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Nr. LVS LS. Jahrg. Donnerstag den 23. August 1917 Aukgabe > mU ilustr. Bell««« »le^eVtMch In »re»en mW »am Deutsch- «iS S.8S -V; m vestemrlch Irlich »1«^ > Deurschl-»» frei «ich ch.0«><. »an» frei 8^8 X. »u^ad« « »lertelsi Esdl-ii mW S SW in Oesterreich In Hau« LInzel-Nummer 1. Die ochentazen na> int an allen Sächsische »«kch»ftSft-Äe «»» Nedakti»«» >»reSd««»A. 16, Hvlbrtnstraße 4« Fernsprscher 21366 VoMchctkkont» Letpzi« Nr. 147»? jin»et«e« i Annahme i ril KelwiistSan^einen HI» IO Uhr, von UmmimimttjiM» tic- 1 I UI>r Ivini. Preis >i>, !-ic s-elil Lpattjkil, Itt« z. in: ReNa- »Itlkli vo >1 Für mweiwiw tirichrirdenr. wn-ie Inirch Aern- WriLrr i> l»--., NXiniu wir die BtraMirrttUchl« n lArditRich«»»».'»» des ritte« nicht »dkrncbmin. Ltrcch'tmidc dir Redallton: lI — lr U!n vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ -er Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. WochenbeUage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbetts. Zur Generaloffenstve der Westmächte Der gleichzeitige Angriff der englischen Armee im Merrmbschnitte, der der Franzosen an der Aisne, in der Champagne und bei Verdun, sowie die gewaltige Offensive von den Jütischen Alpen bis zum Meere deuten darauf hin, das; es die Westmächte vor Abschluß des Jahres 1917 noch mals mit einer Generaloffensive versuchen wollen, die ihnen, wenn nicht strategischen, so doch mindestens taktischen Ge winn verschaffen soll, indem dadurch die militärische Wider standskraft der Mittelmächte nach ihrer Ansicht geschwächt werden könnte. Die englischen Blätter haben vor Beginn der jetzigen Offensive erklärt, sie wollten ihre artilleristischen Machtmittel anwendcn, um auf diese Weise, wenu nicht die flandrische Küste zu erobern, so doch mindestens eine so groß als mögliche Anzahl der Deutschen außer Gefecht zu setzen. Dieses frivole Spiel der Feinde ist aber sehr verzweifelt und zweischneidig. Die bisherigen Erfolge der Deutschen in den Abwehrschlachten an der Westfront, sowie diejenigen des österreichisch-ungarischen Heeres am Jsoazo und in den Tiroler Alpen haben immer bewiesen, daß auch die mit den großartigsten artilleristischen Mitteln eingeleitet-en Angrisfs- schlachten bei den nachfolgenden Jnfanteriekämpfen und der Gegenwirkung deutscher Infanterie und Artillerie, sowie der gleichartigen Waffengattungen des österreichisch-unga rischen Heeres den Gegnern bedeutend größere Einbuße an Blutopfern auserlegten, als den Heeren der Mittelmächte. Wir wollen in dieser Hinsicht nur aus die fast nutzlosen Opfer der französischen Offensive an der Aisnesront Hin weisen, die dem Generalissimus Frankreichs General Ni- velles das Oberkommando kosteten, aus die die östcrrcichi- jchen Verluste weit überagenden Blutopser der Italiener in der zehnten Jsonzoschlacht und auf den Zusammenbruch der englischen Angriffe im Raume von Birschootc-Warneton, wo die Engländer von den ersten 'Tagen des Monats August bis zum 16. d. M. unter ungeheuren Verlusten ihrerseits durch den deutschen Gegenstoß mancherorts bis in ihre ur sprünglichen Stellungen hinein znrnckgeworfen wurden. Wir glauben nicht, daß sich der feindliche Generalstab der Illusion hingibt, die deutsche Front in Flandern und Nordsrankreich ausrollen zu können. Ebenso wenig wird Eadorna daran denken, daß er die österreichische Front am Karst oder gar an der Tiroler Grenze irgendwann und irgendwie aus den Angeln beben könnte. Was die Feinde vor allem tun wollen, ist lediglich nur das, daß sie ihre Überlegenheit