Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 02.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-02
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.08.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dienstag den ». August 1VL1 «ilchsisv* »rrHVjtn««, «r. IM, Seit« ff Bria«ds Entgegnung Pari«, SO. Jul». (HavaS.) Briand hatte gestern abend eine Besprechung mit Lord tzardinar und teilte ihm den Stand punkt der französischen Regierung nach dem Empfang der englischen Note mit. Briand wird heute Lord Hardiuge eine Note über reichen. in der die verschiedenen Stufen der Unterhaltungen über die oberschlesische Frage nochmals -lttammcnfassend wiedergegeben werden und in der die Antwort auf die hauptsächlichen Ausführungen der britischen Der.flchrttt erteilt w ro. Die Hauptsache sei die Frage, welche Politik Frankreich und Groskritannicn in der oberschlesiichen Frage nunmehr einichlaaen werden. Da» eine sei doch wohl sicher, daß sie beide von der Notwendigkeit überzeugt seien, die Solidarität der Vcrbandsmächte au s engste zu wahren. Deutschland erklärte, nach dem Wo» Kaute de» FricdenSvertra^e» könne di» Entsendung von Verstärkungen nicht erkolgen, wenn sich die VcrbandSmächt« vor her nicht verständigt hätten. Fr an Ire ich könne nicht znc-ebei», daß die Neichsreg erring versuche, es auf diesem Wege von seinen Ver- bilndetkn zu isolieren. ES sei daher unbedingt geboten, Deutschland einen neuen Beweis von der Einheit der französisch-englischen Haltung zu geben. Ter vernünftigste Weg würde darin bestehen, daß noch vor dem Zusammentritt des Obersten Rate» ein gemeinsamer Schritt in Berlin erfolgen würde, durch den die Reichsregierung aufgefordert würde, jetzt schon Maßnahmen zur Beiördcrung französischer oder sonstiger Verbunds- truppen als Verstärkung für Obertchlcstcn zu ergreifen. Sodann würde der Oberste Rat in seiner erben Sitzung diese Frage der Ver stärkungen erörtern; und erst nach Abschluß dieser Frage würde man an die eigentlichen sachdienlichen Beipr chnngen über die Telung OberschhsnnS Herangehen. Diese» Verfahren sei anscheinend auf beiden Seiten des Kanal« angenommen worden. Ein englisch-französisches Kompromiß Paris, 31. Juli. Die HavaSagentur teilt mit: Der eng lische Botschafter hat den Ministerpräsidenten dringend verständigen lassen, dah die britische Negierung sehr gern dem Vorschlag Brian dS zu st im me und ihren Botschafter in Berlin beauftragen werde, sich seinem französischen und itali enischen Kollegen anzuschließcn, um einen gemeinsamen Schritt bei der deutschen Regierung zu unternehmen und dieser mitzuteilen, daß sie sich bereithalten solle, auf jede mögliche Weise den Transport der alliierten Truppen, die die Lage in Oberschlesien in jedem Augenblick erfordern könne, zu erleichtern. Lord Curzon schlägt den 8. August für den Zu sammentritt des Obersten Rates vor, da sich der italienische Ministerpräsident nicht früher nach Paris begeben könne. Lloyd George werde den Sitzungen des Obersten Rates, die, falls der Wunsch der französischen Regierung dahingehe, in Paris stattfinden werden, beiwohnen. Ter Ton der englischen Antwort sei sehr herzlich, und der britische Botschafter habe seine lebhafte Genugtuung darüber ausgedrückt, daß sich die Mißver ständnisse der letzten Tage erklären. Wie Havas weiter berichtet, hat noch am Sonnabend abend der englische Botschafter in Berlin Anweisung erhalten, sich dem bereits erfolgten Schritte des französischen Botschafters an zuschließen. Die französische öffentliche Meinung werde diese erste Verständigung über das einznschlagende Verfahren als Auf takt zur freundlichen Lösung dieser Frage von Grund aus an- sehen. Ter Oberste Rat werde am B. August in 'Paris zusain- mentrctc». Belgien werde eingeladen werden, mkd Amerika werde