Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192807057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-05
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.07.1928
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
) Ungebetene Gesängn'sgiiste. Der Aufenthalt im Gefäng nis ist nichl begehrt und man hört vielfach, daß diejenigen, die hinein sollten, nur widerwillig diesen Aufenthalt antreten. Heute aber har es sich ereignet, daß eine ganz große Zahl von Ausenthaltswilligen von der großen Leipziger Gefangenenanstalt in der Moltkestraße abgewiesen wurden. Allerdings handelte es sich nicht um Menschen, sondern um Bienen. Ein Schwarm wollte in der Moltkestraße ins Gefängnis einfallen. Ein der Imkerei kundiger Feuerwehrbeamter hat den Schwarm mir vieler Miihc dann einfangcn können. Es ist noch nicht bekannt, wem die Tiere gehören. ) Professor Tr- Cverth 50 Jahre alt. Am Dienstag hat Pro- sessor Dr. Erich EverIh, der Vertreter der ZeltungSkunde an der Universität in Leipzig, sein 50 Lebensjahr vollendet. Er ist seit 1920 ans dem ersten Lehrstuhl, der in Deutschland für Zeitungskunde errichtet wurde uud leitet auch das Institut für Zeitungskunde bei der Universität in Leipzig. ) Reue Frachtbriefmufter. Mit dem Inkrafttreten der neuen Eiscnbahuocrkehrsorduung am 1. Oktober 1928 erfahren die Fracht briefe eine wesentliche Veränderung. Hinsichtlich des Aufbrauchs der bisherigen Vordrucke das ReichSvcrkchrsministcrium dahin entschieden, die Frachtbriefe alten Musters noch bis Ende 1928 im Verkehre zu belassen. Ob cs möglich sein wird, die Aufbrauchsfrist weiter zu verlängern, steht zurzeit noch dahin. ^Kemnitr. Ivicksu, ?lr>urn Die Bewegung in der sächsischen Textilindustrie Chemnitz, 4. Juli. Wie van unterrichteter Seite mitgcteilt wird, hat der Arbeit geberverband für die sächsische Textilindustrie beschlossen, den vom Landesschlichtcr in der vorigen Woche gefällten Schiedsspruch über die Arbeitszeit in der sächsischen Textilindustrie (Mehrarbeitszeit- abtomme») anzunehmcn und seine Verbindlichkeitscrklärung zu be antragen. Die Arbeitnehmer hatten den Schiedsspruch bekanntlich abgelchnt. Am die Eingemeindung Auerbach, 4. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Di« Vereinigung der drei Gemeinden Auerbach, Elle seid und Falkenstein zu einer neuen Stadt war bekanntlich von allen drei Gemeindekollegien schon wie derholt einstimmig grundsätzlich beschlossen worden. Das hierzu aus gestellte Orlsgeseh wurde jetzt von den städtischen Kollegien Falken- stein bis auf eine Stimme einstimmig und vom Stadtrat Auerbach mit 6 gegen 2 Stimmen beschlossen, dagegen von den Stadtverord neten Auerbachs die Vereinigung selbst grundsätzlich mit 11 gegen 9 Stimmen abgelchnt: die bürgerliche Arbeitsgemeinschaft ist zu nächst »och dagegen. Von Ellefeld steht neuere Beschlußfassung aus. Die- Anaclcgenhcit soll, wie man hört, nun in einer gemeinschaft lichen Versammlung aller Gemeindekollegien wciterbesprochen werden. tz. Das Urteil im Prozeß Weigand- Das Schwurgericht Chemnitz sällle gestern nachmittag dos Urteil im Totschlags- Prozeß gegen den 30 Jahre alten Arbeiter Johannes Paul Weigand. Ter Angcklag!