an Munition und Artillerie der eigenen Be völkerung vordemonstrieren wollen, nur so den Eindruck einer ihnen fehlenden militärischen Überlegenheit vorzn- tänschen. Die Mittelmächte werden aber solche Täuschungs- versuche militärisch und diplomatisch zunichte machen. So lange es Feldmarschall Haig nicht gelingt, Ostende und Zeebrügge zu besetzen, so lange er nicht die britischen Trup pen nördlich von Lille durchbrechen lassen wird, wird auch der gewaltigste Kanonendonner, den sich der britische Ar tilleriepark wohl leisten kann, das deutsche Heer und die deutsche Diplomatie nicht ans dem Gleichgewicht bringen. Es läßt sich zwar nicht leugnen, daß die Briten an der flandrischen Front ebenso zähe Gegner sind, wie an der- senigcn bei Arras. Aber die Terraingewinne, die sie da und dort mit unsäglichen Opfern errungen haben, haben nirgends die Bedeutung, die sie tatsächlich strategisch be zahlt macken würde. Ihr strategischer Erfolg ist nahezu Null. Sicherlich hat die Erstürmung der deutschen Be- sestigungen östlich von Arras durch die Briten während der Frühjahrskämpfe dieses Jahres sowohl ihnen selbst als auch den Deutschen bedeutende Verluste gebracht. Die Linie Lille—Douen—Cambrei wurde dadurch aber nicht im min- besten erschüttert und so lange der Gegner diese drei Städte nicht besitzen wird, kann von einer Zurückdrängung der deutschen Armee aus Nordwestfrankreich und dem westlichen Äelgien keine Rede sein. Seitdem aber den Engländern der Durchbruch zwischen Lille und Cambrei gründlich miß lungen ist, versuchen sic ihn an der Userfront zwischen Lille und dem Meere zustande zu bringen. Die einleitenden Kämpfe, die hier Anfang Juli im Raume von Messines. Warneton stattfanden und den Engländern daselbst nur be schränkten Terraingewinn brachten, waren die Einleitung für die große englische Offensive, die sich seit Ende Juli im Bpernbogen gelxend macht. Auch der Vorstoß auf Bir- schoote, der mit Hilfe französischer Truppen zur Durchfüh- rung gelangte, ist nur eine Vorbereitung gewesen, um den großen Angriff zwischenFrezenberg und Hollebeke einzu- leiten, wodurch die englische Armee zwischen den Straßen Mern—Mcnin und Roulers—Menin Raum gewinnen soll, um auf diese Weise die deutsche Front dort möglichst einzu beulen. Der Zweck dabei soll ein ähnlicher sein, wie bei der Einbeulung der deutschen Front zwischen Bapaume und Peronne in den dortigen Kämpfen vom 1. Juli bis Ende November 1916. Auf diese Weise wollen die Engländer ! Das Neueste vom Tage I N MW SkllW WMW «'Amisich. W, T. - B.) Gro ß e s H aupt q uaitier. den 23. August 1917. Westlicher KrioAsüchauplaL HeeresgrupPe Kronvr > nz N npprecht: Nack den ergebnislosen Teilvorstößen der letzten Tage gingen die Engländer gestern zwischen Langemarck und Hollebeke wieder zu einheitlichen großen Angriffen über, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht hinein anbielten und zu schweren Kämpfen führten. An vielen Stellen stießen sie unter Einsatz neuer Kräfte bis zu sechs mal gegn unsere Linien vor; immer wieder wurden sie durch unsere tapferen Truppen in zähem Nabkampfe zurückgewor fen. Von zahlreichen Panzerkrastwagen. die dem Feinde den Durchbruch durch die Stellungen ermöglichen sollten, wurde die Mehrzahl durch Feuer erledigt. Bis auf zwei Stellen östlich von St. Julien und an der Straße Bpern- Menin ist unser vorderster Graben aus der Io Kilometer breiten Kampffront voll gehalten. Nach kurzem Trommelfeuer gegen Lens beute früh vorstoßende feindliche Abteilungen wurden abgeschlagen. Weitere Kämpfe sind dort im