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Beilage zur Sächsischen Bolkszeitung Nr. G4 1 Dienstag, den 18. März ISIS abends 1 L8. Jahrg. Der Briefwechsel zwischen Ludendorff und Scheidemann. Berliner Blätter vei öffentlichen einen Briefwechsel zwischen General Ludendorff und dem Ministerpräsi' deuten Scheidemann, der im Anschluß an die Aeuße- rinigen Scheldemanns, Ludendorsf fei ein Hasardeur, ge führt worden ist. General Ludendorsf schrieb unter dem 28. Febr. an den Reichsministerpräsidenten Scheidemann: Herr Ministerpräsident! Nach meiner Rückkehr nach Deutschland erfahre ich Einzelheiten über Ew. Exzellenz Aussprüche über mich und den Briefwechsel mit dem Generalfeldmarschall v.Hindenburg. Ew. Exzellenz haben alc Hasardeur einen Mann be zeichnet. der alles aus eine Karte setzte, ohne die Folgen zn bedenken, die ein Versagen dieser Karte «ach sich zieht. Ein solcher Hasardeur sei ich gewesen. Ich mutz gegen diese Ausfassung bestimmt Einspruch erheben. Meine Ent schließungen haben sich stets auf gewissenhafte Erwägungen aufgebaut. Gewiß Hube ich auch Hohes wagen müssen. Das war in einem Kriege, den Deutschland mit seinen Verbündeten gegen eine starke Ueberlegenheit zu führen gezwungen war, leider nicht anders möglich. Es lag in der Natur dieses Krieges und genügt nicht, einen Mann an den Pranger zu stellen. Zur Bestätigung Ihrer Aussassung erklären Ew. Exzellenz, es stehe aktenmäßig fest, daß ich selost am t. Oktober 1918 geäußert habe, ich komme mir vor wie ein Hasardspieler Daraus habe tch zu erwidern, ich habe damals Vertretern der Regierung gegenüber unsere militärische Lage dargelegt, die mich veranlatzte, die Neichsleitung um Einleitung von Waffenstillstands- und Frieüensverhandlungen zu ersuchen. Zn diesem Zusammenhänge habe ich geäußert, ich käme mir wie ein Hgsardspieler vor, wenn ich jetzt nicht aus Beendigung des Krieges drängte. Ich mag auch gesagt haben, ich komme mir wie ein Hasardspieler vor, darum dränge ich auf die Einleitung der Verhandlungen. Jeden- salls war der klare Sinn meiner Worte immer der: Ich will nicht Hasardspieler sein, ich will nicht alles auf eine Karte seyen, dazu ist meine soldatische Auffassung zu ernst. Wie ich über den Krieg dachte, für dessen Führung ich seit August 1916 mit die Verantwortung trug, ersehen Ew. Exzellenz aus anliegendem Interview. Meine Absicht war es nicht, jetzt schon hervorzutreten. Ich habe auf alle Angriffe und Kränkungen geschwiegen. Ich hätte auch jetzt noch geschwiegen, aber Ew. Exzellenz ungeheuerliche^ Vorwurf, mit dem mir anvertrauten Schick- sal des deutschen Volkes wie ein Spieler umgegangen zu sein, zwingt mich zur Abwehr. Ich darf Sie bitten, Herr Ministerpräsident, bei einer der nächsten Gelegenheiten Ihre Aeußerungen über mich in aller Form richtigzustellen. Darüber hinaus aber richte ich an Ew. Exzellenz hiermit das Ersuchen, mir. so bald die Reichsregierung den Zeitpunkt für gekommen hält, Gelegenheit zn geben, vor einem. Staats- gerichtshos flrr mein Wollen und Handeln e i n z u t r e t e n. Ich bin Ew. Exzellenz ergebener gez. Ludendorsf. Durch schwere Not . . . Originali-oman von' A u i H r u s rb i a. lH. Foris.x-.uig.x „Jawohl. Von Käte Berger, der Tochter des Kaniinanns iu St. Martin, mit der ich beim Oberlehrer Singstunden nehme. Die ist nämlich surchtbar ans alles „Aristokratische" ans. Do bringe ich ihr Mamas geleerte Parfümslasche». Ereniedosen nnd die Papiermanschetten, mit welchen unsere Köchin Fasanenköpse »nd Ponlardenheine »nihüllt. Was sie damit macht, weiß ich nicht. Nur. daß sie Mamas Par mmflaschen in ihren Kleiderschrant stellt, damit alles danach duftet und sie de» Leuten dann einreden kann, sie beziehe nur die teneksten Parfüms nnd dirett «ns London oder Paris! Ter Vertrag