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Dresdner Nachrichten : 29.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190605291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-29
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.05.1906
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I»itß6r doodlsillsr äsutseksr unä ooßlisebsr Lo/ux-, Losen-, kulstot- uaä ^Vostsnstoüo in ulloo inoäoinsu kllrbsn unä kriwL-tzuLlitLtsn ru hilligstsn Lroison. Vorkllufsstells clor vow Xgi. Il'iüÄN/miuisterium nsußsvLkltoa vorsodriktswLssigsn Lnit'ormstoffo kitr Löni^I. 8üvlis. LtLLts-I'orstlionmts. Ilti iiiiin» ?ör8tlit l 8okevel8trs88e IS ( iruuetltl»»»)» Ul.t»«» 1>)»« 1/44» 2H»«ckl« Die K-ilonialfeindschaft. Hofnnchrichten, Verkehr mit Amstjahrzeugen, Konjnmvereine ^VAIllkl. Gcrichtslicrhandkungen. Russ. Duma. Zur 300 Aufführung der .Zauberflole" Mutmaßl Witterung: Mild, veränderlich. Dienstag, 2S. Mai 190«. Die Kolonialfeindschaft gewisser Kreise hat am Sonnabend im Reichstage wieder einmal ebenso üppige, wie unerfreuliche Blüten gezeitigt: Sozialdemo kraten. Freisinnige und ZentrumÄeute wetteiferten miteinander in der Ablehnung sämtlicher Koloniaifovdcrungen. Trotz ihrer unabweisbaren Notwendigkeit wurde die Forderung von vier schwarzen Kompagnien für Deutsch-Ostafrika glatt abgelehnt. Dasselbe Schicksal ereilte die anderen noch wichtigeren Bor kigen, die für die Zukunft Deutsch-Südwestafrikas von ausschlag gebender Bedeutung sind: nach dem Anträge der Kommission wurden die für die Fortsetzung des Bahnbaues Lüderitzduchb— Kubub nach Keetmanshoop verlangten 5 Millionen Mark ge strichen und ebenso die 10V> Millionen zur Entschädigung und Hilfeleistung für die durch den Aufstand geschädigten Ansiedler. Wenn dereinst die Nachkommen der jetzigen Siedler unserer Kolonien Rückschau halten auf die Entwicklung ihrer deutschen Heimat fern überm Meer, dann werden sie als bedeutsamen To« auch den 26. Mai 1906 verzeichnet finden, und mit Kopf schütteln und mitleidigem Lächeln werden sie. wie die „Hamb. Nachr." treffend bemerken, der Männer gedenken, die durch ihre Beschlüsse den jungen Kindern des deutschen Mutterlandes gewaltsame Fesseln angelegt und ihre Entwicklung gehemmt haben. Aber die Leute, die im Vertrauen auf den Schutz des deutschen Vaterlandes hinausgezogen sind, um Neuland zu erwerben und zu kultivieren zur Ehre des deutschen Namens, die zehn und mehr lange Jahre gearbeitet und geschaffen haben und dann, als alles vernichtet wurde durch raubgierige, mordende Horden, freudig Gut und Blut dahingaben, um das Land zu schützen und die traurigen Reste deutscher Kultur zu retten, werden, wenn sie die Beschlüsse des Reichstags erfahren, staunen ob der Weisheit der deutschen Volksvertreter, und ein gut Teil von ihnen wird de» Staub des ungastlichen deutschen Landes von den Füßen schütteln mid jenseits der Grenze im fremden Gebiete sich eine neue Heimat suchen. Das wurde schon vor langem angekündigt, als der Reichstag eine kärgliche Summe zur „Hilfeleistung" an die Geschädigten bewilligte: «in Teil hat es schon ausgesührt. Nach dem letzten Beschlüsse aber müssen wir damit rechnen, daß ihnen noch mehr folgen, und damit erlitte unsere süLwestafrikanische Kolonie den schwersten Schaden, der ihr zugefügt werden kann. Die Erfahrungen und Kenntnisse der alten Siedler sind nicht von heute auf morgen zu erwerben, mag der gute Wille auch im reichsten Maße vorhanden sein, und wenn jetzt die Bahn nach Keetmanshoop abgelehnt worden ist, so ist das nur ein Aufschicben, noch