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„»eißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. NWntz-MIW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirte« UnterhatttmgSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Monattbeilage. Nr. 135. Sonnabend, dm 16. November 1895. 61. Jahrgang. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die vereinigte Bauhand- iverkerinnung hielt unter dem Vorsitz des Ober meister Philipp ihr Michaelisquartal ab, wobei ein Lehrling ausgenommen, sowie 2 losgesprochen wurden, die ausgestellten Gesellenstücke erhielten die Zensur I. Sodann genehmigte die Versammlung den Aufwand von gegen 70 Mk. zu Zeichenvorlagen, welche von Herrn Lehrer Schmidt angefertigt und in der Fort bildungsschule für diejenigen Lehrlinge zur Verwen dung kommen, welche bei Jnnungsmeistern in der Lehre sind, auch werden selbige Vorlagen an die Land schulen vergeben, in deren Orlen Meister der hiesigen Innung angehören. Weiter giebt Meister Kadner be kannt, wie viel durchreisende Gesellen der Bauhand werker Jnnungsgeschenke erhalten haben. Nachdem noch der Austritt deS Tischlermeister Dreßler-Seisers- dorf bekannt gegeben war, wurde in Erwähnung ge bracht, daß Eltern, welche ihre Söhne in die Lehre bei Meistern der Bauhandwerkerinnung geben wollen, sich an Klempnermeister Philipp in Dippoldiswalde, Obermeister für Tischler, Schlosser, Klempner und Maler zu wenden haben. — Die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungs- wahl ist aus Mittwoch, den 27. November, anberaumt worden. — Aus dem Kollegium scheiden mit Ende dieses Jahres die wieder wählbaren Herren: Weiß gerber Th. Müller, Lohgerbermstr. A. Ulbrtch und Bäckermstr. Wallter als angesessene und Schneidermstr. E. Heinrich als unangesessener Stadtverordnete. — Im außerordentlichen Staatshaushalt für 1896/97 findet sich unter Pos. Sl auch der Betrag -von 1750000 Mk. für den Bau einer schmalspurigen Nebenbahn von Klingenberg nach Frauenstein eingesetzt. WendischcarSdorf. Sonntag, den 17. d. M., findet im hiesigen Schulzimmer für ältere und schwächere Bewohner unseres Ortes Abendmahl statt, gehalten von Herrn Diakonus Arland-Poffendors. Possendorf. Am Mittwoch Mittag, den 13. d.M., wurde in einem Pferdestall des Schumann'schen Gast hoses der daselbst übernachtete Schneidergeselle Oskar Hermann Woog in leblosem Zustande aufgefunden. Den von ihm getragenen Legittmationspapieren zufolge ist der Genannte am 27. September 1846 in Dresden geboren. Nach dem Gutachten deS hiesigen Arztes, Herrn vr. Spalteholz, ist Woog am Herzschlag ver storben. Derselbe war übrigens schon lange Zeit do- miz'llos, hat sich auch mehrfach in hiesiger Gegend umhergetrieben und in verschiedenen Gasthäusern der Umgegend genächtigt. Luchau. Beim Ausweichen vor einem schnell fahrenden Geschirr kam am Montag das 3jährige Kind des Einwohners Hund zum Straucheln und fiel aus einen spitzen Stein. DaS Kird erlitt einen Schädelbruch und starb nach wenigen Stunden. Dresden. Die Zweite Kammer wählte am Mittwoch Vormittag in ihrer zweiten Präliminarsitzung ähr Direktorium und zwar als ersten Präsidenten Ackermann, als I. Vizepräsidenten Streit, als zweiten Vizepräsidenten Georgi. Zu Sekretären wurden durch Zuruf Müller und Ahne«, zu stellvertretenden Sekre tären Fritzsching und Reibmann gewählt. Die Ge wählten nahmen die Wahl dankend an, der Präsident Äckermann mit etwa folgender Ansprache: Es feien ihm bei der voranSgegangenen Landtagswahl viele Beweise des Wohlwollens von der Wählerschaft zugegangen, nun habe auch die Zweite Kammer ein ihm erfreuliches Zeugnis, dafür abgelegt, baß er sich auch weiter des Vertrauens erfreue, das er früher genossen habe. Dasür danke er aufrichtig. Er unter- lasse es, von Neuem anzuqeben, wie er sein Amt zu verwalten gedenke, er bleibe der Alte und werde sich nicht ändern. Nur bitte er wieder daS