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Dresdner Nachrichten : 26.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190509263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050926
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-26
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.09.1905
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Oktober, von abend« 7 bt« S Ubr. smdet wiederum der LlbrechtSburg m Meißen bei statt. Acht grobe Boaenlnmpcil spenden an iie tage«helle über den Schloßhof : beide Treppen- turg. der große und der kleine Wendelstein sind durch «lühlampen erleuchtet. Der grobe Kirchen- oder Rittersaal, sowie grobevankrttsaal im ersten Sbergeschoß. erhalten durch se acht Vvgenlä' .weiten Kerzrnli, diesem n dir nötige Lichtspende, auch dir übrigen Räume im !raeschoß werden teil« durch Bogenlampen, teil« dllrch erleuchtet werden. Ein Besuch der AlbrechtSbur« an «d ist angelegentlichst »u empfehlen, einem Leipziger RatSmitaliede ist au« Anlaß d, hau-einwechuna daselbst als Grundstock zur Begründung eine« Ltipziger KtnoerhesmS tn Dürrenberg der Betrag von 10 MO Mark zur Verfügung gestellt worden. — Mittweida, 28. September. Vor längerer Zeit geplant worden, auf dem hiesigen Marktplätze einen Zier- brunnrn nach dem Entwürfe de« Geh. Rat« Pros. Dr. Johanne« Schilling in Dresden zu errichten, und der Rat hatte hierfür 1b 000 Mar? bereitgestellt in der Hoffnung, die noch fehlenden 1b 000 Mark durch freiwillige Spenden auszubringen. Der Ertrag einer Sammlung war aber nur gering, und so hat man da« Projekt wieder aufgeaeben. — OberverwaltungSgertcht. Anfang Oktober 1904 erfolgte durch den Rat zu Dresden, einem zuvor gefaßten Be schlüsse gemäß, die Beeidigung und Anstellung einer größeren Anzahl von Bücherrevisoren, die sich teils selbst gemeldet hatten, teils von der hiesigen Handelskammer i» Vor schlag gebracht worden waren. Bon diesem Vorgänge erhielt der Bücherrevisor Z. erst Kenntnis durch eine Bekanntmachung des Rates vom 1b. Oktober, der die Namen der i» Pflicht genomme nen Bücherrevisoren enthielt. Z. begab sich sofort auf das Ge werbeamt und beantragte dort, Ihn ebenfalls zu beeidige» und an- zustelle», erhielt aber einen ablehnenden Bescheid niit dem Hinzn- sügen, e« sei beschlossen worden, von der weiteren Verpflichtung von Bücherrevisoren zur Zeit abzusehrn. Daß nicht die geringsten Bedenken gegen die Person des Antragstellers Vorlage», wurde ausdrücklich hervoraehoben. A. faßte hierbei jedoch kerne Beruhi gung, solidem wandte sich an die Kreislinuptniniiuschaft. die seine» Rekurs jedoch verwarf, weil weder die Reichsaewerbeordiinng „och die Laiibesgcseßgeblliig Vorschriften enthielten, wonach die Ver hältnisse der Bücherrevisoren durch ortsstatutarische Bestimmungen geregelt werden müßten. Ebenso wenig sei der Ansicht des Rekurrenten beizupfiichte», daß es sich hier »in eine polizeiliche Angelegenheit im Sinne von 8 102 der Revidierten Städte-Ord- »ung bandle. Somit lasse sich gegen die Entschließung des Stadt rats nichts einwendcn. Die hiergegen von Z. erhobene Anfech tungsklage wird vom Oberverwaltungsgericht unter Vorsitz des Präsidenten Freiherrn Dr. v. Bernewitz zmückgewieseii und der Ansechtunaskläger hat die Kosten zu trage». Zur Begründung wird angesührt, daß das Rechtsmittel insoweit