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" An. Kranke.» Uhr. wollen.» Beilage zu Nr. ISS der „Sächsischen Volkszeitung« vom 31. Mai IVO«. Nesfina.» Schau. a»riug 3.L0 iwryvr ll «r «tu« »v rLÄLr, rue^u«U» I 5»« w»ncn« )»eVd.r«e^. .vIsedremLI^ ^op»«N.re^' <Me^s lllir.Vvigfr ZüherlchrerG i chl-hrtr.ro- Z. Etage z orzüylichen ^ r» -z instrumcnte ^ «LloiL 'Italien. Erdichtete Milliarden. Seit mehreren Jahren wartet die ganze alldeutsche, libe rale und sozialdemokratische Presse mit Auskünften über das angebliche „Niesenvcrmögen" der katholischen Kirche in -Oesterreich auf. Sie hat so viel von den ungeheuren Schätzen herumfabuliert — bald von drei Milliarden, bald von vier Milliarden — die in den Pfarrhöfen und Klöstern aufgestapelt sein sollten, daß zum Beispiel der Ministeriell- beamte Dr. Robert Scheu sck;on ein überströmendes Verlan gen nach der Stunde äußerte, in der einmal die „Völker sparbüchse der Kirche" aufgebrochen werden könnte. Der Minister für Kultus und Unterricht, Baron Bienerth. hat nun in der letzten Sitzung des österreichischen Abgeord netenhauses ganz ins Einzelne gehende Aufsckflüsse über das Vermögen der Kirche in Oesterreich gegeben, um damit di: ungeheuerliche Torheit darzutun, die darin liegt, mit dem Hinweis auf das „ungeheure Kirchenvermögen" die Kon» gruareguliernng abtun zu wollen. Der Minister sagte: „Das Gesamtvermögen der katholischen Kirche beläuft sich nach den letzten Ausweisen auf r u n d 8 1 3,5 M i l l i o. nen Kronen. — Dieses Vermögen zerfällt in eine Reihe von Gruppen mit verschiedener Zweckbestimmung. Vor allem gilt dies von dem Vermögen der Dom-, Pfarr- und sonstigen Kirchen im Betrage von zusammen rund 269,5 Millionen Kronen. Diese Vermögenschaften dienen nicht zur Erhaltung geistlick>er Amtspersonen; aus ihnen wird vielmehr der Auflvand für die sachlichen Erfordernisse des Gottesdienstes, also beispielsweise für Kirchenmusik, für das Kirchcndienstpersoual, für Schmuck und Beleuchtung der Kirche, bann für die Reparaturen der Kirchengebäude usw. bestritten. Es sind dies lauter Ausgaben, welche an sich die Kirchen oder Pfarr gemeinden treffen würden, und die- ses Vermögen, sowie seine Einkünfte dienen also im wesent lichen den Interessen der Parochianen und nicht des Klerus. Das biickwslicke Mensalvermögen stellt ebenfalls eine stark belastete Gruppe des Kirchengutes dar. Den Nutznießern liegt die Erhaltung der bischöflichen und Konsistorialkanz- lcien mit ihrem ganzen Personale Pflichtmäßig ob, zahlreiche Bistümer sind durch Patronatslasten stark in Anspruch ge nommen. Die Erhaltung der Knabenseminare ruht, wo kenne besonderen Stiftungen bestehen, ebenfalls hauptsächlich auf den Mensaleinkünftcn. Die Ansprüche auf charitativen: und sozialem Gebiete, welche an den Episkopat gestellt wer den, sind mit sehr namhaften Kosten verbunden. Soweit einzelne Bistümer trotzdem noch eine höhere Rente abwcr- fen, unterliegen sie ebenfalls der Religionsfondssteuer, die bei manche« bis zu 20 Prozent des Reineinkommens be trägt. Die Nutzungen des Vermögens der Dom- und Kol- legiatkapitel pro 42 Millionen Kronen fallen auf eine große Zahl von Destinatären. Im Allgemeinen ist das Einkom men der Kanoniker gegenwärtig nichts weniger als exorbi tant hoch. An den meisten Kapiteln bedeutet beispielsweise heute die Erneunung eines Professors der Theologie zum Domherrn keine Erhöhung, sondern eine Minderung seiner materiellen Stellung. Nur die Mitglieder einiger Kapitel befinden sich in einer ausgesprochen günstigen ökonomischen Lage. Auch sie sind selbstverständlich zur Entrichtung der Religionsfoudsbeiträge verpflichtet. Die Verhältnisse der Kuratpfründen haben dem Ministerium für Kultus und Unterricht vor Einbringung der Kongruavorlage Anlaß zu einer besonderen Erhebung über die «uprri eonxrunn» dotierten