« hatte am 5. Mai 1923 den ihn verfolgenden Poli.zei- kommissar Ludwig erschossen. Das Urteil lautete an' 14 Jahre neun Monate ZuchtbauS. Tie gegen den Angeklagten wegen schweren Diebstahls auSgeworscne Gefängnisstrafe von IX- Jahren ist in diese Zuchthausstrafe einbc-zogen worden. tz. Zahliiugscinstcllung eines Kaufhauses. Das seit etwa 20 Jahren bestehende Kaufhaus für Damenkonsektion und Manusaktnr- warcn Julius Motnlskn in Oederan befindet sich, wie die Blätter melden, in Zahlungsschwierigkeiten und strebt einen außergericht lichen Verolcich an. tz. Selbstmord aus der Straße. Montag abend warf sich in C hemnitz in der Stollberger Straße ein 28 Jahre alter Schlosser vor einen Autoomnibus. Er wurde überfahren und ivar sofort tot. — In der Bebelstraße wurde der 42 Jahre alte Geschirrführer Max Dreßler von seinem eigenen Wagen über fahren. Er starb kurz daraus im Krankenhaus an den erlit tenen Verletzungen. tz. Tödliches Autounglück. Auf der Staatsstraße von Eib eil st o ck nach Wo! >' Sgr ü n siibr ein mit siebe» Personen besetzter Kraftwagen der Firma Fahrichulc Francs u. Kittling in Aue gegen einen Weoweiscr und Steinhaufen, ^o daß sich oer Wagen übcrsclilug. Die Jmassen wnrden heransaeschlenderi und zum Teil schwer ver letzt. Die Frau des Buchhändlers Kändler aus Eibcnstock erlitt einen devpelten Scbädelbruch. an dessen Folgen sic bald darauf starb. Zwei weitere Verlebte wurden ins Krankenhaus nach Zwickau ge bracht. Roman. Bon Stefan Nndols Atsch. (51. Fortsetzung) „Wie? — Was? Gibt's denn Krieg?" , „Oh — wissen Sie das denn noch nicht? — Frankreich und Deutschland . . Mehr horte Heinrich nicht. Menschen schoben sich — heftig gestikulierend — zwischen ihn und den Sprecher. „Krieg zwischen Deutschland und Frankreich?" fragte er sich und blieb - oäinlich überrascht von dieser Reuigkeit — mitten auf der Straße sichen. ' Sollte das möglich sein? — Krieg? — Ein Fiaker rief ibm zu. doch beiseite zu gehen. Mecha nisch lenkte er feinen Schritt aufs Trottoir. Tort blieb er wieder stehen. Die Neuigkeit konnte er nicht fassen. Plötz lich kam Bewegung in ihn. Mit laute- Stimme rief er eine» Kutscher derbe- und ließ sich zum Bahnhof fahren. Er mußte »ach Deutichland — sofort nach Deutschland! Ementlich batte er sich vorgenommen, von Köln aus obne Aufenibalt weiter ins Siegerland zu fahren. Doch als er dort auf dem Bahnhof stand, kam ihm die Ausfüh rung seines Entschlusses schier unmöglich vor. Jetzt in die Heimat? — Fe nüher er ibr gekommen war. desto mehr stieg in ihm ein Grauen auf — ein Grauen vor der Hei mat. Sieben Fahre lang hatte er sich in Amerika nach ihr gesehnt —- sieben lange Fahre. Nach langen inneren Kämpfen hatte er den Entschluß gefaßt, sie um jeden Preis noch einmal aufzusuchen. Doch letzt? — Nur einige Stunden Bahnfahrt trennten ihn noch von ihr aber er konnte sicb nicht entschließen, in den Zug zu steigen, der dort zur Abfahrt ins Siegerland bereitstand. Das Gräßliche — das Ungeheure seiner Tat trat wieder mit außerordentlicher Lebendigkeit vor seine Seele. Er sah den Onkel im Gebüsch — er fühlte den kalten Hahn der Flinte an seinem Zeigefinger — er hörte das Krachen des Schusses. Dann kam das letzte Bild seines Onkels — da lag er — das Blut auf der Brust — den Kopf auf dem Mariä Heimsuchung in Rosenkhal Dubttüumsrvallfahrl -er Kaihottschen Wende« Rosenthal. 