unzulässig sei. als es gleichzeitig zu grinsten der übrige» »ichtbeeidigten Bucherrevi soren mirerhoben worden ist, weil bas Verwaltungsrecht derartige Popularklage nicht kenne, sondern es jedem einzelnen überlasse, gegen eine ihm mißliebige behördliche Anordnung vvrzngehen. unzulässig sek daS Rechtsmittel auch insofern, als darin die Rats dckanntmachllna vom 15. Oktober 1904 als rechtsunwirksam be zcicknet und das vom Rate airgewandte Verfahren bemängelt werbe. Gegen den Erlaß allgemeiner Regulative gebe es keinen Widerspruch, ein solcher könnte vielmehr nur dann erhoben werden, wenn behördlicherseits auf Grund dieser Regulative polizeiliche Auflagen und dergleichen gemacht würden. Dann habe auch das Oberverwaltungsgericht die Möglichkeit, die Frage der Gültigkeit der Regulative zu prüfen. Irgend welche gesetzliche Bestimmun gen, die den Rat verpflichtet hätten, sein Vorhaben vorher zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, existieren nicht. Der Rat habe bei der Beeidigung und Anstellung von Bücherrevisoren nur nach pflichtmäßigem Ermessen zu handeln, das aber vom Oberverwal tungsgericht nicht nachgeprüft werden könne. In der Hauptsache sei das Rechtsmittel aber unbegründet, da cs sich ans eine irrtüm liche Auslegung des H 36, Absatz 1 der Gewerbeordnung stütze. Nach dem Wortlaut dieses Paragraphen könne kein Zweifel be stehen, daß es ein Recht auf Beeidigung und Anstellung von Bücherrevisoren nicht gebe. Wohl berechtigt, aber nicht verpflichtet fei die Kommunalbehörde, ihr besonders vertranenswürdig und ge eignet erscheinende Bücherrevisoren zu beeidigen und anzuslellc», um ihnen nach außen hin ei» gewisses Ansehen zu geben. Schließ, lich müsse sich die Anstellung auch nach dem Bedarf richten Selbstverständlich seien die nichtbeeidiatcn Bücherrevisoren durch nichts behindert, nach wie vor ihre Tätigkeit in vollem Umfange auszuüben. Immerhin sei nicht zu verkennen, daß der dadurch geschaffene Rechtszustand mit erheblichen Nachteilen für die nicht- beeikigten Bücherrevisoren verknüpft sei: allein bei den >etzt gel tenden Gesetzen lasse sich hieran nichts ändern. AuS den amtlichen Bekanntmachungen. DaSFinanzministerium hat auf A „suchen der Gewerbekammer Dresden genehmigt, daß zu teilweise! Deckung ihres Aufwandes mit dem zweiten diesjährigen Termin der Staatscinkommenstener von den beteiligten Handel - und Gewerbetreibenden je ein Be trag von 3 Pfg. ans jede Mark desjenigen Steuersatzes erhoben werde, welcher nach der im Einkommensteuergesetz enthaltenen Skala auf das in Spalte ä des Einkommensteuer-Katasters einge stellte Einkommen entsallen würde. Ferner hat das Finanz ministerium aufAirsuchen derHa nd e ls kici mmer Dresden genehmigt, daß zu teilweiser Deckung ihres Aufwandes mit dem zweiten dies- lährigen Termin der Staatseinkommensteuer von den beteiligten Handel- und Gewerbetreibenden je ein Betrag von 2 Pfg. auf jede Mark desjenigen Steuersatzes erhoben werde, welcher »ach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Skala aus das m Spalte <i des Einkommensteuer-Katasters eingestellte Einkommen entfallen würde. Diese Beträge sind bis mit 21. Oktober abznführen. Die BrandversicherungSbeiträge für den zweiten Termin 1905 sind am 1. Oktober zahlbar. Nach Bekanntmachung der Brandversichernngskammer vom 5. Juli soll der