Pfründen gegeben. Das Ergebnis dieser war, daß im ganzen 1313 Seelsorgerstellen höhere Einkünfte haben, als ihrem Inhaber nach dem geltenden Kongruagesetze ge» tvährleistet sind. Dieses Mehr an Einkünften beträgt für alle zusammen jährlich 720 000 Kronen. Es ist zweifellos, daß dieses Plus so gut wie vollständig durch die Neurege lung der Kongrua absorbiert werden wird und daß nach der selben nur eine ganz verschwindend kleine Zahl von Pfrün den mit einem Kongruaüberschusse verbleiben wird. Diese werden selbstverständlich Religionsfondsbeiträge zu leisten haben. Zwar nicht hier, wohl aber bei der ersten Lesung im Abgeordnetenhause wurden neben diesen Vermögens- daten noch auf das angeblich rapide Anwachsen des Kircheu- gutes im Laufe des 19. Jahrhunderts hingewiesen und dar aus für die Zweckwidrigkeit der Kongruaaktion argumen tiert. Es ist dieser Sache auf den Grund gegangen worden. Als Ergebnis stellte sicki die Unrichtigkeit zahlreicher alte- rer Daten heraus. Die effektive langsame Erhöhung der Wertdaten des Kirchenvermögcus hängt nur zum geringen Teile mit Neuerwerbungen der einzelnen Institute, Kapita- lisieruugeu und dergleichen zusammen, sondern beruht auf der immer genaueren und vollkommeneren statistischen Er fassung der Ausweisobjekte und auf dein allgemeinen Stei gen der Grundwerte und des Kurses der Anlageeffekten. Ein weiterer Teil des gesamtkirchlichen Vermögens ist das der Semiuarien und ähnlicher kirchlicher Anstalten im runden Betrage von 30 Millionen Kronen. Auch dieses kommt der Seelsorge nur unmittelbar zu gute, indem aus seinen Renten für die Ausbildung des Nachwuchses im Priesterstande gesorgt wird. Ein weiterer, sehr namhafter Teil des Kirchenver- mögeus ist das der Stifte und Klöster im Betrage von etNns über 193 Millionen Kronen. Dieses dient zu nächst zur Erhaltung von mehr als 30 000 Ordenspersonen. Die Enkünfte der Konvente betragen zirka 14 Millionen, die darauf haftenden Lasten fast 9 Millionen Kronen, so daß auf das einzelne Ordensmitglied eine recht bescheidene Rente aus dem gesamten Klostervermögen entfällt. Es darf bei Valutierung desselben eben nicht außer Acht gelassen wer den, daß die Klöster der Seelsorge, der Krankenpflege, dem öffentlichen Unterrichte dienen, und daß ihr Gut nicht bloß für den Unterhalt der Angehörigen, sondern in erster Linie für die Erfüllung dieser gemeinnützigen Zwecke verwendet wird. So weit unter den einzelnen Ordensgemeinden eine oder die andere einen relativ namhafteren Besitz hat, ist ihr durch die Neligionsfondsbesteuerung eine besondere Abgabe auferlegt. Die bisher besprochenen Teile des Kirchenvermögens umfassen eine Summe von 492,5 Millionen Kronen. Der Rest von 321 Millionen Kronen ist eigentlich Psründengnt. Auch dieser zerfällt in drei weitere Gruppen, nämlich in das bischöfliche Mensalvermögen pro rund 65,6 Millionen Kro nen, in das Kapitelvcrmögen von 42 Millionen Kronen und in das Benefizialvermögen von rund 213,5 Millionen Kronen." Und nun vergleiche man mit diesem Vermögen der Kirche in Oesterreich, die daraus Tausende von Kunstdenk mälern, Hunderte von Unterrichts, und Wohltätigkeits anstalten erhält und im ganzen Staate die größten Lasten der freiwilligen Armenpflege ans sich genommen hat, die Vermögen der jüdischen und anderen Kapitalisten. Gar nicht zu reden von dem Rothschild-Vermögen — gibt es eine ganze Reihe von zumeist in Jndenhänden befindlichen Aktiengesellschaften, die das ztvei-, drei-, ja fünffache an Vermögen gegenüber der katholischen Kirche besitzen uno nicht Tausende von Klrnstdenkmälern und Hunderte von Unterrichtsanstalten erhalten. Und doch regt sich die sozial demokratische und alldeutsche Presse über diese „Niesen schätze" niemals auf. Dazu kommt noch eins: Das Ver mögen der katholischen Kirche ist ans Heller und Pfennig dem