Volltext Seite (XML)
Nummer 92 — 27. Jahrgang »,»«»„ tmal wö»en». «It dt , Illustr. c»mtt»bei,ag«n .Die »«»' und .Für »Niere kleinen Leute', iowie de» r«ib«»age>, ,e>. Venno-Blatt'. .Unterhaltung und Wtlsen'. .Die «eil der «rm:' .«erztttcher Ratgeber' .Da, gute Buch- .gilmrim». s«au'. Monatlicher «czugSPretS S Mk. etulckl. Betlellgeld. «luzelnimimer N» Z. Sonnabend- u. Sonntagmunmer »0 4- Ha»t»lchrMl«Iter! D». L>. De-ezU». Dresden. SüchMe Dienskag. den 24. April 1928 «veelagbort! Dresden Auzetgenpretse i Die igelvaltene Petttzetie 1« 4. gamiiien- «n,eigen und Stellengelnche »0 4- Die Petilrella»ezeile. 8» Millimeter breit, l X Offerlengebllhr SO 4 Im stalle höherer chewali erlischt lede Aerpftichiung auf Lieferung sowie ersitlluiig b. Anzeigen.iluslcllge» n. Leistung v. Schadenersatz, «elchllttlicher Teil Artur Lenz. Dresden. GtIchiist»ft«0«. Dr»ch«.«erlag: «crmanta. «^«. l!lr Bering uild Druckerei. giltale Dresden. Dresden.«, l. lLolierstrahel'. g»ri,rn'2INI2. PostlchecklontoDresden ^ankkonio Stndtba"' Dresden nr'll Für chrislttche Politik und Kultur »tedaktto» der Sächsischen «olkSzeituug DreSden-Altttadl I Polterstrahe >1. Nernnu 2MII nnd „in?. Zum ewigen Frieden? Zu den Kriegsächt ungsentwürfen. „Die hohen Vertragschließenden erklären feierlich im Namen ihrer Völker, daß sie den Krieg zur Lösung inter nationaler Gegensätze verurteilen und auf ihn als Werk zeug nationaler Politik in ihren gegenseitigen Beziehungen Verzicht leisten." Wie eine Fanfare klingen diese Worte über den Atlant nack Europa, wo man seit Jahren gewohnt ist. auf Worte von drüben wie auf eine Offenbarung aus einer besseren Welt zu lauschen. Der Mann auf der Straße, der es längst aufgegeben hat, sich im Gestrüpp europäischer Konferenzentschlüße und Paktentwürfe zurechtzufinden, horcht auf. Da i'' endlich das klare, eindeutige Wort, auf dar man seit zehn Jahren gewartet hat, seit man sich auf be;> blutdurchtränkten Feldern des Weltkrieges zur Ver dammung des Krieges emporschwang, jenes Wort, das zu sprechen Wilson und die Seine', in den Unheiltagen von Versailles leider versäumt haben. Jetzt ist Amerika zurück geiehrt, ein zweiter, stärkere' VUlso scheint sich der Ver ständigung anzunehmen, und ^er Weltfriede scheint in greifbare Nähe gerückt. So ist der Eindruck auf die Leicht gläubigen alter Nationen, nicht zuletzt in Amerika selbst, nnd Amerikas Friedensruf wird kaum weniger wider hallen. wie Wilsons 14 Punkte. Was aber sagen die andern, was aber m-rden die Kabinette tun? Selten ist ein so kxd . ender Schritt aus so kleinen Ursachen entstanden, selten hat ein abgeschlossener Pfeil sich so schnell gegen seinen Schützen gekehrt. Zwölf Monate sind cs Pier, da entwickelte Vriand in einem Interview mit cli.mn amerikanischen Neporter den Plan, mit den Ver einigten Staaten einen ewigen Friedenspakt zu schließen. Da sich das Weiße Haus in Schweigen hüllte, so formu lierte zwei Monate später der französische Außenminister seine Ideen in einem konkreten Vorschlags, doch ohne daß auch diesmal eine Anti-ort erfolgte. Nach dem Zusammen bruch der Genfer Qeeabrllstungskonferenz spannte sich dann das englisch-amerikanische Verhältnis, und Wilbur entwarf sein großes Flottenprogramm, das nicht in England allein, sondern auch in den Vereinigten Staaten berechtigtes Aufsehen erregte. Um den Eindruck dieser Rüstungen vor dem eigenen Lande und der Welt zu v-rmi'chen nnd zugleich England eine Lehre zu erteilen, ging das Weiße Haus geschickt auf die französischen Ideen ein, beschränkte sich aber zunächst auf Formulierungen eines Schicdsvertrages, welcher den 1914 abgeschlossenen Lryan-Bertrag