zweite Termin dieser Beiträge auf das Jahr 1905 bei der Gebäudeversicherungs- Abteilung »ur mit l Pfg. für die Beitragseinhcit erhoben werden Diejenige» hier Angesessenen, welche von ihren Grundstücke» Geschoß- und Erbzins, sowie Wasserzins für Röhrwasser ans den alten Leitungen entrichten, haben die Einzahlung der am 30. d. M. fällig werdenden Beträge spätestens am 2l. Oktober im Stadtsteueramt ^ zu bewirken. Nach 8 47 des Einkommensteueraesetzes hat derjenige, welcher im Laufe des Stcuerjahres beitragspflichtig wird, dies binnen 3 Wochen, vom Eintritte des die Bcitragspflicht begründende» Ver hältnisses an gerechnet, der Gemeindebehörde aiiznzeigen und ihr auf Erfordern die zur Feststellung seines Steuerbeitrages nötigen Angaben zu machen. Nach 8 29 desErgänzungssteuergesetzes hat der jenige, welcher im Laufe der Veranlagunasperiode beitragspflichtig wird, dies binnen drei Wochen, vom Eintritte des die Vertrags- Pflicht begründenden Verhältnisses an gerechnet, der Gemeinde behörde anzuzetgen. Die Auseinandersetzung zwischen Schweden und Norwegen. Der „TempS" meldet, daß einer seiner Mitarbeiter »o» König Oskar von Schweden in einer Audienz emp fangen worden sei, in welcher der König u. a. folgendes gesagt habe: Di« Norweger haben sich schlecht benommen, um ,o schlechter, als sie die Verantwortung für die Ereignisse aus mich schieben und die Welt glauben machen wollen, daß der Bruch durch meine Schuld unvermeidlich geworden sei. Das ist eine willkürliche und unlautere Entstellung der Tatsachen. Ach habe den Norwegern nur Gutes getan. Aber ich bin König von Schweden und Norwegen uns ich konnte als solcher nicht gut heißen, wa« den Interessen meiner schwedischen Untertanen zuwiderlief. Die Einheit wird nicht wiederhergestellt wer- den. Diejenigen, welch« die Ungerechtigkeit gesäet haben, werden die Früchte ernten. Für meine Person bin ich überzeugt, daß niemals einer meiner Söhne oder Enkel König von Norwegen wird. Weder die Königin noch ich möchten uns von unseren Kindern trennen. Wenn jemand von den Meinigen auf dem Thron von Ehristiania sitzen würde, dann würde man ihm den Vorwurf machen, daß er nicht als König von Norwegen, sondern als mein Sohn handle. Was wir Schweden setzt noch zu wünschen haben, ist die dauernde Sicherung des Friedens zwischen beiden nun für immer getrennten Völkern. Unsere Forderung, daß die neuen Grenzfestungen, und nur um diese handelt es sich, verschwinden sollen, ist gewiß nicht unbe- scheiden. Man hat mir vorgeworfen, daß ich in Schweden nicht sofort nach meiner Entthronung mobilisieren ließ, ich wollte aber im 77. Lebensjahre nicht zum Lügner an meinem ganzen Wirken werden, das einzig der friedlichen Entwicklung Norwegens und Schwedens gewidmet war. Nach einer Depesche au« Ehristiania veröffentlichen „Morgenbladet" und „Verden« Gang" in ihren am Sonntag früh erschienenen Nummern einen Artikel von Professor Frithsoj Nansen, in dem dieser das zielbewußle Maßhaltcn der poli tischen Führer im Gegensatz zu dem Chauvinismus lobt, der jetzt sein Haupt zu erheben drohe. Wenn von demütigenden Bedin- gungen gesprochen werde, müsse man bedenken, daß Norwegen die erste und wesentlichste Bedingung gestellt habe, die Auslösung der Union. Darein, habe das größere Schweden sich finden müssen. „Wir wünschen," heißt es weiter, „weder