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- 891 - Königsberg nach Berlin überaesiedelt. Die große Entfernung batte den Vielbeschas- naten früher verhindert, den Familientage» beizuwohnen Deshalb war er noch nicht über alle Vorkommnisse unterrichtet, «ein Nachbar, der General, konnte auch nicht aulklären. Frau Elise aber bog sich vor und raunte >n spitzem Flüsterton: „Bei einem Prui-e» Vettern Vaughan war er." Elise weiß genau darum" — flüsterte nun Tante ihreri<-it!« erregt, „denn ihre Schwester, Fräulein Laura von Mmoser. ist ja Gesell, lchatterin der Fürstin." „Bitte. Hoidame!" — verbesserte Frau Elise scharf. Hier wandte sich der herzogliche Hosmarschall um und fixierte die Sprecherin: «Beltern- Vaughan?" murmelte er — „nie gehört, yucllo icköe!" NU dieses wurde gleichsam als Parenthese Mischen die Mitteilung des TodeS- tolles und die nun 'vlgenden Worte geschoben, die der General, sich erhebend, sprach. „In Abwelenheit unseres verehrten «eniors, des Vetters. Jodst-Burgmühle, erlaube ich mir >m Namen der 'Versammelten. Ihnen, lieber Beller Berndt, als dem Nächst beteiligten, unser Beileid zu diesem traurigen Ereignis auszusprechen." „Danke," sagte der Majorats'herr sich verneigend — „zwar habe ich diesen Verwandten persönlich nicht gekannt, doch habe ich ihn »ach allem, was ich über ihn hörte, immer hoch geachtet. Unsere Väter waren Brüder und wenn der „alte Herr" meinem Onkel Krallt ostmals grollte, so geschah eS nur aus dem Grunde, weil derselbe sein Fortkommen in der Welt eigener Kraft verdanken wollte und, einem starken llnabbängigkeitSgesühl folgend, sich >eder Bevormundung und jeder Protektion entzog Der «Ne Herr hat ibm dies auch nie nachgelrage». Er wußte auch immmer Bescheid um ihn, und durch ihn wußte ich, daß der einzige Sohn, mein Vetter Erich, in einem Dragoner-Regiment an der russischen Grenze eintrat! Mißliche Vermögensverhältnisse mögen ihn veranlaßt haben, den 'Abschied ,u nehmen und Stallmeister zu werden." „Wie all ist er geworden ?" „Vierzig Jahre." „Und durch einen Unfall ums L.ben gekommen'?" „So steht G hier. Ich habe hintelegraphicrt und gedenke morgen zum Begräbnis bnizureiseu " ,.Ich will nicht hoffen," sagte der Hofmarschall. „daß da irgend etwas — ich meine, daß er sich selbst —" „Das ist wohl ausgeschlossen!" Iran Elise wechselte mit Tante Ulrike einen Blick und zuckte die Achseln. „Man kann nie wissen." In diesem 'Augenblick lrat der Tiener ei» und übergab dem Majoratsherrn eine Depesche, die dieser hastig auiriß. „Vom ,Turnen 'elbst!" — sagte er betroffen, „ich haue natürlich nichl an ihn, ich batte an das fürstliche Stallantt depeichiert." Er hielt daS Vlalt vor sich hin und las mil lauter Stimme: „Von ganzem Herzen beklage ich das Hmscheiden meines geschätzten Veuiüten, deS Rittmeisters a. D. Erich vo» Eck. welcher, indem er bei einem VranSunglnck vielen das Leben rettete, selbst ein Ovfcr edler Menlchenliebe wurde. Ich sichere der Witwe eine lebenslängliche Rente. Heinrich Vettern." „Was'?" — entfuhr es Iran Elise — auf ihren Wangen brannten zwei rote Flecke. Sie faßte nach Tante Ulrikens Arm. „Das ist doch empörend! Das auch noch hierher zu telegraphieren . . . als ob man sich da sorgen kannte! Als ob man mehr wüßte! Na, ich bi» nur auf Lauras Brief gespannt. Wenn ich denke . . . unsereins plagt und müht sich, und so eine —" Aus jemand anderes hatte die Drahtpost just gegenteilig gewirkt. Der Jüngling Joachim, der