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- Erscheinungsdatum
- 1901-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190103142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-14
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Monat
1901-03
-
Jahr
1901
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Liter gleich 2,«u Mark kommen. Im Ganzen werden an 20,000 Mann 50,000 Liter Branntwein i. W. von 50,000 Mk. ver- ichiinkt. ivkan kann also nicht lagen, daß die Kantinen dem Trunk Vorschub leisten. Lin Verbot de« Kantinenschank« würde .nur die nachtheilige Wirkung haben, die Mannschaften zu ver anlassen, außerhalb der Kasernen, in Lokalen, wo keine wirksame militärische Kontrole möglich ist, ihre Bedürfnisse zu befriedigen; auch wäre zu befürchten, daß der Mann, der jetzt nur ganz mit ßig und gegen billigen Preis sein Gla» Branntwein trinkt, als dann durch gewissenlose Wirthe zu unmäßigem und kostspieligem Alkoholgcnuß verführt würde". — Leipzig, N. März. Zur Leitung der Vorarbeiten für den Bau de« Centralbahnhose« in Leipzig ist, nach dem »Leipz. Tagebl.", Baurath Toller au» Altenburg hierher berufen worden. Da« nach den Beschlüssen der sächsisch-preußischen Eisenbahnkon- sercn; zum Zwecke der Vorarbeiten zu errichtende sächsische Bau bureau tritt mit dem I. April d. I. in« Leben. — Geringswalde, 10. März. Wie leichtsinnig ost mit dem Eide vor Gericht umgegangen wird, beweist folgender Fall. Ein hier wohnhafter 18 Jahre alter Stuhlbauer hatte in einer Strafsache zu Gunsten eine« wegen schwerer Körperverletz ung angeklaglen Kollegen au«gesagl und dafür von der Muller derselben, die zur Zeit krank darniederliegt, zwei Mark erhalten. Jetzt ist der leichtsinnige Mensch wegen Faljcheide« verhaftet worden. — Auerbach, 12. März. Tödtlich verunglückt ist am Sonnabend kurz vor Feierabend unweit Schnarrlanne der Steinbrecher Trommcr. Der Verunglückte, vcrheirathet und Vater zweier Knaben, war im sogenannten Laubberg-Bruckc mit Steinsprengcn beschäftigt, al« ein unvcrmulhet sich lösender Schuß Steine in die Höhe schleuderte, welche ihm den Kopf zer schmetterten. — Uebertretung de« Gesetze« über die Sonntags feier. Ein Gastwirth zu F. hatte geduldet, daß in einer Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zwei junge Leute in seiner Gast stube bi« morgens '/»5 Uhr Billard spielten. Deshalb ist er vom Königs. OberlanvcSgericht zu Dresden in letzter Instanz auf Grund de» sächsischen Gesetze« vom 10. September 1870 über die Sonn-, Fest- und BußtagSfcicr bestraft worden; 8 6 de« genannten Gesetze« verbietet neben dem Kartenspielen und Kegeln ausdrücklich da« Billarespielen in Gast- und Schankhäu sern an Sonn-, Fest- und Bußtagen vor beendigtem VormittagS- gotteSdienste. In seinem Urthcile hat, wie dem „Vogtl. Anz." mitgetheilt wird, da« Oberlandesgericht die Meinung, da« Ver bot gelte erst von dem Zeitpunkte an, zu dem die Menschen da» SonntagSlebcn wirklich begönnen, verworfen, indem e» au-jprach, der Tag müsse von Mitternacht zu Mitternacht gerechnet werden; dementsprechend ist e« zu dem Schlüsse gelangt, da» nach K 6 de« Gesetze« da« Billard-, Karten und Kegelspiel in Gastwirth- schasten aller Art, einerlei wie lange im Uebrigen der Schank betrieb über Mitternacht hinau« genehmigt sei, von Mitternacht zwischen Sonnabend und Sonntag ab bi« zur Beendigung