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, Dr»ck«.Verlaa! »«r«ani-.«..«. wr Berlag und Druckerei, Filiale Dresden. Dresden-«. >. Polierl«ratze17. FernnisLioiS. P>'l«>checkfonto Dresden 2703. BmiNonto: «tadibanl Dresden Nr. Sl7l» Für chrtsNiche Politik und Kultur Siednttio« der ««chflschen «»»«»ettmia Dresden-Altstadt l. Poiierstratze >7. Fernruf MNl ,„id 2lM2. Die deutschen Farben Sine besinnliche Belrachlung z«m Dersassungstag An dem Zeichen, dessen Sin» « ist. M «,ne». zerreißt sich unser Bott augenblicklich noch schärfer als sonst. Ja. di« letzte» Borkommnisse im „Reichsbanner" haben manchen, der früher anders dacht«, im dt« Versuchung gebracht, die kritische Flaggenfrage nun doch zugunsten von Schwarzweihrot zu be» »ntworten. Man bedenkt indes dabei nicht, dah Schwarzrot gold vielerorts nur deshalb und in dem Mähe zu einer Partei- sahne hat werden kvimen, weil die meisten von uns noch heute nichts wissen oder doch wieder vergessen haben, weshalb denn eigentlich ISIS die Flagge geändert wurde. Es bleibt doch Tatsache: Rur deshalb stimmten in Weimar 262 gegen 75 für den Farbenwechsel (in Artikel 3 unserer Verfassung), weil man ein« gemeinsame Fahne, und zwar eine nationale haben wollte. Hie Rot! — Hie Schwarzweihrot! so lautete damals der Kampfruf. Und eben das sollte angesichts eines neuen politisch- nationalen Zieles, des gröheren Deutschland nämlich, ver stummen. So erklärte ausdrücklich auch der sozialdemokratische Minister des Innern, Dr. David: Als Reichsfahne mühten wir eine Flagge haben, zu der das ganze Volk sich mit Freuden bekennen könne; „Rot" sei die Farbe der Internationale, neben der es eine nationale geben müsse, di« zugleich aus der Ver gangenheit in die lebendige Zukunst weise, auf Erotzdeutsch- iand, das auch Oesterreich einschlietze; „was das dynastische Deutschland nicht fertig brachte, das muh der Demokratie ge lingen: moralische Eroberungen zu «lachen auch jenseits der .Grenze... bei allen, di« durch Blut und Sprache zu uns ge hören". Noch überzeugender ergibt sich, dah Schwarzrotgold nicht bloh eine deutsch gemeinte Flagge ist, wenn man weih, dah sie in Weimar nicht erst künstlich geschaffen zu werden brauchte, bah sie vielmehr seit ihrem Bestehen in unserer deutschen Ge schichte nie eine andere Bedeutung gehabt hat als die, derent wegen sie 1919 erneuert wurde. Nicht nur als Zeichen der Freiheit von undeutscher Fürsten-Selbftsucht, sondern nicht weniger als Symbol eines Eroßdeutschland wehte sie von 1818 vom Kölner Dom wie auf der Feldherrnhalle in München; als solche wurde sie in Bonn, einem Studentenumzug vorangetragen, von E. M. Arndt als das „alte heilige Reichs banner" begrüßt, wie nicht minder — das zu wissen tut uns heule besonders not! — auch von den Auslanddeutschen, die doch gerade der schwarzrotgoldene« Ideale wegen ihre Heimat hatten verlassen müssen. Als man sie auf dem Stcfansdom zu Wien aufzog, sang Otto Prechtler: „Sei mir gegrüßt im Frühlingsblau . . . Du schöne deutsche Standarte! Du loderst dreifarbig zum Himmel empor. Eine schwarz-rot-golden« Flamme! Vereint in eine schlägst du hervor Aus dem deutschen einigen Stamme." Diese Stimmung war damals in ganz Deutschland die gleiche, auch da, wo wir heute den Partiknlarismus wieder so stark sehen. In Bayern jauchzte der 1895 in München als Oberlandesgerichtsrat gestorbene Otto v. Reichert: .Hurra die deutschen Farben, Der Bayer setzt sein Leben für sie ein! Schwarz, rot und gold, für das so viele starben, Das soll Panier im großen Kampfe sein!" Doch die dynastische