einen Vertreter an den Verhandlungen teilnehmen lasse». Tie Konferenz werde in erster Linie die Frage der nach Obcrschlesien zu entsendenden Verstärkungen, sowie die Teilung des Ab stimmungsgebiets zu regeln haben. Die Kriegsbe sch u l d i g t e n f r a g e werde sehr wahrscheinlich auch geprüft werden. Tie Frage der Reparationen werde in ihrer Gesamtheit wahrscheinlich nicht ins Auge gefaßt werden, da die alliierten Finanzministcr gleich nach der Konferenz gewisse technische Fragen zu regeln hätten, wie die Verteilung der bereit? von Deutsch land gezahlten Entschädigungssumme, der Vesatzungskosten usw. Ein Hauptpunkt, die Aufrechterhaltung der drei Londoner Sanktionen: Besetzung von Ruhrort, Duisburg und Düssel dorf, die Zollschranken am Rhein und die Ansfuhrabgabe, werde bestimmt angeschnitten werden, doch gehe die allge meine Meinung dahin, daß Entschließungen darüber der Garan tiekommission überlassen werden sollen, die die Ausführung der deutschen Verpflichtungen zu überwachen hat. Befriedigung der Pariser Presse Paris, 31. Juli. Die Par'ser Morgenpcesse spricht sich mtt Befriedigung über das Kompromiß aus, das zwischen England und Frankreick abgeschlossen wurde, nimmt es aber mit Zurückhaltung auf. „Petit Puristen" schreibt: Gemäß dem Versailler FriedenSvertrag haüdle eS sich heute darum, auf der Parte das zu beachten, was als der Wille der oberschlesischen Bevölkerung durch die Volksabstimmung zum Ausdruck gekommen sei. Gewiß müßten die geographischen Erwägungen eine Rolle spielen, aber nur eine untergeordnete. Wenn man sich entschie de» an diese Wahrhei» halte, sei es wahrscheinlich, daß die Ver ständigung ans einer Grundlage ähnlich der, die Graf Sforza vorgcschlagcn habe, schnell erzieIt werde. — Im k: »Echo d» Pari«' schreibt Perttnax. ma» kSm»e nur saaen, dass «an die Fassad» gerettet bÄ«. denn dt« Fraa« bleib« bs- ehen, welch» Kontingente nach Oberschlefien geschicK «nd Wan« dorthin abgehen werben. Heber da» «nglisä^franzöfisch« Kompromiß äußert sich .Oeuvre" befriedigt, «npfinbet aber dock «ine gewisse Beun- rnbignng und wirft di« Frag« auf, ob di» Vertreter der drei alliierten Hauptmächte di« sachlichen Fragen mit Herzlichkeit in Angriff nehmen würde», nachdem man über eine Formfrage so stark auseinander gekommen se>. Es handle sich nickt nur u« die oberschlesische Frag«-, sondern auch um das Pro- b.'em der Sanktionen und Reparationen, sowie um den Konflikt im Orient. — »Ere Nouvelle" bemerkt, Frankreich» Nachbarn seien vielleicht erstaunt gewesen, daß Frankreich an seinen Gedanken festbalte und bei Gelegenheit sie entschieden zum Ansdruck zu bringen verstehe. Sei dies das Ergebnis, dann habe man eS nicht zu bedauern, denn eS scheine doch, daß Frank reich sich in Verdun seine Mündigkeit errungen babe. — Der sozialistische „Popoulaire" vertritt die Meinung, seit gestern sei die Entsendung von Verstärkungen nicht mehr eisig. Im Grunde genommen lägen französische Zugeständnisse vor. .Die Komödie gehe zu Ende. Man möge nicht versuchen, sie noch einmal von vorn anzufangen. Der deutsch-amerikanische Friedensschlutz Paris, 81. Juli. Nach einer Meldung der „Ebttago Tribüne" liegen in Washington Anzeichen dafür vor, dah kick Präsident Harding in der Frage der Heistellnna des Fr-ed-ms zwilchen Deutschlandund den Vereinigten Staaten schneller entschließen werde, als e» die allocmeine Meinung sei. Obwvbl der General anwalt noch nicht seine Ansicht dahin geäußert hat, daß die Pro- klamaüoi» notwendig sei, werde angenommen, daß der Präsident sich überzeugt babe, daß sie erlassen werden solle. Verschiebung der Abrüstungskonferenz Paris, 80. Juli. Der Berichterstatter der „Ncwyork Tribüne" In Waihinaton teilt mit, daß der britische Botschafter und sein fa- panitcher Kollege dem Staatssekretär Hugkn» einen