Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188807051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-05
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2 Wochen Gesängnih. — Unter ^ , gegen den Pserde,unaen Karl Moritz Mainiiutzich verhandelt, » rrsolgtr dessen Verurthrnung wetzen eine- SmIichkeltSveckrech zu 4 Monaten Gefängniß. der Oessentlichkeitwucke ' ' ' »nd ....pen» Gefängniß. Fortsetzung de» lotglen Tlzetle» «elte ». r»ke«»eschtchte. Deutsche» Reich. Mit grober Bestimmtheit tritt da» Ge rücht ans, dab dir vier Sühne des Kaisers, der Kronprinz und seine drei Brüder, noch ini Lauic dieses Monats zu lüngrrem Aufent halte nach Oberhos kommen werden. Obechot. da» hvchstaelegene Dorf Thüringens, bat sich seit Jahre» schon eine» Ruf» als Luft kurort zu erfreuen. In Strabburg ist das Gerücht verbreitet. Kaiser Wilhelm be absichtige im Oktober daSRcichsland zu besuchen. Nahrung erhält das Gerücht durch die Nachricht, dab an die Bauleitung des Kaiser- pnlastcS in Strabburg die Weisung gelangt ist. die Arbeiten der artig zu beschleunigen, dab der Palast vom Oktober ab bewohnt werden kann. Die mebrsach aufgetauchte Hoffnung, dab die gegen Frankreich aerichteren Pnkmabregeln auf Grund der damit gemachte» Er fahrungen in nächster Zeit gemildert werden konnten, ist nach einem offiziöse» Leitartikel der „Nordd. Allg. Ztg." unbegründet. DaS Organ des Reichskanzlers wendet sich gegen einiae Auslassungen der „Nativnaltibcralen Korrespondenz", die »nmentlich aus dre Be lästigung des inlernntiouaten Verkehrs hinwies, und schreibt: Es giebt alw auch innerhalb der natioiiall,beraten Partei noch immer Leute, welche von der Vorstellung beherrscht werden, als ob wir im Jahre 1871 Elsaß-Lothringen dem Reich einverleibt hätte», um »den internationale» Verkehr" zu hebe», hier also den Verkehr des Elsaß mit Frankreich. Wir hatten uns der Hoffnung hliiaegcbcn, dab die Ereignisse der lebten Jahrzehnte eine hinreichend deutliche Sprache geredet Hütten, um uns vor dem alten Irrwege zu be wahren, das; wir die grobe internationale Politik den lokalen Gnst- wirtbS- nnd Kirchciithnrm-Jntercsscii unterordnen. Wir haben »ns Elsaß-Lothringen seiner .»seit nicht angeeignet, um ein HcrzrnSbe- dürsnib zu beiriedigkn, sondern auf Grund einer nüchternen Mili tärischen Berechnung: nicht die Liebe zu den Bewohnern der Rcichslande und auch nicht die Belebung deS Grenzverkchrs waren bestimmende Motive, iondern die strategische Erwägung, daß der einsprmgende Wmket bei Wcikenburg gedeckt weiden und in den Festungen Metz und Slraßbnrg ei» starker Schuh gegen französische Invasionen geschaffen werden müsse. Bis 1670 war cs den Fran zosen rin Leichtes, über uns hcrzufallen, sie hatten den Schlüssel -zu unseren Thoren in ihren Tasche». Inden, wir Elsaß-Lothringen Deutschland einvcriribtcn, wurden wir lediglich von den« Gedanken geleitet, diesen Schlüssel in unsere Hände zu bekommen und den Franzosen tue nächste von ihnen zu erwartende Invasion zu er schweren. Können wir daneben i» unseren verwclschie» Laiidslenien wieder das Ehrgefühl erweike», dab stc Deutsche sind, die lange unter einer sie gcringschäbenden nnd verhöhnenden Fremdherrichast gelebt haben, so soll eö uns lieb sein, sehr schnell wird es aber nicht gehe», und das Liebeswerben der früheren Statthalterschaft hat uns darin nicht gefördert. Es ist dabei die Aufgabe außer Acht gelassen worden, zunächst die aus der früheren Zugehörigkeit zu Frankreich überkommenen Beziehungen zu lösen oder doch abzu- schwächcn und dem