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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-08
- Tag 1885-08-11
-
Monat
1885-08
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1885
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Erscheint täglich stütz SV. Uhr. Kedarlion und Lruedittou Johanue-gasse 8. 2-rechüondrn der RedacUs«: Vormittag- 10—12 llhr. Nachmittage 5—6 Udr. s»r dt» NU«,-d, a»,<1»u»rkr M-mitcr«» d» »tk»«»,, -cai »oc»u>»l>ch. >«««tz«, der sür die n-»M»l,e»d« Nnmwer drsttwwten Inserate a» Wschentagen dt» S Udr Nachwitt«,». an Tan»- und Festtagen früh dt»'/,» Uhr. 3» de» Filialen für 3»s.-Tnnatz«e: ktt« Klemm, Universität-ftraße 1. Lauts Lösche, Katharineustr. SA, p. nur di« '/,S Udr. WMMrIagMM Anzeiger. Organ für Politik, Lomlgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 223. Dien-tag den 11. August 1885. «nslagch L»,L00. Atzsnnemrnt,preis viertel!. 4'/, incl. Brtngenohn 5 Ml., darch die Pest btjvgea 6 ML Jede einzelne Nummer 80 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Btbüdr«» tür Lxtrabrtlaae» (in Lageblatt-Format geialzt) ahne PoftbeiSrdernag »9 ML »»t Postbesörderung 48 Mt. Inserate Sgeipaltene Hetitzeile SO Pf. Größere Schrrsle» iam aui. PreiSvrrzelchniß. Tabellarischer u. Zifferniatz aach häherm Tarcj. Reklamen auter dem Nedactton-ftrich dlesgespatt. Zeile SO Ps., vor den Familiennochrichkeu die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel« au die Expeditta» z» seudeu. — Rabatt wird »icht gegeben. Zahlung praeuumerauäo oder durch Post» Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da» 6. Stück de« diesjährigen Gesetz- und Verordnung»- blatte- für da» Königreich Sachsen ist bei un» eingegangen und wird bis zum 2«. August dlefeS Jahre- auf dem RatbhauSsaalc zur Einsichtnahme vffenttich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 24. Bekanntmachung, die dermalige Zusammensetzung der Landrenten-, LandeSculturrenten- und Alter». rentenbank-Verwaltung betreffend; vom 1.Juli 1885. Nr. 25. Bekanntmachung, eine Erweiterung der Befug» nisse de» Aichamte» zu Döbeln belreffend; vom 2. Juli 1885. Nr. 26. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zur Erbauung der Geithain-Lausigk-Leipziger Eisen» bahn betreffend; vom 4. Juli 1885. Nr. 27. Decrct wegen Bestätigung der Ouartierleistungs- Ordnung für den Stadtbezirk Bischofswerda; vom 20. Julr 1885. Nr. 28. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zur Erbauung einer schmalspurigen Secundäreisen« bahn von NieberhcrmSdorf beziehentlich Potsckappel nach Wilsdruff betreffend; vom 27. Juli 1885. Nr. 2S. Verordnung, die Winkelschriftsteller und die Winkel agenten betreffend; vom SO. Juli 1885. Leipzig, den 8. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Trvndlia. Krumbiegel, Vrklmntmachimg. Der gegenwärtig nach dem Fleischerplatz« verwiesene Grünwaarenmarkt wird von Donnerstag, den IS. diese» Monat», ab wieder auf dem Rtcoiaiktrehhofe. soweit derselbe frei ist, bez. in der Nicolai» und RitterstraG« abgehalten werden. Leipzig, am 10. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hennig. VrkllimtMchuil». Die <?xhedttton»räume für die Buch« und Sassen führung unserer Gasanstalten befinden sich von Montag, den Iv. d. Mt», ab in der I. Etage de« Hause« Rttterstratze « (Theater passage). Leipzig, am 8. