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Sonntag, den 22. Februar 1V2S znm Altar« begab. Trr KSiigerckor der Sixllna trug mit ge wähnter Meisterichast nnter Leitung Perösis eine Mess« Pale- strinaö vor. Tie gleichen Freudenlundgebungen wie bei ,<!»«>» Tinznge, wnbrrholten sich, als der Heilige Vater zurück durch sic jubelnde Menge getragen wurde. Erst als die lpalierbildende Pelaluiehrenwache »nt Fahne und Munk abzog, wurden die ge waltigen Tore von St. Peter geöffnet und mit dankerfüllten Herzen verließen die vielen Taulenden daS hehre Gotteshaus. Fast unbeachtet ist rin Ereignis von bemerkenswerter poli tischer Bedeutung dieser Tage vorübergegangen. Im Sitz des »ultnsministeriums hat sich znm ersten Male eine anS' Be amten d r Negierung und aus Prälaten bestehende Koinmistion von Experten zu>a»iinengcfnnden, znm Studium von Reformen >n der kirchlichen Gricpgebuiig. Tie Aufgabe, t»e anfangs ein« be'ch.'idene zu sein schien, und sich auf die Prüfung der Entwürfe für Regulierung des kirchlichen Eigentums bezog, hat sich plötz lich zu einer weitgehenden und büchst wichtigen gestaltet, und der Kultusminister mußte lelbst in seiner Eröffnungsrede an erkennen, das, diele Fragen, „die durchaus technischer Natur l'iid, eine» politischen Beigeschmack haben" nachdem er vorher erllärr hatte, daß „die veränderte politische Weltlage und der Verlauf d.r Zeit — segensreiche Arznei für manche Nebel — eine neue Atmoiphäre schufen, worin alle Probleme der Be ziehungen zwilch.'n Staat und Kirche neuerdings und von durch aus anderen Gelichtspunkten aus, wiedcrgeprüft und )osfent- »ch aus gelöst werden". Tie drei Prälaten, die beauftragt sind, mit de» Staatsmännern zu verhandeln, >>nd äußerst glücklich aus- gelncht. Es sind: Migr. Talamo, der bejahrte thomistische Phi- loloph, Msgr. Capital», hervorgegangen aus den römischen Kon gregationen, d. h. ans der kirchlichen Bürokratie, Migr. C'sterna, der geschickte Finanzniann, deni Benedikt XV. und Pius XI oft über wirtlchastliche und Patrimonialfragen des Heiligen Stuhles zu Rate zogen. Präsident der Kommission ist der aus Jonrna- listenlreilen hervorgegangene Unterstaatssckcetär Mattei-Gc„til>, rhedein Hauptredakteiir des katholischen „Corriere d'Jtalia". Auf Antrieb eines deutlchcn und eines italienischen Ko mitees ist der Entschluß gefaßt worden, einen Verband zu grün den, dessen Mitglieder aus beiden Nationen den Tnrismus durch gemeiniame Arbeit zu fördern bestrebt sind. Es i/t ja bekannt, mit welcher Vorliebe die Teutlchen von jeher Italien besuchen und mit welcher Begeisterung auch die Italiener eine Nesse nach Tentschland unternehmen. Tie Melodien PaiselloS haben Beet hoven begeistert, und dieser findet gerade in Italien seine lciden- jck östlichen Bewund rer; Wagner schuf einen Teil seiner unsterb lichen Werke anf dem Posillivo; Mendelssohn inspirierte sich beim Soiiiienuniergcmg in Venedig. 'Goethes Faust wurde aus der Terrasse des Pinclo in Nom enlworsen; Lehrer der Tonkunst wie Micklo, Ce!>, Busoni, Swoli und so vlele andere ,vsr:n »iid >>nd es noch, nicht nur die Lieblinge der Eingeweihten, son dern auch des ganzen deutnhen Volkes. Ter vielhnndertjährige Ruhm der Universität von Neapel und der literarische» W'eder- gibnrr Italiens ruft Friedrich II. von Hohenstaufen ins Ge dächtnis; in N apel treffen sich die Aristokraten der biologische» Wliienschasten »n Aquarium, eine wunderbare Schöpfung des B o- liogen Anton Tohrn. Dieser »ene Verband, der de» Rei'ende» beider Nationen eine Hilfe, e n treuer Führer, ein Ratgeber und eine moralische Stütze sei» loll, ist vor e nigen Tagen >n Neapel gegründet