Direktorium und die Kammer selbst, ihn zu unterstützen, da er ohne diese Unterstützung nichts ausrichtcn könne. Sein Wablspruch werde sein: »Jedem das Seine«. Freilich dürfe er sich nicht der Erwartung hingebcn, daß er eS Allen recht machen werde. Er wolle sich aber an den Spruch halten: »Recht muß Recht bleiben«. Er sei bereit, die Wahl -anzunehmen. — Unter dem hergebrachten Zeremoniell wurde am 14. November Mittags der Landtag durch den König in Person mit folgender Rede eröffnet: Meine Herren Stände! Ich habe Sie zur Wiederaufnahme Ihrer verfassungs mäßigen Thätigkeit berufen und heiße Sie herzlich willkommen. Bietet auch die gegenwärtige Lage des wirlhschaft- lichen Lebens noch keine besonders glänzende Erschei nungen dar, so mehren sich doch erfreulicher Weise in einzelnen Zweigen der Volkswirthschast, besonders auf industriellem Gebiete, die Anzeichen einer erheblich günstigeren Gestaltung der Verhältnisse; der schädigende Druck, unter vem die hauptsächlichsten Erwerbsquellen zeither gestanden haben, ist augenscheinlich mehr und mehr gewichen. Es ist dies in erster Linie den vor handenen Friedensgarantien zu verdanken. Bedauerlicher Weise bestehen dagegen die ungün stigen Konstellationen, unter denen die Landwirthschast zu leiden hat, unverändert noch fort. Es wird nach wie vor das aufrichtige Bestreben Meiner Regierung bleiben, dem Umsichgreifen eines bedrohlichen Noth- standes auf diesem Gebiete nach Kräften entgegen zu arbeiten. In Uebereinstimmung mit dem erkennbar gewor denen Aufschwünge der Industrie zeigt auch die Finanz lage des Landes erfreulicher Weise jetzt ein etwas freundlicheres Bild als am Schluffe der vorigen Finanzperiode. ES ist zwar lm Hinblick auf das An wachsen der Leistungen Sachsens für das Reich leider nicht zu umgehen gewesen, von der für diesen Fall Meinem Finanzministerium im Ftnanzgesetze ertheilten Ermächtigung zur Erhebung eines Zuschlags zur Ein kommensteuer im lausenden Jahre theilweise Gebrauch zu machen. Unter dem Einflüsse einer günstigen Ent wickelung der hauptsächlichsten eigenen Einnahmen des Landes und der Steigerung der Zuflüsse aus den Ueberweisungssteuern des Reichs ist es aber möglich gewesen, für die nächste Finanzperiode das Gleich gewicht zwischen den Einnahmen und den Ausgaben des ordentlichen Etats bei Fortgewährung der zeit- herigen Dotation an die Schulgemeinden ohne In anspruchnahme eines Steuerzuschlags herzustellen. Be rechtigt dieses Ergebniß auch zu einem gewissen Ver trauen auf die fernere günstige Entwickelung unseres Finanzwesens, so läßt sich doch nicht verkennen, daß diese hauptsächlich von der Gestaltung des finanziellen Verhältnisses der Bundesstaaten zum Reiche abhängt und sich eine geordnete Finanzwirthschast in den Bun desstaaten nicht erreichen läßt, so lange nicht deren finanzielles Verhältnis, zum Reiche aus eine sichere, vor unerwarteten Schwankungen schützende Grundlage gestellt ist. Die hierauf gerichteten Bestrebungen der verbündeten Regierungen haben zu Meinem Bedauern bis jetzt noch nicht zu einem Erfolge geführt. Meine Regierung wird aber fortgesetzt bemüht bleiben, darauf hinzuwirken, daß eine annehmbare gesetzliche Regelung dieses Verhältnisses endlich erreicht und dabei auch den Bundesstaaten eine billige Entschädigung für die er heblichen Lasten nicht vorenthalten werde, die sie auf Grund der vom Reiche ausgegebenen Anregung und im Vertrauen aus die Fortdauer der ihnen früher in reichlichem Maße aus dem Reich zugeflossenen Zuschüsse auf ihre Etats dauernd übernommen haben. Neben einigen die Zusammenlegungsgesetzgebung sowie einzelne Bestimmungen deS CivilftaatSdiener- Gesetzes betreffenden Vorlagen wird Ihnen ein Ge setzentwurf über die ärztlichen Bezirksvereine zugehen, der den Kreis der diesen Vereinen gestellten Aufgabe» entsprechend zu erweitern und unter Anderm di; Grenzen der diesen Vereinen