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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050929023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905092902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905092902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-29
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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A» lündmunokn auf der Vrivatieiie Zeile L> Via : di« uivaitiae Zeile aui Leri. iciic so Li,., ai« Emaeiandt Zeile so Pi,. An Rumwer» »ach «»»»- und gciert,,«» l iualtiae Brundrcile A> P„ . am Privatieiie so Pi,.. 2lvaiiige Zeile aui Leriieite und als irmaeiandlMPl, Auswarti-eAuf. iwae nur gegen Borausbejoliluiig. BelegdlüNer werde» mit ro Pi, berechnet. kiernivrechanichlutz: «Mt 1 Nr. U und Nr. 2V»». Varrütig u Ztuelr öl) Pijx in »Heu 1)wz,-8rieu uncl P.utumsnvn Fsdtun«»« ^Uvv 1, II. Lt»R»i1«Mr.NwMmbläbkr NM. Lrwtlsl«»,»«» wedelt«». v»mb«» »Iwt^i vr«I»r. ^2lin Gelier 91 oLLkelcl Plomben von 1 Lltr m, r»kn- rieben in ljetönb. 1 »h. iivnstl. räbne mit Plictto von 1—3 lstlc. jo »mR Aurskl uuck hlstvriul Nr. L7V. Stillt!: «->- r-m--.. ->ch. s,»,«,»« L»«K. Ne»eftr Lr«htmeld«ngen vom 28. Scptbr. Die Cbolera-Gefabr. Berli n. Der Bauarbeiter Konrad ist als ch u l e r a v e r - oichteg in da» Krankenl-auS Moobii cingeliesert worden. Seine Familienmitglieder sind unter Beobachtuna gestellt. Browberg. Bei zwei unter Eholeraverdacht erkrankten Personen, einer in Koscieczyn lKreis Wirsitzl und einer in der Glashütte zu lISzcz. hat sich der Eholeraverdacht nicht bc - stöt ig t. Bromberg. Seit Montag ist im Brombcrger Bezirk kein T b o lerafall mehr gemeldet worden. Bei vier isolierten Mit gliedern der Familie Fürst in Adolfsdorf sind Clwleravibrioncn jestgeftellt worden, doch erscheinen die Untersuchte» sonst gesund. M a r i e n w e r d e r. Auch heute liege» aus dem Regie- rnngSbezirke Marienwerder keine Meldungen über cholera- devdächtige N « u e r k r a n k u n g en vor. Von dem fortschrei tenden Erlöschen der Seuche spricht am besten die Tastache, daß gegenwärtig bereits sämtliche Eholerabaracken des Bezirks teer- stehen bis out Graudenz, wo sich noch ein Insasse bejindct, der aber auch schon als genesen zu betrachten ist . Zur Lage in Nnaarn. Wien. sPriv.-Tests Bezüglich des Obcrsthosmarschalls Grasen Cziraky, der gestern vor Fejervary vom Kaiser emp fangen wurde, verlautet, daß er noch zu einer besonderen Mis sion ausersehen sei. Feiervary und Cziraky konferierten gestern abend längere Zeit. Wien. sPriv.-Tests Ein sozialdemokratisches Blatt, der „Arbeitswille", behauptet, von zuverlässiger Seite erfahren zu haben, die oberösterreichischen Gemeindeämter hätten unter dem Swgel strengster Verschwiegenheit Anordnungen zur Durch führung einer plötzlichen Mobilisation erhalten. Es wird angenommen, daß eS sich um eine Mobilisierung gegen einen etwaigen Aufruhr in Ungarn handelt. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Minister Witte traf henke früh hierein, Vk>n einem zahlreichen Publikum mit Hurrarufen begrüßt. M b» kan. Per S,em st wo ko >, a re ff erkennt die Not wendigkeit an, allen Nationalitäten des Reiches durch ein Grund- «setz das cselbstdestimmungSrecht in Kullusangelegenheiten, ferner völlige Freiheit des Gebrauchs ihrer Sprachen und Dialekt« im öffentlichen, sowie Versanmilungs- und Vcrcinsrecht «r gewährleisten. Bezüglich der Dezentralisierung der Gesetz- aebuna beschloß der Kongreß, zu erklären, daß nach Feststellung der Recht« für bürgerliche Freiheit und bei einer normalen Volksvertretung mit konstitutionellen Rechten für das ganze Reich ein gesetzmäßiger Weg zur Herstellung der lokale» Auto- »nmie «öffnet sei. Ferner wurde einstimmig eine Reiolutwn angenommen, wonach das Zartnin Polen nach Hersteltuna einer demokratischen Volksvertretung sür das Reich als besonders auto- no«e Einheit mit einem Landtag aus der Grundlage deS allge meinen. direkten und geheimen Wahlrechts auszilscheiden sei. Berlin. sPriv.