Volltext Seite (XML)
Pferde-Vormusterung. Sämtliche in der Gemeinde befindlichen Pferüe werden Donnerstag, den 20. Dezember 1917, vormittags 10 Uhr am schwarzen Stoß einer Vormusterung unterworfen. Die Pferdebesitzer haben mit sämtlichen gestellungspflichtigen Pferden pünktlich um 10 Uhr am MusterunqSplatz einqetroffen zu sein. Das Auflegen von Trensengebissen mit 2 Zügeln wird zur Pflicht gemacht. Pferdebesitzer, welche ihre Pferde nicht rechtzeitig oder vollzählig umführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herberschafsung der nichtgestellten Pferde vorgenommen wird. Otte«dorf»Moritzdorf, am 10. Dezember 1917. Der Gemeindevorkand. Bekanntmachung. Laut amtshauptmannschaftlicher Verfügung hat jeder mit seinen Kaitoffelvorrat un bedingt sparsam umzugehen und nicht mehr als 7 Pfund auf Kopf und Woche zu ver brauchen. Die auf die Abschnitte A und B der Landeskartoffelkarte beschafften Kartoffeln haben bis 13. April 1918 zu reichen. Ein Ersatz für vorzeitig verbrauchte oder schlecht verwahrte und infolgedessen verdorbene Kartoffeln wird nicht gewährt. Ottendorf'Moritzdorf, am 13. Dezember 1917. Der Grmeindevorstand. Reueftes vom Tage. — Da» Ende der englischen Flandern- Offensive. Die große fast viermonatige Flandern-Offensive der Engländer kann vor läufig als beendet betrachtet werden. Schon ber englische Angriff auf Lamdrai, der in den ersten Dezembertagen zu einem schweren ssiücksLlag für das britische Heer wurde, war Kn EmgegändniS der dauernden schweren englischen Niederlagen in Flandern. Das Ziel der sechzehn großen Flandern-Schichten d>ar nach englischen öffentlichen Berichten die Eroberung der deutschen U-Boot-Basis, da kotz aller Ableugnung von englischer Seite rin Mittel gegen unsere U-Boote nicht ge sunden worden war, die langsam aber sicher die Lebensader de» englischen Jnselrerches zu buichschneiden drohen. Für Marichall Haig schien der Erfolg sicher zu sein. Bereits im Frühjahr 1917 hatte er selbst fernen baldigen Einzug in Brüssel öffentlich verkündet. Fast das gesamte englische Heer, ausgerüstet mil Material und Munition der Kriegsindustrie don vier Fünftel der Welt, staud in ge- ivaltiger Ueberlegenheit an Zahl und Material einem Bruchteil deutscher Kräjie in Flundern gegenüber. — Während die Beziehungen Rußlands Km Auslanoe durch den Beginn der Frtevens- derhandlungen nicht nur, soweit die Mittel- Mächte, sondern auch soweit die bisherigen Verbündeten Rußlands in Frage kommen, ui ein neues Stadium eingetreten sind, dauern die inneren Wirren in diesem schwer geprüften Lande fort, doch scheint sich die Lage der maximalistifchen Regierung wenigstens Vicht zu verschlechtern. Im einzelnen wirb gemeldet: Die Abteilungen der Garnison in Petersburg sind damit beschäftigt, ihre eigenen Ttäbe zu wählen und ihre Offiziere zu er- letzen. Die höchste Besoldung für Offiziere dkd 250 Rubel für den Monat betragen. Offiziersränge, -litzen und -epauletten, Orden, Ehrenzeichen und Medaillen werden abgeschafft. General Merowitsch und Sresnitzki sowie der Stab des 22. Armeekorps sind verhaftet worden und in das Krath-Gefängnis geworfen. Auch Kaledrn soll in der Nähe von Moskau verhaftet worden sein. Dagegen heißt es über Kerenski, der frühere Diktator befinde nch seit Wochen in Aichangelsk unter eng- lichem Schutz, möglicherweise bereits auf der Ueberfahrt nach England. — Aus Berlin wird amtlich gemeldet: Die Regierungen Deutschlands, Oesterreich-Ungarns, Bulgariens und der Türkei werden bereits in den nächsten Tagen in Friedensverhand- lungen mit Rußland eintreten. Die Abreise oer deutschen Bewollmächtigten erfolgt dem nächst. Unoerbindliche Vorbesprechungen über die Friedensbedingungen zwischen den schon in Breft-LitowSk anwesenden Vertretern der beteiligten Regierungen sind bereits im Gange. ««K G-LchAschen GttenSorf-Dkrilla, z8. Dezember M7. (K. M>) Vater ländischer Hilfsdienst. Die Knegsamtsstelle Dresden erlägt einen Aufruf, wonach Hilfsdrenstpflichtige für die freiwillige Krankenpflege für die Heimat und die Etappe gesucht werden. Meldungen stad zu richten: an die Haupt- und Auskunftstelle Dresden-A., im Kgl. Amtsgericht, Lothringerstraße 1, die Hilfsdtenstmeldestelle beim Zentrab Arbeits nachweis in Dresden-A-, Schießgasse 14, und die HrUsdienn - Meldestellen rn Bautzen, Dippoldiswalde, Flöha, Freiberg, Großen hain, Kamenz, Löbau, Marienberg, Meißen, Pirna und Zittau. — Der Andrang in der Post ist überall g>oß, es sind schon sehr viele Werhnachis- fendungen unterwegs, und auch Geldbrrefe und Postanweisungen sind in reicher Fülle Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,20 Mk. frei ins HZus. In öer üeschästsstelle abgeholt 1 INK. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Bonnabcnö Nachmittag. Unterkgltungs- und Bnreigeblatt 8 Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oörr öeren Naum 18 pfg. Beklauen öie einspaltige Petit zeile oöer seren Baum 30 Pfg. Bei belangreichen Aufträgen u.tvieöer- holungen entsprechender Babatt. Mt wöchentlich erscheinenüer Sonntagsbeilage »Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnü wöchentlich erscheinenüen illustrierten Beilagen »Felö unö (Zarten" unö »Deutsche Moöe unö Handarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilk. -HHIÜiriVI ! 71 .V -'-Uff ' ß m-ff - T "'i - Aummer W Alittwock, den Dezember -6. Jahrgang Amtlicher Teil. Kippenspeer. An Stelle de» Auslandsschinken nehmen die Geschäfte: Konsum-Verein und Knöfel Bestellungen auf Auslands Rippenspeer entgegen zum Preise von 10,60 Mk. für ein Pfund. Die Abgabe erfolgt gegen Verzicht auf das zustchende F ischfleisch; auf jede Fleichanmelde- karte dürfen 250 Gramm Rrppenspeer ge^en Fleifchmarken verabreicht werden. Gasthausbezugsausweise können mit der doppelten Menge beliefert werden. Ottendorf-Moritzdorf, am 17. Dezember 1917. Der Gemeindevorstand. saufgeliefert worden. Da» ist recht erfreulich; aber bei dem Menschengewoge vor den Schaltern soll auch die Gegenwart, die Um gebung, nicht vergessen werden, es geht alles in Ruhe und Geduld, ohne Drücken und Drängen. Und je mehr alle Pakete und sonstigen Sendungen postfertig gemacht werden, um so schneller geht es. Die Zahl der dienstbereiten Beamten ist nicht groß, und die Arbeit muß in jedem Falle gewissenhaft sein. — Enteignung von Metallgegenständen. Die Kriegsmetall-Aktiengesellschaft stößt bei der Durchführung ihrer Aufgaben, auch aus dem Inland geeignete Metallgegenstände für die Rückgewinnung des Rohstoffes zu erwerben, häufig auf Widerstand, weil man hinter ihrem Preisangebot ein privatwirtschaftliches Gewinn-Interesse vermutet. Demgegenüber muß darauf hingewicsen werben, daß die Preise, welche die Kriegsmetall-Aktiengefell- schaft anzulegen vermag, durch die Kriegs- Rohstoff - Abteilung festgelegt sind. Ein Gewinn-Interesse kommt um so weniger in Betracht, als auf das Kapital der Kriegs- metall-Akliengesellschaft statutenmäßig keiner lei Verzinsung, geschweige denn ein wirklicher Gewinn grwährt werden darf. Alle Ueber- schüffe, die in der Schlußabrechnung sich er geben, kommen unverkürzt dem Reiche zugute. Andererseits bringt jdie Enteignung, die bei fehlender Einigung eintreten muß, unvermeid lich eine beträchtliche Verzögerung der Preis- Auszahlung und manche Belästigung mit sich. Das Reichs-Schiedsgericht kann seine Entscheidung nicht ohne gründliche Einzel erhebungen treffen und ist auch so belastet, daß es nicht schnell zu arbeiten vermag. Bei der Preisbemeffung muß es sich natur gemäß von ganz den gleichen Erwägungen leiten lassen, wie auch die Kriegs-Rohstoff. Abteilung sie ihren Preisdirekliven zugrunde liegt. Wenn also nicht ganz besondere Um stände das Anrufen des Schiedsgerichts er forderlich machen, empfiehlt es sich, mit der Kriegsmetall. Aktiengesellschaft sich vertraglich zu einigen. — Streckung der Verjährungsfristen. Be kanntlich verjähren nach dem bürgerlichen Gesetzbuch die sog. Forderungen des täglichen Lebens, insbesondere die Warenschulden von Privatpersonen und die Lohn- und Dienst bezüge jeder Art usw. in zwei Jahren; Zinsen und Gehaltsrückstände, Unterhaltungs beiträge und andere regelmäßig wiederkehlende Leistungen in 4 Jahren. Diese Verjährungs fristen laufen mit den Schluß des Kalender jahres ab Wie bisher seit Kriegsausbruch, hat der Bundesrat auch im laufenden Jahre die Verjährungsfrist für diese Forderungen, sowie für gewisse seerechtliche Ansprüche um 1 Jahr bis zum Ende des Jahres 1918 