Bestich abaestattet babe, »m ihn zu erinch-n, die vom Präsidenten Harding einberufene Konferenz zn vertagen. Nach gewissen Andeutungen scheint eS, daß die amerikanische Negierung vielleicht gezwungen sein werde, die Konferenz bis zum nächsten Frühjahr aufzuschiebcn. Staaissckrelär Hughes gab die Eiklärung ab, daß daS ehemalige deutsch« Kabel -wischen den Inseln Guam und Map wahrscheinlich den Vereinigten Staaten zugeteilt werden würde- Eine Reise Lloq > Georges noch Amerika? Paris, 31. Juli. Wie dem »New ?)o»k Heratd" aus London berichtet wild, hält man eS sür möglich daß Lloyd George sich demnächst nach Amerika begeben werde. Tic Reise stehe augen scheinlich nrt der Tätigkeit Narthcliftes in den Vereinigten Staaten im Zusammenhang. Als Vorwand werde dienen, daß die Premiers der Tominions vor ihrer Heimk-.hr sick mit Staatssekretär Hughes und Präsidcnt Ha ding über die japanische Frage zu be- spreckcn wünschten. Jmlien »reg n die französischen Fordsrnngen Rom. 30. Juli. Der parlamentarische Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten hat heute in vertraulicher Sitzung teil Außenminister und den italienischen Kommissar in Oppeln Genera! de Marini über Obcrschlesien geböit. Ter General beantwortete d-e an ihn gerichteten Fragen an Hand der Karten und wirtschaftlichen 'latistikm. Toretta setzte die Richt linien lcmcr Politik auseinander und versickerte, JtaOcii habe sich rein realistische Ziele ges.tzt. Er habe die an Jlalien gerichtete fran zösische Aufforderung, neue Truppen zu verschicken, sür Italien abgelehnt und sich auch der französischen Forderung nicht an g e s ckl o s s e», um io mehr als die fran zösischen Truppen b-re'ts in größerer Anzahl seien a!8 die englisch« und italienischen Truppen znsammengenommen. Ein Schreiben des deutschen Ausschusses Breslau, 31. Juli. Ter Deutsche Ausschuß für Oberschleste» hat unter dem 27. Juli dieses Jahres ein Schreiben an die In teralliierte Negier ungs- und Plebtszitkom Mis sion in Oppeln gerichtet, in dem cs heißt: Die Interalliierte Kommission hat in ihrem Ainnestieerlaß be kannt gegeben, daß die angeordnete Räumung mit dem 5. Juli durchgefllhrt und der gesetzmäßige Zustand wiederhergestellt sein werde. Demgegenüber weisen wir auf solgende Tatsachen hin, die wir durch die beigefügten Protokollabschriften und sonstige Urkun den belegen. In vielen Orten üben die Polen noch die gleiche Macht ans, wie während des Aufstandes. Schießereien, besonders des Nachts, und Ueberfälle stark bewaffneter Banden haben sich wiederholt ereignet. Die ordnungsmäßigen Behörden sind an vielen Stellen verhindert worden, ihr Amt wieder zu übernehmen, und Polen, die sich während des Aufstandes Aemter anmaßten, üben sie noch heute aus und erlassen ungesetzliche Verfügun gen. Tie Gemeindewachen, die auf Befehl der Interalliierten Sächsische Volkszeitung — Nr. 175 — 2. August 1021 > > . > Aschenbrödel Originalrvman von Erich Eben st ein Copyright Ivlg by Greirwr u. Comp.. Berlin W- 80. (Nachdruck vcrboien) (6. Fortsetzung.) Aber mit ihn, zugleich war auch Dr. Haiban in den Salon getreten und am Nachmittag hatte ihr Isolde kurzweg crkU, sie habe dessen Bewerbung mir der größten Liebenswürdigkeit zu erwidern, denn Papa wünsche es, und wenn sie seinen Wunsch nicht aus Dankbareit erfüllen wolle, möge sie es wenig stens aus Klugheit tun. Kein Wunsch also, daß Brigitte bei Dr. HalbanS Einc.