Gange. Die lebhafte Beschießung des Stadlinnern von St. O. u e n ti n hält an. Heeresgruppe deutscher Kronvr' »z: In dem erbitetrten Kampfe bei Verdun trat gestern im Laufe des Tages eine Pause ein. Erst gegen Abend er reichte die Artillerietätigkeit auf beiden Maasufern wieder beträchtliche Stärke. Angriffe folgten dieser Feuervorberei tung beiderseits der Straße Vacherauville-Beaumont. In schwerem Ringen gelang es den Franzosen nur westlich des Weges, aus schmaler Front in unserem vordersten Graben Fuß zu fassen; sonst wurden sie überall blutig abgewiesn. Mehrfach kamen ihre Vorstöße in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwickelung. Bei dem Luftangriff ans die englische Küste sind die militärischen Anlagen von Margate, Ncmsgate und Dover erfolgreich mit Bomben belgt worden. In zahl reichen Kämpfen verlor der Feind drei Flugzeuge; zwei eigene kehrten nicht zurück. Ocstlicher KriegSsch»rnp!a A Front des Generalfeldm a rtchalls Prinzen Leopold von Bayern: Die Russen haben nach Abbrennen der Dörfer ihre Stellungen westlich der Aa bis zur Linie Oding- Bigaun geräumt. Das aufgegebne Gebiet ist von nnS kampflos besetzt worden. Front des Generalobersten Erzherzogs Joieph: Zwischen dem Pruth und der Moldawa war die Gefechtstätigkeit stclleim>eise lebhafter. Nördlich von G rozesci, im Susita - T a l und bei Soveja blieben erneute, nach starker Artillerievorberei tung einsetzende feindliche Teilangriffe erfolglos. Heeresfront des Gcneralfeld marschalls v. Mackensen: Tic Lage ist unverändert. Mazedonische Front: Bei fast 60 Grad Celsius in der Sonne blieb -ie Kamps tätigkeit gering. Nur im Cer na bogen lebte das Ar- tillcriefeuer zeitweise ans. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorss. Urbcr England. (W. T. B.) Berlin, 22. August. In der Nacht vom 21. zum 22. August hat eines unserer Marincluftschiff- gcschwader unter der bewährten Führung des Fregattenkapi täns Straßer mit sichtlich gutem Erfolge befestigte Plätze und militärische Anlagen am Humber und in der Grafschaft Lincoln und Bewnchungsstrritkräfte an der englischen Küste angegriffen. Alle Luftschiffe sind trotz der feindlichen Gegenwehr ohne Schaden und ohne Verluste zu- rückgekrhrt. Der Chef des AdmirolstabeS der Marine. einerseilS die Hügclstellungeu der Deulschen nordwestlich des Befestigungsmassives von Lille :» ihre Hände bringen, anderseits möchten sie aber die deutsche Bpenifront nord-. westlich von Bincboole ilaiitiercn. um so die ganze flandrische Front aufzucolleu. Das ist freilich ein ungeheures Unter nehmen, das noch viel größere Schwierigkeiten bietet als dasjenige aus dem vorjährigen Kampfplätze zwischen Ba paume und Peronne. Die zähen Kämpfe um den Besitz von Laugemarke sind nur ein Vorspiel dies-w englischen strategi schen Pläne, deren Endziel es ist, die Linie Paschendale— Houtebem zu erreichen. Gegenüber diesen englischen Zielen, die nichts weniger als die Eroberung der flandrischen Küste und hiermit eine bedeutende Schwächung des Unterseebootkrieges bezwecken, tritt das strategische Ziel der Franzosen und Italiener in den Hintergrund. Tie gewaltige artilleristische Angriffs- schlacht an der Front von Verdun, sowie ähnliche Unter nehmen westlich und östlich von Reims und an der Aisne dürsten hauptsächlich den Zweck verfolgen, möglichst viel dentstbe Artillerie und Infanterie von der flandrischen Front anzuzielie». Der französische Oberbefehlshaber Gene ral Petai» dürste wohl nicht damit rechnen, daß die Über reste des sranzöüscheu Jnfanterieheeres dazu genügen wer den die