dazu in der schwersten Zeit und schwierigsten Lage, denn ohne die Bahn ist die genügende Verpflegung unserer Truppen, deren Tapferkeit, Opfermut und Ausdauer von allen Seiten anerkannt werden, nicht zu ermöglichen. Die, die diese Forderungen obgelchnt haben, müssen die Ver antwortung dafür tragen, wenn ihnen statt der geringen Summen jetzt im Herbst eine andere, größere Rechnung wird vocgelegt werden müssen, und wenn infolge der Verzögerung des Baues üer Bahn, deren wirtschaftliche Bedeutung ebenfalls außer jedem Zweifel ist, auch in den nächsten Jahren der süd- westafrikanische Etat sich noch auf einer Höhe halten wird, die nicht viel von den beiden letzten abweicht. beider hatte die Regierung bei Vertretung ihrer Vorlagen auch noch einen schlechten Tag. Bei solchen Millionensorderungen für die Kolonien, die ohnehin schon genug gekostet haben, sollte man eine möglichst sachliche und milde Tonart wählen, um nicht unnütze Reibungsslächen zu schaffen. Leider war es der Re- gierungskommissar, Oberst von Deimling, der durch seinen allzu temperamentvollen Vortrag den Unwillen der Linken erregte und im Zentrum die Oppositionsstimmung von ehedem wieder wachrief. Die Herren haben's nicht gern, wenn jemand in chfentlicher Reichstagssitzung an ihre patriotischen Empfindungen appelliert. Dem Obersten von Deimling, der in grauer Tropen- »niform erschienen war, kann man's menschlich ja nachfühlen, daß er — wenige Tage vor seiner Ausreise nach Südwestasrika — von anderen als diplomatisierenden Rücksichten erfüllt war und für die schwungloje Nüchternheit, womit der Reichstag seine Geschäfte zu erledigen liebt, gerade kein sehr zartes Verständnis bewies, aber einen Dienst hat er damit der von ihm so herzhaft vertretenen Sache nicht geleistet. Ganz im Gegenteil! War schon die einseitige Begründung der Notwendigkeit des Bahn baues unter militärischem Gesichtspunkt verfehlt, so wirkte die imt größter Lebhaftigkeit abgegebene Erklärung, daß der Süden auf Befehl des Kaisers gehalten werde, wie immer der Reichs tag beschließe, aufreizend: und die Drohung, daß nun den Truppen im Süden gesagt werde, das Reich lasse sie im Stich, war so herausfordernd, daß nun allerdings das deplazierte freisinnige Pathos und die kalte, aber scharfe Verwahrung des Zentrumsredners die Situation vollständig beherrschten. Die Bahn wäre auch abgelehnt worden, wenn Oberst von Deimling geschwiegen hätte. . . . Jetzt aber erfolgte die )Ablcl>nung gleich einer Verwahrung gegen militärische Ueberhebung über die Volksvertretung und ihr gutes Reckt. Das Zentrum war vorher keineswegs in günstiger Lage, denn die sachlichen Gründe für die Fortführung der Bahn sind zu gewichtig. Das Zentrum hätte keinesfalls leichten Stand gehabt, wenn es seine ablehnende Haltung vor der Nation rechtfertigen sollte. Jetzt konnte es sich mit Pathos als Verteidiger der verfassungsmäßigen Rechte des Reichstags auffpielen. Dazu kam noch ein Mißverständnis. Der Oberst hatte gesagt: „Bewilligen Sie die Bahn, dann werde ich sagen, wieviel Truppen zurückgeschickt werden können." Er meinte damit, daß er dann berechnen könne, wieviel Truppen, die jetzt zur Eiappenbewachung notwendig sind, dann frei wür den. Mer es klang, als ob er dem Reichstag einen Handel Vorschläge. Der Erbprinz zu H oh c n l ol, e beeilte sich, das aufzuklären. Aber was half das! . . . Noch niemals seit dem Bestände des deutschen Parlaments ist dem Reiche die Tatsache, daß Zentrum und Sozial demokratie die Herren im Hause sind, mit solch zynischer Aufdringlichkeit