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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020703022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902070302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902070302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-03
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
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Bezug-«Preis I» der Hauvtexpedition oder den im Stadt- bei-r! und den Bororten errichteten AuS- ^uvestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung in» HauS5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich vierteljährlich 6, für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Nedaciion und Expedition: Jvhannisgasse 8. Fernsprecher 153 und 222. FttialrrpedMonrn: Alfred Hahn, Buchhandlg., Universitätsstr. 3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Künigspl. 7. <4»r> Haupt-Filiale Dresden: Strehlenerstraße 6. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. - — Haupt-Filiale Üerlin: Königgräherstraße 116- Kernsprecher Amt VI Nr. 3393. Abend-Ausgabe. Ukip)igcr Tagcblalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes nnd Noüzei-Anltes der Ltadt Leipzig. ArrzeigeN'PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten («gespalten) 50 H. 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Der italienische Herrscher ist in Deutschland kein Fremder und wird nicht nur vom Ber liner Hofe, sondern auch von der Bevölkerung auf das Herzlichste empfangen werden. Wenn etwas geeignet ist, die Herzlichkeit dieses Empfanges noch zu steigern, so ist es das liebenswürdige Entgegenkommen, das König Viktor Emanuel anläßlich seiner Reise nach Berlin be wiesen hat. Denn der italienische König fand sich bereit, wegen der bereits getroffenen Disvositionen des Kaisers, wegen den in der Ausführung begriffenen Umbauten im Berliner Schloß und aus ähnlichen Gründen, den sür den Monat Juli geplanten Besuch auf den August zu ver schieben. Um dieselbe Zeit konnte aber ein Besuch am russischen Hofe deswegen nicht erfolgen, weil in der russischen Kaiserfamilic im August ein freudiges Familien- ercignitz erwartet wird. Tomit mnßtc cs für d'e Reise des italienischen Herrschers nach Rußland bei dem ur sprünglichen Plane bewenden. In Deutschland braucht demnach nicht im Mindesten Empfindlichkeit oder Eifer sucht darüber zu entstehen, daß der russische Hof von dem italienischen König früher besucht wird als der Berliner." Die vorstehende Feststellung ist um so bemerkenswertster, als gewisse Politiker in Frankreich nicht verfehlen werden, die Reihenfolge der Besuche des Königs Viktor Emanuel als kennzeichnend für die Veränderung des „Geistes" der Tripelallianz auszugcben. Schon vor Fahr und Tag hat das „Journal des De-bats" von neuen poli tischen Cvmbinativnen gefabelt, die unter dem Einfluß der montenegrinischen Heirath des Königs von Italien zu Stande kommen sollten. Man speeulirt in diesen Kreisen darauf, daß die engen politischen Beziehungen zwischen dem Kaiser von Rußland nnd dem Fürsten von Montenegro auch ein enges politisches Verhältnis; zwischen Rußland und dem Schwiegersohn des Fürsten von Montenegro, dem König von Italien, im Gefolge staben werden. An solchen Phantasien wird man sich jetzt um so eifriger erfreuen, eine je größere Enttäuschung die unver änderte Aufrechterhaltung des Dreibundes hervorgerufen