabethinertnne» in Posen geblieben, welche sich der Krankenpflege widmen. — Die Berliner Stadt verordneten ertheilten gestern nach längerer Berathung der Magistratsvorlage wegen elektrischer Beleuchtung der Straße Unter den Linden und deren Verlängerung bis zur Epandauer« straße mit 91 gegen 3 Stimmen ihre Genehmigung. Von dem österreichischen Kronprinzen wurden Mitt woch Abend im großen Redoutensaale der Wiener Hofburg die Mitglieder des hygienischen Kongresses im Beisein der Minister Falkenhayn, Gautsch, Bacquehem und zahlreicher anderer Würdenträger empfangen. Der Minister Gautsch und Prof. Ludwig stellten dem Kronprinzen Rudolph die offiziellen Vertreter der Regierungen vor, welche vom Kron- priuzen einzeln durch Ansprachen ausgezeichnet wurden. Bei dem Prof. Virchow erkundigte sich derselbe ganz eingehend nach dem Befinden deS deutschen Kronprinzen. Später hielt der Kronprinz Cercle ab, woran sich eine Musikaufführung snschloß. — In der festlich geschmückten Volkssesthalle zu Linz hat Mittwoch Abend der Katholikentag stattgefunden. Der Statthalter, Landtags- und ReichsrathS-Abgeordnete, zahl reiche Mitglieder der Geistlichkeit uno etwa 2000 Personen waren anwesend. Die Versammlung wurde vom Landeshaupt mann eröffnet, worauf Bischof Müller in längerer Rede den Papst feierte und ein Hoch auf denselben ausbrachte. Es wurde hierauf eine vom Bischof beantragte Resolution in Be treff der Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes einstimmig angenommen. — Die Thronrede, mit wel cher der Kaiser von Oesterreich gestern in Pest den ungarischen Reichstag eröffnete, betonte, daß noch Vieles auf allen Gebieten zu thun übrig bleibe, doch daß der Fortschritt mit der Finanz« kraft Ungarns gleichen Schritt halten müffe. Dies werde die Regierung bei allen Vorlagen berücksichtigen. Bei dem Kosten voranschlägen werde sie ohne Gefährdung des Staatsinteresses bis zur äußersten Grenze der Sparsamkeit gehen. Sie beab sichtige Vorlagen zur Hebung der Einkünste zu machen mit verhängnißmäßiger Vertheilung der Lasten. Der Reichstag werde mit strenger Sparsamkeit betreffs der Meliorationen, mit Vorsicht und Selbstverleugnung bei der Bedeckung unauf schiebbarer Erfordernisse vorgehen. Die Thronrede zählt die Vorlagen auf den verschiedenen Gebieten aus, worunter sich der Finanzausgleich mit Kroatien und die Erneuerung des Ende 1889 ablaufenden Wehrgesetzes befinden. „Mit sämmt- lichen auswärtigen Mächten stehen wir," so heißt es dann weiter, „fortdauernd in freundschaftlichen guten Beziehungen und wenn auch die Weltlage nicht derart ist, daß es zulässig erschiene, die größtmögliche Vervollkommnung unserer Wehr macht außer Acht zu lassen, so hegen wir doch die begründete Hoffnung, daß, indem unsere Regierung auch fernerhin eifrig zusammenwirkt mit jenen Faktoren, mit welchen vereint ihr die Erhaltung des Friedens bisher gelungen, dessen ungestörte Aufrechterhaltung auch weiterhin gesichert bleiben werde." — Das aus Nationalspenden errichtete Deak-Denkmal wurde in Pest gestern Nachmittag im Beisein des Kaisers Franz Joseph, des Erzherzogs Joseph, der Erzherzogin Clotilde, der Gene ralität, der Hof- und Staatswürdenträger, sowie einer unge heueren Menschenmenge feierlich enthüllt. Gras Ludwig Tisza hielt die Festrede. — Heilte früh 5 Uhr ist der Kaiser von Oesterreich aus Pest wieder in Wien angrlangt. König dehnung der vom Reiche subventionirten Postdampferlinien nach erörtert werde, entbehrt, wie die „Nordd. Allg." Der Allgemeine Deutsche