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. Die Uhrmacher-Innung zu Leipzig beabsichtigt die Auslösung ihre» JununaSverbande» und hat de», halb hierzu die nach tz. 93 der Gewerbe-Ordnung für da» Deutsche Reich erforderliche Genehmigung der König lichen KrciSliauptmannschaft erbeten. Unter Bezugnahme aus tztz. 93 und 94 der Gewerbe» Ordnung bringen wir den fraglichen AuflvsungSbeschluß der Uhrmacher-Innung hierdurch mit der Aufforderung zur öffent lichen Kenntniß, etwaige Forderungen an die genannte Innung binnen vier Wochen und längsten» dt» zum I. September diese» Jahre» bei der Unterzeich neten AussichlSbehörde unter näherer Begründung der etwaigen Ansprüche an,»melden, andernfalls aber sich zu gewärtigen, daß die Auflösung der Innung werde genehmigt werden. Leipzig, am 28. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Arenker. reld-Verpachtuns. Ein an der Berliner Straße vor der Guanosabrik ge legene-, 4 Acker 218 LH R. ---> 2 Hektar 6l.54 Ar enthal tende» Feldstück von der der Stadtgemeinde gehörigen Parcelle Nr. 2742 der Stadtflnr (P-tzscher Mark) soll zum Feldbau ans die S Jahre 1888 bi» mit 18S1 Freitag, den 14. August d». I»., Vormittag» 11 Uhr ans dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Tie Verpachtung»- und Dersteigernng-bedingungen sowie ein Situation-plan liegen in unserer Oekononne-Jnspection im alten Johanni-ho-pitale. Johannisplatz Nr. 8, schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den St. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr-, Tröndlin. Slvß. ^ernsprech-verbrndungmitan-erenSMeu. gar die Benutzung vo» Fernsprechverbindungen mit anderen Städten sind von dem Herrn Staat-secretär de« Reich»-Postamt«» neue Bestimmungen getroffen worden, welche a>f der Grundlage beruhen, daß für eine einmalige Benutzung der Satz von 1 ^l erhöbe» wird — «in Satz, deffen spätere Abänderung jedoch vor behalten bleibt. Für Leipzig ist zunächst eine Verbindung mit vittcrseld und Berlin in Anregung gebracht; die Ausführung hängt d«n de« Matze der »oraudsichtlichen venutznn« ab. Diejenige» Firmen, welche z» einer öltcren Benutzung einer solchen Verbindung Aula» habe» würden und daher bei der Ausführung vorzugsweise interessirt sind, werden deshalb hiermit ersucht, eine bezügliche MlUheilnng baldmöglichst und lingstens den 12. d. M an unser Bureau, Neumarkt 38, gelangen zu lasse». Leipzig, den S. August 1885. Die Handel«ka«i»er. - .. » vr. WachSmuth, Bors. vr Bensel, 8. Auclion. Nächstkoiumendeu Donnerstag, den 18. d.« . do« vormitta,« '/«I» Uhr an. sollen im AuctionSlocaie de» hiesigen König!. Am»»gerichtS 1 «Mel- kartenstanze mit Matrizen, 1 Drehbank, 1 Stoaz« für Schlosserei, 1 Etockwaage, 2 Breaks, 2 seine Pserdegeschirre, 1 Differential, slaschenzug. Nähmaschinen, Waareulchräake, Ladeutasel», Waorea- regale, erlene Breter, 1 Pelz, Kleidungsstücke, 1 echte» Melßn« Porzellanservice, 4 FantenU«, sowie verschiede»« «adere Msbeljwcke versteigert werden. Leipzig, dm ». Analst 1S85. Der Grricht-d-llzleh« Dr««. Virk-ahls -Vrkanlllmachunr. Gestohlen wurden olldier erstatteter Anzeige zufolge: 1) ein kleiner schwarzlederner Haudknfier. enthatteud eine Partie in Packele verpackte Absatzftifte uud Ktieselnagel. au» einer Rieder- läge in Nr» t? der Wiubmühlengaffe, am 1. osS. Mt».; 2) ein Herren«,enschir« mit schwarzseidrnem RippSüberzua. »ellbrauuem Holzstab und Naturgriff, au« eiaem Gaftlocal t» Rr. 10 der Kurprinzstraße, am 2. dsS. MtS.; 5) eine goldene Damenctzltnderntzr mit geriefter Rückseite and der gabrlknummer 914, nebst kurzer seingliederiaer