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Sächsische Volkszeitung : 22.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192503228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250322
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-22
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.03.1925
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Sonntag, den 22. März 1925. Nr. 68. Seite 2 M WM ier WM« StülMSiiüklei findet am Sonntag, den 22. «>rz ,«r mittag» 11 Uhr im Bahnhof Dresden-Neustadt, Speisefaal <Singang durch den Wartrsaal 1. Klasse) statt. Tagesordnung: 1. Rechenschaftsbericht und Neuwahl des Landesvorstandes, 2. Referat über Reichspolltik, S. Reserat über Landcspolitik und Organisationssragen, 4. verschiedenes. den. Da der Kandidat leider nicht überall sein kann, so wird auch Sachsen von diesem Uebelstand betroffen. Sachsen wird von Iarres im ersten Wahlgang nicht be rührt. Der „Tresdn. Anzeig." berichtet diese Bedauerlich- keit, stellt dann aber mit „warmem Herzen" fest, daß Iarres im Falle eines zweiten Wahlganges zuerst nach Dresden käme. Als „Ersatz" für das Nichterscheinen vor der ersten Wahl wird in Dresden eine „große vaterlän dische Kundgebung für Iarres im Zirkus Sarrasani unter „musikalischen Klängen" veranstaltet. Um über die innere Zerrissenheit hinwegzutäuschen, muß sich naturgemäß auch Iarres selbst viel Zwang an- legen und gute Miene zum unangenehmen Spiel machen. In diesem Sinne sind auch seine Reden sowohl in der Berliner Philharmonie wie die gestrige in Breslau zu verstehen. Er geht sehr geschickt an allen Problemen vorüber, spricht sich über die heiklen Dinge sehr unklar aus, damit ihm ja keiner weder von rechts noch von links etwas anhabe und entrüstet sich über die Vorwürfe gegen seine untragbare Rhetnlandpolitik nach dem Ruhrkampf. Wir haben selten so inhaltlose Reden gelesen, wie bei spielsweise die von Berlin, die in der gesamten Rechts presse in pompöser Aufmachung erschien. Damit ist doch wirklich noch nichts positiv Staatsmännisches gesagt, wenn einer mit Vorliebe Uber sein tapferes Verhalten im Ruhrkampf spricht, wenn er von der Lösung der Wei marer Flaggenfrage als von einem „nationalen Verhäng nis" redet. Solche Dinge sollten einem zukünftigen Prä sidenten als zu kleinlich erscheinen, als daß er mit ihnen feine Kandidatenreden zu würzen versucht. Die Anschul digungen gegen seine sogen. „Versackungspolitik" aber vermochte er nicht zu widerlegen. Es wäre ja besser, wenn solche Dinge heute überhaupt nicht mehr zur Sprache kämen, aber wenn sich Iarres zum Vertreter des ganzen Rheinlandes abstempeln läßt, dann hat er auch den Beweis für die Sorge um dieses Rheinland in aller Deutlichkeit zu erbringen. Neuerdings wird von einer gewissen Seite eine Meldung in die Rechtspresse hinein gebracht, wonach Ende Oktober 1923 eine Tagung im Rheinland stattfand, auf der ein prominenter Vertreter der Zentrumspartei die Ansicht ausgesprochen habe, daß äußersten Falles auch eine Loslösung der Rheinlands vom Reich erfolgen dürfe. Im selben Sinne Labe sich ein demokratischer Vertreter geäußert. Leider werden die näheren Umstände dieser Aeußerung und auch keine Namen angegeben. Wir bemerken aber dazu, daß es etwas anderes ist, ob ich die Loslösung der Rheinlande in einem noch zu erwartenden und vielleicht ein tretenden Augenblick, wenn das eiserne Geschick alle menschlichen Bemühungen unerbittlich zerbricht, als un abwendbar ansehe, oder ob ich für einen bestimmten Auaenblick diese Loslösung