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Arnta-, Nö 49. e. Decemöer 1861. A der Exyrdi- tis«, ü. Mnßn. h«jit-ea durch alle k-l. Poß- »«ßlltttNr Li« unterhaktendes Wochenblatt für den Mrger und Landmann. Redacteur und Verleger: Friedrich Walther. Politische »eltscha«. Deutschland. Die Bundestag--Sitzung ist in voriger Woche ausgefallen, da an dem hierzu bestimmten Tage mehrere der Herren Gesandten zu den Bankett- geladen waren, welche zu Ehren des GeburtStag-festeS des Königs von Baiern in Frankfurt stattfanden. — In Baden ist der Landtag durch den Großherzog am 30. Rov. eröffnet worden. Die Thronrede hebt die befriedi genden materiellen Zustände des Lande- hervor und verweist mit Genugthuung auf den durch eine gerechte Gesetzgebung her- aestellten Frieden zwischen dem Staat und der katholischen Kirche, sowie auf die neue Verfassung der evangelischen Kirche, welche durch die volle Freiheit der Gewissen die Entwickelung Achter religiöser Ueberzeugung verbürgt, der Kirche selbst aber freie- und selbständiges Leben verleiht. Aber auch de- deutschen Va terlandes und seiner gerechten Wünsche ist in der Thronrede gedacht; mit klaren und bündigen Worten wird daS Bedürfniß anerkannt, Deutschlands Macht und Ansehn für alle Wechsel fälle zu kräftigen und die einzige Möglichkeit einer Befriedig ung der nationalen und politischen Interessen unseres großen Volke- nur gefunden „in einer festen und thatkräftigen Orga nisation, welche Deutschland zur Vertretung seiner Macht und seines Recht- den Nachdruck eines einheitlichen Willens ver schafft und dadurch der Selbständigkeit der Einzelstaaten zu gleich eine unerschütterliche Stütze verleiht." Schließlich wird noch die Versicherung beigefügt, daß die großherzogliche Regie rung ihr Bemühen, für eine dem Rechte entsprechende Beileg ung des kurhessischen BerfassungskampfeS zu wirken, beharrlich fortsetzen werde. In Würtemberg ist das wichtige Gesetz zur Regelung der Verhältnisse der katholischen Kirche mit 67 gegen 13 Stimmen in der Abgeordnetenkammer zur Annahme gelangt und somit eine größere Majorität, als die zu Verfassungsän derungen erforderlichen zwei Dritttheile, erreicht worden. Gleich zeitig ist eine Petition protestantischer Geistlicher um Gewähr ung der verfassungsmäßigen Autonomie der evangelischen Kirche der Regierung zur Erwägung überwiesen worden. — In Kassel find die bewährten früheren Vertreter der Hauptstadt wieder zu Landtagsabgeordneten gewählt worden und auch in den übrigen Theilen de- Lande- haben die Anhänger der Ver fassung von 1831 die Stimmen der Wahlmänner für sich, so daß die Ständeversammlung voraussichtlich dieselbe Zusammen setzung erhalten wird, wie auf den beiden letzten, kurz nach ihre« Zusammentritt von der Regierung aufgelösten Land tagen. — Unter den thüringischen Regierungen soll nun auch Weimar und Altenburg sich geneigt zeigen, in gleicher Weise, wie eS Sachsen-Koburg gethan, Militär-Conventionen «it Preußen abzuschließen; mindesten- behaupten preußische Blätter, daß die neuliche Anwesenheit der beiden Ministerial- vorstände der genannten Staaten in Berlin mit Verhand lungen über diese Angelegenheit im Zusammenhänge stehe. — Ja Braunschweig ist am 28. Novbr. der StaatSminister v. Geyso, welcher sich einer besonderen Popularität erfreute, «it Tode abgegangen. ' , Die in Hamburg tagende Elb-Commisfion scheint aber mals ohne erhebliche Resultate bleiben zu sollen. Die von WtttmldWMsißUer