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Anzeiger. dt. NmMlatt d<ß KöiiA BtMgmchli md d<i AaM dtt Stadt Lnpjtz. K 278. Dienstag den 4. Oktober. 1864. n. «»b ,.18. bon. c». üffel« l. »dm. 4S. Ist». S rnstadt, 14 joldnt» arg. nihl 8». 17. ißt 5. n-r.18 Einhorn i. nch>er H . kondon a>. Bekanntmachung. Da- zur Ginrichtung -eS neuen Waisenhauses erforderliche Mobiliar soll in Submission vergeben werden und r-werden alle Diejenigen, welche die Anlieferung desselben übernehmen wollen, aufgefordert, die Zeichnungen und Bedingungen auf dem Rachsbauamte einzusehen und ihre Angebote bis den 41. Oktober d. I. Abends v Uhr daselbst versiegelt abzugeben. Leipzig, den 28. September 1864. DeS Raths Vau-Deputation. Bekanntmachung. Die Anlieferung von kiefernen Röhrstämmen aus der Gegend entlang des SaalthaleS, so wie von eisernen Röhrbüchsen für die städtische Wasserleitung soll im Wege der Submission vergeben werden. Hierauf Reflectirende ersuchen wir, bei des Raths Bauamte von den SpecialitLten der Lieferung und Arbeit so wie den zu stellenden Bedingungen Kenntniß zu nehmen und ihre Preisangaben versiegelt bis zum 18. Oktober bei genanntem Bauamte einzureichen. Leipzig, den 3. Oclober 1864. DeS Raths Deputation zum Brunnen- und Röhrwesen. Friedrich Hofmeister, geb. zu Strehla am 24. Januar 1782, kam in früher Jugend mit de» Aeltern nach Leipzig, verlor da aber den Vater sehr bald. In der damals noch nicht lange gestifteten RathSfreischule legte er den Grund zu einer umfassenden Bildung? die zu erlangen ihm der eigene Eifer und die liebevolle Theilnahme trefflicher Lehrer erleich terten. Männer wie Plato und Dolz ließen d.en begabten vater losen Knaben auch nach dem Ende der Schulzeit nicht aus den Lugen. Ihre Empfehlung war es, die ihn auf kurze Zeit in ein Patrizierhaus führte, dessen Chef ihn für den Kaufmannsstand be stimmte, durch frühzeitigen Tod jedoch vor Vollendung seiner Pläne abgerissen wurde. So trat Hofmeister, fast durch den Zufall geführt, im Jahre 1797 in das damals bereits sehr bedeutende Geschäft der Henen Breitkopf und Härtel als Lehrling ein. Schon nach wenigen Jahren finden wir ihn als Geschäftsführer de- neu errichteten Lursau cke Huoique, welche Stellung er im Jahr 1862 aufgab, um den eigenen Heerd gründen zu können. Hierzu hatte er Riesa auSersehen, woselbst er sich als Colonial- uud Schnittwaarenhändler etablirte. Nach einigen Jahren (1805) genügte ihm indeß dieser kleine Wirkungskreis nicht mehr; er siedelte mit Frau und Sohn wieder »ach Leipzig über, um die Geschäfte seines verstorbenen Schwieger vater-, welcher ein bedeutendes MeudleSmagazin besessen hatte, zu ordnen und abzuwickeln. Darauf lenkte er wieder in die zuerst betretene und ihm am meisten zusagende Bahn ein. Im Jahre 1807 etablirte er seine Musikalienhandlung, die damals überhaupt die dritte in Leipzig war. Auch die erste Idee eines Musikalien- Leih-Institutes rief er bald in'S Leben und fand damit außer ordentlichen Anklang. Seine liebenswürdige Persönlichkeit machte ihn zum Freunde junger aufstrebender Talente, deren Werke zu verlegen ihm und seiner Handlung Nutzen und Ehre brachte. Wir erinnern nur an Heinr. Marschner, Friedr. Schneider, Alb. Methfeflel, Aug. Poh- le«z rc. So auch war eS die freundschaftliche Verbindung mit dem seitdem so berühmt gewordenen jetzigen Hofrath Ludw. Reichenbach m Dresden, die ihn der Naturwissenschaft zuführte. Er hat bis zu feinen spätesten Jahren mit mehr als dilettantischem Eifer Bo- tamk getrieben, auch in