-Tel.s Wie verlautet, ist der Kaiser von den neuen Plänen der Großen Berliner Straßenbahn-Gesell- schaff unterrichtet und billigt sie. Man will misten, der Vater der ganzen Idee sei nicht in den Bureaus der Straft en- bohn-Gcjellschast. sondern in der Dresdner Bank zu suchen. Homburg v. d. H. Der K ronpriuz ist heute früh 7 Nhr 45 Min. in Begleitung seines Adjutanten Major v. Oppen hier eingetrossen und von der Kronprinzessin am Bahnhofe emg- sangen worden. Köln. lPrio.-Tel.) 'Die ,,Köln. Ztg." schreibt zu dem Ergebnis der deutsch-französischen Verhandlungen über Marokko. Frankreich könne sich in den sehr wesentlichen Hauptpunkten, d. i. der Anerkennung seiner Sonderstellung im Osten Marokkos, über die selbst die Konferenz ihm nicht hiiiein- reden kan», sür sehr zuffiedengestellt erklären. Auch die Fest setzung, daß der von Marokko einem deutschen Unternehmer übertragene Molenbau von Tanger und die mit deutschen Ban- kierS verhandelte Zehnmillionen-Anleihe nvch in den Bereich der Konferenz - Verhandlungen gezogen werden sollen, seien ein weitgehendes Zugeständnis an Frankreich. Hoffentlich werde die öffentliche Meinuna Frankreichs sich versöhnlich zeigen und mehr den gerechten Geist der deulfchen Diplomatie aner kennen. Köln. sPriv.-Tel.j Bald nach der gestrigen Aburteilung des holländischen Anarchisten Nieuwenhuis wurde dieser wieder polizeilich sistiert. Er kam erneut in polizeilichen Gewahr sam und wird solange darin verbleiben, bis der gegen ihn beantragte Answcisungsbeschl hier eingegangen ist und Nieu- wcnhuis durch die Polizei per Schub an die Grenze gebracht werden kann. Aut diplomatischem Wege ist bei der holländischen Regierung angefragt worden, ob sie Nieuwenhuis an der Grenze wieder in Einpsang nehmen würde, da man amtlich nicht weiß, ob Nieuwenhuis jetzt holländijcher Staatsbürger ist. In zwischen fand in Amsterdam ein Protest-Meeting statt, in dem energisch gegen die VerhastunA Nienwciihuis' protestiert und angekündigt wurde, daß man in der Kammer deshalb die Re gierung interpellieren wolle. F ra n ks u r t a. M. Der „Franks. Zig." wird aus Tientsin gemeldet, daß am 27. ds. im Auswärtigen Amte in Peking Prinz Tsching und die Vertreter der Signatarniächte deS Pekinger Schliißprotokolls 1901 ein Abkommen über die Korrektion des Hwangpu-Flusses Unterzeichneten. Straßbnrg (Amtlich ) Heute früh st i c ß in Wingen ein Saarncniüpdei Giiterzng mit einer Raiistierbteilnug zusammen. Ein Lokomotivführer wurde getötet, ein Zugführer verletzt. Der Materialschaden ist erheblich; der Zugverkehr ist nicht gestört worden. Paris. lPriv.-Tel.l Ter römische Korrespondent des „Petit Parisien" will aus bester Quelle erfahren haben, daß der italienische Minister deS Aeußern, Tittoni, morgen in Baden-Baden mit dem Reichskanzler Fürsten Bülow zu- s a in in c» treffen tvcrdc. Lyon Die Blätter berichte», daß ans dem Artiltcric-Dcpot von La Mönche wichtige militärische Dokumente ge stohlen worden seien. Ein Unteroffizier ist verdächtig, den Diebstahl begangen zu haben. Caserto Ter gestern in der Provinz Easerta auf getretene Wirbelsturm lxrt im Tvrsr Brezza '3 Mensche» leben gefordert. Der angerichtetc Schaden ist jelir groß. London. „Daily Mail" meldet ans Kapstadti Die un richtigen Meldungen über eine Niederlage der Dentschen haben lintcr den Bastitos große Unruhe verursacht. Die Bewegung richtet sich nicht so sehr gegen dir Engländer, als gegen die Bure». Die britischen Behörden sind ersucht worden, die Ansiedler an der Grenze des Basntolcindes zu bewaffnen und Truppen zu senden. Eine fliegende Kolonne ist