worden. Anwesend waren bei der Erüffnungsfe er di« Gründer der Gesellschaft: Fürst Forino, der Herzog Fabio d> Coraeciolo, der Vizepräsident des Senats, verschiedene Senatoren „nd Admiräle, dann von der deutschen Kolonie Neapels: Prof. Tohrn und die Kauslcute Schmidt und Schnberth, sowie aus München Vanld'rektor Siemer und Tomkapilular Dr. Brem. Letzterer hielt ein« zündende Ansprache, di« in der Förderung Kotei 7ürstcnhol-lk,iÄg liokel üer Lelprlg desuchenlken »albottkrn kille Zimmer mit lialk- nnst Warmwafser YAtler Mäßig «onserenriSle der guten Beziehungen zwischen Italien und Deutschland auf dem Gebiet für Wissenschaft und Verkehr ausklang. Depeschen wurden abgesandt an Reichspräsidenten Ebert, a» de» König von Italien, an Mussolini, Tr. Held, ai» die Botschaften i„ Rom und Berlin. König Viktor Emmanuel erwiderte, daß «r der Gründung sympalgTfch gegenüberstehr. Tiere als Wetterpropheten Langjährige Gewohnheit, Luft. Himmel und Wolken zu beobachten, hat Jäger, Bauern. Seeleute und Fischer zu gute» Wetterpropheten gemacht, jedoch auch die Tierwelt gibt reiches Material zur Vorausbestimmung der Witterung, wenngleich man auch diese» Zusammenhängen in der Allgemeinheit keinen zu großen prognotischen Wert beimißt. Wenn nach Sonnenuntergang die Mücke n lebhaft tanzen oder die Fledermäuse ungewöhnlich zahlreich flattern, kündet sich für den nächsten Tag gutes Wetter an. Dasselbe gilt, wenn die Katzen niesen Schreien die Buchfinken oder die Bachstelzen, oder kräht am Abend der Hahn, so gibt es bestimmt bald Regen. Flöhe und Fliegen werden zudring licher, wenn Rege» in der Luft liegt, und wenn obendrein noch die Katze mit den Vorderpfote» „hechelt", dann steht der Regen sogar unmittelbar bevor. Zeigt sich der Hackspecht oder der Dampfass häufig aus den Bauernhöfe», so wird der Winter hart und strenge werden und viel Eis und Schnee bringen Tra gen die Stalltiere das Maul hoch, und schnuppern sie be gierig die Luft ein, dann ist starker Sturm unausbleiblich. Auch die emsig webende Spinne verkündet Sturm. Ausgezeichnete Wetterpropheten sind die Mistkäfs r. Sie kommen an warmen ruhigen Abenden aus ihren Erdlöchern hervor, um sich aui die Wege zu begeben. Tressen sie etwas Eßbares, was bei ihrer Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit absolut nicht ausgeschlossen ist. so stürzen sie sich über den Fund und vergraben diesen in die Erde. Auf hiese Weise verschwindet während einer arbeitsamen Nacht jeglicher Unrat von den Wegen. Aber nur bei guteni beständigen Wetter iinterziehen sich die fleißigen Tiere dieser Neinigungsarbeit. Bei Regen und Kälte halten sie es für geratener, in ihren Erdlöchern z» bleibe». Man hat beobachtet, wie sie oft während einer Reihe von klaren Sommernächten ihr Werk fortsetzen. Aber plötzlich bleiben sie eines Nachts aus, obwohl der Himmel noch klar und unverüiiüerl ist und nichts darauf hindeutet, daß ein Witterungsumschlag bevorsteht. Trotzdem kann man überzeugt sein, daß, noch bevor der Tag graut, Niederschläge kommen werden. Dagegen ge schieht es auch, daß oft der Himmel am Abend dicht bewölkt ist und viel Feuchtigkeit in der Luft liegt. Dies hindert die emsigen Mistkäfer jedoch nicht, ihre eifrige Arbeit sortzusetzen. Man kann also vollständig sicher sein, daß es trotz der drohenden Wolken nicht regnen wird. Interessante Beobachtungen machte man bei einer Lar venart, die sich i» dichten Nadelwäldern aulhält. Sie weben ein dichtes Netz in den Zweigen, hinter dem sie ungestört den Baum anknappern können. Dieser Arbeit unterziehen sie sich allerdings nur bei gutem Wetter. Sie zeige» eine erstaunliche Uebereinstimmung des Lufldrucksmochsels. Steigt das Baro meter, dann kommen sie zum Vorschein, fällt es, verschwinde» sie. Der scharfsinnige Beobachter der Insekten Professor Jules Fabrei schildert diese interessante Eigenschaft der Larven in seinen Arbeiten ausführlich.