als eigenes Programm auf stelle. Das ist die Kernfrage. Aber noch weiter: Für Iarres kommt es nicht darauf an, andere zu beschul digen, daß sie auch (wenn auch in einem ganz anderen Sinne) für die Loslösung eingetreten seien, sondern für ihn kommt es auf die Rechtfertigung seines spe ziellen Standpunktes an. Alles übrige ist ein Ab lenkungsmanöver. Das deutsche Volk in seiner übergroßen Mehrheit wird sich in diesem Wahlkampf nicht irre führen lassen. Nur derjenige wird als wirklicher Präsident in Frage kommen, dessen Leben bereits den Beweis erbrachte, daß er eines Präsidenten würdig sei. Diesen Beweis hat der ehemalige Reickskanzler Marx der deutschen Nation erbrackt. Sein Werk war das neue Deutschland, das er dem Chaos der Inflation entriß und es seit 1914 zum erstenmal wieder aufwärts zu neuer Geltung und Autorität unter den Nationen Europas führte. Wer die ses neue Deutschland als sein Vaterland und seine Hei mat liebt, wer seine Kraft f ü r dieses Land in die Wag- sckale werfen wist, der erfüllt am 29. März seine st"ats- biirgerliche Pflicht. I. A. «Sie WMe «Irr!»" Unter d'«!er Ueberschrift veröffentliche» die „Tresdner Nach richten (Nr. 185) die Zulchrift einer „Katholikin", :>I der die katdrlüchc» Wählerinnen anfqefordrrt werden, ja nicht ihre Stimme den, Zentrum zu geben. Tc„n das Zentrum >ei „m>t der reltgionsfemdlichen Sozialdemokratie verbündet". Für d>e Religion aber träte». me>„t diese Katholikin, die Deutsch- nationale und Tentsche Volkspartet ein, also mühte man diesen Parteien sich „ohne Besorgnis" anschließen, wenn auch „von den Kanzeln" den Wählerinnen „der Auftrag" würde, Zentrum zu wählen- Wir können es den „Dresdner Nachrichten" nicht übel nehmen, daß sie diese Zuschrift veröffentliche», tut man doch im Wahlkampf was man kann. Aber sie hätten eine Bemerkung hinznsctzen sol'r>, daß die foanl'che Katholikin im Irrtum ist, wen» '.e meint, am 29. März gelte es eine Partei zu wähle». Sov'.e. uns bekannt, wird an di« em Tage der Nrichöpräfidelnt gewählt, der über den Parteien stehen soll. Dies« Katholikin, Ichwätzt doch bös aus der Schule, wenn sie auffordert, Deutsch- nationale oder Teutlche Vo lksp artet zu wählen — war nicht eben noch vom Reichsblock die Rede? — Nun, wie gelagt, die „Dresdner Nachrichten" hätten das berichtigen mülien. Wrr finden es ganz zutreffend, daß die Wahlparole des Reichs blocks hier in einem Rechtsblatt als Parteiparole gekenn zeichnet wird. In andere» Punkten aber stimmen wir mit der „katholischen Wählen»" in den Nachrichten nicht überein. Zunächst nicht in den Borwürfen gegen das Zentrum. Drei Dinge gefallen der Dame nicht: „Das Zusammengehen mit der Sozialdemokratie", „hie AuSmerznng Gottes aus der Per- fa'sung" und das angeblich ungenügende „Eintreten für christ liche Erziehung". Nun, das Zu so m mengehr n mit der Sozialdemokratie war notwendig, wenn nicht den Links parteien allein die Selmstung der Vcrfalsung überlasse» werden sollte. Tie Linksparteien hatten nämlich» wie die verehrte Katho likin wohl vergessen hat, t„ Weimar mit 296 Stimmen die Majorität. In der so geschaffenen Verfassung 'st mehr von den GruiwlLtzen des ChristentiMns enthalten, als m der alten; wenn auch der Ausdruck „Wir von Gottes Gnaden" (die einzige Erwähnung Gotte» in der alten Verfassung!) am Anfang weg- gefallc,, ist. Gewiß ist es unter der neuen Verfassung noch UM« I» litt sktllZWe« MM Sie Mülle Ml Die Lülmelelie Parts, 21. März. In der französischen Kammer kam es ge stern nachmittag zu noch nie dagewesenen Tumultszenen, als