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Sächsische Volkszeitung : 24.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-24
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1921
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SK.LL» 20. Jahrg. F«r»»sp»ech«r: «edaktt»» 32723 - Geschäftsstelle 32722 Poslsch-chkout«: Dresde» Ne. 14797 SüMsclw Dienstag. 24. Mat 1S21 . -tedasttto» und Geschäftsstelle: Dessde» - «. IS, Holbelnstrafte 48 volf-relüms «ez«,SP»etS» BieNeltS-riich f«l Hau» 1 n»!t Illustrierter Vesta,« 1S VS a», AnSaaS» » 11 »ik einschließlich Postiestellgeld »te TSchfische »«lkszeitung erscheint an allen Wochentagen nachm. - Sprechstunde der Redaktion: 11 di» 1» Uhr vorm. «»,««««», «nnahme von »eschllft»«,,eigen bi» 10 Uhr, von gtamili«naii»e!gen di» 11 llhr dorn,. — Prei» ftir di« Pettt-Spalt,eile ».40 av. «m «eklameteil i».S« av. Aamilienanzetgen 1.80^. - Für nndeuilich geschriebene, sowie durch Fernsprecher -usg^eben« «»»eigen können wir dt« »erantwortttchkeit für die Richtigkeit de» Lexie» nicht übernehmen Götter-Däininerung - - In den Betrachtungsmethoden der weltpolitischen Vorgänge haben wir in Deutschland bi» zur Stunde »wch nicht diejenige einheitliche Linie gefunden, die notwendig wäre, um mit Nutzen den Gang dieser Dinge zu verfolgen und aus ihrer Entwicklung die entsprechenden, für unser Land notwendigen Schlußfolgerun gen zu ziehen. ES wird eine ungeheuer schwere Aufgabe für alle diejenigen, di» im deutschen öffentlichen Leben stehen, sein, ge- rade bezüglich der Kenntnis von diesen Mitteln und Zielen der auswärtigen Politik die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Erst wenn diese Arbeit geschehen ist. würden wir damit rechnen können, daß so viele Falsch, und Fehlurteile hinsichtlich der Welt- politischen Ereignisse und der Nolle, die Deutschland in ihnen spielt, vermieden werden. Wir machen auch jetzt noch vielfach die Beobachtung, dah Unstimmigkeiten innerhalb der Entente mit unverhohlener Schadenfreude in der deutschen Oeffentlichkeit begrüßt werden. Die Spekulation auf solche Meinungsverschie denheiten. die innerhalb eine» Kollegiums, da» nur durch die ge- meinsamen Kriegsinteressen gegenüber einem gemeinsamen Feinde zusammengehalten war, gar nichts besonders Auffälliges sind, ist eine völlig verfehlte. Und wir müßten immer und im> mer wieder sehen, daß solche Differenzen letzten Endes auf dem Rücken Deutschlands ausgeglichen worden sind. Mit anderen Worten: Deutschland hatte immer wi:der die Folgen solcher Differenzen zu tragen, sei es in Gestalt ver stärkten Drucks, sei es gar durch Auslage erhöhter Forderungen. Wir haben eS- ja nach London gesehen, daß das englische Eni» gegenkommen gegenüber Frankreich in der Form der Zustim mung Englands zu den schroffen Pariser Ansprüchen erkauft worden ist durch die Preisgabe sehr gewichtiger und bisher eifer süchtig gewahrter Interessen Frankreichs weltpolitischer Natur. Dieses Entgegenkommen Englands hat nun die franzö- fischen Nationalisten noch um vieles begehrlicher gemacht. Die Nolle, welche die Franzosen gegenwärtig in Oberschlesien spie len, ist dafür genügend Zeuge. Die Annahme des Ultimatums durch Deutschland bedeutete für diese französischen Nationalisten einen herben Schlag, da alle ihre Vorbereitungen zur Besitz- «rgreifung und Ausnutzung des NnhrrevierS hinfällig wurden, »er Ingrimm über