Volltext Seite (XML)
Saarrevier zur weiteren Behandlung: hierbei sahen di§ Nationalliberalen auf der Anklagebank. Es gehört zur Ge schichte der parlamentarischen Interpellationen, daß sich durch diese Anfragen stets die Regierung als Angeklagter fühlt. Sie muß dem Parlamente Rede und Antwort stehen, die Parteien aus dem Hause begnügen sich mit der Dar legung ihrer Ansichten. Bei der Interpellation über die Wahlbeeinflussung im Saarrevier war dies jedoch anders; da nahmen sofort die Nationalliberalen auf der Anklage bank Platz: kein Mensch, kein Parlamentarischer Staats anwalt l>atle sie dorthin gestellt. Tie Anfrage ging ledig lich an die Regierung, für die der Handelsminister zu ant worten hatte. Aber sofort fühlten sich die Nationalliberalen getroffen: mit der unruhigen Hast, die ein schlechtes Ge wissen verratet, stürzten sich die Abgeordneten Tr. Röckling nnd Tr. Friedberg auf diese Ansrage und überboten sich in Reinigungsversuchen der Saarbrückener Bergbehörden. Während Minister. Möller eigentlich die Vorkommmnisse sehr scharf tadelte und für die Wiederkehr die scl-ärsste Strafe in Aussicht stellte, auch mildernde Umstände für das Verhalten der Behörden ins Held führte, gingen die beiden genannten Redner sogar soweit, das; sie eine Beeinflussung gar nicht zugeben wollten. Minister Möller lies; den Mohre» schwarz lanien, aber die Nationalliberalen suchten ihn weis; zn waschen, was natürlich nicht gelang, obwohl k-eute Tr. Friedberg ans Hilger ein hohes Loblied an- stimnite. Ter Abgeordnete Huchs hatte sehr zntresfend aus- geführt, weshalb gerade die nationalliberale Partei sich dieser Bevorzugung erfreute: die Antwort war sehr schwach, sie ging dahin, die Beamten könnten sich dort keiner ande ren Partei nnsehließen. Komisch: aber dann müssen sie doch nicht auch die Arbeiter für diese kommandieren! Man hat von liberaler Seite auch versucht, die „Tasbach"-Presse her- einznziehen: das war schon die Verlegenheit im höchsten Grade. Eine Zeitung kann doch keine» Terrorismus aus- üben: sie hat kein Mittel, um einen Arbeiter zn zwingen, so oder anders abznstimme», eine Zeitung kann nur be lehren! Wollte man aber znsammenstellen, was gewisse liberale Leitungen schon alles sich über das Zentrum ge leistet haben, wahrlich, das würde auch hübsche Bände geben nnd keine Schmeicheleien entbalten. Hcrner wnrde die „geistige" Wnhlbeeinslnssnng genannt, znm Beispiel in Oberschlesien, wo doch gerade der Terrorismus der Radikal- polen so gros; ist. Auch der Geistliche hat kein Mittel, um die Arbeiter zn zwingen, in seinem Sinne abznstimmen: im Sanrrevier hat man das Strafmittel des Hnngerns ange wendet. TaS Zentrum kann mit dein Verlaus der Inter pellation iel>r zufrieden sein; alle Welt sagte sich von der Wahlbeeinslnssnng los nnd geis;elte diese als unerlaubt. Ein »cur Erlaß des sozialdemokratischen Partrivor- staiides in in Sachen Bernstein contra Mehring ergangen. Ter Konflikt zwischen beiden bat mit dem Bremer Partei tag angesangen nnd setzte sich seither fort, bis Bernstein seinen Kollegen Mehring als „Revolverjonrnalisten" be zeichnete. Nun malmt der Parteivorstand zur Ruhe, gibt aber Mehring diesmal Preis. Allerdings wird zuerst Bern stein der „illovalen Handlungsweise" bezichtigt, aber das ist noch ei» geringes gegenüber Mehring, der sich sagen lassen mns;, das; seine Erklärung an den Parteitag in Sachen deS Artikels gegen Tr. Südeknm „nicht ansrichtig gemeint ge wesen sei, sondern nur ein taktisches Manöver darstellte." AnS diesem Verhalten befürchtet der Parteivorstand, das; es „mit Treu nnd Glanben in der Partei bald übel bestellt sein würde", wenn dieses Vorgehen Sitte werden sollte: des halb glaubt er auch „anfs neue nach allen Seiten die drin gende Mahnung anssprechen zn müssen, bei Austragung von Meinnngsoifferenze» nur strengste Sachlichkeit