Le« Vormittagsgottesdienstes auszuhörcn habe. Eingesandt. K irchenconcert in Eibenstock. Gewiß denken die Ein" wohner unserer Stadt und der näheren Umgebung noch mit Genugthuung an da« letzte Kirchenconcert unsere« wackeren Kir" chenchorverein« zurück. Um so dankbarer wird man c« begrüßen, daß unter derselben bewährten Leitung am nächsten Sonntage wiederum eine kirchenmusikalische Gabe in unserem schönen und auch für solche Zwecke hervorragend geeigneten Gotteshause ge boten werden wird. Da« 9 Nummern umfassende Programm ist außerordentlich glücklich zusammenaestcllt und abwechselungs reich, sofern nur anerkannt edle musikalische Werke, deren künst lerisch schöner Vortrag freilich zum Theil mühevolle Vorbereit ung geheischt haben dürfte, von Männer- und gemischten Chören, sowie Solostimmen werden zu Gehör gebracht werden, unsere tresfliche Orgel nicht zu vergessen. Auch unsere allbeliebte hei mische Sängerin Frl. Zeh hat ihre Mitwirkung freundlich zu- gesagt. Möge da« anerkannte Streben unsere« Kirchenchorverein» durch zahlreichen Besuch de« einen wahrhast edlen Genuß in Aussicht stellenden Concerie« reichlich gelohnt werden. Sind doch auch die Eintrittspreise so bemessen worden, daß c« auch Minderbemittelten ermöglicht ist, die selten gebotene Gelegenheit zu benützen. Hervorzuheben bleibt überdies, daß der au-führende Verein die Hälfte de« Reinerträge« de» Concerie» wiederum für gemeindliche WohlthätigkeitSzwecke bestimmt hat, nämlich für un sere Gemcindediakonie und für den HerbcrgSfond, und somit für Zwecke, die vielen unserer Einwohner sehr am Herzen liegen und die einer erheblichen Förderung dringend bedürfen. Aas Kelepöon als Detektiv. .Apropos, da wir gerade von Bankdiebcn sprechen," sagte mein Freund Jnkster, der Detektiv, .habe ich Ihnen schon erzählt, wie ich einmal einen mit Hilfe einer Telephonistin gefaßt habe? Rein? Also hören sie die Geschichte!" .Klinglingling" geht e« eine« Tage« in einem Bankhause in Liverpool. »Wer da?" fragt der junge Mann am Apparat. .Mister Silverton von Silverton Sohn u. Comp., PrinceS- Street London," lautete die Antwort .Ist Mister Golden da?" .Jawohl," versetzte der junge Mann. .Ach, rufen Sie ihn doch gleich an den Apparat," fährt Mister Silverton fort. .Hier Golden, wa« wünschen Sie, Silverton?" .Entschuldigen Sic, daß ich Sie stören muß, aber ich brauche Ihren Beistand. Einer meiner tüchtigsten jungen Leute, Cecil Hampton, ist aus Urlaub gegangen, und da in der Kasse eine große Summe fehlt, so fürchte ich, er ist un» durcdgegangen." .Ja, wa« kann ich denn dazu ihun?" fragt Golden. .Unter den Banknoten," erwiderte der Londoner Banquier, .befinden sich zwei Tausendpsundnvten, und da Hampton in den vereinigten Staaten Verwandle hat, so nehme ich an, daß er sich dorthin wenden wird. E« ist sehr wahrscheinlich, daß er in Ihrer Bank vorspricht, Ihnen irgend eine Geschichte erzählt und Sie bittet, ihm für die Banknoten baare« Geld au«zuzahlen." »Aha, ich soll ihn also sofort verhaften lassen?" unterbrach Mister Golden. .Nein, nicht» dergleichen," entgegnete Silverton schnell. .Sie sollen ihn in Ihr Privatkomptoir führen, ihm in« Ge wissen reden und 500 Pfund au«zahlen. Bitte unterbrechen Sie mich nicht. Sagen Sie ihm, er solle da« Land «erlassen und »ersuchen, ein ehrlich»« Leben zu beginnen. Sagen Sie ihm auch, er verdanke e« nur der geachteten Stellung, der