Talwitett«, au« eiuer Wohnung ln Nr. 54 der Bayerischen Straß«, am 2. ds». Mt«.; 4) rin Herrenjacket von dunkelgrünem Sioff, mit Sammet, kragen, einer Reihe grüner Horn knöpfe und schwarzem Futter, eine Weste von gleichem Stoff, eine Hose von dunkelblauem Kammgarn- toff, mit buntgestreiftem Buudsutter uud gelben kaöpsro und ei» rothpolirte» Holzkästchen, einige Briese enthaltend, au« einer Woh- »una ln Nr. 23 der PeterSstraße. am 4. ds«. Mt».; k) ein Portemonnaie mit Messingbügel, enthaltend einen Gteaelrtn« mit rolhem Stein, etuen kleinen Tchlüfiel und 8 Psrnniae» ein ebensolche« Portemonnaie, enthaltend einen Pfandschein über eine beim Pfandleiher Dobriner versetzte Taschen uhr. einen kleinen Hohlschlüsscl und rin« wesfingoüchse mit einigen Vnchdruckerlettern, au» dem Frribade am Schleußiger Wege, am 6. dsü. Mrs.; 6) eine Thüringer Etsendahn-Aette Nr. 9780 über SOO ^ nebst Talon und einem Lonpon, an« einer Wohnung in Rr. 22 der kohlenstraße. am 7. dir. MtS.; 7) ein krtmstrcher mit schwarzem Gehäuse und mit einem Eompaß versehen, in einem schvarzledernen Futteral mit Umhänge- riemen, an« einem Bastlocal tu Nr. 32 der Tanchaer Straße, am 29. vor. Ml». Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Begenstände »der den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimtnal- Vbtbeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. August 1885. Da« Polizei »Nmt der Stadt Leipzi«. I- v. Jnuck, Polizet-Nath. K. Nichtamtlicher Theil. Jur Parteilage. V. * Die Parteigrundsätze der Nationalliberalen, welche höher steh«» al« die Partei und sie beherrschen, bewahren unter allen Umstände« ihre Anziehungskraft aus unsere Partei genossen und werden gerade die entschiedensten Anhänger und Vertreter der Parteilehren immer wieder um sich sammeln und leicht in einer Art Oppositionsstellung selbst gegen ein ganz aufrichtige» Partei Ministerium drängen, welche« durch die Verhältnisse sich gcnöthigt sieht «der glaubt, die Schärfe der Principren etwa- ermäßigen zu müssen. Man schenkt dem Führer, welcher die ihm mit seinen Anhängern gemeinsamen Interessen vertheidigt, sehr leicht da» Vertrauen, er werde von denselben nicht mehr ausgeben, al» nothwendig und rathsam ist; dagegen verfällt der Vorkämpfer einer Meinung, wenn er bei seinem praktischen Handeln auf die Umstände Rücksicht nehmen muß, sehr leicht dem Mißtrauen, er habe, sei eS au» Ungeschick, sei e« au» Schwäche, zu große Concessionen gemacht, und läuft Gefahr, daß seine Anhänger um de» Princip» willen ihn verlassen. In einer Partei, welche wesentlich durch die Gemeinsamkeit ihrer idealen Ueber- zeugungen, da» Freieste und Flüssigste wa» e» giebt, zu- sammengehalten wird, ist die strenge ParteidiScipIin ziemlich undenkbar, ohne welche da» parlamentarische Regie rung» system (und von diesem al» einer politischen Mög lichkeit ist bei unseren Ausführungen überhaupt nur die Rede) nicht bestehen kann. Für dasielbe taugen nur solche Parteien, welche gewohnt sind, den Führern, so lange ihre Führerschaft anerkannt ist, sich blind unterzuordnen, statt in jedem ein zelnen Fall sich die Prüfung und Entscheidung vorzubehalten, ob die Führer den richtigen Weg verfolgen. Eine derartige DiSöiplin liegt den Nationalliberalen ferner al» allen anderen Parteien; e» ist bekannt, eine wie weit gehende Toleranz sie unter einander üben, wie die Fälle nicht selten sind, in welchen einzelne Führer von dem Gro ber Partei sich trennen, ohne