Lande das Bewnbtiem zu geben, dab die Grenze nicht mehr am Rhein, sondern wieder ans den Vogesen geht. Dazu »mb der Eindruck der Grenze verliest nnd ihre Wirkung verschärft werden. Der Verkehr des Eiiab »lit Teuischtand wird sich in dem Maße beleben, in den: der mit Jrankreich abstirbt. In der Richtung wilkt der Paßzwang, wenn auch noch nicht ausreickenv. Weitere Maßregeln werden solgen »nd müssen dauern, wenn die LoSlösiing des Elsaß von Frankreich svsicmatiich erstrebt werde» soll. In den 18 Jahren, die die Elias; Lothringer dem Reiche angehören, sind sie nnS nicht näher getreten, sie haben nichts gethan, um unsere Liebe zu erwerben, nnd sich gegen unser Bemühen um die ihrige kühl verhalten. Ter Thalsacve, daß in Strabburg cininnl ein dcntschsrcnndlicher Abgeordneter, Dr. Petri, gewühlt worden ist, kan» die nativnaltibcrale Partei doch nicht die Bedeutung eines für unsere Politik bestimmenden Moments beilegen wollen. Bon dieser eine» Wahl abgesehen, hat Elsah-Lothringen sich nur durch erklärte Gegner des Reichs vertreten lasse». Das Deutsche Reich richtet seine Vertheidlgnngsstcllnng gegen Frankreich schließlich so ein, wie cS den Jniereiscn der Gcsammtheit entipiicht. Tie Rcicks- rcgicrnng hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, Frankreich gegenüber keine andere Rücksicht zu »chmen, als die aus die Sicherheit des Reichs. Man hat in Elsaß-Lothringen nichts gethan. um nnsele Zuneigung zu gewinnen, wohl aber Vieles, um uns abznsloßen. Dieses Verhallen hat aui die Dauer nvthwendig emen Einfluß aus die Wege nnd Ziele der deutschen Regierung. Das Reich kann den Elsaß-Loihringern nicht nachlauseu und »in ih,c Gunst werben: seine Politik hat sich daraus zu beschränken, die Maßregeln zu ergreifen, welche zum Schutz unserer Grenze» gegen französische Einfälle erforderlich sind, olme Aiiiehiing der daraus sich sonst noch ergebenden Folgen. Darüber herrscht denn auch unseres Wissens völliges Einverständnis; zwischen dem Statthalter nnd dem Reichskanzler. Wir würden uns secucn, wenn die Organe der nationalen Presse, der liberalen wie der konservativen, diese schwierige» Vechüllnisfe mit weniger Neigung zur Kritik vom lokalen Standpunkte der Reichslande, sondern mehr ans dem Gesichtspunkte der gesanniilen Reiche-Politik henrlheilen wollten. Sie würden sich dann leicht davon überzeugen können, daß wir mit sentimentalen Licbeswerbungc» nm die iranzölieenden Notablen i» den Reichs landen nichts ausrichten. Wenn die elsaß lothringische Bevölkerung uns eiitgegenkvmmcn will, so kann sie sicher sein, osfenc Arme zu finden. Aber dis dahin sind wir bcstigt und verbunden, aus Elsaß- Lothringen keine andere Rücksicht zu nehmen, als die. welche uns der Egoismus der Sclbstcrhaltnng diktirt. Der in .Hamburg an Stelle des »erstorbenen Senators Hahn gewählte Herr Eduard Wilhelm Ludwig Roscher, der nahezu 50 Jahre alt >ein mag. ist ein Veiler des berühmte» Nativnnlöko»vuien Professor Wilhelm Roscher in Leipzig nnd ein Bruder deS A'rika- renende» Albreeht Roscher, welcher 1800 in Ostafrika von Einge borenen crmoidel wurde. Er gebürte von 1888 bis letzt der Bürger schaft an und war von 1871- 81 Mitglied der Finanzdcputativn. Auch wurde er „n Jahre 1883 von der nalionnlliberalcn Parle: als RcichSIagScandidat anfgeslcllt. Tie sür die Berliner Verkehrsverliältnisfc hochwichtige Frage der Verbreiterung der FriedrichSstraßc ist in ein Stadium getreten, aus welchem sie ihrer Lösung in Kurzem cnlgegciigcfübrt werden dürste. Die zur Durchführung der Verbreiterung der