Staate bekannt — die einzelnen Riesenvermögen ent ziehen sich jeder öffentlichen Berechnung und damit auch einer genauen Besteuerung. Wo bleibt da das zarte Gewissen der Sozialdemokratie und ihrer alldentschen Schrittmacher? Au« Stadt and Land. —* Dritte deutsche K u n st g e w e r b e - A u s - stellung Dresden. Das dritte Orgelkonzert des Herrn Alfred Sittard im evangelischen Kirchenraum der Ausstellung fand Mittwoch, den. 30. Mai, mittags 12 Uhr statt unter Mitwirkung der Hofopernsängerin Fräulein Lotte Kreisler. Die gewaltigste der vier vorhandenen Orgeltokkaten Bachs in Fdur, Liszts Präludium und Fuge über B—U--C—H und die preisgekrönte Fantaisie dia- loguäe von Boellmann bildeten das Orgelprogramm. Fräu lein Kreisler trug von Bach und Joh. Wolsgang Franck, dem fruchtbaren Hamburger Kapellmeister aus vorbachscher Zeit, geistliche Lieder und von E. Krause ein jüngst komponiertes Vaterunser vor. (:) D i e V e r e i n i g u r» g v o u B ü r g c r m e i st e r n in Städten mit der Städteordnung für mittlere und kleinere Städte sowie berufsmäßigen Gemeindevorständen im Königreiche Sachsen, die gestern in Radebeul tagte, be schloß u. a. in der Angelegenheit der Denkschrift des Herrn Finanzministers Dr. Rüger über die Sparkassen Sachsens eine außerordentliche Sitzung einzuberusen. Als Referent wurde Gemeindevorstand Reinhardt-Cossebaude und als Korreferent Bürgermeister Nichter-Radebeul vorgeschlagen. Außerdem beschloß die Vereinigung eine Revision der kleinen Städteordnung und der revidierten Landgemeinde ordnung in die Wege zu leiten. —* Gemeinnützige, kostenfreie Ferien kurse für jeden Vorwärtsstrebendeu zur Erlernung der englischen und französischen Umgangssprachen, sowie doppelten nnd einfachen Buchführung, Handelskorrespon denz, Rechnen, Wechsellehre und Stenographie finden in diesem Semester an der Berliner Handels-Akademie L. Reil statt. Auswärtige erhalten den Unterricht nach genauer 68 65 — »einer nenjtr.33 »smaller »geschlrr. mpnerei. laheran- eelnrich- araluren billig. »klbusek kant 68». L KeS Lager in hüten» sowie .8V Mt. an. erfeste Ton- ohhüte und rohhüte werd. modernisiert. den :str.6,p«rt. Anfertigung » 8vl»ri1»v a ß. ISS hikll >. tziili«. srl» . sucht Reise- iürdie Ferien, i. I». SSI an d» rmeister Vegr. 1883. I. 664 U«>«. sons Rückkehr erwartend. Er hat gestern Spielschulden gemacht und brarrcht Geld. Endlich das Vorfahren eines Wagens. Gleich darauf im Vestibül leichte Schritte. Eine kurze Zwiesprache zwischen Miß Harrison und dem Diener. — Dann öffnet sich die Tür. Miß Harrison erscheint erregt. Ihr sonst so zartes Antlitz ist dunkelrot. „Das ist denn doch zu viel!" ruft sie mit vor Zorn zitternder Stimme. „Sie lassen sich in meiner Wohnung nieder und bestellen Tee, als seien Sie der Herr im Hause! Unerhört!" „Ereifern Sie sich nicht, liebste Miß!" höhnt Bernardo Nosso, ohne sich vom Sofa zu erheben. „Das schadet Ihrer Schönheit. So haben sowieso in den letzten Tagen um Jahrzehnte gealtert!" Doch die kleine Bosheit verfehlt die beabsichtigte Wirkung. Mit einer verächtlichen Bewegung wehrt Miß Harrison ab. „Gleichviel!" höhnt der Mann. „Wo ist übrigens Dolores? Ich habe meine teure Nichte heute noch nicht gesehen, und der Marchese Antonelli sagte nur vorhin, er habe sie in Begleitung eines jungen Deutschen auf der Straße getroffen. Wie kommt das?" Miß Harrison zuckt schweigend die Achseln. „Wo ist Dolores?" fragt Bernardo Rosso scharf, vor die Engländerin hintretend. „Ich weiß cs nicht." „Sie wissen es nicht? Sie? Deren Obhut das Mädchen anvertraut ist?" „Nein, ich weiß cs nicht. Während ich vormittags schlief, ist sie ans gegangen." „Allein?" „Ich weiß es nicht." „Hol Sie der Kuckuck mit Ihrem — „Ich weiß es nicht"! Mit Herrn Horst ist sie ausgegangon. Der Marchese Antonelli hat beide gesehen. Ich »verde