hat. Insbesondere beim „Journal des Döbats" nahm die Enttäuschung hierüber geradezu komische Formen an. Tas genannte Pariser Blatt hat nämlich in der Ber liner Depesche vom Sonnabend "Nachmittag die Stelle, die berichtet, das; der Dreibund in unveränderter Form erneuert wurde, einfach g c st richcn! Ta andere französische Blätter von Bedeutung dieses eigenthümliche Verfahren nicht anwandten, lieferte das „Journal des Döbats" selbst den kennzeichnendsten Beitrag zur Be- nrtheilung des MaßcS-von Enttäuschung, die es am 28. Juni 1902 erleben mußte. Wenig geschickt war zu gleich die Art, wie das „Journal des Döbats" Italien die französische Verstimmung über den unverändert er neuerten Dreibund fühlen ließ. „Eine wohlwollende und conciliante Haltung ist nöthig", so schrieb das Pariser Blatt wörtlich, „damit Italien fortsührt, Vvrtsteil aus der Annäherung (zwischen Italien und Frankreich) zu ziehen. . . . Die öffentliche Meinung, besonders im Norden der Halbinsel, ist Frankreich gegenüber anders als früher. Es folgt daraus allein unter dem Gesichts- punct der inneren Politik, daß es für die italienische Re gierung gefährlich sein würde, diesen neuen Geist vor den Kopf zu stoßen." — Die „öffentliche Meinung" auf solche Weise gegen die italienische Regierung auszuspiclen, ist für die freundschaftlichen Gefühle Frankreichs gegen über Italien ebenso charakteristisch, wie die oben wieder gegebene kategorische Anweisung, das; Italien sich „wohl wollend" und „evneiliant" verhalten müsse, wenn es in Zukunft von der französisch-italienischen Annäherung Vortheil ziehen wolle. Nicht nur die italienische Regie rung, sondern auch die öffentliche Meinung Italiens dürften sich einig in der Ueberzeugung sein, das; die sranzösischcn Ansprüche an ein „wohlwollendes" und „evneiliantes" Italien recht hoch getrieben werden wür den, wenn Italien nicht Mitglied des Dreibundes wäre, sondern Frankreich ohne die Rückendeckung gegenüber stünde, welche der Dreibund gewährt. Die Erneuerung des Dreibundes veranlaßt denWiencr Evrrespvndentcu der „Times" zu Anspielungen über die Frage der Herstellung engerer Beziehungen zwischen dem Dreibund und Großbritannien. Nachdem vorauSgeschickt ist, daß Gras Gvluchvwsti bald nach seinem Amtsantritt die Anbahnung eines derartigen engeren Verstältnistes betrieben habe, aber von Lord Salisbury mit Rücksicht ans den englischen Grundsatz, in Friedenszeiten keine Bündnißverträge zu schließen, abgcwiescn sei, fährt der Wiener „Timcs"-Evrrcspvndent fort: „Wenn dem Dreibund durch den Beitritt Großbritanniens neues Blur hätte cingcflößt werden können, wurde er eine Stärke und eine Lebensfähigkeit erworben haben, die unter den bestehenden Umständen klar sind durch ihre Abwesenheit(I). Unverändert erneuert, behält er seinen Charakter einer dcfen sivcn M i l i t ä r c o n v e n t i o n. Das ist er und nichts mehr." Es bleibe dahingestellt, ob Graf Gvlnchvwski wirklich den Gedanken verfolgt hat, der ihm hier zugesiyvben wie^. Wenn dieser Gedanke aber nicht verwirklicht wurde, so ist cs sicherlich 'nicht Lord Lalisbury und England allein ge wesen, die hierfür entscheidend waren. Man weis; auf dem europäischen Evntincnt aus langer geschichtlicher Erfahrung, wie mißlich der Abschluß eines Bündniß- vertrages mit Grvßbr tannien aus dem Grunde ist, weil das englische Vcrfassnngsleben „spielend" die Mittel an die Hand giebt, Bündnißverträge