Volltext Seite (XML)
22, - rr. J«»r«»n, -M' M- uM M-M». .»I. V.V »M «L LLL L7e—«'.« 7 - »« 1. H<nivll»rtfti«>ter, D».«. »«»«»»». Dresden. SachMe Mittwoch» S.Oktober 192- L»»«den U»ie>,»«preis«, Die IgelpaUen» Petit,«tl« 80 FamUIea- an,eigen u. Stellengesuch« »0«. Die PetitrellamezeU«. 89 mm breU. » Für «n,eigen mibeichaw de« Berbr-ttuugSgediete« 40 ^. di« PeiitreNam«,«tle l.SO-r. Offertenged.OO ^. Im Fall» höherer »«Walt erlischt tede «erpflichtung cmf LIefenm, sow<« ikrMllnng v. ilnzeigen.vustrSgcn u. Leistung v. Schadenersatz, »ekchLMtcher Teil' Art«» Lenz. Dresden. üolksseuuna Oesterreichs krstifcher Tag Der Keimwehr-Aufmarfch am 7. Oktober — Der gleichzeitig geplante sozialdemokratische Ausmarsch verboten Wien, 2. Oktober. Die niederösterreichisch« Landesregierung hat die Wiener- Neustädter Polizeibehörde gestern beaustragt, den sozial, demokratischen Umzug am 7. Oktober zu verbie. ten. Das verbot ist sormell wegen Gefährdung der öffent lichen Sicherheit und Ordnung erfolgt. Eine Zurückziehung des Verbotes wurde nur möglich sein, wenn die Sozialdemokra ten die polizeiliche Aufmarschordnung einzuhalten versprechen. Das Verbot, das nach allgemeiner Auffassung auch ein Verbot des Aufmarsches des Republikanischen Schutzbundes insolviert, wurde sehr rasch bekannt und löste große Erregung aus. Die Sozialdemokraten erklären, daß sie keines falls zulassen werden, datz am Sonntag nur der Heimwehr- ausmarsch stattsindet, wenn ihnen auch verboten werde, geord net und organisiert in Wiener-Neustadt zu erscheinen, würden sie sich doch in den Strotzen einsinden und sie sperren, um den Heimwehrausmarsch unmöglich zu machen. Die Arbeiter von Wiener-Neustadt wollen sich sogar schon am Sonnabend auf die Strotzen begeben, um eine Art Blockade gegen den Heimwehr ausmarsch durchzuführen. Für Mittwoch ist eine grotze Ver sammlung des Republikanischen Schutzbundes einberufen, in der zu der neuen Lage Beschlutz gefatzt werden soll. Ueber die Sicherheitsvorkehrungen. die die Negierung bzw. die Wiener Stvdtbehörden für den 7. Oktober zu treffen gedenken, ist noch nichts bekannt. Dagegen wettz man, datz die Garnison von Wiener-Neustadt morgen aus der Stadt abziehen und durch Wiener Militär ersetzt iverden wird. Dieses Verbot ist eine Selbstverständlichkeit, es ist von der sozialdemokratischen Parteileitung geradezu herausgefor dert worden. Die Parteileitung hätte der Polizeibehörde einen Aufmarschplan für die nachträglich festgesetzte sozialdemokra tische Gegenkundgebung eingereicht, der den seit Wochen vor liegenden Aufmarschplan der Heimwehr an allen wichtigen Berkehrspunkten durchkreuzte. Trotz der behördlichen Gegen- Vorstellungen blieben die Sozialdemokraten bei diesem Auf- marschplan. Es blieb also nichts übrig als das Verbot, und man darf wohl sagen, datz das Verhalten der sozialistischen Parteileitung von Anfang an auf ein solches Verbot abzielte, um die Erregung ihrer Anhängerschaft noch zu steigern. Man darf trotzdem erwarten, daß di« Bundesregierung Autorität genug besitzt, um am 7. Oktober die Ordnung in der Wiener- Neustadt aufrechtzuerhalten. Der Vivdthorstbuvd gegen die Vesetzuag Für politische Einigung der deutschen Katholiken. Germersheim, 30. September. Auf der Tagung der Windthorstbiind« der Pfalz am Sonntag wurde die folgende Eirtschlietzunz angenommen: „Die aus allen Gauen der Malz außerordentlich