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- Erscheinungsdatum
- 1876-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187607049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760704
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-07
- Tag 1876-07-04
-
Monat
1876-07
-
Jahr
1876
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Erste Leilage mm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. > »ehe, It. ls ij>aarj nedtclnisö besten Ze ^ und^t ;>teu. venksi Moi 6er blob«I gt, 6on url bei7.u.^teU(< ^aliani« u. v. 63.1 zu >e r 7^. ven »er r. Ta-es-eschichtliche Acbcrlicht. In dem schon erwähnten trefflichen Aufsatze unseres berühmten LandsmanneS Heinrich v. Treitschke in den „Preuß. Iahrb." ist auch ein hübscher Abschnitt über Englands Politik enthalten, in Bezug aus welche sich, wie Treitschke sagt, in Deutschland allmäliq eine tiefe Wandlung vollzogen hat, die der „Bildungsfähigkeit deS deutschen Liberalismus zur Ehre gereicht." Und eS ist eine prächtige Kritik, mit der Treitschke die englische Politik einer schlagenden, köstlichen Wür digung unterzieht, ein wahrer Gknuß nach all dem faseligen Schwulst, womit man in den letzten Wochen die Weisheit des britischen Wollsackes zu preisen liebte. Welcher deutsche Liberale hätte nicht einmal in jungen Tagen den Heldentraum geträumt von der natürlichen Bundesgenossenschast des freien Englands mit dem freien Deutschland! Es bedurfte einer langen Reihe schmerzlicher Enttäu schungen, bis wir endlich lernten, daß die auswärtige Politik der Staaten nicht allein und nicht vorwiegend durch ihre inneren Verfassungsverhältnisse bestimmt wird. „Denke man noch so hoch von britischer Freibeit, in der Dölkergesellschaft ist daS heutige England unzweifelhaft eine Macht der Reaction!" Der Gesichtskreis seiner Staatsmänner ist ganz so eng, ihre Weltanschauung ebenso altväterlich beschränkt und verstockt conservativ geworden wie weiland die Politik der sinkenden Niederlande. England ist heute der unverschämte Vertreter der Barbarei im Völkerrechte. Sein ist die Schuld, wenn der Seekrieg, zur Schande der Menschheit, noch immer den Charakter deS privilegirten Raubes trägt: sein Widerspruch vereitelte auf den Brüsseler Conserenzen den Versuch Deutschlands und Rußlands, den der Landkriege einige Schranken zu britische Staatsweisheit schwärmte für die Ruch losigkeit der amerikanischen Sklavenhalter; sie war der schreiende, doch Gott sei Dank, feige Anwalt der dänischen Fremdherrschaft in Schleswig-Hol stein, sie verehrte den Bundestag und das Welfen- reich, sie gestattete den Franzosen den Angriff wider daS einige Deutschland, den sie hindern konnte, und verlängerte den Krieg durch ihre Wafsenverkäufe. Wie spotteten und höhnten die Briten über den genialen Gedanken des Suez-! Canals, so lange oiS daS große Werk gelungen! war, um hinterher die wider Englands» Willen vollzogene Neuerung zu Englands Bortheil auszubeuten. „Und nach allen solchen! gehäuften Proben von der Unfähigkeit und de beschränkten Borurtheilen der britischen Staats kunst sollten wir Deutschen diesen Staat als de hochherzigen Vertheldiger der Dölkerfreiheit un de- europäischen Gleichgewichts bewundern? Ga zu vernehmlich klingt doch auS den großen Worten, mit denen England seine orientalische Politik zu u»,q hüllen liebt, der alte Angstrus hervor: am BoS-f poruS vertheidigen wir den Ganges. Und warm sollen wir uns Englands Kops zerbrechen vo wegen der indischen Kaiserkrone?" Der ossicielle Bericht des Geschwader-Chefs Contre-Admiral Bätsch, Uber den vielsack in der Presse besprochenen Krawall zwische deutschen