Selbstsucht blieb vorerst noch siegreich, her „Einheitsgedanke" und sein schwarzrotgoldenes Symbol wurde wieder verfolgt gerade auch von dem Nachfolger jenes prcuhischen Königs, der Preußen in Deutschland hatte aufgehen lassen wollen: Der Prinz und König Wilhelm wollte um keinen Preis etwas von einem „Deutschland" wissen; denn — so lieh er sich von Bismarck vorlesen — -hier endet, Zollern, deines Ruhms Geschichte!" Selbstverständlich daher, als Bis marck 1806 nach dem Ausschluß Oesterreichs und nach der Annek tierung wichtiger deutscher Mittelstaaten an Preuhen den „Norddeutschen Bund" gründete, da konnte er die „deutschen" Farben nicht mehr brauchen, mochten sie einst auch von einem Turnvater Jahn geschaffen sein. Ihnen entgegen stellte der Bundeskanzler als Ausdruck der neuen Zeit das ausgesprochene Symbol der preußisch-monarchischen Hegemonie, die schwarz- weihrote Flagge. ' Ihre Entstehung lvar bis jüngst unbekannt. Es ist das Verdienst von Wilhelm Ermann („Schwarzrotgold und Schwarzweihrot". Ei» hist. Rückblick. Franks. Soztetäts- -reckte«) u»d Egmonl Zechlt» („Schwarzrotgold und Schwarzweihrot i» Geschichte und Gegenwart". Mit Benutzunr unveröffentlichter Akten. Deutsche Vcrlagsges. s. Politik und Geschichte. Berlin) uns die sonderbaren Einzelheiten darüber enthüllt zu haben. Diese muh jeder Deutsche kennen, der in der Flaggenfrago selbständig urteilen will. Da sehen wir zunächst, daß selbst ein Krieasminiller Roon es nicht wagte, den be- Die innere Krise in RutzianS Moskauer Entschllkßnng gegen Trotzki and Smowjefs. Moskau, 10. August. (Meldung der Telegrapyenaaentur der Sowjetunion.) In der Entschließung zur Lage innerhalb der Partei, die das Plenum des Zentralkomitees und der Zentrnlkommission der kommunistischen Internationale nach einem Re ferat Ordschonikidscs annahm, wird darauf hingewiesen, dah die Opposition letzthin angesichts der Schwierigkeiten der internationalen Lag« ihr« Ausfälle gegen die Partei verschärfte. Weiter heißt es darin: Die wachsende Kriegsgefahr beantwortet die Opposition durch Erklärungen, die die Arbeit der Partei zur Bekämpfung der Kriegsgefahr und die Verstärkung der Landesverteidigung unterwühlen. Dies wird von einer ver stärkten fraktionellen Arbeit begleitet, die einen ganz unzulässigen Charakter angenommen hat. Infolge ihres Ver haltens gerieten di« Führer der Opposition in eine Sackgasse. Sie nahmen eine feindliche Haltung gegenüber der Partei ein und zwangen diese, ihnen gegenüber Re pressalien anzuwenden. Von dem Wunsche ausgehend, der Sache des Friedens in der Partei zu dienen, machte das Ple num einen letzten Versuch, Trotzki und Sinowjesf im Zentralkomitee zu belassen und forderte sie auf, folgende Be dingungen anzunehmen: 1. Sollten sie sich lossagen von der fast defaitistisihen Theorie Trotzkis, der unter Be rufung auf das Beispiel Clemenceaus während des Krieges einen Wechsel der leitenden Organe sordertc, um sodann die Verteidigung zu organisieren, und sich ferner angesichts der Kriegsgefahr auf den Boden vorbehaltloser Verteidigung der Sowjetunion zu stelle». 