aut be suchte Pfalztaaung der Windthorstbünd« stellt einmütig fest, dag es sich mir der politischen Entwicklung der letzten Jahre, insbesondere aber mct der politischen Haltung des deutschen Volkes, das seine VerstäiidWungsberettschaft um> Friedensliebe und sein« Vertragstreue schlagend bewiesen hat, in kras sem Widerspruche steht oatz am deutschen Rhein und in der deutschen Pfalz noch fremve Truppen weilen. Der Windt- Horst-Bund steht grundsätzlich aus dem Boden der Verstän digungspolitik und betrachtet als die hauptsächlichste Grundlage dieser Politik eine umfassende und ehr liche deutsch-französische Verständigung. Die Fortdauer der Besetzung verhindnri aber das Zustande kommen eines steundnachbarltchen Verhältnisses. Darum er hebt der Windthorst-Bmck Protest gegen die Fortdauer der Be setzung und verlangt nicht nur von der Reichsregierung, datz sie alles tue, um die Befreiung des besetzten Gebietes zu erreichen, sondern appelliert auch von der nunmehr schon seit zehn Jahren besetzten Pfalz aus an das politische Weltgewissen. Daboi betont der Wi-ndthorst-Bund, datz diese Befreiung der Rheinland« nicht etwa erkauft oder erhandelt werden soll. Keinesfalls soll dafür die dauernde Preisgabe deutscher Souveränität am Rhein erreicht weiden. Wir wollen frei sein, wir wollen ganz frei sein!" Zn der Entschließung wurde weiter an die politischen Führer des deutschen Katholizismus die Bitte gerichtet, für di« protze politische Einigung aller^ deutschen hinzuarbeiten. zu einer einzigen deutschen Zentrumspartei Der Geburlskag Kin-enburgs Der Reichspräsident 81 Jahre Der Präsident des Deutschen Reiches, Paul von Hindenburg. feiert am 2. Oktober seinen 81. Ge. burtstag. Er begeht diesen Tag fern von allem fest, lichen Trubel aus seinem Landsitz bei Berlin. Es ist go> miß nicht in seinem Sinne, wenn ihn heute jene Presse, die einst in Kaisergeburtstags-Artikeln schwelgte, über schwenglich feiert. Solcher Artikel bedarf es nicht mehr. Der Mann, der heute an der Spitze des Deutschen Rei ches steht, genießt bei Freunden und Gegnern allein durch seine Persönlichkeit und seine historische Leistung die höchste Achtung. Nur radikale Urteilslosigkeit aüf der Linken und alldeutsche Verhetzung auf der Rechten wagen diese Achtung zu verletzen. Als 1926 die Wahlschlacht um die Reichspräsident schaft tobte, haben wir und unsere Freunde uns nicht für Hindenburg, sondern für Marx eingesetzt. Beide Männer haben inzwischen gemeinsam die Geschicke Deutschlands gelenkt, sie haben sich kennen und schätzen gelernt. Und wir bekennen uns gern zu der Anschauung, die auch der einstige Gegenkandidat von 1926 vertritt, daß die Leitung des Deutschen Reiches nicht in besseren Händen sein könnte, wenn damals das staatspolitische Ringen zu einem anderen Ergebnis geführt hätte. Dabei sind wir nach wie vor überzeugt, datz es für den ehemals Kgl. preußischen Offizier ein großes Opfer und eine starke Selbstüberwindung bedeutete, das höchste Amt einer Republik zu übernehmen. Er hat die ses Opfer gebracht in der Erkenntnis, daß nicht die «taatsform, sondern das Volk das wesentliche ist. Diese Zurücksetzung der eigenen Wünsche hat er auch im ein zelnen bei der Führung der Staatsaeschäfte bewährt und damit manchen seiner einstigen Wähler schwer ent täuscht. Wir aber, die wir durch die Geschichte belehrt uns zu -er neuen Staatsform bekennen, sehen