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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-24
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Ltd«tion und Lrprditi«« Johannetgasse 33. Hprechkundkn der Ukdattiim: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. s-ivtl NLLßUdk rrn^eiaudler Manuicripte tu t<kd-clw» >»chl »«duitUch. »4 e »er »Sr Nie «»»ftk-lge,», uier »«stimmten Inserate an enkagen d,s 3 Uhr Nachmittag, und Festtaoeu srnd d»s.,v Uhr. z, den ^lialk« str Ins.-Annahme: v<t» Kl»»«, U-iverfltäl-straße 21, L»»t« Lijche. Kalharinensiraße IS, p. nur »i« '/.» Uhr. tWMrTageblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Anflage I8,«0« Adonnrnenlsprei, viertelj. 4'/, Md. lncl. Bringerlohn 5 Mt, durch di« Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Bclkg>rempl->r 10 Pi. Gebühren sur Eptrabeilaaea sin Tageblatt« Forma» gesalzt) ohne chostbelörderuirg 39 Mt. «lt Poftbejürderung 48 Mk. Inserate ssgespaltenr Pctitzrile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preiverzeichniß. Tadellarlschrr «. stiffernsatz nach HSHerm lans. Uerlamen vnter dem Redaciion-strich die4gelvalt. Zeile öOPs., vor drn Familiennachrichten die Sgcjpaltene Zeile 40 Pi. Julerate »ub »ei» an die kppeditian za irnoen. — Rabatt wird n etil gegeben. Zahlung praeuun.-ravilo oder dur-v P st- uaaniahuic. 329. Montag den 2t. November 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Tbeil. Velranntmachung, >8«hl -er Vertreter der Arbeitgeber für die We»eralversammlung der OrtSkraakei»c»ffei» betr Zur Generalversammlung jeder der lner begründeten 18 Ort-krankencasscn sind nach g. 42 der Cassenstatuien von den- j»ig«n Arbeitgebern, welche für die von ihnen beschäftigten Mitglieder einer OrtSkraiilenrasse an diese Beiträge au» etgene» Mitteln zu zahlen verpflichtet, auch volljährig und t« Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, TV Vertreter «ms 8 Jahre ru wäklen und zwar dergestalt, daß jeder wabl- berechtigte Arvcitgcber die lO von ihm gewählten Personen auf einen Wahlzeltet ausschreibt und diejenigen lv Personen al- gewählt gelten, aus welche die meisten Stimmen ge- fallen find. Stimmen, welche den Gewählten nicht deutlich bezeichnen, Verden nicht gezählt, bei Stimmengleichheit entscheidet das Von dem Wahlleitenden zu ziehende LooS. Lehnt em Vertreter die Wahl ab» so hat derjenige an seine Stelle-zu lrelen, aus welchen nach dem Gewählten die »eisten Glimmen gefallen sind. Behuf- der Wahl haben wir de« 24. laufende« MonatS al» Wahltermin anbcraumt, und al- Wahllocal für die Ort-trankencaffe II. und III da- Zimmer Nr. 2, » IV., V. und VI » » » 3, . VII.. VIII. und IX . . . 5. . X.. XI.. XII., XIII . - - 0. . XIV., XV.. XVI, XVII. und XVNI dav Zimmer Nr. 7 des Kraiik.-nversicherung-amteS WeststraH« 77, L« Stock bestimmt. Wir fordern deshalb die wahlberechtigten Arbeitgeber der OrtOkrankencassen ans. bei Verlust ihres Wahlrecht- für diese Dahl an gedachtem Tage in der Zeit von S—l2 Uhr Vormittag- und von 3— 7 Uhr Nachmittag» ihr« Wahlzettel abzugebe». Die Auszählung "der letzteren erfolgt sofort nach Schluß b«» Dahltermm». Wird die Wahl »ce- den ArbeitgeLorn nicht ansg'übt, so Acht deren Wahlrecht während der dreijährigen Wahlperiode. Leipzig, den 15. November 1844. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenverficheruugSamt.) Winter. Vckanntmachung, Ate Verpflichtung der Krantzencaffe« zur An meldung des MitsiltederanStrittS betreffend. Nackvem von un- aus Grund Z. 49 de- RcichsgesetzeS, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, für die Ge- meindekrankenversickernng und sämmtliche hier bestehenden Ortskrankencastcn rück sichtlich der Stadt Leipzig und den unter L nachverzeicdncten Ortschaften eine gemeinsame Meldestelle bei unserem KrankenversickerungSamle errichtet worden ist, verfügen wir al- Aufsichtsbehörde nach §. 70 des ange zogenen Reich-geletze». da- alle i« gemeinsamen SaffenbezirLe bestehenden Krankencaffea, deren Wstttaltedfchaft von der Derpfftchtung, der Ge« «»«iadekrankenversichernug oder einer OrtS- kraukencaffe anzugehören, befreit, also insbesondere die Betrüb-- (Fabrik-), die Bau- unv InnungSkrankencassen, ingleichen die eingeschriebenen HilsScassen, die im Gcnossen- slbast-register eingetragenen Kraiikencassen, einschließlich der hier, beziehentlich in dem gemeinsamen Cassenbezirke vor handenen örtlichen Verwaltungsstellen au-wärt- einge schriebenen Hils-cassen, jeden Austritt eines Mit gliedes binnen einer ILoche bet der aemeiasamen Meldestelle zur Anzeige za bringen naben. Zur Erstatlung der Anzeige ist für zedr Lasse der Lassen- und Rechnungsfübrer verpflichtet. Zuwiderhandlungen wider diese Vorschrift werden nach tz. 81 de- RcichsgesetzeS, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, mit Geldstrafe bi- zu 20 -ckl geahndet. Leipzig, den 17. Nevember 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. KrankenverstchernngSamt. Winter. X. Abtnaundorf, Anger - Crottendorf, Döblitz - Ebrenberg, incl. Barneck, Burgaue. Connewitz, Dölitz, Eutritzsch, Gautzsch, Gohli«, Großzschoch-r. Kleinzschocher, Lauer, Leutzsch, Linkcnau, LS-nig, Mockau, Möckern, Mölkau, Neureudnitz. Neustadt, Neuschönesclb, Ncuselle, Hausen, Ncntzsch, Oetzsch, PaunSvors, Plagwitz, Probstheida. Raschwitz, Reudnitz. Ecbleußig, Schönau, Gchünesetd, Sellerhausen, Stötteritz, Slünz, Thonberg, Volk mar-dors, Wabren. Wiildvrs. Zweinaundorf ünter Aushebung der Bekanntmachungen vom 1. Mai d. I., resp. 27. Juli 1878 wird hinsichtlich der HaaS- kltngel» Folgende- anaeordnet. Zn der Regel soll für jeden Hau-einganq zu einem Ge bäude, Gedöste oder sonstigen bewohnten Grundstücke eine Kliugeleinrichinng vorhanden fein, welche e- ermöglicht, die in dem betr. Grundstücke wohnenden bezw. schlasenben Per sonen zum Oeffne» de- fraglichen Eingänge- ouszufordern. Do für da« mit rin und derselben Slraßennummer be «ete Grundstück neben einander mehrere Eingänge de », kann mit besonderer, einzuholender Erlaubniß ve- llathe» die Anbringung einer derartigen Klingel an nur eine« dieser Eingänge erfolgen. Bei Grundstück-», welche an verschiedene Straßen grenzen mntz an jeder Skraß-nfronle eine Klingel vorhanden sein fosern an diesen Fronten ein besondere- Wohngebäude steht Ferner hat der Besitzer resp. dessen Stellvertreter eine Person zu bestimmen, welche aus diese HauSklingel» zu achte» hat, resp. dafür verantwortlich ist, daß geg-benen Falle- der betr. Eingang geöffnet wird. Znfowcit derartige Vorrichtungen noch nickt oder nickt in der vorbezeicknelen Weffe vorhanden sind, ist da- Eriorver liche bi- zum I April >885 vorznkcbren: im Nnterlassungs fnlle wird der Säumige mit einer Geldstrafe bi- zu SO oder entsprechender Histstrafc belegt werden. k^pzig, am 18. November >884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Wegen der Rontag, den SA. «nd DtenStng, de» SS. l. M statifindenden Wahlen der verirrter zu den Generalver sammlungen der Ort-krankrncaffen bleibt das Krankenver- ichcrung«aml für den übrigen Verkehr Montag» von LS Uhr Mittag« ab und Dienstag« von » bi« LS Uhr Mittag«, sowie von » Uhr Nachmittag« ad