darum die Führerschaft zu ver» lieren, oder in welchen die Partei bei der Abstimmung sich spaltet. Ist e» schon jetzt unmöglich, innerhalb der national» liberalen Partei eine festgeschlosienr Einheit und strenge Unter» ordliung unter die Führer aufrecht zu erhalten, so würde e» unter den Versuchungen de» parlamentarischen System» noch weniger gelingen. Indem dasielbe auf die Erlangung der Mehrheit ,m Parlament die Prämie setzt, dir Regie» rung bilden zu dürfen, fordert e» »eben allen guten auch alle schlimmen Kräfte zum äußersten Wage» heraus. Wir würden, wenn wir mit unseren lose verbundenen Par teien aus da» System un» einlasen wollten, die gleiche Er fahrung wie andere Völker vor un» zu machen haben, daß, je größere Bedeutung der Majorität beigelegt wird, mit um so geringerem Bedenken Leidenschaft. Ehrgeiz. Eifersucht aus die Erlangung einer Majorität um jeden Preis hinarbeiten würden. Soll derGang der Regierung vonderparlamentarischen Mehrheit abhängig gemacht werden, so müssen die parla mentarischen Parteien unter einer nur in der Lolk-sitte zu findenden zwingenden Gewalt stehen, welche den Eigenwillen der Einzelnen bändigt und sie der planmäßigen Leitung de» Führer» sür die Dauer seiner Führerschaft unterordnet. Unsere deutschen Verhältnisse bieten da» gerade entgegengesetzte Bild dar; innerhalb der Parteien, und zu allermeist der liberalen, besteht nach der Natur und der Geschichte derselben die denkbar freieste Bewegung, und ein Parteizwang, wie da» parlamentarische Regierung-system ihn vorau-setzt, würde, weit entfernt, in den volkSthÜmlichen Anschauungen die ihm nothwendig« Stütze zu finden, im Gegentheil den politisch moralischen Begriffen unsere» Volke» geradezu widerstreben. Die Deutscheonservativen sind ebenfalls Gegner de» parlamentarischen Regierung-festem». Sie rieben eine in sich fest geschlossene, möglichst selbftnändige und stetige Regierung» gemalt einem System vor. bei welchem diese zwar nickt »oth- wcndia abaeschwächt wird, welche» aber für die Richtung ihrer Wirksamkeit gewisse Schwankungen geradezu befördert Uebrigen» sind die Deutschcouservativei, zur Handbabung de» parlamentarischen Regierung-iystemS ebensall» wenig geeignet. Obgleich bei den Teutschconfervalivrn durch altüberlieferte persönliche und Standelbeziehunge» der Zusammenhalt außer ordentlich erleichtert und begünstigt ist, hat doch die Er» fahrung wiederholt gezeigt, daß auch dies« Partei bei prin» cipielle, Frogeu. welch« sie lebhaft erregen, in einen äußersten rechten Flügel und eine gemäßigtere Mitte au»«nander fällt, weiche nur schwer einer gemeinsamen Leitung sich fügen und welche schwerlich unter den schärferen Kämpfen de« parlamentarischen Regierung-system» der Gefahr völliger Trennung entgehen würden. Die in gewissem Sinn geeignetste Partei für da» Varla» mentarische Regierung-system wäre die Reich»- partei, die zwar al» solche dasielbe nicht erstrebt, deren Gründern und Führern aber bei ihrem Bemühen, die Gegen, sätze der Parteien zu mildern und dieselben weniger al» bis her auf principieller Grundlage auszubauen» doch wohl auch der Gedanke vorschweble, eine gewisse inner« Annäherung der Parteien sei wesentlich auch zu dem Zweck wünschenSwerth. um bei dem schwerlich hintanzuhallenden WachSthum de» Einflüsse» der Parteien aus unser Staatsleben diesem einen ruhigen und stetigen Gang möglichst zu sichern. Die deutsche RrichSpartei ist aber bi» jetzt überhaupt nur ein Versuch