nach Vornahme grundsätzlicher Aenderun- gen und Erweiterungen ersetzen sollte. Erst auf noch maliges fraii' sisches Drängen trat Kellogg mit einem neu artigen Kriegsächtungsvorschlag hervor, welcher der Dis kussion eine völlig andere internationale Grundlage gab. Wollte Vriand den ewigen Friedcnspakt auf Frank reich und die Vereinigten Staaten beschränkt wißen, so verlangte Kellogg eine H i n z u z i e h u n g a l l e r Groß mächte (mit Ausnahme Nußlands), wodurch der Pakt seinen Sondernutzen für Frankreich und damit zugleich für dieses sein eigentliches Interesse verlor. Ferner wollte Kellogg den von Vriand gemachten Vorbehalt des Verteidigungskrieges nicht gelten laßen, da er mit Recht dn.-arU hinwies, daß es keine internationale Instanz gäbe welche im Einzelfalle die Frage: Angriffs- odcr Verteidigungskrieg zu entscheiden vermöchte. Schließ lich wollte Kellogg die Verpflichtungen unerwähnt lassen, welche aus der Mitgliedschaft europäischer Mächte am Völkerbund oder aus ihren Allianzsystemen erwüchsen, d. h. er wollte das gesamte Nachkriegs-Vertragssystem der Siegcrmächte ignoriert wißen. Kollegg formulierte den Entwurf eines vielseitigen bedingungslosen Kriegsächtungs- paktes und überreichte denselben den Negierungen in London. Berlin, Rom und Tokio unter Beifügung des französisch-amerikanischen Notenwechsels. Es ist klar, daß ein solcher radikaler Friedenscntwurf nur in einem Lande geschaffen werden tonnte, welches Europa zu fern liegt, um von seinen politischen Ver strickungen direkt berührt zu werden. Der Entwurf würde auch ebensowenig wie die radikalen russischen Abrüstungs- Vorschläge in Europa ernsthaft debattiert werden, wenn nicht die erste Finanz- und Wirtschaftsmacht hinter ihm stände, welche heute in viel höherem Grade als der Völker bund der anditon oui'opos ist und von dessen Ver balen die erfolgreiche Lösung der vitalsten europäischen Fragen, wie der D a w c s - N e g e l n n g , des Schiede-- vroblems, der A b r ü st u n g s f r a g e abhängt. In dem Munde einer solchen Macht gewinnt auch dieser ulooisiisthü Vorschlag reale weltpolitische Bedeutung. Sven» es auch zu viel gesagt ist, von diesem Vorschlag aus den Anbruch einer neuen Weltepoche ZN datieren, so wird diese Aktion aew'^' ni^t mehr svurlos im Sande verlaufen, und die Großmächte werden sich beeilen, in der einen oder anderen Form dem Vorschlag entgegenzukommen bzw. ihn für Ure Zwecke nnszunutzen. Frankreichs Stellungnahme ergibt sich logisch aus dem Lwb^rigen Gedankenaustausch und bat in dem aestern r'- - »" '' > ' ' - " " " Ausdruck gefunden. In Frankreich sieht inan in dem cu.>'r!kan>*che» PakleuiivuZ ein Konlnirrenzwerk zmn Die französischen Wahlen Entscheidung erst am nächsten Sonntag: Nur 17S Abgeordnete im ersten Wahlgang gewählt» 427 Stichwahlen — Ersotge -er republikanischen Rechten Paris, 23. April. Die gestrigen Wahlen sind, ivie vom Innenministerium miigeteilt wurde, in ganz Frankreich ruhig verlaufen. Als einer der ersten im Wahlkreis Champs Elysees genügte Staatspräsident Doinmergue der Wahlpflicht, der eigens von seinem Feriensitz Ramboillet nach der Hauptstadt gekommen war, ivährend Ministerpräsident Poincarä die Reise nach dem 400 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Sampigny antrat, um da, wo er vor 40 Jahren zum Deputierten gewählt wurde, seine Stimme adzugeben. Die Wahlbeteiligung war außer ordentlich stark und betrug etwa 27 v. H. mehr als 1024. Am Sonntagabend 11 Uhr gab die Agentur Havas folgende Wahlstatistik aus: Es liegen die Ergebnisse aus 110 Wahlbezirken vor. 44 Abgeordnete wurden gewählt: in 60 Wahlbezirken