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möchte wohl lesen, was sie einen Gegnerinnen gehört, so Lies nur. aber laut: ich habe. Dein Ha nicht, aber kelne andere Frau Interessirt mich so wie sie. Dir schreibt." „Du wirst enttäuscht sein. Wenn sie zi ist dies nur eine Prinzipfrage. Carotine regt sich nie aus ^ , während ich las. bemerkt, daß Du heute frischer aussiehst wie gestern, und anders frisirt trägst . . ." Sie lächelte ein wenig und dann las sie: „Lieber Carlotto! Die Spannung welcher sich unsere Residenzstadt^ infolge des Rücktritts unserer guten alten Ezce gegenüber einer der bisherige pi um als Minister des Beide, Carlotto. haben werde. Um so bestürzter war er. als sie plötzlich ihre Uhr ich mit dem NachnultagSzug rcile^ kann ich morgen ^rui, dort sein!" Reutter besindet, schrumpft zum Sturni im Wasserglas« zusammen keit. welche ich Dir gern als Erste mittheilcn mochte. Gestern ist Botschafter in Paris, Z>v» Bismarck, nach Berlin berufe» worden. aar in , enz Neuig- Auswärtigen an die Spike des »eugebtldeten Kabinetts zu treten. Wie wir Beide sind wohl die Einzigen, die vorahnend ermesse» können, daß damit eine neue Aera hereinbricht, und wir vielleicht einer Zukunft mit großen Umwälzungen entgegengehen. Caroline" Flore schob den Brief zurück und seufzte. „Wie dumm ich bin — wie weltfremd und unbewandert in der Geschichte der Gegenwart. Ich versiehe nichts — der Brief ist mir völlig spanisch! Ich begreife nur, wie sehr diese Frau Dich ergänzen und Dir eine völlig ebenbürtige Geistesschwester sein mag. Ich werde sic darin niemals erreichen — ober ich werde fortan, das gelobe ich. auch nicht mehr so blind an allen Weltereianissen Vorüberachen. Ich werde." und hier lächelte sie ihn holdselig an, „Deine Schülerin werden. „Um Himmelswillen. Florentine! — Streife dem Schmetterling nicht den Schmelz, der Blume nicht den Morgenthau ab. Du — Du willst ansangen, mit mir über Politik zu kannegießern?" — Er lachte, dann nahm er über das Tischchen herüber ihre Hand, hielt sie in der seinen, strich über die feinen weißen Finger und küßte sie. „Ach. 'Thorheit. Flore. Du bist sür's Herz geschaffen. In Zeitungen steckst Du Deine Rase nicht und nach Paris lernst Du auch nicht schielen, wie der ängstliche Landmann nach der Wetterecke . . . was von dort kommt, ist nichts Gutes für uns deutsche Männer, und was Euch deutsche Frauen betrifft, die ihr jede Modethorheit »achäfsen müßt, io wünsche ich, daß Du in der Einsamkeit von Wessel niemals etwas erfahren mögest von jener Höllen maschine. genannt Crinoline, durch welche die schönste Frau in eine wandelnde Riesen glocke verwunschen wird — ein Ungethüm, welches meinen nur zu stark entwickelten Schönheitssinn auf's Schmerzhafteste beleidigt" Er batte die Genugthuung, daß sie lachte. „Erblich Flore! Eine Andere endlich! Gute, weise, maßvolle Caroline, die Du kein Verständlich für süße Thorheiten hast, die Du Florentine nie gesehen hast. Du wirst es nie fassen, daß ich eben keine Zeit habe, über die etwaigen Folgen dieser Neuigkeit mir den Kops heiß werden zu lassen! — Der Schuljunge läßt sich seine Ferien nicht verkürzen!" Sie lachte noch, während sie jetzt Dores Brief entfaltete und