von Pretoria anfgebrochcn. London. Der „Standard" meldet aus Liverpool die voll- zvgene Bildung einer englisch-japanischen Schiff fahrt S v e r e i n i g u n g , deren Kapital aus 5 Millionen Pfund Sterling geschätzt wird. Die Vereinigung wird in London und Liverpool Bureaus unterhalten, von denen das Liverpooler Bureau zum Teil mit japanischen Mamten besetzt werden soll. Sie wird hauptsächlich zu Zwecken deS lokalen asiatischen Handels einige 40 von Japan für Transportzwccke erworbene Dampser übernöhnicii und außerdem mehrere große Lgstdanipfcr erwerben, die direkt zwischen Ostasien und Liverpool, London, Antwerpen und den sranzösifchcn Häsen verkehren werden. Port Said. Der Da m P ser „ CH ath a m " ist heute gesprengt worden. Wa > h i n g t o ». Der Schatzsekretär gibt bekannt, die Re- gierung werde am 2. D kt. die T i 1 zr u n g s op e r o t i o n wieder aufnehnien. Es sollen die 1907 fällige 4-prozentige fundierte An leihe und die >» den Jahren 1908 bezw. 1918 rückzahlbaren Bonds zu einem Preise zurückgciiommcn werden, der einer gegen wärtigen 2'4-prozentigeii Verzinsung entspricht. An deren Stelle sollen zwciprozentrgc Konjols zum Kurse von 101, im Jahre 1920 rückzahlbar werdend, ausgegeben werden. Es handle sich nicht darum, dem Bondsumlaus neuen Anreiz zu gaben, son dern die in den Jahre» 1907 und 1908 fällig werdenden Schulden allmählich zu verringern. Die Regierung erachtet eS für besser, einen Teil der schwebenden Schuld ans dem Wege zu räumen, ehe ein größerer Posten PananiakaiialbondS auf den Markt ge bracht werde. LertlicheS und Sächsisches. Dresden. 28 September —* Se. MajestcU der König traf heute vormittag im Residenzichlosse ein, hörte daselbst die Vorträge der Herren Staatsniinüter, der HosdepartemeiitSchefs und des Königlichen Kabiiieltsfekrelärs und nahm militärilche Meldungen entgegen. IVLt Uhr .empfing der König den ReichSgerlchtSpräsideiite» Wirst. Geh. Rat Freiherr» Seckendorfs. Nach Rück kehr des Königs nach Pillnitz fand daselbst um 2 Uhr Königliche Mittagstafel statt, z» der der Herr ReichsgcrichtSpräsidcnt mit Einladung ausgezeichnet worden war. —* Ihre Mas. die K v 11 i g i n - W i I w e besuchte gestern in Mannheim mehrere katholische Wohllätigkeitsanstalte». Gegen 7 Nhr abends nahm sie im Kreise der Schwestern des Lunen- Stesanienhanies, wo sie während ihres Ausenthaltes i» Mann heim Wohnung genommen l»i>, das Souper ein. Heule sinh V/, Uhr wohnte die .Königin-Witwe einer Seelenmesse bei. Um 9 Uhr 85 Mm, fuhr sie nach Sigmaringen 0» das Grab ihrer Schwester, von wo sie nach kurzem Aufenthalt nach Dresden zurückzukehren gedenkt. In ihrer Begleitung besindcn sich die Hofdame Gräsi» Reuttncr v. Wcyl und Kammerhcrr v. Mctzsch- Rcichenbach. —* Am Montag besuchte Herr Staatsministcr v. M c h i ch die KreiStlerschau in Chemnitz und besichtigte unter Führung des Herr» Geheimen Oekonomierats Schubart und deS Herrn Oekonomierois Wilsdorf alle Gruppen der Ausstellung. Der Minister erkundigte sich bei vielen ansstellcnden Landwirten. Industrielle» und Gewerbetreibenden in eingehender Weise »ach den Produktionsverhältnissen und der Geschäftslage. Nach Be endigung des Rundganqes sprach Sc. Exzellenz den führenden Herren seine Freude und Anerkennung über die jo außerordent lich wohlgelungcnc Veranstaltung aus. —* Rittergutsbesitzer Tr. jur. o. Wächter aus Röckno-. bei Wurzen, Mitglied der Ersten Kammer des sächsischen Land tags, ist seit einiger Zeit schwer erkrankt, sodaß ihm ein Bein amputiert werden mußte, —* Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Cr nennung des österreichich-ungarischen Honvrarkonsuls, Direktors der Dresdner Bank G u st a v Klcmvercr in Dresden zum Generalkonsul. —* In Pirna verstarb heute früh t/„z Uhr Hcn Kom- mlssionSrat Julius Ebcrlein, der Verleger