Her- riot in seiner Rede über die neuen Gesetze und den Brief der Kardinale sagte, das Laientum bestreite nicht die Mitwirkung des Christentums an der Zivilisation, besonders in seiner Form der ursprünglichen Reinheit, als es noch nicht das Christentum der Bankiers, sondern das Christentum der Katakomben war. Die Abgeordneten der Mehrheit erhoben sich von ihren Sitzen und be reiteten Herriot eine langanhaltende l>iation. Auf der Rechten würben heftige Protestrufe laut. Herriot konnte nicht weiterreden. Trotz des energischen Eingreifens der Eoaldiener kam es zu einem Handgemenge. Schließlich hob Painleve die Sitzung auf. Die Abgeordneten ver ließen den Saal, teilweise mit zerfetzten Kragen und Krawatten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ging Herriot auf den Inhalt des Briefes der Kardinale ein. Die Behauptung, daß die Ge wissensfreiheit beeinträchtigt werde, se! nicht zutreffend. Er, Herriot verurteile jeden moralischen Druck aus religiösem Ge biete, von welcher Seite er auch immer kommen möge. — Im Namen der Rechten forderte ein Abgeordneter vom Ministerprä sidenten in gebieterischem Tone, die gegen die katholische Kirche ausgesprochenen Beschimpfungen zurück^unehmen. Ohne dies zu beachten, setzte der Ministerpräsident seine Rede fort. Ein Abgeord. neter der Rechten rief dazwischen: „Was Sie sagen, ist ja alles Blödsinn!" Ein anderer rechtsstehender Abgeordneter stürzte sich plötzlich aus die Rednertribüne und beschwor seine Parteifreunde, sich nicht die Beschimpfungen des Ministerpräsidenten gefallen zu lassen. Die Kammer beschloß die Ausschließung dieses Abgeord neten. Die Rechte machte Miene, den Saal geschlossen zu verlas sen. Der ausgeschlossene Abgeordnete besann sich jedoch and er klärte, er werde nur der Gewalt weichen. Der Lärm steigerte sich und die weiteren Erklärungen des Abgeordneten gingen ver loren. Painleve hob darauf die Sitzung zuni zweiten Male aus. Kurz darauf trat eine Abteilung der republikanischen Garde in den Saal. Ein Unteroffizier legte dem Abgeordneten Ferronay die Hand aus die Schulter und führte ihn ab. Die Opposition stimmte darauf stehend die Marseillaise an. Derlrauensvvlttirr für Äerrlol Paris, 21. März. Die Kammer hat gestern nack der Aus sprache Über die Laiengesetzgebung der Regierung mit 327 gegen 95 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen. Es gelangte fol gende Tagesordnung zur Annahme: „Die Kammer verurteilt jeden Versuch, der die Grundsätze der Gesellschaft und des modernen Staatswesens gefährdet, und spricht der Regierung ihr Vertrauen dafür aus, daß sie den na tionalen Frieden durch dis Achiung vor den Gesetzen und Ge wissensfreiheit sichern wird, ebenso -aß sie die Neutralität des Schulunterrichts will und die Aufrechtechaltung sämtlicher Laien gesetze der Republik verteidigt. Sie lehnt jede Zusatzerkiärung ab und geht zur Tagesordnung über." Dik Anfrechterholtung der Trennung zwischen Kirche unH Staat wurde mit 375 «gegen 48 Stimmen gutgehrißen. Der Aus ruf der Kardinale wurde mit 331:30 Stimmen abgelehnt. W ick Sie WWel-Mmz London, 21. März. (Drahtberlcht.) Englisch« Blät termeldungen aus Paris berichten über ein schweres Zerwürfnis zwischen Marschall Fach und der Botschafterkonferenz. Fach hätte in seinem Gutachten zum Berichte der Kontrollkommission lediglich die „Weltgesahr des wiedererwachenden deutschen Vol kes" betont. Die Botschafterkonferenz Hütte aber von ihm prak tische Vorschläge und genau formulierte Forderungen zur Abstel- lung der deutschen