Volltext Seite (XML)
»se- irt. k Dienstag, den S. August 1902. 52. Jahrgang Nr. 179. < Der am Ter am Bekanntmachung 31. Juli 1902 Bekanntmachung 1. August 1992 ob man in Galizien am Vorabend der Revolution stände, sind in erster Reihe wirtschaftlicher, in zweiter Reihe aber auch politischer Natur. Mit der Aus beutung des Feldarbeiters und Bauern durch die polnischen Schlachzizen vereinigt sich der durch die polnische Unterdrückungspolitik hervorgerufene schroffe Gegensatz zwischen Polenthum und Ruthenenthum. Das Polenthum, welches in Deutschland bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit über nationale Vergewaltigung schreit, ist in Galizien mit einer so rücksichtslosen Gewalt gegen alle nichtpolnischen Ele- mente vorgegangen, daß im Vergleich hierzu selbst die Russifizrrung der Finnen noch als väterliche Milde erscheint. Das österreichische Abgeordnetenhaus hallt denn auch von Jahr zu Jahr von dm Klagen der ruthenischen Abgeordneten wieder, aber gegen den Stachel der galizischen Polenherrschaft wagt die öster reichische Regierung nicht zu löken. Aber wo die Polen den Herrn spielen, da ver stehen sie nicht nur meisterlich die nationale Unter- drückung aller anderen Elemente, sondern sie verstehen sich nicht minder darauf, auch wirthschaftlich ihre Macht in rücksichtsloser Weise auszunutzen. In Ga lizien, dem Dorado des Polenthums, herrschen noch heute Zustände, die sich wenig von denen unter- des Berliner Hauptausschusses unter Ucberreichung werthvoller Fahnenschleifen durch Damen des Central- Vereins Wien, des Damenvereins Leipzig und des Domen-Centralvereins Berlin. Nach Verlesung zahl- r ich eingelaufener Glückwunschtelegramme, unter ihnen ein solches des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes Freiherrn v. Thielmann schloß der Festakt mit einem Hochruf auf Se. Majestät den deutschen Kaiser und < die verbündeten Fürsten. mußten. Während der reiche polnische Grundbesitzer aus seinem Edelhofe thront und Hof hält und gemein- sam mit dem Pächter und dem Schankwirth die Aus- saugung und Ausschlachtung der Bauern und Feld arbeiter betreibt, führen diese in bitterster Armuth ein Dasein, das offiziell zwar nicht mehr als Thörigkeit bezeichnet wird, sich aber thatsächlich in dieser in nichts unterscheidet. Der galizische Feldarbeiter ist wirthschaftlich völlig von dem polnischen Schlachzizen abhängig, unter dessen Knute er ein bejammernswürdiges Dasein führt. Für 80 Heller (68 Pfennige) muß er mühfam im Taglohn arbeiten, während der fürstliche Taglohn für die Frau höchstens 50 Heller (42s/, Pfg.) beträgt. In schlechten Zeiten aber sinkt, wie es auch jetzt wieder war, dieser Lohn für eine elf- bis zwölfstündige schwere Arbeit auf 30 Heller für den Mann und 20 Heller für die Frau herab. Und dieser Jammerlohn wird vielfach nicht in baarem Gelbe, sonder» in Anweisungen aus- gezahlt, die der Schankwirth einzulösen hat, und die er zum Theil — in Schnaps einlöst. Dabei profitiren beide, der Schankwirth und der edle Schlachzize, welchem der Schnaps den besten Verdienst und die Mittel zu seinen Reisen in die vornehmen Bäder, zu den Sammlungen für die in Wreschen Verurtheilten und zur großpolnischen Propaganda überhaupt liefert. Der rrith^nrschc Feldarbeiter und Bauer ist ge duldig und erträgt vieles, aber wenn er getreten wird, krümmt sich zum Schluß auch der Wurm. Wie im Jahre 1898 so haben sich auch jetzt wieder die ge drückten und geschundenen Ruthenen gegen die Aus beutung ihrer polnischen Herrn erhoben, und sie haben sich die günstigste Zeit, nämlich die der Ernte ausge- sucht. Dis polnischen Schlachzizen, die den verküm merten, durch völlig unzureichende Ernährung ent kräfteten und niedergedrückten ruthenifchen Feldarbeitern und Bauern ein solches Ausflammen der Energie nicht mehr zugetraut hatten, haben es mit der Angst be- kommen, und die österreichsche Centralregierung hat das Militär mobilisiren müssen, nm die Herrlichkeit der polnischen Schlachzizennmthschaft zu retten. Das Ende wird dasselbe sein, wie bei allen Aufständen in Galizien. Der Bauer wird geduckt und das lustige Schlachzizenregime geht weiter — bis zum nächsten Aufruhr. Die polnischen Bauern aber, die außerhalb des halbasiatischen Galizien leben, sollten ihrem Herr gott auf Knieen danken, daß sie nicht unter der Herrschaft der politischen Feudalherren schmachten! Hohr»ste1«-Gntstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Hernsdorf, ÄNgenberg, Falken, Lanqenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egpdien, Hütteugrund