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Erscheint täglich früh Ll/, u^, Nebarti»» «,» Lr»e»ttto, JohanniSgassr 33. v««mtwottlicher Redakteur Ar. Hüttner in Reudnitz Sprechstunde d. Redaction B»n»ttl»,« „a N—1> U4r N«ch»illa,» »o» 4 — 4 Udr Nmuthme der für die nächst- iolarnde Rümmer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Aesttagrn früh bis V,v Uhr. Filiale für Z,str,ik«nni«d»t: Otto Klemm, UnivrrfitLtSstr. 22. Laut» Lösche. Hainstr. 21. pan. A»flage 12.15V. Anzeigor. Organ für Politik. Lvcalgcschichk. Handels- und Geschäftsverkehr. Betegeremplar 1 Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbefVrderung 11 mit PostbefVrderung 14 Zastrate Saesp. vourgoi-z. 1'/,-^ Größer« Tchnften laut unsrem PrerSverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen unter dem Rrdactianastrlch die Spaltzeile 5 Inserat« sind stet« an d. «rpetttl-a zu senden. — Rabatt wird nicht ««geben. — Zahlung baar, durch Postanweisung oder Postvorschuß. W 328 Dienstag den ^4. November. 1874. Guts - Verpachtungen. Die der Sladtgememde Leipzig gehörigen Güter Conuewt, mit ca. 226 Acker 82 s^R. --- 125 Heclar 22,r Ar Thonberg - - 300 - 102 . 166 - 21,r . Cunner-dorf - - 313 - 21 - -- 173 - 2k.i- . Feld und Wiese :c. sollen ein Jede« für sich von JohanuiS L87S au anverwett ans zwölf Jahre an die Meistbietenden verpachtet werden und ist hierzu Versteigerung-termin aus Donnerstag den t«. Dece«brr d. I. Dor»ittagö 1v Uhr im groheu Saale der Riten ALaage anberaumt worden. Derselbe wird püncllicd zur angegebenen Stunde eröffnet werden und die genannten Güter in der obmen Reihenfolge nach einander auSaeboten, die Versteigerung bezüglich eines Jeden aber wird geschlossen werden, sobald ein weitere- Gebot daraus nicht niehr erfolgt. Die Auswahl unter den Bietern, welche sich auf Verlangen über ihre persönlichen und Ver mögen« Verhältnisse genügend auszuweisen haben, sowie jede sonstige Entschließung und der Zuschlag bleibt Vorbehalten. Die Versteigerung«- und Verpachtung« Bedingungen nebst den vorhandenen Flurkarten liegen von» ritt. dfs. MtS an in unserer Oekononete - Inspektion im alten IohanniShoSpitale zur Einsichtnahme au-, wo auch sonst etwa gewünschte nähere Auskunft über die zu verpachtenden Güter ertheilt werden wird. Leipzig, den 21. November 1874 Des RathS der Stadt Leipzig Oekononrie-Depatation. Ein Jubiläum. k 24. November. Herr vr. Rudolf Rüder, Polizeidirector von Leipzig, begeht am heutigen Tage sein 25 jährige« Beamtenjubiläum als Mitglied de« Stadtraths zu Leipzig. Vor mals Advocat und Notar, wurde Derselbe im Jahre 1849 al« Stadtrath in da« Rathscollegium gewählt und trat al« solcher sein Amt am 24. November gedachten Jahre« an. Im Jahre 1867 wurde dem Jubilar da« durch Ableben de« damaligen Direktors AppcllationSrath Metzler zur Erledigung gekommene Polizeidirectorium übertragen, seit welcher Zeit er unausgesetzt dem Polizeiamle al« Direktor vorsteht. DeS heutigen Ehrentages gedenkt man in der Bürgerschaft, in den dem Jubilar näher stehenden Beamten- wie auch in Freundes- und Bekannten-Krersen und wird