vor Augen geführt worden, wie am Sonnabend, als der Streit um die kolonialen Forderungen und um das in zweiter Lesung mit knapper Mehrheit bewilligte Reichskolonialamt entbrannte. Das Zentrum hat Herrn Gröbers Verheißung erfüllt: ein paar armselige Rosinen wurden aus dem 32 Millionen-Kuchen herausgepickt, darunter eine halbe Million Beihilfe für die Ausiedlnug der Schntztruppen, die in Südwestafrika bleiben wollen, der Rest wurde in den Orkus geschleudert, und hohnlachend leistete die Sozialdemokratie Lei diesem edlen Geschäft Beistand. Man kann begierig sein, welches endgültige Schicksal das Reichskolonialamt haben wird, das ebenfalls am Sonnabend in der Versenkung verschwand und gestern im Reichstage ein Begräbnis erster Klasse erlebt«, indem durch den Antrag Gröber, der mit 170 gegen 64 Stimmen bei 91 Stimmenthaltungen angenommen wurde, wieder die bis herige Kolonialabteiluug mit einem Ministerialdirektor an der Spitze als Unterabteilung des Auswärtigen Amtes hcrgestellt wird und somit alles beim alten bleibt. Auf wen die Ablehnung zurückzuführen ist, ist ja bekannt, — es ist fast ein Hohn — auf die „regierende Partei"! Noch im Herbst vorigen Jahres schrieb der Zentrumsabgeordnetc Schwarze-Lippstadt in der „Zeitschrift für Kolonialpolitik": „Es ist nun in der letzten Zeit ein frischerer Zug in die Kolonial politik hineingekommen, und es wird wohl endlich Ernst damit gemacht werden, was unbedingt notwendig ist, ein selbständiges Kolonialamt zu begründen, damit eine geregelte Erschließung der Kolonie» erfolgt; dann oder ist auch die Hoffnung be gründet, daß unsere Kolonien nicht mehr dos Schmerzenskind unseres Reichsjchatzamtes, sondern ein Glanzpunkt im Reichs etat werden." Dann kam der Erzbergerjche Feldzug und die Ablehnung der Forderung auch in der Kommission. Nur mit knapper Mehrheit, 127 Stimmen gegen 110, konnte bei der zweiten Lesung im Plenum die Forderung der Regierung wiederhergestellt werden, und noch vor kurzem war mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß das Zentrum bei der dritten Beratung die Vorlage nicht zu Fall bringen werde. Freilich hatte schon die „Germania" kurz nach der zweiten Lesung «r- klärt: .Mas nun bei der dritten Lesung aus der Etatposition „Staatssekretär" für das selbständige Reichskolonialamt werden wird, muß dahingestellt bleiben. Gewöhnlich werden ja in der dritten Beratung des Etats die Beschlüsse zweiter Lesung aufrcchterhalten, aber es könnte auch einmal anders kommen." — Aber seitdem war alles ruhig im ultramontanen Blätter walde. Erst als vor kurzem der Ergänzungsetat bekannt wurde, begann die Erörterung wieder, und schon die ersten Verhand lungen in der Kommission ließen erkennen, daß das Zentrum für nichts zu haben sei. Nun ist das selbständige Kolonialamt abgelehnt worden, soweit sich aus der Debatte entnehmen läßt, vom Zentrum in trautem Verein mit Polen und Sozialdemokraten. Was jetzt werden wird, mögen die Götter wissen! Was mag wohl der Reichskanzler zu seinem lieben Zentrum sagen, wenn er im nordseeumrouschten Norder- ney die Kolonial-Verwüstnngsarbeit mit eigenen Augen lesen wird? Auch sein Lieblingskind — das selbständige Kolonial amt — von, Zentrums-Vandalismus vernichtet, das ist hart! Erbprinz zu Hohenlohe hat jedenfalls bei der ganzen Sache das beste Teil erwählt: er wird den Staub von den Füßen schütteln und sich freuen, der dornenvollen Aufgabe nbcrboben zu sein, mit einem Reichstage Zusammenarbeiten zu müssen, dessen ultramontane und sozialdemokratische Mehrheit vor Un verständigkeit in kolonialen Dingen, ja vor Kolonialfeindschaft geradezu trieft. Am deutschen Volke aber wird cs sein, bei den nächsten Reichslagswahlen zu zeigen, daß es sich eine solche Versündigung an wichtigen nationalen Ausgaben durch die schwarz-rote Gesellschaft auf die Dauer nicht gefallen läßt. Neueste Drahtmeldnnuen vom 28. Mai. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.s Die dritte Beratung des Rci ch s- haus Haltsetats wird Lei dem Kapitel Kolonialamt, dessen erster Titel — Staatssekretär-Gehalt — am Sonnabend abgelehnt wurde, fortgesetzt. — Präsident Graf BalIeltrem bemerkt vorwca, es sei durch die Ablehnung des Staalssckreläle- Gehalts vorgestern der Etat des ganzen Kolonialamls hinfällig geworden und dadurch ein Vacuum entstanden. Jetzt liege ein Antrag Groeber vor auf W i e d e rh c r ste l l u n g der K o l o n i a l-A bt e il u n g. Diesen Antrag werde er jetzt der Beratung zu gründe legen, wenn kein Widerspruch erfolge. — Widerspruch hiergegen erwkgl nicht. — Abg. Ba sser in ann snat.-lib.j: Meine Freunde haben für Errichtung des Äolonial- anits gestimmt, weil nur ein steiler eines selbständigen wichen Amles uns geeignet erscheint, sich Geltung nach allen Seilen zu verschaffen und den vorhandenen Mißsiäuden in der Kolonialoerwaltuiig abzuhelien. Wir halten nach wie vor die derzeitige Organisation der Kvlonialverivaltung stir unzureichend, wir sind auch nicht gewillt, für die Fortdauer der Mißstände die Verantwortung zu tragen. Wir werden deshalb den An trag Groeber ablehnen. — Abg. Spahn sZentr.j: Hallen Sie sich doch gegenwärtig, daß, wenn Sie jetzt unserem Anträge zu- stimmen, Ste damit ermöglichen, daß den elatsmäßig ougestell- i ten Beamten der Kolonialverwaltung das Gchalt sorlge.^chli! wird! sHört, hörtlj Scj-sn aus diesem Grunde müßten Sic doch unseren Antrag onnepmen. Ich lasse dahingestellt, ob der I Beschluß vom Sonnabend richtig oder falsch war. Jedenfalls j müssen wir nun einmal jenem Beschluß Rechnunq tragen. Ein frischer Antrag auf Bewilligung des StaalssekretärtileiS kann ledenfalls nicht gestellt lvcrden, und auch in der nächsten Tagung nicht. Widerspruch von mehreren Seiten.) Wenn etwas uns gezeigt hat, um welche Verantwortung es sich hierbei für den i Reichstag handelt, so ist es die Beihandlung, welche am Sonn- abend die Anfrage des Abgeordneten Seniler seitens des Ober sten Deimling erfahren hat. lBeifall bei den Freisinnigen und Sozialdemokraten.) Wir haben ferner am Sonnabend und in der Budgetkommission nochgewiesen, daß die Vorarbeiten für die Bahn nach Keetmannshoop ganz unzulänglich sind. Trotz dem hat der 'Schatzsekretär die Einstellung von Mitteln für die Bahn in den Etat zugelassen, und auch der anwesende Ver treter des Reichskanzlers hat sich schweigend verhalten, also sich einverstanden erklärt. An diel er Wandlung in der Bchandlung der Dinge können Sie die ganze Situation ermessen. — Staats sekretär G ro f P osa do ws k y: Es hat kein Handel zwischen Bewilligung des Bahnbanes und der Truppenverringerung ge- macht werden sollen. Oberst Deimling ist lediglich der Ansicht gewesen, daß gerade durch den Bau der Bahn Ersparnisse ge macht loerdcn könnten, und zwar in bezug aus die Truppcn- Verpflcguiig. Wir tragen in solche Fragen nur sachliche Ge sichtspunkte hinein und nicht taklsiche! Die Abstimmung vom Sonnabend Hot auch den Reichskanzler und die verbündeten Regierungen in der Ueberzeugung von der unbedingten Not wendigkeit des Kolonialamtes nicht erschüttern können. Ich! meine auch im Gegensätze zu dem