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kommt es nicht an. Die Freisprechung weist jedenfalls auf eine Lücke in unserem Strafgesetzbuch« hin, die ausgefüllt werden mutz. Man sollte unseres Erachtens nicht damit warten, bis die große Reform des Strafgesetzbuches kommt, sondern sofort eine Novelle einbringen, um diese Hintertür -u schließen. — Li» Ordeusuiederlasinnge«» in Prenßeu. Die liberale Presse macht großes Aufheben aus dein Umstande, daß allein in der Erzdiözese Köln in 5'/, Jahren 11 männliche Niederlassungen mit 107 und 69 weibliche mit 792 Personen gegründet worden sind, im ganzen also eine Vermehrung der OrdcnSpersonen um rund 900 Per sonen stattgefunden hat. Somit dürfte sich daS Zentrum nicht beklagen, dah nicht die Regierung den Ordensgesell-, schäften weites Entgegenkommen habe zu teil »erden lassen. Höchst sonderbar! Dabei verschweigt man, daß eine große Anzahl von Gesuchen abgelehnt worden ist; man ver- schweigt ferner, daß die Bedürfnisse der Zeit immer mehr OcdenSleute erfordern. Wir nennen hier rur daS eine Kapitel der Krankenpflege. Warum stellt man auch nicht gegenüber, wie die Diakonissen sich vermehrt haben? Oder fehlte- hier an Zuzug, daß sie sich nicht vermehren können? — Der Austritt aus der evangelischen Landeskirche wird setzt von den „Genossen" stark betrieben. Wegen Nichtbcstätignng der zu Schulvorstehern gewählten sozial- demokratischen Gemeindemitglieder in Lüneburg traten in Eisscndorf 48 „Genossen" aus der evangelischen Landes- tirche ans. Insbesondere versucht der Freidenkerverein die Sozialdemokraten zum Austritt aufzufordern, indem er sich des Lolksschnl-Unterhaltungs-Gesetzes als Agitationsmittc! bedient. So leitet der Ausschuß des thüringischen Frei- denkervereins in Erfurt einen Massenaustritt aus der Landeskirche ein. indem er sich an die Sozialdemokraten wendet mit den Worten: Wer innerlich mit der Kirche ge brochen hat, habe auch den Mut des öffentlichen Bekennt nisses. Am 4. Februar fand inr neuen Zirknsgebäude zu Frankfurt eine Versammlung der Freidenker und Sozial demokraten gegen die Konfessionsschule statt, in welcher der „freireligiöse Prediger Klauke unter dröhnendem Beifall der Menge zum „Protest durch die Tat", zum Austritt aus der Landeskirche ansforderte. Tie Wirkung zeigte sich bald: srl)on in den nächsten Tagen traten, laut „Frankfurter Volks- stimme", etwa 260 Personen aus. Am 11. Februar brachte die „Franks. Ztg." eine schwülstige Reklame zum Austritt aus der Kirche, in welcher es u. a. heißt: „Ein Volk, das trotz der Bekenntnisfreiheit im modernen Staat ... zu 99 Prozent dem mittelalterlichen Konfessionsglauben an längt, drückt sich damit selbst den offiziell gültigen, geistig, reaktionären Stempel auf." Am 13. Februar wußte die ..Volksstimme" (Nr. 37, Beil.) scl>on zu melden, daß bis zum Sonnabend der vorigen Woche beim Amtsgericht Frankfurt 400 Allstrittsanmeldungen eingegangen seien. Sie meint dazu: „Das ist eigentlich eine recht kleine Zahl. Alls Werk Genossen, nicht mehr länger gezögert!" Was sagen die Los von Nom-Prediger zu diesem unerwarteten Los von Luther- Rufe?! Ja, das ist auch was anderes. — lieber die Kriminalität der Juden hielt Professor von Liszt auf der bereits erwähnten Generalversammlung des „Vereins zur Abwehr des Antisemitisnnls" einen Vor trag, worin er unter anderem bemerkte, daß unter Zu-- grundelegung der Bevölkerungsziffer