Matrosen und Einwohnern vorh Gibraltar während de- Aufenthalts des Ge-- waders daselbst wird nunmehr vom „StaatS-f nzeiger" veröffentlicht und lautet: „Es waren am 5. Juni, dem Tage, an welchem der in Rede stehende Vorfall sich ereignete, in Uebereinstimmung mit den Bestimmungen der dortigen Garnison ordnung, im Ganzen 200 Mann, und zwcns 100 Mann von S. M. S. „Kaiser", 100s von S. M. S. „Deutschland" von Mittags 1 Uhr bi- Abend- 8 Uhr beurlaubt wordenj Der Vorfall trug sich gegen Abend um 6 Uh« zu, und zwar in der Gegend von Landport, in - «dt, - - - kleinen Grenzen verbliebene Prügelei gehandelt hätte. Ich sistirte indessen dock, des Beispiel- wegen, zunäckst sämmtliche Beurlaubungen. Der Gouverneur, mit dem ich andern TagS die Sache besprach, sah den Vorfall weit geringfügiger an als ich selbst; er erklärte mir ausdrücklich, als ich ihm meine Ansicht, den Urlaub einstellen zu wolle«, zu erkennen gab, daß der Vorfall in seinen Augen keineswegs eine ernste Bedeutung habe und daß er eine fernere Beurlaubung als durchaus unbedenklich ansehe. Ich gab somit am 7. den Urlaub innerhalb der oben genannten Grenzen wieder frei, und ich freue mich, melden zu können, daß der Conflict sich in keinerlei Gestalt wieder holt hat und daß keinerlei Klage mir in der Folge zeit zu Ohren gekommen ist. Ich würde nicht unterlassen haben, der kaiserlichen Admiralität von dem ganzen Vorfall Meldung zu machen, hätten nicht nieme persönlichen Eindrücke mich bewogen, ihn alS einen unbeträchtlichen Zwischenfall an zusehen." Am vorletzten Sonntag war in Stuttgart der hohe Rath der schwäbischenVolkSpartei versammelt, und es wurde hier lebhaft die Frage debattirl, ob es nicht in Anbetracht deS Umstandes, daß daS deutsche Reich nun doch einmal existire und nicht so leicht aus der Welt geschafft werden könne, an der Zeit wäre, daß die Volkspartei in ihrem Programm auf diese Thatsache einige Rück sicht nehme und aus den lustigen Sphären der Idee gleichsam auf den nüchternen Boden der Wirklichkeit herniedersteige. Namentlich einige Delegirte der Partei vom Lande verlangten auf Grund der Stimmung der Wähler entschieden daS Aufgeben der lediglich negativen Hal- . , tuna der Partei. Allein die Stuttgarter Lerheerunaen I wiesen den schnöden Gedanken eines I setzen. ^ze i P .j - ,nit d»n, Eriolae in aewoknter Tuoend- nischem Gebiete Schaden anrichten. Rumänien soll daber gleichfalls sich in dieser Sacke an die Garantiemächte gewandt und zugleich 2000 Mann Truppen an der Grenze gegen Serbien aufgestellt haben. Aus Konstantin opel meldet die „Neue Freie Presse": M idh a t Pa schaS Streben, in der Türkei gründlich auszuräumen und eine neue Staatsordnung zu begründen, stößt auf große Hindernisse, welcke jedoch nicht etwa in der Person deS Sultans zu suchen sind, der im Geqentheil bereit ist, dem Rathe seines Ministers 6is rum Aeußersten zu folgen Midhat Pascha soll gesagt haben: „Wenn mein Bestreben, dem türkischen Reiche eine Nationalverlretuna zu schaffen, welcke kein Schein, sondern eine Wirklichkeit ist, nickt durchdringen sollte, so werde ich nicht blos mein Amt als Minister des Sultan- niedcrleaen, son dern meine Heimath verlassen und im Auslande den Rest meiner Tage verbringen." DieS deutet jedenfalls auf einen energischen Entschluß. Musikalischer Gericht. Abschieds - Concert von Cugen Gura. Leipzig, 2. Juli. Von all den lieben Sängern, die uns in diesen Tagen verlassen haben, wird wohl keiner schmerzlicher vermißt werden alS unser trefflicher Gura. In welckem Grade er die Sympathien deS hiesigen PublicumS besessen haben die begeisterten Ovationen bei seinem