besteht nun schon zwei Jahre nnd Käte hezahtt in Naturalien. Ich kann jagen: ich stehe mich recht gut dnbei. Besonders bei den FlasionS." Der Graf lachte Tränen. „Aber, Trixi, du bist ja der reiniie Sclxicheriiide' Schämst du dich denn nicht?" „Gar nicht, Großpapacbeu! Weißt du: Not kennt kein Gebet. Mama hält mich doch so knapp im Taschengeld und fordert außerdem noch Verrechnung." „Das ist freilich schlimm, wenn man so ein kleiner nasch Hafter Freßbalg ist wie d»! Aber hör mal.Irin, der Haa del mit der Krämerstochter muß anshören! Du bist zu groß dazu. Schenke ihr meinetwegen die Parsiiinflaschen usw.. aber was du von ihr nimmst, mußt du künftig bezahlen. Anders wäre es nnstandesgeinäß. Ich will dir für diese Zwecke monatlich 26 Kronen extra Taschengeld geben, von dem außer uns beiden niemand etNws zn wissen braucht und worüber ich keine Verrechnung verlange." „O di, goldenes Großpapachen! Ich danke dir viel- mals! Und natürlich-nehme ich dann nichts mehr geschenkt!" Trixi umarmte den alten Herrn stürmisch. Dann drückte sie schmeichelnd den dunklen Lockenkopf an seine Wange. Ministerpräsident Scheidemann antwortete hierauf unter dem 5. März 1919: Ew. Exzelleuz! bestätige ich den Empfang Ihres Schreibens vom 28. Febr. Auf die Angelegenheit nochmals zurückznkommeu. erübrigt sich für m ch. Ich verweise als aus e«ne vorläufige Ant wort aus die beiliegende, durch VVVI1. bewirkte Veröfsewt- lichung. Ein endgültiges Bild der Haltung Ew. Exzellenz iu der Wassenstillstandsfrage wird sich aus den Dokumenten ergeben, welche die Reichsrcgieruug in Kürze veröffentlichen wird und die den Inhalt der Akten vom Oktober bis November 1918 umfassen werden. Der Wunsch Ew. Ex zellenz. vor einem StaatSgerichishos für Ihr Wollen und Handeln einzutrelen, könnte erst erfüllt werden, wenn die endgültige Verfassung und damit auch der in ihr vorgesehene Staatsgerichtshof beschlos sen werden wird. Ich bin Ew. Lrzelleuz ergebener gez. Scheidemann. General Ludendorffs Antwort vom 12. März 1919 lautete: Herr Miuisterpräsioem! . Ew. Exzellenz Schreiben vom 5. März habe ich er- halten. Ihre Antwor 1 g e u ü g t m i r n i ch t. Es handelt sich nicht lediglich um meine Haltung in der Waffeustlüstandssrage. es handelt sich um de» schweren Vorwurs, den Krieg wie ein leichtfertiger Spieler geführt zu haben. Auf meinen Einspruch vermögen Ew. Exzellenz nichls zu erwidern. An der Tatsache, daß Sie meine Be merkungen über den „Hasarüspieler" genau in das Gegen teil von dem verkehrt Häven, was ich gesagt hchie, sehen Ew. Exzellenz vorbei. In Ihrer „vorläufigen Antwort" der >VPL.-Verössenlt>chung vom 4. März wird von einem „Geständnis" meinerseus gesprochen, obwohl Ew. Exzellenz wie alle amtlichen Stellen wissen, daß ich mich stets dazu bekannte, ja sogar zur Erklärung meines Tuns aus die Feststellung immer besonderen Wert gelegt habe, vom August 19t8 an für die Beendigung des Krieges, die ich im übrigen stets gewünscht habe, eingetrelen zn sein, wozu ich durch die Erkenntnis veranlaßt war, daß trotz meines jahrelangen Ringens mit Berlin das Heer an der Front von der Heimat nicht nur nicht die Kraft erhielt, deren es bedurfte, sondern daß es sogar uiilerivühll war. Es ist daher irreführend, von einem „Geständnis" za sprechen. Zu den von der amtlichen Darstellung unterschiedenen drei Stadien oes Wafsenstlllstandsangeboles haoe ich das Folgende zu sagen: Zu 1: Ich habe auf die sofortige Herausgabe des Friedensangebotes erst gedrängt, als ich wußte, daß der mir angegeoene Termin nicht innegehalten wurde. Gründe: Die Lage konnte schlechter werden. Je schlechter aber die operative Lage war, um so schwerer mußten die Bedin gungen werden. Und dann: Nachdem ich mich in hartem Kampfe zu der Uederzeugung durchgerungeu hatte, daß der