diese Entwicklung der Dinge gab sich ganz Unverhohlen in Frankreich kund. Um die Aufmerksamkeit von diesem offenbaren Fehlschlag der französischen Politik abzulen» ken, betreibt Frankreich in Oberschlesien eine Katastraphenpoli» tik, die, wenn nicht alle geschichtlichen Erfahrungen täuschen, zu einer völligen Wandlung der Grundlage der seitherigen Weltpolitik zu führen geeignet sind. Wir stehen weltpolitisch vor einer Götterdämmerung, um nicht zu sagen Götzendämmerung l - Das Antlitz der Weltpolitik hat sich seit 1914 völlig ver- schoben. Für absehbare Zeit ist Deutschland aus dem Konzert der Großmächte verdrängt. Tonangebend für die Weltpolitik der Gegenwart und einer Wohl noch wetteren Zukunft wird das bri tische Imperium sein. Das weiß man auch in Frankreich. Dar um legt man dort alles darauf an, wenigstens Frankreichs Vor herrschaft über das kontinentale Europa zu sichern. Frankreich will dieses Ziel nicht nur mit politischen, sondern auch mit mili tärischen und vor allem wirtschaftlichen Mitteln zu erreichen suchen. Daher sein Bemühen, um jeden Preis des NuhrgebietS sich zu bemächtigen, um damit nicht allein einen starken Pfabl in da» politische Deutschland einzubohren, sondern durch die Be sitzergreifung der Kohlenfelder der Ruhr eine, in Verbindung mit dem Besitz der lothringischen Erzfelder unbezwi»gliche kon tinental-europäische« Wictschaftsherrschaft aufzurichtcn. England hat Frankreich in diesem Bemühen viel Spiel- tzam» gelassen. Ein anders orientiertes Reich, das seine Poli tik klüger und vor allem auf die Pshche der freu,den Völker besser einstellte, würde sich diese damit gegebenen Trümpfe in einer hervorragenden Weise zunutze zu machen verstanden haben. Frankreich konnte und kann das nicht, weil cs nicht eine Politik des Verstandes, sondern eine Politik des Hasses und der Rache betreibt. Nun aber, schneller als es sich wohl alle Weltpolitiker träumten, ist der Zeitpunkt gekommen, in welchem Frankreich die Bremse durch dasselbe England angelegt wird, das dieses Frankreich dem besiegten Deutschland gegenüber so ziemlich aller Fessel» entledigte. England hat wohl ein Interesse daran, Frankreich so stark auf dem Kontinent zu wissen, daß eS als eng lischer Vorposten in Kontinental-Europa wirken und somit an- dererseits England Bewegungsfreiheit für seine überseeische»« Aktionen geben könnte. Aber England hat nie und nimmer ein Interesse daran, Frankreich eine unbestrittene Vorherrschaft aut dem kontinentalen Europa einzuräumen. Frankreich möchte jetzt über alle Schranken hinweg seine Politik gegenüber Deutschland durchsetzen, es ist von einem Selbständigkeitsgefüht befallen, das an Anmaßung und Hochmut grenzt, und glaubt, wie gerade die Entwicklung in Oberschiesten zeigt, über alle eng lischen Eiiiwcriduiigen hinweggehen zu können. Die ernsten Mahnungen, die Llovd George gegentiber diesen Auswüchsen <dcr französischen Politik aussprach, sind von einer viel weiteren Be deutung, als man sie Im Augenblick einzuschnhen geneigt ist. Englands Interessen liegen sicherlich nicht in erster Linie auf deni Festlands. Die Annäherung, die England an Amerika und selbst an Japan betreibt —> England trägt sich sogar mit dem Gedanken des Abschlusses eines neuen Bündnisses mit Ja pan und der gegenwärtige Aufenthalt de» japanischen Kron prinzen in London soll diese Entwicklung einleiten, — hat schon feste Formen