des „Piruacr Anzeiger." —* Unter Führung seines Vorsitzenden, Herrn Johannes Trentzsch, überreichte gestern mittag I Uhr im Rathausc eine Deputation des ChorgcsangvereinsbundeS. bestehend a»S den Herren Riese», Strieglcr und Graichen, ihrem Ehren vorsitzenden, Herrn Oberbürgermeister Beutler, eine noni Kalligraphen Uerrn Hilmar Krickel, hier, in vollendeter Schön heit ansgesührle Urkunde. —* An der heule sin 5. L a >1 d t a g S-W ah l k r c i s c (D r e Sd e n - N c» - und A» ton stabil crfolgleii Nach wahl eines Walilniannes sin 4. Bezirk der 1. Abteilung — „Stille Musil", Bautzner Straße 48 —, die sich infolge Ab lehnung eines konscroativen Wahlmannes nötig machte, be teiligten sich von 80 Urwählern 21. Es wurde gewählt: Schorn- steinfegerineisler Götz mit 12 Stimmen skonscrvative Partcij. —* Luther-Festspiel. 'Nun ist es zu herrlicher Tat gewor den, was seit Wochen und Monde» die «sinne so vieler beschäs tigt. das Dcvrientschc Luther-Festspiel ging gestern abend unter lebhafter Teilnahme eines andächtig gestimmte» Publikums z»m erstenmal in Scene. Der Schauplatz der seitlichen Veranstaltung, Kunst und Wissenschaft. Mitteilung ouä dem Bureau der Königlichen Hof theater. Die S i nfon i e - K 0 n z e r t e dieser Spielzeit im Lpernhause beginnen Freitag, den 18. Oktober, mit dem ersten Konzert der Serie F. Das erste Konzert der Serie L. findet Freitag, den 27. Oktober, statt. Programme sind an der Kasse deS Opernhauses zu haben. Berliner Leven. . L. Berlin. 27. September. , Nun schwelg«« diejenigen Berliner wieder in Hochgenüssen, sür die die Bretter eines B ü h n e 11 p 0 d i » m s wirklich die Welt bedeute». Die neue Theaterspielzeit hat mit kräftigen Schläge» — nicht gerade Schlagern — begonnen. Ein halbes Dutzend Erstaufführungen haben bereits ihre berufene» und unberufenen Kritiker in den Zeitungen und Easös gesunden. Bald wird man auch wieder auf den Diners in Berlin VV, die nach Bebels Versicherung bis zu 5,0 000 Mk. verschlinge» sollen Sudermcmn schon gesehen, meine Gnädige?" Vorläufig freilich ist es noch nicht ganz so weit. Der einzige moderne „Klalsiker". der bisher Worte gekommen ist und seinem getreuen Publi kum den ,schwur der Treue" geleistet hat, ist Oskar Blumen- thal. Sem neuetz Lustspiel „Der Schwur der Treue" Kat mit dem virtuos gereimten VerSklingklang de» unvermeidlichen . unsanft mff dem geivandten Versifex .. sich wohl wenig daraus, streicht vergnügt die selten Tantiömen ein und verjichtet großmütig aus den Segen der gestrengen Kritik. Ms einmal einer seiner Kunstrichter nach der ersten Aufführung einer neuen Blumenthaliade bekannte, das Publi kum habe sich anscheinend vortrefflich »nterhalten, er. der Kritiker, Blumenthal kennt eben nachgerade nur noch einen dramatischen Zweck, den er auch prompt erfüllt: die Gründlinge deS Parterre lachen zu machen und möglichst viel Tantiemen zu schlucken. Tie traurige Edsiode seines „Toten Löwen", mit dem er sich einmal wieder in die höheren Regionen verirrt hatte, wird ihn darin Wohl nur noch mehr bestärkt haben. A»> Anfänge seiner Thcaterschriststellerei, als er noch den Tomahawk seiner blutige» Kritik schwang und^zahlreiche Skalps seiner armen dramaüjcyen Schlachtopser als Siegesbeute heinibrackste, versuchte er es noch mit der iiäheren Richtung. Aeltere Berliner Theaterbesucher erinnern sich mit heiligem Schauder der furchtbaren Durch fälle, die sich der blutige Oskar bei diesen löblichen Versuchen zugezogen Hot, fast so furchtbar, wie die Niederlage, die sich sängst ein anderer Kritiker, der Wiener Franz Seroaes, im hiesigen Lustspielhmijc mit seiner Komödie „Jungfrau Ambrosia" geholt hat. Sic ist genau einmal hintereinander gegeben worden, nachdem das Publikum der Erstaufführung dieser miß ratenen Jungfrau durch Schreien, Tobe» und