Ostleitc der Friedrichsstraße — nnd zwar z» beiden Seiten der Linden bis zur Behreiistraßc ans der einen und bis zur Dorvtheenstraße aus der anderen Seite — nvthigr» Grundstücke sind durch Berkaussrechle gesichert, nnd haben die finanzielle Durchführung die Dresdner Bank und die Bayrische Bcreinsbank übernommen. Bon diesen beiden Banken wird bereits in den nächsten Tagen die betreffende Eingabe beim Magistrale eingcreicht werden und oann die AnSsuhrnng nur noch bon der Geiichmiguiig der städtischen und staatlichen Behörde» abhängig sein. Für die Sache wird die Form eyzer Aktiengesell schaft gewählt werden, und dürste deren Kapital auf 15 Millionen in Aktien nnd Obligationen festgesetzt werden. Bertha Rother, das bekannte -Modell" deS Pros. Graf, steht im Begriff, ihr Glück zu machen. Im Tccppeuflur des Charlotten burger Standesamts befindet sich nämlich folgender Aushang: »Es wird zur aUgrineinen Kenntniß gebracht, daß 1) der Gutsbe sitzer Joses Johann Benedict Earl Edler v. Schroll, wohnhast zu Wien, Sobn des zu Stradiiau lebenden Fabrikanten Josef Edler v. Schroll und dessen Ehefrau geh. v. Limbcck nnd 2) die Bertha Franziska Klara Rother, Sängerin, wohnhaft zu Eharlottenbnrg. Tochter des zu Berlin lebende» Töpfers Karl Rother nnd dessen Ehefrau Auguste Jahnkc, die Ehe miteinander Angehen wollen. Charlottenburg, 20. Juni 1868. Der Standesbeamte Andvuard. Herr v. Schroll ist der Sohn eines der reichsten Großindustriellen Oesterreichs. Bon den streikenden Werftarbeitern des „Butkan" in Stettin haben etwa 250 Personen die Arbeit wieder aiisgeiiommen. Oesterreich. Tie schon vor längerer Zeit anacknndlgte Ver legung der galizischcn Regimenter nach ihren EraänzungSbezirken ist nnnmehr in der Durchführung begriffen. Außer der 2. Inf.» Truppen-Divisio» (3. und 4. Brigade), welche jetzt aus Nicder- Ocslerreich nach Galizien iiiaischirt. werden von dieser Dislocaiion auch zwei im OccnvationSgcbiete stehende polnische Bataillone, sowie das Lemberger 30. Jiisanlerie-Reannent Baron Ringelsheim betroffen, welch' letzteres mit drei Bataillonen bisher die Garnison von Scrajewo gebildet hat. Eö kehren jetzt in: Ganzen 20 galt» zische Bataillone in ihre Heiinatb zurück, so daß das 1. und 11. Corps (Krakau und Lemberg) vollständig territorial dislvcirt sein werden. In der letzten Gemeinderathssitzuna von Wien stellten die anti semitischen Genicinderäthe folgenden Antrag: Bei Vergebung städti scher Arbeiten und Unternehmungen, bei Anstellung öffentlicher Beamten, Lehr«, Ebenso sei den Ir weigern. Gemeint» Dien« sollen Juden ausgeschlossen wecken. ... Aden da» Heimathslkcht ohne Ausnahme zu ver weigern. Gemeindemtb Dr. Richter beantragte unter Hinweis aus die Staatögrunbaesetze den Uebergang zur Tagesordnung, der an genommen wurde. " .... . . unter Fich en verharren 1er kündigen Aus- -crecyilchrr Stimmführer sür nahe bevorstehend an. Der Wiener Schützeuverein veranstaltet in den Togen vom 2. btS 10. September auS Anlaß de» SOjäbriae» Rrgierungsjubi- läuniS Sr. Majestät des Kallers Franz Josef I. ein groß aiigrieg- tes Landes- und JubiläumSIchteßen, zu welchem da» Centralkomitee besondere Einladung an alle deutschen Schützen erlassen hat. Ungarn. Grus Gustav Telrki in Budapest ist plötzlich gestorben. Wie verlautet, hätte sich der Graf auS Lebensüberdruß vergiftet. In der der Margarethentnsel bei Budapest gegenüber liegenden Dampstvalzmühle ist Nacht« ein Brand «um ÄuSbruch gekonrme». Das Feuer griff in rapider Weife uni sich. Um 3 Ubr Morgens stand die Walzmüble noch