im kritischen Augenblick nicht wirksam werden zn lassen. Davon abgesehen, ist es klar, das; England solche Bündnißverträge nur schließen würde, wenn seine Eontrahcntcn große Verpflichtungen zu Gunsten Englands auf sich nähmen. Es leuchtet ohne Weiteres ein, in welchem Grade von den Dreibnndmächten die Nachbarn Ruß lands durch solche Verpflichtungen Buchwert würden. Des halb können sich sowohl Deutschland als Oesterreich- Ungarn darein finden, das; jenes engere Verhältnis; zwischen Großbritannien und dem Dreibund nicht hcrge- stcllt worden ist. Für alle drei der Tripelallianz auge- hörendcn Staaten genügt cs überdies vollkommen, daß der Dreibund seinen defensiven Charakter wahrt. Ob die Möglichkeit dafür fortbestünde, wenn zwischen dein Drei bund und Großbritannien ein engeres Verhältnis; her gestellt würde, ist nicht ohne Weiteres klar. Neber die Redensarten von der fehlenden Kraft nnd Lebensfähig keit des Dreibundes braucht man kein Wort zu verlieren. Uebcr die Zunahme der Bevölkerung in den hauptsächlichsten Cultnrstaatcn während des 19. Jahr hunderts veröffentlichen die „Jahrbücher für National ökonomie und Statistik" nach amtlichen Quellen eine sehr interessante tabellarische Uebcrsicht, der wir die nach stehenden Angaben entnehmen. In Deutschland be trug die Zunahme der Bevölkerung im Jahre 1^50 0,7ti Proe., GM 0,04 Proe., G70 0,79 Proc., 1880 1,03 Prve., 1885 0,70 Proe., GM 1,07 Proe., 1895 1,12 Proe., 1900 1,l5 Prve. Noch höhere Zahlen weist in diesem Zeitraum das K ö n i g r e ich Sa ch s c n aus. Tenn hier betrug die Zunahme in ungefähr denselben Jahren: 1,22 Proe., 1,34, 1,58, 1,72, 1,54, 1,30, 1,92, 1,50, 2,08 Prve. Dagegen sind die Zahlen in Württemberg erheblich geringer. Denn sie waren in ungefähr denselben Jahren: 0,66 Proc. — nach der Annahme von 0,34 Proc. im Jahre 1858 blieb cs bei der Zunahme —, 0,57 Proc., 0,72 Proc., 0,95 Proc., 0,24 Proc., 0,41 Proc., 0,43 Prve., 0,83 Proc. Vergleicht man hiermit die Verhältnisse in Frankreich, so er- giebt sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts für un gefähr die gleichen Jahre: 0,45 Proc., 0,26 Proc., o,55 Proc., 0,27 Prve., 0,11 Proc., 0,7 Proc., 0,20 Proc. Ein ganz anderes Bild weist England mit Wales ans. Hier betrug die Zunahme in ungefähr denselben Jahren: 1,26 Prve., 1,19 Proc., 1,32 Proc., 1,43 Proc., 1,36 Proc., 0,78 Proc., 1,07 Proc., 1,19 Proc. Die höchsten Zahlen hat, der Einwanderung wegen, natürlicher Weise Nordamerika. Sic lauten, von 1850 angefangcn, für das Anfangsjastr jedes neuen Jahrzehnts: 3,58 Prve., 3,55 Proc., 2,37 Proc., 2,96 Proc., 2,55 Proc., 1,91 Proc. AnS der Abnahme der Bevölkerungsznnahme erkennt man, in welchem Maße die Einwanderer nach den Ver einigten Staaten in den letzten Jahren abgenommen hat. Was das europäische Rußland anbelangt, so be trug die Znnalnne 1867 «>,88 Proc., 1879 1,32 Proc., 1883 1,96 Proc., 1897 (Kaukasien eingeschlossen) 1,20 Proc. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 2. Juli. (HeiratbS-Erlaubniß.) Be- kannllich sind vom Kaiser neue Bestimmungen über das Heirathen der Militärpersonen des preußischen Heeres ergangen. Ans diesen Bestimmungen, die für weitere Kreise Interesse haben, sei hier Folgendes mitgetheilt: Lsficiere und Sanitätsosficiere des Friedensstandes, sowie die in etatsmäßigen Stellen des Heeres verwendeten Osficlere und Sanitäts- oificiere z. D. bedürfen zu ihrer Verhciralhung der Erlaubniß des Kaisers. Einer gleichen Erlaubniß bedürfen die im Heere behufs vorübergehender Dienstleistung angestellten, in den preußischen Staatsverband nicht aufgenommenen Angehörigen frem der Staaten. Der Erlaubniß zur Verheirathung be- dürfen hiernach nickt: Fürstliche Personen, die Chefs von Truppentheilcn sind oder L la suito solcher stehen, als Osficiere des Friedensstandes aber nicht anzusehen sind; Osficiere ä, la suite dec Armee, sofern sie sich nicht in ctatsmäßigen militärischen Süllen befinden; die nicht zum activen Dicnststande gehörenden Sanitäts- ossicüre ä la suite des Sanitütscorps; Osficiere und Sanitäts- osficiere des Bcnrlaubtcnslandes; die nicht in ctatsmäßigen Süllen des Heeres verwendeten Osficiere und Sanitüts- osficiere zur Disposition. Die vorstehend aufgcfllhrteu Osficiere und Sanitätsosficiere bedürfen der Heiraths-Erlaubniß auch dann nicht, wenn sie vorübergehend zum Dienste einberusen oder zugelassen sind. Die Erlaubniß zur Verheirathung eines Osficiers oder eines Sanitätsofficiers mit geringerem Gehalt als demjenigen eines Hauptmanns (Rittmeisters) 1. Gehaltsclasse darf nur dann nach gesucht werden, wenn zuvor der Nachweis geführt ist, daß der Osficier oder Sanitälsofficier ein außerdienstliches Einkommen hat, Las mindestens betragen muß: bei einem Hauptmann (Rittmeister) 2. Gehaltsclasse und bei einem Districtsosficier der Landgendarmerie mit einem Gehalt von 4500 jährlich 1500 ./l, bei einem Districtsosficier der Landgendarmerie mit einem Gehalt von 3300 jährlich 2100 ./L, bei einem Oberleutnant und Leutnant einschließlich Oberjäger und Feldjäger Les Reitenden Feldjäger-Corps jährlich 2500 bei einem Zeug-, Feuerwerks- und Festungsbau-Hauptmann 2. Gehaltsclasse jährlich 750 ./6, bei einem Zeug-, Feuerwerks- und Festuugsbau-Ober- leutnant und Leutnant jährlich 1000 bei einem Stabsarzt 2. Ge haltsclasse, einem Ober- und Assistenzarzt jährlich 750 Die Erlaub niß zur Verheirathung eines in einer ctatsmäßigen Stelle des Heeres ver wendeten Osficiers zur Disposition, dessen Pension weniger als 3000 jährlich beträgt, darf nur dann nachgesucht werden, wenn zuvor so viel außerdienstliches Einkommen nachgewiescn wird, daß dieses und die Pension zusammen jährlich mindestens den bezeichneten Betrag er reichen. Diese Bestimmung findet auf die in etatsmäßigen Stellen des Heeres verwendeten Sanitätsosficiere z. D. mit der Einschrän kung Anwendung, daß die jährliche Pension entweder 2000 be tragen oder bis zu dieser Höhe durch außerordentliches Einkommen ergänzt werden muß. Auf die Mitglieder der regierenden Häuser finden die Vorschriften über Führung eines Einkommens-Nachweises keine Anwendung. Die Osficiere der In validenhäuser sind von der Führung des Einkommens-Nachweises entbunden. An Stelle desselben tritt bei den Osficieren vom charakterisirten Hauptmann abwärts der Nachweis, daß dem Osficier zur Gründung und Führung eines Hausstandes im Jnvalidenhause die genügenden Mittel zur Verfügung stehen. Der Antrag auf Ertheilung der Heiraths-Erlaubniß wird, sofern derselbe nicht unmittelbar an allerhöchster Stelle vorzulegen ist, mit den monatlichen Gesuchs listen eingercicht. Ter Gesuchsliste sind beizufügen: a. das Gesuch des Antragstellers an den Commandeur des Regiments oder selbstständigen Bataillons u. s. w., oder Vorstand (Director u. s. w.) einer Dienstbehörde. Tas Gesuch