von mindesten» zweifelhaftem Erfolg: unter der scharfe« Zug luft de» parlamentarischen System» wäre r» wahrschein lich unmöglich, dieselbe zusammenzubalten. E» fehlt der Partei an einer festen Wurzel im VolNleben. Ist jede einzelne unserer Parteien wenig geeignet »der gewillt, dem parlamentarischen Regierung-system zu dienen, so paßt zu demselben noch weniger ihr gegenseitige» LerhSlt« ruß. Die Gegensätze zwischen ihnen sind so scharst die Grund lagen, aus welchen sie ruhen, so verschiedenartig, daß ein Wechsel des Regiment» zwischen ihnm die Leitung des Staate abwechselnd nach dieser und jener Parteirichtnaa unvermeid lich zur Verwirrung führen müßte. Die Gegnerschaft unserer Parteien geht zu tief, ihr eigentlicher Kampf gilt der Frage, welche allgemeine Norm da» Staatileben beherrschen soll. In dieser periodisch zu wechseln, ist aber ohne Auflösung de» Staate- unmöglich. Da» Wesen unserer Parteien würde dieselben, wenn wir r» mit der reinen parlamentarischen Parteireaierung ohne weitere Schranken versuchen wollten, unaufhaltsam dahin führen, wechselseitig al- Regierung den größten Theil Dessen wieder zu zerstören, wa» die Gegen partei, so lange sie im Besitz der Regierung»grwalt war, geschaffen hatte. Man braucht sich nur lebhaft vorzustellen, unser Staat Werve je nach der wechselnden ReichStag»mehr» beit einige Jahre hindurch streng «ach de» Grundsätzen der Deutscheonservativen regiert, dann gebe die Regierung an ein wesentlich nur auf seine Amtsgewalt gestütztes national- liberale» Ministerium über, um wieder uach ernigen Jahren an jene zurückzukehren, und man wird zuaebe« müssen, daß dieser Weg wenigst möglich Garantien für ein gesunde» Gedeihe» und für die normale Fortentwickelung de» Reiche» bietet. — Leipzig, 11. August 1885. * von allen Seiten wird nunmehr bestätigt, daß der österreichisch-ungarische Minister de» Auswärtigen, Gras Kalnoky sich demnächst »ach Barzin begiebt, um dem Reichskanzler Fürsten von BiSmarck einen mehr tägigen Besuch abzustatten. * Da» unter dem Commodore Paschen stehende Panzer- Ges chwader» bestehend au» S. M. Panzersregatten „Stosch", „Giessenau", .Elisabeth" und „Prinz Adalbert", sowie dem Tender .Ehrenset»" ist. wie schon gemeldet, am 7. August vor Zanzibar eingetroffen. S. M. S. .BiSmarck" wird n der officiellen Depesche nicht genannt; vielleicht war e» schon vorher vor Zanzibar anaelangt, vielleicht befindet e» sich irgendwo an einem zweckentsprechenden Punct in der Nähe. Der Sultan von Zanzibar wird nun wahrscheinlich seinen bisherigen Rathgeber, den englischen Bevollmächtigten Kirk, um Verhaltungsmaßregeln bitten; diese dürsten nach Lage der Sache auf schnelle» Nachgebcn lauten, denn wenn dem Sultan gesagt worden sein sollte, Deutschland habe ja gar keine Kriegsschiffe, so hat sich jetzt Said Bargasch eine» Anderen überzeugen müssen. E» rst kaum zweiselbast, daß der Herrscher von Zanzibar seinem englischen Verführer den Laufpaß geben und die deutschen Besitzungen anerkennen und in Ruhe lassen wird. * Eine seltene Ironie de» Zufall» bringt e» zu Wege, daß im selben Augenblick, da Deutschland eine imponircnde Flotte bei Zanzibar vor Anker gehen läßt, um den Sultan in Respect zu setzen, aus eiuer deutschen Werst, nämlich in Flensburg, zwei für den erwähnten Sultan bestimmte HandelSdampfer vom Stapel liefen, die unter deutscher Flagge ihre Probefahrten machen. * Herr vr. Max Büchner, der deutsche Commissar sür Kamerun, ist