Rechtsanwalt Labriola veranlassen, daß er Sie Ihrer Stellung ent- hebt, Miß Harrison!" Doch auch diese in drohende»« Tone gesprochenen Worte verfehlen ihren beabsichtigten Eindruck. „Das wäre mir nur lieb, Herr Rosso," lautet die kühle Entgegnung. „Ich möchte wieder zurück nach England." „Und Dolores, die Ihrer Obhut anvertraut ist?" „O, die wird bald unter andere»»» Schutze stehen!" „Wie meinen Sie das? Sprechen Sie vom Marchese Antonelli? Oder vom Conte Calinari? Oder —" „Ich spreche von Günter Horst — dem jungen Deutschen." , «Miß Harrison!" Bernardo Rosso ist aufgesprungen und Pflanzt sich in drohender Haltung vor der Engländerin auf. „Ich warne Sie. Miß Harri- son, Sie werden nicht so töricht sein, diese Laune deS Mädchens noch zu er mutigen. Ein- für allemal — ich wünsche diese Verbindung nicht. Wenn Sie sich nicht nach diesem meinen Wunsche richten, bringen Sie sich selbst in Gefahr. Haben Sie mich verstanden?" Miß Harrison hatte schweigend zugehört, während die Farbe auf ihren Wangen ra'ch wechselte. Seine anfänglichci» Bedenken verschwinden gar bald. Kaum, daß die beiden ins Coupä eingestiegen sind, kaum, daß der Zug sich in Bewegung setzt — da ist Dolores schon wieder ganz das übermütige, sonnigheitere, be zaubernde Geschöpf, welches Günter so sehr, so innig liebt. Und erst, als sie in Frascati, den» wundersamen, am Fuße des Albaner gebirges gebetteten Städtchen, aussteigen, als sie Hand in Hand durch die ver schlungenen Wege der Weinberge schlendern, als sie in einer kleinen trau lichen, wcinlaubumrankten Osteria Halt machen und goldfunkelnden, prickeln den „Frascati" schlürfen — da kennt der Jubel des impulsiven Mädchens fast keine Grenze»» niehr. Und sie ist so lieb heute, so natürlich hingebend. Kann» läßt sie mehr Günters Hand los. Glückselig strahlen ihre Augen, ivährend ihre Lippen innige Worte flüstern. Der junge Deutsche, der von Kindheit an gewohnt ist, sich zu beherrschen, beobachtet die Ekstase seiner Braut mit gemischten Gefühlen. Dolores erscheint ihn» mit jeder Minute bezaubernder, begehrenswerter. Und doch — Endlich mahnt er zun» Aufbruch. Doch da kommt er schlecht an. „Wie? Schon nach Hause? . . . Denk' nicht daran! Jetzt wird's erst schön!" „Es ist schon sieben Uhr, Dolores. In einer halben Stunde geht der letzte Zug nach Ron» zurück." „Gut! Dann nehmen »vir einen Wagen!" „Ter brauch drei Stunden bis Nom." . „Umso besser!" „Dolores!" „Nun, Brummbär?" „Weißt du, was du tust? Tu schadest deinen» Ruf!" „Pah. Ruf! Ich pfeif' auf meinen Ruf! Ich weiß, ich tue nichts Un rechtes — basta!" Kein Bitten, kein Zureden, kein Schelten hilft. Dolores bleibt bei ihrem Vorsatz. Günter könne ja nach Hause fahren; sic aber käme nicht mit. Ta Günter das schöne, launenhafte Mädchen nicht sich selbst überlassen kann, so bleibt natürlich auch er. Der letzte Zug nach Ron» saust davon, während die beiden auf einer Bank im rosenumduftcten Stadtpark sitzend glänzenden Blickes hinausschauen auf die duftverklärte Camlxigna, über de: soeben großgerundet die leuchtende Mondscheibe aufsteigt . . . Eine Stunde später. Günter und Dolores haben sich einen jener kleine»» ztveiräd eigen Buck»» gemietet, wie sie in der römischen Campagna so häufig zu finden sind. Die Fahrt die antike Straße hinab »»ach Rom ist zauberhaft schön. Doll ergießt der Mond seinen Glanz über die weite, schweigsame Cam- pagna. Ringsum hehre Stille, tiefste Einsamkeit. In den vom Nachttau feuchten Wiesen zu beiden Seite»» der Straße leuchtet es auf wie Millionen Sterne. Gespenstisch ragen die halbzerfallencn Bögen der antiken Wasserlei- tung zuin Himmel empor. Der kleine Kutscher auf dem Bocke scheint eingeschlafen. Wenigstens rührt er sich nicht. Langsam trabelt der müde Gaul den gewohnten Weg hinab — weiter . . . immer weiter . . . gen Rom. Ä Brunhilde Isenburg." 17