geschloffen. N»r An» und Abmeldungen im Ginne de- F. 42 de« Kraiikenversich-runqSgesetze- können auch während der Zeiten de- VerkehrSsckluffeS bewirkt werden. Leipzig, den 22. November l884. Der Rath der Stadt Leipzig. <Kranken»erficherungSa,nt.) Winter. Aaulisch. Vekanntmachung. Auf und bei dem Hose der hiesigen erste» Gasanstalt lagern zum Verkauf: 1) l« Stück gusieiferne Gasometer.AührnngS- fäulea mit Grundplatten, Architravenauf- saoen, Böcken mit Leitrollen, schmiedeeisernen Architravrn und Laufschienen, im Ganzen S2,b>8v S logr Gaßeisea und L4,0V0 Kilogr Schmiedeeisen; 2) in 2 getrennten Hanfe«: ». V35 Slllck 2" Röhre» — l4,520 Kilogr. unv o verschiedene 4". 2'/,", 1'/," Röhren und Aa^onstücke — 8005 Kilogr.; 3) in 9 getrennten Haufen alte« Gußeisen: 10.034. 10,075, 10.070, 10,155, 10,070, 10,160, 10,180, 10,020, 10,040, zusammen 90,874 Kilogr.; 4) alle« Schmiedeeisen, Bleche und Faßretfr» — 7705 Kilogr.: 5) 10 verschiedene lkandelaber — 625 Kilogr.: 8) 4 alle deseete CircuSkronleuchtervon Schmiede eisen, mit 38 schmiedeetlernen Leitung«- röhren und dergl. 28 Leuchtern — 317.5 Kilogr.; 7) 9 Regutirnngshsthne von bi« 2'/," Durchmesser — 44.5 Kilogr.: 8) 215 messiugeiie Röhreustopse» — 3S Kilogr. Die VerLaus«-Bedingungen sind von der Ver waltung unserer Gasanstalt L unentgeltlich zu beziehen. Offerten aus da« Ganz« oder einzelne Tkeile find bi- zum L. Deeember Abend« S Uhr, versiegelt und mit der Aufschrift „Alte« Visen der L. Gasanstalt" an unsere Rnnttatnr abzugeben. Leipzig, den 14. November 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentswel. Versteigerung von Vanpliitzen in -er Aordoorstadt. Von dem der Sladlgemeinde gehörigen Danareale de zwischen der Aork-, Pfaffendorser, Gneisenau» und Nord straße gelegenen Baublocks LL de- Nördlichen Be bauungsplanes sollen folgende 7 Bauplätze de- betr. Parcellirung-plane- Nr. 1 an der Ecke der Aork- und Pfaffendorser Str. von 483.56 gm 2 3 12 13 14 15 Uorkstraße ^ » » » Ecke der Gneisenau- unv Pfaffendorser Straße .... Pfaffendorser Str. 327.81 472.80 852 22 48l.78 537.08 339.83 Flächen, gehalt Donnerstag, de» 27. diese» Monat«, von Vormittag« Lv Uhr an, im Saale der Alte» Waage, Katharinenstraße Nr. 29, II Eloge, zam Derkanfe »ersteigert werden Der Versteigerungstermin wird vunctlick zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine- jeden der einzeln «ach einander in obiger Reihenfolge an-gebckenkn Bauplätze geschloffen werden, wenn daraus nach dreimaligem Au-rufe kein weitere- Gebot mehr erfolgt. Die BerslcigcrunaSbedingungen nebst Parccllirung-plan liegen auf dem Rathhau-saale I. Etage zur Einsichtnahme au- und eS sind davon Eremplare ebendaselbst in der Sportel« caffe I. Zimmer Nr 2 für 1 20 zu erhalten. Leipzig, den 5. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerntti. VtkannImachMg. Sennabeud. den 2V. Ro»e«ber ». ver«. 1« Udr sollen in den Räumen de« Proviant-Amte- (Echloß Pleißenburg) Thurmhau», 1. leraqe je 1 Parti« >o,,rntletr und S«tzr«ehl öffentlich a» den Meistbietenden gegen sosorlige doare Bezahlang versteigert werden. Die Bedingungen werden vor der Anctloa bekannt gemacht. Leipzig, am 18. November 1884. «»ntgliOe- Vre»t,nt-««t. NichtamtUcher Theil. Die Lzechistrung Wiens. * Tie Wiener Blätter, namentlich solche, welche mehr localer Natur und deshalb stark in den eigentlichen Volks schichten verbreitet sind, enthalten seit einigen Tagen laute Alarmruse über die ollmülig, aber mit echt slawischer Zähig keit fortschreitende Ezeck»si-ung der bi»her deutschen Haupt stadt der österreichischen