in Hellen Flammen und dre Gleichen waren um 8 Uhr, Morgens trotz angestrengtester Arbeit noch nicht völlig gelöscht. Der Brand wurde jedoch so weit lokalisirt. daß der neuere Tract der Mühle gerettet wurde. In den, »icdergebrannten Tracte, welcher bereits einmal — im Jahre 1852 — ein Naub der Flammen wurde, waren ungefähr 50,000 Säcke Mehl anfacfpeichert, welche sämmtlich verbräunten. Da« Kesselhaus und das Maschinenbaus konnten gerettet werden. Ei» Mitglied der städtischen Feuerwehr stürzte vom dritten Stock des brennenden Gebäudes aus das Gassen-Trottvir hinab und blieb sofort todt; ein zweiter Feuerwebrmann stürzte vom zweiten Stock in den Hofraum und zog sich lebensgefährliche Verwundungen zu. Ueberdres erlitten ein Feuerwebrmann, ferner drei Arbeiter schwere Verletzungen. no cä >0,000 Gulden betragen. Dä die neue Mühle Nitakt li. daß der Brand gelegt wurde. cn Es ist nicht aus joll ungefähr 4 ist, wird d:e Arbeit In drei Tagen wieder ausgenommen werden. Versichert war die Mühle aus zwei Millwncn. Frankreich. In der Interpellation betreffs der Wahlfälschun gen ui Carcnsjonne erklärte Aba. Flourens m der Deouttrten- kanrmcr, es stehe fest, daß der Maire den gerichtlichen Befehlen Widerstand geleistet nnd Unordnung verursacht habe. Der Präfekt habe mit dem Bürgermeister kompromittirende Beziehungen gehabt. Flourens fragt an, welche Maßnahmen die Regierung in Bezug auf den Präsekten ergreifen werde. Floquet crwrederte daraus, der Bürgermeister von Earcassonne sei krank gewesen und sein Stell vertreter habe die Verhaftung besohlen und damit unklug und un- aesetzmäßig gehandelt. Floquet belobt den Präsekten, dessen Dienste seitens der Regierung anerkannt werden müßten. Wenn die Kammer sich dahin aussprechen sollte, daß die 'Regierung ihre Pflicht nicht gethan habe, so müßte die Regierung zurücktrctcn. Floguct lagt, inan suche die Negierung in Mißkredit zu bringen, bevor inan ihr den letzten Stoß versetze. Er glaube, daß gegen ihn Anschläge geschmiedet werden, aber die Negierung werde kerne Unterstützung als von Seiten der Republikaner suchen und keinerlei Hilfe von einer sich unwürdig benelnnenden Seite onnehnie». Nach der Antwort Floquet's lehnte die Kammer die einfache Tagesord nung mit 33!) gegen 193 Stinimen ab, welche Floquet zurückgewiesen batte und nahm darauf mit 270 gegen 158 Stimmen eine Tages ordnung an, welche das Vertrauen den, Kabinet anSipricht. Die Mniontcit setzt sich aus der Rechten und 3 Boulangisten zusammen, während die Anhänger Fcrry's sich der Abstimmung enthielten. — Die Morgenblättcr betrachten die Situation deS Knbinets als be festigt, wenigstens bi§ zum Zusammentritt der Kammern im Okto ber. Einige Blätter halten diese Abstimmung für einen Selbst mord der Opportunisten, nnd »reinen, der zukünftige Kampf werde allein zwischen den Radikalen und den Konservativen sich absptelen. Boulanger will am Sonntag einem Bankett in Rennes bei wohnen und eine Rede halten. Italien. Zur Reise Kaiser Wilhelms nach Italien schreibt die „Lombardictt: „Der Sindaco von Mailand und der königliche Präfekt sind von Nom aus benachrichtigt worden, daß wabrichein- lich im Herbst eine Begegnung des deutschen Kaisers mit König Huinbert in Mailand stattsindr» werde". Holland. Die nächste» Dienstag znsammenactretene Kammer wird das Bvrniundichastsgesctz, wodurch die Königin Emma zum alleinigen Vormund der Prinzessin Wilhelmine erklärt wird, beratheil. England. Der Minister Ba lwur brachte im Unterhaus drei Vorlagen für Drainage der Becken der irischen