muß enthalten: Ruf- und Familiennamen der Braut, Len genau zu bezeichnenden Stand ihres Vaters, wenn die Braut verwittwet oder geschieden ist, auch den Stand des gestorbenen oder geschiedenen Ehegatten; b. den Einkommens-Nachweis, wenn ein solcher erforderlich ist; e. wenn es sich um eine Ehe mit einer geschiedenen Frau handelt, das Ehescheidungsurtheil nebst Gründen; ist der Bräutigam ge schieden, so ist anzugeben, wann die Scheidung rechtskräftig erfolgt ist. Tie Gesuchsliste selbst muß genaue Angaben über die Her kunft, die Erziehung, Bildung und den Ruf der Braut nebst einer pflichtmäßigen, aus sorgfältiger Prüfung aller in Be tracht kommenden Umstände beruhenden Erklärung des Comman- deurs rc., darüber enthalten, daß der beabsichtigten Heirath wed er dien stlicke noch St andesrücksichten entgegen stehen. Ferner ist anzugeben: Bei Hauptleuten und Rittmeistern, sowie Stabsärzten, deren Gesuchen keine Einkommensnachweise beiliegen, ob sie in der ersten Gehaltsclasse sind; bei Leutnants das Lebens- alter (Zahl der Jahre); bei Osficieren z. D. vom charakterisirten Major abwärts und bei Sanitätsosficieren z. D. vom charakterisirten Oberstabsarzt abwärts der Betrag der Pension zur Zeit der Ein reichung des Gesuches. Feuilleton. Susanna. 8j Roman von B. Herwt. Nachdruck Verbote«. Er schnellte vom Stuhle auf. „Um Gotteswillen, theures Kind, nicht diesen Ton", rief er, „nicht dieses tragische Ausfallen der Bagatelle. Mein Gott, ich habe ja dabei nur an Dich gedacht, um die Ange legenheit so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen... daß eine Entschädigung ganz in der Ordnung war, hatte ja auch der alte Herr gleich cingesehen, sieh einmal, in England kommt das täglich hundert Mal vvr, gerade in den ersten Familien, und wenn es ein Herzog ist, der eine Pearstvchter nicht hciratben will, der Bruch des Verlöb nisses wird oft ungeheuer bestraft, das mußt Du auch schon in den Zeitungen gelesen haben ... bei Deiner Em- pfindelei wollte ich Dir nur die ganze Sache ersparen, das ist nun mein Dank dafür." „Wie hoch war die Ncugeldsumme?" wiederholte das Mädchen, welches die Suade der Erklärungen ruhig über sich ergehen lassen mußte. „Für das, was Du opfern mnßtest, eigentlich gar nicht groß genug." „Nnn!" „Drcißigtauscnd Mark", antwortete er in trotzigem Tone. Sie schloß einen Moment die Augen, die Höhe der Summe hatte sie doch erschreckt. „Und" . . . brachte sie endlich mühsam heraus, „wieviel ist von dem Geld noch da?" „Ich hatte cö ja natürlich für Dich gut angelegt, mein Kind, an der deutschen Bank, Du kannst Dich erkundigen, eine Kleinigkeit behielt ich zurück, es waren damals gerade drückende Schulden zn bezahlen, weißt Dn, noch von der seligen Mama her, dann kam allerdings die geplante Reise mit ihren Vorbereitungen, Deine Ausstattung . . Ein Gedanke durchfuhr des Mädcheus Kopf. „Auch der Ning hier, nicht wahr ?" Gntmüthig lächelnd sagte er, „ich wollte doch, nachdem Du dem Verlobten die Pretiosen zurückgcschickt, die schönen Hände nicht ungeschmückt lassen, ich wußte, das; Du «aphirc liebst . . ." „Bon dem Gelds", stöhnte sie . . . „von dem Gelbe . Er verstand ihre Empfindung, aber um nichts in der Welt hätte er ihr jetzt den rechten Ursprung des Kleinods gesagt. Sie zog hastig den Reif vom Finger nnd legte ihn vor sich auf die Tischplatte . . . „Und dann . . forschte sie weiter. „Ja, die Reisen waren nicht