bisher unbehaglich und verlegen aus leineiu Platz verharrt hatte, erhob stcki. während der Majoraisherr las, wie unter dem Zwang einer inneren Erregung, und seine Bücke flogen leuchtend herüber. Er atmete tief aus und drängte nur mühsam das „Bravo!" zurück welches ihm ans de» Lippen brannte. Niemand beachtete sein Gebaren oder Fra» Elisens Gewisper. Alles blickte auf den Majoratskerrn. Da dieser die Depesche sartlegte, ohne sich weiter zu äußern, begann der Hosmarschall. nach dem er sich, wie Beimminung hestchend. umgejeben: „In 'Anbetracht der Gerüchte, welche über die Witwe des fürstlichen Stalttueislers i» bezug auf ihr Vorleben verbreitet sind, beantrage ich, daß sie ihren ferneren Unterhalt nicht dem Prinzen Bellern ver- dankt Sie trägt Len Name» Eek-Wildeck, und ans diesem Namen darf kein Flecken ruhen." Allgemeines Beisallsgemnrmel. Frau Elise verzog die dünnen Lippen zu einem Lächeln, welches deutlich tagte i „Ein bißchen zu spät hierzu!" — Der Majorats- Herr stand nii'ckllüllig. „Wer kann cs ilir verwehren, vom Prinzen eine Witwenpension anzn nehme»'-"' Eagle er zweifelnd, „r der Geschenke" ichaltete jemand ein Der Holmaruhall erhob sich, um ieinen Worten mehr 'Nachdruck zu verleihen. „Es muß ihr zur Bedingung gemacht werden, daß sie, sofern sie Anspruch auf Faiiiilieinuitersnihnng erbebt, erstens ihren jetzigen Wohnort für immer verläßt und dann auf das fürstliche Fährgeld verzichtet." Frau Katharina blickte ihren Gatten fast belustigt von der Seite an: „Willst Du diese Mission übernehmen'? Glaubst Du wirklich, daß so eine Frau sich etwas ver- bieten läßt ? Ich rate, niemand milche sich in ihre Angelegenheiten. Es gibt da rcn schönes Sprichwort —" „Vom Pech" — ergänzte Frau Elise — „wie unerquicklich ist dies ganze Gesprächsthema!" Der Majoratsherr sah über die erregten Frauen hinweg und lagte: „Was die Unterstützung aus dem Majoratssonds betrifft, so besprechen wir - 89k» - da hinein klang die junge, kräftige Stimme des Jünglings Joachim, respektvoll, aber verwundert: „Darf ich eine Frage tun?" Elans Berndt fühlte sich förmlich erleichtert. „Sprich, sprich." ernuitiqte er. „Was soll da» alle« bedeuten, was über diese Iran gesagt wird?" Der Majorat-Herr räusperte sich. Frau Elisens Gatte aber, Herr Claus Vanns. brummte verdrießlich: „Dos kommt davon, wenn grüne Jungen- hier znge- lassen werden. Nicht mal den Schnabel halten können sie." Indessen hatte sich Elans Berndt gefaßt und sprach mit der ihm eigenen jugend lichcn Wurde: „Lieber Joachim, das bedeutet etiva-, davon man nur sagen kann: je weniger darüber gesprochen wird, desto bessert, Dir Männer nickten rinderstanden, aber die ,,rauen schienen anderer Meinung. ----- - olle wi" „Was Dl gingen von einem zum andern, fragend, prüfend. „Der Junge macht mich ganz nervö mit seinem Angloben." flüsterte Frau Elise der Hosmarschall», zu — „was will er nu von »ns? Wir können doch nichts dafür, daß jene Frau die Geliebte de- Prinze war!" — Nun lvar es heraus! nervös nur Prinzen Um das zu sagen, mußte sie sich hinter den Stühlen verneige», denn Fra» Katharina saß um drei Plätze weiter entfernt. Auch ward das Gesagte in jenem scharfen, weittragenden Flüsterton vorgebracht, der ein großes Zimmer zu durchwandern vermag. Es batte ihr doch keine Ruhe gelassen. Der Gedanke, der junge Bnrgmühler lg. . . . ,, . könne sortgehen, ohne in den Familienskändäi eingewekht zu werden, war ihr ur lich, und ihr scharfes Auge