Versäumnisse gefordert. Die „Abstellung" der Vorwände der Rhein- und Ruhrbesetzung gebe aber gegen Fachs Problem, und daher liefere er die geforderten Vorschläge nicht. Die Beziehungen der Botschasterkonserenz zu Fach sollen bis zum Bruch gespannt sein. Lord Lurzons Begräbnis London, 21. März. Die Beerdigung Lord Curzons soll nächsten Donnerstag von Westminster Abtet aus, wo am Tage zu vor ein Gottesdienst abgehalten wir-, stattsinden. « Di« Trauer über das Hinscheiden Lord Curzons ist in Eng land allgemein. Mt ihm verliert England einen seiner bedeu tendsten Außenpolitiker und Kolonialpolitiker. — Curzon ist 60 Jahre alt geworden; er war als Sohn eines Geistlichen 1859 geboren, in Kedleston, welcher Ortsname später ln seinen Adels, titel ausgenommen wurde, als Curzon Oberhausmitglied und Earl <1911), dann Marquis <1921) wurde. Ais einer der Sekre täre Salisburys begann er die politische Laufbahn, wurde 1886 konservatives Unterhausmitglied, 1891 Unterstaatssekretär für Indien, 1895 Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, wo er bis zu seiner Berufung nach Indien blieb. In den Jahren 1899 bis 1905 mar er Vizekönig von Indien, und er hat in dieser Zeit den umfassenden Gedanken der Landbrllcke von Aegypten bis Indien konzipiert, die 1918 verwirklicht und in zwischen wieder mehrfach bedroht wurde. Seine Bücher über Persien, Borderasien usw. hatten ihm den verdienten Nus ge schaffen, der ihn zum Chef der indischen Verwaltung befähigte. Im und nach dem Kriege war Curzon unter Lloyd George Mitglied des Londoner Kabinetts, seit 1919 Außenminister. Ge wisse Gegensätze zwischen ihm und Lloyd George ließen seinen Einfluß steigen, als die Koalitionsregierung einem konservati ven Kabinett Platz machte. Bis zu den Dezembcrwahlen von 1923, also dem Sturz der konservativen Regierung, war Curzon der eigentliche Führer der englischen Außenpolitik. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der Reichs- und Kolo nialpolitik. Im Kriege trat er lebhaft für ein Durchhalten gegen Deutschland bis zum Endsieg ein. Ein Freund Deutsch lands war er nicht, doch hat er als Außenminister gegen dis rechtswidrige Besetzung der Ruhr durch die Franzosen gekämpft. möglich geivelen, daß dem Bischof von Meißen der Eintritt in ein-, katholische Schule verwehrt wurde. Aber daß Bischöfe ins Gefängnis gesetzt wurden, wie einst unter der Gottes-Gnaden- Verfassung, das ist doch nach der neuen Verfassung nicht mehr möglich geworden. Wünlchsn Sie, verehrte Katholikin, daß jene Zustände w>ederkehren, in denen deutsche Ordenslente deutschen Boden nicht betreten durften, in denen zur Abhaltung katho lischen Gottesdienstes polizeiliche Genehmigung not wendig war? — Und die christliche Erziehung? Gerade durch das Eintreten des Zentrums in die Regicrungskvalition ist es verhütet worden, daß eine einheitliche Schulreform die konfessionelle Schule in Deutschland völlig beseitigte. Wer hätte die Linksparteien mit ihrer absoluten Majorität in der Natio nalversammlung daran hindern wollen? Daß heute an die Sicherung der konfessionel'cn Erziehung durch ein Rejchsschnl- g'ey gedacht >verde„ kan», 't einzig und allein dem Zentrum zu ban'.e», daS dafür gesorgt hat, daß heute überhaupt „och etwas zum Sichern da pst. T>'e 'Vorchchäge für ein Reichsschulaesetz, die heule dem Ii»icninin>stcr vorlicgc», bauen im wesentuchen ans den Vorarbeiten der Zentrnmssraktion des Reichstages ans. Tie „katholische Wählerin" empfiehl zum Schluß Dentich- nationale und Teutsche Volkspartci zu