Flüsse Shannon nnd Barrvw ein. Er erklärte, diese Vorlagen bildeten den ersten Theil der von der Tvrtncgierung bei ihrem Amtsantritt 1880 ver heißenen allgemeine» Maßregel» zur Enlwickcliing der materiellen Wohlfahrt Irlands. Zn den Kosten dieser Drainagewcrke im Be trage von 000,MO Piund beabsichtigte die Negierung, auS dem britische» Staatsschätze euva die Hälfte beizusteucrir. Die Vorlagen sür Entwickelung der Fischerei, der Eisciibiihuverbindiing und des Baues von Haien würden i» den nächste» Ta, ^.nngei^ eingebracht werden. Die Borlagen fanden überaus seitens der Parnellilen. Das Ministerium Salisbury hat jetzt endlich die verheißenen wirthschaitlichen Maßregeln in Angriff genommen, die bisher stets unter Bernfuug darauf, daß das Land erst zur Ruhe gekommen sei» müsse, hiuausgcschobcii wurden. In London hatien die Verhandlungen in dem Bcrlcumdungs Prozeß begonnen, welchen der frühere irische Abgeordnete Hugh O'Doiincll gegen den Verleger und de» Redakteur der «Times" angestrengt hat. Die „Times" batte vor längerer Zeit in ihren danials vielbesprochenen Artikel» über „Parncllismus und Ver brechen" behauptet, Pnrnell und mehrere seiner Anhänger seien Mitschuldige der Phönixpark-Mörder und hätten »in den Mordplan gewußt, die Mörder versteckt und ihnen Mittel zur Flucht gewährt. O'Donnell verlangt 50,000 Pfund Schadenersatz. Die Verhand lungen dürsten mehrere Worben dauern, da an hundert Belastungs zeugen und gegen 50 Entlastungszeugen zu vernehmen sind. Unter den Entlastungsieuge» befindet sich Parnell, welcher beschwören wird, daß er den von der „Times" veröffentlichte» Schmähbrief nicht geschrieben hat. Sir Morcll Mackenzie hat von London ans die Aufforderung erhalten, sich künftig kincr größere» Zurückhaltung zu befleißigen nnd jede Herausforderung der deutlche» Aerzte nnd der politischen Kreise Berlins zu vcuneiden. Diese Aufforderung soll nach der Rückkehr des Prinzen von Wales nach London erfolgt sein. Darauf mag es zilliickznsuhren sein, daß Tr. Mackenzie sich dieser Tage in Mailand sehr entschieden geweigert hat, Zeitungslierichterstattern irgend etwas mttzuthcilen. London. Der Prinz von Wales präsidirte am 2. d. M. der konststuirenden Versammlung sür das kaiserliche Institut im Marl borongh Hause. Der Fonds beträgt z. Z. außer der von der indo i l en Regierung veranstalteten Sammlung 310,000 Pfd. St. — Am Montag fließen zwei Boote je mit 5 Insassen auf der Themse zusammen und sanken, wobei 3 Personen ertranken. — Betreffs der Stanley Expedition verlautet zuversichtlich, daß sich dieselbe 500 Meilen hinter Aruwhini Camp, in der Richtung von Ktartonm be findet. — In Egypten wurden, wie die Gesellschaft gegen Sklaverei offiziell meldet, im Monat Mai 44 männliche und 65 weibliche Sklaven in Freiheit gesetzt. Die Grsamnttzayl der vom März bis Mai Befreiten betrügt 444- Die meisten Sklavinnen finden in Eairv-Hen» Ausnahme. Rußland Gegen dir Unreinlichkeit in Barbierstuben richtet sich ein Tagesbefehl des Stadlhaiivtinanns in Petersburg. TerEcfchl hat folgenden Wortlaut Friseure häufig in ' liche Sauberkeit, z , . .... schmutzigen Hände bei den Besuchern nicht nur Widerwillen, sondern auch die oft gar nicht unbegründete Befürchtung einer Schädigung ihrer Gesundheit wachruft. Aus gesundheitliche» Rücksichten fordere ich daher die Pristawe auf, die Inhaber von Frisrurlttden zu ver pflichten. in ihren Empfangszimmern Waschnpparale ansznstellen, damit die in ihren Läden angestellte» Personen, ehe sie sich an die Ausübung ihres Handwerks machen, auf