Monarchie, zu welcher nationalen Umwandlung gerade Gras Taaffe «nd sein« Regiernng-leut« so freundlich die Hände bieten. Die in Wien ständig wohnenden Ezechen nnd slawischen Mährer, bc'onder- die sehr zahlreichen rzrchischeu Gcwcrds- leute und Arbeiter, bilden jedensall- einen sehr ansehnlichen Brucktheil der Gesammtbevölkerung Dien«, aus testen gegen die Deutschen gerichtete nationale Organisation r- vor Allem abgesehen ist. und diese« czeckische Element ist in der Haupt stadt Oesterreich« durch die unmittelbare Nachbarschaft Mähren- und die geringe Entfernung« Böhmen« noch fort während in sehr starkem Zuzuge begriffen, ja man könnte last meinen, baß diese ausfällig zahlreiche Ezecdeneinwanderung mit geheimen Winken und Pläne« der vielvermöge,»den, hoch gestellt« «zmdischen Kreise in Verbindung stehe. Was nun die erwähnte naliouaie Organisation de» czechischen Lbeilt der Wiener Bevölkerung anbelrifft, so ist damit sch« längst der Anfang gemacht worden. Dar agita torisch« Hauptquartier der in Wien wohnenden Czecbe» befindet Mtin der Vorstadt .Landstraße" in der großen Drrher'fch«'Vierhalle, welche dem bekannten reichen Bier indust czechi'ch«» Vorstell Placate, ecken in Drei der zur GMldun Wien schla der gedru worden THSt, leichcn Namen- gehört. Dort finden die or«" (Volk-Versammlungen). Coiirerle, Theater. Bälle. Kranichen u. Vgl. statt, zu denen riesige rlich in czechischer Sprocke, an allen Slraßen- einladen. Von dem voliliicken Au-lckuffe be- ' Bierhalle tageiiben ,Ezcck scken Ecntralverein- ' Wien" ist ,einer Zeit auch die Anregung der ersten czechischen Volksschule in Dorstadt .Favoriten" au-qegangen, ein Vor- bekanntlich trotz de« heftigen Widerstande- tretung und der deutschen Bewohner durch beziehung-weise von der Negierung gutgeheißen Heule ist jene czecbischc Volksschule in voller und massenhaft von czechischk» Kindern besucht, n Wort drulsch sprechen und deshalb nur mit Verkehren. Auch ein crectusche» Blatt, .Lev" (der 'cheiut schon lange in Wien und verkündet säst in »er, daß der czechiscke Löwe (da- Wappenlbicr >) früher oder später die österreichischcn „Aster " rermalmen und verschlinge» werde, j« Absichten und Pläne die Czechen nun weiter in olgen, davon gab eine Reihe höchst bezeichnender » Zcugniß, die vor einigen Tagen in Dreber'S unter dem fanatischen Jubel der czechischen Vel in den auch viele nationale „Damen" einstiinniten, wurden. Namentlich scheint die mit rasendem Bei- ssnommene Rede de- czechischen Journalisten Srbenh in,»weisen, welche» Schicksal die Czechen der Stadt bereiten gedenken. Behauptung." schrie Srbenh mit Stentorstimme, en eine deutsche Stadt fei, ist nur glaublich für ig« oder Solche, dir e« werden wollen. (Ruse von ten: V)dorns! svortrefflich!j Vor tausend Zähren Mensch in Wien ein deutscher Wort gesprochen, den» war die Stadt eine feste Burg des großczecbisch- jlamischcn Reiches, welche- die deutsche» Geschichtsfälscher La-großmährische Reich nennen. (Vyborne! und Händeklalscben von alle» Seiten.) Noch heule führt «me der Hauptstraßen Wien« die Bezeichnung „Taborstraßc", weil aus dieser vor Zabrdunderteii die Wiener direct in unser Lager (Tabor) vor den Thoren der Stadt gelangten. Nun, verehrte Landsleute, ich bin der festen Uebcrzrugung, daß dieser Taborstraße noch eine große historische Zukunft bevorstebt, denn sie ist tbal sächlich die Straße, ans der wir C;echen nack Wien getan gen, un, unser alle-, un» entrissene- Erbe wieder anzulceteii.' (Stürmische Ruse: Vyborne!) „Unsere Dorsabren", suhr der Redner fort, „waren aber