die- durch Darbringung von Glückwünschen und Gratulationen, sowie Ueberreichung bleiben der Andenken allseitig zu bethättgen wissen, worüber nähere Mittheilung Vorbehalten bleibt. Möge dem noch rüstigen, von mannichfachen Stürmen deS Leben« ungebeugten Jubilar ein fernere« gedeihliches Wirken in seiner amtlichen Sphäre, sowie ein heiterer ungetrübter Lebens abend bescheert sein. Schöffengericht. i Leimig, 23. November. Heute Vormittag nach 9 Uhr begann vor dem Schöffengericht im hiesigen Bezirksgericht die Hauptverhandluug wider den Thierarzt vr. Blüher, den Agent Angelmeier und denGefängnißschließerRößler wegen Betrug«, versuchter Bcamtenbestcchung rc. Den Vorsitz führte Herr GerichtSralh Pusch, die Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staats anwalt Hosmann, die Verteidigung durch die Herren Advocat Broda, Advocat vr. Blum und Advocat Ludwig vertreten. Der Angeklagte vr. Paul Martin Blüher giebt über seine persönlichen Verhältnisse Fol gendes an: Ich bin 1846 in Dürrwettschen bei LeiSnig geboren, mein Vater ist Pfarrer in Zschirua bei Eolvitz, ich habe da« Gymnasium in Zittau besucht, daraus den thierärztlichen Beruf ergriffen, an der Thierarzneischule in Dresden und der Universität Leipzig studirt, den Doctortitel von der Universität Philadelphia er worben, bin verheirathet, Vater von zwei Kindern, zur Zeit im Landwehrverhältniß und gegenwär tig ohne Vermögen. Ich beschäftigte mich viSst- fach mit Spekulationen an der Börse, die anfang sehr glücklich, später sehr unglücklich verliefen. Agenturgeschäfte habe ich nicht gemacht, sondern mich nur mit Ankauf und Verkauf von Grund stücken befaßt und Gelder auSgeliehen, worunter ick keine Agenturgeschäfte verstehe Der Angeklagte W Angela, ei er aiebt Fol gende« an : Ich bin 33 Jahre alt, iu Berlin ge boren, vou Profession Bäcker, 1886 im Feldzug verwundet, feit 1867 selbstständig und habe meh- rrre Jahre einen Weinverkaus mit Restauration betrieben. Seit 1870 bin ich in Leipzig und ver- heirathet. Früher bin ich in Berlin wegen Be trüge« zu einer Geldstrafe von 50 Thlr. verur- theilt worden und habe mich auch bei dem Be- vrkSgericht Leipzig wegen ähnlichen Vergehen» in Untersuchung und Hast befunden, die aber wieder enigrstellt wurde. Der Angeklagte Rößler giebt an, er fei 28 Jahre alt, in Großfchweidnitz bei Löbau ge boren, längere Zeit Herrendiener gewesen und feil dem 1. Oktober 1872 bei dem hiesigen Be zirksgericht al« Gefängnißschließer mit einem mo natlichen Gehalt vou 20 Thlr. nebst freier Woh nung angestellt, i» dieser Eigenschaft auch vereidet, n folgt nunmehr die Verlesung de« Lnklage- ses, welchem wir Folgende« entnehmen: Der hiesige Tischlermeister Pfütze verkaufte im Februar d. IS. fein in der Bayrischen Straße gelegene- HauSgrundstück zu dem Preise von 30,500 Thlr. an den bisher unbescholtenen Thierarzt vr. Blüher. Pfütze sollte zur Er füllung deS Kaufpreises (der übrigens im Kauf- contract auf Blüher« Veranlassung mit 36,500 Thaler eingetragen wurde), unter Anderm auch eine für Blüher aus einem Gute in Göbeln bei Bautzen hastende Hypotkek