Verlangen der Gäste ihre Hände waschen können." (Ist das aber ein vernünftiger Stadthaupt mann.) Es hatte ein Gymnasiallehrer in den russischen Ostserprovinzen ein deutsches Lelebnch sür Schüler der unteren Gymnasialklassen abgefaßt, und nachdem die Lchrertonserenz dasselbe approbirt und zweckentsprechend befunden, reichte der Lehrer das Buch dem Gouvcr- nementscensor ein behufs Erlangung der Erlaubniß zuni Druck. Nach einigen Tagen begab sich alsdann der Lehrer zum Herrn Censor und fragte, ob er das Lesebuch durchaciehen, und ob er den Druck gestatte. Zu seinem nicht geringen Erstaunen erhielt er aber von dem Censor die unerwartete Antwort: „Ja freilich Hab ich Ihr Buch gelesse», aber kann man nicht lassen drucken Buch, weil ist ganz schlechte Buch, ganz unmoralische Buch l" — »Aber erlauben Sie," fragte der Lehrer, -inwiefern ist denn dieses Buck »ninora- lisch?" — Censor: «Ja siäyn Ssie zu Beispiel kdaS Buch ausschla« grnd): i« «den Sn« russisch« Nationalgymne mit eine Vers, (weiter starrt: „Be: Ausübung ihres Handwcrks sorge,r die so gelinge,» Maße fnr die gehörige, ja erfordcr- z. B. beim Rossten, daß der bloie Anblick ihrer blätternd) und irr oben Ssie deutsche Nationalgymne mit drei Verse ? WaS ssoll nu Kinder denken ? Cr muß ssagen: Arme russische Kaiser mit eine Vers, reiche deutsche Kaiser mit drei Verse I Ist das nicht ganz schlechte, unmoralische Begriff?" — Lehrer: «Aber ich bitte Sie, daraus kann doch »irr oder vielmehr meinem Buche kein Vor wurf erwachsen? Sollte ich denn etwa der russischen National hymne »och einige Verse hinzudichten?" — Censor (entsetzt auffab rend): «Aber, mein Gott, das ist doch unmäalich: Das gäht doch nicht! Wie kann man Nationalgymne dichten? Das ist doch Inspiration!" — Lehrer (der kaum »och das Lachen verbeißen kann): «Ja, da weiß ich denn wirklich nicht, wie ich hier beste» kann." — Censor: „Nu ja. das ssage ich äbenl, ich kann auch nicht aelsen. Nu ffäheir Ssie aber alerch weiter i» Ihre Buch: icr oben Ssrc Baden-Baden; paradiesische Thal von waldige Göcn einge schlossen, milde Klima, berühmte Geilquelle rc. und rer (weitcrblätt- ternd) oben Ssie Nowaja Scmlja: grausige Einöde, in E,s und Schnee starrend, nurr Eisbär und Seegund! Nu ssagen Ssie, was ssoll Kinder von Geographie lernen? Muß er wieder ssagen: Arme Rußland, schönne, reiche Deutschland ! Slähcn Ssie, das zeigt schon wirklich Tendenz! Das kann Censur nicht durchlassen, weil das ist ärste Anfang von Nrgilist!" — Lehrer: „Ja, ich sehe schon, cs geht wirklich nicht: wollen Sie so gut sei» und mir mein Manuskript gefälligst zurückgeben!" Serbien. In Belgrad wurden 5l .tzaidncken in die Festung eingebracht, welche de» in letzter Zeit ausgetauchten, bald aber zer streute» Räuberbanden nngebörleii. Amerika. In den de» Indianern zum Wohnort überwiese nen Theilen des Staates Dakota hcnstoe» »ach den Berichleu des Missionspräsidenlen dieses Staates, Bstchos Marth, granenhaste Zustände, die lebhaft an die Schilde»»»!» von „The iamiue" — die Hungersnoth, in Lvngsellvws „Hiawatha" enunern. Der Wohn ort umfaßt nicht weniger als 5000 Seele», Voll- und Halbblut- Indianer, meistens Eliristcn, welche buchsläbstch verhungern, weil die ihnen von der Regierung znlv,»inenden Provisionen seitens ungetreuer Agenten aus die Hüstle rcduzut oder auch gänzlich unterschlagen werden. Die betreffenden Stämme werden als äußerst intelligent und arbeitsfreudia geschildert, aber jede Möglichkeit, zu arbeiten und des Leibes Nahrung und Nolhdurst dem Boden ab »»gewinnen, ist ihnen genommen. Trotz der schlechten Bedienung der Agenten sind diese Indianer verpflichtet, eine enorme Steuer für das von ihnen bewohnte Land (aus welchem sie keinen Nutzen ziehen) zu bezahlen; als ihnen dies in den Jahren 188-5, 1880 nnd 1887 nicht möglich war, pfändeten brutale Agenten ihr Vieh, ihre Ackergeräthe, ja, ihr Saniengetreide, sodaß sic jetzt ohne alle Mittel dasiehe». Und diese Indianer nennen nicht weniger als !