zu demütigen, noch ge- oemütigt zu werden. Ein fester Schiedsgerichtsver- trag ist «in besserer Grenzschutz als Festungen. Schließlich legt Nonien allen ans Herz, daß Norwegen jetzt eine auswärtige Politik habe, deren Konsequenzen über oie Grenzen Norwegens hinausrcichen. Daher müsse man die Leitung denen überlassen, die allein den Ueberblick hätten. Nansen zeigt sich damit als ein auch politisch tüchtiger Mann. In der letzten Woche fand in Norwegen eine immer stärkere Agitation für die R e p u b l i k - E r k l ä r u » g N o r w e g e n s statt, und die Anhänger dieser Bewegung sind eifrig bemüht, eine Partei zu organisieren. Ein Erfolg dieser Bestrebungen gilt jedoch als ausgeschlossen, da die Mehrheit des Volkes für eine konstitutionelle Monarchie ist. Die Kandidatur eines Prinzen aus dem Hause Bernadotte findet dagegen keine Fürsprecher mehr: wohl aber würde die Thronbesteigung des Prinzen Carl von Dänemark mit Begeisterung begrüßt werde». TlMslieWchte. Die welsischen Abgeordneten und der Herzog von Cumberland. Der 60. Geburtstag des Herzogs von Cumberlniid gab der deiitsch-haiinoverschc» Partei «n Hniiiwvec Veranlassung zu einer Festlichkeit, an der die Reichstagsabgeordiietcu der westlichen Par tei teilnahmen. Die Herren machte» aus ihrem Herzen keine Mördergrube, redeten ziemlich frei von der Leber weg und ließe» es an scharfen Anssällen nicht fehlen. Abg. Freiherr v. Scheele, der das Hoch auf de» Herzog aiisbracble. sagte n. a,: „Im Her zog vo» Enmbcrlaud, der in jeder Weise leine Pflichten erfülle und seine Rechte Hochhalte, sehe man den Repräsentanten einer besseren Zeit, denn der Herzog wisse, daß er das treue hanno versche Volk hinter sich habe. Wen» der Herzog auch bisher nicht die Stellung einnehme, die ihm von Gottes nnd Rechtes wegen znkomme, so sei seine jetzige Stellung gewissermaßen eine noch bedeutendere. Eine Sühne zur die Tate», die im Jahre 1866 ge schehen seien, müsse erfolge». Das sei notwendig zur Selbsterl,al- Inng des Deutschen Reiches nnd speziell des Königreichs Preußen." Der Reichstagsabg. Colshorn erging sich in längerer Rede über die heutige Politik. „Es zeige sich mehr und mehr, daß die Saat von 1866 der Reise eutgegcngehe. Rußland und Frankreich hätten ein intimes Bündnis abgeschlossen, und diesem Bündnisse sei der Dreibund entgegengesetzt, der aber ans sehr schwachen Füßen stehe. Oesterreich gehe infolge der preußischen Politik im Jahre 1866, wodurch Oesterreich aus Deutschland herausgedrnngt sei, der Auflösung entgegen, und ans Italien sei nicht zu rechnen. Sehr zu bedauern »nd bcnnrnhigend sei die Stellung Englands Deutschland gegenüber infolge der engherzigen, partiknlnrislischcir Politik Preußens. Die einzig richtige Expansivpolitik, die für die Ausdehnung Deutschlands in Frage gekommen sein würde, sei die Expansivpolitrk zum Balkan und Klernasien gewesen, aber diese Möglichkeit sei ebenfalls dnrch das Jahr 1866 zerstört. Man habe dann versucht, das nämliche Ziel aus dem Wege der ^unglück seligen Kvlomalpolitik" zu erreiche», und es sei lein Zweifel, daß diese Politik vollen Bankerott gemacht habe." Der Redner kriti sierte scharf die innere Politik des Deutschen Reiches und brachte, ans die Ehrlichkeit nnd Treue der Hanuovcrancr überleitend, ein Hoch aus die Königin Marie vo» Hannover ans. Reichstagsabg. von