nicht so stahlharl, wie mir e- heute sind, und fo kam e«, daß sie nach langen Kämpfen den fremden, räuberischen Eindringlingen unterlagen, welche von Bayern her diese» schöne, urslawische Land über schwemmten und mit beispielloser Grausamkeit unterjochten Jede geschichtliche Unlbat rächt sich aber srüher oder später, nnd so sehen wir Keule, nachdem tausend Zahre seit der ur sprünglichen Ijpterdrilckuiig und Veruichtung unseres Volks rh„m» vergangen, daffclbe mächtig, unwidcruehlich ausstrebcn »nd de», Feinde auf allen Punclcn geschloffen ciilgezenrilckcn. Dieser Feind erzittert bereit« vor »n-, weil wir in seine morsche, alte Zwingburg schon große, klaffende Vreschen ge- legt habe»; c» gilt, lieben Brüder, nur noch den Hauptsturm, unv der Sieg ist unser." — Diesen Worten folgte abermals fanatische« Beifall-gebrüll, woraus der Redner mit der Ver sicherung schloß, nach hundert Zähren werde in Die» kein deutsches Wort mehr gesprochen werden, denn daS nächste Zahrhundert gehöre zweifellos den Slawe», dem zahlreichsten, mächtigsten und tapfersten Volke Europa». Wir haben nur de-kalb die Hauptstellen dieser merk würdigen Rede hier angeführt, um tbalsäcklich zu beweisen, ma« sich die Deutschen Wien» von dem nationalen FanatiS r»u< der Czechen schon Alle- bieten lasten müssen und wie sebr bereit- der Widerstand der Deutschen Oesterreich« gegen da- wild vordringenve Czcchcnlhum erlahmt ist. Mit der erwähnten Rede fanden indeß die Verhandlungen jener czechischen Versammlung iu Dreher'- Bierhalle noch nicht ihren Abschluß. Es trat noch ein anderer Redner, Namen« Prchy, seine- Zeichen« czechischer Schullehrer, aus. welcher behauptete, daß mit der Errichtung der einen czechischen Schul«, in der Vorstadl Favoriten, »och gar nicht« getban sei. Zeder Stadtbezirk Wien-, führte er weiter au-, müsse eine czcchischc Schule haben, weil in allen Bezirken der Stadt zahlreiche czechiscke Familien wohnen, welche ihre Kinder nickt in dir. ihren nationalen Geist gewaltsam tvvtenden deutschen Schulen schicken wollen. — Zm Sinne dieser Au-sührungcn ward von der Versammlung auch eine Resolution angenommen, welche den Lande-sckuilrath aussordert, .unverzüglich da« Bedürsniß ezechischer Schulen in ten verschiedenen Stadtbezirken Dien» scst,»stellen und demgemäß da- Nklhige zu veranlassen". Ein Redner meinte noch, der Erfolg der Czcchen sei de, der bekannten politischen Trägheit der Deutschen Wie»« nur um so gewisser, welche Bemerkung mit höhnischem Gelächter und allgemeinem Händeklatschen ausgenommen wurde. Zn der Tbat, es ist schon weit gekommen in der deutschen Stadt Wien, wenn sich die Deutschen dort solche Dinge wehrlo« bieten lasten müssen! und vr. Lieber eiugebracht haben. E- wird darin ein G setzenlwurf verlangt, welcher die Sonn- »nd Feiertag-- Arbeit, vorbebälllich einzelner genau zu bestimmender Aus nahmen. veibielet, dir Kinder- und Frauenarbeit in Fabriken einschränkt und die MapimalarbrilSzelt erwachsener mäniilichcr Arbeiter regelt. W>e man sicht, eulbalien dwst Vorscklägr, »amenllich der der Feststellung eine- Normalarbeitetage-, rin gut Tbeil der praktischen Forderungen der Socialdewokratie, die wiederbclt in der Wablbeivegung al- nächste Ziele der Arbeiterpartei proclamirt worden, und die auch vo» andern Parteien zuin Tbeil al- berechtigt, zum Tbeil mindeste»- al« schr ernstlicher Plüsung und DiScussion würdig anerkannt worden sind. Man darf hierüber socialpolilische Verhand lungen vom höchsten Interesse erwarten und gespannt sei», wie sich die Parteien zu den hier erhobene», sehr