Veruichtmlgswille der Gegner nicht mehr za brvchen und eine Beendigung des Krieges aus auderm Wege nicht mehr zu erreichen sei. war weueres Zögern Nicht za verantworten. Das Blut, das au der Front stoß, wog schwerer als alle kleinlichen Schwierigkeiten, die me Bilüung der neuen Re- g crung hmschleppten. Die Telegramme der Legalivusräte Grünau uno Lersuen beweisen mchts dagegen; ich darf „Und Wegen Willenect wiest du nscht vergessen zn schrei ben, Grogpape.!" „Nein, gewiß nicht. Gleich nachher, wenn ich die Runde bei de» Kranken gemacht habe, schreibe ich ihm." Ter Gras, der sehr sioiz aus sein Rekonvaleszentenheim war und es in» so gemijscnhaster mit den freiwillig über nommenen Pstichien nahm, als seine Schiviegertochter und Hertha sich bisher unlcr allerlei' nichtigen Vorwände» last gar nicht am Pflcgediensl beteiliglen, verbrachte einen gro ße» Teil seiner Zeit bei de» .Krauten. Er kannte bereit-, jede» einzelnen, wußle ihre.Krauten gesehichte, ertnndigte iich täglich nach etwaigen Wünsche,-, und hals sogar gelegentlich selbst mit, wenn es galt, einem ans .Krücken gebenden oder sonslwie des freien Gebrauchs seiner Glieder Beraubten, bcbilstich zn sein. Denn die zwei geist lichen Schwestern, dir vom Spital mitgeschickt worden waren, genügte,, leider nicht. Ja, wenn Hildegard und Hertha ihre Pflicht getan hätten! Aber in dimer Richtung erlebte Greuzacv nur Aergcr nnd Enttäuschung. Man leistete ihm nicht offen Widerstand. Man hörte seine Vorstellungen an. versprach ans seine Bitten alles und . . . hielt nichts. Jeden Nachmittag, wenn der Graf im Kapaliersflügel erschien und seine Schwiegertochter nnd Hertha mit den Auge > inchi.-, soi-d er nur i. ine Iran nnd die HU ins, er, .'Lie lind nicht dagewevn." mnme ihm die G.äün scd. .- mal melden. Und wollte er sie dann ß-lbsi holen, ertläNe Hildegards Jungfer wortreich, die beiden Damen seien be reit-:- nach Tisch ansgesalneii. Wohin? Ja, das wisse sie nicht. . . . Grenzach aber wußte es seit gestern nnd ärgerte sich ins geheim sehr darüber. Eine zufällige Beniertnng des Be zirks-bmiptmannes. Baron Gempers, hatte ibn aiisgcklär!. Gempers, der aestern gekommen war, »in das Rekon valeizentenheim zu besichtigen, verkehrte viel ans Schloßhoi. wo er die Graditscher Damen häufig traf. Nach der Be aber wohl erwarten, daß die angekündiyte Dsnkschrift nicht nur Aeußerungen von Negierungsorganen. die mir vor ihrem Abgang nicht Vorgelegen haebn, wiedergibt, sondern vor allen« die unmittelbaren Mitteilungin der Obersten Heeresleitung an die Reichsleitung, also meine Ausführungen vom 29. September in Spa, den Vortrag des Majors Frhrn. v. d. Bussche vom 2. Oktober und das Votum des Herrn GeneralseldmarschallS v. Hindenburg vom 3. Oktober. Aus alledem geht klar hervor, daß ich niemals die Kapi tulation, den Frieden um jeden Preis, gefordert habe. Darauf allein kommt es an. Zu 2: Da Ew. Exzellenz der Kabinetrsttzung vom 17. Oktober beigewohnt haben, dürsten Ew. Ezzellenz wissen, daß ich weder das Votum abgegeben habe, die deutsche Front habe besser gehalten, als ich vor zwei Woche» gedacht, noch die Aeußerung getan habe, ich ver- traute für die Fortführung des Krieges mehr noch als aus den Meuschenerjutz auf mein Soldatenglück. Ich habe viel mehr aus eine Relhe sorinulterter Fragen folgendes er widert: „ES wurde schon früher ».ine Reihe von Fragen an mich gerichtet, die präzise zu beantworten ganz ausge schlossen lst. Der Krieg ist kein Nechenexempel. Es gibt im Kriege eine Menge Wahrscheinlichkciten. Was schließlich emlrifft, weiß kein Mensch. Ais wir im August 1914 nach Ostpreußen kamen und mil Hilfe meines treuen Mitarbeiters Hoffman» die Befehle zur Schlacht von Tannenberg aus- gaben, da wußte man auch nicht, wie es gehen würoe, ob Rennenkampf marschieren