-it «inen an Entsetzen grenzenden Schreck empfand und zu Tode froh war, als Fritz Hcitzmann flinker als er den Platz an ihrer Seite eroberte. Bei HeitzmannS Huldigungen konnte 'S sich ja doch nur um ein Spiel handeln. lind dann erzählte er ihr von einem, der ihre Eltern ge kannt hatte. Sie erfuhr, daß irgendwo auf dieser Erde noch jemand lebte, der sich sür ihr Schicksal interessierte, der ihre Mutter lieb gehabt und Teilnahme sür deren Kind empfand. Ihr vereinsamtes Herz, das sich wie ein scheues Vöglein bisher vor allen Mensckcn verkrochen hatte, wurde warm und weit. Mit leuchtenden Angen saß sie da, hörte zu und stellte im mer wieder Fragen an Heitzmonn, die er bereitwillig beant wortete, soweit er konnte. Seltsamerweise mußte iic nebenbei immer noch an Elert lenken. Was würde er sagen dazu? O, gewiß — er würd- sich freuen mit ihr, daß sie nun doch nicht mehr so ganz verlassen in dieser großen weiten Welt war. Er war ja so gut; sie hatte eS ihm oster angesehen, dah er Mitleid mit ihr empfand. Auch seine Eltern. Isolde sah nur da? Leuchten ihrer Augen, und wie merk würdig hübsch Brigitte dadurch wurde. Und obwohl sie tat, als beachte sie die beiden eifrig Plaudernden in der Kaminecke gar »sicht, fühlte sie doch ein wildes Pochen in der Herzgegend. Nicht Zorn allein, auch Schmerz und Bitterkeit. Nur me chanisch unterhielt sie sich mit den Gästen. „Mein Bräutigam? Sch ja — es geht ihm gut." antwor tete sie zerstreut auf HalbanS höfliche Frage. Dann beinahe Heftig: „Warum lasse» Sie sich das gefallen, Herr Doktor, daß Ihnen ein anderer einfach den Platz an Brigitte» Sette weg- nimmt? Ich denke, Sie sieben meine Cousine?" Halbem, dem die ganze Zeit über ohnehm nicht Wohl war bei der Cache, zuckte ärgerlich die Achseln. „Ich kann mich doch nicht aufdrangen, gnädiges Fräulein Wenn Ihre Cousine mehr Gefallen an der Unterhaltung mit Herrn Hcitzmann findet. . . ." „Ach was, Sie sind zu schüchtern und bescheiden. Merken Sie sich dies: mit Schmachten gewinnt man kein Franenherz." „Aber was soll ich tun? ' „Erklären Sic sich so bald wie möglich, z. B. gleich heute beim Abendessen, wo Sie Brigittes Tischherr sind." Halbem schwieg und rieb sein eckiges, glattrasiertes Gesicht, während seine runden Fischaugen nachdenklich auf Brigitte ruh ten. Eine dunkle Ahnung warnte ihn, dem Rat zu folgen. Wenn sie ihn abwies, war alles verloren. Und er hatte sich die» Mädchen nun einmal in den Kopf gesetzt — gerade darum viel leicht, weil er merkte daß sie sich dagegen wehrte. Er liebte „schwierige" Fälle — nicht bloß im Berns. Inzwischen wandte er kein Auge von dem junge» Mädchen. Brigitte erhob sich. „Sie müsse vor Tisch noch einmal in der Küche Nachsehen/ entschuldigte sie sich bei Hcitzmann. Draußen atmete sie lief auf. Das Gefühl, nicht mehr stanz so schutzlos dazustehcn wie bisher, hatte Entschlossenheit m ihr wachgerufcn. - - Nein, sie wollte sich nicht verschachern lassen wie eine Ware. Sie wollte überhaupt nie heiraten. Aber es würde sich ja wohl irgend eine Stelle für sie finden, zu Kindern oder als Hausmamsell. Sie wollte mit allem zufrieden sei», wenn sie nur ans eigenen Füßen stehen konnte. Und dazu würde dieser Herr Pevez, den sie sehnlichst ei wartete, ihr vielleicht behilflich sein. Tenn offenen Widerstand konnte sie dem Onkel doch nicht bieten, wo sie ihm sc viel verdankte — und heute wollte st« lieber gar nicht mehr erscheinen. 5. Kapitel. Isolde stand in ihrem hellblauen Boudoir und starrte zer streut a»f die Azaleenpracht, die soeben sorglich vom Gärtner in Moos und Seidenpapier verpackt, durch die Post gekommen war. Ein Billett steckte drin, imrauf in altmodisch kritzeliger Schrift geschrieben stand: „Ein Gruß ans Ottental, der dem lie ben Löchterchen sagen soll, wie zwei sehr alte Leute sich freuen würden, sie bald in ihrer künftigen Heimat begrüßen zu kön nen. HanS und Panline v. Degen. Die junge Braut runzelte die Stirn, schob das Billett bei seite und warf sich seufzend i» einen de» lederen Fanteu'lS Kvmmtsslou gebildet wurden, bestehen 1» vielen Gemeinden nust aus Insurgenten ober zählen zahlreiche Insurgenten zu ihren Mitgliedern. Gewalttätigkeiten aller