dem buchhändlerischen Nebenzweige seine- GeschafteS ausschließlich botanische Werke gedruckt. Leipzigs härteste Zeit, da- Jahr 1813, durchlebte er als Vor stadtbewohner unter mancherlei Sorge und selbst Gefahr, wenn e- auch nur seine eigene Person war, für die er zu fürchten hatte; denn er war im Jahre zuvor verwitwet und hatte den Sohn in auswärtige Pension gegeben. Kaum aber war einige Ruhe in der Stadt eingekehrt, so führte er die zweite Krau in sein Hau-, da- bald für die befreundeten Musiker, Gelehrte u. L. der gern besuchte Sammelplatz wurde. Die Geselligkeit im höheren Sinne war ihm selbst Bedürfnis Die meisten gemeinnützigen und Privat-Gesell- schafte» zählt« ihn theilS zu ihren Stiftern, theilS zu ihren eif rigsten Mitgliedern. Dem eigentlich öffentlichen Leben der Stadt blieb er ferner, wenn er auch mit warmem und oft thätigem Interesse besonders jeder nutzenschaffenden Neuerung folgte. Im Jahre 1834 nahm er seinen Wohnsitz in dem benachbar ten Dorfe Reudnitz und später, als er seine Musikalienhandlung den beiden Söhnen Übergeben hatte, griff er einige Jahre in das Gemeindeleben dieses Dorfes als Vorstand mit aufopfernder und ersprießlicher Thätigkeit ein. Seine letzten Lebensjahre, die ihm in seltener geistiger Rüstig keit gegönnt waren, gehörten einer glücklichen Muße, Beschäftigung mit vielen nützlichen Liebhabereien (auch die geschäftliche gehörte dazu), Reisen, Werktätiger Betheiligung an manchem Unternehmen. Sein oft ausgesprochener Wunsch, die goldene Hochzeit erleben zu dürfen, ward chm nicht erfüllt. Die Gattin ging ihm um 4 Jahre im Tode voran. Er selbst erlebte den betreffenden Tag als den letzten gesunden und mußte ein so thatiges und fast nie durch Krankheit gestörtes Leben beschließen nach einem 10 monatlichen Krankenlager. Die Beerdigung Hofmeister- fand am Nachmittag des 3. d. M. 3 Uhr unter reger Theilnahme seiner Freunde statt. Dem Sarge folgten Mitglieder der Loge Apollo, welcher er seit 39 Jahren an- aehörte, der Gemeinderath zu Reudnitz, mehrere Buchhändler, Mitglieder des Gärtnervereins, der polytechnischen Gesellschaft rc. Am Grabe sprachen Seilen der Loge Herr Geheime RegierungS- rath vr. Lucius (in gebundener Rede) und Herr Pastor Schmidt aus Schönefeld. Leicht sei ihm die Erde! Leipziger SlaLtlheater. DaS aus dem Französischen von Frau Ida Schuselka über setzte Lustspielchen „Eine kleine Gefälligkeit- (gegeben zum ersten Mal am 2. October) ist ein echtes Product des gesellschaftlichen Treibens im modernen Paris, nicht ohne Komik im Entwurf, ge schickt in der Dialogführung, pikant in den Situationen, aber sittlich abstoßend und unbefriedigend am Schluffe, wo ein ernstex Conflict ohne Lösung zurückbleibt. Derlei Stückchen können nur durch gewandte, über alle kritische Bedenken leicht hinweghelfende Darstellung ihr Leben fristen, und eine solche ward denn auch jenem zu seinem Glücke auf hiesiger Bühne zu Theil. Nur müßte Anfang- etwas lauter gesprochen worden sein. Man konnte gerade die Exposition nur schwer verstehen. Frl. Götz spielte daS den Ehecodex in buchstäblicher Weise auSlegende Frauchen effectvoll, doch stets mit weiblicher Anmuth; Herr Hock ließ keine Pointe der Rolle des in seiner eigenen Schlinge gefangenen Manne- fallen; Herr Hanisch schilderte wirksam die Verlegenheit des nicht bloS Beargwöhnten, sondern thatsäcklich Schuldigen und Frl. Enaelsee traf gerade den rechten Ton für die ohne Arg Vernunft und Eintracht predigende Freundin, die zuletzt aber, wie eS eben der Ungeschmack de-