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Anzeiger Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Aachs der Stadt Leipzig. 346« Sonntag dm 11. December. 1864» Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch den 14. Decbr. L. e. '' Abends i/,7 Uhr. Tagesordnung: 1) Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über a) die beantragte Anlegung eines Fahrwegs durch die Scheibe; K) die Umpflanzung des Rabensteinplatzes; e) die bezüglich der Ausübung der Jagdgerechtigkeit gestellten Anträge; ä) die Abtretung von Areal.an der Bahnhofstraße an die Leipzig-Dresdner Eisenbahngesellsckast. 2) Gutachten des Finanzausschusses über Conto 41 des nächstjährigen Haushaltplans. 3) Gutachten des Ausschusses für Industrie-, Meß- und Verkehrswesen über eine Eingabe hiesiger Lohnkutscher. 4) Gutachten des Ausschusses zum Marktwesen über u) eine Eingabe des Budenbesitzers Herrn Hellriegel, b) eine Eingabe hiesiger und auswärtiger Kaufleute, die Beseitigung der Verkaufsftände von Fischen rc. im Brühl während der Messen. 5) Antrag des Herrn Stadtv. Goetz die städtischen Licitationen betr. Aufforderung. Die am 11. Mai 1859 verstorbene Frau Cmilie verw. GerichtSdir. Winkler geb. Poppig hat in ihrem letzten Willen ein Bermächtniß von 4090 mit der Bestimmung gestiftet, daß die Zinsen davon an zwei unbemittelte Witwen zweier biestiger Advoeaten oder GerichtSdireetoren je fünf Jahre lang ausgezahlt werden sollen. Die eine Hälfte der Zinsen dieser Winkler-Pöppig schen Stiftung ist auf die fünf Jahre 1865 bis 1869 anderweit zu vergeben und der VersastungS- anSschuß der Stadtverordneten hat darüber Entschließung zu fasten, welche von den Bewerberinnen in diesen Zinsengenuß gesetzt werde» soll. . Es ergeht daher an diejenigen Frauen, welche darauf Anspruch machen können und wollen, hiermit die Aufforderung, ihre An meldungen bis znrn LS. Deerrnber d. I. bei dem unterz. Vorsitzenden des Verf.-AuSsch. (Schloßg. Nr. 11) oder im Geschäfts zimmer der Stadtverordneten (alte Waage 2. Etage) anzubringen. Die seitherigen Nutznießerinnen können eine weitere Berücksichtigungnicht finden. Leipzig, den 2. December 1864. Der VerfaffungsauSschuß der Stadtverordneten. Adv. H. Wanckel, d. Z. Vorsitzender. Zur Nachricht. Die Einlösung der P 2 Januar 1865 fälligen ZinsconponS von Königl. Sachs. Staat-papieren, einschließlich der Sachs. Schles. Staatseisenbabn-Aktien, so wie der für diesen Termin auSgelooften Obligationen erfolgt bei der Unterzeichneten Lotterie-DarlehnS-Caste bereits vom L«. diese- Monat- ab in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr. Leipzig, am 9. December 1864. Königliche Lotterte - DarlehnS - Gasse. Ludwig Müller. Marschall. . . I > « Leipziger Lunstverein. Ausstellung im Vereinslocale. Aus der VereinSsammluna ist eine Anzahl von Nachbildungen alter und neuerer Kunstwerke ausgestellt, auf welche der heutige Vortrag de- Herrn Pros. Luthardt: „lieber die Darstellung des Schmerzes in der bildenden Kunst" Bezug nimmt. Neu ausgestellt ist eine größere Landschaft „ Thal am Comer See", Oelgemälde von A. Waagen in München. Hr. A. H. Pahne hier hat daS früher hier ausgestellte Bild von Carl Lasch in Düsseldorf: »Bei her jungen Witwe" nebst einem danach von 2. 8- Vogel in Düsseldorf gefertigten Linieumanier - Kupferstich eingesandt und ein Exemplar de- von G. Bleibtreu mit zahl reichen Holzschnitte» illustrirten Werkes „ Deutschlands Kampf und Frecheirslieder" ist von der BerlagShandlung zur Ansicht im Lesezimmer apsgelegt. Die nächste Vorlesung findet am 18. Decbr. statt. i i Loncert. S. — Am 9. December fand im Saale der Centralhalle dal von Herrn Ullman» schon im vorigen Monate angekündigt« große Coneert statt, in welchem außer Frl. Carlotta Patti unt den Herren Jaell, Bieuxtemps und Stessens, noch Frl Philippine von Edelsberg und Frl. Fanny Janauschek, sowie die Herren Concertmeister David, Concertmeifter Drey- schock und vr. Gunz mitwirkten. — Was diesmal vor Allem imponirte, war da- Publicum, welches in einer für hiesige Concerte fast fabelhaften Anzahl (wohl gegen zweitausend Personen) Kopf an Kopf gedrängt den Saal wie die Gallerien im engsten Sinne des Wortes auSfüllte. Außer Leipziger Einwohnern hatten sich noch Zuhörer aus den Umgegenden in Maste eingefunden und war demnach seit längerer Zeit uns kein aus so verschiedenen Elementen gemischtes Concertpublicum erschienen als am genannten Abende. Aufrichtig gesagt, so befürchteten wir einerseits eben wegen der großen Menge von Seide, Gaze, Wolle u. s. w., andererseits der großen Hitze, sowie der sehr antiakustiscken Disposition des Saales wegen, daß die Vorträge auf manchen , vom Podium ent fernten Puucten nicht deutlich mehr zu hören sein würden, haben aber nach dem Concerte von verschiedenen Zuhörern die Ver sicherung erhalten, daß dies nicht der Fall gewesen. Desto besser! Wir für unseren Theil müssen jedoch gestehen, daß, obschon wir uns ziemlich in der Nähe der Vortragenden befanden, wir Berlioz' geistreiche Bemerkung von der Tragweite und Einwirkung des musikalischen Fluidums vollkommen bestätigt fanden. Der Klang namentlich der Streichinstrumente erschien uns nicht so kräftig und voll als im Gewandhause ; daS Pianoforle hatte schon weit weniger akustisch zu leiden; der Gesangdagegen kam vollkommen zur Geltung. I Eingeleitet wurde die Soiröe durch das Schumann'sche