sich sein Vater in der Finanzwelt erfreut, wenn ich so gegen ihn «erfahre. Ich wich die Familie nicht wegen de« leichtsinnigen Streiche« ihre« Sohne« unglücklich machen. Sagen Sie mir auch nicht, ich be- gehe eine Dummheit, denn ich bin dem Vater so verpflichtet, daß ich den Sohn nicht in« Gefängnis; bringen lassen kann." »Ist da« auch die Meinung Ihrer Affocie«?" fragte Mister Golden. .Nein, sie wissen noch nicht» von der Sache, doch wenn sie e« Ihäten, so würden sie gewiß meiner Ansicht beipflichten. Ich werde Ihnen die 500 Pfund zugehen lassen, und wollen Sie mich vorläufig, bi« Sie da« Geld erhalten, für diesen Betrag und Ihre etwaigen Kosten belasten." .Schön," erklärte Golden schließlich, .ich werde Ihren Wunsch erfüllen, und, wenn der Durchgänger zu un« kommt, genau nach Ihrer Instruktion handeln. Doch geben Sie gefälligst eine Be schreibung de« Mannes, damit kein Jrrthum vorkommen kann, ich werde dann meine Angestellten entsprechend instruiren". .Besten Dank, lieber Golden," versetzte der Londoner Ban- quier, »ich wußte, ich konnte mich aus Sie »erlassen. Der De fraudant ist ungefähr 5 Fuß 10 Zoll groß, 2b Jahre alt, sieht aber eher wie 30 au«, blasse«, ovale« Gesicht, sehr dunkle« Haar und kurzgeschnittener Bart. Er hinkt ein bischen auf dem lin ken Fuß, weil er sich da« Bein in seiner Jugend einmal ge brochen hat. .Da« ist eine sehr genaue Erklärung, und wir werden ihn daran sicherlich erkennen," erwiderte Golden. .Ich werde Sic anklingeln, wenn er hier gewesen ist, und Ihnen Bericht er statten." „Ach, bitte, thun Sie das nicht," versetzte Silverton, »denn ich fahre heute Nachmittag nach Brighton und werde 1 oder 2 Wochen dort bleiben. Ich werde Ihnen heute oder morgen mit- theilen, wo ich wohne, dann können Sie mir nach der angegebenen Adresse schreiben. Ich danke Ihnen noch vielmals. Adieu." .Guten Morgen, Schluß," erwiderte Golden, und die Unter redung war zu Ende. Mister Golden gab seinen sämmtlichen Angestellten ein ge naue« Signalement de« Defraudanten, und richtig erschien zur Mittagszeit, als e« in dem Bankhause ziemlich still herging, ein Fremder, der einen Commis bat, ihm zwei Tausendpsundnoten in Gold umzuwechseln. „Ich komme von der Firma Silverton und wechsele die Scheine im Auftrage der Firma selbst uw." »Sehr wohl, mein Herr," versetzte der Commis, „wollen Sie gefälligst quittiren." Al« Hampton seinen Namen auf die Banknoten geschrieben hatte, gab der Commis einem Lehrling ein Zeichen und ließ den Chef holen. Bald darauf erschien Mister Golden und sagte, sich zu dem Fremden wendend: „Haben Sie die Güte, sich in wein Privatkomptoir zu be mühen, Mister Hampton, ich habe mit ilmen zu sprechen. Ver suchen Sie aber nicht zu entwischen, denn c« ist ein Polizei kommissar im Hause, der jeden Fluchtversuch von Ihrer Seite verhindern wird." II. Als sich die Thür de» Privatkomptoir« hinter den beiden Männern geschlossen, sank der Fremde auf den nächsten Stuhl und verbarg sein Gesicht in den Händen. „Junger Mann," sagte der Banquier, „Sie sind aus einem schlimmen Wege, Sie haben nicht nur verbrecherisch, sondern au» recht unklug gehandelt. Al« sie der Versuchung nachgaben und die Banknoten entwendeten, da ahnten Sie nicht, daß sie sobald vermißt werden würden. Sie ahnten au» nicht, daß man an die Bank tclephoniren würde, wo Sie die Noten voraussicht lich umtauschen würden, und