dreimal so viel Juden iin Deutschen Reiche wegen Zweikampfes bestraft worden feien, als Christen. Er führte dies daraus zurück, daß es unter Juden verhältnismäßig bedeutend mehr akademisch Gebildete gebe, als unter den Christen und daß sowohl die Offiziere als auch die Reserveoffiziere, zu denen ja die Ju den bekanntlich nicht gehörten, den Militärgerichten unter ständen. Die Juden sind am meisten an Vergehen gegen die Gewerbeordnung, Sonntagsentheiligung, Wucher, be trügerischem Bankerott, Konkursvergehen usw. beteiligt. Nach Liszts Meinung beweist die Statistik, daß es eine eigentliche jüdische oder christliche Kriminalität nicht gibt, sondern nur eine Berufskriminalitüt. Es lasse sich genau Nachweisen, daß die große Mehrheit der Kriminalfälle mit dem Beruf zusammenhänge. — Tfe Hirsch-Dunlkerschen Gewerkvereine hatten nach einer Zusammenstellung des Gewerkvereins (Nr. 6) im Jahre 1905 nur eine Zunahme von 4254 Köpfen — 3,9 Prozent aufzuweisen und zählten am Schlüsse des Jahres 116 143 Mitglieder. Alls die einzelnen Gewerkvercine ent fallen folgende Mitgliederzahlen: Bauhandwerker 1278 (ini Vorjahre 133!), Bergarbeiter 2189 (597), Bildhauer 439 (456), Zigarren- und Tabakarbeiter 1287 (1102), Fabrik- und Handarbeiter 20 034 (21 179), Graphische Berufe 2075 (2000), Käufleute 13071 (12 106), Konditoren 282 (315). Maschinenbau- und Metallarbeiter 49 713 (43 627), Schiffs zimmerer 222 (214), Schneider 3686 (3830), Schuhmacher und Lederarbeiter 5430 (5690), Stuhl- (Tertil-) Arbeiter 5228 (4300), Tischler 8078 (8579), Töpfer 1744 (1621), Frauen 1063 (1160), Kellner 60 (90), Neepschlägcr 42 (42), Vergolder 12 (12), Brauer 210 (172). Die Zunahme an Mitgliedern beschränkt sich also im wesentlichen auf die Ge- werkvereine der Maschinenbauer, Kaufleute, Bergarbeiter und Textilarbeiter. Bei dein lebhaften Aufschwung, den allerorts die Gewerkschaftsbewegung nimmt, bedeutet die Entwickelung der Hirsch-Dunckerschen Organisationen für diese den Stillstand; sie scheinen ihre Zugkraft verloren zu haben. — Der russische Radikalismus in Brelin. Als der Zar im vorigen Herbst Amnestie verkündigen ließ, konnte die niit Arbeit überlastete Berliner politische Polizei auf- atmen. Jeden Abend fuhren so und so viele „Schnorrer und Verschwörer" vom Bahnhof Friedrichstraße nach Osten ab. Die Morgenzüge brachten dafür russische Familien der besten Gesellschaft, gesittete und — kaufkräftige Leute, die uns baß gefallen möchten. Es dauerte nicht lange, so hatten sic ihr eigenes Wochenblatt, den „Russkij Golos", di' russische Stimme. Das war ein durchaus antirevolutionäre? Organ, herausgegeben von Herrn Melnikow. Inzwischen gewann allgemach die russische Regierung daheim wieder an Boden gegenüber der Revolution, und „Rußland m Berlin" ward zum Spiegel der dortigen Ereignisse. Die Emigranten kehrten zurück, ihr Blatt ging ein und der russische Radikalisinus gewann in der Russenkolonie die Oberhand. Sie gab die Tageszeitung „Sa Rubjeschom* heraus, die an heftigen Ausfällen gegen die heimische Re- gierung und an ungezügelter Sprache selbst von Peters burger Blättern der Linken nicht übcrtroffcn wird. Offen- bar macht diese Zeitung sogar gute Geschäfte; lvenn man hört, daß allein an der Berliner Universität gegenwärtig 360 Studenten aus Rußland immatrikuliert sind. Und was für kernige Russen sind es, die ihnen in der russischen Zeitung die