gewaltig ausgebanten Stellungen der Deutschen in Nordwestirantreich durchzustoße». Sollten ähnliche Ver suche dennoch unternommen werden, so sind sie eines bluti gen französischen Mißerfolges sicher. Die italienische Jsouzo- Ossensive dürste vom gleichen Standpunkte aus betrachtet werde» müssen; sie soll namentlich das rumänische und rus sische Heer entlasten, das au der Serethlinie in ein arges Gedränge gelangt ist. X ' Der Kiüser in Flandern ä W. T. B.) B erlim, 22. Auaust. A mtli ch. Unsere braven Streiter an der slaudrijche» Front batten heute einen festlichen Tag. Seine Majestät der K aise r Uxir gi-- tounueu, um ihnen den Dank des Vaterlandes zu übermit- lelu. Bei strahlendem Souueujcheiu lief der Hoszug des Kaisers in den Bahnhof eines kleinen flandrischen Ortes ein, wo sich K r o u p riuz R » p p r e ch t, sowie eins größere Zahl von Offizieren zur Begrüßung eingefunden, batten. Feste Siegeszuversicht leuchtete aus den Augen des Kaisers, als er den siegreichen Führern die Hand drückte und die Front der Ehrenkoiupagnie abschritt. Nachdem der Oberbefehlshaber dein Kaiser über die Lage einen kurzen: Bortrag gehalten hatte, erfolgte die Abfahrt zu jener Stelle, au der Abordnungen sämtlicher Truppenteile, die an der Abwehr der englischen Angrisse rühmlichen Anteil genom, men hatten, in-weitem Viereck ausgestellt waren. Unter den schmetternden Klangen der Präsentiermärjche schritt der Kaiser die Fronten ab. Wiederbolt blieb er stehen, um be sonders den Ossizieren und Mannschaften die Hand zu drücken und ihnen Worte der Anerkennung zu spenden. Herzlich begrüßte er auch die Kampfflieger, die unter Füh rung des Rittmeisters Frei Herrn von Nichthosen erschienen waren. Tann trat der Kaiser in die Mitte des Vierecks lind bielt mit lauter Stimme folgende Ansprache: Allen den Truppen, die sich so wacker und so tapfer aus dem flandrischen Boden siegreich gegen den mächtigen Geq- ner geschlagen haben, habe ich bereits vom Großen Haupt quartier ans meinen Tank und meine Anerkennung tele graphisch ausgesprochen. Es ist mir aber ein Bedürfnis, euch A»g in Auge gegenüberzuskeben und euch von Mann zu Mann nochmals meinen Dank und meine vollste Aner kennung ansziisprechen für die heldenhafte Tapferkeit, dis die Truppen aller deutschen Stämme in den Wveren Känvp- fen der lebten Wochen bewiesen haben. Eure Kameraden: von der Ostfront, bei denen ich kürzlich gewesen bin, senden euch ihre Grüße und ihren Dank. Die Erfolge, die drüben errungen sind, waren nur möglich, wenn hier eine eisen - feste Mauer stand, an der der fciirdliche Anprall zer- sclwllen mußte. Ich sprcclre zumal den Marinctruppen meinen besonders freudigen D-ank aus für den schneidigen Sturm, mit dem sie io mutig den Gegner im Norden ab getan haben. Dank diesem schönen Streich ist dem engli'chen Angriff von vornlwrein ein großer Teil seiner Kraft ge nommen, ein Beweis, das; die deutsche Infanterie jeden Augenblick ansznnützen weiß, um d u r ch c i ge n e O f f e n- s i v e dem Feinde das Gesetz vorznschrciben. Seine Majestät wies dann ans die schweren Kämpfe an der Flandernfront nnd ans den sittlichen Ernst der deutschen Weltanschauung gegenüber der englisclpsraiizösischen bin und fuhr darauf fort: Wann Gottes Ratschluß uns den Sieg geben wird, das stellt bei ihm. Er lmt unser Volk nnd Heer in eine barte Schule genommen. Jetzt haben wir das Examen zu be st e h e n. Mit altem dentschen Gottvertraucn »vollen wir zeigen, »vas wir können. Je hölier und gewaltiger die Aufgabe, desto freudiger »vollen »vir an ihre Erfüllung 1