u.s.W Einem uns zugegangenen Berichte über den be merkenswerthen Bortrag des Herrn Dr. Gaster-Ant werpen, des derzeitigen Bundesvorsitzenden, entnehmen wir: In seinen einleitenden Worten stellte Redner zunächst fest, daß man, wenn man von Zielen und Forderungen der Stenographen spreche, nicht die Ste- nozravhen im eigentlichen Sinne, die Reichstags- und Kammerstenogrophen, im Auge habe, die freilich die Elite der Jünger der Schnellschrifl vorstellen, deren Wünsche aber doch sich häufig auf engere Fragen ihres Berufes befchränken. Noch weniger sei jene Masse i der Auch-Stenographen darunter zu verstehen, welche weniger sich durch praktische Ausübung ihrer Kunst, als durch ihre Theilnahme an dem häufig genug widerwärtig wirkenden Systemkampfe auSzeichnen und deren Forderungen oft nicht mit den gegebenen That- fachen rechnen. Unter Stenographen, welche berechtigt seien, zu verlangen, daß ihre Ziele und Forderungen beachtet und gewürdigt werden, versteht Redner jene große Schaar gebildeter Männer und aller Derer, welche mit Schreibarbeit zu thun haben, denen die Stenographie anS Herz gewachsen ist und welche durch praktische Beherrschung der Stenographie in privater oder geschäftlicher und amtlicher Hinsicht sich einer wesentlichen Erleichterung ihrer Arbeit erfreuen und , deshalb die eifrigen und begeisterten Verfechter der , Idee seien: die Stenographie müsse das Gemeingut aller Gebildeten werden. Denn das sei das Ziel, nach dem die Stenographen streben, nicht so sehr die ein seitige Parteinahme für ein System, sondern daS Streben, die Segnungen der Stenographie allen, die mit Schreibarbeit, dieser Sklavenarbeit, zu thun haben, zu theil werden zu lassen. Die Hauptforderung, um dies Ziel zu erreichen, sei: Oeffnung der Thore der Schulen für die Srenographie, und diese Forderung werde auch in Preußen erreicht werden, wie eS in den drei anderen Königreichen Bayern, Sachsen, Württem berg, und anderen deutschen Staaten wie Baden, Ol denburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg-Gotha rc., und ebenso im Kaiserreiche Oesterreich-Ungarn bereits erreicht sei, da in diesen Staaten die Gabelsbcrgersche Stenographie in den Lehrplan der höheren Schulen längst eingesührt worden ist. Zwar nicht als vbliga- wuschen, sondern als fakultativen Lehrgegenstand müsse mau die Stenographie einführen, und vor allein muffe man sich vor Uebertreibungen hüten, als ob die Volks schule eine Lehrstätte für die Kunst des Schnellschreibens sü; aber das sei sicher: wenn es jetzt auch noch kam- pfen heiße für die Stenographen aller Systeme, so wird doch der Sieg winken. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein - Ernstthal. Vvgan crllerr Osnrernöe-Verwcrltrrirgsrr ösv uinlregenöon Ovtschcrflen, Zum 7. Deutsche» Stenographentag Gabelsberger, der gestern begonnen hat, waren Sonnabend Vormittag schon über 800 Theilnehmer eingetroffen. Die beiden in der Philharmonie er- richteten Anmeldebuieaus waren fortgesetzt dicht um lagert, man rechnet insgesammt aus 1500 Theilnehmer. Die Stadt Berlin wird zu der Tagung drei offizielle Vertreter entsenden. Das preußische Kultusministerium hat ein Schreiben übersandt, demzufolge es von den Bestrebungen der Tagung Kenutniß nehmen will. Das österreichische Kultusministerium hat einen beson deren Kommissar, den Hofrath Dr. Kummr, entsandt. Außerdem erscheint vom stenographischen Bureau des Reichsraths Revisor Weizmann mit mehreren Parla- mentsstenographen. DaS Königliche Sonographische Institut in Dresden wird durch Regierungsralh Dr. Clemens, Pros. Dr. Ahnert und Prof. Dr. Fuchs ver treten, denen sich noch andere Mitglieder des Instituts angeschlossen haben. Aus München ist Prof. Rueß, aus Passau der Rath Altenegger cingetroffen. Die Schweiz hat den Major Suter entsandt, auch Italien entsendet einen Vertreter,' außerdem wird der Ueber- trager des Gabelsbergerschen Systems auf das Italie nische, Reg.