Volltext Seite (XML)
Nummer 14 — 24. Jahrgang 6mcil wöchtl. Bezugspreis: s- Januar 2 R.-M ausschl. Bestellgeld. Berechnung Ve» Anzeige» nach Rent -Mark. Vreise: Die «lngespaltene Petitzeil« 30 Lj. f. Familien« u. Beretnsanz., Gesuche 2» L>. Die Petit-Reklamezeil, »0 mm breit. 1 ^t. Offertengebsth, für Selbstabholer 2i> L>. bei Uebersendung d d. Post außerdem Porto zuschlag. Preis d. Sonntagsnummer 15 Rentenpfennil. Geschäftlicher Teil: Jofef Fohmann. Dresden, Korb» e u. Rohrmiibel i alle Korbwaren «illtge Bezugsquelle Rudolf Kampfe . DreSdcn-A. N, S^ruveslr.7 ^ SticklMe Sonntag, 18. Januar 1925 Im Falle höherer Gewalt erlischt ,eor Bervfltchtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anz.-Aufträgen U Leistung o. Schadenersatz Für undeutlich u v. Fernipki übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ber- antwortung. Unverlangt etngesanote u mit Rückportq nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt, Sprechstunde der Redaktion S bis S Uhr nachmierags. Hauptschriftletter: Lr.IosefStlbert.Dr, «den, -luirekier Lark Hrötscßner Schichq. V Dr.'Sdc - iSeschSflsftrlle der Sächftschrn Bvirszettuu, und Driuk und Vertag- Saioiiia-Bulhdnickeret LmbH, Trroben.N. IS. Holbeinstrabe 4«, gernrni S2722. Polt. tibecklonwDre-ben 147N7 Kür okristlicke Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» WoiiSzeitUiiq Treiden - ii. IS HolboinilrahctS. .irrnrn V772 nnb SMM. DomSekan Skala -f- Der Hochwürdigste Herr Dekan ist heute gegen H2 Uhr früh verschieden. So lautete die Trauer kunde, die am Sonnabendmorgen am Sitze des Kathedralkapitels von Mund zu Mund eilte. Mußte man bei der langen schweren Erkrankung und besonders bei der am 12. Januar erneut vor genommenen Operation des hochbetagten Priester greises auch das Ernsteste befürchten, so war man dennoch von der Botschaft unerwartet betroffen. Immer wieder hoffte man, daß der Herr Dekan in seiner Zähigkeit und mit seinem starken Willen auch diese Krise glücklich überstehen werde, da er schon einmal im Mai vorigen Jahres eine schwere Gesundheitskrise überwunden hat. Schon lange Zeit litt der Verblichene an einem schmerzlichen Blasenleiden, das sich im Winter vorigen Jahres infolge Erkältung erheblich verschlimmerte. Da mals hoffte der Erkrankte in Bad Wildungen. wo hin er sich trotz seiner Schwäche begab, Heilung oder wenigstens Linderung seiner Schmerzen zu finden. Es zeigte sich bald, daß nur ein operativer Eingriff Aussicht auf Genesung bot. Der hohe Kranke hat diesen Eingriff bei vollem Bewußtsein vornehmen lassen. Jedoch war eine Herzschwäche die Folge, und er mußte schon damals versehen werden. Aber seine widerstandskräftige Natur überwand dies glles. und der Kranke trat dann die Heimreise an. Wohl waren die quälenden Schmer zen gelindert. Die Kräfte zu großen Arbeiten, zu unermüdlichem Schaffen, das sein ganzes Leben cwsgefüllt hatte, kehrten nickt mehr zurück. Seit seiner Heimkehr mußte der Dekan zumeist in sei ner Wohnung verweilen. Nur noch selten konnte er eine Spazierfahrt wagen. Dabei war es ihm ein überaus großer Trost, daß er in seiner Wobnuna das hl. Meßopfer Vorbringen konnte. Während dieser Zeit wo'- sein Zustand ein wechselnder; erst in den letzten Monaten steigerten sich die Schmerzen und es blieb kein anderer Ausweg, als ein erneuter operativer Eingriff. Dieser wurde am 12. Iaiu'ar d. I. vom CaniMsrat Dr. Sckultbeiß aus Bad Wil dungen in einer Bautzner Klinik voraenommen. Nahm die Operation auch einen guten Verlauf, so blieb dock eine aroße Schwäche zurück, und ziemlick unerwartet ist der bockwürdiaste Herr Dekan in der Nackt zum Sonnabend entschlafen. Ein segens- und inhaltsreicbes Priesterleben hat damit seinen Abschluß gefunden. Jakob Skala wurde am 18. Februar 1851 in der wendischen Psarrgemeinde Crostwitz