täglicl-e politische Nahrung vorsetzen? Die beiden Redakteure heißen — Jakobsohn und Hirsch- mann. Ara«kreich. — Nach dem „Gaulois" haben die neuen französischen Bischöfe von dem Papste Befehl erhalten, unverzüglich ihre Aemter entweder persönlich oder durch Bevollmächtigte an zutreten. In spätestens vierzehn Tagen müssen sic alle in ihren Diözesen sein, vorher, gegen den 13. März, haben sie sich an der Generalversammlung der französischen Bischöfe in Paris zu beteiligen. In dieser Versammlung des Episko pates sollen den Bischöfen drei oder vier Fragen Vorgele,ft werden, auf die sie nur mit Ja oder Nein zu antworten haben werden. Wie die Fragen lauteil werden, weiß man noch nicht genau, dock) sollen sie auf die neue Organisation der Kirche und die zuständigen Vorschläge des Heiligen Stuhles Bezug haben. Im Hinblicke auf die Ernennung von zlvanzig Bisck-öfen — die zwanzigste ist die des Nachfol- gers des Kardinals Perrcmd, Bischof von Autun, die dem nächst erfolgen wird — zu der die französische Regierung nichts mehr zu sagen hatte, wurde ihr von antiklerikaler Seite nahegelcgt, den neuen Bischöfen nicht zu erlauben, die bischöflichen Paläste, die Staatseigentum sind, zu be- zieheil. Im Ministerrate kam diese Frage null zur Sprache, aber nicht so, wie die Antiklerikalen von dem Kultusminister Bieuvenu-Martiu erwartet hatten. Dieser vertrat nämlich die Ansicht, daß die bischöflichen Paläste, dein Entstaat- lichnngsgesetze gemäß, noch) während der nächsteil zwei Jahre voil den Bischöfen, den neuen oder alteil, bewohnt werden dürften, und seine Kollegen pflichteten ihm bei, was in der radikalen Presse scharfen Tadel erfährt. Rußland. - Ein Vertreter der Petersburger Tclcgraphcn-Agrn- tur batte eine Unterredung mit dem Vizepräsidenten des fuinlündischen Senats, Leo Mckhelin, der zur Zeit der Nlissifizierung Finnlands eine Hauptrolle spielte. Mekhelin legte dar, daß die in einigen russischen Blättern ausge sprochenen Befürchtungen wegen einer finnländischen Ge fahr in Rußland läck>erlich seien. Tie sinnisckle Nation be- sck)äftifle sich nicht mit hoher Politik und lxrt nicht den Ehr geiz der kleinen Balkanstaateil; sie l>at einen Abscheu vor politischen Abenteuern. Ter große Ehrgeiz Finnlands sei die Entwicklung seiner moralischen und materiellen Hilss- guellen. DaS einzige Verlangen Finnlands sei, sich das Recht zu sichern, seine innereil Angelegenheiteil unabhängig zu leiten unter Achtling der Grundgesetze. Wir habeil nichts gegen ein wiedergeborenes Rußland; das alte Regime er schreckte uns, denn es erschütterte unser Gewisseil und das scit Jahrhunderten in Finnland bestehende Recht. Alles das ist ausgelöscht durch die kaiserlick)« Akte vom 4. Novem ber. Wir tonnen keine russischen Beamten in Finnland zn- lassen, denn Russen werden niemals Diener Finnlands sein, sondern sich stets als Verbreiter des russischen Gedankens in Finnland betrachten. Wir werden aber gern alle Russen Anlassen, die Finnländer geworden sind, lvas nach drei jährigem Aufenthalt im Lande eintritt. Wir begreifen auch nickst die Frage einer gemeinsamen Gesetzgebung für Finnland und Rußland; eine solche Gesetzgebung ist zweck los, da unsere Verwaltung und unser ganzes Gesetzsystem von dem Rußlands verschieden ist. Die heikelste Frage ist die Armeefrage. Das Gesetz über den Militärdienst, welches von dem Kaiser Alexander II. im Jahre 1878 sanktioniert