billig, liebes Herz, und hier der Aufenthalt erst recht nicht, diese und jene kleine Zerstreuung dazu, man kann sich nicht immer freihalten lassen; Du weißt ja, daß erst jüngst die Anweisung aus Berlin kam . . ." „Die Differenz, die Dir von Deinen svgenanntcn Pa pieren zn Gute kam ... ja, jetzt weist ich Alles, meine un selige Leichtgläubigkeit, o, wie hart wird sic bestraft, und dieses gestrige Papier . . ." „War das letzte, wenn Du es durchaus wissen willst." Fast barsch sagte er cs. Was nützte ihm auch jetzt nvch die Lüge ? Dann aber, wie von Mitleid, ja selbst von Reue ergriffen, nachdem er einen Blick in das todtenblasse Antlitz geworfen, streckte er die Hand nach seiner Brusttasche aus und fügte schnell hinzu: „Es ist natürlich Dein Eigcnthnm, die 5000 Francs sind fast unangerührt." Sic hielt abwehrend die Rechte von sich. Einen Augenblick durchfuhr der Gedanke sie, wenigstens diesen Rest dem Geber zurückzuerstattcn, aber sic verwarf ihn ebenso schnell. „Mit Bewußtsein werde ich von diesem Sündengeld kein Stück nehmen. Was davon genossen ist, was nun vorbei, — es läßt sich jetzt nichts ändern, aber später, später . . . o, Gott wird mir Kraft geben." Ein Zug von Entschlossenheit um den kleinen Mund gab dem, sonst so anmuthigcn Gesicht einen ganz anderen Ausdruck. Dies schien Barnewitz doch zu beunruhigen. „Was willst Dn thun, Snsanna", fragte er, „o, entziehe mir nicht Dein Vertrauen, es meint es ja doch keiner so gut mit Dir, wie Dein Vater." Schwer fiel es von ihren Lippen: „Wärest Tu wirklich mein Vater, oder hättest Du in mir das Kind Deiner Frau geliebt — Du hättest das nicht thun können, was nnS jetzt von einander scheidet." „Snsanna, nein, nimm das Wort zurück, strafe mich nicht so hart, bleibe bei mir, Dn kannst Dich nicht von mir trennen wollen, und wenn cs Dir so schwer auf dem Herzen liegt, so höre mein Versprechen, ich will verdienen, will wieder arbeiten, wir geben das Geld zurück . . ." „Gut", unterbrach sic ihn, „gieb den Herren den Rest der so leichtsinnig vergeudeten Summe zurück, schreibe ihnen die Wahrheit, das; ich nichts davon gewußt, und wenn Du mir die Quittung sendest, mit einigen Worten von ihrer Hand, das; sic von Allem unterrichtet, vielleicht er fahren sie es auch nvch von anderer Seite, — dann will ich es versuchen, wieder mit Dir zu leben. Bis dahin trennen sich unsere Wege. Adieu." Ruhig wendete sic sich von ihm nnd ging in ihr neben dem gemeinsamen Salon bclegenes Zimmer, das sie hinter sich verschloß. Verstimmt blieb Barncwitz zurück, er hatte sich schon einen recht effektvollen Abgang erdacht, nun war sie ihm zuvor gekommen und hatte ihn in voller Beschämung da stchcn lassen. Aber seine Verlegenheit währte nicht lange. Schnell zog er das Juchten-Portefeuille aus der Seiten tasche, durchblätterte die Banknoten, nickte befriedigt und sagte leise vor sich hin: „Für eine gute Weile reicht cs, na und für später muß man wirtlich sehen, wieder nntcrznlommcn, man ist ja noch ganz passabel, freilich, Paris ist ein zu theures Pflaster . . . schade, was nur die kleine Jeanette sagen wird, da war ich so schön en train . . . Hollah, der Ning . . . wie die Steine funkeln . . . auf alle Fälle ihn verwahren, wer weiß, wann er einmal gute Dienste thun kann . . ." Und cnnisch lächelnd steckte er ihn in die Westentasche, dann nahm er seinen Hut, setzte ihn auf, warf einen leichten Paletot über den