daß wenige Stunden nach Ihrem Verbrechen nicht nur Sie selbst, sondern ihre ganze Familie ent ehrt und ruinirt sein würde. Sie haben c« nur rem letzteren Umstande zu verdanken, daß Mister Silverton nach ersucht hat, Ihnen diese Rolle mit 500 Pfund in Gold für die Banknoten au«zuhä:;dig»n. Er stellt nur die einzige Bedingung, raß Sie England sofort verlassen und im Ausland wieder ein ehrliche» Leben beginnen. Bleiben Sie dagegen in England, so werden Sie verfolgt werden, und da» Endresultat können Sie sich wohl denken. Nehmen Sie die Bedingung an?" fügte er hinzu. „Ja mein Herr," erwiderte Hampton, .ich bin Nüster Sil verton sogar sebr dankbar. I» emvfindc über da», wa» ich ge- »han habe, ausr.chtige Reue, und mit Hilfe dieser Summe, die ich übrigen» nur al» ein Darlehen betrachte, werde i» mich ehr lich durchs Leben zu schlagen wissen." Mister Golden händigte die Relle dem jungen Manne ein und erhielt dafür die Noten, die er genau mit der Liste der entwendeten Noten verglich, die ihm Mister Silverton telephonisch mitgetheilt hatte. Golden begleitete Hampton bi« zur Thür, schüttelte ihm die Hand und wünschte ihm für seinen serneren Lebenslauf alles Gute. .Sic werden nun fragen, was ich mit der Sache zu thun habe?" meinte Jnkster, mich lächelnd anblickend. .Ja, ich kam auch ganz zum Schluß, und mir war sozusagen der Schlußcffekt Vorbehalten." In dem Telephonburcau saß ein sehr kluge», hübsche», aber auch sehr neugieriges junge« Mädchen am Apparat, da« zufällig die ganze Unterhaltung mit den beiden Banquier« mit angchört hatte. War e« nun wieder Neugier, oder lag dem etwa» andere« zu Grunde, jedenfalls klingelte sie den Londoner Banquier an und fragte ihn, ob er auch Alle» verstanden hätte, al« er sich mit seinem Geschäft-freunde in Liverpool unterhielt. Die Banquier« waren über diese Frage sehr verwundert und erklärten, sic hätten an diesem Tage überhaupt nicht mit Liverpool gesprochen. „Ich muß mich wohl in der Nummer geirrt haben," ver setzte sie schnell, „entschuldigen Sie, daß ich Sic gestört habe!" Dann klingelte sie da« Detektivbureau an, in welchem ich angestcllt war und erzählte die Unterhaltung de» angeblichen Banquier« dem Chef, der lachend zu mir sagte: „Hier haben Sie ja Ihren langgcsuchten Fälscher, Jnkster, und da« verdanken Sie nur der kleinen Telephonistin." „Ich befand mich nämlich kurz vorher in Liverpool, um eine äußerst gefährliche Fälschcrbandc zu verhaften," schaltete Jnkster ein. „Ich richtete mich nach den Angaben der Telephonistin, warf mich in eine Droschke und suhr schnell nach dem Bankhause. Ich kam zur rechten Zeit, denn gerade, al« ich vor der Thür anlangte, trat Hampton herau« und lief mir sozusagen in die Arme. Die Banknoten waren natürlich sehr geschickte Fälschungen, und Hampton wäre sehr anständig bezahlt worden, wenn er 500 Pfund in baarem Golde dafür bekommen hätte, doch vorläufig war c« ihm nicht vergönnt, Len Vereinigten Staaten seinen Be such abzustatten, denn er wurde zu 6 Jahren Zwangsarbeit ver- urtheilt." Hoch Iurenland! Original-Roman von Arnim Betho. (Schluß.) Hinter einem großen Termitenhügel, der ihm vorzügliche Deckung gewährte, machte Louis Bernard endlich Halt. Hier konnte er nun da« ganze Lager vollständig überschauen und nur mit Mühe vermochte er einen Freudenschrei zu unterdrücken. Sie lebten noch, seine Mutter, seine Schwestern und