war, wurde aufgehoben. Aber wir wollen es wieder ein- fühl-en. Eine unparteiische Erwägung aller dieser Fragen wird sowohl Rußland wie auch Finnland nützlich sein, welch letzteres nur auf die Unabhängigkeit im Innern lind die Entwicklung einer friedlicheil Kultur bedacht ist. Vermischtes. V Der TII r IN b e st e i g e r Adlmeher ans Mün chen, der auf dem Berliner Petritnrme 2 Fahnen befestigt hatte, hat diese am 3. d. M. wieder hernntergeholt. Ec kletterte, ebenso wie beim ersten Ausstieg, ans der letzten Strecke, bei der er den Blitzableiter nicht benützen konnte, nur an Vorsprüngen des Manerwerkes bis zur Spitze des Turmes hinauf und wieder herunter. Es nxir ein unge wöhnlich aufregendes Sck>auspiel, dessen Augenzeuge eine vieltausendköpfige Znsckiauermenge war. Ter Ausstieg be gann kurz vor lxilb 2 Uhr. Adlmeper, ein stämmiger Mann, erkletterte den inneren Turm bis zur obersten Ausstieg- klappe, kroch aus dieser heraus und war innerhalb drei Minuten am Blitzableiter hinauf bis an den vorspringenden Kranz des Tnrmkrenzes gelangt. Noch ein kühner Schwung und oben stand er, nach allen Seiten hin winkend und von der Menge niit Hut- und Tücherschwenken begrüßt. Jetzt begann die Arbeit des Znsammenrollens der Fahnen, die bei dem herrschenden starken Winde mit Schwierigkeiten ver bunden war. Nach zehn Minuten rüstete er sich zum Ab stiege. Die zusannnengerollten Fahnen sollten an einer Leine herabgelassen werden, was sich aber trotz wiederholter Versuche als unmöglich erwies. Der Wind trieb sie immer fort gegen die Turmzackcn, wo sie sich verfingen. Es blieb daher nichts anderes übrig, als sie wieder emporznziehen. Der kühne Kletterer lvand sie nun um seinen Körper und be gann den Abstieg. Hierbei lösten sich die Fahnen teilweise immer wieder und hinderten den Mann ganz bedeutend in seiner Bewegung. Es war für die riesige Menschenmenge grauenhaft anzusehen, wie der Mann in sckstvindeknder Höhe sich aller über einen der Turmzackcn legte und die flattern- den Fahnen, die sich um seine Füße gewickelt hatten, löste und wieder ordnete. Hierbei kam es wiederholt vor, daß er dem vor Angst förmlich zitternden Publikum mit der .Hand winkte. Endlich nach einer bangen Viertelstunde war der Kletterer in der Nähe des AuSsteigloches angelangt. Dort wurden ihm von einem Gehilfen die Fahnen abgenommen, worauf er mit einem eleganten Sprunge im Glockenturm verschwand. Lauter Jubel machte sich Luft, und alles strömte in wilder Hast nach dem Eingang der Kirche, um dort den Helden des Tages zu beglückwünschen. Die Polizei hatte, nebenbei gesagt, den Abstieg genehmigt. Adlmeyer ging mit den Jahnen in eine nahcgelegene Wirtschaft. Dort erzählte er, daß die Polizei ihn für die erste Turmbesteigung in eine Ordnungsstrafe von 7 Mk. genommen habe. Er habe aber bald darauf einen Betrag von 100 Mk. vom Kaiser er halten. v Merkblatt gegen den Alkoholgenuß Die Berliner städtische Schuldeputation hat dem Anträge zugestimint, durch die Schulärzte bei der Einschulung der Kinder diesen für die Eltern ein sogenanntes Merkblatt gegen den Alkoholismus überreichen zu lassen. In dem Merkblatt heißt cs n. a.: „Mütter! Gebt euren Kindern keine alkoholhaltigen Getränke! Nach Ansicht aller Aerzte ist auch der mäßige Schnapsgeruch für Kinder unter 14 Jahren schädlich. Kinder sollen weder Bier noch Wein, noch viel weniger Schnaps, Likör oder Kognak erhalten, auch