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38. Jahr« Nummer 71 Sächsische Holrszeilung Donnerstag, den 23. MSrz 1939 Zm s«a« o,n höh««' B-W-NI, <i«ll>«t, «Innei-nde, Vein«»» ftSrungkN hat der «egest«, «der wiibungttelden»« lei« «nlpiliche, s-ll, °!« Zettun, In de<chr»ntt«in Umt,»,«. »N» Ipstn-I -der nicht «Ichetnl. Lklültiin,,,r« I» D ' « e » « » Irschelat I mal «rchenlllch. vkndlllcher vejugspr«!» durch lrüger elnlchl. A> Pf,, dpo. M Psg lrrzeildhn 1.70; durch »I« Polt 1.70 «InMeßllch Pottllderwellungogedllhr, pijügllch 1- Psg. Post-Bestellgeld. «Injel-Xr. U Pf-.. Sonnabend, ui» Sesttoste-ri,. » Plz. üddestellunge» mllliea lestlesteii, «In« Woche vor Adle ns »,« Becugezelt Ichrlllllch bei» Verla, «Ingegange» lein llnler« Irl,« »llrse» teln« vdbestellunz«» «nlzezenneh»»». Verlagoort vreeden. anjelgenprell«? dl« llpaltlg« 77 <nm brell« 3«t1« I Pl, > lür Familienonretze» i Pl, g,r Platzwünlch« llnnen »U teln« »«wltr Ulst«». Schrllilettun,: De««x»«.. Poller»,atz, 17. geruru» W7U n voll Seichlist,stell«, Druck und Verlag: v«n»o»Ie Buchdruckern und Verla, DH. und S. Winkel. Pollerstr-sp 17. gernruj voll, Postscheck: Nr. w», Bant: Stadtdanr Dreede» Nr. V707 Des Führers Fahrt zm» sreien Memel Oie „Deutschland" vor Memel eingetrosfen Der Führer ist heute vormittag gegen 1v Uhr vor Memel eingetrosfen. Das Panzerschiff „Deutschland" ist mit dem eingesetzten Verband der deutschen Kriegsschiffe aus der Reede von Memel vor Anker gegangen. Der Führer hat am Mittwock-abend von Swincniünde ans die Fahrt nach Memel angetreten. In Begleitung des Führers und Obersten Befehlshabers befinden sich an Bord der „Deutsch land" Generaladmiral Raeder, Generaloberst Keitel, General major Bodenschah, Neichsminister Dr. Lammers, Reiä)spressechef Dr. Dietrich, Neichslciter Bormann. Staatsekretär Stuckart, Obergruppenführer Lorenz, die Adjutanten des Führers Ober gruppenführer Brückner, Gruppenführer Schaub, Oberstleutnant Schmundt und Korvettenkapitän Albrecht, ferner die Kapitäne zur See Hennig und Hege. Die „Deutschland" wird begleitet von den Panzer schiffen „Admiral Graf Spee" und „Admiral Scheer" sowie den Kreuzern „Leipzig", „Köln" und „Königsberg", ferner von zwei Zerstörerdivisionen und drei Torpedoboolsslottillen. Ankunft vor der Küste des befreiten Landes Die Hochstimmung an Bord des Panzerschiffes „Deutsch land", das den Führer dem befreiten Mcmelland entgcgenbringt, steigert sich ins Unermeßliche, als langsam das Land am Hori zont hcraussteigt in dem jetzt die Hakenkreuzfahncn der Frei heit wehen. Die großen Ereignisse des abgclausenen Jahres hat die deutsche Marine immer nur an den Lautsprechern erleben können. Jetzt aber ist sie selbst dabei. Heute hat der Führer sic eingesetzt. Diesmal ist sie selbst der Repräsentant der bewaffneten Stärke unserer Nation. Dieses Bewußtsein macht Offizier und Mann ungeheuer stolz. Die Schiffe sehen aus, als wären sie noch niemals aus Fahrt gewesen, so blinken und blitzen alle Teile. Rauschend wehen die Flaggen des Rei ches im Frühlingswind, der ein wirklich deutscher Nölkerfrüh- ling ist. In einer halben Stunde wird die Flotte in Memel sein. Es ist jetzt genau 9.30 Uhr. Auf den Schiffen steht alles, was dienstfrei ist, an Deck. Tas Landungskorps der Marine macht sich inzwischen fer tig. Unter den Augen des Führers wird es um 1» Uhr von Bord gehen und in das deutsche Memel einziehen. Mit dem Ober befehlshaber der Marine befindet sich der Führer seit Stunden auf der Admiralsbrücke. Auimerksam beobachtet er die Manö ver der Flotte. Weit schweift sein Blick voraus, den Türmen Memels entgegen. e- Die „Deutschland" geht vor Anker Marineflieger brausen über uns hinweg und nehmen ihren Kurs auf Memel. Da kommen