haben Stichwahlen stattzufinde». Die 44 ge wählten Kandidaten verteilen sich ans folgende Parteien: Rechtsstehende 1. Rechts-Republikaner (Gruppe Marti») 23. Linksrepnblikaner 10. Rechtsradikale (darunter Gruppe Lon- cheilr) 3, Radikale 2. Sozialrepnblikaner lPalnleve) 1, Sozia listen 4. Zn bemerken ist. daß der Abgeordnete Lonchenr und der Vorsitzende der radikalen Partei Da lädier ebenso wie der Kriegsminister Painleve ihre Mandate im zweiten Wahlgang zu verteidigen haben. Pensionsminister Marin wurde wiedergewählt ebenso Kammerpräsident Buoisson. Der Handelsminister Bokorowski erhielt im Departement Seine nur eine knappe Mehrheit von 100 Stimmen. Ans dem Elsaß wird bekannt, daß der Autonomist Buch drucker Hauß, der ln Kolmar in Haft sitzt, im Wahlkreis Geb weiler 5032 Stimmen erzielte nnd in Stichwahl steht mit dem bisherigen Abgeordneten Michel Walther, der 7000 Stimmen erzielte. Der Autonomist Rosse, der sich gleichfalls in Haft be endet, brachte es in Kolmar aus 8500 Stimmen. Der kommu nistische Kandidat In diesem Wahlkreise brachte es auf 4000 Stimmen. Nach weiteren Meldungen sind Brian d. Herriot und Tardieu wiedergeiviihlt. Paris, den 23. April. (Drahtbericht.j Das Ministerium des Innern gibt folgende Uebersicht über das Ergebnis der gestrigen Kammerivahlen. Es liegen bisher die Ergebnisse von 602 der insgesamt 612 vorgenommenen Wah le» vor. Es fehlen noch 1V Wahlergebnisse aus Korsika und den Kolonien. Völkerbundspakt, und da man letzteren nicht ganz mit Unrecht als eine zugunsten Frankreichs und des von ihm geschaffenen status quo getroffene Einrichtung ansieht, so englisch-amer-mn, u-.-r,.«,.LS ner.nupit. Der Antikriegspakt wäre für England höchst erwünscht an gesichts des drohenden Wettrüstens, auf welches England mit seine kürzeren finanziellen Arten bereits resigniert verzichtet hat und der Notwendigleit, die offenbar durch englisches Mitverschuldeu gescheiterten Seeabrüstungs verhandlungen auf gute Art wieder in Gang zu bringen. Noch auf der Märztagung der Abrüstungskommißion hat der englische Beauftragte den Vertretern Amerikas, Frank reichs, Japans und Italiens Abrüstungsvorschläge über reicht, die zwar nur technischen Charakter tragen, aber doch den englischen Wunsch deutlich bekunden, die zerrissenen Fäden wieder zu knüpfen. Wie aber vertrügt sich der Kriegsächtuiigsentwurs mit dem noch immer nicht anf- gegcbenen englischen Anspruch, das Polizeirecht der Meere auszullben, ein Anspruch, der dis Kernfrage des englisch-amerikanischen Verhältnisses und der Stellung Englands zum Völkerbund ist. Will England eine seiner ältesten Traditionen seinem guten Verhältnis zu Amerika opfern und damit zugleich die wichtige Stellung aufgeben, welche es als Garant für die Seeblockade unter den sicher heitsbedürftigen Siegermächten von Versailles in Genf spielt? Die Haltung der übrigen Mächte richtet sich ebensosehr nach grundsätzlichen wie nach besonderen Erwägungen, befürchtet man von der neuen Vereinbarung eine Schwä chung seiner Wirkungsmöglichkeiten. Frankreich hat im Völkerbundspakt die Formulierung eines Paragraphen durchgesetzt, welcher militärisches Eingreifen zugunsten Dritter nicht nur als Recht, sondern geradezu als Pflicht erscheinen läßt, ferner zur Aufrechterhaltuna der Polizei großzügiges (sich allerdings allmäh- Bon den 662 vorliegenden Wahlergebnissen sind nur 175 endgültig, d. h. nur 178 Abgeordnete sind bereits im> ersten Mahlgang« gewählt. In 427 Fällen muß dagegen Stichwahl stattsinden. Die 178 gewählten Abgeordneten verteilen sich folgender maßen: Rechtsstehende l3 Republikaner . 