und Lovalität walten zn lassen. Tieie HriedenSschalmeien deS Parteivorstandes sind uns begreiflich, die Angst vor vielen unangenehmen Anseinandersetznngen hat sie diktiert. Aber komisch wird die Bitte um Hrieden von einer Partei, die vom Kriege lebt, die eS sich zur Aufgabe macht, die einzel nen Berufe zn verhetzen. Ihre Soldaten, die eben noch so grimmig gegen die gesamte bürgerliche Gesellschaft anrann ten, können sich dann unter sich nicht vertragen; das .Kriegs handwerk verwildert. Diese durch die Geschichte dntzendfach bestätigte Lehre mns; jetzt die Sozialdemotratie in den eigenen Reihen durchkosten. — Ein grtrcncs Spiegelbild der badischen Rational- liberalen findet sich in der „Krenzztg.", die auch die gegen wärtig in Berlin sich abspielenden VorbereitnngSgefechte für die kommenden Landtagswahlen bespricht. Das konserva tive Blatt ist mit uns der Ansicht, das; die Stützen deS Libe ralismus in Baden stark im Wanken begriffen sind und be- iillteilt demgemäs; die Anstrengungen derselben, um sich oben zn Hallen. Ans die -10 Jahre liberaler Regierung im Lande znilictschaiiend, bemerkt sie: Mehr ui-.- -v> Hnhie mndne'L ist di.nl ohne Unterbrechung in demsetben Äei'ie regiert ivnrden, den '.KroßherM, ,Ziednw an besten Mauve» für de» iv,g,,en viel!, „'s ee leinen n!V nnwn'nn nngehauchlen Ministern im I.ibre tMO >, ,, -»blLied gab, ! in sich an die bekannt sten Hnhrrr des pweiat m lennde». Diese haben ihre o,eil nicvl verteilen; alles leas römische Neigungen zeigt oder konservativ gesarbt schien, wurde 'Lemma,SWS an die Wand gedrückr nnd überall die liberale Schablone an die Stelle gelegt. Auch die evangelische Kirche nnd Schule baden das zn ipnren be kommen. Sie ivnrd'm mich ,uo ernsler Melbode bebandelt »i.d eine Ieiilnng förmlich nni den Hnder gesetzt. „Tyrannei! im N'nmen der Hreiheit". war der Wählst» mH der Navonnllibeiulen, mit denen die Negierung durch Dick und Dünn ging. Sic können niM leugnen, das; ilinen Jahrzehnte lang niemand in den Weg getreten ist nnd das; sie sich politisch wie wirn'chaül ch gründlich baden onsteben können, so gründlich in der Tat. dnh schlief',lieb der Spirit»« ver- pslogen »nd mir das Phlegma übrig gei Neben ist. wie immer in solchen Hallen, wo eS den Pente» ;» gut geht und sie es zu be-- gncm haben. Unter dem Eindruck eine« in sich selbst verkröche, ten Wesens begann das.'scntrum sein Haupt langsam aber sicher zu er heben, svdas; mm schon seit Hakiren bei jeder Er« änzungSwahl zum Landtage der Kampf um die Mehrheit in der Abgeordnetenkammer zwischen ihm und den Natioiiaklii»'ralrn tobt." Wer die Verlstiltnisse im Lande kennt, wird diesen Sätzen nnr znstinnnen müssen; wir kennen im Deutschen Reiche nnr zwei Gegenden, wo der Liberalismus sich ans leben konnte: es ist das Saarrevier und das badische Land. Aber die Gcsclsichtc dieser beiden Landstriclsc schreibt uns mit Hlaimnenschrift vor Augen, das; der Liberalismus der nn- dnldsainste Gedanke aller Zeiten ist; er kennt keine Rücksicht ans andere Ideen; mit brutaler Gewalt tritt er alles nieder, was nicht seiner Richtung ist, und wie die Sozialdemokratie die konseanentc Wciterentwickelnng des Liberalismus ist. so zeigt sich auch bei ihr dieser Terrorismus, nur noch ver schärft durch die Masse der schwieligen Fäuste, während der Liberalismus seine Eisenklammern mit den Glacehand- schuhen der Phrase überzieht. — Der Staatssekretär Graf PasadowSky ist am Dienstag in Wien eingetroffen, um die Handelsvertrags- Verhandlungen Deutschlands mit Oesterreich zum Abschluß zu bringen. Es werden im Ministerium des Aeußern unter Vorsitz des Grafen Goluchowski Konferenzen stattfindcn, denen, je nach der Materie, die Ministerpräsidenten beider Reichshälften beigezogen werden. Mittwoch nachmittag fand bereits eine gemeinsame Minister konserenz statt. An derselben nahmen der