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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pr,ümmcrKious Preis 224 Tgr. (j Lhir.) vierteljährlich, Z Wr. sür das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Prcnsischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt aus dieses Beihiatt der Mg. Pr. Siaats- Aeitung in Berlin in der Exvcdinon (Mohren - Straße Nr- 34); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Poff-Aemrcrn. Literatur des Auslandes. 71. Berlin, Mittwoch den 1t. Juni 1837. Frankreich. Die Feste in Fontainebleau. Bon Jules Janin. .... Nachdem ich mehrere Tage von nichts Anderem sprechen gc- hört, als „an jener jungen Prinzessin, die aus ihrer Ncise so großen Enthusiasmus erregt batte, kam mir endlich auch die Lust, sic mit der Menge in Fontainebleau zu begrüßen und Einer der Ersten zu scv», die bei ihrer Ankunft Biral! riesen. Ich war allerting« lange unent schlossen; die Reise kam mir wie eine Last vor, mir armen geängstigten Reisenden, der ich mir aus jeder Stadl, die ich passtrc, eine Feindin zu machen pflege; aber als ich erst die Anckdcic gehört, die am Mor gen meiner Abreise überall zirkulirlc, da hielt mich nichts mehr zurück. Die Prinzessin Helene balle den Herzog von Broglie aus den Anhöhen von Bergen an ein Gesechl erinnert, das sein Eroßvalcr, der Marschall, dort gewonnen Halle. Ei, einer jungen Dame, die unsere Geschichte so vortrefflich kennt und die eines Tages einmal einen so bedeutenden Platz darin cinncbmen soll, muß man ja wohl entgegen gehen! Aber, sagte mau mir, wie wollen Sic's anfangen? Die Stadl ist mit Fremden angrsülll, das Schloß von Soldalcn umgeben, der Wald ist zum Lager geworden, nnd die in Fontainebleau angchänflcn Paläste, die nur einen einzigen Palast bilden, sind nicht geräumig genug, um alle Gäste zu fassen, die zu diesem Königliche» Feste geiade» sind. Uebcrdics — wer sind Sie denn? WaS haben Sic sür eine Uniform? Was für einen Titel? — Ach, Lieber, Sic haben vollkommen Recht; ich bin gar nichts, und was die Uniform bclriffl, so besitze ich nur einen schwarze» Frack, der schon sechs Monal alt ist — indessen ich gehe doch nach Fontainebleau. Der Weg war so schön; die Sonne schenkte nnS ihre ersten Früh lings-Strahlen; die Bäume wurden von Stunde zu Stunde grüner; wie durch einen Zauber sab man plötzlich die künftige Acrndte hervcr- spricßcn, die gestern noch traurig in der Erde vergraben lag. Die mun teren Postillone, mit bunten Bändern um die Hüte, trieben ihre Pferde in dem durchsichtigen Staubwirbel. Da« war wirklich Freude, wirklich Staub, wirklich Sonne! Schreckliches Weller für die Spekulanten, die bereite daran gedacht hallen, das Gelraide aus Odessa herzuholen! Wir fuhren wie die Fürsten. Wer uns so rasch vorüberkommen sah, der sagle: Ganz gewiß war das ein Dcpnnrter! Ganz gewiß ein Minister! Ganz gewiß ein Pair von Frankreich! Das war eine hohe Person, ganz gewiß! ES war aber Niemand, als wir selbst. Die Sladl Fonlaineblcau Halle ein lriumphircndcs Ansehen. Ucberall war Bewegung, überall Feiertag. Die Prinzessin wurde um vier Ubr erwartet; es war Mittag, als wir unseren Einzug in die Stadt hielten. Zu unserer großen Freude wurde es uns ziemlich leicht, ein Bett und ein Zimmer zu finden. Um zwei Uhr waren wir bereits im vollrn Staat; die Prinzessin ronnlc also kommen. Wie prächtig sind doch die Gärte» von Fontainebleau! Ehrwürdige Bäume, alle Lucbcngängc, Fontaine» und Kaskade» hier und dort bilden einen majestätisch-erhabenen Anblick. Hier ein schöner Teich, und in der Mitte dieses Teiches rin vom Kaiser gebauter Pavillon! Im Sommer hielt der Kaiser hier sein Conseil, und hier träumte ich gedankenvoll einen wunderbare» Traum vo» de» Größe» dieser Erde, die ciust von diesen Wellen hier getragen wurden, ohne daß auch mm eine Spur von ihnen geblieben wäre! Ich träumte noch, als plötzlich die Trompeten schmetterten, die Trommel» wirbelten und die Janitscharen» Musik ihr Fanfare ertönen ließ. Fort, fort! Fast hätte ich zu lange geschwärmt und darüber heule die Prinzessin versäumt! Ich schreite in aller Eile quer über den Garten nach der große» Pforte. A» derselbe» sagt mir ei» Wachthabender sehr höflich: „Hier darf man »jch, hinein!" Doch er besann sich und meinte: „Sie ha ben sich vielleicht verspätet, weil Sie den Weg durch da« Schloß ge- nomwcn. Treten Sie nnr gefälligst ein, mein Herr!" Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und trat ein. Die ganze Garnison war unter den Waffe». Ein schönes Kavallerie-Regiment nahm die eine Seite des HoseS ein, während auf ter anderen Seite da« brillanteste, jugend lichste, munterste und eleganteste Husaren-Regiment, das jemals eristirte, seitdem es Husaren gied,, ausmarschirt stand. ES ist dies ein Muster- Regiment. In den feinsten Scharlach gekleidet, ist dieser Scharlach von verschwenderischer Hand mit Silber, mit Stickereien und mit den lebhaftesten Farben bedeckt. Kommandirt wird dieses Regiment eben falls von einem Muster-Offizier, von dem Oberst Brack, und das ist genug gesagt. Aber ach, es sollte dies der letzte Tag des Obersten bei seinem Regiment« sehn; cs hieß, er sey zum General avancirt. Alle«, was ich drüben sub toZmiue lazi gehört Halle, war nur ein blinder Larin gewesen. Die Trompelcr der Husaren wolllen sich in Uebnng erhallen, und nun ließen sic ihre Instrumente wie einst die Drommeten im Thale Josaphat erschallen. Die Tamboure der Karabi niers antworteten den Trompetern, und zu allem diesen kriegerischen Lärm kam noch das Geräusch der Kanonen, die, von ihren vier Pfer den gezogen, in diesem umsangreichcn Hose nmhersnhren- Sie stellten sich hier in Schlachtordnting aus, hier am Fuße derselben Treppe von Fontainebleau, wo einst das größte Drama der Welt seine Entwickelung sand. Dreiundzwanzig Jahre sind kaum verflossen, und cS ist, al« ob es schon zwei Jahrhunderte wären, seitdem hier die alle Garde der großen Armee versammel! stand, um von ihrem Heerführer und ihre» Adlern für immer Abschied zu nehmen. Während ich mich allen diesen schaarcnwcise zuströmenden Erinne rungen überließ, wurde die Sonne vo» einer Wolke bedeckt, von einer lcichten Frühjahrs-Wolke. Einige Tropfen warmen Regens fielen auf jene schonen Unisormen, die dadurch nur noch um so glänzender schie nen. Mein armer schwarzer Frack aber konnte keinen Rege» und auch den leichtesten nicht vertragen; schon suchte ich mit den Augen ein Ob dach, als plötzlich von allen Seilen gar vornehme Herren in gold- und silbergcsticklcn, mit Palmen brodirten Uniformen und mit dem Degen an der Seite auf mich zukamcn. „Komm nur hierher", rief der Eine. — „Ich will Dir einen gute» Platz verschaffen", sagte der Andere. — „Hättest Du doch nur eine kleine Stickerei an Deinem Rock-Kragen", meinte ei» Dritter, „so könntest Du mit uns aus den Balkon des Königs kommen." — Ganz erstaunt, die vornehmen Herren in diesem Tone mit mir reden zu hören, betrachte ich sie mir etwas näher, und siehe da! c« sind meine besten Freunde. Unter ihnen befand sich, mit dem wohl verdiente» Eommaildclie-Krcuze der Ehrenlegion geschmückt, der Baron von Taylor, der eben mit Meisterstücken der Sva,»scheu Maltischule beladen von der Pvrenäischen Halbinsel znrückgckchrl ist. „Nun, wenn Ihr cs so haben wollt, so folge ich Euch." Und ich folgte ihnen und befand mich bald auf dem schönsten Platz unter Dach und Fach, in einem kleinen Kabinct mit zwei Fenstern. Eines dieser Fenster ging nach dem Balkon des Königs und das andere nach dem Schloßhof hinaus. So Halle ich die Ausstchl, vor mir das Gefolge der Prinzessin zu haben, während ich zu meiner Linken allen Bewegungen des Hofes folgen konnle, wenn man nämlich diesen golbischcn Namen einer mo- mcnlanen Bereinigung der einflußreichsten Männer unseres Landes ge ben darf'. Es schlug eben vier Uhr, und überall zeigten sich Erwartung und Ungeduld. Da Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige ist, so zog man daraus de» Schluß, daß sie auch die Höflichkeit der Prinzessinnen sepn müsse. Aber wie sollte diese junge Frau wohl pünktlich sepn, die auf jedem Schritte ihres Triumphzugcs von den Massen ansgehalien wurde, welche sic sehen wolllen? Während wir so da standen und warteten, sragle mich einer meiner brodirten Freunde, ob ich wohl die Ausstat tung, den Trouffcau der Prinzessin gesehen hätte? — „Nein", sagte ich, „ich kenne davon nicht«, als die wunbervollcn von Roqueplan aus- gemalten Fächer." — „Da bin ich glücklicher als Du", crwiederte mein Freund; „ich habe Alle« gesehen, und zwar ganz bequem, denn ich war allein in den schönen Zimmern des Prinzen. Und wenn der König nicht gekommen wäre und mich gestört halte, so glaube ich, daß ich noch jetzt dort stehen und Alle« bewundern würde." Nun ist der Freund, der mir dies erzählte, obgleich cr etwas bro- dirtcr war als ich, doch eben auch nicht mehr als meine Wenigkeit. Wie war er aber'in den Palast gekommen, den man mir so fürchterlich vorgestclll batte? Er war bereit, cs mir zu sagen, und ich Höne ihm zu, obwohl ich aufmerksam auch auf da« geringste Geräusch blieb, da« unlen vom Schloßhofe herkam. (Fortsetzung folgt.) England. Ilio Lastern 8eas eto. (Der Oestliche Ocean, oder Ressen und Abenteuer im Indischen Archipel, in den Jahren 1832—Z4.) Von G. W. Earl. London, 1837. Der Verfasser diese« interessanten Werkes fuhr im August 1832 in einem kleinen Schooner von der Westküste Neuholland« nach Batavia. Da« Schiffsvolk, lauter Malaven und Chinesen, schien ihm anfänglich sehr finster und mürrisch; al« man aber die warmen Breiten erreichte, wurden sie bald sehr guten Humors. Bei der Durchfahrt durch die Meerenge Sunda empfing unser Reisender die ersten Eindrücke von der Natur des Indischen Archipels.