72 Linksrepublikaner 21 Rechtsradikale 18 Radikale 18 Sozialrepublikaner 4 Sozialisten 14 Kommunisten — Die Ergebnisse des gestrige» Wahlsonntagrs scheinen also für die Rechte günstig zu sein. Das will freilich wenig besagen, da der weitaus größte Teil der Sitze erst bei den Stichwahlen am kommenden Sonnlag vergebe» iverdcn wird. Für diese Stichwahlen haben die Parteien des Linkskartells untereinan der Wahlbündnisse geschlossen. Es ist daher anzunehmen, daß ähnlich wie bei den Stichwahlen am 11. Mai 1824 die Kandi daten des Linksiartcils am 29. April im allgemeinen über die Gegenkandidaten de,, Sieg davontragen werden. Der große Erfolg der Republikaner darf als ein persönlicher Sieg Poinca- rös gewertet werde». Die Geburkskagsfeier Roms Rom. 21. April. Der Geburtstag Noms wird heute von der ganze» Bevölkerung feierlich begangen. Seit den frühen Morgenstun den Hallen die festlich geflaggten Slraßen von dem Gleichschritt der faschistischen Verbände wider, die sich nach der Piazza del Popolo bewegen, wo der Generalsekretär Turattt die Heer schau der Schwarzhemden abnimint. 60 bis 70 Musikkapellen sollen allein in Rom der Unterhaltung des Publikums dienen. Am Abend soll die Stadt festlich beleuchtet und an verschiedenen Stellen Feuerwerk abgebrannt werden. Sämtliche Geschäfte, Behörden, Schulen usw, sind geschlossen. Die Presse hat für zwei Tage ihr Erscheinen eingestellt. In den Vordergrund ihrer Betrachtungen zum 21. April hat die Presse in den letzten lagen die Tatsache gestellt, daß sich heule zum ersten 'Mal die Verkündung der Larta del Lavoro jäbrt. gemalt in Europa ein li ick lockernde») AllianHystem beschallen, welche» Anariss« aus dritte Mächte in bestimmt formulierten Fallen vor sieht — beides Abmachungen, welche dem (steifte des Kelloggentwurfes strikt zuwiderlaufen. Es hat im vierten Artikel seines Eegenentwurfes ausgesprochen, daß es diese Vorbehalte nicht opfern will und damit von vornherein eine einheitliche Formulierung der beiden Paktentwürfe fast undenkbar gemacht. Es hat ferner das Jnkraftreten e s Krcegsächiungspattes davon abhängig gemacht, dag alle Mächte, nicht allein die großen, ihre Zustimmung geben, dieses also acl eatonclas eraeoas vertagt, denn wann würde zu entscheiden sein, ob Panama oder Aegypten oder der Irak unterzeichnungsberechtigt sind oder ob Rußland zu den Kulturnationen der Welt gehört? Die Klausel für ein etwaiges früheres Inkrafttreten stellt es Frankreich jeder zeit frei, dieses selbst unmöglich zu machen. Für England ist der Antikriegspakt auf das engste mit dem Abrüstungsproblem und dem Abschluß des neuen Deutschlands Haltung wird niemand zweifelhaft sein, wäre es doch ein Widerspruch iir sich, wenn eine eiw waffnete und kriegsuntüchtig gemachte Nation aus das Gesetz der Macht und das Recht zum Kriege pocyen würde, anstatt jede Aktion aufrichtig zu begrüßen, welche uns dein wahren Friedenszustand näber führen kann. In der italienischen Presse sind die amerikanischen Vor schläge mit großer Reserve ausgenommen worden, hat man doch das Gefühl, sich durch die Unterschrift die Hand zu binden für Unternehmungen, die. obgleich unausgesprochen, früher oder später einmal erfolgen müssen und Italiens Lage in Südosteuropa und in der Welt nicht unbedeutend verschieben können. Denn die Ungerechtigkeiten des 8tntu, quo, welche wir angesichts unserer Lage nur auf friedlichem Wege zu berichtigen imstande sind, gedenkt man in Italien mit wirksameren Mitteln wieder gutzumachen. Japan wird nicht nein sagen. Sein Offensivgeist ist seit dem Erd beben erschlafft, und es würde froh sein, gegen Rußland in der Mandschurei Rückenfreideit zu erhalten, voraus-