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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehu und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 33. Dienstag, den 28. April 1874. Bekanntmachung. Nachdem der Herr Amtshauptmann von Egydi für die zum 27. d. Mts. wieder einberufene Ständeversammlung sich hierher zu begeben hat, so wird während der Zeit seiner Abwesenheit von Meißen die Jnterimsverwaltung der Amts hauptmannschaft daselbst von gedachtem Tage an von dem Herrn Regierungsrath von Harttmann wieder übernommen werden, was mit Beziehung aus die Bekanntmachung vom 15. October v. Js. für Alle, welche mit gedachter Amtshaupt mannschaft in geschäftlicher Beziehung stehen, hierdurch veröffentlicht wird. Dresden, den 22. April 1874. Königliche Kreisdirection. von ULönnerit«. Stz. Bekanntmachung. Weaen Neiniauna der Localitäten bleibt das hiesige Königliche Gerichtsamt Sonnabend den 2. Mai d. Js. geschlossen. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 27. April 1874. Leonhardi. Tagesgeschichte. ! Sollte der Papst wirklich daran denken, das Jnterdict über die Kirchensprengel zu verhängen, deren Bischöse eingesperrt sind oder werden? Es ist schwer zu glauben und dock soll Bischos Förster in Breslau derlei haben verlauten lassen. Das Jnterdict gehört zu dem mittelalterlichsten Rüst- und Straswerkzeug des Papstthums, etwa so wie die Folter. Wenn das Jnterdict z. B. über das Bisthum Posen und Gncsen verhängt würde, so wären damit alle geistl. Handlungen, die Tause ausgenommen, verboten, die Glocken dürscn nicht geläutet werden, das h. Abendmahl darf selbst Sterbenden nicht gespendet werden, in den Kirchen wird aller Schmuck verhängt oder entfernt und die Beerdigungen finden ohne Geistliche rc. statt. Kurz das ganze kirchliche Leben wird künstlich und zum Schrecken des Volkes zum Stillstand gebracht. Der Zweck ist das Volk in Verzweiflung zu bringen. Berkin. Zur Feier des Geburtstages des Königs von Sachsen waren auch die sächsischen Mitglieder des Bundesrathes, des Reichs tages und die hierher kommandirten königlich sächsischen Ossizicre zu einem Festmahl im Hotel de Petersburg versammelt, wobei der könig lich sächsische Justizminister Abecken den Toast ans den König Albert ausbrachte. In einem Artikel über die Absetzung des Erzbischofs Ledoch- owski von seinem Bischofssitze in Posen bringt die Cöl. Ztg. eine zeitgemäße ernste Mahnung an Regierung und Volk. Sie bittet die Regierung, vor Läs Volk zu treten mit einer offenen, populären Darlegung der Thatsachcn, um ihm zu beweisen, daß es sich nicht um einen Kamps gegen Religion oder Kirche handelt, sondern um das Bestehen des Staates gegen Bestrebungen, welche auf dessen Vernichtung hinausgehcn und bereits zur That geworden sind. Die große Masse kann, wer weiß wohin? getrieben werden, wenn sie nicht noch zur rechten Zeit belehrt wird. In solchen Zeiten muß der Bureau- krat, der Jurist dem StaatSmaune Platz machen. — Das kathol. Volk wird dann aufgefordcrt, ruhig die Verhältnisse zu prüfen, sich durch^eigenes Zlrtheil zu überzeugen, daß die Maigesetze Dom vorigen Jahre nichts verlangen, was gegen Gottes Gebot, gegen die Religion die Kirche geht, daß sic höchstens, ja weniger verlangen, als was bisher in katholischen Ländern gefordert und geübt wurde, daß der Widerstand der Bischöfe nur in der grundsetzlichen Leugnung der Rechte des Staates begründet ist, daß der Staat diesen Widerstand nicht dulden darf, wenn er nicht auf seine Rechte und seine Ausgabe verzichten will, daß die Gesetze die Freiheit der Kirche nicht autastcu, aber in der Kirche die Rechte des Clerus gegen Willkür schützen. Vom gesunden Sinne des Volkes läßt sich erwarten, daß es nicht den Aufreizungen von Leuten folgt, die darauf ausgehen, im Trü ben zu sifchen. Oertlichc und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, am 27. April 1874. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs Albert hatten sich am 23. d. Mts. eine größere Anzahl Herren von hier und aus der Umgegend im Gasthofe znm weißen Adler zu einer gemein schaftlichen Festtafel vereinigt, um der loyalen Gesinnung dem ange stammten Fürstenhause gegenüber Ausdruck zu verleihen. Der von Herrn Gerichts-AmtSasscssor I)r. Gangloff auf Se. Majestät den Kö nig ausgebrachte Toast wurde von den Festthcilnehmern begeistert ausgenommen und die Schlußworte: „lauge und glücklich lebe Se. Majestät der König," stürmisch begrüßt. Das Fest, Welches in der heitersten Stimmung verlief, endete erst in den frühen Morgenstunden. — Der im geschmückten Saale des Gasthofes znm Löwen ver sammelte Militärvcreiu leierte den Geburtstag seines hohen Pro- tectors, Sr. Majestät des Königs Albert, durch Vocal- und Jnstru- mental-Concert, Nedeactus und Ball; das aufgestellte Programm wurde in einer solch präcisen Weise durchgesührt, daß cs nicht nur den Herren Sängern und dem Herrn Stadtmusikdirector, sondern auch dem Direktorium des Vereins zur Ehre gereichte, was auch die zahlreich Anwesenden durch ihren Applaus zu erkennen gaben; nach dem Gesänge: „Das ist der Tag des Herrn", brachte ein Mitglied des Vereins in kräftigen Worten den Toast auf Se. Majestät den König aus, betonend, daß von den zu gleicher Stunde und zu gleichem Zwecke versammelten Tausenden von treuen Sachsen wohl sür den Militärvcreiu sich's zuerst mit gezieme, seiner Liebe und Anhänglichkeit an feinen König in Worten Ausdruck zu geben und ersuchte die Anwesenden, mit ihm „Den König segne Gott" anzustimmcn, zuvor aber dem hohen Protector der Militär vereine, dem tapferu deutschen Feldmarschall, dem allgeliebten König Albert aus tiefstem Herzensgründe ein dreifach donnerndes Hoch zu bringen, alle Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen und stimmten feurig in dieses Hoch und den Gesang: „Den König segne Gott", ein. Hieran reihten sich wechselseitig noch Gesänge, Musik- piöcen und Trinksprttche. Zur Hebung der Feststimmung trug auch wesentlich der Herr Gastwirth Bräunert dadurch bei, daß derselbe alle Fenster des Gasthofes zn Ehren des Tages glänzend illuminirt hatte, was auch während mehrerer Stunden einen großen Theil der