einsch,leidenden Forde rungen stellen werden. Neu ,st übrigen- auch diese Anregung de- CenkrumS nicht. Zm Januar 1882 bereit« kam >m Reichs tag eine Interpellation de« CentrumS zur Verhandlung, welche t,e Anfrage an die Regierung richtete, ob sie die bestehende Fabrikgesetzgebung einer weiteren Ansbildung in rer Richtung der Beseitigung der Sonntag««,beit, der Einschränkung der Frauenarbeit, F-ststellung einer Maxiinulgrenze für die Arbeits zeit männlicher Arbeiter und einer Au-deknung der Befugnisse der Fabrikinspecloren zu unterziehen geneigt sei. Der Reichs kanzler beantwortete damals eingehend die Interpellation und beb die ungemein großen praktischen Schwierigkeiten und Bedenken hervor in einer Weise, die ihm vielfach al- Rück fall in „manchesterliche" Zbeenkreise vorgewvrseo wurde: mit Lebhaftigkeit sprach er sich namentlich gegen die Einführung eine- Normalarbeitttages au<. Leipzig, 24. November 1884. * Da« Centrum hat seine parlamentarische Aktion mit einigen Anträgen eröffnet, die zu sebr lebhaften Verhandlungen im Reich-tag Anlaß geben werden Die Wiedereinbnngung des alten, soeben vom Biindc-rath ab- gelehnten Antrag« Windtborst über Ausbebunq de« Er- patriirung-geseye« hat natürlich nur den Zweck, mit der Regierung wegen ihre- mangelhaften Entgegenkommen- gegen die Forderungen de- Eentrum« Abrechnung z» halten und der Weit adermal- da- unerquickliche Schauspiel zu bietc:,. daß «/, de- RcichStagS tanzen, wen» Herr Windtborst pfeift. Interessanter als der nachgerade genug abgehetzte Antrag Windthorst ist der focialpolitiscke Antrag keS CentrumS, welchen die Herren von Hertling. von Schorle,„er-Alst * Aus Einladung der Abgg. von Benda, von Cuny und ammacher fand gestern in Berlin eme zahlreich besuchte ersammlung gemäßigt liberaler Männer stall zum Z>v«ke der Vorbesprechung über die Gründung eine« national« liberalen Verein» für di« Reich-Hauptstadt. Die Herren von Benda und Hammacher begründeten die Ein ladung mit dem Hinwei« darauf, daß die Berliner Partei verkältnisse, wie sie bei den jüngsten Dablen wieder recht grell bervorgetreten, sich immer mehr zu einem Gegensatz der schroffsten extremen Richtungen entwickelt hätten, denen gegen über eS au jedem Zusammenhalt und jeder Organisation der gemäßigt liberalen Richtung, der »ationalliberalen Partei fehle. In den weitesten Kreisen Hab« sich da» Bedürsniß nach einer Sammlung der in Brrffn sehr zahlreichen, aber zer splitterten und bi-ber untdälig gewesen-» gemäßigten Element« geltend gemacht. Al» Ausgabe der Versammlung wurde die Einsetzung eine« provisorische» ComitLs bezeichnet, welches bie Constituirung eine- Verein- vorbcrriten, einen Statuten- entwurs ausstellen und einen Ausruf zur Sammlung um die nalionalliberale Fahne erlassen sollte. Nach längerer lebhafter Debatte nabm die Versammlung die Vorschläge des Prä sidium» einstimmig an unv ernannte da- proviscrffche ComitL, welche- nunmehr unverzüglich an seine Aufgabe herautreten wird. Der Verlauf der Versammlung rechtfertigt die Hoff nung. daß der neu zu begründende Verein einen fruchtbaren Boden und eine ersprießliche Wirksamkeit finden und zur Besserung der unerquicklichen Berliner Parteiverhällniffe bei tragen wird. * Noch dem Marine-Etat soll da- Uebung-geschwader im Sonimcr 1885 au- süns Panzersregatlen und einem Aviso bestehen. Inzwischen scheint die Admiraliläl wieder von diesem Plane Abstand genommen zu haben, denn wie die „Dosssscke Zeitung" au- guter Quelle vernimmt, wird da- Geschwader au- Eorvelten und gepanzerten Kanonenbooten bestellen. Dieselben