b. Kamenz als Sohn einfacher Eltern geboren. Nackdem er die Volks schule seines Heimatortes besucht hatte, kam er au das Lehrerseminar nach Bautzen, später in das wen dische Seminar zu Prag, wo er das Abiturium -ck- legte und die Universitätsstudien absolvierte. Am 29. August 1876 wurde er vom Bischof Bernhard in Bautzen zum Priester geweiht. Als Kaplan in Ralbitz übte er sein erstes Seelsorqsamt und kam am 24. November 1881 als Domvikar und Kaplan an das Domstift St. Peter zu Bautzen. Nach zehn Jahren wurde er mit dem katholischen Pfarramt in Bautzen betraut, das ihm u. a. die besondere Pflege und Ausstattung seiner Pfarrkirche zu Unserer lie ben Frauen verdankt. Im Jahre 1895 zum Domherrn ernannt, wurde er 1898 mit der Würde eines Kano- nikus-Scholästikus bekleidet, um schon 1995 Senior des Domkapitels zu werden, eine Stellung, in der er volle 29 Jahre lang wirken sollte, und die ihm schwere und ehrenvolle Aufgaben zuteil werden ließ. So hat er 1996 das Domkanitel ln der ersten Kam mer des säckstscken Ständebauses vertreten. Und als Bischof Wuschonskp gestorben war. führte der damalige Senior Skala d?e kircklicken Amtsae- schäfte in der Lausitz. Sein umsichtiges Wirken fand Anerkennung durch Verleihung des Albrecbts- ordens mit der Krone. 1909 wurde er von Sr. Heiligkeit Papst Mus X. zum päpstlichen Gehe>m- kämmerer ernannt und 1919 von der sächsischen Re gierung mit dem Verdienstorden 1. Klaffe ausge zeichnet. Nach dem Tode des Bischofs und Dekans Dr. Aloys Schäfer wurde dem Senior Skala das Amt eines Kapitel-Vikars übertragen. Am 8. März 1994 ernannte ihn Papst Benedikt XV. zum Haus prälaten. Während des Krieges, im Jahre 1916, wurde er durch Verleihung des Kriegs-Verdienst kreuzes und des preußischen Verdienstkreuzes ge ehrt. Und als im Dezember 1920 durch den Tod des Bischofs Franz Löbmann die Diözese abermals verwaist mar, wurde Prälat Skala einstimmig zum Träger der einstweiligen Iurisdiktionsgewalt ge wählt. Durch Dekret des hl. Stuhles vom 7. Ja nuar 1921 wurde ihm die zeitweilige Verwaltung der beiden sächsischen Kirchensprengel übertragen. Die Verdienste, die sich Prälat Skala bei dieser sei ner Tätigkeit als Bistumsverweser und bei den Vorbereitungen zur Wiedererrichtung des Bistums Meißen erworben hat. wurden vom päpstlichen Nuntius Pacelli während der Feier der Wie dererrichtung der Diözese Meißen mit folgenden ehrenden Worten anerkannt: „Auch Sr. Hochwürden, Herr Prälat Skala, ha ben an den hervorragenden Leistungen des Dom stiftes durch fast zwei Meuschennlter löblichen An teil. Sechs Bischöfe sah er ins Grab sinken. Drei davon überließen ihre schwere Bürde ihm, nachdem er dieselben zum Bischofsthron geführt hatte. Mit Iugendfrische und Kraft nahmen Sie die Last auf sich und vollendeten, vom Vertrauen des Kapitels getragen, mutig Ihr mühevolles Werk. Es war ein Beweis besonderer Huld, als der apostolische Stuhl am 7. Januar dieses Jahres die kirchliche Verwal tung von ganz Sachsen einschließlich der Gebiete von Sachsen-Altenburg und Reuß in Ihre Hände legte. Durch das allzufrühe Hinscheiden des vielbe- trck'.erten Oberhirten Dr. Franziskus Löbmann, Tit. Bisckof von Priene. Ihres Domdekans — dessen ick an dieser Stelle mit inniger Wehmut gedenke — ist Ihr Kapitel verwaist. Mit gläubiger Ehrfurcht hat das Kollegium der Kanoniker die Wohl diesmal in die Hände des HI. Stuhles gelegt. Seme Heiligheff bat nach Erwägung der obwaltenden Umstände, um dem Kapitel einen ne"en Beweis seiner huldvollen Zuneigung zu geben, Cie. Hochwürdigster Herr Prä lat, zum Deckanten dieses Domkapitels ernannt und Ibnen Kraft dieses Breves die Würde eines apostolischen'Notars a. i. p. verlieben." Nach dem feierlichen Einzug des päpstlichen Nun tius im Dom und bei der Wiedererrichtungsfeier des Bistums, wurde donn