> Miltto nen Äcker Landes ihr eigen, die unter einem günstige» Hunmcls- striche liegen und, schlecht gerechnet, einen Bertausswerth von Doll. 2,250,000 haben. Zu diesem Preise wünscht nämlich die 'Regierung seit Jahren das Land zu übernehmen und den Indianern 4 Pcv;. Zinsen (90,000 Doll.) z» bezahle», wodurch dieselbe» aller Roth enthöbe» Wiste» — inzwischen aber stehlen weiße Ansiedler das Land Stück sür Stück, brutale Beamte entreißen den wehrlose» Indianern Gerüche und Vieh und entziehen ihnen die ihnen zu- koinmende Unterstützung Die Zustände sollen gräßlich lein, ganze Familien verhungern. Der Bussel, welcher ihnen in früherer Zcst Nahrung und Kleidung lieferte, ist längst von der Prairie jeneo Landes verschwunden, die Flüsse sind arm an Fischen »nd die Felder liegen brach. Mit wring Erfolg versuchen die Arme» unter der Anleitung ausharrendcr Missionäre vermittelst ausgchöhltcr Pferdehuse zu ackern, bis die ersehnte Hüte von Washington eiutrifst, Julius Vogel, städtischer Kassen-Rendant in Marieilwerder, Westpreußc», wnr, nachdem er ea. 50M) Btt. nnierschiagen hatte, »ach Amerika entflohen »nd trat in New - Aort mit dem Damhscr „Saale" ein. Da die Bundes-Behörden seltens des deutschen General-KvnsulatS ersucht worden waren, ans den Verbrecher zu fahnden, wurde Hilss-Bundes-MarschaU Bmihnrd mit Ausgnirung des Vogel betraut. Es gelang dem Beamte» auch, den Fluchtigen, welcher sich nach Allentown, Pa., gewandt hatte und dort unter dem Namen Otto Hodcr woliitteFdiiigiest zu machen. Vogel wird an die deulscde Regierung ausgelreseu we-rden. Sstd-Asrika Nach einem Telegramm aus Turban griff eine aus Polizeitruppen und eingeborenen Hilssmaiiiischasleir be stellende Streitmacht die Schaar der Insurgenten unter Anführung ihres Häuptlings an und schlug dieselben nach sechsstündigem Kampfe zurück. Die Verluste beiderseits sollen nicht unbeträchtlich sein. Die Engländer hätten unter anderen einen Offizier und zwei höhere Commandircndc der Eutgcborcrrcn verloren. Absissinie» Ter Negus Johann hat care aus drei ortho doxen Priestern bestehende Deputation nach 'Rußland gewndcl, um den Festlichkeiten aus Anlaß des lMsührige» Jubiläums der Ein führung des Ehristenthums in Rußland hcizuwohncri. Tie Deputa tion wird dem Czaeen ein eigenhändiges Schreiben des NcguS überreichen. Feuilleton. ff He-r Tirector A. Kurz ist soeben als Ober-Negiffeur für das W at l n er - T h e a tc r von Herrn Tirector Hascmami verpflichtet worden. Es erschließt sich da Herr» Kurz wicoerum das Arbeits feld, aus dem er sich lange Jahre hindurch so vortrefflich bewährt hat. ff Ein höchst interessantes Gastspiel fleht, wenn die von Di rektor Kurz gcfüvrtcn Unterhandlungen zu einem glückliche» Ende führen, im Nesidenztheater bevor: ein solches von Anna Hu ve r- tand, der ehemaligen Heroine unseres Hvsthcatcrs, welche man seiner Zeit mit großem Bedauern aus dein Verbände unseres Köuigl. Institutes scheiden.iah. Die künstlerische Thatigkei! Anna Haverlands ist im Laufe der Jahre nicht nur während ihrer längeren Engagements, so bei den Meiningern und am Deutschen Theater in