2. Sollen sie sich lossagen von der Politik derSpaltung der k o m m u n i st i s ch e n Inter nationale, alle Beziehungen zu den aus dieser und der deutschen kommunistischen Partei ausgeschlossenen Personen, wie Maslow, Ruth Fischer und Urbans abbrechen und alle Beschlüsse der kommunistischen Internationale durchzufllhrem 3. Sollen sie sich von der Politik einer Spaltung der Kom munistischen Partei der Sowjetunion lossagen, den Versuch der Schaffung einer zweiten Partei verurteilen, die Fraktion aus- lösen und sich verpflichten, alle Beschlüsse der Partei und ihres Zentralkomitees zu erfüllen. Uirgeochtet der Nachgiebigkeit des Plenums weigerten sich die Oppositionsführer, die elementaren Be dingungen anzunehmen. Erst nachdem das Plenum gezwungen mar, danach eine Entschließung über den Ausschluß Sinowjews und Trotzkis aus dem Zentral komitee als Grundlage anzunehmen, hielt es die Opposition für nötig, sich von einer Reihe ihrer Irrtümer loszusagen, ans den Vorschlag des Plenums einzugchen und eine entsprechende Erklärung abzugebcn. Das Plenum glaubt, dah dies gewisser- wnht preußischen Eharaktor der neuen schwnrzweihroten Flagge zuzugestchen. Als er im Reichstage des Norddeutschen Bundes am 2. April 1867 diescrhalb gefragt wurde, gab er vor, nicht darüber unterrichtet zu sein, weshalb man dem preußischen Schwarzwcih das Rot hinzugefiigt habe: „Es kann wohl mög lich sein (!) — ich glaube sogar, dah cs sich wirklich so verhält — dah man bei dem Zusatz von Rot gedacht hat an die Be deutung, welche der vorzugsweise sceschiffahrttreibeirde Teil der Ration in diesem Betracht gewonnen hat, an di« hanseati sche Flagge, um auf diese Weise eine dritte Farbe — die rote — hiuzuzufügen, welche in Verbindung mit Weih auf allen Meeren seit langem bekannt ist." Und auch Bismarck erklärte das Not so. Doch fügte er in einem Artikel der „Ham burger Nachrichten" (Abendausgabe v. 25. März 1897) hinzu — und hier stoßen wir auf den Kern unserer Frage —: Dem Könige gegenüber habe er für diese Zusammenstellung noch das Motiv geltend gemacht, „daß Weiß-Rot die alten brandcn- burgischen Farben seien, wie sie bis zur Zeit des Groszen Kur fürsten geführt wurden, und diese Erwägung trug nicht wenig dazu bei, den König mit der Hinzufügung der roten Farbe in die Flagge zu befreunde«". Der König habe denn auch, wenn ihm die schwnrzweißroten Farben zu Gesicht gekommen seien, scherzweise zu sagen gepflegt: „Da herben sie ihre branden burgischen Fahnen!" (Bergt. Zechlin S. 17/8 u. Hof« man«, Fürst Bismarck ll, 168). Und i« einem Briese vom 9. Februar 1893 lehnte es der Kanzler denn aiuh ausdrücklich ab. daß die Rücksicht auf die Hansastädte bei der Bildung der schwarzweißroten Flagge in erster Linie maßgebend gewesen sei, wie er denn auch am 16. Juli 1891 vor den Chargierten studen tischer Korporationen erklärt«. Weik-Rot kie« die drandenbnr» maßen ein Schritt zum Frieden in der Partei sein kann. Es «st jedoch weit davon entfernt zu glauben, daß diese Erklärung au»- reiche, um den notwendigen Frieden zu sichern. Das Plenum stellt mit Befriedigung fest, daß die Opposition in ihrer Er klärung gezwungen war, sich loszusagen von einer Reihe von Zrrtümern in der Frage des Charakters eines künftigen Krieges der Sowjetunion gegen iniervenierende Mächte, ferner von organisatorischen Beziehungen der Gruppe zu Maslow und Ruth Fischer und vom fraktionellen Kampf innerhalb der Kommu nistischen Partei. Das Plenum hat keine Veranlassung, eine Garantie dafür zu übernehmen, daß die Schritte der Opposition vollkommen aufrichtig sind. Di «Erfahrung mii einer analogen Erklärung der Opposition im Jahre 192« zeigt, daß die Oppo sition nicht immer geneigt ist. den übernommenen Verpflichtun gen nachzukommen. Das Plenum legt der Opposition die Ver pflichtung auf, unverzüglich die Fraktion aufzulöseu, und forderi alle Parteimitglieder auf, Maßnahmen zu treffen, damit sraktio- nelle Aktionen und Gruppierungen unbedingt liquidiert werden Die Erklärung der Opposition, die