Prälat Skala feierlich in stalliert. und es ist noch in aller Erinnerung, we^ch regen Anteil der hochbejahrte Dekan in den letzten Jahren an der- Entwicklung des wiedm- errickteten Bistums nahm. So lange es seine Ge sundheit zuließ, nabm er au allen größeren Veran staltungen persönlich teil. Ueberall erschien er on der Seite unseres hochwürdigsten Herrn Bischofs und kam bis in die entferntesten Gemeinden der Diözese, wo sich ibm die L-ebe und die Verehrung. der Katholiken überall in gleichem Maße zuwandte. Mil den Katholiken der Oberlausitz, zu denen der Verstorbene sein Leben lang in engster Beziehung stand, werden darum beute die Katholiken des ge samten Bistums aufrichtigen Anteil an der Trauer des Kathedralkapitels nehmen, das mit seinem De kan gleichsam die lebendige Ueberlieferung seiner Brüucke und Reckte verliert, für deren Erhaltung der Verstorbene stets ein achtsames Auge gebabt bat. Mit den lebten schweren Zeiten, in denen De kan Skala das Domkapitel St. Beter nicht zuletzt auch durch die schwersten wirtschaftlichen Wirren und Fährnisse zu geleiten hatte, und in der Tat durch unermüdliche Aufopferung und mit offenem Mick geleitet und hindurchacfübrt bat. wird der Name des Entschlafenen in der Geschickte dieses Kapitels stets auf einem ehrenvollen Blatt fortleben und, was sterblich nn ihm war. wird an der Seite so vie ler seiner Vorgänger im stillen Frieden des N'koloi- lnrckbofes. wo die zerborstenen Rninen von vergan genem Leid und früberem Glaubensleben erzählen, der ewigen Auferstehung entgegenschlummern. « r. .M i .,' 'll Werden wir wieder Nation! Zum 18. Januar Was macht ein Volk zur Nation? Die Ehrfurcht und Treue zur Tradition, das Bekenntnis zum Erbe der Väter und der unbeugsame Wille, das überkommene Kulturgut in Reinheit zu bewahren und weiterzugeben an kommende Geschlechter. Die deutsche Kulturkritik der Nachkriegsjahre wiederholte fast bis zum Ueberdruß die Klage, daß wir vom Geiste der Väter abgefallen seien, daß wir in allem Glanze des kaiserlichen Deutschland doch unser bestes Teil vernachlässigt hätten. Weil wir uns allzu unbedacht Hingaben an ein Kultursystem, das nur auf Macht und Technik aufgebaut war und in der Vergötzung der Dinge die Pflege der Seele vergaß, das heißt die Seele aller Kultur! Darum entschwand uns so viel von dem starken und reinen Idealismus in politischen und natio nalen Dingen, der offenbar vielmehr eine Stärke früherer vorkaiserlicher Zeiten, zum Beispiel der 4ver Jahre, war. Könnte es aber ein besseres geistiges Erbe aus jenen Tagen für uns vielgeprüfte Ringende von heute geben, als solchen na tionalen Idealismus? Nur aus dessen Gebiet erwächst der reine sittliche Patriotismus, dessen wir in gegen wärtiger und künftiger deutscher Leidenszeit immerzu bedürfen. Gewiß, es gibt auch einen gültigen Nationalismus, einen beherrschten Nationalstolz, den wir sittlich finden, er ist geradezu eine Tugend und der Lebenshauch jeden gesitteten Volkes. Und ihn erwecken heißt die deutsche Seele retten! Das ist reiner sittlicher Patriotismus, der sicher seinen Weg geht zwischen unwürdigem Fatalismus, der nur Seelen lähmt, und verblendetem Fanatismus, der nur Haß säen möchte! Nur solch sittlich-gültiger, weil diszipli nierter Patriotismus, der diese Extreme meidet, bringt Ermah nung der Seelen in demütiger Prüsungszeit» und nur er macht ein Volk zur Nation... Nation — das ist einseelisches Gut, nicht abhängig von Grenzen, die es umzirkeln, nicht abhängig von Bergen und Flüs sen, die es beengen möchten. Nation ist eine heilige Einheit, ein Verwachsen der Seelen, eine Arbeitsgemeinschaft, Kampf gemeinschaft, Schicksalsgemeinschaft, in gemeinsamer Not, in Leid und Freud, in dunkeln wie in lichten Tagen. Wenn es gilt, wieder Nation zu werden dann schweigen die kleinen