der Decken - Adeirdorf rief aus: „Im Lande Hanno ver hat nur der Hannoveraner etwas zu suchen und Hannoveraner ist nur der, der im Lande Hannover geboren ist und dem eirre hannoversche Mutter das Vaterunser gelehrt hat." Die Abgeord nete» v. Lenthe-Schwarmstedt und v. Meding brachten Trinksprüche auf die Mitglieder der herzoglichen Familie aus. All den Herzog wurde folgende Depesche geiaudt: „Ew. König!. Hoheit bringe» die zur Höchsten Geburtstagsfeier versammelten treuen Hannoveraner nnd Hannoveranerinnen ein donnerndes Hurra, unter Versicherung unwandelbarer Treue für Ew. Königl. Hoheit Hans." Man sieht, die Welfen denken weniger als je daran, sich Zurückhaltung aufzuerlegen, und wenn es nach deni Abg. Colshorn ginge, so wurde bald der letzte „Preuße" aus Hannover vertrieben sein. Diese Konsequenz macht zwar die ganze welsische Bewegung lächerlich, immerhin scheint es doch notwendig, daß mit den westlichen Herren demnächst einmal ein ernstes Wort von Berlin aus gesprochen wird. Deutscher Jlottenvcrein und Bayern. Mit der Versicherung, daß es ein interessanter Beitrag zur Zeitgeschichte sei, wird folgende Auslassung einer Berliner Zeitungskorrespondenz, der „Preußischen Korrespondenz", in den Blättern abgedruckt: „Der in den Blattern in den letzten Tagen gemeldete Rücktritt des Freiherrn v. Würtzburg aus dem Deut- lchen Flottenverein hat eine Vorgeschichte, die eines gewissen pikanten Beigeschmacks nicht entbehrt. Es war kurz nach der Rückkehr des Deutschen Kaisers von seiner diesjährigen Mittel- meerfahrt: der Kaiser tveilte eben im Südwesten des Reiches. Dort hatte Freiherr v. Würtzburg Gelegenheit zu einer Aus- spräche mit dem Kaiser über verschiedene Dinge, u. a. auch über die Agitation des Deutschen Floltenvereins. Es läßt sich mit Sicherheit annehmcn, daß diese Darstellungen des strammen liche Anstrengungen des Zentrums zu gunsten einer Flotten Verstärkung üoerflüssig zu machen und derart das Zentrum eines wichtigen Kompensatioiisobjekles zu berauben. Tatsache ist jedenfalls, daß kurz daraus ein Telegramm des Kaisers an einen rm Vorstände des Jlottenvercins sitzenden General abging, in welchem sich u. a. auch der Passus von den „vernagelten Köpfen" befand. Kurz daraus fand bekanntlich die Tagung des Deutschen Flottenvereins in Stuttgart statt, welche den Generalen Keim und Menges, die besonders das Mißfallen des Monarchen er regt batten, ein überwältigendes Vertrauensvotum brachte, worauf die beiden Herren ihre Demission zurückzogen. Der jetzt erfolgte Rücktritt des Freiherrn v. Würtzburg dürste im engsten Zusammenhang mit den hier kurz geschilderten Vor gangen steben." Dazu schreibt offiziös die Münchener „Mg. Ztg.": „Mit den „interessanten Beiträgen zur Zeitgeschichte, die eines pikanten Beigeschmacks nicht entbehren", ist es ein eigen Ding. Sie sind zumeist nicht richtig. Das gilt auch für den vorliegenden Fall. Zunächst ist Neichsrat Freiherr v. Würtzburg kein Zen trumsmann. Wer sein politisches Wirken verfolgt hat, weiß, daß es stets unabhängig außerhalb jeder Partei im Dienste der Gesamtheit gestellt und sogar in der Zentrumspresse häufig ungerechten Ausfällen ausgeseht war. In Bauern ist das jedem bekannt, der sich mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigt. Ebenso ist völlig aus der Lust gegriffen, daß Freiherr