Jahrgang. IV. Nuartai. Preußen beantragte zeitgemäße Umgestaltung der jetzigen Elb- zölle in eine mäßige Recognition-gebühr ist durch den Wider spruch Hannover-, Mecklenburgs und Dänemarks vereitelt worden. Ebenso ist ein modiflcirter Antrag auf Vereinfachung der Waarenzollklaffen verworfen worden, obgleich derselbe von Preußen, Oesterreich, Sachsen und Hamburg angelegentlich un terstützt wurde. Der beharrliche Widerstand obengenannter Ufer- staaten bietet jeder Reform Trotz, und wenn man sich dabei über das Gebühren Dänemarks nicht eben wundern darf, so ist doch die von Hannover und Mecklenburg seit Jahren in dieser für den deutschen Handelsstand so wichtigen Angelegen heit beobachtete Haltung um so auffälliger und tadelnSwerther. Preußen. Im ganzen Lande rüstet man fich zu den Landtagswahlen, welche Freitag, den 6. Dec., in allen Wahl bezirken gleichzeitig stattfinden. Die Regierung h-t noch in der letzten Zeit ihr Möglichstes gethan, um vor der Wahl von Fortschrittsmännern zu warnen, und die officielle Sternzeitung wird nicht müde, zu versichern, daß eS mit den Überalen Re- gierungSprincipien vorbei sein und ein KreuzzeitunaS-Ministerium folgen würde, wenn den jetzigen RSthen der Krone eine ent schiedene und compacte Oppofinon auf dem bevorstehenden Land tage entgegentreten sollte. Trotz alledem wird aber voraus sichtlich die Fortschrittspartei ein zahlreiche- Contiugent von Abgeordneten stellen und die Minister werden jedenfalls einen schwereren Stand haben, al- auf dem letzten Landtage. Die beharrlichste Opposition darf wohl bei der Militärbudgetfrage erwartet werden, da selbst die konstitutionelle Fraction der Ab geordneten mit der Fortdauer de- überaus hoben Militär- aufwandeS unzufrieden ist. Die Reaierung soll fich denn auch schon jetzt ernstlich mit der Krage beschäftigen, ob nicht durch umfassende Beurlaubungen bei den Mannschaften des dritten Dienstjahres eine erhebliche Ersparniß herbeizuführen sei. Da gegen ist das Ministerium entschlossen, die vielfach angefochtene neue Organisation des Heere- aufrechtzuerhalten. Oesterreich. Der Kaiser ist am 29. Nov. nach Venedig abgereist und wird fich ungefähr acht Tage bei seiner dort wei lenden Gemahlin aufhalten. Roch vor der Abreise de- Kai ser- ist im Ministerrathe der Beschluß gefaßt worden, dem ReichSrathe da- Budget vorzulegen, ohne abzuwarten, bis der selbe vollzählig oder mindesten- Siebenbürgen zur Beschickung eingeladen wird. Die große Mehrzahl der Reich-tagSmitglieder hat fich, wie versichert wird, mit diesem Vorhaben einverstan den erklärt, da man hierin den einzigen Weg erblickt, die Va- Lutafrage zur Lösung zu bringen und dadurch die Fortdauer einer auf Allen lastenden Cala«itä1 nach Möglichkeit abm- kürzen. — Der Präsident de- Abgeordnetenhauses, vr. Hein, Advocat in Lroppau, ist zum Justizminister ernannt worden. — Der Cardinal-Prima- von Scitov-zki hat seine Stelle al- Oberaespan de- Graner Conütat- einstweilen anfgegeben und auf seinen Wunsch ist der Domherr Graf Forgach zu Gran al- Administrator de- Comitat- eingesetzt worden. Graf Forgach war schon zeither al- die rechte Hand de- Prima- bekannt und er wird auch als Verfasser des Schreibens genannt, welche- der Letztere neulich an den ungarischen Hofkanzler richtete und da- wegen seine- oppositionellen Inhalt- so große- Auffehn eregte. Der in der Herzegowina fich immer mehr au-breitende Aufstand hat die kaiserliche Regierung genöthigt, zu intervenier»/ 4»