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Sonnabend den 12. August I8,r Nr. 185. Seite 4 Die große Hoffnung Originalroman von Erich Ebenstein llrheberrechl durch (kleiner ». Eomp., Berti» W. 3l> (2. Fortsetzung.) 2. Kapitel. Mii vielem He he» n»d Jagen war mau doch auch im Hause Gersdorfer glücklich fertig gcivordcu urit deu Weihnachtsvorberei tungen. i'illes war geputzt uud gescheuert, vom Keller bis zuur Dach giebel. In der guten Stube — Frau Gcrsdorser nannte es im« >ner den „Salon" — stand eine Ricsentanne, die Annchen mit den schönste» Neuheiten vom Weihnachlsmarkt und allerlei selbst« gemachte», Backroerk sehr gcschniackvoll weiß in weis; geschmückt hatte. Auch im Esszimmer und besonders reichlich in Gustavs Zimmer, waren Tannenzweige angebracht, was sehr festlich aus sah, fand Annchen. Frau Magdalene hatte sich in der letzten Woche kaum eine Minute Ruhe gegönnt bei Tag und Nacht. Da waren die vielen, dielen Kuchen, Weihnachtsstollen, Bretzeln und Brote zu backen gewesen, mit denen die Angestellten stets reichlich bedacht wur den. Schinken wurden gekocht, eine Gansleberpnsicte und andere Leckerbissen für die Festtage vorbereitet, denn Gustl atz so gern feine Sachen — und aus dem Geschäft allerlei, — offen und heimlich, denn alles durfte „der Herr" beileibe nicht sehen — in Frau MagdalenenS Speisekammer hinaufgeschafft: Weine, Liköre, Zuckerwcrk und Konserven. Gustl durfte doch nichts vermissen... Eine Neuerung hatte Frau Gcrsdorser auch getroffen: Otto, ihr jüngerer Sohn, der von Tharandt kam, schlief diesmal nicht in dein bisher von beiden Söhnen gemeinsam bewohnten Zim« mer, sondern oben in Ferdinands Dachstube mit diesem zusam men. Die Mutter fand, ein Dragonerleutnant könne nicht ge zwungen werden, das Zimmer mit einem einfachen Forstelcven zu teilen. Beide würden einander mir genieren. Denselben Unterschied zwischen den Söhnen machte sie beim Einkauf der Weihnachtsgeschenke. Während sie für Otto ausschlictzlich praktische Dinge wählte, die teils im eigenen, teils in anderen Scblohstädter Geschäften zu besclmsfen waren, wurde für Gustav alles ans der Hauptstadt be stellt. Nichts schien ihr kostbar und fei» genug für seinen in „höheren" Kreisen geschulten Geschmack. Auch für Annchen wurde manches von answärts bestellt. Hauptmanii Bäring sollte nichts zu tadeln finden an ihrer äuße ren Erscheinung. Von den durchbrochenen Seidenstrttmpfen bis zu de» echten Schildpattnadeln im Haar mutzte alles an ihr erst klassig sein. Frau Magdalene war sich dabei durchaus nicht bewutzt, etwa ungerecht gegen Otto zu sein. Ganz Schlohstädt und sie selbst am meisten waren überzeugt, datz sie die beste aufopferndste Mutter für ihre Kinder war. Nur — sie liebte sie nicht blotz, sie rechnete auch mit ihnen. Gustav und Annchen waren ihr gleichsam sichere Wechsel auf die Zukunft. Was da angelegt wurde, mutzte mit Wuchcrzinsen Herei »kommen. Otto war nie ein schönes oder besonders begabtes Kind ge wesen. Er lernte schwer und ungern. Seine Erscheinung war hölzern, seine Ansdrucksweise trocken und kurz. Nie hatte er das geringste ans sich zu machen verstanden. Eigentlich hatte» sie ihn fürs Geschäft bestimmt. Aber erstens war er dazu zu schwerfällig und zu wenig umgänglich mi! Menschen, zweitens wehrte er sich dagegen mit einer an ihm sonst ganz ungewöhnlichen Leidenschaftlichkeit. „Nur das nicht! Nur nichts mit dem Geschäft zu tun haben!" „Also was denn?" Er wutzte es selbst nicht recht. Weit fort von Schlohstädt. Jrgeuwohi», wo es wenig Menschen gab und man still für sich leben kann . . . war sein Traum. Frau Magdalene hatte ihn nicht weniger lieb als die an deren beiden. Aber ... er zählte für sie nicht mehr mit. seit sie erkannt hatte, datz er nie das Zeug haben würde, eine glänzende Heirat zu machen. Und sie fand eS nur i» der Ordnung, datz er darum auch keinerlei Ansprüche zu machen halte. Die machte Otto denn auch nie. Er war auch ganz zufrie den, init Ferdinand in der Dachkammer zu wohnen. „Wenn