Hohnlachen das Lebenslicht aiisgeblasen und die Kritik trotz oller Kollcgialiläk dieses Todesurteil unterschrieben hatte. Daran knüpften sich dann wieder die in solchen Fällen übliche» weise» »nd schaden frohen Betrachtungen darüber, um wieviel leichter doch das Tadeln eines kritiichen Besserwissers sei, als das (Bessernlachen eines „Schaffenden". Woraus schon Ludwig Börne die treffende Antwort erteilt hat, daß man wohl von jedem, der Augen und guten Geschmack habe, ein richtiges Urteil darüber verlangen könne, ob ein Rock gut oder schleckst sitze, daß man aber deshalb noch nicht van jedem verlangen dürfe, daß er selbst einen gut sitzenden Rock zu machen im stände sei. Gelegentlich dieses lärmenden Durchsolls der ehrsame» „Jungfrau Ambrosia" hat man sich wieder sehr über die Un gezogenheit des Berliner TheatcrpublikumS entrüstet, dos nicht die seine Kunst verstehe, ein miserable« Stück sanft abzulehnc» Vielleicht gäbe es ein Mittel, dies zu erzielen. Der Zufall spielt uns einen herzbewegenden Aufruf in die Hand, den vielleicht unsere heutigen Thcaterdirektoren sich zum Vorbilde nehmen könnten, sobald sie befürchte», daß ein von ihnen aufgesührtcS neues Stück zu einem Skandal führen könnte. Er ist vor etwa 20 Jahren in Berliner Blättern veröffentlicht worden und mag als kulturgeschichtliches Dokument hier wortgetreu und gegebenen falls zur Nachahmung wiedergegeben werden: „An cm hoch- verchriiches Publikum richte ich hiermit die dringende und herz liche Bitte, die Aufführung des Stückes „Der geschundene Raub ritter" in keiner Weile, weder durch Werfen aus die Bühne, noch durch Takttretcn resp. Stampfen mit den Füßen während der Musik zu störe». Mir sind vom hohen Königlichen Polizei-Präsidio die Weitcrausführungen des gc- nannien Stückes nur unter der Bedingung gestattet, daß ferner hin sich derartige Vorkommnisse nicht wiederholen dürfen. Di>. leither stattgeiiindencii Vorstellungen erfreuten sich der «merken mildsten Beurteilung der geianitcn Presse, sowie der beifällige» Ausnahme des elegantesten Zuschanerkreises. In dieser Voraus setzung darf ich wohl hoffen, daß diese meine herzliche Bitte Ge- hör jinden und fortan, während der Aufführung des Stückes, keine llngchörigkeiten mehr Vorkommen werden. Nachhrr sil ja noch immer Zeit genug dazu Achtungsvoll H. Schreier, Direktor des Louisenstädtischc» Theaters." Hätte der Direktor des Luslspiclhauses einen ähnlich warmen Appell mit bezug aus die „Jungfrau Ambrosia" an seine Zn Hörerschaft gerichtet, dann wäre dem arme» Franz Servacs das unangenehme Schicksal dcü Marsyas und auch besagten Raubritters, bei lebendigem Leibe geschunden zu werden, viel, leicht erspart geblieben. . Eu» anderer Ritter vom Geiste, der zwar leider nicht mehr lebendig, aber doch unsterblich ist, hat sich der ihm von einem ebenfalls blutige» Kunstkritiker zugedactsten Prozedur des Geschundenwcrdens auf die Weife entzogen, die einem Genie allein anstehl. Er Hot dem Pam phlet schioeigend seine Werke entgegengesetzt. Herr Meyer-Gi g'c hat bekanntlich jungst »ersucht, dem Ruhme BöcklinS den GorauS z» mache» Nun sind i» der Kunsthandlung von Schulte, Unter den Linden 2l, in weiteren Kreisen nnbelstnntc Werke Böcklins aus dessen frühere» »nd mittleren Jahren aus gestellt uiü> widerlegen glänzend oll die kleinlichen Einwendun gen gegen seine überwältigende Größe und seine hinreißende Kunst. Welch ein dichterisches Farbcn-Empsinden. >oelck>e ge- wattige Plnmtasie, welche Kraft und gleichzeitig welche Fein- heit der Natiirbcobachtunq atmen und strömen alle diese Werke aus, mögen auch ihre Einzelheiten von cinci» scharfsinnigen Beckmesser mit noch io gutem Grunde getadelt werden können. Böcklin besaß das Geheimnis, mit seinen Jarbensymphomen such
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