-Rath Noe-Kratz, den Verhandlungen bei wohnen. Die feierlich- Eröffnung des Kongresses beginnt mit der Uebergabe des Bundesbanners an den Vorstand des Berliner Hauptausschuffes. «rschemt jeden Wochentag abends für den folgenden Tag uns kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1Hä durch die Post Mk 1,82 frei in's Hautz. fällig werdende II. Termin Gemeindeanlagen ist spätestens bis zum 2». «luMt 1992 bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmittel an die hiesige Gemeinde, kaffe abzuführen. Gersdorf, am 30 Juli 1902. Der Gemeiudevorstand. Göhler. fällig werdende II. Termin Grundsteuer ist spätestens bis zum 12. August 1992 bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an die hiesige Ortssteuereinnahme adzuführen. Gersdorf, am 30. Juli 1902. Der Gemeiudevorstand. Göhler. Bekanntmachung. Die Anmeldung neuer Anschlüsse an die Stadt - Hernsprecheinrichtung in Hohenstein-Ernstthal und Gersdorf (Bz. Chemnitz) mutz, sofern die Herstellung der Anschlüsse noch im laufenden Rechnungsjahre gewünscht wird, bis zum 15. August bei den Postämtern in Hohenstein-Ernstthal oder Gersdorf (Bz. Chemnitz) erfolgt lein. Später eingehende Anmeldungen können nur dann in diefem Jahre noch berücksichtigt werden, wenn die Antragsteller sich verpflichten, die durch die verspätete Anmeldung entstehenden Mehrkosten für dis Hnitellung der Anschlüsse zu tragen. Chemnitz, 25. Juli 1902. Kaiserliche Ober-Postdirektion. I. B. .Hoenicke. Bekanntmachung. Der am 1. August fällige 2. Termin Grundsteuer ist spätestens bis d-n 13. August a. c. an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Oberlungwitz, am 1. August 1902. Der Gemeinde-Vorstand. Lieberknecht. Bekanntmachung. Dienstag, den 5. August, Einnahme des 2. Termins Grundsteuer in der Gemeindeexpedition. Hermsdorf, den 1. August 1902. Der Gemeindevorstand. Müller. Die Ursachen des Ausstandes, der einen so ge- heute Zustände, die sich wenig von denen unter- wattigen Umfang und einen so ernsten Charakter am scheiden, die einst zum Zusammenbruch des Polen- genommen hat, daß eS faßt den Anschein hat, als reiches geführt haben und nothwendig dazu führen Sächsisches. Ritthcilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventi. honorirt. Hohenstein-Ernstthal, 4. August 1902. — Hohenst-iu-Er. Das gestern abgehaltene Schauturnen des Neustädter Turnvereins legte wie derum Zeugniß von regem Turnergeist und tüchtiger Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch oefvroern die Annoncen- Expedittonen solche zu Lriginalpreisen. Ein Kulturbild aus Halbasien. Der Feldarbeiterausstand in Galizien hat zwar in einigen Bezirken etwas nachgelassen, in den meisten anderen aber hat er an Heftigkeit in bedrohlicher Weise zugenommen, in so bedrohlicher, daß die pol nische Schlachta in Galizien, die sich sonst von der Centralregierung nicht gerne in die Karten gucken läßt, deren militärische Hilfe in umfassendem Maße in Anspruch genommen hat. Den Nachrichten aus Lem berg zufolge befinden sich gegen 100,000 ruthenische Feldarbeiter und Dienstleute unter der Führung de, Kleinbauern, der Lehrer und Priester im Ausstande. Im übrigen ist den Nachrichten über die Einzelheiten des Ausstandes, die durchweg zu Ungunsten de? Streikenden gefärbt sind, sehr zu mißtrauen. Die völlig in den Händen der polnischen Edelleute, der sogenannten Schlachzizen, befindliche galizische Regierung hat die Berichterstattung über den Ausstand, oder zu treffender gesagt Ausstand, selbst in die Hand ge nommen, und sie sorgt schon dafür, daß Licht und Schatten richtig vertheilt wird, nämlich das Licht für die polnischen Edelleute, der Schatten für die ruthe- nischen Feldarbeiter und Bauern. Deutscher Stenographentag. Berit», 3. August. Der zahlreich besuchte VII. außerordentliche deutsch Steuographentag Babelsberger wurde heute Mitta feierlich eröffnet. Als Vertreter der österreichischer Regierung nahm Hofrath Kummer, im Auftrage des Königlich Sächsischen Stenographischen Instituts Re- gierungsrath Prof. Clemens-Dresden, als Magistrats- Vertreter Stadtrath Fischbeck-Berlin Theil. Es erfolgte zunächst die Wahl des neuen Bundesvorstandes, be stehend auL dem bisherigen Vorsitzenden Dr. Gaster- Antwerpen als ersten, dem k. k. Revisor im Oester- reichischen Reichsraths-Stenogr6phen-Bure.ru Weizmann als zweiten und Dr. Neupert-Berlin als dritten Vor sitzer den. Sodann begrüßte der Vorsitzende die An wesenden und verlaß die an Se. Majestät den deutschen Kaiser, den Prinzregenten von Bayern, den König von Sachsen und den Kaiser von Oesterreich abzusendenden Huldigungstelegramme. Es folgten die Aussprachen der Vertreter der österreichischen und der sächsischen Regierung und des Magistrats von Berlin. Nach dem hierauf von Dr. Gaster erstatteten Thätigkeitsvericht umfaßt der Bund zur Zeit 17200 Vereine mit mehr als 60000 Mitgliedern. Dem Festvortrage des Vor sitzenden „Ueber Ziele undForderungenderStenographie" folgt die feierliche Uebergabe des 1895 von Wiener Damen gestifteten Bundesbanners an den Vorstand Anzeiger für