von 5000 Thlr. mit übernehmen, während bezüglich des Kaus- gelderreste« an 3000 Thlr. Blüher Thqilzahlun- gen von 1000 Thlr. nach erfolgter Besitzein- traanng und von 2000 Thlr. am 1. April versprach. Hinsichtlich der ersterwähnten 1000 Thaler Thei Zahlung stellte später der Käufer peben dem Kaufaussatz eine besondere Schuld verschreibung an«, Inhalt- welcher er sich an- heischig machte, diese 1000 Thlr. spätesten« den 1. März 1874 an Pfütze zu zahlen. Pfütze quit- tirte überhaupt gegen Empfang jener Schuldver schreibung und eines auf 2000 Thlr. lautenden, am 1. April 1874 fälligen, von Blüher auf den Rittergutsbesitzer Albert Schkemann in Dresden gezogenen und von diesem acceptirten Wechsels schon Mitte Februar, also ganz kurz nach erfolg tem Kaufabschluß, Uber den Empfang deS obge dachten KausgelderresteS. Nun sollte es sich aber sehr bald Herausstellen, daß Pfütze in zweifacher Beziehung von Blüher betrogen worden war, denn einmas war die über nommene Hypothek an 5000 Thlr. nicht, wie Pfützen versichert worden, eine gute und durch daS Rittergut Göbeln garantirte, sondern zur Hälfte völlig werthloS. (ES erscheint hier angezeigt, gleich an dieser Stelle einen kurzen Beitrag zur Geschichte der Güterschächerei, wie sie von einer Anzahl sich Agenten nennender Individuen in den verschieden sten LandeStheilen zum Nächthcil leichtgläubiger Leute getrieben wird, einzuschalten. Jene« Gö- belner Gut, auf welchem die Hypothek der 5000 Thlr. haftete, war zu Ende der sechziger Jahre für 2000 Thlr. käuflich erworben worden. Dasselbe Grundstück erwarb im Jahre 1873 ein Privatmann Schneider für 12,000 Tblr., um es wenige Tage daraus für lü.vstp Thlr. an den Angenten Bitte weiter zu veräußern. Vier Wochen darnach betrug der Kaufpreis, den ein gewisser Johanne« Schiemann für den Grund besitz zahlen sollte, 18.500 Thlr. — Blüher aber hatte i»e Hypothek über 5000 Thlr. von einem aewisien Schneider Nicht um G>e Summe, fon- »ern um »Oö^hlr. «wotbeÄ mV bald, nachdem Schiemann da- Gut in Besitz genommen, in Ge meinschaft mit Letzterem die Av-fchlachtung jene« Grundbesitze« in einer Weise betrieben, daß auf Antrag eines Hypothekenqläubiger- da« Königl. GerichtSamt Bautzen u. A. ein Holza-treibung-- verbot erlassen mußte. Uebrigen- «ar ermittelt worden, daß der obenerwähnte Schiemann, dessen sich Blüher als „Strohmann" bedient, eine ver mögenslose Persönlichkeit sei. welche sich bald hier, bald da aufhalte, um Schwindelgeschäfte mit Grundstücken zu treiben.) Wa- nun aber den zweiten an Pfütze begange- nen Betrug anlangt, so berichtet die Anklage- schrist darüber Folgende«: Blüher kam eine« TageS zu Pfütze, erzählte ihm, daß der Agent Thieme m Reudnitz beabsichtige, wegen einer ihm an Pfütze zustehenden Forderung diejenigen 3000 Thlr. mit Beschlag legen zu lassen, die er (Blüher) ihm (Pfützen) noch schulde. Blüher überredete darauf Pfützen, vor Gericht die er wähnten 3000 Thlr. zu quittiren, dafür aber Papiere in Empfang zu nehmen, die „so gnt wie daare- Geld" und den 1. Mckr» und 1. April zahlbar feien Pfütze hat sich durch Blüher- eben