Abgeordneten Spahn, i daß. wenn dieses Haus jetzt nur vertagt wird, die Regierung durchaus berechtigt ist, in den neuen nächsten Etat diese Forderung wieder einzustellen. sLebhafter Beifall rechts und bei den Naüonalliberalcn.) — Abgg- v. Richthofen skons). v. Tiedc mann sReichsv.) und Latt mann Wirtschaft!. Vereinig.) erklären, daß sich ihre Freunde aus denselben Gründen, wie sie Abg. Bassermann dar- — Abgg. der isreii. für das Kolo nialamt gestimmt HStten, dennoch die Konsequenzen des Be schlusses vom Sonnabend ziehe» und für den Antrag Gröber stimmen würden. — Abg. Semler snatl.) erklärt, er l>abe seinerzeit mit dem Erbprinzen Hohenlohe gesprochen und ge fragt, ob nicht wenigstens 5000 Mann zurückgezogen werden könnten. Die Antwort habe gelautet, daß bestimmte Zusagen dahingehend unmöglich seien. Anderen Tages aber habe ihm Erbprinz Hohenlohe mitgeleilt, er habe mit dem obersten Kriegs- berrn gesprochen, und dieser habe gemeint, ivcnn die Bahn bewilligt sei, müßten sofort 5000 Mann zurückgezogen werden können. sStürmischc Heiterkeit, Lachen, Ruf: Nun oliv!) Wenn durch den Bau der Balm Dislocierungen möglich seien, dann könnten eben Trnppcn-Bcrringerungcn stattfinden. Das scr doch selbstverständlich, und es sei dabei kein Handel zu erblicken. Sollte übrigens, was er nicht glaube, cs verfassungsmäßig un möglich sein, die Forderung im nächsten Jahre wieder einzustellen, so gäbe es übrigens noch das Mittel, die RetchS- lagssession zu schließen. — Staatssekretär Gras Posadomskn führt noch aus. das Haus könne doch gar nicht so überrascht sein über den Zusammenhang zwischen Äahnbau und der Mög lichkeit einer allmählichen, aber nicht sofortigen Zurückziehung von Truppen. Schon in den Motiven sei die Bahn damit begründet, daß die Transporte ohne Bahn unendlich erschwert seien. Also sei cs nur natürlich, daß man die Truppen eher zurückziehen könne, wenn die Bahn bewilligt sei. Natürlich sei die Zurückziehung nicht eher möglich, als die Bahn gebaut sei. denn dann seien für die Transport-Bedeckung Mannschaften ent- behrlich, also der Truppcnftand bange eng zusammen mit dem Bähnbau. Nun noch etwas gegenüber der scharfen Beurteilung des Obersten Deimling: Ein Soldat ist kein Politiker und soll es auch nicht sei». Ich würde den Tag bedauern, wo Offiziere Politiker würden. Der Soldat hat Befehlen zu gehorchen Ei» Mann, der demnächst vor dem Kaiser stellst, wie cs beim Oberste» Deimling der Fall ist, muß gewisse Ideale im Herzen lragcn und sich mit ibncn idenliftzicrcn: und wenn er dann in seinem Niimute über die Ablehnung der Bahn so gesprochen bat, wie cs acsäiah, so soll man ihm daraus keine Vorwürfe machen, er hat lediglich gesprochen wie ein Mann, der sich mil 'einer Ausgabe identifiziert. Das ist Weiler nichts als ein Mangel parlamentarischer Taktik. — Abg. Singer sSoz.s: Wenn Oberst Deimling kein Politiker sei, so sollte er auch nicht hier zu politische» Zwecken verwendet werden. sSchr richtig!) — Abg. Ha uß mann sSüdd. Volksp.) erklärt, daß seine Freunde für den Antrag Gröber stimmen. Die ganzen gegen wärtigen Zustände seien durch die Politik hinter den Couliffen mit verschuldet, die vom Zentrum getrieben worden sei. In solchen Siluationcn sollte man das Zentrum aufiordern, die Regierung z» übernehmen und damit auch die Verantwortung. (Lebhafter Bestall links. Lachen >>n Zentrum.) - Abo. Zimmer- mann sAnlil) erklärt sich für den Antrag Gröber. G«z»e ZW st sso ! l L SN 8 v s. st ZV i r, Ä:« " kcj? * L? S-V -
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