angenommen und England »nacht auch gar keinen Hehl aus solchen Zielen. Aber gerade weil England den Blick über da» Meer gerichtet hat, kann eS nicht dulden, daß in seinem Rücken in Europa immerfort Brand- und Unruhherde, wie dir oberschlestsche, die polnische und die RnhrgebietSfraae. sich auf- tu», die ein« Inanspruchnahme und damit eine Bindung der englischen Politik dem Festlande gegenüber bedeuten und damit andererseits keine Kraftentfaltung üver See hemmen. Die fran zösische Politik von heute ist nichts anderes, als der Vorläufer zu dem Versuch, gegebenenfalls gegen den Willen seiner Verbün deten, also mit Gewalt. Frankreichs Vorherrschaft über den euro päischen Kontinent zu etablieren. Wen» man sich diese Dinge tznd Zusammenhänge vor Augen hält, wird man erst den tieferen Tinn der Llohd Georgeschen Warnungen an Frankreich verstehen. Die GütterdärWerung, die Götzendämmerung hebt ant Kr. .4 Der erste Kriegsbeschädigten - Prozeß (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VolkSzrttg.") Leipzig, 24. Mai. Vor dem Strafsenat des Reichsgericht» begann gestern die Verhandlung gegen den ehemaligen Unteroffi zier Karl Heyne» in Barmen, dem zum Vorwurf gemacht wird, im Gefangenenlager von Herne englische Kriegsgefangene mißhandelt zu haben. Heynen war schon zur Zeit seines Kom mandos einmal zu 14 Tagen Mittelarrest verurteilt worden, weil er sich Ueberschreitungen in diesem Sinne hatte zuschulden kom men lassen. Obwohl diese Strafe infolge eines Amnesticerlasse» schon getilgt war, mußte sie doch infolge des von der Entente, veranlaßten neuen Gesetzes wieder herangezogen werden. Der Präsident des 2. Strafsenates Dr. Schmidt leitet die Verhandlung. Die Anklage wird von Oberreichsanwalt Dr. Mayer und vom Reichsanwalt Dr. Felsen berger vertre- ten. General Fransecki aus Freiburg i. Br. ist als Sach verständiger nach Leipzig gerufen worden. Der Lektor für Eng lisch an der Universität Leipzig, Dr. Peters, versieht das Amt eines Dolmetschers. Der Angeklagte wird vertreten durch die Rechtanwälte Dr. D i t r e n b e r g e r - Leipzig, von Förster- Großlichterfelde und Küppers-Düsseldorf. Ferner sind er- schienen der englische Generalanwalt Pol lack, die Staatsan wälte Getty und WootS, ferner als Vertreter des englischen Kronanwalts Hume William. Vom Neichsjnstizmimsteriu»! ist Geheimrat Werner entsandt worden, vom Auswärtigen Amt von TippelSkirch und vom Kriegsministerilini Oberst leutnant Fleck. Scho» vor Beginn der Verhandlungen war der Zuhörer- raum des Sitzungssaales stark überfüllt. 80 deutsche und aus- ländische Pressevertreter sind anwesend. Zur Person gibt der Angeklagte an, das; er Vater von neun Kindern sei und daß er von seinem Arbeitgeber die glänzendsten Zeugnisse erhalten habe. Der Präsident bringt mit erhobener Stimme zum Ausdruck, daß es die Aufgabe der Richter sei, zu ermitteln, ob die einzelnen Angeklagten schuldig a» den ihn »i zur Last gelegten Verbrechen sind. Zu politischen Erwägungen sei hier keine Gelegenheit. Daraufhin verliest Dr. Schmidt dre dem Angeklagten zur Last gelegten Vergehen. Nach diesen soll derselbe Kriegsgefangene mit Stockschläg-n und Fußtritten miß handelt haben. Ferner soll er die Beschwerden, die die Gefan genen an ihn richteten, unterdrückt und verhindert haben, daß sich Leute krank meldeten. Demgegenüber wirft der Angeklagte Frankreichs Note über die oberschlesischen Freikorps In den letzteil Tagen hat zwischen dem deutschen Reichs kanzler und den» französischen Botschafter Laurent ein Notenaus tausch über die Bildung von Freikorps in Oberschlesien und die zu ergreifenden Gegenmaßnahmen stattgefundei». Die Note des französische» Botschafters vom 19. 