erzählte Vorspiegelungen zur Quit- NMß-Iaftung beweg«, lassen und die mehrer wähnten Papiere in Empfang genommen. Bezüg lich jenes aus dem Wechsel stehenden „Schiemann" hatte Blüher Pfützen vorgespiegelt, baß Der selbe Rittergutsbesitzer fei, in Dre-den seine Sommerwohnung habe und in einer der schönsten Straßen der Residenz wohne. Ganz ander« aber und geradezu trostlos lauteten die Berichte, welche Pfütze aus feine Anfragen über die Verhältnisse de« Schiemann erhielt. Blüher aber hatte, wie zu befürchten stand, die falschen Vorspiegelungen Pfützen gegenüber lediglich deshalb angewendet, um Letzteren zur OuittungSleistung über die restirenden Kausgelder zu bewegen und an feinem Vermögen beträchtlich zu schädigen. Dem Mitbeschuldigten Rößler fällt zur Last, während feiner dienstlichen Stellung al« Schließer deS BezirkSgerichtSaesänanisses und während der Hast Blühers mehrfach feine Instruction ent gegengehandelt zu haben, indem er nicht nur Briefe Blüher'« an feine Angehörigen und ebenso an Blüher gerichtete Briefe ohne Vorwissen und Genehmigung der Behörde an ihre Adressen be fördert, sondern auch einen von dem Agenten Angelmeicr ihm übergebenen Zettel, welcher Mittheilungen für Blüher in Bezug auf den Gang der Untersuchung enthalten, anPetzteren und umge kehrt eine auf dieselbe- Angelegenheit Bezug ha bende Mittheilung Blüher'S an Angelmeier be fördert zu haben. Die betreffende Correspondenz richtete sich in der Hauptsache darauf, daß An geln, eie r, um BlÜhern vor den Folgen feines Gebühren« mit den werthlosen Wechseln zu schützen, vor Gericht eine falsche Aussage erstattete und andere Personen zu gleichem falschen Zeugnis; zu überreden suchte. Endlich sind Blüher und Anaelmeier noch beschuldigt, am 15. Februar d. Ä behufs Erzielung rechtswidrigen VermögenSvortheils den Begüterten Pusch in Schönbrunn zur Unter zeichnung und Indoffiruna eine- bereit« am 20. Februar d. I. fälligen Wechsel- dadurch bewogen zu haben, daß sie ihm der Wahrheit zuwider diesen Wechsel, welcher nach den ihnen bekannten Verhältnissen des Acceptanten als werthloS zu betrachten war, auch später unter Protest ge gangen und dann von Angelmeier gegen Pusch eingeklagt worden ist, als einen sicheren bezeichnet zu haben. Die Anklage ist nach alledem gerichtet gegen Blüher aus Betrug, gegen Angel meier auf Betrug und bcz. Begünstigung eine« Vergehen«, sowie auf Bestechung eine- Beamten, gegen Rößler aber auf um eigenen VortheilS willen geleistete Begünstigung eines Vergehen« und An nahme von Geschenken für pflichtwidrige Hand lungen. Der Angeklagte Blüher erklärt Folgendes: Ich habe am 6. Februar 1874 da« Grundstück de« Tischlermeisters Pfütze in der Bayrischen Straße hier um den Preis von 30,500 Thlr. ge- kaust. ES ist richtig, daß der Kaufpreis im Kaufvertrag um 6000 Thlr. höher angegeben worden ist. Ich dachte, e« säbe so besser auS, und hatte keine bestimmte Absicht hinsichtlich der Weiterverwendung de« Grundstückes. Herr Pfütze ging darauf ein, eine Hypothek eine« Gute« im Dorfe Göbeln bei Bautzen in Höhe von 5000 Thlr. als Kausgelv mit zu übernehmen. Ich