In teressen der einzelnen, der Gruppen, dann ruht das Gezänk des Alltags, der Streit der Parteien, der Lärm des Marktes und der Straße. Weil es um iveit Höheres geht, um letzte Samm lung, um Idealismus und Opferbereitschast, um die Treue zu den Schätzen der völkischen Eigenart, aus der wir alle hervor wachsen. Es rufen die Geister der Vergangenheit, die am Volks tum, am Kulturgut geschaffen haben — die Sänger, Dichter und Denker, die Edlen und Heiligen, die Helden und Märtyrer, die Schaffner und Führer, und entzünden wieder geistige Kräfte. Als Mahner für die erwachsende Nation, daß sie ihrer Vergan genheit würdig bleibe, daß sie ihr geschichtliches Erbteil nicht vergesse noch verkaufe. Erwachen wir Deutsche aus eklem Nachkriegsgezänk und häuslichem Streit und werden wir wieder Nation! Das heißt aber ablegen deutsche Fehler und deutsche Schwächen, u nd sich besinnen aus deut sche Tugend und deutsche Stärke. Wir müssen abtun die leidige Empfänglichkeit für alles Fremde, die Allerweltstümelei: das heißt die falsch gerichtete Objektivität. Abtun den schweifcnd-grüblerischen Sinn, den Hang zu träumerischer Phantastik und Sentimentalität, das heißt die falsch verstandene Innerlichkeit und Tiefe! Abtun den Geist der Selbstsucht, Eigenbrödelei und spießerischer Enge, das heißt mißleitete Selbstbehauptung und irrendes Selbst gefühl! Wir müssen wieder zurück zu den alten Erbtugenden: Enthusiasmus und Opfersinn, edle Würde und Wahrhaftigkeit, frohe Schlichtheit und sinniger Ernst, das tut uns not! Ging je ein Volk ohne sie einen großen Weg? Das sind die Aufgaben für die herbe Seelenpflege, die «Nein den neudeutschen Men schen auf steilen Pfaden zu besserer Zukunft führt. Auch in diesem neuen, wieder stark umdiisterten Jahr! So wird uns klar, daß wir nicht nach fremder Hilfe jam mern sollen. Den rettenden Gott erwarten wir nicht von der Briteninsel, noch aus der neuen Welt. Und auch kein Licht aus dem Osten. Wir sind ein freies ungebrochenes Geschlecht, immer noch, und setzen uns dafür ein, es zu bleiben, mit eigenen Kräften und den besten eigenen Waffen: deutscher Seele, deutscher Treue zum reicken Erbe deutscher Kultur. Wir be gehren nicht danach, die Verantwortung von uns abzutun und von anderen tragen zu lassen. Es bleibt dabei, daß der herbe sittliche Zwang zu nationaler Würde in dieser schweren Zeit uns alles andere gebietet, als etwa den klagenden Appell an fremde Helfer. Aber den „inneren Menschen bereiten" für das „Unver meidliche, für das Schlimmste, für die Knechtschaft unter fremden /Me Kunst In SsUsrn UlersusMeedea vom kszceriseken Usn6es»mt tlle venkmrüollexe 66. l: Oderpttklnclie Xtüstee unü VksMakr»»- kleetien. 86 2: vt« untei-fi-SukIseke 8tr>6k 66 3: v», »inlei-frSnkIscke vork. 66. 4: Unlei-IrZalliLekie vueaen. 66 S. Die in itee Oderplslr. .Is6er 6sn6 96 1>ksln Kun°d6rue>c nebst 6Ink.-Bext von 8 8e!<en Mark 2.S0 II KnNllMOll ttokbuek- N»«»» I Lckloüstr, 92 U. Ü8V», lisli6Iunx, IIl>>"»II I»,» kerlirut 2015 Herren? Eine unmögliche Losung! Beginnen wir schon da- tnit, den „inneren Menschen" umzustellen, dann beginnt schon die Lähmung der Seele, und das wäre das Ende. Tann hät ten wir den Stahl aus dem Charakter und aus der Seele die felsenharte Unbeugsamkeit genommen. Unbeugsam muß dar- um der Wille in uns stehen und auftrotzen gegen jeden Gedan ken etwa an Losreißung des urdeutschen Reinlandes und der Verwelschung der rhein-deutschen Seele! Rheinische Deutsch« haben kein Organ für irgendeine Philosopbie der Knechtschaft, für irgendeine Trostphilasophie müder Seelen, die sich stumpf «geben ins sogenannte „Unabwendbare"! Nimmermehr wollen wir einen anderen inneren Menschen «Mt«n und «ine andere Seelcnversassung dulden, als die in Not und Elend dach u n b e : w > n g l i ch c n Vertrauens auf