Frauen verein Es geht durch unsere Zeit ein starker Zug auf weib liche Selbständigkeit, über dessen Berechtigung die Meinungen sehr verschieden sind. Gegen die Bethätigung der den Frauen innewohnenden Kraft auf allen Gebieten des Schö nen, Guten und Nützlichen läßt sich aber kaum ankämpfen und so begegnen wir jetzt überall der weiblichen Arbeit, in der Kunst wie in der schönen Literatur, im Handwerk wie im Kunstgewerbe, vor Allem aber auf den der Frauenwelt zunächst liegenden Gebieten der Mode und der Handarbeit für häusliche Zwecke. Die Vorstandsmitglieder und Dele- girten des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins", der einen Zentralpunkt der Bestrebungen für die weibliche Selbst ständigkeit bildet, waren in diesen Tagen zu eifrigen Be- rathungen in Augsburg versammelt. Den Vorsitz führte in der ersten Sitzung am 25. September Frau ör. Otto Peters aus Leipzig. Wie aus dem von Frl. Frrederici- Leipzig erstatteten Kassen-Bericht hervorging, gewährte der Verein einer deutschen Lehrerin die Mittel, sich in Paris auf die Prüfung für Kandidaten des höheren Lehramtes vorzubereiten, unterstützte ferner zwei Studentinnen der Medizin und zwei Abiturientinnen. Der durch einen un« genannten Geber ansehnlich verstärkte Stipendienfond liefert die Mittel zu mehreren Stipendien von 400 bis 600 Mk., welche zunächst nur auf ein Jahr, im Falle aufrichtigen, ernsten Strebens aber noch auf weitere drei Jahre gezahlt werden. Der Hauptgrundsatz dabei ist, keine Verlockung zum Studium zu bieten, sondern nur hervorragend Beanlagte und besonders ernst Strebende zu unterstützen. Eine von dem Verein an die sächsische Regierung gerichtete Petitton bat um Einsetzung einer Kommission für Abiturientinnen. Wie Frl. Auguste Schmidt-Leipzig berichtete, ist dieses Gesuch zwar nicht bewilligt, aber auch nicht für immer ab geschlagen worden. Die Vorsitzende meinte, man dürfe schon deshalb die Hoffnung auf späteren Erfolg der Peti tion nicht aufaeben, well die sächsische Regierung den letzten Paragraphen der Vereinsstatuten genehmigte, welcher also lautet: „Erfolgt die Auflösung des Vereins in anderer Weise, so unterfällt das Vereinsvermögen dem Kgl. sächsi schen Ministerium des Innern, welches dasselbe zur Unter stützung deutscher studirender Frauen und Mädchen zu verwenden hat." Eine Kalifornierin, Frl. Marwedel, verlas eine Petitton, welche für Amerika die Errichtung von Akadmien zur wissen- schaftlichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts zu Er zieherinnen der Kinder anstrebt und lud die Anwesenden zum Besuch des „Frauentages" in Washington im März 1888 ein, auf dem dieser Punkt behandelt werden soll. Frl. von Hartung-Leipzig berichtete über die Stellung der Studentinnen in Zürich, welche durch die Ausschreitungen vieler Russinnen im Jahre 1873 in so üblen Ruf gekommen seien. Im Anschluß hieran wurde von einer in Zürich lebenden Dame folgender Antrag eingereicht: „Der Allge meine Deutsche Frauenverein möge aus dem Stipendien fond die Mittel bewilligen zur Errichtung eines Heimes für deutsche Studentinnen in Zürich, damit denselben das Studium nicht auch noch durch äußere Hemmnisse erschwert werde." Die Beschlußfassung hierüber wurde auf die fol gende Sitzung verschoben, die Montag Nachmittag 3 Uhr im „Hotel zu den drei Mohren" abgehalten wurde. Frau vr. Otto-PeterS legte in dieser Sitzung zunächst die seit 22 Jahren verfolgten idealen und praktischen Ziele des Vereins dar, welcher anstrebe, die Frauen aus ihrer in stinktiven