bestreite entschieden, gewußt zu haben, daß die Hypothek einen geringeren Werth hatte. Ich habe Herrn Pfütze die Annahme der Hvpothek völlig frei ge stellt und ihm über die einschlagenden Verhältnisse Alle- gesagt, überhaupt gchanoelt, wie eS jeder Kauf Etwa« werden soll, müssen Sie die Hypothek mit übernehmen Er hat zur Einsicht alle darauf bezüglichen Papiere erhalten, den RecognitionS- fchein, einen Ertract auS dem Hypothekenbuch, den Brandcassenfchein. In Bezug auf den letzteren Schein habe ich ihm ausdrücklich gesagt, die Ge bäude de« Gutes sind schlecht Ich habe ihm auch nicht gesagt, da« Gut fei ein Rittergut Der Besitzer deS Gute« war ein gewisser Schie mann in Dresden. dem ich Geld creditirt hatte gegen Wechsel. ES ist richtm, daß ich von diesem Schiemann eine Generalvollmacht ausgestellt er halten habe, für ihn Gelder zu erheben Ich bin dabei gewesen, als dieser da« Gut in Göbeln bei Bautzen gekauft, aber gesehen hatte ich dasselbe vorher nicht. Mir wurde der Kaufpreis von 18,500 Thlr. genannt. Ich muß die AuSfchlach- tung deS Gutes seiten« Schiemann's bestreiten. Daß e- Anfang de« Jahre« aus etwa« über 9000 Thlr. taxirt worden, habe ich nicht gewußt. Ich bin lediglich in den Besitz der Hypothek ge langt, weil ich Schiemann Geld vorgcschossen hatte. Ich selbst habe da« Gut aus mindeste«« 14,000 Thlr. geschätzt, ohne e« gesehen zu haben, weil ich erfuhr, daß 180 Acker Land dazu gehör ten und e- mit 672 Steuereinheiten belastet war. Die Behauptung, daß ich zu irgend Jemand ge äußert, ich hätte da- Geschäft mit Pfütze gemacht, um eine schlechte Hypothek los zu werden, ist eine Lüge. Auf die Befragungen der Staatsanwaltschaft und der Bertheidigung erklärt der Angeklagte noch, daß er bei dem Kaufpreis von 18,500 Thlr. wohl vermuthet, eS seien 3000 Tblr. fingirt, also zu viel auf den Werth darauf geschlagen, daß er aber Pfütze alle Papiere vor Abschluß de« Kaufe« vor gelegt habe. Zeuge Tischlermeister Pfütze erklärt, er Hab« seiner Zeit die Agenten Kirchhofs!und Enke be auftragt, ihm fein Grundstück für 31,000 Thlr. zu verkaufen, in welchem Falle sie eine Entschädi gung von 1000 Thlr. empfangen sollten. Am 5. Februar 1874 fei der'Verkauf an den vr. Blüher zum Preise von 30,500 Thlr. zu Stande gekom men. Dem Verlangen Blüher'S, 6000 Thlr. mehr in der Kausurkunde anzugeben, habe er sich zwar gefügt, diesem aber erklärt, er fei, wenn etwa daraus Etwa« entstehen sollte, daran unschuldig. Als der Kaufcontract aufgesetzt wurde, fei Blüher mit der 5000 Thlr.-Hypothek herauSgerückt. Er habe sich nur zu deren Annahme verständen, wenn sie wirklich gut sei. Blüher habe ihm darauf be merkt: „Ich besitze keine schlechten Hypotheken". Er habe die Papiere, welche ihm Blüher vorgelegt, durchgesehen und aus die Krage, waS denn der Ausdruck „Ganz Bauergut" bedeute, die Ant wort erhalten: „DaS ist ein kleine- Rittergut." BaareS Geld habe er nur 900 Thlr. erhalten, fernere 1000 Thlr. sollten am 1. März, 2000 Thlr. aber am 1. April gezahlt werden. Später, als die Eintragung der Hypothek, gar zu lange auf sich warten ließ, fei