9. lautete folgendermaßen: Herr Reichskanzler! Ew. Exzellenz hat mir gestern (am 18. ) von den Maßnahmen Kenntnis gegeben, die das Reichs- wehrininisterium getroffen habe», um die Bildung von Freikorps zu verhindern, die das NeichSverkehrSministerini!« verfügt hat, um jegliche Beförderung von Freiwilligen und Waf fen nach Oberschlesien zu untersagen. Nach den mir zugegange- nen Informationen sind diese Maßnahmen zu spät getrof fen worden, um das Eindringen bedeutender bewaffneter Kon tingente von außerhalb nach Oberschlesien zu verhindern. Die in der Gegend von Krenzburg unter Befehl v. Arnim vereinig ten Freikorps sollen mehr als 8900 Man» zählen. Gleichfalls wird die Anwesenheit der Freikorps v. Aulock bei Oppeln und Schmidt bei Krappitz gemeldet. Die Gruppe Na- tihor, die eine» täglichen Bericht veröffentlicht, soll über 9000 Man» und mehrere Kanonen verfüge». Die erste Maßnahme, die diese Lage, gebieterisch erheischt, ist die strenge Abschließung der Grenze zwischen dem deutschen Gebiet und dem Abstimmungsgebiet durch die deutschen Behörden. Die pol nische Regierung hat bereits einer derartigen an sie gerichteten Auffvrderung entsprochen. In zweiter Linie wäre ich Ew. Exzellenz dankbar, wenn Sie die zuständigen Be hörden aiiweisen wollte», der Interalliierten Kommission d>e Aufgabe der Lebensmittelversorgung zu erleichtern. Schließlich muß ich erneut darauf bestehen, daß die Reichsbank ausgefordert wird, unverzüglich die zur Bezahlung der Arbeite» notwendigen Fonds »ach Oberscblcsie» zu eniseuden. Nach den Angabe», welche die Legationsräte Richard Meyer und Molise gestern abend dieser Botschaft gemacht haben, soll diese Sendung an die vielfache Bedingung geknüpft sein, daß die Kommission die pekuniäre Verantwortung für die Bewerkstelli- gung ihrerseits übernimmt und daß die Zahl auf gewisse Be triebe beschränkt werde, die nach Ansicht der deutschen Vertreter der Kontrolle der Insurgenten entzogen sind. Dieser Einspruch ist mit dem Buchstaben und Geist unvereinbar, wonach die RegieruiigStomimssio»! als Vertreterin der alliierte» Machte die ausschließliche Verantwortung für die Aufrechtechal- tung der Ordnung trägt. Unter diesen Umständen ist die deutsche Regierung gehalten, sich auf die Kommissio» zu verlassen, die Beförderung und die Verteilung der Fonds nach ihrem Ermessen sicherzustellen. Würden die verfallenen Löhne weiterhin zurück- bchalteu werden, so würden Sie sich schwerlich dem Vorwurf ent- ziehen können, die allgemeine Wiederaufnahme der Aroe>« un- möglich zu machen und die Anarchie zu verläuger», wen» sie die Ksn,Mission zu unterdrücken bemüht ist. Indem ich im Aufträge meiner Regierung di« Ausmcrk- sanikeit Ein. Exzellenz aus diese verschiedenen Punkte lenke, zweifle ich nicht, daß Sie diese i» dem versöhnlichen Geiste prü fen werde», von dem ihre Politik getragen ist und mit dem Wunsche dazu beizuiragen, daß ein Herd von Unruhen anSg" löscht wird, der für den allgemeinen Frieden besonders gefähr lich ist. Genehmigen Sie usw. gcz. Charles Laurent. Die deutsche Antwort auf die Note de» franzöjischen