auch schon die ersten memellüudi- schen Fischerboote heran. Sie sind dicht gefüllt mit überglück lichen Menschen, die die Ankunft des Führers nicht abwarten konnten und nun ihrem Befreier auf die Reede entgegcngesah- ren sind. Ihre Boote sind festlich geschmückt. Weithin schallen ihre Heilruse über das Wasser. Sie danken dem Führer aus übervollen Herzen, der von der Brücke der „Deutschland" mit erhobener Rechten grüßt. Backbord und Steuerbord ziehen nun Torvedoboote und Zerstörer an uns vorbei, die Ihren Kurs auf die Mündung der Memel gericktet haben. Ihre Besatzungen stehen in Paradeauf stellung auf Deck und salutieren vor dem Führer. An Bord die ser Boote befinden sich die Landungskorps, dl« nun in wenigen Minuten den Fuß auf das befreit« Memelland setzen werden. Punkt 10.02 Uhr geht das Panzerschiff „Deutschland" aus der Reede von Memel vor Anker. Lieber -en Memelflrom Zm Mraenarauen überschritten deutsche Truppen bei Tilsit die frühere Grenze Tilsit, 23. März. Am Donnerstag früh um !> Uhr über schritten deutsche Truppen in Tilsit die Königin-Luise-Brücke und rückten in das befreite deutsche Memelland ein, jubelnd begrüßt von den Brüdern und Schwestern jenseits des Stromes, die 19 Jahre lang auf diese» Tag gewartet haben. Beim ersten Morgengrauen klingt Marschmusik durch die Straßen Tilsits. Noch ist es eisig kalt, aber die Bevölkerung ist bereits lange auf de» Beinen. Die in der Nähe der Brücke liegenden Straßen sind eine einzige dicke Menschenmaucr. Plötzlich bricht ein Sturm der Begeisterung durch. Die Tore der Brücke» öffne» sich und unter den Klängen des Deutsch landliedes marschieren deutsche Soldaten über den Memelstrom, der jetzt nicht mehr Grenze, sondern wieder Brücke ist zu den Deutschen jenseits des Flusses. Die mächtige Brücke ist mit den Fahnen Großdeutschlands und Tannengirlanden festlich geschmückt. Wo gestern noch der Valis, das litauische Staatswappen, hing, grüßt beute ein großes Hakenkreuz die elnmarschicreudcn Soldaten. Ls ist ein wunderbares Bild militärischer Disziplin, das fick hier bietet. Unbeschreiblich ist der Jubel der Bevölkerung und ihre frohen Gefickter geben die Dankbarkeit dem Führer gegenüber ivieder, die sie alle im Herzen tragen. Heller Sonnenschein liegt über Tilsit, als in den frühen Varmillaasstunden die Gliederungen der Bewegung und der Aeiclisarbeitsdienst ans dem Fletcher-Platz anfmarschiercn. Kei ner der nach Tausenden zählenden Volksmenge, die seit dem frühen Morgen hier zusainmengcströmt sind, hat seine» Platz rerlassen. Jeder Verkehr in den anliegenden Straßen ist un terbunden. Hach non den Masten herab wehen die Fahnen des Großdcutschen Reiches und die grünwcißrote Memelfahne. Um 7 Uhr erschallt brausender Jubel, als Dr. N c um a n n im Kraftwagen über die Memel nach Tilsit kommt. Kurz darauf treffen, ebenfalls begeistert begrüßt. Nelcksinnenminilter Dr. Frick und Ostpreußens Gauleiter Erich Koch ein. Die Freude der Bevölkerung kennt keine Grenzen mehr, und die Polizei kann nur noch mit Mühe dem Kraftwagen einen Weg bahnen. Dann Ist der Augenblick gekommen, auf den alle Memel deutschen seit 19 Jahren gewartet haben: Die Grenze zwischen Deutschen und Deutschen, die durch das Versailler Schanddiktat gewaltsam aufgerichtet worden war, ist gefallen und die erste Wagenkolonne fährt ohne Zoll- und Paßkontrolle in das Mc- mclland, voran im ersten Wagen Reichsminlstcr Dr. Frick, Dr. Neumann und Gauleiter Koch. In diesem Augenblick erreichen die Freudcnkundgcbungen ihren Höhepunkt und der Begeiste rungssturm will nicht enden. Die Sirenen beginnen zu heulen und die Schisse im Hafen lassen weithin hörbar ihre Stimme erschallen. Jetzt marschieren auch die Formationen mit ihren Jahnen und