gerade in diesem Verhalten Hindenburgs ein historisches Ver dienst. Und unserer Weltanschauung nach wird durch solche Selbstentäuherung und Unterordnung persön- licher Wünsche unter ein hohes Ziel die ethische Persön- lichkeit dieses Reichspräsidenten für uns noch wert voller und achtunggebietender. Auch von diesem zweiten Reichspräsidenten darf man sagen, was von dem ersten galt: Er ist vielen sei ner einstigen Gegner durch Art und Wert seines Wir kens mindestens ebenso teuer geworden wie seinen Freunden. Alle Deutschen, die für ihr Volk und dessen Zukunft begeistert und opferbereit sind, blicken heute zu dem Reichspräsidenten als zu einem Vorbild muster hafter Pflichterfüllung auf. Mit ihnen allen fühlen wir uns einig, wenn wir dem 81jährigen an seinem Geburts tag weiteres Wirken in unverminderter Kraft wün schen, so lange es Gott gefällt. v>K. Sitzung -es Reichskabinekls Berlin, 2. Oktober. In der gestrtgenSitzung des Reichkabinetts gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung der Reichskanzler des heutigen GeburtstagesdesReichspräsidenten, dem er die herzlichen Glückwünsche der Reichsregierung übermittelt hat. Das Kabinett nahm alsdann den Bericht des Staatssekre tärs des Ausivärtigen Amtes, von Schubert, über die Arbeiten derVöl-kerbundsversammlung uich des Völker, bundsrats in der Zeit nach der Abreise des Reichskanzlers von Gens entgegen, beschloß das Reichskabinett die Ernennung eines Nachfolgers tm Vorläufigen R e ichsw i rt scha f ts ra t für den ausgeschiedenen Reichssinanzminister Dr. Hllferdtng in der Person des Leiters der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik, des früheren Redakteurs des Handelsteils der Frankfurter Zeitung, Naphtall. Des weiteren wurde als Termin für die Tagung des Ausschusses für Verfassung», und Verwaltungs- reform die. Zeit vom 22. bis ltt. Oktober festgesetzt. Das Gebot der Stunde Von Heinrich Vockel. Durch das Vorgehen des Stahlhelms und durch dl« „besonders freudige" Unterstützung, die dieses Vorgehen vec den unter Hugenbrrgs Kommando stehenden Deutsch nationalen fand, ist die von allen einsichtigen Leuten schon beobachtete Radikalisierung des deutschen öffent« lichen Lebens aufs neue bedeutsam bestätigt wor. den. Und da die Radikalisierung sich keineswegs auf den äußersten rechten Flügel beschränkt, sondern auch dl« Ultras auf der Linken mit allen möglichen und unmög. lichen Mitteln ihre Machtentsaltung betreiben, kann es sich sehr wohl ereignen, daß die schweren Gewitterwolken am politischen Horizont eines Tages explodieren und ein Unwetterhervorbricht,dem dann vielleicht alles, was in den letzten zehn Jahren in aufbauender Tätigkeit geleistet worden ist, zum Opfer fällt. Bet dieser Sachlage ist es unabweisbare Pflicht aller staatsbejahenden Kreise, namentlich der sich ihrer beson- deren Verantwortung immer voll bewußten Zentrums pa r t e i, sich darüber klar zu werden, was zur Abwe n- düng der unser Staatsleben bedrohenden Gefahr zu geschehen hat. Auf das „Geschehen", auf das Han- deln, auf die Tat kommt es jetzt ganz allein an. Daß man vor der Tat zunächst das Gelände sondiert, daß man zu eruieren versucht, was der Gegner beabsichtigt, daß man sich bemüht, dieSÄvächen und Blößen der feindlichen Po sition zu finden, ist selbstverständlich. Aber diese Erkun dungen haben unbedingt nur dann einen Zweck, wenn st« die