3. Juli 1928. Die sonst üblichen Wallfahrten zu Ostern und Pfingsten, zn Maria Heimsuchung und Himmelfahrt sind Brennpunkte religiösen Lebens an dieser Gnadenstätte. Da strömen die an dächtigen Beter in Prozessionen mit fliegenden Fahnen aus ollen Gauen der katholischen Wcndei, zuweilen auch aus Kamenz und Bautzen, aus SchirgiswalLe, aus Dresden und anderwärts herbei. Doch das diesjährige Fest am vergangenen Montag, im Iubi- läumsjahr der wunderbaren Statue, hatte eine ganz besondere Note. Sollte es doch ein besonderer Ausdruck der Verehrung und Dankbarkeit an die erhabene Gottesmutter sein, die sich eine bleibende Stätte hier im Wendenlande auserkoren hat. Diesmal galt es, das ganze Volk der katholischen Wenden zu er fassen in der sächsischen und preußisckzen Lausitz. Ein beson derer Ausschuß befaßte sich wochenlang mit der praktischen Durchführung dieser Idee. Er hatte sich nicht in seinen Maß nahmen getäuscht. Zu Tausenden folgten die frommen Gläubi gen ihrem Rufe. Sie fanden hinreichenden Platz in der geräumi gen Gnadenkirche, die jetzt gerade von innen und außen neu geschmückt wird und deshalb mit hohen Gerüsten umgeben ist. Während sonst die einzelnen Kirchgemeinden in besonderen Prozessionen wallfahrten, wurden diesmal auch die vielen welt liche» Vereine erfaßt. Darum sah man neben den gewohnten Kirchfahnen auch ihre profanen Schwestern wehen. Das Fest wurde durch hohe Gäste ausgezeichnet. Der Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Schreiber hatte es sich trotz amtlicher Ueber- bürdung nicht nehmen lassen, persönlich zu erscheinen, obwohl er erst tagszuvor in dem weit entfernten Zwickau das Sakra ment der Firmung gespendet hatte. Auch der Abt und Prälat des Zistcrzienscrklosters in Osseg (Böhmen), Dr. Theobald Schar nagel. der zugleich Visitator der beiden Lausitzer Klöster ist, ivar erschienen. Im feierlichen Zuge wurden die geistlichen Oberen an die Gnadenstätte geleitet, begrüßt von dem Ortsgeistlichen und den Tausenden frommer Wallfahrer. Da das Gotteshaus die zu erwartenden Scharen nicht zu fassen vermochte, ging man in Gottes freie Natur, auf die Darfwicse, wo durch Herrn Baumeister Rocho - Zerna ein hohes Podium mit provisorischem Altar errichtet war. von dessen Zinne das Bild der himmlischen Mutter herabstrahlte. Wo der Rahmen der grünenden Natur nicht zureichto, da schmückte man den Platz noch mit Birken und Reisern, mit Girlanden und Fahnen, um für den heiligen Akt eine würdige Släite zu scliaffen. Wahrlich, ein schönes Bild! Die in die Knie gesunkene Menge, die hohen Würdenträger im Ornat, umgeben von Ministranten in roten und weißen Kitteln, dazu die festliche Tracht der Druschken und wendischen Frauen und über allem der lrlarblau strahlende Him mel. von dessen Gewölbe der Sonne goldner Strahl herab leuchtete und es gar zu gut meinte. Gegen 3—4000 fromme Beter wohnten dem feierlichen Gottesdienste bei. An der Seite stand cm erhöhter Sitz mit Baldachin für den Kirchenfürsten, der das Pontifikalamt zelebrierte, während die zahllosen Scharen mit Begleitung eines Bläserchores herrliche Marien« liedec