Passivität aufzurütteln und sie zu selbständigen bewußten Menschen zu erheben. In diesem Ziele seien alle Mitglieder, alle Zweigvereine einig trotz des Unterschiedes der Lebensstellung, der politischen Änsichten und Bekenntnisse. Fräulein Dan-Leipzig sprach dann über das Thema: „Welche Hilfe kann und soll die weibliche Vereinsthätigkeit der Erziehung unseres Geschlechts leisten?" Die jugend liche Rednerin führte in wohldurchdachter Rede und in überaus warmen Worten ihre Ideen aus über Einrichtung der Krippen, Kleinkinderbewahranstalten, Volkskindergärten, Mädchenhorten, Sonntags- und Fabrikschulen und Sonn- tagsunterhaltunaen, indem sie dabei nur die leibliche und geistige Pflege, oie Erziehung und den Schutz der Mädchen des Volkes ins Auge faßte. Sie wußte sehr fein die Bedeutung dieser wichtigen Erziehungsmittel ins Licht zu setzen und ihre Verschiedenheit zu charakterisiren. Frl. B. von der Lage Berlin berichtete als Delegirte des Lette- verbandcs über den Letteverein, der sich in den 21 Jahren seines Bestehens zu einem so mächtigen vielverzweigten s Institute entwickelt habe. Die älteren Einrichtungen des- s Verwicklungen werden könne. Hierauf entgegnet die „Post", selben, Handels-Gewerbe-Zeichen, Handarbeit-, Setzerinnen- - ' schule rc. berührte sie nur kurz, ihre Wichtigkeit durch Zahlen belegend; mit größerer Ausführlichkeit suchte sie einen Einblick zu geben in die seit 20 Monaten bestehende Haushaltungsschule des Vereins Raupachstraße 1, in welcher Töchter von Bauern und Handwerkern zu rationeller Führung eines einfachen Haushaltes angeleitet und Tages- schülerirmen zum Erwerbe vorbereitet werden. Fräulein Auguste Schmidt-Leipzig sprach in geistvoller Weise über die Nothwendigkeit der „Theilnahme der Frauen an der öffentlichen Armen- und Krankenpflege." Sie wünschte, daß die von Frauen schon so vielfach geübte Wohlthätigkeit durch systematische Organisation und An schluß an oie Gemeindeverwaltung zur wirklichen Armen pflege werde, wie dies in Kassel in vorzüglicher Weise ge schehe. Die dortige sehr thätige Armenvorsteherin habe sogar Sitz und Stimme in der Armendirektion. Die Ein richtung von Samariter-Kursen solle für die nöthigste Kenntmß der richtigen Hilfsmittel in Nothfällen sorgen, aber zur eigentlichen Krankenpflege gehöre Berufsbildung. Die Rednerin schilderte als Muster solcher Pflege die Wirksamkeit des von der Königin Carola von Sachsen ge gründeten Institutes der Albertinerinnen Md forderte auf zur Errichtung von Altersversorgungs-Anstalten für diese und ähnliche Wohlthäterinnen der Menschheit, da dieselben nur 10 Jahre lang ihren vollen Beruf ausüben könnten. An Stelle der erkrankten Frau Emma Laddey aus Mün chen behandelte Herr Or. Wislicenus-Berlin, Generalsekretär und Abgesandter des Allgemeinen Deutschen Vereins für Volksbildung, die Frage über das höhere Studium der Frauen. Durch historische und praktische Belege wies er nach, daß Frauen zu allen Zeiten höhere Studien gekieben hätten und betonte als ihr ganz besonderes Recht, ja als durch die Sitte geboten, ihre Zulassung zum medirinischen Studium, indem er alle Gründe dagegen als nichtige Vor urtheile charakterisirte. Die Augsburger Versammlung hat die schwierige Frage der Frauen-Emanzipation nicht gelöst und nicht lösen können, aber sie hat über Frauen-Thätig- keit manche heilsame Aufklärung verbreitet und zum Weiter streben auf diesem Gebiete in erfolgreicher Weise ermuthigt. Mllyteroerjammlungen abaebalteu 1 Der mene» ^E^bank^ Platz nehmen.