zu lesen begann — aber plötzlich wich die Farbe aus ihrem Gesicht. Schreck und Bestürzung malten sich in den beweglichen Zügen. „Was ist das »ur? Meine Mutter ganz plötzlich schwer erkrankt . . . Dore schreibt — Eberhard! — Dore schreibt — so sonderbar . . ." Sie sprang auf und eilte mit dem Brief aus dem Zimmer. Sie war völlig verstört. Er starrte ihr betroffen nach — dann erschien eine Falte zwilchen seinen Augen. Endlich verließ auch er das Zimmer, um nachzuiehen, wo sie sei. Zn ihrem neben dem Ankleidezimmer gelegenen kleinen ,,Mädchenstübchen" fand er sie endlich. Hier saß sie am Fenster — sie hatte heftig geweint und hielt den ganz zerknitterten Brief in den bebenden Händen. „Es kam so unerwartet!" flüsterte sie und sah ihn noch fassungslos an. Er fühlte Mitleid. „Armes Kind!" sagte er, „das ist hart! Auch tch verlor die Mutter — ich verstehe Dich!" „Verlor? — Verlor!" — ganz entsetzt und mit weitgeöffneten Augen sah sie zu ihm auf. „Du ineinst — Du glaubst — sie könne wirklich . . ." „Ich dachte," sagte er nun seinerseits erstaunt, „so könne nur das Schlimmste wirken!" Sie glättete hastig den Brief und begann ihn noch einmal zu durchfliegen. „Dore schreibt am Dienstag . . achI wie langsam gehen Briese! Am Dienstag wurde sic plötzlich krank — gekränkelt hat sie seit einigen Woche» an einem inneren Leiden, von dem fortgeschritten cs sei — und Dore schreibt . . . „wir sind iard, um meine über Lilles geliebte Mama . . . deren , . . erst jetzt ganz, ganz leise gestanden! Und ich bi» hier und ahne nichts von ihrem schweren Heiden — von der großen Sorge! Eberhard, wo Sorge ist — da ist Gefahr!" „Du bist furchtbar aufgeregt, Liebling — fasse Dich doch. War denn noch nie eins Deiner Eltern krank?" „Mama schon vst!" „Ra, also —!" „Aber tch weiß nicht, — ich habe diesmal solche Angst. Solche Angst, Eberhard I" Sie erschien ihm plötzlich wie ein hilfloses, verängstigtes Kind, und in dieser Ratblosigkeit unendlich reizend. „Und da denkst Du gleich das Schlimmste?" „Es muß lehr schlimm sein, sonst schriebe Dore nicht in dieser Weise ... sie will mich daraus vorbereiten, daß der Arzt keine Hoffnung hat. Ich kenne Dore." — „Komme hinaus an die Lust, das wird Dich auf bessere Gedanken bringen!" Er legte den Arm um sie und führte sie aus dem Zimmer. Sie ließ es geschehen, ja. sie schien elwas anfzuathme», als er ihr. während sie in einer der herbstlich-gelben Alleen des Gartens hin- und hergingen, beschwichtigend znrcdete. Allmählich wurde sie ruhiger und in demselben Maße gelangte mich er zur Ueberzeriguiig, daß die ganze Sache nichts weiter auf sich , , ziehend lagte: „Wenn ich mit dem NachmlttaaSzug reise, kann ich morgen früh dort sein Er prallte zurück. L>u träumst wohl? — Reisen willst Du?" „Natürlich!" sagte sie ver wundert. „Hättest Du daran zweifeln können?" „An Deinem Verstand zweifle ich, wenn Du es thust. Unsinn. Flore — Du reist nicht. Ich verbiete es Dir. Jede Stunde kann bessere Nachrichten bringen — und die wirst Du hier abwarten!" „Jede Stundr lonn daS Schlimmste melden ... ich will hin. ehe es zu spät ist!" „Nein. Ich lasse Dich nicht . . . Deine Reise ist entweder nutzlos oder überflüssig. Du bist eraltirt und nervös — Du