ich nur daheim bin und mich wieder einmal gründ lich sattesten kann," sagte er zu Annchen. ..Bei meiner Quartiers frau in Tharandt, wo ich auch die Kost habe, komme ich aus dem Hungern gar nicht heraus!" Gustav kam erst am Heiligen Abend, knapp vor der Be scherung an. Er sah blatz und nicht ganz so heiter aus wie sonst. Seine Eskadron lag in München. „Wir habe» hundemätzig anstrengenden Dienst, und die Eisenlrahnfahrt war auch keine Erholung. Abteile schlecht geheizt, alles überfüllt ... so bin ich eben ein bitzchen kaputt," antwor tete er auf die besorgte Frage seiner Mutter, ob er sich etwa krank fühle. Die Bescherung war wie immer sehr reichlich und gemütlich. Nur Ferdinand wurde in den Familienkreis cinbczogcn, was er sehr zu schätzen wutzte. Die anderen Angestellten verliehen die gute Stube, gleich nachdem sie ihre Geschenke erhalten und glück liche Festtage gewünscht hatten. Man setzte sich dann wie alljährlich noch im Wohnzimmer gemütlich zusammen, plauderte, und jeder besah noch einmal seine Geschenke, während Annchen Punsch braute und Zuckerwcrk her- umreichie. Frau GerSdorfcr strahlte. Hauplmann Bäring hatte Ann chen ein prachtvolles Rosenschiff gesandt, und morgen erwartete er sie auf dem Eis, und übermorgen sah sie ihn wieder beim .Kasinoball. Kein Zweifel, datz er sich bei der einen oder anderen Ge legenheit dann endlich erklären würde . . . Otto spielte mit Ferdinand Schach. Gustav, der sichs im Schaukelstuhl bequem geinacht halte und das Gemach mit dem Duft seiner sehr teuren echten türkische» Zigaretten füllte — „Kamerad Graf Harrach hat sie mir besorgt" — erzählte, von der Mutter gedrängt, manches über seinen Jagdaufenthalt auf Schlos; Klcin-Solleustein. Natürlich war alles „kolossal feudal" zugeschnitten dort ge wesen. Er und ei» Maler die einzig bürgerlichen Gäste. Er zählte die Gäste auf. Es wimmelte von hocharistokratischen Na me». Dann schilderte er die Räumlichkeiten, die Dienerschaft, die Lebensweise ans Klein-Sollenstein. Junge Dauien? Na. selbstverständlich! Ta waren dock vor allein die beiden jungen Prinzessinnen Hcideregg jeldjt — bildhübsch, rassig, Sportsdamen ersten Ranges, die es zum Beispiel im Reiten mit jedem Kavalle risten aufnchuieu. . . . Frau Gersdorfer blickte immer zufriedener drein. Gottlob, die Gelegenheit, die sie immer für ihren Sohn gewünscht halte, war da! Auch der alte Gcrsdorser blickte zufrieden vor sich hi». Eö schmeichelte ihm, datz sein Sohn in solchen Kreisen „wie zu Hause" war. Die Opfer, die man bisher gebracht, waren also nicht umsonst gewesen, und Lene hatte doch richtig kalkuliert. Dazwischen erwog sein berechnender Kausmaruisinstinkt allerlei Nebenvvrteile für den Sohn. „Dann kan» es ja nicht mehr lange dauern, bis du die glän. zende Partie machst, die du brauchst. Drin bist du jetzt. Ge legenheit hast du. Oder" — der Alte zwinkerte schlau — „hast du vielleicht die Betreffende gar schon gesunden?" „Nein. Das geht auch nicht so schnell. Vater. Hineinkom- men in diese Kreise ist viel leichter, als sich darin halten. Und dann erst, wenn man festen Fritz gefaßt hat. kann inan daran denken — aber davon bin ich noch weit!" „Wieso? Was meinst du eigentlich? Wenn du doch mal drin bist. . ." „ES kostet nämlich höllisch Geld, Vater, unter diesen Leuten wirklich festen Futz zu fassen! Davon macht ihr euch ja hier in Schlohstädt gar keine Vorstellung, was für Verpflichtungen mir da unablässig erwachsen . . Der junge Offizier sprach plötzlich hastig und nervös. „Bedenke doch, man mutz Einladungen auch erwidern! Man darf bei keiner Gelegenheit hinter den anderen zurückbleiben. Allein schon die Trinkgelder verschlinge» ein Sün dengeld! Jedesmal, wenn wir ins Gasthaus gehen oder in irgend ein Abendlokal, geben die meisten 10—20 M. Trinkgeld. Ich gebe 5 M. Slber ich weih, das wird als schäbig angesehen." „Unglaublich!" „In Klein-Sollenstein mutzle ich natürlich genau dasselbe geben wie die Kameraden. Es machte an 100 Mart ans für