v. Würtz burg sie «ine Aussprache über Flotteiivcreinscingelegcnheiten mit dem Kaiser gehabt oder ihm darüber Bericht erstattet habe. Das weiß nicht »ur die Leitung des Deutschen Flottenvereins, son- dcrn auch jeder Kenner der Verhältnisse. Daher ist auch der Versuch hiiiiällig, das Ausscheiden des Freiherrn v. Würtzburg aus dem Präsiviilin des Deutschen Flottenverciiis damit zu begründen. Im übrigen wird j^er Flotte,isreund, der sich dar über freut, wie groß das Verständnis im deutschen Süden für den Ausbau der deutschen Flotte ist und wie feinfühlig dieses Verständnis gepflegt werden muß. begrüßen, daß Freiherr von Würtzburg. wenn er auch die lange schon gehegte Absicht aus- gesührt hat, aus dem Gesaintpräsidium des Jlottenvereins aus- zuscheiden, in dem Vorstände des Bayerischen Landesverbandes geblieben ist und nach wie vor sein Interesse dieser großen, über allen Gegensätzen stehenden vaterländischen Aufgabe widmet." Deutfches Reich. Dos Kaiserpaar gedenkt nach den bisherigen Bestimmungen etwa zehn Tage in Rominten zu per- weilen. Den Weg von der Bahnstation Gr.-Rominten noch dem Jagdschlösse legte daS Kaiserpaar mit der Prinzessin Viktoria Luise und dem Generaladjutanten v. Plessen im Automobil zuruck. Beim Passieren der neuen, mit vier Hirsche» -rsch«KL- ten Brücke vor Rominteii wurden die Herrschaften durch ein« jugendliche Lhreiikoiiipagnie begrüßt: es waren dies Romiutener Knaben un Aller von 5 bis 8 Jahren, die bei der Ankunft des Kaiserpaares präsentierten. Die Ausrüstung für die Jungen, die in einer vollständigen Infanterie-Uniform besteht, ist ein Geschenk de» Kaisers. Am Schloßhofe wurde daS Kailerpaor durch die Förster der Heide mit dem „Fürstenaruß" empfangen. Auf der Rückreise vo» Rominten wird der Kaiser dem Offizrer- korps der Leibbusaren-Brigade in Langfuhr «inen Besuch ab statten und auch das Hochschloß in Marienburg wiederum be sichtigen. An dem SoniitagS-Gottesdienste in der Hubertuskapelle in Noniintcn nahmen teil der Kaiser und die Kaiserin, die Prinzessin Viktoria Luise und Gefolge, ferner Generoladjutant General der Infanterie v. Plessen, Admiral v. Hollmann, iowie die Fürsten Eulenburg und Dohna-Schlobitten u. a. Nach der Frühstückstasel unlernahin Las Kaiserpaar mit Gefolge eine Fahrt nach Königshoch. Die Ankunft des Königs AlfonS von Spanien in Berlin ist endgültig aus den 6. November festgesetzt worden. Die Gerüchte über eine Erschütterung der Stellung des Chefs des Militärkabinetts halten sich. In der Armee will man wissen, daß als unmittelbare Ursache die lang samen Fortschritte bei der Unterdrückung des Aufstandes in Dcutsch-LÜdweslasrika anznsehen seien. Graf Hülsen-Häseler Hot seinerzeit die Entsendung des Generals v. Trotha entgegen ander- weiligcn Vorschläge» des Reichskanzlers beim Kaiser durch gesetzt. Die Ankunst des russischen Ministers v. Witte in Berlin erfolgte, wie bereits kurz gemeldet, Sonntag nachmittag aus dem Potsdamer Bahnhof. Der Minister uns seine Gemahlin wurden von den Herren der russischen Botschaft erwartet und nach dem Hotel Bristol geleitet, wo sie Wohnung nahmen. Minister v. Witte hat zngesagt, Montag bei dem Staatssekretär des Auswärtigen. Freiherr» v. Richthofen, zum Dejeuner zu erscheinen. Er wird voraussichtlich auch mit dem Reichs- rnnzler Fürsten Bülow konferieren, der aus