Botschafters in Berlin vom 10 Mai lautet: Herr Botschafters Tw. Exzellenz hat mir mit der Note vom 19. d. M. die «usfassung der französischen Regierung über ge «in, dah sich unter den englischen Gefangenen renitente Ele- mente befunden hätten, die nicht nur ihre eigenen Landslcutc. sondern auch die Kriegsgefangenen anderer Nationen ausgewie gelt hätten. ES sei unwahr, daß er die Gefangenen- durch Schläge mit dem Stock oder gar mit der Waffe mißhandelt habe. Der Vorwurf, er habe den geisteskranken Kriegsgefangene» Crosz, der sich über und über besudelt hatte, mehrere Stünden unter die kalte Tusche gestellt, müsse von ihm entschieden zurück gewiesen werden, da er in diesem Falle genau nach seine» In struktionen gehandelt habe und die Zeit der Tusche eine Minute bestimmt nicht überschritten habe Bei der folgenden Vernehmung der englischen Zeugen sagt der Zeuge John Parrh zum Fall Crosz, daß er nicht angcben könne, wann und wo er festgestellt habe, daß Crosz geisteskrank geworden sei infolge unmenschlicher Behandlung, da dieser gleich nach dem Vorfall cn,S dem Lager entfernt worden sei. Sämtliche Zeugen bringen einstimmig zum Ausdruck, daß sie auf Verab redung hin die Arbeit verweigert hätte» und daß sie gestoßen und geschlagen worden seien. Auf den Einwurf eine« Zeugen, oaß der Angeklagte stänoig einen Revolver bei sich gehabt habe» ruft der Angeklagte erregt, daß er, sollte sich diese Aussage be wahrheiten, seine Frau und Kinder nie Wiedersehen »volle. Dar aufhin formuliert der Zeuge scline Aussage dahin, daß er nie einen ..Revolver in der Hand des Angeklagten" gesehen habe. Nach Vernehmung dieser Zeugen folgt die Verlesung der Prozeßakten des Militärgerichts, denen znsolge der Angeklagte zu 14 Tagen Mittelarrcst verurteilt worden war. Daraus ergab sich, daß der Angeklagte von seinen militärische» Vorgesetzten immer die besten Zeugnisse erhalten Kat und das; er nur im Falle der Arbeitsverweigerung Gefangenenmißhandlung sich batte zuschulden kommen lassen. In der folgenden Verlesung dec Akte» des Londoner Polizeigerichts ergaben sich keine neuen Merkmale, nur zu bemerken ist die Aussage des Zeugen Gots» hart», in der gesagt wird, daß die ersten Spuren von Geistes krankheit sich nach der vom Angeklagten angssetzten Wasserbe handlung gezeigt hätten. Der Zeuge Burrage gibt ferner an, dah auch in den englischen Gefangenenlagern ArbeitSverweige- rnngen von deutschen Gefangenen aus der Tagesordnung gestan den hätten, daß es aber nie zu Mißbandlungen dieser Leute ge kommen sei. Der Zeuge Smart behauptete, das; die Gefan genen, die sich nicht einkleiden lassen wollten, acht Stunden auf dem Hofe stehen mußte». Die Verhandlung wird heute fortgesetzt, und zwar beginnt die Verhandlung der Vernehmung der deutschen Zeugen. « wisse Oberschlesien berührende Fragen übermittelt. Ich benutze gern jede Gelegenheit, um durch Erörterung mit dem in Berlin beglaubigten Vertreter der beteiligten Regierungen die Mög lichkeiten zu erschöpfen, den Brandherd in Ober sch te sten zu beseitigen, dessen Fortbestehen, wie Ew. Exzellenz mit Recht anssühren, den allgemeinen Frieden aufs schwerste ge- fährdeu muß. Ew. Exzellenz hat ans den Maßnahmen der deut schen Negierung ersehe», daß diese die Bildung von Freikorps auf deutschem Gebiete und den Neberiritt von nichtbesetzten deutschen in das besetzte Gebiet nicht dulde». Etwas ganz an deres ist