^ Von den verschiedenen Vögeln, die sich „auf das Wetter verstehen", sei besonders der Rohrsänger hervorgehoben. Gewöhnlich baut er sein Nest in bestimmter Höhenlage im Schilf, aber man hat konstatiert, daß er sich in gewissen Jahren eine höhere Wohnlage sucht Meist stellt es sich heraus, daß seine Vorsicht berechtigt war. denn das eintretende Hochwasser hätte bestimmt sein kleines Nestchen sortgespült, wenn es sich in der üblichen Höhe befunden hätte. In de» Lagunen, zwischen dem Festland und den Korallen riffen der Südsee. lebt unter der reichen Fauna der Palolo- wurm, der in große» Ansammlungen bei Samoa und den Fidschiinseln vorkommt, und der für die Eingeborenen ein Leckerbissen bedeutet. Während die Köpfe der Palolowürmcr sich in die Korallenlöcher kesibohrcn, löst sich der Hintere Körper teil und begibt sich unter lebhaften Bewegungen zur Oberfläche des Wassers. Hier legt er seine Forlpslanzungsprodukre ad und wird dann in großen Mengen von den Eingeborenen ein» gesammelt. Die Körperteile find ungefähr Lü Zentimeter lang. Das Eigentümliche bei vielem Borgang ist, daß er nur an be- stimmten Monaten und zu bestimmter Stunde stattsindet. und die Eingeborenen wissen daher genau, an welchen Tagen sie mit der Ablegung rechnen können Im letzten Mondviertel der Oktober- und November-Monate erscheinen in der Frühe um 4 Uhr die willkommenen Leckerbissen aus des Meeres Obci'läche, um sich geduldig einfangen zu lassen. Ob die Lichlverhättnisse oder Ebbe und Flut etwas mit der Sckivärmzeit der Palolo- würmer zu tun haben, ist noch nicht sestgestellt. Be! Florida existiert ein Organismus, der in überraschen« der Weise an den Palolowurm erinnert Auch dieses Wesen schwärmt präzis zu einer bestimmten Stunde, die diesmal aller dings mit dem Tag des dritten Mondviertels zusammensällt. Ein besonders sckarles astronomisches Witten ist bei dem Hok« kovoael sestzustellen. Er stäkt in der Nackt, wenn das Stern bild „Kreuz des Südens" genau im Süden steht, laute, den oanzen Wald durchdringende Schreie ans. Der Forscher Schont» burgk. der Entdecker der Viktoria Regia, weigerte sich anfangs, den Angabe» der Indianer über diese eigentümliche Tatsachr Glauben zu schenken. Darauf studierte er de» Nachthimmel und stellte fest, dak das „Kreuz" genau des Margens um 4 Uh» den Meridian überschritt und im gleichen Augenblick stieß der' Hakkovoaes sein" seltsamen nnartchulierten Laute aus Ein anderes Mal passierte das ..Kreuz" den Meridian um 1125 ab-mds. und im selb"» Augenblick du-ckhattte der Wald van den wild»» Rufen der Vöael Nun v-rsckwand natürlich seglicher Zweifel Schomburgks an den Angabe» der Indianer. Auf einige Tierarten wirkt das Erdbeben in eigen artiger Weise ei», Oft könnten sie als Nnkiindör bevorstehender Erderschütterungen dienen, wenn man die Symptome nur nicht meist erst zu spät bemerkte. Viele kleinere, in der Erde woh nende Tiere verlassen ihre Behausungen und kommen an die Erdoberfläche. Es ist möglich, daß die leichteren teilurischen BL--' wegunge» der Erde, die meist von schwefelsanre» Gase» de--> gleitet werden, das Heraufpressen der Lebewesen veranlassen.' Im Jahre 373 kamen fünf Tage vor dem gewaltigen Erdbeben^ das die Stadl Achaja zerstörte, alle Wiesel, Ratten. Mäuse. Blaul würfe und Würmer aus der Erde, die sich auf eine beschleunigte ' Abwanderung begaben Der entferntliegende Platz, auf