wählen, also die Partei- kai'.didatur Iarres zu unterstützen. Ter Freimaurer Zai res ist ihr ein besserer Bürge für die Sicherung der chrislx.chen Erziehung a,s der Vorsitzende des Volksvercuis für das katho- c»,'che Teutschland Marx. Ist es der Artikelschreiberin be kannt, daß der R c t chs i n n e n in i n ist e r JarrcS einen großen Teil der Schuld daran trägt, daß die früheren Verhandlungen über das Ncichsschulgesttz nicht vom Fleck gekommen sind? Mi den gegenwärtige» Verhandlungen aber (das Gesetz soll bekanntlich noch vor Pfingsten vorgelegt werden) verursacht die Hauptschwicriglelt das Eintreten der Deutsche» Volks- Partei dafür, daß die S i m u l t a »s ch u lc in de» Staaten, ln denen sie emgeführt ist, uneingeschränkt erhalten bleibt. Noch eine Anfrage; Ist mit der „gegenwärtigen Negie rung, die sogar den Religionsunterricht aus den Schulen ver bannt", das Kabinett Lnther-Schiele-Streleinann gemeint — oder hat die Artilelschr«>berin bei ihrer offenbar unvollkommenen Orientierung über politische Fragen de» letzten Regierungs- ivechstt übersehen? Man könnte hier 'ehr scharfe Worte gebrauchen. Aber wir glauben diese Katholikin, die glücklicherweise eine Spezies für sich darstellt, zu kenne-,. Und wir drücken ihr n»r unser tiefstes Mitgefühl darüber aus, daß d-e uns allen schwer«» Erlebmsst der letzten Jahre ihre Nerven so mitgenommen haben, daß sie nicht nur t»e traditionelle Vertreterin christlicher Grund sätze in der Politik, dir Zentrumspartei, sondern auch oie Gerst- lickkeir der katholische» Kirche mit hysterischen Borwürfen über- haust. 'Lyk. Berlin, 21. März. Der Reichstag trat heute in die zweite Beratung des Gesetzentwurfes Uber die Verlängerung der Fristen der dritten Steuernotverordnung in bezug aus die Auswer tung, die am 31. März d. I .ablausen sollten, bis zum 30. Juni d. I. ein. Reichsjustizminister Dr. Frenken gab namens der Reichsregierung folgende Erklärung ab: Das Reichskabinett hat inzwischen entscheidende Beschlüsse gefaßt. Der Gesetzentwurf wird noch vor der Reichspräsidentenwahl im Lause der nächsten Woche den gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt werden. Die Relchsregierung wird von sich aus in allernächster Zeit eine ein gehende Darlegung der wichtigsten und grundlegenden Bestim mungen des Entwurfs der Oefsentlichkeit unterbreiten. Gegen den Artikel 3 des Gesetzentwurfes würden von seiten der Regierung unter Hinweis auf ein Gutachten des Reichsbank, direktoriums Bedenken erhoben. Dieser Artikel lautet: „Der Wiederherstellung eines gelöschten Rechts zum Zweck der Auf wertung steht der öffentliche Glaube des Grundbuches insoweit nicht entgegen, als ein nach der Löschung eingetragenes Recht nach dem 1. 4. 1925 begründet worden ist. Der Reichstag wies den beanstandeten Artikel 3 an den Aufwertungsausschub zurück. Der übrige Gesetzentwurf wurde in zweiter und dritter Lesung angenommen. Es folgte dann die Beratung der sozialdemokratischen und kommunistischen Anträge auf Sicherung der Wahlsrei he it. In der Aussprache kam es zu lebhaften Auseinander setzungen zwischen dem Abg. Crispien <Soz.) und den Kom munisten. Crispien sagte: „Den Kommunisten sind die Toten gut genug, um Wahlagitation damit zu treiben. Sie sind Lügner und Arbeiterverführer, die mit dem Proletariat nichts zu tun haben". Der Reichsinnen mini st er Schiele wies daraus hin, daß nach der Verfassung die Wahlfreiheit gewährleistet sei. Dieses Recht gelte aber nur für Deutsche, nicht auch für Aus länder. Wer die Polizei angreife, müsse