sangen. Der hochwürdigste Herr Bischof überbrachte Grüße des Heiligen Vaters und spendete den päpstlichen Segen. Von grünumrankter Kanzel sprach Prälat Sauer» Bautzen in seiner Festpredigt von der Notwendigkeit des Glau bens gerade in unserer ach so glaubenslosen Zeit. Nach einer längeren Mittagspause stellte man zum Fest- zuge. Weit mußte er ausholen. fast bis zur einige hundert Mete- entfernten Bildsäule, um die Spitze des langen Zuges am Dorfrande zu postieren. Und dann zog man in bunter Reihen folge auf die Festwiese, wo nunmehr der mehr weltliche Teil der Huldigungsfeier stattfand. Zu beiden Seiten der Dorf straße g'.üßien Maien und auf hohen Stangen Fahnen in Ratio nalfarben. Den Reigen erösfnete der Ortsgeistliche, Herr Administrator P. Romuald Doma sch Ke und richtete als BorsitzenLer des Ausschusses herzliche Begrüßungsworte an die B«'sammelten, deren Zahl sich ziemlich stark gelichtet hatte. Im Festprolog feierte der wendische Dichter, Schriftsteller und Re dakteur des „Katolski Posol" der bekannten wendisch-kat.zo- lischen Wochenzeitschrift. Kaplan Noack-Bantzen. die Him melskönigin und Erzpriester Sauer-Ralbitz richtete als Parvchialpfarrer Worte der Begrüßung on die Zuhörer. Aus Markranstädt bei Leipzig war Nfarrer Dr. Scholze herbei geeilt. um seine Landsleute in fesselndem Nartrage zu ergötzen, dessen Thema sich in dem Gedanken erschöpfte „Die Rosenthaler Gottesmutter und das wendische Volk". In einem zweiten Bvrtrage sprach Kantor A n t r i k k i - Radibor ük"r die Er ziehung der Jugend z„r Verehrung der Himmelkönigin und schmerzhaften Gottesmutter. Beide Redner erntet-n lebhaften Beifall Ebenso beifällig wurden die gesaiwlichen Darbietungen des n ondischen Gesangvereins „Lilna" aus Ratbitz unter Leitung des Herrn Oberlehrer H e i n e - Ennnewitz entgeoenoenommen, di; das ganze Festprogramm mit mehrstimmigen Gesängen um rahmten. Hcildiounvst-evelcken und ehrfurchtsvolle Grüße n-vclden o» den Heiligen in Rom nn-v 8en avostostscken Nuntius Pacelli in Berlin gesandt. Mit einem gemein samen Kirchenliede schloß die Feier ans der Festwiese Alsdann bewegte sich der Zug nochmals in die Kirche, um in feierlicher Sch lußnn dacht die eminente religiöse Kund gebung zu beenden. Hierbei erhielt die von der Schirgiswalder Prozession der Gnadenkirche geschenkte große Marien, statue ikre Weiße. Mächtig erscholl der Ambrosianische Lob gesang unler Begleitung der Orgel und des Blasorchesters durch die weiten Räume des Gotteshauses und alsbald rüsteten die Prozessionen znni Abmarsch, die weitesten zuerst, nochmals ein zeln Abschied nehmend von der Gnademnutter. Diese feierliche Manifestation hintcrließ auch auf Anderaläubige. die ihr als stumme Zuschauer von ferne beiwohnten, den tiefsten Eindruck. Hier kam wieder einmal der tiefreligiöfe Sinn des wendischen Volkes zum Aufdruck. Möge es das geistige Erbe seiner Alt vordern weiterhin so hoch in Ehren halten zu eigener und frem der Erbauung. Kus clei- l,suritr Weitere Urteile gegen die Vran-Mker Bautzen, 4. Juli. Im weiteren Verlause der Verhandlungen gegen die Mas- senbrandstlstcr von Barcith verurteilte das Schwurgericht weiter den Slellmacher Klimke zu 2X> Jahren Zuchthaus, dis Brü der