von Trotzki, Sinowjew, Kamenew. Rakowski, Pjatakow. Smilga, Jewdokinow and noch sechs Oppositionellen unterzeichnet ist, beantwortet die vom Plenum gestellten drei Forderungen. Die Unterzeich neten erklären, daß sie unbedingt und vorbehaltlos siir die Ver teidigung der Sowjetunion gegen den Imperialismus und für ihre Verteidigung unter Beibehaltung des jetzigen Zentral komitees und der jetzigen Leitung des Exekutivkomitees der Komintern sind. Ferner weisen die Unterzeichneten daraus hin. daß man der Berufung Trotzkis auf Elemenccau eine satsthe Auslegung in dem Sinne gegeben habe, daß man im Kampf um die Macht die Kriegsschwierigkeitcn ausnutzeu müsse. Die Unterzeichneten weisen eine derartige Auffassung der von Trotzki herangezogenen Analogie entschieden zurück. Als Antwort auf die Forderung, die Beziehungen zu der aus der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Komintern ausgeschlossenen Gruppe Ruth Fischer—Urban abzubrechen, erklären die Unterzeichneten daß sie es für notwendig erachten, alle Vorsichtsmaßnahmen gegen die Gefahr der Schaffung einer neuen Partei in Deutsch land zu ergreifen. Sie schlagen zu diesem Zweck die Durch führung folgender Maßnahmen vor: Unter der Bedingung, daß das Presseorgan dieser Gruppe sein Erscheinen einstellt, und daß die Gruppe sich allen Beschlüssen der Kominternkongresse unterordnet, erfolgt die Wiederaufnahme in die Komintern für alle, die diese Bedingungen annehmen. Auf die Forderung, den fraktionellen Kampf in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion einzustellen, erklären die Unterzeichneten, daß sie jegraye Versuche der Schaffung einer zweiten Partei entschieden verurteilen, ebenso entschieden die Politik der Spaltung ver werfen und sich verpflichten, die Frakiionselemento zu liqui dieren sowie sämtliche Beschlüsse der Hyii-o-t und ihres Zeniral- komitecs zu erfüllen. gischen Farben gewesen; „später, als wir Preußen wurven, haben wir Schwarzweiß angenommen, und aus der Kom binierung beider i st dann das jetzige Schwarz- weitzrot entstanden. Erst nachdem ich dem alten Kaiser Wilhelm dies auseinnndorgesetzt hatte, hat er die Annahme der neuen Farben erträglich (!) gefunden. (Vgl. Penzler. Bismarck nach seiner Entlassung V, 292). Daher hielten, als 1870 das Deutsche Reich gegründet werden sollte, sonst maßgebende Männer Schwa rzrve iß rot, wKl eben nur brandenburg-preußisch, als Reichsflagg« für unmög lich. Um Rat gefragt, traten bedeutende Heraldiker und Hi storiker für Schwarzrotgold als deutsche Reichsflagge ein. genauer — weil heraldisch richtiger — für Schwarzgoldrot. Man solle, so »»teilte der bayerische Gelehrte Karl v. Meyersels, auf Schwarzweißrot verzichten, um den süddeutsck)«» Preußen- feinden nicht den willkommenen Beweis dafür zu liefern, das neue Reich sei doch nur ein Großpreußen. „Hier wird alles mit Begeisterung deutsch, großpreußisch aber mag niemand werden. Nur mit dem schwarzgoldroten Banner gewinnt ihr alle Herzen. . . . Laßt uns dann auf ewig sein ein einig Volk von Brüdern, geschart ums schwarzgoldrote Banner unseres großen schönen Eesamtvaterlandcs Deutschland . . . Alle Wege nur mehr: Deutschland über alles!" Genau so urteilte Bcrthold Auerbach gegen di« „norddeutschen Farben", wie Bft-marck sie nainit«, man müsse „einzig deshalb Schwarzrotgold nehmen, damit es keine Oppositionsfahne mehr gibt". Ebenso zeigt uns das 1926 von Meißner herausgegebene Kriegstagebuch des nachmaligen Kaisers Friedrich, daß auch dieser „die kchwarzrotgoldene Fahne und Farbe als Bundes- und