würde oder nicht. Er ist nicht marschiert und, die Schlacht wurde gewonnen. ES gehört zum Kriege Soldatenglück. Vielleicht bekommt Deutschland doch auch wieder Soldatenglllck. Ich kann Ihnen nur meine lleperzeugang sagen: Die Verantwortung dafür, was ich sage, trage ich und habe sie getragen vier tauge schwere Jahre." — Ew. Exzellenz mußte es scyiteßltch auch bekannt sein, daß ich am 17. Oktober den Abbruch der Verhand lungen überhaupt nicht gefordert, sondern im Gegenteil llipp und llar erklärt habe: Nicht abbreHen mit Litson! Wir müssen, wenn irgend möglich, zu Verhandlungen kömmen. Aber keine Veduigungen, die uns wehrlos machen! Keine Preisgabe des U-Voots-Krteges! Darf ich Ew. Ex zellenz ouran erinnern, daß der Staatssekretär Huugmanu, der Ministerpräsident Frieüberg und der Vizekanzler von Payer über die Beantwortung der Note und die Notwen- ülgleit, bei schweren Bedingungen wetterzukämpfen, ebenso sprachen wie ich? Daß tch Herrn von Paper erwidern konnte: „Der Vizekanzler hat mir aus der Seele gesprochen." Und darf das deutsche Volk erfahren, wie es kam, daß trotz dieser Erklärung der Vertreter des Volkes, trotz des Admirals Scheer und meines schärfsten Widerspruches der U-VootS- Krieg fiel, der Weg zur Kapltulatton beschntten wurde? Zu 3: In diesem Stadium war ich nicht mehr Erster Generalquarttermetster. . Ich fasse zusammen: Die'Anforderung des Waffenstill standes ivar schwer. Noch schwerer war seine Unterzeich nung. Zwischen Anforderung und Unterzeichnung aber liegt das S hlliiliiiste: nämlich die Tatsache, daß die Retchüleitung den von uns vorgeschlagenen und m der ReichSlagsrede des Prinzen Mac am ö. Oktober verkündeten Weg verlassen und trotz meines Einspruches den der Kapitulation, des BankerottS und des Friedens um jeden Preis ge- gangen ist. Mit dieser Klarstellung ist die Angelegenheit sür mich vorläufig erledigt; ein vollilänöiges Bild ...eines Handelns sichtig»»,; plandenen die beide» Hecce» noch bei einem Glas Wein i» Gre,,zachs Ziininer. Dabei war die Bewer tung gefallen: „Se. DncchlanckU. Prinz Bärivald, macht ja Ihren P inien mörderlich den Hof, Grenzach," patte der Bezirk-: h.lnptmann lachend gesagt. „Es scheint, alte Liebe rost.'l nicht. Sie uüjjen ja, dag Bärwald schon seinerzeit zn den einigsten Penüreni der »Höne» Komtesse Werder gehörte? Damals dies; es. er habe sich verleben lasse», »in von der alten Werder ntrbl cingesangen zn werde». Aber nun ist ja die Gefahr vorüber! Se. Dnrckilanrbt war nämlich imme- wegen seiner Ebeschcn bekannt." Grenzach wnßte nichts. Aber die Worte wirkten ans ihn wie ein Zciilag ins Gcüchl.- Seine Schwiegertochter ließ sich den Hol machen noch dazu von einem, der sie schon als Mädchen ausgezeichnet hatte! Sie Gebhards Frau, Triris Malter schämte sich nicht! Und das seht, wo ibr Mann schon seit einem Jahre im Felde stand. . . . Ein dnmpser Haß gnoll in ihm ans gegen die schöne gedantenlose Ochwiegerjochter. Ten» es war natürlich nur als oberflächliche Gedankenlosigkeit ansznfassen. . . Er beschloß, seiner Fra», deren rechtlicher Zinn sich darüber nur ansregen würde, nichts davon zu sagen, mit .VUsdeaard' »he,-, h-l nächst-,- G-ss-g-nhZt o-tea z» red-.: Pms dv'-ite leinessall- m Hit oeben. Wa-.- deine mU harmloiew Lacben non den befreundeten Nacvb:>-n ausge nommen »'nrdc, konnte murge» ein böse--- G.eede werden. Nötigenfalls würde er Hildegard den Verkehr »nt Schloßhos einfach verbieten. . . . - Er ahnte nickt, daß die junge Gräfin »ngesäbr znr sclben Zeit Zest mit Hertha über einem alten Koslnmwerk saß. und eifrig nick kleidsamen Kostümen für beide Ausschau hielt. I» Schloßhof sollte »ämlich ein großes Fest zn Ehren des Prinzen slattsinden, dessen genaues Programm zwar noch nicht fsststaiid, bet dem er aber lsbende Bilder, eine