Baden-Baden znrückerwartet wird. Am Montag abend wird der russische Staatsmann die Reise »ach Nominle» antreten, wo er Tienslag vom Kaiser in Audienz empfangen wird. Ter russische Minister W i t te stattete am Sonntag abend dem Staatssekretär v. Richthofen einen längeren Besuch ab. Der neu ernannte Regierungspräsident, bisherige Abgeord nete Dr. Stockman» beschäftigt sich im Seherischen „Tag noch einmal mit den Militärpensionsgesetzen und kommt dabei zu dem Ergebnisse, daß der Reichstag sich werde ent schließen müssen, die Gesetzentwürfe nicht der Budgetkommissioii, londern einer besonderen Kommission zu überweisen, wenn das Zustandekommen der Vorlage in der nächsten Tagung nicht wieder in Frage gestellt werden solle. Damit hat Herr Tr. Stockmann zweifellos recht. Sollte die Mehrheit des Reichs tags wider Erwarten die Vorlage nochmals der Budget- kommission überweisen, so würde sie damit bekunden, daß sie die dringende Angelegenheit auch weiterhin auf die lange Bank schieben will. Der Postdampfer „Eleonore Wörmann" mit den von der kolonialen Studienreise heimkehrenden Rcichstogsabge- ordneten an Bord ist am 23. September von Teneriffa abge- ganaen. An Bord ist alles wohl. Die Arbeiter der Berliner Elektrizstätssirmen beschlossen, die zu fällende Entscheidung über das Ultimatum der Arbeitgeber denjenigen Arbeitergrnppcn zu überlassen, deren Streik den Konflikt veranlaßte. Ungarn. Tie Grasen Andralsy und Z i ch y, sowie Baron Bansfy und Franz Kossuth sind wieder in Budapest cin- gctrofsen und von einer ungeheuren Menschenmenge mit großen Kundgebungen empfangen worden. Der Budapcsler offiziöse „Pestcr Lloyd" schreibt über die politische Lage: „Tie öffentliche Meinung gibt einmütig ihrer Enttäuschung darüber Ausdruck, daß der so feierlich inszenierte Empfang der Führer der Koalition beim König, von dem jedermann eine Wendung zum Besseren erwartete, zum Ausgangspunkt neuer Reibungen und Kämpfe geworden ist. Die Art, in welcher die Vertreter der koalierten Parteien ab- aefertigt wurden, die Schroffheit, inst der der Herrscher ihnen kurz und bündig nur seinen Willen kundgab, ohne ihre sorgsam vorbereiteten Vorschläge anzuhören, die Zumutung, mit dem Minister des Acußeren zu verhandeln, der in innerunaarischen Fragen nicht zuständig ist, alles dies begegnet in den Blättern ohne Parteiunterschied einer ungünstigen Beurteilung." lZu diesem Budapest-offiziösen Stimmlingseindruck ist zu bemerken, daß in L esterreich ebenso wie im Auslande überall, wo man sich von spezifisch magyarischen Einflüssen frei weih, das energische Vorgehen des Koffers mit größtem Beifall begrüßt wird und dem einmütigen Wunsche begegnet, der Kaiser möge nunmehr bis -um bitteren Ende fest bleiben. Die Neb.l Frankreich. Ans dem Kongreß der Weinbauer, der in Bor deaux abgehalten wird, erklärte der Fiiiauzininister, daß er nach Mitteln suchen werde, um die Kri > is iin Weinbau zu be hebe». Der Kongreß nahm sodann eine» dahingehenden An trag an. Die nationalistischen und die konservativen Blätter greifen den K r i e g s in i n i st e r, der wegen des Vorgehens der Truppen in Longwy den Leutnant Chodru de Courcelles in Jn- aktivität versetzt, den Obersten des 9. Dragoner-Regiments mit 14 Tagen Arrest bestraft und dem Kommandanten des 20. Armee korps einen Tadel erteilt hat, in schärfster