Standarten über die Brücke. Das Memelland ist frei! Die Grenze ist weggewischt und alle sind beseelt von dem einen Wunsch, dem Führer zu danken für seine große geschicht liche Tat. Begeisterter Empfang des Mrlne- Landungskorps Memel, 23. März Grenzenloser Jubel herrschte in Memel, als um 10 Uhr starke Einheiten der deutschen Kriegsflotte ans der Reede ein trafen. Im Glanze der strahlenden Morgensonne bat der Hasen in seiner weitansholenden Bnchtung ein überaus prächtiges Bild. Sämtliche Schiffe der memclländifchcn Handelsflotte hatten über die Ti ppen geflaggt. Gegen 10 Uhr kreisten die ersten drei Staf feln der deutschen Marincluftwaffe über Stadt und Hafen Me mel. Gleichzeitig tauchten am Horizont die Silhouetten der deutschen Kriegsschiffe auf, die sich in langsamer Fahrt dem Hafen näherten oder draußen auf der Reede vor Anker gingen. Nach Eintreffen der Kriegsschiffe ist überall mit der Aus- schtffung des M a r i n e l a n d u n gs k o r p s begon nen morden. Bon der unabsehbaren Menschenmenge, die sich nm Hafen cingefunden hat, werden die Landunastruppen der Marine mit jubelnden und herzlichen Zurufen begrüßt. Kongreß bewilligt 500 Millionen Dollar für Ausrüstung Washington, 23. März. Auf Grund eines sogenannten Konserenzbertchtes, der alle Differenzen ausglich, hießen beide Häuser dos Kongresses am Mittwoch endgültig die 308 Millio nen Dollar anfordernde Aufriistungsvorlage gut. Die Bor- Inge sieht 300 Millionen Dollar für den Ausbau der Armeelust wehr und eine Erhöhung der Zahl der Flugzeuge auf 0000 vor. Gleichzeitig nntzm das Unterhaus eine 180 Millionen Dol- n ansoidernde Nachlragshaushaltsvorlage an, die 118,0 Mill. Tnilai für Ankäufe von Tanks, Geschützen, Gewehren usw. für die Bundesarmee und für die Verstärkung der Küstenver- teidigung bewilligt. VombenanMSge in Birmingham Selbst MunIUonsfabriben sind nicht sicher. London, 23. März. Btrmlngham wurde am Mittwoch abend durch zwei heftige Explosionen erschüttert. Die erste er eignete sich in einer der größten Munitionsfabriken der Stadt. Ein Arbeiter wurde getötet und mehrere erlitten Verletzungen. Eine zweite Explosion ereignete sich um Mitternacht in einer Straße Birminghams. Menschenleben kamen dabei nicht zu Schaden. Man nimmt an, daß es sich in beiden Füllen um Bombenanschläge handelt. Memel — urdeuifches Land Eine 5üü Jahre alte Grenze wiederhergestellt An Bord Panzerschiff „Deutschland", 23. Mürz. <Bon dem an der Fahrt des Führers teilnehmenden DNB-Sondcrbcricht- erstatter.) Der Hasen von Swinemünde liegt hinter uns. Wir fahren gen Osten, uraltem deutschen Land, Stadt und Land Memel entgegen. Bor uns steigt die Erinnerung auf an die Zeit, als der deutsche Orden dies Land urbar machte. Die Mummelburg, die 1202 von dem Ordensmeister Eberhard von Seyme errichtet wurde — und die der Kern der heu'igcn Stadt Memel geworden ist — ist üiter noch als Königsberg. Niemals haben Litauer im dünnbesiedelten Memellande gelebt. Kuren und Deutsche haben das Land fruchtbar gemacht, die Urwälder gerodet, Städte und Dörfer gebaut. Alle Ort schaften des Memellandcs stammen aus dieser Zeit zwischen 1200 und 1300. Seitdem gehörte Memel unbestritten zum Ge biet des deutschen Ordens. Auch als 1410 in der furchtbaren Schlacht bei Tannenberg der Orden, vom Reich im Stich ge lassen, den Polen unterlag, wagten diese es nicht, das Memel gebiet ihm abzuverlangcn. 