Berlin, sondern auch bei ihren zahlreichen Gastspielen rn ganz Deutschland und Amerika, jederzeit von großen Erfolgen begleitet gewesen, namentlich hat sie sich auch als Reeilatorin emen R»t zu erwerben verstände», um welchen ihre Rivalinnen sic mrl st (echt beneiden dürfen. Mit großer Freude erinnert mau sich hier noch des aeiiußrcichen Vortrags der Wvlff'icb.m Dichtungen, welchen die Künstlerin vor 2 Jahren im Hotel de Taxe bot. Jedenfalls wird man die Wetterführungen der Verhandlungen des Herrn Tstcklor Kurz mit lebhaftem Interesse veriolgea. ff Der junge Bariloinst am hiesigen Hosthealee, Herr Dvr- wald, welcher hier schon einige Mal den Heemiser im „Lvhen- grin" gesungen hat nnd als erster Varitouist an das Lübecker Stadttheatcr cngagirt worden ist. torid am 9. Juli i» Rvhlcsers Etablissement in Löbtau ei» Abschieds-Eoueerl geben, bei welchem er u. Ä. auch von der Kvnigl. Hosopernsängcriii Frl. Rciucl mttcr- stützt wird. Herr Dörwald ist in Lödla» erzogen worden, hat dort als Prosessionist gearbeitet »nd nimmt man daselbst an dein jungen stimmbegabten Sänger lebhaftesten Anthcil BillelS sind schon jetzt in der Näumann'sehen Musikalienhandlung. Maricnstraßc. zuentticliuie». ff Eine Verehrerin von Frl. Malten hat genau gerätst!, daß die hochgeschätzte Künstlerin im Lause der letzwcrslosseiicu Saiicm 74 Mal autgeteetc» ist und zwar 30mal Wagner, Omal Gluck, 3mal Weber, 20mal Goldmark, Imal Gvirnod, lmal Mozart und 2mal Kretschmer, lmal Neßlcr und lmal Beethoven. Es geschah dies 5mal als Walküre, 3mal in Siegfried, 4>nal in der Gölte» däinnieruilg, 8mal in Taunlstiujer, 8mal i» Lohcngrin, Omal m den Meistersingern, 2mal in Tristu», 5mai in Iphigenie in Aulis, -»mal in Arinide, 3»ial in Oberon, l lmal in Merlin, »imal in der Saba, lmal in Mnrgarelhe, Imal in der Zanberslöte, zweimal in Fol- kungcr, Imal im Rattenfänger, Imgl in Fidclro. Frl. Mgltc» er hielt an de» 74 Abenden nachstehende Blumenipcnde»: 74 Boi» quets, 31 Blumenkörbe. 76 Lmbcerkränzc. 5 Füllhörner, 5 Kissen, 1 Lyra, 2 Bliimenschilder, 1 Pfeil mit Bogen, I Blumenspcer. I Blumcntächer und 1 Blumcnosterei. ff Von London erging an Herrn Direktor Julius H v i - mann in Köln i» den jüngsten Tagen eine Anstordcrung, in der nächsten Saison (Mai und Juni) entweder im Convent Garde» oder im Her Maicstys-Theatre eine größere Anzahl deulichcr Opern- Aufführungen zu veranstalten. Direktor Hosmau» beabsichtigt daher im Monat August nach London zu reise» und sich n» Ort und Stelle genau zu sifforinirc». ff In Prag fand eine Konferenz des Elieis des deutschen und des czechlschen LandeStheatcrS behufs Erzielung einer den Inten danzen beider Bühnen vorzulegenden Convention statt, wonach de» die Rivalität beider Bühnen auSbeutenden Verlags- nnd Äastivicl- Agenturen das Handwerk gelegt werden soll, da die bis zur Uner schwinglichkeit gesteigerten Taiitnnnc» nnd Gastspiel Honorare die Existenz beider Knnstinstilutc bereits bedrohen. ff In Bordeaux in dem „Theatre des Bonffes Bordelais" brach »mV zwar ani -i. Jiili früh Feuer aus, doch ist lein Menschen leben zu beklagen. Der Schaden wird auf eine Million geschätzt. * Im Starnberger See kand man dreier Tage an der Stelle, wo König Ludwig II. seinen Tod gefunden, einen weibliche» Leich nam. Am User lag ein Regenschirm, darin ein 5 Psg.-Slück. Die Frau batte sich nn Fremdenbuch als PrioatierSsrau aus Münch» einaeschrieben. Sie mag 40-50 Jahre alt gewesen sein. Nr. 187. Seite ». M» Donnerstag. ». Zuli »888
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)