erfreulicher Weise bereit» vollständig wieder hergestellt und wird tu den nächsten Tagen von Hamburg in Berlin eintreffen. * Die .Deutsche Heere-- Zeitung" schreibt: „Budget enten und kein Ende. Da» Militairbudqet scheint die» mal recht „einträglich" zu sein. Nachdem wir schon wieker. holt auf die in dieser Beziehung unrichtigen und übertriebenen Aiigaben hingewiesen haben, kommt' jetzt die „Kölnische Zeitung" mit der Neuigkeit, daß beim Eisenbahnregiment ein neues fl.) Bataillon sür Luftschifffahrt errichtet werden soll. Die Absicht der Aufstellung eine» 3. Bataillon» beim Eisen bahn-Regiment besteht seit langer Zeit, jedoch soll die». so> weit wir unterrichtet sind, ein Telegraphen-Bataillon werden Die angegebene Vermehrung der provisorischen Ballonablhci. lung auf ein Bataillon ist eine augenfällige Uebertreibung, die auch mit der Absicht, die Ballonübungen auf den Feld, krieg auSzubreilen, nicht begründet werden kann. Größere Neusormationen werden keine-sall» im nächsten Militair budget gefordert werden, sondern erst mit Ablauf de» Sep kennst»?' * Die „Post" ist in der Lage, au« einer bemerken-werthen Broschüre eine« hervorragenden Mitgliedes der Centrum«- Partei eine Reihe von Au-lassunge» »litzutheilen. welche die Politik Rom» und de» Centrum» auf» Schärfste ver- urtheilen. Wir geben hier einige besonder» charakteristische Stellen der Publikation wieder. „HStte die katyolische Welt da» Slöck, einen Bischof tzefele, Stroßmayer, den Bischof von Pass»», oder den llardinal Hohenlohe, Schwarzenberg oder einen Düllinger zum Povste zu haben, wäre ein Froichbammer oder ein Hyannth SlaalSlecretatr, dann könnten wohrfcheinlich auch wir eine politische Schrift ohne jegliche Bitterkeit gegen Rom schreiben uud würden nicht in die Lage kommen, von Einflüssen und Plönen zu sprechen, welche so gesährlich für da» wahre Ehristenlhum und die freiheitliche Entwickelung der Völker sind Wie aber die Verhältnisse jetzt liegen, wo nach römischen An lchannngea nur Der noch ein rechlalänbiger Llnttst sein loll, di« Jesuiten al» solchen gelten lassen, «lt andern Worten, Der nicht der Häresie beschuldigt wird, welcher die Nruerungen der katholischen Lehre, die durch die Jesuiten vorgeschlagen und ausgearbeitet worden sind, hinuimmt, Io können wir un« auch der leidigen Ausgabe nicht entziehen und müssen eingehend von der Hierarchie und ihren Einflüssen sprechen Der ultramoataue Patriot ist nur dann patriotisch gesinnt, wenn ihm die geistliche Herrschaft r» erlaubt, und wenn daher sein Souveraia oder seine Regierung den Plänen deS sfapste» dient Der größte Theil der Landbevölkerung kümmert sich wenig oder gar nicht um die Politik und wird noch lange Zeit von jenen Elementen (Jesuiten) als eine politische Waare behandelt werden, denen jede Rusklorung und alle- sreie Denken ein Gräuel ist, und die daher Alles ansbieten, um einerseits die Geister in ihrer Latenz zu erhalten, andererseits die Religion nicht schonen und sie als Waffe aus einem Kampiplatze gebrauchen, aus dem der reie Geist der Menschheit gegen Unterdrückung uud Unterjochung kämpft, wodurch er sich selbst gerecht lmrd und eben darum der Bestimmung entspricht, die rr von dem Allmächtigen nach uawaudel- bareu Besetzen erhielt. . . . Sie (die Priesterschaft) wird alle Karten autspielen, wenn e» ihr nöthig erscheint. Der Zweck heiligt die Mittel. Sie wird die republikanischen, die socialistischen und ultra-demokratischen Elemente an