sein jüngster Bruder. Nur Ulrike bemerkte er nicht gleich, doch auch sie war dabei — abseil» vom Lager von einem Soldaten bewacht, hockten die Gefangenen auf der bloßen Erde und starrten stumpsstnnig vor sich hin. Aber diese Freude verdrängte sogleich wieder der Zorn — dem Anscheine nach waren die Frauen gefesselt, mir Stricken aneinander gebunden. „Pest und Schwefel über Euch, ihr Hyänen!" knurrte er. Um die Wachtfeuer herum lagerten die Engländer, deutlich hörte er ihre Stimmen, aber er konnte nicht verstehen, wa« sie miteinander sprachen, denn die verhaßte Sprache war ihm unbe kannt. Gleich wie sein Bruder kurz vor dem Ucbcrsall auf Ge heiß der Mutter die Feinde gezählt, so lhat c» jetzt auch Louis Bernard. .Neun Mann! Haha, der Spaß soll Euch «Heuer zu stehen kommen! Ihr Schufte brennt keine Farm wieder nieder, raubt die Weiber und da« Vieh." Ein scharfer Pfiff, demjenigen eine« Nachtvogel« nicht un ähnlich, erscholl; von den in ausgelassener Freude über die reiche Beute öfter« der Flasche zu'prechcnden Engländern hatte wohl Niemand denselben gehört, e« würde auch keiner von ihnen darau' geachtet haben, denn sie fühlten sich hier in dem Thalkessel so sicher vor jedem Ueberfall und morgen stießen sie zu dem Gros, von dem sie auf Nahrung au«gesanvt worden waren. Der Füh rer der Cavallerieabtheilung sreutc sich schon im Geiste aus da« Lob, va» ihm vom General sicher zuthcit wurde, wenn er mit einer solchen stattlichen Anzahl Rinder zurückkehrte, darum war er der Lustigsten einer und er würde Jeden verlacht haben, der ihm prophezeit, wie nahe da« Vcrhängniß war. Nur Jeremias, der platt auf der Erde lag, dessen Gehör besonder« scharf ausgebildet war und der durch den vielen Ausritt halt in Gotik« freier Natur Laute wohl zu unterscheiden ver mochte, hob den Kopf ein wenig und spitzte die Ohren, dann huschte er leise hinter seine Mutter, der er einige Worte in« Ohr flüsterte, worauf diese erstaunt schien. „Willst Du Dich auf Deinen Platz scheeren, Bengel!" mi diesen Worten und einem leichten Rippcnstcß mit dem Säbel wie« der die Gefangenen bewachende Soldat den Knaben wieder auf seinen Platz. „Wa» hast Du mit dem alten Weib zu tuscheln —" Ein scharfer Knall hinter dem Termitenhügel her unterbrach die Stille der Nacht und mit einem gurgelnden Aufschrei brach der Posten mitten in seinen Worten ab — er streckte die Arme au«, al« juche er nach einem festen Halt — doch die Hände griffen in die Luft — er stürzte zu Boden. Noch zwei Schüsse kurz hintereinander, denen cbensoviele schmerzliche Ausrufe von den um die Wachtfeuer gruppirten Soldaten folgten — drei von den neun englischen Soldaten waren kampjunsähig. Nun kam auch Leben unter die Gefangenen; Jeremia« war c« zuerst, der aussprang und mit einem für einen Knaben seltenen Muth und Entschlossenheit da« Gewehr de« gesallenen Posten er griff und sich gleichsam zum Schutze vor die Frauen stellte. Drei gegen sechs, immer noch eine bedeutende Ucbcrzahl, aber die Engländer, welche wohl eine stärkere Burenmackl ver- muthetcn und bei der eben bewiesenen Treffsicherheit derselben für ihr Leben bangten, streckten die Arme in die Höhe, ein Zeichen, daß sie sich ergeben wollten, und nun sprangen die drei Männer hinter dem Hügel, hinter dem sie sich noch immer verborgen ge halten hatten, aus und schritten mit den Büchsen im Anschlag vollends in da« Lager. Wohl