nicht in kleinen Mengen. Ter Alkohol, der in allen diesen Getränken enthalten ist, ist ein Giftstoff. Wer einen Liter Bier trinkt, nimmt ebenso viel Alkohol zn sich, wie jemand, der ein achtel Liter Schnaps trinkt. Der gewohnheitsmäßige Trinker sckstidigt seinen Körper, besonders das Herz, die Leber, die Nieren und den Magen und erkrankt leichter und stirbt meist frühzeitig. In deutschen Irrenanstalten und Krankenhäusern befinden sich etwa 12 000 Kranke mit Säuferwahnsinn. Ein Drittel bis zur .Hälfte der Insassen aller Irrenanstalten verdanken ihr Elend der eigenen Trunk- sucht oder dem Trunk ihrer Eltern und Vorfahren. Gebr den Kindern Wasser. ZuckerUxisser, Milch, Kakao, Obst und bringt sie frühzeitig ins Bett." v Das Wachstu in von Paris stellt uns der „Gaulois" ziffermäßig dar. Im Jahre 1831 zählte „Lu- tetia" 785 862 Bewohner, 1836 deren 868 438, in fünf jährigen Etappen stieg die Einwohnerzahl dann nach und nach auf 935 251, 1 052 899, 1 053 262, also sehr wenig. 1 174 346, 1 696 141. 1 825 274, 1 854 792, wieder sehr wenig, trotzdem die Zählung wegen des Krieges erst 1872 statt 1871 stattfand. Im Jahre 1876 waren es 1 988 866, 1881 deren 2 239 928, 1886 2 307 621, 1891 2 447 500, 1896 2 537 000, 1901 schließlich 2 666 000. Es muß also gut gehen, wenn bei der diesjährigen Zählung die dritte Million herailskommen soll. vGegen d a s A n s f a l l e n derHaarc empfiehlt sich folgendes erprobtes Hausmittel: In einem halben Liter besten Weinessig koche man eine .Handvoll junger Brenn nesseln eine Viertelstunde lang; mit solcher Brühe soll man sich jede Woche dreimal, also einen um den anderen Tag, waschen. Nach sechs Wochen kann man sich schon des Er- folges freuen. Büchertifch. Waö hast du an der cvangcltschcn Kirche? Beant- lvortung der Preisaufgabe, gestellt vom „Zentralvorstand des Evangelischen Bundes". Aus Luthers. Calvins und anderer Pro testanten Werken. Von Dr. Roman Rheinisch. Dritte verbesserte Auflage. Preis 50 Verlag der Germania, Berlin Stralaucrstraße 25. „Aufklärung" des katholischen Volkes ist da« wirksamste Verfahren, den täglich neuen Verleumdungen, die der Evangelisch: Bund ausstreut, entgegenzutreten. Dirken Zweck er füllt die vorliegende Schrift durch volkstümliche und packende Dar stellung der Verhältnisse in der evangelischen Kirche. Ein beson derer Vorzug der Schrift »st, dah die einzelnen K.pitel eine Fund grube zu Vorträgen für Geistl'che und Vereinsredner bieten. ES werden u. a. behrndelt: Die vier Kennzeichen »nd die evangelische Kirche. Gibt die evangelische Kirche daS wahre Christentum, den wahren Glauben? die wahre Bibel ? die wahren Sakrc mente? die wahre Seligkeit? WaS leistet sie in der Förderung christlich wahrer Tugend? Die ErstlingSfrüchtr der „Reformation" Luthers. Die Katholische Welt, illustr. Firrnilicnzeitschrift. (Verlag der Kongregation der Pallottiner, Limburg a. d. Lohn.t Inhalt des 5. Heftes: Enterbt, Roman von Gabriele Freifrau v. Schlipper- bach (Forts.). Auf den Spuren der Wickinger, fröhliche Nordland fahrt von I. Odenthal (Schluß). Flügellahm, Novelle von Hans Eschelbach (Forts ). Ich sprach zum Meere, Gedickt von M. Herbert. Die Kunst in Bucheinbänden von Karl Specht. Herzleidrnd, Novelle von Th. Körte (Forts.). Der Pecos-Viadult der Süd- Pacific-Eisenbahn. Neues vom Automobil. Lus dkm Leben eiocs Humoristen. Mark Twain. Vom Webstuhl der Zeit. Humoristischer. Bilderrätsel. Erste Beilage: Für die Frauen und Töchter. Zweite Beilage: Bücheitisch. Kunstbeilage. 