letzten Auftreten im Theater als auch gelegentlich seines Abschieds-Concertes im Gewand te zu Theil geworden sind, klar genug bewiesen. Kundgebungen für den Concertgeber nicht fehlen ieß, "haben wir bereit« angedeutet. Er wurde bei seinem Erscheinen mit ApplauS begrüßt und es steigerte sich der Beifall nach jedem Vortrage zu den lebhaftesten Hervorrufen, die am Schluß gar kein Ende nehmen wollten. Und gewiß war diese Tbeilnaknne kerzlick gemeint. Unsere besten Wünscke begleiten den trefflichen Sänger in seine neue Stellung. Möchte es ihm auch dort an den freundlichen Gesinnungen nicht seklen, deren er sich bier in so reickem Maße erfreuen durste. Moritz Vogel. lchv An / einem Stadttheil, der vorzugsweise von Sckisfs» und Bootsleuten und von spanischen Einwohnern der niederen Classen bevölkert wird und wo, hin sich die Betheiligten verloren hatten. Dit Veranlassung zu dem Streit und der dann fol genden Prügelei soll nach einer mir vom Gouverne, ment selbst gemachten Mittheilung der Versuch der Annäherung eineS Matrosen an die Frau eine- spanischen Bootssührers gegeben haben. Der Matrose hatte die Eifersucht des Manne- in einem solchen Grade erregt, daß den Drohun gen schnell Tätlichkeiten folgten, und zwar unter baldiger Bctheiligunq der beiderseitigen Freunde. ^ Der jVorfall zog eine Menge Zuschauer hinzu, - die sich, dem Charakter deS Volkes entsprechend, sehr aufgeregt geberdeten; di« Prügelei aber blieb auf wenige, und zwar auf die näcksten Begleiter beider Parteien beschränkt. Eine englische Patrouille der nahe gelegenen Wache machte den« Tumult bald ein Ende durch Arretirung der Betheiligte» und Säuberung deS Platzes. Es wurden von unseren Leuten zwei Mann der Besatzung S. M. S. „Kaiser" arretirt. Dem Gerücht zufolge > sollten in dem Kampfe Messer in Anwendung go- bracht sein. Dem widerfprickt aber einmal der Umstand, daß ein Messerstich nicht hat constatirt werden können, und daß ferner anderen Tag- vor dem englischen Gericht sich Niemand bereit fand, dieS eidlich zu erhärten. Die Arretirten wurden deshalb ohne Weiteres ihrer Hast ent lassen. Ich selbst habe aus eigenem Augenschein durch Da-, waS ich unmittelbar nach Beendigung de- Streite- an Ort und Stelle wahrgenommen, und durch DaS, waS ich mittelst Betragens in lebrackt, nicht den Eindruck gewinnen können, daß e- sich hier um mehr als eine in Pactirens mit dem Erfolge in gewohnter Tugend haftigkeit zurück. Man soll Denen, die mit dem Reiche zu liebäugeln versuchten, sogar das Wort „Verräther" entgeaengeschleudert haben. Zuletzt wurde stolz beschlossen, das „Deutsche Reich" könne kein Grund sein, daß die Bolkspartei Etwas aw ihrem Programm ändere. 8int ut sunt, aut uou sint. Für die nationale Partei ist diese impo-. nirende Festigkeit der CantonS nur erwünscht.! Sie bleibt dadurch vor einer schillernden Fort-! schrittspartei bewahrt. Die Gegensätze bleiben! rein. Eine gar bemerkenswerthe Erscheinung ist dai derzeitige Verhalten der rumänischen Regie run g. Während die Serben drauf und dra sind, Feuer und Flamme gegen die Türkei zi speirn und sich in den allgemein slawischen Kriegs Wirbel zu stürzen, benimmt sich das „rothe" Mi nisterium Bratianu so besonnen und verständig wie man eS gar nicht von ihm erwartet hatte Der Grund davon ist einfach der, daß die Rumäne eben so wenig wie die Griechen mit der slawische Bewegung, von der die Serben nun auch ergriff worden sind, irgend Etwas gemein haben wollen weil dabei für sie Nichts zu gewinnen, aber seh Viel zu verlieren ist. Darum verhält sich Rumä nien durchaus neutral und thut sehr wohl daran Der vor etwa 2 Wochen