wissen was das bedeutet. Um 7 Uhr vertagte sich das Haus auf Sonnabend. ülmWe des Mim m-Mes <Von unserem eigenen Vertreter.) Weimar, den 21. März. Gestern hat endlich der Landtag die Haushaltpläne für die Rechnungsjahre 1923/24 und 1924/25 verabschiedet. Bei der Beratung der Einnahmekapitel wurden besonders di« Ansätze für Grundbesitz, Schulgelder und Steuern erörtert. Die Linke bemängelte lebhaft die geringen Pachteinnahmen aus den Siaatsdomänen, die in keinem Verhältnis zu den für die von den Domänenpächtern an Kleinsiedler oder Pächter abgetretenen Flächen geforderten Pachtsummen stünden. Trotz dieser offen sichtlichen Begünstigung habe das Land eine unerträgliche Last für bauliche Ergänzungen zu tragen. Vom Landbund wurde demgegenüber erklärt, daß die Domänenpächter Vorkriegspachten noch nicht tragen könnten, da die Betriebskosten im Verhältnis zu den Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse, noch viel zu hoch seien. Bei Berücksichtigung dieses Umstandes seien nur 60 Prozent der Vorkriegspachtsummen rragbar. Zum Kapitel 8. Schulgelder brachte die Linke zum Teil mit Unterstützung der Demokraten ihre alten Wünsche aus Beseitigung der Schulgelderhebung und Einführung der voll kommenen Lehrmittelfreiheit vor. Einen sehr breiten Raum nahm die Debatte über die Steuereinnahmen ein. Von der Rechten wurde über die produktionshemmende Wirkung der zahlreichen und hohen Steu ern geklagt. Die Linke betonte die übermäßige Belastung der minderbemittelten, arbeitenden Schichten durch direkte und in direkte Steuern und die einseitige Befreiung einzelner Zweige z. B. der Landwirtschaft von der Aufwertungssteiler und den sozialen Abgaben. Der Finanzausgleich beschneide di« Einkünfte der Gemeinden immer mehr, während gerade diesen Ausgaben über Aufgaben neu zugewiesen würden. Von der großen Zahl der Entschließungen kamen nur einige zur Annahme. Die Regierung wurde u. a. aufgefor dert. die Schulgesetze bald abzuändern, die ihrer Armier ent kleideten Schulleiter wieder in ihre Rechte einzusetzen und der Förderung der Leibesübungen sowie der Einrichtung einer Lan. desturnanstalt besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Soweit ein Abbau der durch die Auseinandersetzungsvcrträge gesicherten Institute unvermeidbar sei, möge dieser gleichmäßig vorgenom men werden. Vor der Schlußabstimmung erklärten SPD. und KPD. den Gesamtetat grundsätzlich ablehnen zu müssen, da sie einer gegen die von ihnen vertretenen Wählerschichten gerichteten Regierung unmöglich auf diese Weise ihr Vertrauen zum Aus druck bringen könnten. Die Demokraten erklärten ihre Zustim mung In der Hoffnung auf Erfüllung ihrer bisher abgelchnten Forderungen bei der Beratung des kommenden Haushaltsnlanes. Das Etatsgesetz kam dann mit den Stimmen der vereinigte» Rechtsparteien und den Demokraten zur Annahme. Das Haus nahm noch den zum Teil mündlichen Bericht de« Ausschusses über Anträge versclckedener Staatsanmaltsckaften auf Aushebung der Immunität der Abg. Hennicke lDsch. Volk.), Zlm« mermann, Schrever, Beck <Kom.) und Dr. Dinier (Nat.-Soz.) entgegen. In allen Fällen handelt es sich um Vergehen gegen Republikschutzbestimmungen. Der bisherigen Praxis entsprechend lehnte das Haus sämt- siche Anträge ab. da es sich um Beleidigungen Handel«, die di« Aufhebung der Immunität nicht rechtfertigen könnten! Di« national-sozlalistisch-vülkisch-kommunistische Gemeinschaft kantz also In ihrem bisherigen Ton seelenruhig fortfahrenk u » K
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