bleibst!" Ein Zittern lief durch ihre Gestalt und sie wandte sich mit einem Schauder von chm ob. „Du bist ja in dieser Erregung der weiten Reise gar nicht gewachsen," sagte er, weniger diktatorisch wie zuvor, „sich' es doch ein !" „Eberhard — ich muß reisen !" wieder holte sie noch einmal leise, „oder ich kranke mein ganzes Leben am Schmerz und an dem Vorwurf, meine Mutter nicht noch einmal gesehen zu haben." „Du würdest also lieber Delir Lebtag an der» Vorwurf kranken. Deinen Gatte» treulos verlassen zu hoben!" Sie sah ihn sonderbar an, fast ironisch, sagte aber nichts m hr. Schweigend sie nach dem Hause zurück und schweigend stieg sie vor ihm her die breite Treppe im Geben den weichen, weiße» Shaw! von Kops und Schultern ziehend, und der über die obere Ballustrade spähenden Nähe der Lindenbach ebenso unbewußt wie er. Das neu gierige Fräulein konnte wohl hoch anfhorchen, denn was sie sah und hörte, überstieg ihre kühnsten Hoffnungen auf eine bessere Wendung der Dinge.--Auf des Prinzen Stirn laa's wie eine finstere Wolke. Er ward sich erst jetzt bewußt, wie ärgerlich ihm eine Vereitelung seiner Reiievläne sein würde. Er hatte sich in dieie Idee verrannt - so nannte er selber den ungestümen Wunsch, mit Florentine allein z» sein, umgeben von zerstreuenden, schönen Reiseeindrücken, die doch ihre Gedanken nicht abicnke» könnten. Mehr denn einmal täglich stieg in ihm die Erinnerung an ihre erste und einzige gemeinsame große Rette aus — die Erinnerung a» Wochen und Monate, in denen sie Beide so recht unvernünftig glücklich waren, und ihm war. als würde er an all' den Stätte», mit denen sich solche Rückblicke verknüpften, wiederfinden, was er hier vergeblich suchte: die unumschränkte Macht über Denke» und Fühlen dieses lieblichen Wesens — die Macht, sie durch eine» Blick in den Himmel zu erhebe». Wo weigend gingen heraus. siebenten W>e sie jetzt in ihrem Hellen Kleide die teppichbelegten eg Stufen vor ihm mehr heraufzuschweben wie zu gehe» schien, als wolle sie ihm entgleiten erfaßte ihn noch einmal der despotische Zorn: „Du weißt es also, Flore, daß ich meine Einwilligung zu einer so zwecklosen, übereilten Reise verweigere!" Sre antwortete nicht. Mit zwei Schritten war er neben ihr und nahm ihre Hand. „So begreife doch, daß ich Dich nur aus Rücksicht und Liebe zurückhalte " „Lieblest Du mich wirklich, so ließest Du mich jetzt zu meiner Mutter reisen, um sie r» »siegen — zum Lebe» oder Tod!" „Hat Deine Mutter darnach verlangt?" „Nein!" „Also beruhige Dich!" „Ich bin jetzt ganz ruhig. Bitte, entschuldige mich. Beim Gabelfrühstück kann ich nicht erscheinen, tch werde packen I" „Packen kannst Du. so viel Du willst, wenn Dir das Vergnügen macht, aber retten wirst Du auf diesen leeren Alarm hin nicht!" Wieder keine Antwort; sie gingen jetzt dicht an der Lauscherin vorüber, durch den Hellen, oberen Vorsaal, die junge Gräfin wandte sich »ach rechts, zu der nach dem Korridor führenden Thür. Er folgte ihr und ließ die Thür offen. Im Korridor war es theilweise dunkel, nichts leichter also, wie dem Paare unbemerkt zu folgen. In einer durch zwei mächtige Eichenschränke gebildeten Nische stand das Fräulein. Als Flore die Thür zu ihrem Ankleidezimmer