Minister des Aeußern Graf Goluchowski, Staatssekretär Graf Posadouisky, die Ministerpräsidenten v. Körber und Graf Tisza. sowie die beteiligten beider seitigen Ressortminister teil. Gras Posadowc-ky. der seiner Sendung selbst große Wichtigkeit deiinißr, hat einem Journa listen gegenüber den festen Entschluß ausgesprochen, eine auch ans politischen Gründen wünschenswerte Einigung herbeizuführen. Müßte er unverrichteter Dinge abreisen, um rechtzeitig bei der Reicheratseröffnung zu sein, dann würden die Verhandlungen „einen Sprung bekommen, der schwer verkittet werden" könnte. — Die freisinnigen Lehrer Oberösterrcichs haben sich mit den Beschlüssen ihrer Landeskonferenz, i» denen sie unter anderem die vollständige Trennung der Schule von der Kirche, die Abschaffung aller religiösen llebungen an den Schulen, die sernelle Aufklärung der Kinder und die Beseitigung sämtlicher Schnlbesuchscrleichterungeii forderten, eine schöne Suppe eingebrockt. Es hat sich jetzt in Ober- österreich ein Entinstnngssturm gegen die freisinnige Lehrer schaft erhoben, ähnlich wie vor zwei Jahren m Nieder- österreich nach dein berüchtigten St. Pöltner Lehrertage. Von den rund stOO Gemeinden deS KronlandeS habeil bereits -ILO gegen die Beschluss.' des Lmdeslehrertages Protest erhoben, sogar stockliberale und deutschnationale Gemeinden beteiligen sich an der Abwehrbcwegmig. Nom. — Mit Rücksicht auf die veränderten Zeilninitände hat Papst Pius X. die italienischen Bischöfe ermächtigt, in besonderen Fällen den Katholiken die Teilnahme an den Wahlen znm Parlament zn gestatten. Die .Katholikeil sollen jedoch nicht als eigene Partei anslreten. Diese Anordnung hat den Zweck, die Wahl der radikalen Elemente in das Parlament nach Möglichkeit zu verhindern, indem in be sonders gefährdeten Bezirken die Katholiken zugunsten der geinäßigten Kandidaten den Ausschlag gegen die Umstürzler geben sollen. TaS Vorgehen Pius X. ist ein neuer Beweis der wohlwollenden Gesinnung dcS Papstes gegen Italien, welche seitens der maßgebenden staatliche» Kreise hoffentlich gebührend gewürdigt werden wird. Die Aufstellung kath. Kandidaten ist jedoch vor wie nach unteisagt. ES wird dadurch vorgebengt, daß solche gewählt lind den Eid auf die Verfassung, welche den Raub des Kirchenstaates sanktioniert, oblegen. — Zu den katholischen Kandidaturen wird ans Mai- lund geweldct: Tr. A. Mauri Direkter des „Memento", dementiert die Nachricht der ..N. Hr. Presse", nach welcher er als katholischer Kandidat in Seregno austretcn sollte. Eine ähnliche Erklärung liegt vom Direktor des ..Osser- vatore cattolico". Meda. vor. Das ^Xon vxiimlitI bleibt für die .Katholiken so wie zuvor anirecht. Allerdivas kan didiert in Mailand ein Marquis Eornaggia, der Mitglied der Redaktion des christlichen Blattes . Lega Lonibarda" ist; er tritt aber als Kandidat der Altliberalen ans. Fraukreffch — Eouibcs erklärte in der Kommission, er habe einen Gesetzentwurf anSgeai beitet, der in einigen Punkten von dem Entwurf der Kommission abweiche. Der Haupt- unterschied betreue die Rnhegehalte der Seelsorger. Diese sollen nämlich in den ersten vier auf die Trennung fol genden Jahren eine Entschädigung von -100 Franken er halten. Die Trenmmg iei notwendig, weil der Vak kan das Konkordat beständig verletze. Tie vom Papste jetzt beobachtete Hallimg zwinge, die Lösung der Hrace zn be schleunigen. In der Frage der Trennung herrsche keine Meinungsverschiedenheit unter den Mitgliedern des Kabinetts. Tic Freimaurerei und Armee. In der .Kcmmier wnrde über die Enthüllungen des Deputierten Villenelwe über die Listen debattiert, welche iw Kriegsministerinm nach Auskünften der iw Dienste der Freimaurerloge stehen de» Offiziere über „klerikale" und „nicht klerikale" -Offi ziere geführt wurden, die über Avancement oder Nicht- avaiiccment derselben