Tat vorbereiten. Mit warnenden Kassandrarufen allein wird nichts geschafft. Ebensowenig mit Beschwö rungsformeln an die Adresse der radikalisierten Wirr- köpfe. Die Tat ist jetzt alles. Ein Wort zunächst über di« politisch« Situa tion, in der unser Staat und mit ihm unser ordnungs liebendes, arbeitsfreudiges und fleißiges Volk sich gegen- wärtig befindet. Es hat keinen Zweck, sich der Tatsache zu verschließen, daß große Teile dieses Volkes durch Machen schaften ehrgeiziger und skrupelloser Feinde der deutschen Republik in arge Verwirrung gebracht worden sind. Diese Feinde, die es geschickt verstehen, die politische Unzufriedenheit großer Teile des deutschen Volkes demago gisch vor ihre Jnteressenziele zu spannen, lassen sich un schwer erkennen. Wir sehen die moskowitischen Macht haber als Hintermänner des linken Radikalismus deutlich sich abheben, und wir sehen Herrn Hugenberg mit seinen zwölf Getreuen als die Drahtzieher der sog. „nationalen" Bewegung. Das deutsche Volk soll von Wenigen und zum Teil sogar Außenstehenden auf Irrwege geführt werden. Zu diesen großen politischen Kampsbewegungen rechts und links kommen dann noch die kläglichen Versuche, das deut sche Volk in rein materialistische Klassengruppierungen aus zuspalten. Auch das bedeutet das Ende, wenn es vollen Erfolg hat. Also kurz gesagt: Politische Demagogen rechts und links suchen Massen zu sammeln und materialistisch« Demagogen schicken sich an, das deutsche Volkstum zu zer- brechen, das allein Staat und Nation zu tragen und zu bilden vermag. Wir sind überzeugt, daß die Mehrheit des deutschen Volkes nicht Demagogen folgen und dienen will und daß die Meisten unter uns sich leidenschaftlich aufleh nen gegen eine Austeilung der Nation in die feindlichen Heerlager von Klassen und Ständen. Aber wir sind eben so überzeugt, daß diese Mehrheit nur dann sich erhalten wird, wenn st« ihre politische Beschaulichkeit aufgibt, und der Gefahr ihrerseits aktiv begegnet. Politische Aufgabe ist es also, das sich seiner Verant wortung für Nation und Staat bewußte deutsche Volks tum in den Kampf gegen den Radikalismus und den Ma terialismus zu stellen. Non einer einzigen Partei kann dieser Kampf nicht bestanden werden. Das soll er auch nicht. Wir sehen unsere Aufgabe als Partei klar und deutlich, und werden innerhalb der Partei stärker als bisher unsere politischen Kräfte mobilisieren. Das sollen auch die anderen Parteien tun, die hier in Betracht kommen. Die politische Front, die den Kampf gegen Extremismus und Verflachung führen muß, deckt sich nicht mit den konkreten Parteigrenzen. Sie muß alle umfassen, die sich im Ziele einig sind. Wir beklagen alle die Mängel und Schwächen der be stehenden politischen Ordnung und des heutigen parlamen tarischen Systems. Aber wir dürfen und wollen nicht bei dem Beklagen dieser Fehler stehen bleiben, sondern wir müssen positive, politische Kampfziele aufrichten, die groß genug sind, den Zusammenschluß der gesunden Kräfte zum Aufbau des deutschen Volksstaates von selber zu tätigen. Ein derartiges Kampfziel erster Ordnung ist-die Schaffung eines Wahlrechtes, das politisch zielsichere Persön lichkeiten in die Parlamente bringt und nicht unbe schrieben« Listenimenschen; Persönlichkeiten, die über den parteiischen Kleinkram und Kleinkampf hinausgewachsen sind, die den Willen rum volitischen Gestatten, in sich tragen