Art, Plünderungen, Berau-' bungen, Verschleppungen, Mißhandlungen, Freiheitsberaubungen ereignen sich alle Tage, Morde sind an Deutschen verübt worden, Nur ein kleiner Teil dieser Untaten gelangte zur Kennt»!» der Behörden, da viele unter dem Druck des polnischen Terror» nicht wagen, ihre Beschwerden vorzubrüigen und mit ihren: Na men zu decken. Die überreichten Protokolle genügen aber, um ein erschütterndes Bild von den Leiden zu geben, die das ober- schlesische Volk noch heute erdulden muß. Dazu kommt der schwer« seelische Druck, den dt« Furcht vor der Wiederholung des Ans standes erzeugt. Di« im Einverständnis mit der Interalliierten Kommission ein gerichteten LiquidattonSbüros der Insurgenten sind nicht» anderes als Gammel- und Organisati onsbüros für die Vorbereitung eines neuen Auf- stände». Einwandfrei ist beobachtet worden, daß geschlossen« Formationen der Insurgenten noch jetzt die Grenze überschreiten Die überreichten Befehle, die Aufrufe und Hetzartikel der ober- schlcsisch-polnischen Presse, sowie die ganz offen vorgekommencu militärischen Vorbereitungen der Aufständischen zu Zusammen künsten, Musterungen, Nachschüben usw. beweisen zur Genüge, daß man auch heute in polnischen Kreisen nicht darauf verzichtet, dt« politischen Forderungen mit Gewalt durch Ausstände gegen die Interalliierte Kommission durchzusetzen. Es ist begreiflich, daß in dieser Not sich der deutschen Be völkerung große Unruhe bemächtigt. Die Nachricht, daß Kor« fanty, der Mann, der alles Unglück Oberschlesiens verschul det, vom französischen Ministerpräsidenten empfangen wurde, wirkt wie ein Faustschlag. Die Ereignisse der letzten Monate haben das deutsche Volk tn Oberschlesien mit tiefen» Mißtrauen erfüllt. Zahlreiche Vorfälle, auch nach Beendigung des polnischen Auf standes, zeigen, daß französische Soldaten und Offiziere die Auf ständischen unterstützt und sich offen mit ihnen verbrüdert habe», während deutsche Oberschlester von ihnen hart bestraft, beleidigt und mißhandelt wurden. Es haben sogar französische Sol daten gemeinsam mit Polen Gewalttätigkeiten gegen Deutsche verübt. Wir weise»» besonder» auf den Vorfall Lenkau hi». Diese Tatsachen haben die Unruhe zu einer unge heuren Erregung gesteigert. Die orduuiigSliebenbei» Ele mente sind unterdrückt oder verjagt, alle niederen Letdcnschasten sind entfesselt. Die während des Aufstandes von den Insurgenten verübten furchtbaren Verbrechen sind noch un ge sühnt. DaS deutsche Volk in Oberschlesien ist tn seinen höchiie» Gefühlen auf bas tiefste verletzt. Das Wirtschaftsleben ist sehr be droht, die Anarchie nimmt tn der öffentlichen Verwaltung und in den Betrieben gefährlich zu. Sofortige Hilfe tut not. Dazu gehört vor allem, daß die Interalliierte Kommission bet den zu ständige»» Regierungen der Ententein ächte auf rasche Ent scheidung über daS Schicksal O b er sch les ien S dringt. Die Note erinnert die französische Regierung daran, daß nach dem Frankfurter Zwischenfall im April vorigen Jah res Millerand dis endgültige Zusicherung gab, daß die französische Regierung keine selbständige Maß nahme ergreifen werde, die die gemeinsamen Interessen der Alliierten berührten. Die Note drückt dann die Enttäuschung ans, die nicht nur durch die offenbare Absicht der französischen Regierung, vom damals angenommenen Grundsatz abzutveichen, hervorgerufen wurde, sondern auch durch den offensicht-- »ich unfreundlichen Ton der Mitteilung dev französischen Regierung vom Mittwoch. Es widerstrebe der britische»» Regierung, zu glauben, daß ein solcher Ton auch unfreundliche Absichten der französischen Regierung einschließe. Alles, was Großbritanien verlange, sei eine Al lianz, die durch die schrecklichen Opfer der Alliierten znseim- mengekittet wurde und die auf der gleichen Grundlage gegen seitigen Vertrauens