erfolgte Abschluß eine Allianzvertrages zwischen Serbien un Montenegro wird neuerdings von der „Po^ Corr." auf das Bestimmteste behauptet. Beid Fürsienthümer hätten danach sich gegenüber de Pforte solidarisch erklärt, keine der beiden Re! ierungen darf Separatverhandlungen mit de Ksorte einleiten, noch durch einseitige Zugeständ nisse fick zum Friedensschlüsse veranlaßt finde Von einer Neutralität Montenegros kann sonn in einem eventuellen serbisch-türkischen Kriege nich die Rede sein, vielmehr werden nach der „P. C.s die Kriegs-Operationen von beiden Seiten wahr» scheinlich gleichzeitig eröffnet werden. — Noch ehb der Kamps entbrannt ist, taucht schon eine Frage aus, die sich an das politische Europa richtet und dieses zur Thätigkeit aufsordert. Schon seil Tagen verlautet, man sehe in Belgrad der Ge» fahr entgegen, daß die türkische Donau» ottille Belgrad beschießen werde. Die serbische rung soll neuerdings nach einer Miltheilung des „N. Wiener Abendbl." den Garantiemächten des Pariser Vertrages ossiciell erklärt haben, daß für den Fall, als die Türkei dabei beharren sollte, die Donauflottille zu Kriegs zwecken gegen Serbien zu verwenden, Serbien sich genöthigt sehen würde, alle Maßregeln zu er greifen, welche zur Vertheidigung der Ufer notlz- wendig sind. Namentlich, sagt daS Wiener Blatt, müsse die Legung von Torpedos vorge nommen werden. Die serbische Regierung erinnert daran, daß diese Torpedos die Schifffahrt auf der mittleren Donaustrecke ganz aufheben würden, da Vas Fahrwasser des Stromes sich in beständigem Wecksel bald auf serbischer, bald auf österreichischer Seite befindet. Serbien müsse, da eS sich in einer Zwangslage befinde, die Verantwortlichkeit für diese Maßregel von sich ablehnen; eS richte an die Garantiemäckte des Pariser Vertrages das Er suchen, die Freiheit der Donau zu schützen und gegen die türkischen Operationen auf der Donau Protest zu erheben. Wie es heißt, ist man in Serbien sehr gespannt auf die Entscheidung der Mächte. Zwei derselben sollen sich im Sinne der serbischen Anschauung ausgesprochen haben. Es ist begreiflich, daß die Sperrung der Donau für die österreichisch-ungarische Schifffahrt von größtem Nachtheile wäre. — Dieselbe Frage bringt auch Rumänien in Unruhe, welche- nach der „Pol. Corr." befürchtet, die serbischen Geschosse möchten bei einer Vertbeidi fl. Zertheidigung gegen die Flotte aus rumä vause zu Lyeu geworden sind, klar genug Daß er aber solche Theilnahme im höchsten Maße verdient, ist von anderer Seite auS bereits wieder holt anerkannt worden, und auck wir können nichts Anderes thun, als uns dem AuSdrucke des herzlich sten Bedauerns über sein nun erfolgtes Scheiden anzuschsießen. Was Herr Gura speciell unserm Concertwesen gewesen ist, darüber würde unS ein Blick in die Concertprogramme der letzten fünf sechs Jabre genauer belehren. Unsere hervorragendsten Concert Institute sowohl als auch verschiedene Privat vereine haben sich seiner erfolgreichen Mitwirkun wiederholt zu erfreuen gehabt. Zu besondere Danke dürften ihm die Airectionen der Gewand hauSconcerte, des Riedel'schen Vereins und de Bachvereins verpflichtet sein, die in dem eben fl seinen alS sicheren Sänger eine wesentliche Stütz bei Ausführung ihrer bedeutendsten Unternehmung fanden. Schon auS seiner Betheiligung nach so Vers schiedenen Seiten hin erhellt die Vielseitigkeit seiner künstlerischen Persönlichkeit. Wie er aus dem Gebiete der Oper alle Richtungen mit gleicher Liebe erfaßte und an jedem Platze bemüht war, sein Bestes zu geben, so ist er un« auch im Concertsaal stets alS der gewissenhafte, mit der einmal