29 Illustrationen. Die Theorie der Jone« nnd Elektronen. Die Grund- anschaunngcn der Physik befinden sich zur Stunde in einem Zustande der Gärung, und da ist es vor allem die neue Theorie von dcn Elektronen und Ionen, welche daS gesamte Gebäude der bisherigen theoretischen Eleklrizitälslehre umgcstalten zu wollen scheint. Sv unvollkommen die-bis heute vorliegenden Verlache auch sind, auf Änmd der neuen Theorie die Körper rein elektrisch z» erklären, r-'uß doch zugegeben werden, daß man mit Hilfe der Elektronen« theorie vielen beobachteten Tatsachen gerecht werden kann Unter „Ionen" versteht der Physiker abgrspaltcne Molekelbinchstücke, die einzeln auftrrten und freie elekirische Ladungen besitzen, oder viel mehr elektrische Elementar quarrten, die durch Atome beschwert und deshalb in der Bewegung gehemmt oder an einen Ort festgebannl sind. Ihr Vorhandensein hat sich nahezu ein Jahrhundert lang der Beachtung der Chemiker entzogen, und als um die Mitte des 19. Jahrhunderts Williomson als Chemiker und ClavsiuS aus physikalischen Gründen für Annobmc derselben eintraten, fanden sie keinen Anklang. Erst fortgesetzte Bevbochturgen mochten dcn Widerspruch verstummen Die Elriuentarquantrn können unter Umständen sich auch rollig von den Atomen loSIöscn, sich frei im Raum bewegen und so als etwas Selbständig-Reale« sich doku mentieren. In diesem Falle nennt man sie „Elektronen". Eine solche freie Existenz hak aber bi» jetzt nur für negative Elektronen nachgewirsen werden, können und mcnn die Gelehrten zu Gunsten ihrer Hypothesen auch mit positiven Elektronen operieren, so ist dies heute noch eine reine Fiktion. So viel darf als feststchrr.d angesehen werden, daß Ionen und Eicktroncu überall vorhanden sind, wenn sie auch der unmittelbaren Beobachtung nur schwer zugänglich werden. Wo immer z. B. Metall von der Sonne be schienen wird, tietcn Elektronen aus ihm in die Luft über. Die elektrischen Kräfte in der Atmosphäre ergeben sich einfach als S'nnmenwirkung aller Luftjonen, so die Wolkenelektrizitöt und di« Giwitterentladungen. Auch die Nenderung der Erdströme und des S-dmagnetismus glaubt man durch die Ionenstrvme der Luft erklären zn können. Die Elektronen kommen heute noch vorwiegend für die theoretische Auffassung in Betracht. Der ElektrizitätSlrhre verleihen die Slcktranen und Ionen einen erhöhten Grad von Bestimmtheit. An die Stelle de» früher so verschwommenen Begriffes „Elektri- z tät", treten jetzt überall genau definierbare Gebilde der Elektronen und Jonen: wir können deren Größe messen, deren Zahl. Lage »nd Verteilung im Rnim- ermitteln. Auch die Chemie und Therapie ziehen vielfachen Nutzen aus der neuen Theorie, für die ganze Physik aber könnte durch sie eine Umgestaltung aus den tiefsten Fundamenten angebahnt werden Nachdem man einmal nackqewiesen zu haben glaubte, daß den Elektronen keine wirkliche Masse znkomme, sondern nur eine durch Selbstinduktion vor- gespiegelte „scheinbare" Masse, gingen manche Forscher bereit» soweit, alle wirkliche Masse überhaupt zu leugnen und ein« schein bare, elektromagneiische Masse an die Stelle zu setzen. Es ist sehr anzuerkenneu, daß die „Stimmen au-Maria-Laach" in dem kürzlich erschienenen 2. Hefte des laufenden Jahrganges in einer gründ» -s rt, ti ! -Ä. ft n t W 'et ' H - ' k! n AI