weiterbestehen bleibe. Die Note fügt hinzu, Großbritannien habe, um zu diesen» Ziel zn komme», der. fran zösischen Regierung schon viele Zugeständnisse gemacht, und sei bereit, solche auch weiterhtn zn machen. Was aber den Grundsatz der gemeinsamen Verantwortung in Obersch le st«»» anbetrefse und andere Fragen, die die Friedensverträge bö- rtthrten, so sei es Großbritannien durchaus ui»»nö glich, Maßnahmen gutzuheißrn, die unvermeidlich die Grundlage»» der Allianz erschüttern könnten. Die britische Regie rung fühle sich verpflichtet zn der Anfrage, welche Erklä rung die französische Regierung für ihr Verhalten geben wolle. Denn solange diese Frage nicht geklärt sei, sei eS schwer, zu sehen, auf welcher Grundlage die Zusammenarbeit der Alli ierten fortgesetzt werden könne. Pari«, 30. Juli. „Ere nouvelle" schreibt: Die augenblicklich« Haltung der englischen Regierung in der obcrschlesischen Frage sei tatsächlich die Meinung Englands. Die englische Regierung oder Lloyd George handelten, wie man auf der Straße denke. Selbst die Time» und Daily Mail kriilsterten nur Einzelheiten der Kabinetts politik. Di« angelsächsische öffentliche Meinung liebe Polen nicht, sie habe kein Interesse für dieses Land und kein Vertrauen in sein« Zukunft. Jetzt teile nicht einmal ein Teil der öffentlichen Meinung jenseits des Kanals Frankreichs Ansicht und habe diesmal Lloyd George nicht aufgefordert, seine Haltung gegenüber Frankreich zu ändern. die wie die Wände ringsum mit hellblauer, rosendurchwirkter Seide bezogen waren. Das ganze Gemach, im Gegensatz zu dem streng englischen Weißen Schlafgemach nebenan, in französischem Stil gehalten, a-niete koketten Luxus. Bouletischchen, kostbare NippeS, Bilder mit Schäferszenen an den Wänden und am Kaminsiins, blitzende Kristallvasen, die der Oppachsche Gärtner täglich neu mit seltene», Trcishausblüten füllte. ^ Was sollten die duftlosen Azalee»» daneben? llnd die schon öfter wiederholte Einladuirg nach de»» schwiegerväterlichen Gut, das so fern von allem lag, was Isoldes Gedanken beschäftigte'- Ach ja — die Liebe konnte auch recht lästige Seiten habe»» Seit Elert Abreise empfand sie das zuweilen mit leiser Ungeduld. Die Zofe räumt« das Moos beiseite, das die Azaleen »m- geben batte. „So," sagte Isolde, „trage sie nur das ganze Zeug da hin aus. Ich mag keine Azaleen." Sie stand auf und trat vor de» silberumrahinte» Rokoto- sp'.egel, »m die Falten des halsfreien nilgrünen Teekleides zn ordnen, das ihre Gestalt wirkungsvoll umschloß. Schön »rar sie mit den» kleinen funkelnden Brillantster» im blonden Haar und den lockenden Nixenaugen. Jawohl —- und dafür sollte keiner blind sein, auch Frätzchen nicht, da nun einmal Elert nicht da war, um es zu würdigen. Auch späier. wenn sie seine Frau war — ach nein, darin hatte diese Iosei» ja ganz recht, begraben brauchte man sich nicht lassen deshalb. „Schon jemand hier?" fragte sie die Zofe über die Schulter. „Nur der gnädige Herr mit einigen älteren Herren. Sie kamen vor einer Viertelstunde a» und sitzen im Spielzimmer wir gewöhnlich." » » „Einen Augenblick, Papa. Herr Heitzmann will dir eine» Bekannten vorstellen, den er mitbrachte." Herr Oppach legte die Karten, die er eben ausgenommen Hatte, »im zu geben, hin und folgte seiner Tochter in den Salon. „Sennor Perrz aus Mexiko." stellte Heitzmam» vor, ..er brannte schon darauf, Sie kennen zn lernen, Papa Oppach!" Oppach verbeugte sich höflich und blickte dann, während er den Mexikaner willkommenheißend die Hand schüttelte, einiger maßen erstaunt in dar kluge, glattrasierte Gesicht mit den scharf blickenden Augen. „Ihr Interesse ist »nir natürlich sehr schmeichelhaft, Herr Perez, ui»t> ich würde mich freuen, Ihnen irgendwie diene» z« können." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)