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Tageblatt für «rsch. tägl. Mora. 7 Ü Inserate, S «paltzetle S Ps, werden b. Nb. 7 (Sonnt. bis LU.) angenommen in der Erpeditton: Zohannes-Alle» u. W«isenhausstr. S. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitrrdacteur: Lhkvdor Drovtskh. Montag. dm^JuÜ Dresden, den 2. 3uli. — Nach dem Bericht eines Augenzeugen erfährt man, daß der Zustand de- Königs von Preußen, der in' offiziellen Be richten immer noch als befriedigend geschildert wird, in der That über alle Beschreibung jammervoll und erschütternd ist. Nachdem di« Spazierfahrten in den leichtesten Wagen.schon längst haben aufgegeben werden müssen, weil der hohe Patient di« Erschütterung de- Fahrens nicht mehr ertragen kann, ist jetzt für denselben rin Rollstuhl construirt worden, in welchem er von zwei Wärtern auf der Terrasse in Sanssouci auf und ab gefahren wird. Der Anblick des Kranken ist sehr betrü bend. Der letzte Schlaganfall (nicht Krampfanfall, wie die of fiziellen Mittheilungen besagen) hat den Körper ganz gekrümmt und vornüber gebeugt, die linke Se-te ist total gelähmt, so daß der Patient nicht die geringste Bewegung machen kann. Da« Auge ist erloschen und starrt ausdruckslos und leer in die Fern«. Erkennung-Vermögen besitzt der König gar nicht mehr; er ist unfähig, sich selbst dir kleinste Hilfe zu leisten und bedarf immer der Unterstützung seiner Wärter, deren Dienst so über alle Maßen anstrengend und peinlich ist, daß sie sich nach Stunden schon ablösen müssen. Das Einzige, wofür der hohe Patient noch eine Spur von Interesse zu zeigen scheint, ist der Bau des neuen Orangeriehause«, welcher ihn in den letzten Jahren vorzugsweise beschäftigt hat; hier taucht manch mal eine Erinnerung und ein Strahl von Bewußtsein auf, so daß er versucht, seinen Gedanken Worte zu geben. Aber vergeblich. Der Sprache nicht mehr mächtig, ersterben diese Versuche, sich verständlich zu machen, in unartikulirten Lauten, welche Niemand cnträthseln kann und auf den Hörenden einen erschütternden Eindruck machen. Die Krankheit scheint in ein Stadium vorgeschritten, welche- leider keine Hoffnung mehr zuläßt. —8. Da- für letztvergangenen Sonnabend Abend so hübsch projrctirte Sommerfest im reizenden Schiüergarten zu Blasewitz konnte in Folge der eingctretenen zweifelhaften Witterung leider nicht zur völlig programmgemäßen Ausführung gelangen. Die auf ca. 50V Stück bunte Ballons ec. berechnete Gartenbeleuch tung (welche — beiläufig bemerkt — dem auf da- Vergnü gen seiner Gäste stets bedachten Wirthe, Herrn Miersch, abge sehen von den ebenfalls nicht unbedeutenden Kosten der zahl reichen gewöhnlichen Cylinder-Oellampen, allein jedeSmal minde stens lv Thlr. kostet), sowie der Gesang de- LiederkranzeS auf beleuchtetem Schiffe von der Elb« herauf mußte für diesmal unterbleiben und das immerhin noch leidlich zahlreiche Publi kum sich mit dem Concert de- TrompetrrchorS des Lardereiter- Regiments unter Leitung des Stabstrompeter- Hrn. Wagner, sowie mit einigen Liedervorträgen de- obgenannten Gesangver- » «donn. vierteljährlich ro Rar. bet unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch dt« Kgl. Post vierteljährlich r»Rgr- Einzelne Nummern 1 Rgr IE - ^ l ^ ein- im Garten selbst begnügen, wenn man sich bei dem lau ten Beifall, welchen das trotz de- zweifelhaften Wetter- bis spät verweilende Publikum den anerkannt trefflichen Leistungen der genannten Chöre zollte, der Worte- „begnügen" hier überhaupt bedienen darf. Trotz der mitunter drohenden, jedoch immer schnell und fast unbemrrkbar vorüberziehenden Regenflogrn, ja gerade deshalb und in Folge de- wechselnden FarbenspirlS und der zeitweilig prächtigen Abcndsonnenbrlcuchtung war dir Aus sicht auf das jenseitige Elbufer mit seinen Gärten, Weinbergen, Villen, burgartigen Gebäuden und Schlössern wahrhaft ent zückend schön, wie denn überhaupt der schon durch die Schil lerlinde und den anspruchslosen, aber geschmackvollen Schiller stein interessante Bläsewitzer Restaurationsgarten hauptsächlich auch dieser Aussicht wegen mit vollem Rechte als einer der schönsten öffentlichen Erholungs- und Vergnügnng-plätze bezeichnet werden muß. — Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt der W>rth, Herr Miersch, nächsten Sonnabend den 7. Juli bei hoffentlich zuverlässigerer Witterung das, wie gesagt, neulich uur halb auS- geführte Fest zu wiederholen und da- Festprogramm zur voll ständigen, ja vielleicht noch erweiterten Ausführung zu bringen. — Nächste Mittwoch tvird der Gesangverein Orpheus un ter Mitwirkung des 60 Mann starkcn Orchester- des Herrn Musikdirektor Pohle in der Lippmann'schen Restauration im k. großen Garten einen Gastabend veranstalten. Wenn die Tem peratur etwas wärmer wird, dürfte die seit Jahren angewach sene Beliebtheit dieser FreundeSabende auch diesmal zahlreiche Besucher in die herrlichen Räume des schönen Parke- führen. — Ein Unglücksfall, welcher der Thränrn gar viele ins Auge gelockt, begab sich in dem böhmischen Dorf« Groß- Poreschin bei Kaplitz, wo ^ine Feuersbrunst au-brach. Vier Kinder flüchteten sich in der Verwirrung in einen Schwcinestall, die Thür fiel ins Schloß, da- Feuer erfaßte zuletzt auch die sen Behälter und die armen Kinder verbrannten bei lebendi gem Leibe. Königliches Hoftheater. Am 30. Juni zum ersten Male: „Ein schöner Traum , Soloscherz (?!) in 1 Act von Krüger, eine mißlungene- Nach bildung von Chamisso'S berühmtem Gedicht: „Die Klage der Nonne', gab Frl. Goßmann möglichst weiten Spielraum, im Genre höchster Naivetät zu glänzen. — Hierauf: „Rose und Röschen' von CH. Birch-Pfriffer, worin wiederum Frl. Gößmann (als Röschen) ungeheuerliches Furore machte. Den neugebackenen Geld-Baron gab Hr. Porth ganz nach dem Leben, um so mehr, da es ja hier an Studien dazu wahrlich nicht fehlt. Hr. Jauner spielte seinen Felix v»i» Warden mit ausgezeichneter Laune und dankt daher seinen