dem sie sich häuslich einnchteten, wurde von dem gewaltigen Erdbeben völlig verschont Auch die Haustiere sind häufig Aukünder be vorstehender Erdbeben — In Italien gibt es darüber viele Er zählungen. Kurz vor Messinas Zerstörung 1738 bellten alle Hunde der ganzen Gegend wie in toller Raserei, so daß stch lh>e Besitzer genötigt sahen, die Tie'e zu töten, denn sie befürchteten, eine Krankheit habe die Hunde plötzlich heimgesucht Wenigs Stunden später lag Messina in Trümmern. Aehnlich war es vor der Zerstörung der Stadt Concepcio» in Ehile. Große Scharen großer Seevögel überflogen die Stadt landeinwärts Noch nie war diese Erscheinung beob"chtet worden Sturm und Gewitter konnten die Ursache nicht sein, aber zivei Stunden später lag Concepcion in Trümmer. I. E Tr. (-U57KV kieoel.. kliüisims! » Wer47.n'k?s '/aMys/r Oro/rr^/a// f/tttrsfr ere/e/r.' c/s/' ^s/'s c/ss c/s/"c/ss/^-//AS/7 /77o/Z§-6ÜS/7<^/ /'Fooooo6 /IOS". Lc-rs/7 7S7I ö Die Soldaten der Kaiserin Roman von Julia na von Stockhau>e» (21. Fortsetzung.) ^ Maria Theresia stand in heiligen Bränden. Krone der Seele — königlich geschmiedet von Gerechtigkeit, Gü!e, Stücke und Pflicht — nicht leicht wirst du erworben und geschmiedet sei» — Gott wird dich mir schmieden. In Leiden? In Freuden? Wie auch immer. — Es sei! — Herr, dein Wille geschehe! Theresia kniete nieder. In den elfenbeinernen Händen des Primas erklünzte das goldene Salbgefäß. Durch die von leisen Glockentönen durchbebte Stille sanken die Worte des FUrslprimas. Die Königin bog das Haupt zurück, mit einer wundervollen Bewegung bot sie ihre Stirn den salbenden Hän den des Greises. Trompeten und Trommeln schwollen in den Jubel der Geigen — draußen begannen Schwärme von Menschen zu Kreisen und zu brausen. Hochaufgerichtct sland Maria Theresia. Um ihre Hüfte gürtete man des heiligen Stefan glorreiches Schwert. Die Königin löste das Schwert vom Gurt, sie hob mit ihren schmalen, weißen Händen das Schwert und küßte die breite, stählerne, uralte Schneide. Jubel flog und brauste durch die Kirche. Um ihre Schulter sank in seiner schweren, mallen Pracht der Mantel des heiligen Stefan. Langsam kniete sie nieder. Wieder breitete sich das brennende Schweigen über die Menge. Maria Theresia betete. Fast laut rief ihre Seele zum Allmächtigen: „Siehe, ich bin deine Magd! O Herr, mir geschehe nach deinem Willen. Heilig! Heilig! Heilig! Salbe mich mit deinem Geiste, o Herr! Gürte mich mit deiner Stärke! Kröne mich mit deiner Gnade! Gott, mein Gott! Dein Wille geschehe an mir!" Sankt Stefans Krone ruhte aus ihrem Haupte. Maria Theresia stand auf. Wie von neuer» innerer Kraft beseelt, schritt sie leicht und strahlend zum Throne, umbraust vom Jubel der Tausende. In ihren Händen lastete das Szepter und der Reichsapfel. Und unter dem Donner der Geschütze, dem Klingen der Glocken und dem Jubel der Musik empfino- die Königin Maria Theresia den Huldigungseid der Stände uno die srieriiche Begrüßung als Geheiligte Apostolische Majestät. Menschen, Tausende, aber Tausende von Menschen wogten über den Platz zwischen Dom und Burg. Langsam ging der Zug zum Monarchenhügel. Der Palatin und der Fürslprimas von Ungarn führten das milchweiße Roß der Königin am goldenen Zügel. Maria Theresia ritt im Zug, langsam, feierlich, umbraust und getragen vom Beifall des Volkes. Alles in ihr, vorhin noch so verträumt, war nun überwach. — Sie fühlte das Blau des Himmels, den Duft der Blume», das sanfte Wehen des des Windes, das leichte Knirsche» des Sattels, das Flattern der Fahnen, den Geruch der Menschen. Sie empfand die Erde unter sich — Gott über sich und die Menschen inmitten. — Co