1422 wird im Frieden von Melden see die Grenze zwischen dem Gebiet des deutschen Ordens und dem polnisch-litauischen Lande endgültig feslgetegl. -Diese Grenze hat sich in den d a r a u f s o l g e n ü e n 000 Jahren niemals mehr verändert. Niemals hat irgend jemand den deutschen Charakter Memels bezweifelt. Die Grenze von Schinalleningken bis Nimmersatt war stets eine der stabilsten Grenzen Europas, eine wirkliche Kuitur- und Bölkerscheide. Versailles schuf das „Memelterritorium" Erst das Versailler Diktat beseitigte sie und schui das „Memelterritorium", das unter die Herrschaft französischer Truppen gestellt wurde. Selbst 1919 wagte man cs nicht, das Memelgebiet ohne weiteres Litauen auszuliescrn. Zu stark war das Bewußtsein lebendig, daß dieses Land rein deutsch und vor allem niemals litauisch war. Als nach dem Versailler Beitrag das Mcmelland vom Reiche losgerissen war, wird cs von französischen Truppen besetzt Am 10. Januar 1919 übernimmt der Oberßommissar Petisnö die Verwaltung des Landes. In gleichen Augenblick setzte eine wilde Hetze ein. die das Gebiet aus der internatio nalen Kontrolle lasrcißcn und unter die Herrschaft Litauens bringen soll. Im Jahre 1922, als die Gefahr eines litauischen Angriffs immer drohender wird, verlangen die Memelländer zu ihrem Schutze und als dentscke Volksgenossen vor der Botschafterkonfercnz in Paris die Rückkehr ins Reich. Selbstverständlich wird diese Forderung hohnvoll zurück gewiesen: Die französischen Truupen seien Schutz genua! Zur gleichen Zeit iedoch, als die Fran-osen ins Ruhrgebiet ein brechen. überfallen auch litauische Banden das wehrlose Memel land. Die Truppen Frankreichs, ausgerüstet mit allen militä rischen Waffen, hissen vor dem Haufen litauischer Band n die weiße Fahne und räumen kampflos da--. jh,,»n ..nun Sckukc" anvertraute Land. IKjähriqe Leidenszeit beqknnt Nun beginnt eine furchtbare, sechz'hu'ährige Leidenszeit, denn selbstverständlich billigt die Botsckafterkouserenz in Varis sckon nack vierzehn Tonen den litauischen Guv"l>streich. Litauen erhält das Memelgebiet zugelprockcn Ohne Volks befragung und ohne daß die terrorisierte Bevölkerung in irgendeiner Form zu protestieren vermag. Am 7. Mai 1923 verkünde! Litauen seine volle Souverä nität über das Memelaebiet. dem eine „vorläufige Autonomie" versprochen wird. „Memel ist zu 90 v H. litauisch" so hatte man in Paris behauptet. — Tie ersten Wahlen, die unter ungeheurem Terror abgebalten werden — es lind di' Stadt- verordneteuwahlen von Memel im Iaßrc 19M — geh n die Antwort: Von 14 000 Stimmen erkält die litauilcke Liste ganze 720 Stimmen! Dieses Verhältnis hat sich in allen kommenden Jahren nicht geändert. Ein litauischer Rechtsbruck folgt dem anderen. Immer ivieder versuchen die Litauer die von -bucn feierlich verspro chene Autonomie zu vernichten, das Memelland völlig dem li'anischen Staat einzuverlriben, die Memelkonvention zu zer reißen. den Landtag auszuschallen, das Memeldirektorium zu entmachten und die deutsche Snrache auszurotten. Bis zum Jahre 1931 dauert es. ehe es dem zähen Abwehrkampf des Mciueldcutschtums gelingt, zum ersten Male überhauvi ein Direktorium durchzusctzen, das das Vertrauen des Memel volkes genießt. Aber nur drei Jahre laug findet fick Litauen mit dieser Tatsacke ab. Tann sekt Im Frühjahr 1934 erneut der Terror ein. Die verfassungsmäßige nicmelländische Regie rung wird beseitigt und dgg Lgnd der W i l l k ii r d c r l I t a u - Ischen Gouverneure auls neue überantwortet die um so sckrgnkenloser herrschen können ols seit dem Inhre 1928 das Memelland gleichfalls widerrechtlich unter Kriegsrecht ge stellt war, das erst 1939 aufgehoben wurde. Alle Wahlen aber, die im Memelland abgehalten werden, bringen Immer wieder dasselbe Ergebnis: 20 deutschen Abge ordneten stehen 4 litauische gegenüber, obwohl Tausende von Litauern inzwischen im Memelgebiet widerrechtlich eingebür gert wurden. 1933: Neue Hofsnunq und neuen Terror Das Jahr 1933 bringt auch für das Meineldeutschtum eine neue Phase des Kampfes und nach dem Siege des N.ilio