er- streckt- Die Verordnung ist vor kurzem er gangen. Die Wohltat der Fristverlängerung wird allen Forderungen der bezeichneten Art zuteil, die noch nicht verjährt sind, auch denen, deren Verjährungsfrist schon einmal oder mehrmals verlängert war. Die Em- psänger der Waren, Dienstherrschaften, über haupt alle, die solche noch nicht verjährenden Schulden bezahlt haben, tun gut, die er haltenen Quittungen ein weiteres Jahr anf- zubewahren. — Selbsthilfe gegen Schwindler und Diebe. Die lange Dauer des Krieges bringt ein an scheinend erhöhtes Anwachsen, insbesondere der Eigentumsoelikte mit sich. Diebstähle in Speichern, Kellern, Wohnungen und auf den Bahnhöfen blühen, Schaukästen- und Schaufenstereinbrüche, begünstigt. durch die Dunkelheit der Nacht mehren sich, ohne daß die wiederholten polizeilichen Warnungen etwas nützen. Kriegsschwindler betrügen ihre Mitmenschen, Schwindlerinnen in Samt und Seide betrügen und bestehlen ihre Opfer. Selbsthilfe und Achtsamkeit ist hier für jeden einzelnen dringend nötig, denn die Polizei ist überhäuft mit anderen Arbeiten und hat, um richtig eingreifen zu können, zu wenig Beamte und Schutzleute. Der Krieg dringt es mit sich, daß sie zu allen möglichen anderen ihr sonst nicht zukommenden Dienste heran gezogen wird. Kriminalbeamte kontrollieren die Preise der Waren, suchen Lebensmittel- Schleichhändler, revidieren die Eisenbahnzüge. Die Schutzmannschafl wirkt als Ordnung», Polizei beim Anstehen. Das schafft vielen Gaunern und Einbrechern freie Hand. So kann nur energische Selbsthilfe Besserung bringen: Aufmerksamkeit, Sorgfalt im Ver wahren, genaues Zeitunglesen, Beachtung aller Warnungen, Verordnungen usw. und unnach sichtliche Anzeige gegen jeden Ueberschreiter. Dresden. Die aufregende Scene, die sich, wie gemeldet, am Freitag nachmittag auf der Körnerstraße abspielte und mit dem Selbstmorde eines verfolgten Flüchlling» endigte, hat folgende Aufklärung gefunden- Ein '23 Jahre alter Mann, der sich Fritz Vollmann aus Oesterreich nannte, hatte sich in einer Wohnung der Pillnitzer Straße am 12. Dezember eingemietet und war mit dem Kanonier W. zusammengezogen. Diesem hatte er verschiedene Lebensmittel entwendet, um dann auf Nimmerwiedersehen zu ver schwinden. Doch schon am Freitag ereilte ihn sein Geschick. Durch Zufall begegneten sich beide auf der Fleischergaffe, und al» Vollmann seine» einstigen Stubenkameraden ansichtig wurde, flüchtete er über den Karser- WUHelm-Platz. Von W. verfolgt, griff er zum Revolver und erschoß sich kurz vor seiner Ergreifung auf der Körnerstraße. Bautzen. Ein Eisenbahnunfall ereignete sich Sonnabend abend nahe der Station Scitschen, wo eine Güterzugslvkomotive um gestürzt war und dar eine Gleis sperrte. Waldheim. Im Walde zwischen Schweigershain und Gerinkswalde wurde Sonntag vormittag eine Frauensperson tot anfgefunden. In ihrer Nähe fand man einen Rucksack. Die Frau war mit einem dolchartigen breiten Instrument erstochen worden. Die ermordete Frau hatte in letzter Zeit in der Umgegend Unterricht im An« fertigen von Strohschuhen erteilt und war am Donnerstag in Arra« bei Geringswalde gewesen. Sie ist jedenfalls an diesem Tage auf dem Wege von Arras nach Schweikers- hain ermordet worden. Die Hände waren auf dem Rücken gebunden. Der Täter ist noch nicht ermittelt. Chemnitz. Eine exemplarische Strafe wegen Vergehens gegen das Pferdeausfuhr- oerbot verhängte da» hiesige Landgericht über den Pferdehändler Steinert hier. Er hatte in Oesterreich eine große Anzahl Pferde aufgekauft und an die Heeresverwaltung ver kauft. Nach Erlaß de» Ausfuhrverbots schmuggelte er noch sieben Pferde über die Grenze und verkaufte sie an Privatleute. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von ^18975 Mk. und zu 9487,50 Mk. Wertersatz. Leipzig. Am Sonnabend abend sind in einer Wohnung in Lmdcnau, rn der drei Erwachsene und zwei jugendliche Personen mit der Fertigstellung von Zelluloidwaren be- Ichäfligt waren, diese in Brand geraten. Das Feuer hat sich sofort auf die Kleider der fünf Personen übertragen, wodurch diese schwere Brandwunden davontrugen. Sie sind nach dem Krankenhause gebracht worden, wo eine junge Frau und ein zweijähriges Mädchen bereits verstorben sind.