werden wieder, wie im vorigen Sommer, in zwei Divisionen gegliedert werden, denen sich Mitte Som mer dann wahrscheinlich wieder eine Torpedoboot-division anskbließrn wird. Ta- nächstjährige llebung-geickwader wird sich also als ein sogenannte» gemischte» Gc'chwater darstellen, welche- da« Problem zu lösen hat, wie gepanzerte »ov unge- panzerte Schisse in einem Verbände praktisch am zweckmäßig sten zu verwerlhen sind. Ziwlcich aber giebl die Zusammen setzung de-Geschwader« der Ädiniralilat die Möglichkeit, jeder Aiisorberunq de« politischen Dienste» aus fremden Stationen nöthigensalt« sofort zu genügen. * Ein Bericht der „Neuen Züricher Zeitung" über die vom Grasen Andrassy in der ungarischen Delegation abgegebene» Erklärungen bezüglich des bculsch- österreickischen Bündnisse» enthielt u. A. auch die Mitlbciliiiig. daß Fürst Bismarck schon im Zahre >867 versucht habe, ein Bündniß zwischen Deutschland und Oesterrrich zu Stande zu bringen. Dieser Versuch ist wirklich gemacht worden. aber die leitende Nolle siel dabei der bayerischen Regierung zu, an deren Spitze Fürst Hohenloke stand, von dem auch die Anregung dazu auS- gcgangen war. Fürst Bismarck bat sich vielleicht, weil er auf einen Erfolg der Vorbandlungcn nur aerinae Hoff nungen fetzte, auf die Unterstützung der bayerischen Be mühungen beschränkt, wie sich au» einer Note crgiebt, die er am 14. April >807 an den damaligen preußischen Gesandten in Wien. Freiherr« v. Dcrtber richtete. Die Note lautet: „Der Aras Tanffkirchen hat mir, leg'Iimirt durch ein Schreiben de« Fürsten Hobenlode, i» dessen Aiiiiragk. mir Me- n-ymiaiinq de- König» von ?>ayern erklär«, daß die bau rücke Re- qieru», wünsche, eine w'chlelikiti„e Anlebnuiig zwischen Deutichland und Oesterreich zum Zweck der RUckei.drckung aeaen Frankreich hcrgrstllli zu sehen. Ich Hab« ihm daraus im Wrsenilichc» Fol- grnde« eiwiderl: ES sei seit der Wiederhcistelluna de» Friede«» stei- unser Wunsch gewesen, ein sreundichastlichc« Vrrhöltmb mit Oesterreich z» gewiin-en, welche- den beideijeniaen Interessen und der beiderseitigen Vergengendeil entspreche. Zu den allge- meinen Gründen dieser ans.rer D.Spesiiion habe sich in neuester steil da« besondere Motiv gesellt, den Frieden zu erhalten. Dieien stwrck würde eiu« Desensivallianz Oesterreich- mit Preußen und leinen deuilchen Verbündeten erreichen, weil einer solchen qegeu- über Frankreich einen Angriff aus Deutschland nickt unicruedmen würde. Ich dab« di« vtelegeiihe't deuutzt, zugleich über die Vor- Meile z» sorechen, welche wir Oesterreich diele» kä mten, und in dieser kezithuug folg »de Gedauke» geäußert: Wir könnien Oester reich Dn-jcnige gewähren, »,« shm srüher der deinsche Bund ge- währt babe, da« heihl Innere und äußere Sicherheit: die leß-ere in zweiiello» deseusiver Vesckrinknng, eniweder >» sür die ganz? ösier- re ch Ich« Monarchie aus Feit, etwa aus ein di- drei Iai.r«, »der d süe de» deuilchen Iheil durch ein daueinbe-vüediiiß, ohne blind-', tägliche Verfassung, rein alt intcrnai.on.Ncr Antrag ausgeiaßi. Auch werde sich e. ein zeitweilige- Bündniß »errallständigen lass n durch eine zriiw-llige Abmachung über die >ü>k Icke Angeles,enln». In eine solch« Lomdinatton würden wtr auch Rußland bixeiiiueden müssen. Ich sei nicht »lme Hoffnung, daß >ür einen beschränkren Zeitraum Rußland« stusiimniuug zu einer Sulrechterbaliung de» aiatui ouo in de« türkischen Nreiizländern zu gewinnen lei. Tollte sich Rußland nicht dazu verstehen, ein« solche stuft,«mung »ertrag--
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