der Selbstschutz, de» die au Leib, Lebe» und Eigentum aufs höchste gefährdete Bebölkeruug OberschlesienS in Ermangr- lung jeglichen Schutzes durch die srauzösischen Truppen und i n berechtigter Notwehr gegen polnische Insur genten von sich aus zu bilde» genötigt war. AuS diese» aus dem Zusammenschluß der Bebölkeruug herborgegangcnen Selbst schutz in einein Gebiet, das der Verwaltung der Interalliierten Kommission untersteht, hat die deutsche Negierung keinerlei E i n flu ß. ..Die deutsche Negierung hat über die bisher ge troffenen bekannten Anordnungen hinaus aber Anweisuugeu er teilt, daß die zur U e b e r w a ch u » g der Grenzlinie des besetzten Gebietes auf deutscher Seite vorhandenen Ticherheiis- organe wesentlich verstärkt werden. Ew. Exzellenz erwähnen, die polnische Negierung habe der Aufforderung zur Sperrung der Grenze entsprochen. Demgegen über habe ich die Ehre, festzusleneu, daß eine Verfügung der polnischen Regierung vielleicht ergangen sein mag. daß dir Grenze aber tatsächlich völlig offen steht und tag täglich der Uebertritt von polnischen Soldaten, sowie der Nachschub von Munition und Materialien jeder Art ftir die Insurgenten erfolgte. Aus der Menge des hierüber vor liegenden Materials erwähne ich mir einen Vorfall, der sich in de» letzte» Tagen ereignet hat: In dem noch im Machtbereich der Interalliierte» Kommission befindlichen Kreise Kreuz- b u r g haben in der Nacht zum 20. Mai 2 9 0 bis 800 Polen die Grenze überschritten und den Ort Costa» ange griffen. Auch hier mußte der anwesende örtliche Selbstschutz ciugreifeii, um das Lebe» friedlicher oberschlesischer Bürger zu schützen. Der Angriff konnte unter wenigen Verlusten abge schlagen werde»«, nachdem die cingcdruugencu Polen bom Dorfe ein Gehöft in Brand gesetzt hatten. Die Leiden, welche die un glücklichen Bewohner von den mit grausamsten Raffinement vor- gehenden Banden zu erdulden haben, sind unbeschreiblich. AuS der große»« Aiizahl von unerhorieu Vorfällen sei hier nur an die vor wenigen Tagen durch die Polen erfolgte Mis;> Handlung der beiden Ingenieure Winckler und Tebbe in Fne- denßhütte erinnert, die in der Turnhalle über ein Pferd gelegt und in i t Peitschenhieben bis zur Bewußtlosig keit geschlagen, daun wiederholt durch Erfrischunge»« zum Bewußtsein gebracht und daraufhin weiter geschlagen worden sind, so daß sie hoffnungslos daniederliegen. Die deutsche Re- giernng ist ständig bemüht, Mittel und Wege zu finden, um die unbeschreibliche Qual der oberschlesischen Bevölkerung zu mil der». Sie ist in Nebcreinslimmnng mit Eurer Exzellenz grund sätzlich bereit und gewillt, in jeder praktischen Weise auch durch Lebensmittel- und Geldsendungen die Lage zu erleichtern. ES besteht jedoch »ach der übereinstimmenden Ansicht aller Beteilig, ten. sogar der unmittelbar betroffenen Kreise in Oberschlesien die objektive Unmöglichkeit für die Gewähr, das; Geld oder Lebensmittel tatsächlich in die Hände der wirklich Emp fangsberechtigten gelangen und nicht dem Zugriff der Jnütssgen- ten unterliege,«. Der Präsident der Interalliierten Ko,»Mission verfügt wenige Kilometer hinter Oppeln über keinerlei Macht» befugniise mehr und ist nicht in der Lage, seine etwa gegebenen Garantien in die Tat nmzusetzen. Auch die von ihm ausgestell ten Bescheinigungen haben bet den polnischen Insurgenten, di.
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