entscheiden. Kriegswinister Andr-6 stellte jede Mitwissenschaft in Abrede, sprach seine schärfste Mißbilligung über die aufgedecktcn Umtriebe ans nnd ver sprach die Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der peröfsentlichten Schriftstücke. Die Kammer nahm dann eine Tagesordnung an, in der die angeführten Tatsachen, falls sie richtig sind, getadelt werden und Abhilfe verlangt wird. Nun hat aber Kriegswinister Andrä sich merkwürdig ans der für ihn peinlichen Affäre gezogen. Hauptmann Mollin, der hauptsächlichste Organisator des schwächlichen UeberwachnngSdienstes in der Armee, hat dem General Andrä sein Entlassungsgesuch überreicht, und Andrei hat die Demission angenommen. Ferner hat im Kricgsniiniste- rinin Andre'' in Anwesenheit des Chefs des Generalstabes die von den Logenbrüdern eingesandten und von Mollin ge sammelten Personalnotizen verbrannt. Glücklicherweise ist Material genug vorhanden, um die von Andrö so schlau versuchte Unterdrückung der Beweise für das amtlich ge billigte freimaiGerische Spitzelsystem in der französischen Armee zn vereiteln. Der „Figaro" und „Matin" haben veytranliche Dokumente veröffentlicht, welche Direkt vom; Kriegsministeriunl herrühren und Villcneuve hat eine große Anzahl von Briefen des Hauptmanns im Kriegs- ininisterinm Mollin an die Freimaurerloge „Le Grand Orient" und an einzelne Freimaurer verlesen. Der „Figaro" ist der Ansicht, daß diese Enthüllungen dem Block ministerium einen unüberwindlichen Stoß verseht haben. Die Kammer müsse, bevor sie die Trennung der Kirche vom Staate verlange, die Trennung der Freimaure rei vom Staate beschließen. Das ist in der Tat die beste Formulierung des Standes der Frage. Daß diese ganze Organisation des Spitzeldienstes von der Freilnaure- rei ausgeht, daß sie amtlichen Charakters war und welche Wirkung sie für die Offiziere beim Avancement ausübte, erhellt aus folgendem: Die Ueberwachung der Offiziere geschah durch Fragebogen, die trotz des teilweisen Wider spruches in der Loge selbst hinausgingen und, laut „Fi garo". wurden so 12 000 Offiziere von ihren Kameraden verraten. Der Sekretär der Loge Vadecard sichtete daS Material und dann wurde ein förmliches geheimes Verbrecheralbum angelegt. Im Kriegsministerinm befaßte sich, unter Zustimmung des Kriegsministers, so sagt der „Figaro", ein Dreimänner-Kollegium, bestehend aus den Obersten Jacguot, dem Major Bernard und dem Hauptmann Mollin, mit der Aufgabe, das Material dienst lich zu verwerten. Die Kopien der ausgefllllten Frage bogen wurden blau oder rot angestrichen und mit Ziffern versehen. Der blaue Strich und die Null verdammte zur Zurücksetzung in der Beförderung. Der rote Strich und die Nummern 1 bis 20 gaben Aussicht auf Bevorzugung. Tie Namen der antiklerikalen Offiziere wurden in einem Buche „Korinth", die der „klerikalen" in dem Buche „tkar- thago" ausgezeichnet. Bei Avancements entschied lediglich diese Lifte. Der „Figaro" beweist durch Faksimiles mehre rer Katalogzettel, daß zum Beispiel eine Reihe von Artille- rieobcrsten. die auf einem der Zettel gekreuzigt sind, nach dem Militärhandbuch Zurücksetzungen in, Avancement erlitten haben nnd nmgekehxt. So arbeitet also die Freimaurerei. Und nun fragen wir: Verdient nicht sie jene allgemeine Bekämpfung, die inan gegen die Kirche ans ihr Geheiß führt? England. — Ein großer Teil der Blätter ciklärt bin gestrige Aufregung über das Auslaufen der russischen Fl-.