sah. daß sie gehört worden war, wo sie gehört sein Ihre Wrrie halten aber auch das Ohr des Majoratsherrn erreicht, und sein ruhiges, edelgeicluiittenes Gesicht zeigte unverkennbare» Verdruß. „War es nötig, das zu sagen?" — wandte er sich direkt an sie. „Ich hielt es für nötig," cntgegnete sie spitz „Den Grund sehe ick, nicht ein. Niemand von uns hat Frau Emmettne je gesehen. Was wir wissen, wissen wir durch Hörensagen —" ^Bitte sehr." sprach nun die gekränkte Elise, „was ich -weiß, weiß ich durch meine «chwester Laura, welche Hos- dame —" „Sagen Sie nur nicht Hofdame, liebe Elise," warf die Hofmarschallin ein, „ein Fürstentum Veltern-Vaughan gibt eS ja gar nicht!" — „bei der Prinzessin unerträg wollte ^ . ... Prinzess» -ie werden mir zugeben, daß das so gut ist, als wäre ich selbst dabei ' ' " ' Verl ' Zerhältnissen gelitten hat, läßt sich keltern ist. Sie werden mir zugeben, daß daS w gewesen. Was meine arme Schwester unter diesen nicht beschreiben." „Raupach — Rauvach" — der alte Justizrat prüfte gleichsam deS Namens Klang, — „klingt süddeutsch. Wo kam sie denn her, dies Fräulein Emmettne von Raupach?" „Ach, wer weiß das! — Sicherlich war sie nicht „weit her", wie man sagt. Als meine Schwester vor zehn Jahren Hofdame — bitte, so ist ihr Titel — in Schloß Frauenlob wurde, war die Raupach schon da — ein blutsunqes Tang. Ihre Stellung'? Ja, das ist schwer z» sagen. Vorleserin, Äammerzose und Spielpuppe der Fürstin- Mutter, welche eine Vorliebe für das hübsche Lärvchen hatte und sie sehr verwöhnte. Schlecht genug ist ihr das gelohnt worden! Man sagte, sie sei eine Waise und Tochter einer Jugcndkreundin der Prinzessin gewesen. Aus jeden Fall regierte diese kleine Person den ganzen Hof. Als — nun. als ihre Rolle ausgespielt war oder vielleicht die Prinzessin Verdacht schöpfte, wurde immer noch jeder Eklat vermieden und das Fräulein mit dem Stallmeister verheiratet ... es ging alles ganz glatt. Laura sagte mir. es sei geradezu bodenlos, wie diese kleine Scheinlnnlige es verstanden l-abe —" Frau Elise hielt inne, denn deutlich hatte sie ihres Mannes knarrende Stimme vernommen, welche dem Justizrat zu verstehen gab: Sie sott ja bildschön sein! Das brachte die Sprecherin ganz aus dem Konzept, und sie wußte nicht gleich wieder, wo anfangen. Ihr Gatte, dieser selbe Elans Hanns, jetzt das Urbild eines übellaunigen Philisters, war nämlich vor Zeiten ein lockerer, junger Zeisig gewesen, dessen letzte Schulden der „alte Herr" nur unter der Bedingung bezahlt hatte, daß er nun vernünftig werde und eine ordentliche, sparsame, wirtschaftliche Iran heirate. Herr Hanns hatte sich der Bedingung gefügt und siebe da, binnen kurzem war aus dem lebenslustigen Windbeutel ein übellauniger Murrkopf geworden. Nur ab und zu flackerte noch ein Flämmchen aus und gab Frau Elise Gelegenheit, Tante Ulriken ihr sorgenbelastetes Herz ausznschntten. «Fortsetzung folgt.) MOllvl l»6 Aluuwl- KNellvl» sind zur zwang- § losen Besichtig ung ausgestellt. Kkdi'. kdsi'ztsi'n, 'Allmarkt der«»« ttei gegen ttoctzg. §öäs HLVLlrLU backe ihr. Fam. z.jetz. KirmeSz m:t .Klcvvcrbeins Bgckvnlv. ii stlevverbeins stuchen- gewürz, ä IO > Etwas delikat, n. wohlschm. gibt cs nicht! Schnell, schön u. leicht zu der. »ach Kleppei- lieins Kirmeskuchen Rezept. Uebernll zu haben und bei E. G. Klevvcrbein. I Dresden, Franenstraße 0., arm. 1707. s Safran- u. Gewürzmnhle. Mts 8,1). 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