ward Ihr der Besitz der Heimaterde gegeben, die Hoffnung auf den Him mel und die Herrschaft über die Mensche». Sie verband sich in einer tiefen, völligen Hingabe diesen heiligen Dreien: Himmel, Erde »nd Mensch. In sich selbst fühlte sie gleich stark die Erha benheit des Himmels, die Mütterlichkeit der Erde und die tiefe Not des Menschen. „Wie ich sic liebe — wie ich sie liebe! — Fleisch von meinem Fleisch — Geist von meinem Geist — meine Kinder." — Der Zug rundete sich um den Hügel, ein leuchtender Kreis. Maria Theresia ritt allein auf ihrem milchweißen Roste. — Da trieb sie in ausloderndem Feuer das Tier und jagte den Hügel hinan. Hochausgerich'et im Sattel, die goldenen Locken unter der Krone vorwchend, leuchtenden Auges, hob sie des heiligen Stefan Schivert und segnete mit seinem symbolischen Streiche viermal — nach Norden und Süden, »ach Osten und Westen — Ungarns heilige Erde. Die Wogen des Jubels der Glocken und Kanonen, der Trommeln und Trompeten, schlugen über allem zusammen! — Sieghaft stieg das „Tedeum laudamus" empor, eine Sonne über rauschende Fluten. » » » Irgendwo von einem der verborgenen, hockgiebellgen Häu er her hatte Franz Stefan den Königszug gesehen. Er stand hr fern, er gehörte nicht in den strahlenden Kreis, der heute die Frau umgab. Er war ja nur ihr Gatte, nicht der König, vielleicht nur die Freude müßiger Stunden. Er war „ein Ding" in den Händen der Minister, eine kleine nebensächliche Freude im Herzen der Königin. Und Bitterkeit und Haß zerwühlten das Herz des Mannes. In den kleinen, weiß und lichtgrün dekorierte» Salon, der- zu den inneren Gemächern führte, stand Anna Maria von Handt am Spiegel. Weicher, irisierender Samt in der Farbe sommer licher Malven bauschte sich rosig violett um ihre Hüsten Leise bog sie den schlanke» Körper; die Sonne spielte in den Falten des Samtes und blitzte im Silber der spitzcngeschnürlen Drap d'argcnt-Korsage. „Ich b!» schön," lächelte Anna Maria. Sie sah im Spiegel ihr schmales Gesicht, die dunklen, schimmernden Augen, die seine Nase, den geschwungenen Mund: „Wie rot meine Lippen sind, wie rot!" Sie lächelte inniger: „Seine Küsse!" Ein seines Beben lief über ihre blasse Haut. Sie schloß die Angen. Ein großes, zärtliches Gefühl erfüllte ihr Herz; all ihre Kälte, all ihr spöttischer Stolz waren zerstoben — sie hatte ihn so lieb, so lieb! „Mein Franz! — mein Bub! Geliebtes^' Lieb!" Daß sie einmal ohne ihn leben konnte! Daß es möglich war, ohne ihn zu leben? Dunkel und trocken erschien alles Gewesene, ein Tag ohne Sonne, ehe er kam. Nun lag „lies überschüttet mit Licht. Wie einsam, wie verlassen war sie ge wesen trotz aller Huldigungen, die schöne kalte Haydt; wie bitter die brennenden Träume ihrer Nächte, wie verzerrt alle Feste, Jagd und Tanz — beinahe sinnlos. Nun aber hatte alles Farbe und Feuer, nun war alles erfüllt und voll tiefem Sinn! Er liebte sie, die ihm so völlig hingegeben war! „Du," sagte eine leise Stimme, deren Klang ihr Blut ver wandelte; der Mann nahm sie in seine Arme und küßte sie. Sie öffnete weit die Augen; verzückt starrte sie zu ihm empor. Sie schlang die Hände um seinen Nacken, ihr ganzer Körper war eine Flamme in seinen Armen. „Welch ein Tag!" ries er begeistert. „Große Mutter — eine Gottheit steht über UngarnI Mädchen, deine Königin ist herrlich!" Sie lächelte: „Lieb, dul" und bog sich ein wenig; soviel Feuer?" Er lachte: „Das Herz dir. Geliebte, das Schwert der Köni gin! Welch ein Tag, Anuschka, welch ein Tag!" Sie flocht die Finger in die goldenen Schnüre seines Rockes „Wieviel von deinem Herzen trägst du aus der Spitze deine» Schwertes?" (Fortsetzung folgt.) ?