übernommenen Ausgabe aufS Innigste vertraute Künstler entgegengetreten. Und so haben wir im Lause der Zeit Gelegenheit gehabt zu be wundern, wie sich Gura aus den entferntesten Puncten beider Gebiete (Concert und Oper) fast mit demselben Glücke bewegt hat. Wohl mag er hier wie dort zu übertreffen sein, sicher werden aber Theater und Concert ihre Interessen in einer Persönlichkeit nicht bald wieder so ver treten finden, wie es bei Gura der Fall war. Von seiner Bedeutung als Liedersänger gab uns der scheidende Künstler noch in seinem letzten Concert einige glänzende Proben. WaS ihm die Natur an glänzenden Gaben verliehen, und wie er selbst sie durch strengstes Studium zu veredeln gewußt hat, das kam bei den drei von ihm ge wählten Gesängen: Almansor, Concertarie von C. Reinecke, Dichterliebe, LiedercykluS von R. Schumann, und Tom der Reimer, Ballade von C. Löwe, aufs Beste zur Erscheinung. Veranlaßte Almansor den Sänger zur vollen Ent faltung seiner prächtigen Stimmmittel, so offenbarte die Wiedergabe des herrlichen Schumann'schen LiedercykluS die ganze Tiefe und Wärme seines GemüthS und ließ Tom der Reimer die Biegsam keit seines Organs auch im leichteren, charakte ristischcn Vortrage erkennen. Jede der drei Num mern gewährte einen in ihrer Art eigenen Genuß, und so steht zu erwarten, daß Niemand ohne eine besondere Erinnerung an den edlen Sänger nach Hause gegangen sein wird. In jedem Fälle aber trug Herr Capellmeister Re in ecke am Clavier, der als Accompagneur besonders Schumann'scher Lieder schlechthin unübertrefflich genannt werden muß, ein gut Theil, nämlich genau so viel als nothwendig, zum guten Gelingen bei. Die Ballade Tom der Reimer, deren artige Glöckchen-Spielerei einen reizenden Effect machte, wurde 6a capo be gehrt und auch sreundlichst gewährt. Herr Capellmeister Reinecke, der bei nicht mehr alS allen Nummern betheiligt war, trug außerdem noch eine Gavotte und Variationen über ein Thema von Bach eigener Composition, bei de-, von seinen geschickten Händen geboten, sehr an nehmlicheGaben, und mitFrl.JrmaSteinacker das Allegro brillant op. 92 von Mendel sohn, das uns bis dahin nur für Clavier zu 4 änden bekannt war, auf 2 Clavieren vor. eister und Schülerin boten ein musterhaftes Ensemble und erzielten einen glänzenden Erfolg. Ein Gleiches läßt sich auch von Herrn Concert meister Schradiek berichten, der eine Barca role und ein Scherzo von Spohr, mit gewohnter Eleganz vortrug. Daß es das zahl reich versammelte Publicum an enthusiastischen Das Gureau für Untersuchung von Nahrungsmitteln und furhigieinische Zwecke, welches der pharmaceutische Kreisverein Leipzig im vorigen Jahre errichtet hat, ist nicht nur wiederholt in den Kammerverhandlungen erwähnt, sonvern eS ist auch desselben in diesem Blatte po lemisch gedacht worden. Da dessen Einricktung und Thätigkeit aber auch so recht von allgemeinem, namentlich gesundheitSpolizeilickem Interesse ist, so dürfte es wohl gerechtfertigt sein, dasselbe einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Vorauszuschicken ist hierbei, daßdieUntersuchungS- : ß Methoden einzelner Nahrungsmittel noch ziemliche , t Lücken darbietet, und daß üoerhaupt die eigentliche die ihm sowohl ^ chemische Analyse nicht immer zu den Prüfungen ausreicht, sondern daß öfters auch das Mikroskop und andere nickt chemische Hülssmittel herbeige- zogen werden müssen; alS einfachstes Beispiel möge die Milch dienen. Die Milch läßt sich zwar chemisch ganz genau untersuchen, dennoch aber fehlt eS noch zeute an einer einfachen Methode, um rasch und icher zu erkennen, ob eine Milch mit Wasser ver dünnt ist