Portier, Kammerdiener, Kutscher, Lakaien, Jäger und Treiber. Dazu die Reise und ein Viellicbchen, das ich an die Baronesse Kaunstein verlor — waren weitere 200 Mark. In München mutz ich nächstens als Revanche die Kameraden zu mir laden. Ich mutz. Bisher schob ichs immer hinaus, weil meine Bude erst dafür instand gesetzt werden mutz." „Ich dachte, wir hätten dir dein Zimmer sehr gediegen ein gerichtet!" fuhr der Alte auf. „Gott ja. Aber wenn du sähest, Vater, wie die Kameraden wohnen! Lauter echte Perserteppichc, Waffe», Felle, Gemälde . . . dazu Silberservicc für zwölf Personen — jeder von ihnen hat das. Ich — nichts. Nicht mal vier Personen kann ich be- wirtep, ehe nicht das Nötige dazu da ist!" „Hm ... da befindest du dich wohl wieder einmal in Geld verlegenheit?". „Ja!" Der Dragoner stand plötzlich auf, räkelte die Arme, gähnte und sagte mit gemachter Gleichgültigkeit: „Wir reden bester morgen früh darüber, Vater. Heute ist es schon spät, und ich habe einen Värenschlaf." Fortsetzung folgt. » / s?s1 Hl L/'e e/>?s§ m T§/^s/? />? an vsnksssung. Doi ckom sotzwvrrliotzon Verluste, äsn wir durotz cken kratzen Bock unseres inniLgvIiodton Lrnckers unck tzookwürckiAon Herrn Jatisnn Just Pfarrer von ktslditr erlitten tzatzen, ei Wutzen wir lins auk ckiossm IVex-s für alle kor/.liotzv Boilnatzmv unck ckio natzlrsiotzs, vtzroncks Lo^Isitunx; eu seiner lsteton lLukostLttv unseren tiok- empkunckvoon, wlirmston Dank admistattso. /Asels l-srrss s-otz. du st als Kotzwsstsr. lAicksel lietlsn, Xsplan, im blamvn der LkarrAvinsiucko. lkallntr, cken 10. ^uflust 1822. R. i. p Vorm. '/z9 » .. >/Z2 Nachm, '/z't Gemeinde Nadeberg. Am St. Laurenliusfcft Sonntag den 13. August Mch d/S KiM. Hm» M«ss U KW»» Umdkl. Früh '/>? Uhr: Hl. Messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion. Feierlicher Empinnq im Schulhofe. Ponlifikalamt mit Predigt. Vorstellung der Vereinsvorsitzenden im P arrhause. Pontifikalvesper. Gemeindeversammlung lm Kaiserhossaale (Festrede des Hochwürdig'ien Herrn Bischofs, Solo- und CnorgesaiigSvoriräge, Kindersestspiel u. s. f.) Hierzu werden alle Katholiken Radebergs und der Umgegend nebst werten Angehörigen srenndlichst aber auch dringendst zu recht zablreichcr Veleilignng eingeladcn Kall,. Pfarramt Naltldrrg. Dü kath. Perrinr ju Mclikrg. Franz Zschornack. P arrer. I A.: Franz Banda, Vors, des „,, Gemeindcvereins St. Laurentins e. V. Kaiholillk» !!aLcbkrgs, vkrgG kurt Zächs, volliszkitollg nicht! WkzlWnMRMMMiiiWii am Sonntag den 13. August. 1. Nachmittags 2 Uhr Nildacht und Predigt in der Kirche. 2. Versammlung in Wohuers Nestauraut: Vortrag, Be sprechungen, Konzert der Musikkapelle des katholischen Geselleiipereins Schirgiswalde. Um vollzählige Beteiligung bittet 2t„, Der Diözesan-Prcises Dr. Soppa. 8pvLL»t - WeiliGtatl ^nnaliiiis: 30241 Vsrtrotsr 6sr 8äin»I«r»Lt. O. m. b. H. Vrv80vn-»I, 8oininor8tr»üv 3. ,ggg Kinderloses Ehepaar wünscht kl»k» N»ck« »litt t>« MMWk im Alter von 2—4 Jahren, katholisch. Vollwaisen, ehelich, aus gesunder, nicht erblich belasteter Familie stammend, zu erziehen und später, wenn angängig, an Kindesstatt anzunehmen. ^ Angebote, möglichst durch Veimittlung der Seelsorger, erbeten an das Katholische Caritas-Sckrctarlat, Dresden-Neustadt, Weinlraubenstraße 13. 2130 SSrsnstein (Uerlrk Ltiemnitr) 15. unck lb ^iixusi 1922 KIsMimIN Dienstag! 2135 V,1l Otze: Pontifikalamt '/, 6 Ulir: Qlockemveilie äckitt w o eti: >/,8 Ukr: Uestsdenck U/er leiert mit? VIsMrMWW zum Ausstellen von Antiquitäten kaust Kretzschmar, Bösen» berg L Co., Dresden, Serre- straßc 5. Schriftliche Angebote mit Preis und Zeit der Besich» tignng erbeten. „„ ki'alilLAi-falii'sIlllilk Verstellbare Mieltenlebnen kett-t-eselisebe diackt-8ttikle unck sllmUiotzv Krankenmödei. Lixons patzrilc. Knokv L Vi'kkivi' vrsrckan-it., iiönitz.tokann-8traSo Loks des kiraalsotzon Llatrvs. Isollvnung m «Ml- Mt WMlW kützrt proiswsrt aus p«nN,«n, llr»»>I»n-it., l-«!prltz«r 8tr»S« 7S. 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