ihre Fahne zu binden suchen, um die Macht zu erlangen, dir renitenten Regierungen zu zwingen oder zu stürzen, um dann aus deren Trümmern ein throkratische- Reich zu errichten oder doch die Uebermacht zu erlangen, die sie jür ihren Bestand nothwendig hält. Eia allgemeine», von der ganzen Kirche de« Osten» und Westen» anerkanntes Loncil hat einen Papst nach seinem Tod« wegen einet aus Anfrage erlassenen dogmatischen Schreiben- sür schuldig der päresie erklärt und mit dem Anathem belegt. Ohne Widerspruch wurde da- Urtheil in der ganzen Kirche, auch in der römischen elbst, angenommen, sogar in daS Bekenntniß ausgenommen, welche» eder neu« Papst bet seiner Wahl beschwören mußte; e- wurde wiederhott von nachsolgendeu ökumenischen Loncilie» bestätigt, kurz, eS blieb unangesochlen durch alle Jahrhunderte, bis rS die Päpste gelüstete, unfehlbar »u werden. Jetzt erst, seit dem 1b. «ad 16. Jahr- hundert, besonder« seit die Jesuiten. Bellarmi» voran, di« Geschichte nach den Bedürfnissen ihrer neuen Dogmatik zu corrigircn begannen, mußte die höchst widerwärtig gewordene Thatsache einer Bearbeitung unterzogen und dieser Stein, an welchem alle päpstlichen Uusehl» barkettSpläne zu scheitern schienen, weggeräumt werden. Denn so diel mag schon jetzt unumstößlich seststeheu, daß eine Menge Katholiken, und «ater ihnen die einfachsten Leute, wie die ,ebildrtsten und hochgestelltesten, nicht an die Unfehlbarkeit de- Papste« alanbeu werden: 1) weil sie nicht »nr christlichen Lehre und Religion gehört; 2) weil geschichtliche Facta erweisen, daß Päpste aesehlt habe»; S) weil di» Unsehldarkeit-lehre sür di« Re ligion schädlich ist und sie dem religiSS-sittlicheu Brsühle der Menschen zuwiderläust; 4) weil die Unfehlbarkeit von eiuer Stelle aulgehen soll, die keiae-weg« durch die Lehre Lhrifti, dem Stifter der Kirche, selig «stellt worden ist, und von ihr au» überhaupt nicht die Ansprüche zu erheben sind, welch« die römilcheu Bischöse al« nach und nach entstandene Vorsteher der Kirche erhoben, indem sie früher nicht mehr al- die anderen Priester und später nicht mehr al- die andere» vier Patriarchen (von Jerusalem, Konstantinopel, Alexandria und Anttochia) waren, und nur allein die politischen Verhältnisse die Patriarchen von Rom, der frühere» Hauptstadt de» römischen Weltreiche-, dermaßen begünstigten, daß sie vermöge ihrer Ver bindungen und Einflüsse die andern nach und nach an Ansehen und Macht überragten. Die Macht der römischen Bischöfe hat demnach keine andere Grundlage, keine andere Berechtigung und keine ander« Geschichte, als die Macht anderer Herrscher auch. Ma die geistliche Bedeutung der Bischöse von Rom — nun Päpste — anbelangt, so haben die andern Bischöfe der Lhristenheit und mit ihnen di« Priester und Laien dieselbe ihnen erst zuerkannt, wa« aber die Päpste nickt bestimmen konnte, diese ihnen zngestaudene Bedeu tung gegen die ganze Kirche zu mißbrauchen. Wa« nnu Thatsacheu lür den Laien sind, müssen auch Thatsacheu sür die Priester sein, wie umgekehrt, und so haben denn auch grade die bisher geseiertstea Theologen und Bischöfe sich gegen die Unfehlbarkeit de« Papste» mit aller Entschiedenheit ausgesprochen. Ferner ist bereit« ans die Ge fahr eiuer abermaligen Trennung der Kirche hingewiesen worden, die, wenn sie auch selbst jetzt nicht entsteht, doch so sicher durch die Adoption der UnsehlbarkeilSlehre hervorgeruseu wird, als die Flüsse seewärts fließen. Unsere Zeit ist furchtbar