Sc dl ich zu je I I Jahr Zuchthaus und 3 Jahren Ehren rechtsverlust, den stellvertretenden Bürgermeister und Fcuer- wehrhauptmann G »de, der die Zündschnur zur BrandsOftnng besorgt hatte, zu 2 Jahren Gefängnis und de,, Wirtschaftsbcsitzer Reinhardt zu 6 Monaten Gefängnis. Der Angeklagte Zie- fchang wurde freigcsprochcn. l. Ein eigenartiger Unfall. Ans eigenartige Weise ums Leben gekommen ist der Versicherungsagent Paul Große von Bischofs- wcröa. Er wurde Montag nachmittag i» seinem Schrebergarten in einem großen Wasserfasse ertrunken ausgcsnndcn. Große batte sich in den Garten begeben um zu gießen: man nimmt an. daß er sich dabei erhitzt bat »nd daß er. als er sich über das Faß zum Wasscrschöpscn beugte von einem Scbwiiidclansall oder Hitzschlag getrosten und kopfüber in das tiese Faß stürzte, wo er, ohne daß es jemand bemerkte, ertrank. —er. Schirgiswalde. Am 1. Juli feierte bei herrlichstem Sommerwetter der hiesige Sächsische Militärverein sein diesjähriges Sommer fest. Die Kinder der Vereinsmitglie der, die sich nach dem Nachmittagsgottesdienste am Krieger denkmale auf dem Kirchberge Zum Zuge geordnet hatten, wurden vom Vereine unter den Klängen der Musik auf den Schützenvlatz geleitet. Dort war für Belustigungen reichlich ge sorgt. Die größeren Kinder schossen mit der Armbrust, die kleineren morsen mit Hoizkugel» nach hölzernen Vöoeln -and Sternen. In der Glücksbude gab es etwas für den Blagen zu gewinnen. Wem aber das Glück nicht Haid mar. bekam doch wenigstens Würstchen und Semmel Das Kasperletheater er freute sich allgemeiner Beliebtheit. Besonderes Interesse er weckte sowohl bei den kleinen als auch bei den großen Zu- schauern das Japanische Tagesfeuerwcrk. Am Abende fand im Tchützenhause für die Vereiusmitglieder ein Bail statt. -- Mit de», Ncrlause seines Sommcrlcstes kann der hiesige Militürverein und sein rühriger 1. Vorsitzender, Kaufmann Alfred Richter, sehr zufrieden sein. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Wittcnlngßlttissichtc». Lcichlc schwache Winoe ans westlichen Richtungen; mäßig warm: allmähliche Bcwölkunesabnalnne: Ge- witicrneigung: sonst keine nennenswerten Niederschläge Baumstumpf. — Er vernahm seine röchelnde Stimme: „Tatst dn's wegen der Hilde. Heiner?" Laut fauchend fuhr der Zug aus der Halle und nahm seinen Weg an die Ufer der schäumenden Sieg. Er starrte ihm nach und als die Wagen in der Ferne verschwanden, spürte er es. und ein unsäglicher Schmerz wühlte in seinem Innern: „Du hast keine Heimat mehr! — Für einen Mör der ist sie verloren!" Langsam und niedergedrückt wunderte er in die Stadt. Es durchschauerte ihn, als er wieder überall deutsche Lunte vernahm. Vor dem Bahnhof hörte er dem Gespräche einiger Kutscher zu. Ein großer und breiter Kölner mit einem Schnurrbart, dessen hochgezwirbelte Enden fast bis an die Ohren reichten, sagte: „Dann kriegen wir wohl bald den Stellungsbefehl, Tünnes, wat?" „Vielleicht hat ihn deine Alte schon in den Fingern, Pitt,"-versetzte ein anderer und lehnte sich dabei faul an seinen Gaul. „Junge, wat werden wir da 'neu Schlag reinhauen," meinte der erste wieder. „Wir wollen den Franzmännern chon mal Anstand ei »bleuen. Sie sollen sich unserm König gegenüber