-tte ans dem Hasen von Vigo damit, daß Balsams Rede mißver standen und infolgedessen so anfgesaßt worden war. das; ein Teil der russischen Florte bis zum Abschluß der i: ter- nationalen Untersuchung dos Vorfalles in der Nordsee in Vigo znrückbleibcn würde. — Daily Telegraph sucht die Plötzliche Erregung ans Mißverstandene- Nachnctzren ans Gibraltar zurück. Von großer Bedeutung jei die Mit teilung. daß die daltuche Florte Weisung erhalten hätte, Schiffe unter neutraler Flagge nicht zu ln lästigen. Das Blatt ist der Ansicht, daß Dank der von Anfang au ge zeigten Mäßigung der beiden Herrscher nnd der beider seitigen Staatsmänner alle Mißverständnisse als beseitigt betrachtet werde» können. — „Daily News" meldet, ein hoher 'russischer Beamter habe erklärt, daß keine neue Krisis bestelle. Der von England gebilligte- Entwurf über den internationalen UntersuchiingsanSschuß jei gestern nach mittag zur Begutachtung bezw. Annahme nach Petersburg gesandt worden. Sobald man über alle Punkte einig iei. werde die Arbeit der Kommission beginnen. Die vier zurnckgelassene» russischen Ossiziere seien bereits nach Peters burg unterwegs. Spanien. — Obstruktion herrschte am Samt-tag nacht in der Kammer, indem die Opposition Antrag ans Antrag stellte und init endlosen Reden beg'ündcte. Dabei kan; es zu einer Schlägerei, wobei der Präsident mit einem Stocke bedroht und durch die Sekretäre nnd Hnssicrs geschützt werden mußte. Das über der» Präsideutensitze angebrachte Krnzifir wurde mittels eines Stockes herabgeschlagcn. Die Sitzung dauerte noch am Sonntag den ganzen Tag weiter. Tie Opposition überreichte 2ä Anträge. Die Politischen Kreise beurteilen die Loge kaltblütig. Da weder die Re gierung noch die Opposition in der Frage der gerichtlichen Verfolgung verschiedener Abgeordneter zn weichen gesonnen sind, dürfte die Lösung dieser Angelegenheit wahrscheinlich in der Weise eisolgen. daß Ministerpräsident Manra durch ein Dekret die Vertagung der Kammer herbeiführen nnd die Vertrauensfrage stellen wird. Falls sein Vorgehen ge billigt werden sollte, würde er sein Kabinett teilweise re konstruieren. indem er die markantesten Persönlichkeiten der Minoritäten in dasselbe ansnehmen würde. Tanger. — Die herrschenden Unruhen sind durch den Goutier- ne»r Geddari veranlaßt, der den Stamm Sahel vom rechten llfer des Wad el kns daran hinderte, nach dem Markt in Larasei) zn kommen. Die Meldung von der Beschießung des deutschen Dampfers Nordsee bestätigt sich, doch wnrde niemand getrosten. Vizekonsnl Meier hatte von dem Gouverneur Wachen für die gefährdete „Nordsee" verlangt, erhielt diese aber erst nach fünf Stunden, nach- dem das Schiss bereits beschossen worden war. Hätten dw Sahelleute einen energischen Angriff unternommen. so wäre die „Nordsee" verloren gewesen. Gegenwärtig herrscht in Larasch Ruhe, doch besteht bei der Unfähigkeit GeddariS keine Sicherheit siir deren Dauer. Deutsch-Südwestafrika — „Daily Telegraph" meldet ans Kapstadt vom 1. d. Mts.: -100 nach Britisch Betschnanaland übergetretene HereroS wurden von den Koloniaibebörden entwaffnet. — General von Trotha meldet ans Windhuk unter dem 2. November: Die 2. Kompagnie des Regiments 1 ist am 1. November auf Reboboth abgcrückt, eine kalbe Gebirgsbatteric folgt beute dorthin. Die 4. nnd 5. Kom pagnie des Regiments 2 mit Batterien treffen vor aussichtlich am 7. November hier ein. Die 7. Kompagnie des 2. Regiments muß schon in Hoachanas sein. A«S Stadt «nd Land. cvNNeUunqen au» unserem Leserkreise mit Raine,iS'erttguna für diese Rubrik Nnd der Redaktion allezeit willkommen. Der Name de» ikniiei.der« die», Aeheimni» der Redaktion. Nnonvme ZusLrikten müssen ii»berükMN>ti,N b'eibeng Dresden, den 8 November inr>4 —* Nach den zur Zeit getroffenen Dispositionen wird Se. Majestät der König am d. M. den Aufenthalt in der Villa Wachwitz aufgeben und in, Residenzschlosse Woh- nung nehmen. Zu dem gleichen Zeitpunkte wird auch Ihre Königl. Hoheit dir Prinzessin Mathilde von Schloß Pillnitz nach dem Residenzschlosse übersiedeln. —* Der „Dresdn. Anz." meldet: Gegenüber mehrfach auftretenden Gerüchten, daß mit der Neufestsetzung der Königlichen Zivilliste durch den am 28. d. M. zusammen- tretenden außerordentlichen Landtag eine Erhöhung der