ernst, man täusche sich nicht über die jetzige verhältnißmäßig so große Ruhe. Es ist die Stille vor dem Sturme. Bon Rom au« wird der fortschreitenden mensch lichen Gesellschaft der Krieg erklärt, und gelingt eS un« nicht, den unheilvollen, wahrhaft diabolischen Geist, der dort seine Brutstätte hat, zu besiegen, so wird die kommende Geschichte reich an Revolutionen und Reaktionen aller Art sein. Er ist heilige Pflicht aller ruhe-, ordnung- und sreiheitliebenden Bürger und wahren Christen, sich näher zu vereinigen und mit aller Macht und allerorts sür die rein christlichen Ideen zu kämpfen und zuerst einen geistigen Kreuzzug zum Schutze des christlichen Geiste« zu organisireu, der durch heidnische und ketzerische Ideen gefälscht und mißbraucht wird nnd bereit- schon eine erstaunliche Verflachung zeigt." Die „Germania" ist offenbar von den hier im Au-zuge mitgetheilten freimüthigen Aeußerungen eine» Centrum»- mitgliedeS hart betroffen worden; sie hat sich von dem Schlag, welchen ihr die Publication der „Post" versetzt hat, noch nicht so weit erholt, um dieselbe ihren Lesern mittheilen zu können. E» ist jedenfalls recht erfreulich, daß ein Katholik sch einmal mit offenen Worten gegen da» gefährliche Treiben der Jesuiten und gegen die schweren Urbergrifse der ultramontanen Hetz presse ausgesprochen hat. * Da» Auswärtige Amt hat vor Kurzem sämmtlicken Einzelregierungen de» deutschen Reiche» eine Darstellung zugehcn lassen, welche die Lage der Ansprüche auf Erb schaften betrifft, die von Reichsangehörigen in den Nieder landen geltend gemacht werden. In dieser Darstellung, die mit Rücksicht aus die Aussichtslosigkeit derartiger Ansprüche und die durch Anträge vermeintlicher Berechtigter den Be hörden erwachsende Belästigung behufs entsprechender Be achtung und Belehrung amtlich bekannt gemacht wird, heißt eS: In der letzten Zeit haben sich bet dem Auswärtigen Amt die Besuch« um amtliche Vermittelung zur Geltendmachung von An sprüchen ans Erbschaften, welche in den Niederlanden ruhen sollen, in erheblicher Weise vermehrt Hierbei ist e< öfter- zu Tage ge- treten, daß von den vermeintlichen Erbberechtigten zur Begrün dung ihrer Ansprüche nicht unbedeutende Kosten aufgewcndet wurden. Auch sind nicht selten dergleichen Ansprüche znr Be» Übung von Betrügereien benutzt worden, welche vielfach eine be deutende BermögenSbeschädigung der Getäuschten zur Folge hatten. Die noch in allerneuester Zeit veranlaßten amtlichen Ermittelungen lassen jene Erbansprüche als au«sichlSloS erscheinen. Sowohl in dem Königreich der Niederlande selbst al- in den indischen Lolonien verjähren die Ansprüche ans Erbschaften tu SO Jahren von dem Tage der Eröffnung ver Nachfolge, und diese tritt sowohl bei der gesetzlichen al« bei der testamentarischen Berufung mit dem Augen blick de« Tode- de- Erblasser« ein. Bezüglich de« Königreich« der Niederlande selbst und aller bi« zum Jahre 1811 in die Verwaltung der ehemalig«» Waisen- und BormundichallSkammern gelangten Ber- mögeuSmaffen uud Erdschatten ist oder seit dem Jahre 1880 über haupt jeder Anspruch an»geschl»ssen. Durch Besetz vom 5. März 1852 wurde nämlich eine Eomnnisioa eingesetzt, welche diese Massen und Erbschaften zu liqaidiren hatte. Dieselbe hat znsolge Art. 8 bei erwähnten Besetze- die »orgeschriebeaen Aufgebote iw airderlän- bischen Staatsanzerger «Sehen lassen. Denen, weiche sich rechtzeitig
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