oder nicht. Die chemische Untersuchungs- metbode nimmt eine zu lange Zeit in Anspruch und die physikalische giebt keine scharfen Resultate; selbst die chemische Prüfung kann die Wassertause nur dann mit Bestimmtheit Nachweisen, wenn letztere nickt zu gelind vorgenommen worden ist, da die Hauptbestandtheile der Milch: die Butter und der Käsestoffl in ihrem procentualen Vor kommen variircn, indem auf letztere- sowohl Rare und Alter der Thiere alS JahreSzeit, Fütterung und sonstige Behandlung derselben Einfluß haben. ES leuchtet wohl ein, daß, um aus solchem Ge biete Leistungen zu erzielen, eine eingehende, nicht theoretische, sondern praktische Beschäftigung unumgänglich nothwendia ist. ES soll hier die wohlfahrt-polizeiliche hoch wichtige Milchsrage durchaus nicht naher erörtert werden, das gedächte Beispiel ist nur deshalb ge wählt, um ats Fingerzeig zu dienen, nach welcher Richtung hin daS Untersuchungsbureau die Lösung seiner Ausgabe sucht: nämlich nach dem Principe der ArbeitStheilung; es ist ein leuchtend, daß ein Apotbeker oder praktischer Chemiker, der sich lediglich mit der Unter suchung nur eines einzigen Nahrungsmittel- be schäftigt, nicht nur darin größere Erfahrungen sammelt, resp. größere Gewandtheit erlangt, sondern auch die einschlägige Literatur gründlicher verfolgen und zur Verbesserung der vestehenden Methoden verwenden kann, alS derjenige, dessen Thätigkeit eine allseitige ist. Es ist wohl kaum nöthig die Medicin, welche sich, namentlich in rößeren Städten, vorzugsweise nach dieser ichtung hin entwickelt hat, als Beispiel hierzu ,zu führen. Dieses Princip der ArbeitStheilung durchzu- führen war gerade durch den pharmaceutischen KreiSverein Leipzig die beste Gelegenheit geboten, da unter dessen 50 Mitgliedern sich eine größere Anzahl befindet, welche sich schon früher mit praktisch-chemischen Untersuchungen der Nahrungs mittel rc. beschäftigt haben. Gedachter Kreisverein setzte daher ein actives Comits von 10 Mit gliedern ein und theilte das gesammte Unter suchungsmaterial in 10 Gruppen, so daß jede« Comitomitglied eine solche Gruppe zuaetheilt erhielt, der Eine also Milch, der Andere Wasser, der Dritte Bier, der Vierte Wein rc. In gemeinschaftlichen Sitzungen wurde hieraus über die einzelnen Untersuchungsmethoden berathen und die bervährtesten derselben alS Richtschnur für das Bureau sestgeftellt, um auf diese Weise eine einheitliche Richtung in die Arbeiten zu bringen, wobei natürlich die Benutzung der durch die wachsende Erfahrung sich ergebenden ver besserten Verfahrungsweisen nicht ausgeschlossen ist. Diese Einrichtung giebt also die Bürgschaft, daß jede dem Bureau Übertragene Untersuchung nach der jeweilig alS bestanerkannten Methode auSgeführt wird. Was nun die finanzielle Seite deS gedachten Instituts anbelangt, so darf alS selbstverständlich vorausgesetzt werden, daß Untersuchungen, welche wegen der dazu erforderlichen Aufmerksamkeit und Genauigkeit der Beobachtungen, Wägungen rc. einen erheblichen Zcitaufwano verursachen und daneben noch mit der Benutzung leicht zerbrech licher, oft theurer Utensilien verknüpft sind, ent sprechend honorirt werden müssen. Die Gebühren, welche da- Bureau zu diesem Zwecke erhebt, sind jevock mäßige, waS zum Theil darin begründet ist, daß dasselbe keiner besonderen Arbeitskräfte, Räumlichkeiten ,c. »6 boo bedarf, zum Theil aber auch darin, daß die Caffe de« KreisvereinS im Hintergründe steht; letztere hat bereits auch einige hundert Mark zugcschossen, um Geb - - - - - - die die erhobenen Gebühren übersteigenden Spesen
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