bezüglich ihrer Mitglieder und der Aerzte überhaupt zustehenden Disptplinar- besugniffe einheitlich zu regeln bezweckt. Die schon vor Jahrzehnten hervorgetretene und seitdem in immer steigendem Maße empfundene Un zulänglichkeit der im Landhause zu Ihrer Verfügung stehenden Räume, der auch durch einen Erweiterungs bau nur unvollkommen würde abgeholfen werden können, sowie andrerseits die Unmöglichkeit, daS im Lause deS nächsten Jahres frei werdende alte Die ft- gebäude veS Finanzministeriums in geeigneter Weise einem andern Zwecke dienstbar zu machen, haben Meine Regierung dazu geführt, an Stelle dieses Ge bäudes unter Mitverwendung deS anstoßenden, in seinen wesentlichen Theile» zu erhaltenden Brühlschen Palat ine Errichtung eines neuen Ständehauses in Aussicht zu nehmen, wodurch Ihnen ein Heim geschaffen werden soll, daß Ihrer hohen Bedeutung als der verfassungs mäßigen Landesvertretung würdig ist. Eine hierauf bezügliche Vorlage wird Ihnen alsbald nach der Fertig stellung des noch in der Bearbeitung begriffenen Planes zugehen. Auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens nimmt da- Fortschreiten der hiesigen Bahnhofsumbauten das öffent liche Interesse noch immer in hervorragender Weise in Anspruch. Nachdem einige der neugeschaffenen An lagen bereits dem Betriebe übergeben worden sind, stets zu erwarten, daß sich der weitere Umbau plan mäßig vollziehen werde. Obwohl hierzu die verfügbaren technischen Kräfte stark herangezogen werden müssen, wird es sich Meine Regierung doch angelegen sein lassen, die Verkehrs bedürfnisse der übrigen LandeStheile auch ferner ent sprechend zu berücksichtigen. ES wird Ihnen der Bau verschiedener neuer Eisenbahnlinien sowie die Er weiterung einiger wichtiger Verkehrsanlagen vor geschlagen werden. Auch ist es im Interesse der Abrundung unsere- Eisenbahnnetzes räthlich erschienen, auf den Erwerb von zwei Eisenbahnlinien zuzukommen, von denen die eine schon zeither von unserer Eisenbahnverwaltung betrieben worden, die andere aber innerhalb unsere- Landes gelegen ist. Die hierauf bezüglichen Verträge werden ihnen zur Genehmigung vorgelegt werden. Auf Grund des zwischen Meiner Regierung und einem früheren Landtage vereinbarten Gesetzes ist am 1. April d. I. das neuerrichtete Amtsgericht Olbern hau in dem dafür neuerrichteten Gebäude eröffnet worden. Von den auf dem vorigen Landtage aus den ver schiedensten LandeSlheilen eingegangenen Petitionen um Errichtung weiterer Amtsgerichte waren die der Gemeinden Lausigk und Reichenau Meiner Regierung zur Erwägung überwiesen worden. Mit Rücksicht hieraus werden Ihnen die diesen beiden Petitionen entsprechenden Gesetzes- und Bewilligungsoorlagen zu gehen. Ebenso ist die auf dem vorigen Landtage Meiner Regierung zur Kenntnißnahme überwiesene Petition der Lehrer an den staatlich unterstützten Realschulen um Ausbesserung ihrer Gehalte für begründet erachtet worden. Es ist daher eine anderweite Gehaltsskala sür diese Lehrer entworfen und, um die hierdurch ent stehende Mehrbelastung der verpflichteten Gemeinden zu erleichtern, eine hierzu bestimmte Summe in den Staatshaushalts-Etat eingestellt wordrn. So mögen denn die Verhandlungen auch diese- Landtags zum Heil und Segen deS Lande- gereichen. Sodann verlas Geh. Rath Meusel die „Ueberfichl- liche Mittheilunq" zur Eröffnung de- 26. Landtag- und Minister vr. Schurig erklärte den Landtag für eröffnet, worauf dcr König mit dem großen Dienste und begleitet von Hochrufen den Thronsaal wieder verließ. — Abends 6 Uhr sand da- gewöhnliche Land tagsdiner statt. — König Albert hat Ee. Exzellenz den Wirkl. Geh. Rath Grasen v. Könneritz zum Präsidenten der Ersten Kammer ernannt. — Der GarantiesondS der Ausstellung deS sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden hat. Dank lehr namhafter Zeichnungen einzelner Firmen und der dortigen Innungen bereits die Höhe von