hatte c« den Anschein, al» wollten die Engländer, als sie die drei Männer erblickten, sich zum Wider stande ausraffen, aber die Voraussicht, daß drei von ihnen die« sofort büßen mußten, und ehe die drei anderen zu ihren abseit» zusammengestellten Gewehren gelangten, war der Kampf entschie den — zu wessen Gunsten, die« war gar nicht zweisclhast. Es sand daher au» keiner den Muth, den Anfang zu machen — sie ließen die Buren ruhig herankommen und kurze Zeit darauf waren sic mit den Stricken fest aneinander gefesselt, die die Buren den Frauen abgenommen hatten. — Die Freude war groß, al« die Gefangenen die Männer er kannten. Freuvenrufe erfüllten die Luft, bi« sich endlich der immer vorsichtige und stet« auch bedächtige Pieter van Gapern einmengte und Ruhe gebot. „Und wohn sollen wir nun?" jammerte Frau Bernard. „Kommt nur," tröstete sie Pieter. »Unsere Farm bietet jetzt Raum sür Euch alle und auch für da« Vieh. Wenn der Krieg au« ist, Helsen wir Euch mit aufbaucn. .Ja, wird denn dieser Krieg zu Ende gehen?" fragte Frau Bernhard zweifelnd, denn da« sie betroffene Mißgeschick brachte sie doch etwa« au« der Fassung. »Sei unbesorgt, Mutter," wandte Lout« Bernaro ein. .Wenn wir den letzten Engländer in« Meer gestürzt haben, ist auch der Krieg au«." Trotz ihre« rauhen Wesen« und Charakter« schlägt doch unter dem schlichten Kittel der Buren ein gutmüthige« Her^ Wa« würden die Engländer mit den Gefangenen -ngcfangen haben, die ihnen so übel mitgcspiclt, wie sie den Buren, denen sie ohne Grund da« friedliche Heim über dem Kopfe angczündet hatten. E« war den Engländern auch nicht gleichgültig zu Muth« und sie fürchleien, gelyncht zu werden — aber ihre Befürchtung war umsonst. Wohl hatte man ihnen nicht sanft die Fesseln an gelegt, um ein Entweichen zu verhindern, aber im übrigen geschah ihnen durchaus kein Leid. Freilich, zu Fuß mußten sie neben den Pferden hertraben über Stock und Stein, aber da auch da« Vieh wieder mit zurückgetrieben wurde, ging e« nur langsam von statten. Schlußkapitel. Vertriebe«. Lange hatte Johanne» van Gapern ganz stille aus der Stelle gelegen, wohin ihn sein Freund gebettet. Er sah die Sonne mit gluthrothem Schein hinter dem Horizont verschwinden und ver folgte mit seinen Blicken die seltsamen Wolkengcbilde, die am Himmel hinhuschten gleich gespenstischen Schatten. Wenn er doch hätte lesen können, wa« dort oben über sein Schicksal geschrieben stand — doch verwoben — unentwirrbar — verhüllt der Herr de« Weltall« die Zukunst vor unseren Blicken. Wie hatte er sich auf da« Wiedersehen mit Ulrike gefreut und nun mußte er erfahren, welche« Unheil inzwischen über sie hereingebrochen war, daran hatte er am allerwenigsten gedacht. Er zitterte vor dem Augenblick, an welchem seine Brüder und sein Freund zurückkehren würden mit der Meldung, daß e« ihnen nicht geglückt sei, die Frauen wieder einzuholen und Niemand Auskunft geben konnte, wo sie geblieben waren. Vielleicht waren sie gar in den Flammen umgekommen, e« hatte doch noch gar Niemand in den Trümmern nachgeforscht und von einer inne ren Unruhe verjehrl, wollte sich Johanne« van Gapern schon mühsam ausrichtcn, um selbst nachzusehen, aber e« war unmöglich, er konnte sich nicht vom Flecke rühren. So lange noch da« Tage«licht anhielt, vermochte er seine Ungeduld zu zügeln, al«
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