miserabel benommen haben." »Jo, ja, wegen der Thronkandidatur! Ein Hohen- 'ollernprinz sollte nicht auf den Thron von Spanien. Die Franzosen denken, sie könnten uns ins Zeug reden. Da sind sie auf dem Holzweg. Der Bismarck fackelt nicht lange." Heinrich kaufte sich einige Zeitungen und ging darauf weiter in die Stadt. In einem gut bürgerlichen Kölner Lokale ließ er sich nieder und studierte die Zeitungen. Spaltenlange Artikel über die französische und preußische Negierung — über König Wilhelm und Bismarck — über Napoleon und seine Minister. Nach einigen Stunden schob er die Zeitungen beiseite: Ein Krieg war sicher — unver meidlich. — Sollte er sich schon jetzt bei seinem Regiment in Mag deburg melden? — Sollte er es wagen? — Es war mit Bestimmtheit anzunehmen, daß man dort von seiner Tat wußte. Man würde ihn festnehmen. Auch hatte er sich, als er nach Amerika fuhr, nicht beurlauben lasten. Was sollte er anfangen?— Krieg? — Dieses entsetzliche, grauenvolle Wort. Wie viel Elend — wieviel Schmerz und Kummer — wieviel Entsetzen umfaßt dieses eine Wort. Doch bei Heinrich löste es einen unendlich großen Jubel aus. Tie Begeiste rung packte ihn, aber es war noch etwas anderes dabei, das seine Freude vergrößerte. Es mar die Hoffnung, in diesem Völkermorden sühnen zu können, er dachte an den Tod auf dem Schlachtfelde. Nur der Gedanke bereitete ihm Kummer, daß man ihn, den Mörder, nicht zu dem bald ausbrechenden Kampfe zulasten würde. Immer wieder stellte er sich die bange Frage: Soll ich mich in Magde burg bei meinem Regiment melden? — Soll ich es wagen?« Zuerst schien ihm die Gefahr zu groß, und er erwog, den Gedanken, ob es nicht besser sei, sich irgend bei einer andern Truppe freiwillig zu melden. Aber das Pflicht gefühl rief ihn zu seinem Regiment! Sicherlich war scinä Tat in Vergessenheit geraten und jetzt, wo es heißen würde: in den Krieg! — hinaus aus den Garnisonen!! würde man keine Zeit mehr haben, die alten Akten nach zuprüfen. Und wenn man es wirklich wußte — dort, beim Regiment — so wollte er auf den Knien flehen, ihm kämpfen — ihn auf dem Schlachtfeld sterben zu lasten — für König und Vaterland. Das würde man ihm doch nicht versagen können — ihm, der in den drei Jahren seiner- Dienstzeit stets ein guter Soldat gewesen war. — So, fieberte es in seinem Hirne und er fühlte sich bei dem Te« danken gehoben, daß man Ihm in seinem Heimatdorfe nicht mcbr grollen würde, wenn die Nachricht einliefe. daß er^ Heinrich Linke, auf dem Schlachtfelds tapfer kämpfend ge fallen sei. — Noch drei Tage blieb er in Köln in einem Hokel und? verfolgte intensiv die Entwicklung der politischen Ereignisse/ Als am 19. Juli die Kriegserklärung Frankreichs anlj Deutichland erfolgte, setzte er sich in den Zug und fuhr naH Magdeburg zu seinem Regiment. 15. Kapitel. Mars-la-Tour, Trouville, Flavigny und Eravelotte! — Wie mancher Tropfen echten deutschen Bluts floß am 15. und 16. August 1870 vor und in den Mauern diese» reizenden, französischen Ortschaften. Die Schlachten vor Metz waren geschlagen und die französischen Truppen hatten sich hinter die Fsstuflgswäll» der Stadt zurückgezogen. (Fortsetzung folgt)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)