Arm, trällerte leise den Refrain eines beliebten Couplets vor sich hin uud verließ den Salon. Jetzt fing sein Tag erst recht an: Theater, Souper, Cafe, nun war er ganz sein eigener Herr. Skrupel empfand er nicht, warum war das Mädchen so empfindlich, so thöricht, so grenzenlos sentimental? Er wollte nicht darunter leiden, denn wenn er cs recht bedachte, hatte er doch der Tochter, die ihn eigentlich gar nichts anging, Jahre hin durch große Opfer gebracht, hatte sich gezwungen, sich dem einförmigen Familienleben zuzugcscllcn, anstatt in flotter, lustiger Weise als Garton sich zn amüsircn, nnd nnn ward ihm in dieser Weise der Dank dafür. Aber auch diese Märtyrerstimmung schüttelte er von sich ab. „Aons avan^on* -»la no«;«", pfiff er heiter und trat auf die taghell erleuchteten Boulevards, deren Mcnschcnstrom ihn bald in sich aufnahm. — Tie goldige Herbstsonne stand schon hoch am Himmel, als er am anderen Tage erwachte. Den Kaffee ließ er sich, wie stets, ans Bett bringen. „Meine Tochter zu Hans?" fragte er. „Mademoiselle hat sich heute schon sehr früh fortbc- gcbcn", lautete die Antwort. „Mademoiselle war kn Reise toilette, machte augenscheinlich früh Besorgungen, kam dann in einem Wagen wieder, ließ die bereits gepackten Koffer aufladen und fuhr nach schnellem Abschied davon." „Nach welcher Richtung?" fragte der Ernüchterte. „Wahrscheinlich nach dem Nordbahnhofe, Monsieur, der Kutscher bog nm die Ecke der Rue d'Hautcville, ich stand vor der Thür und sah Mademoiselle nach." „Tcufelsmädcl", brummte Barncwitz in den Bart, „aber ich folge ihr nvch heute . . ." „Lassen Sie die Rechnung ausschreibcn, ich reise Abends." — Nach einer schlaflos verbrachten Nacht, in der die Em pfindungen in dem jungen, so schwer verwundeten Mäd- chenlierzen mit einander rangen, hatte Snsanna sich früh erhoben und in stiller Geschäftigkeit alle ihre Sachen zu- sammengcpackt. Dann war sie mehrere Stunden herumgewandert, aber nicht, nm Besorgungen zu machen, wie der Garton gemeint, sondern um sich nach einem passenden kleinen Logis nm- zusehcn. Gar zu weit vom Mittelpunkte entfernt wollte sie nicht sein, so durchschritt sie die, dem Hotel zunächst gelegenen Straßen, erkundigte sich bei den Con cierges, stieg viele Treppen hinauf, hinab, besah und verwarf und fand endlich in der Nnc Montmartre ganz in der Nähe der Halles Centrales im dritten Stock bei einer Blumenarbeiterin unter mäßigen Bedingungen ein Helles freundliches Zimmer, das gleich zn ihrer Verfügung stand. Der Wagen, der sic dann vom Hotel abholtc, hatte aller dings die Richtung nach dem Nordbahnhofe eingeschlagen, sic sagte dem Kutscher, daß sic erst dort noch Jemand zu be grüßen hätte, cs ivar dies eine kleine, überlegte List, nm dem Vater ihre Fährte zu verbergen, sie fürchtete seine Nähe mehr wie irgend ein Unheil, das ihr auf ihrem ein samen Wege zustoßcn konnte, sie beurtheilte ihn ganz richtig, daß er nicht zögern würde, trotz der Pariser Ver lockungen, ihr nach Deutschland zu folgen, um etwaigen Gerüchten in Person entgegen zu treten, und um seinen ganzen Einfluß ausznwenden, sic zn versöhnen. Sie zog cs vvr, Bärcnholm gegenüber zn schweigen, sie batte ihn gern, schützte seine Fähigkeiten nnd Kenntnisse, fühlte aber doch, daß er ibr in dieser neuen Situation nicht angenehm sein könne. Nichts sollte sie in ihrer Arbeit stören, nur so
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