er selbst nach Bautzen gefahren und habe sich auf dem GerichtSamt erkundigt. Hier erfuhr er nun. daß er da« Opfer einer Schwindelei geworden. Gegen die Eintragung der Hypothek war Protest ein gelegt worden Da« Gut wurde bald daraus notbwendigerweife versteigert, und u« Möglicher weise Etwa« von den 5000 Thlr. zu retten, habe er daS Gut um den Preis von 5700 Thlr. er standen. ES werde gegenwärtig diSmembrirt, aber er glaube nicht, daß er je mehr als 1000 Thlr. von seinem Verlust wieder empfange. Ihm sei vom Angeklagten der Kaufpreis de« Gute« mit 18,500 Thlr. angegeben worden. Der Zeuge deponirt dem Gerichtshöfe noch einen von Schiemann Unterzeichneten Garantieschein, der inzwischen ihm von seinem Advocaten behändigt worden, dessen Vorhandensein er indessen in der Voruntersuchung in Abrede gestellt. Der Angeklagte bestreitet entschieden, von einem „Rittergut" gesprochen zu haben und er beschuldigt feinerfeit« den Zeugen Pfütze, von demselben beim Kauf deS Psütze'schen Grundstücke- getäuscht und hintergangen worden zu fein, in Folge dessen sich ein sehr gereizter Wortwechsel zwischen Beiden entspinnt. Zeuge Fischer, pcnsionirter Gteverbeamter und dermalen Agent, erklärt, Vlüher Hab« ihm gesagt, daS Gut habe 17—18.000 Thlr. Werth, er habe ihm ferner aber auch noch gesagt: „Ich habe die alte Bude (da- Psützc'sche HauS) nur gekauft, um eine schlechte Hypothek lo« zu werden." Der Zeuge verbleibt, trotz deS heftigen Wider spruches deö Angeklagten, bei seiner Aussage und erklärt, den Eid darauf leisten zu wollen. Zeuge Enke, Schneider und Agent, sagt au-, er habe nicht gehört, daß Blüher von einem „Rittergut" gesprochen, er habe aber gesehen, daß Pfütze von Blüher Papiere vorgeleat erhalten Zeuge Wahl auS Bautzen, Inhaber eine« Wein- und Agenturgeschäft-, kann sich nicht er innern, Blüher gesagt zu haben, daß auf da« Gut 14,000 Thlr. gevoten worden. ES kommen nun verschiedene Notizen au« den Acten zur Vorlesung, auS denen unter Anderm hervorgeht, daß das Gut von Sachverständigen aus 9000 Thlr. tarirt worden ist. Von der Staatsanwaltschaft ist in Bezug auf die Persön lichkeit de« Schiemann so viel sestgestellt worden, daß derselbe schon mehrfach den Eberhardt'schen Polizeianzeiger geziert hat, daß er wegen ver dächtiger GrundsuickSgeschäste überwacht werde, daß er bald hier, bald da sich aufgehalten, daß sein Aufenthaltsort gegenwärtig aber nicht zu er mitteln ist. Blüher hat als Generalbevollmächtigter de« Schiemann fungirt, erklärt jedoch, in keinem anderen Verhältnis, zu ihm gestanden zu haben, al« daß er ihm Geld geliehen, wie er sich ihm egenübcr überhaupt immer al« wohlhahender ann gerirt habe. Um 1 Uhr Nachmittag- vertagt der Präsident die Verhandlung auf drei Uhr. *) *) Wir glauben üb« dies«« Rroceß ausführlich d«. richten zu sollen, da n aus di« Art und »eis«, wie heut zu Lage von manch« Seite bei Abschluß von »rundst-« und HypychMn-Geschästeu »«sahrm vnd. «in grelle« Licht »nst «t» bedaumtche« Zeogach able« vou der Unwissenheit «>d Leichtgläubigkeit, «eich« gewiss« rate" »v ihre« Verweil ,««sch-st-le Di« Rebartioa.