öffnete und ein breiter Lichtschein aus ihn und sie fiel, zögerte sie und hielt ihm ihre Hand hin: „Sei mir nicht böse, Eberhard, — ick kann nicht anders!" Er nahm die ausgestreckte Hand nicht, wohl aber hob er die ganze Gestalt aus mit rieien- starken Armen und trug sie wie ein Kind wieder zurück. Dabei hörte man ihn lachen und sie leise meinen. Als bald darauf Lutte zu ihrer Herrin gerufen wurde, fand sie dieselbe sorgsam zugedeckt aus der Chattelongue in ihrem kleinen Boudoir liegen, ein weißes Tuch um die Stirn. Hoheit saß neben ihr und hielt ihre Hand. „Bringen Sie der Gräfin eine Kompresse und Eau de Cologne," sagte er. „sie hat Kopfschmerzen!" Flore hatte in der That heftiges Kopfweh — aber wenn er dachte, daß sie dadurch in ihrem Entkchluß wankend geworden sei, sah er sich getäuscht. Als das Kammermädchen mit den Kühlungen wieder kam. sagte sie leise, aber sehr deutlich: „Packen Sie für mich das Nothwendigste in die Reisetasche, ich muß heute Abend mit dem Schnellzug verreisen." Luise knixte und ging, und sowie sich die Thüre geschlossen hatte, sagte sie wieder: „Vergieb mir, Eberhard, ich komme ja wieder!" Es lag eine so rührende Schönheit in ihrem blassen Gesicht, daß er keinen Zorn mehr hatte. „Kleiner Eigensinn ... Du willst Deine Nerven zu Tode ruiniren. aber ich bin auch »och da! Du bekommst keinen Wagen !" „So geh' ich zu Fuß l" „Daß ich ein Narr wäre und Dich ließe! Wie ist Tein Kops jetzt?" Sie lag mit geichlossene» Augen; man sah ihr die Pein an, welche ihr dieser durch die plötzliche Angst und Erregung hervor- gerufene nervöse Schmerz bereitete. „Ich fühle mich schlecht, Eberhard, wenn tch ein paar «Lluuden schliffen könnte, würde mir besser." Er sann ein wenig nach, dann sah er nach der Uhr. Es war Eins vorüber. „Du wirst ein Brausepulver trinken und völlig in Ruhe gelassen werden!" Luise ward abermals geklingelt und brachte Wasser und die Pulver. Hoheit geruhte selbst dieselben zu mischen, und sie hatten eine calmirende Wirkung, denn Flore schlief bald daraus ein. (Wwqun, Traaen- SoLövdvit LünsUieLs 2LLns, MMliL paffend, svlwrtlx«;» und Kprsvli«» ermöglichend. Frau ltlidlinslri. Zahilkmmlttin. 22 22. kvrmLllvLto Lus8tellau8 Lrtrlscboncts, /Xdtübrencte k^ructltprrstillv 7IMN MIM Die Landständische Bank zu Bautzen erhöht den ginsfuk für die Svarbanketnlagen hiermit aus jährlich llkll.l.l»i k«S«° Memorrdollclan, Oorrgssetorr, SS. »7*»« kn I» «Ur«» Ls«IoL«i> M r»i»»rlvck, Iiul. rr. r.U, 8«LL» er. 7«, j LLo«l»L» er. r.SV, No xr, S dO. Ww I. ZamiLr IM üb. Die Zinserhöhung wird in den Sparbankbüchern bei deren legung voracdruckt werden. Für gekündigte Einlagen tritt die Erhöhung nur ein, wenn die Kündigung bis zum 3l. Dezember d. I. zurückgenommen wird. Für Guthaben in laufender Rechnung, v h. für täglich verfügbare Gelder erhöbt» die Landsländilche Bank den Zinsfuß aus jährlich 8 X von heute ab bis aus Weiteres. Bautzen, am 5. Oktober 1900. LMiiWt Buk leS Sil. AG. RMMW (2. Hauptgew. d. «aimusstclluug) »r» vertraulen» Behuf» Besichtigung und Auskunft wolle man sich a» dt» Hem, Aufseher bel der Lottertehalle «enden. r UMMMMiW« Wer. WiWiilM-l in allen Preislagen. 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