Weise an. Die Blätter sagen, wenn der Kriegsminister die Truppen in eine Streikgeaend schicke, so geschehe dies nicht, damit sie paradieren, sondern oamit sie durch energisches Vorgehen die Sicherheit des Eigentums und der Person aufrecht erhalten. Wenn die Truppen diese Pflicht erfüllt hätten, konnten sie nicht getadelt werden. Mehreren Blättern zufolge bildet der Bericht, den kürz lich der auf der Rückfahrt nach Frankreich in Dakar verstorbene Fürst Brazza über die Zustände im französischen Kongos ebiet an den Kolonialminister schickte, eine schwere Anklage gegen de» gegenwärtigen Generalgonverneur G e n t i l, der sich als Farschnngsreisender einen hervorragenden Namen gemacht hat. In dem Bericht wird erklärt, daß durch die Ver waltung Genius insbesondere die Mabon-Kolonie vollständig ruiniert sei. Gentil habe durch sein Vorgehen die Kanfleute ermutigt, die Eingeborenen in der bedauerlichsten Weise aus- zubeuten. Ueberdies habe Gentil die Regierung systematisch über die Vorgänge ini französischen Konaogebiet getäuscht. Nicht mir die untergeordneten Beamten, sondern Gentil selbst habe sich schwere Grausamkeiten gegen Eingeborene zu Schulden kommen lassen. Tic wegen der von ibncn verübten Grencltaten zn 5 Jahren Gefängnis verurteilten Kolonialbeamten Gant und Togne hätten sich während ihres Prozesses wiederholt auf ihren Vorgesetzten berufen. Gentil habe die Eingeborenen durch ungesetzliche Steuern bedrückt, sie in der ungeheuerlichsten Weise foltern und häufig summarisch hinrichten lassen. Gentil habe angeblich 20 000 Schwarze, durch die er die Vorräte für die Trnppen am Tschadsee transportieren ließ, geopfert. Der Kolonialminister wird heute den Kolonialinspektor Hoareau empfangen. Belgien. " Ans Mons. 24 d. M., wird gemeldet: Hier fand die Eröffnung des Congrös Mondial statt. Der König traf um l'/r Uhr mittags hier ei» und begab sich nach dem Rathause, wo er die französische Mission empfing, die den Auftrag hatte, ihn im Namen der französischen Republik zu begrüßen. Hierauf begab sich der König »ach dem Ratssaale, wo der Bürger meister ibn willkommen hieß. Der König dankte oe» Fremden für ihre Teilnabmc an dem Kongresse und begab sich daraus zu der Eröffnungssitzung des Kongresses, wo er der Gegenstand einer leb haften Begrüßung war. Der Minister des Auswärtigen Baron de Favercan hieß in srinei Rede die Delegierten willkommen und dankte dem König für die dem Kongresse gewährte Unterstützung, der, wie er giisfiihrtc, den Zweck habe, den Geist der Solida rität zwischen de» Völkern zu fördern. Staatsminister Beernaert führte in seiner Rede aus, daß es der Zweck des Kon gresses sei, die Bemühungen der Völker zu kräftigen und zu ver eine», damit beide an die Spitze der Zivilisation treten, ei» Vor bild für die andere,,. Der König begab sich hieraus in den Redontensaal, wo die Teilnehmer an dem Kongresse, »ach Natio nalitäten geordnet, vor ihm defilierten. Der König unterhielt sich lange mit allen Delegationen und reiste »m 6>/» Ul» wieder nach Brüssel ab. — Das „20. Sitzcle" kündigt an, daß aus Veranlassung des Königs der Belgier der Conaröß Mondial sich heute mit der Frage der Veranstaltung von Nord- und Südpols r- Dresdner Nachrichten. Air. 2Ü7. Seite 3. 'M» Dienst««. ÄS. September 1VV8
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