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cisfiom» veranttvortlü onaren, kür Linnekoael ein« solch« vo beantrage rch, auf PuolikationSbeiugm «rteidiger Rechtsanwalt Koni, mann führt« folgendes auS: Der Staatsanwalt da» «»sich um die Zurückwesiuna rineSaegen die — Der aber auch ein zu auS. Er lädt im „Simptt- .iedcrkteur. Eine Geldstrafe ist nicht am Platze, da Ne nicht die ^AnaeNagten. sondern nur die Kasse d«S,.Simpllcissimu»" trifft. Ich de- antraae daher gegen Dr. Dhoma eine ÄefönaniS strafe onat » n. für Sinnekoael ein« solche von 4 Wochen. ,ugni» zu erkennen. Berte,dtger Rechtsanwalt Konrad Ha uh» at verkannt, Lichtung des handelt, dahin- m die Richtung kölner Bewegung rnieuerung der ^ ^ .... , ... Köln sagte, daß eS sich um den Kampf zweier Weltanschauungen handelt. Und statt wie sonst der Areopaa der öffentlichen Meinung, solle» jetzt die Richter über diese beiden Weltanschauungen zum Richter an- aerufen werden. Aus dem Kölner Kongress sind nicht bloß Plärrer, sondern viele SittlichkeitSvredtgrr gewesen. Der Ausdruck „SittlichkeitSvrrdiger" sollte natürlich die Richtung und nicht den Stand »um Ausdruck bringen. Die Kölner Kundgebung ist zu stiem Mertel wahr, zu einem Viertel unsympathisch, zu einem ertel unwahr und zum letzten Viertel widerspruchsvoll. Es nmß sotgeboben werden, daß man es in Köln fertig gebracht bat, vom Schriftsteller zu verlangen, daß er natürlich und wahr sein sollte, und gleichzeitig verbietet man ihm. die wahrsten Einblicke in die Seelenprobleme der Mensche» in ihren stärksten Konflikten auszusprrchen, nur weil es einer gewissen Moralrichtung nicht ge fällt. DaS Stärkste, was nach meiner Meinung an Dilettantis mus über solche Fragen geleistet werde» kann, ist das Verlangen, der Schriftsteller solle überlege». ob er nicht besser Schuldmateriai dem Strafrichter, technisches Material dem Fachmann übergebe, damit er sich sagen könne: «mimaw meam snirsvi. (Heiterkeit.) Daß Herr Bohn auch sonst sehr merkwürdige Ansichten hat, geht auS Aeuhennigen, die er über das Geschlechtsleben in der Ehe getan hat. hervor. Ich muß sagen, in seinen Reden »nd Bro schüren sind Stellen enthalten, daß ich es mir versagt habe, diese Schrift von meinen Schreibmaschinistcn abschreiben zu lassen, weil sie nach meiner Meinung das Schamgefühl verletzen. (Heiterkeit.) Nun hat Thonia aus die Verhandlungen des internationalen Kongresses zur Bekämpfung der Unsittlichkcit geantwortet: Man muß fühlen, wie hier ein Mensch, der gewohnt ist, dichterisch zu arbeiten, mit dem Problem derartig fertig wird, daß er selbst die Maske des Polterers vornimmt. Man muß einen Sinn für Humor haben, um das verstehen zu können, daß der Inhalt ernst und nur die Form scherzend und spaßig ist. Die Leser des „Simplicissimus", die intelligent sind, empsinden das auch. Die Frage ist nun: Soll der Dichter mehr Recht haben wie ein ge wöhnlicher Mensch? Was ein Dichter als Mensch tut, das ist gleich zu beurteilen. Was er als Dichter tut. unterliegt gleich falls keiner Ausnahme. Aber es,unterliegt den Kunstgcsetzen der Dichtung und muß verstanden werden ans diesen Gesetzen. Ich will mir versagen, auf einzelne Worte einzngehcn. Aber eme Aeußerung wie „evangelische Nnschlittkerze" ist eine Verspottung des sonst üblichen Bildes des Kirchenlichts. Kindcrerzcuger ist keine Beleidigung (Heiterkeit), und mit „Kaninchentrieb" sollte auf die Tatsache hingewiesen werden, daß gerade in den frommen Pastorenfamilien der Kindersegen ein reicher ist. (Erneute Heiter keit.) Bobn hat die intimsten Vorgänge verauickt mit dem Gottes begriff. Man muß bei dem Gedicht an ein Fastnachtsspiel denken, in dem auch nicht alles ernst aufgcfaßt wird. Bekannt ist die Aeußerung Jean Pauls: Komik ist angeschanter Unverstand. Den Unverstand, die Ansichten des Herrn Bohn, hat der Angeklagte angeschant. Die vis comiea ist beim Angeklagten Thoma stark entwickelt. Das ist eine Kunst, die auch Ancrkennung verdient. Leo Tolstoi, ein sittlich sehr hochstehender Mensch, hat geschrie ben: „Der „Simplicissimus" ist vor allem auch deshalb wertvoll, weil er in künftigen Jahrhunderten der wahrste Spiegel unserer Zustände sein wird." Der erste Prozeß, in dem ich hier an diesem Pult zuerst verteidigte, war g-aen Ludwig Pfau gerichtet, weil er im polemischen Kampfe sich gewehrt hat. Er wurde zu 6 Wochen Ge fängnis verurteilt, das Urteil später wieder aufgehoben. Und empsinden wir es heute nicht als ein Unrecht, daß List zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt wurde? Ich bitte um Freisprcch n n g bezw. um Einstellung des Verfahrens, da die Tätigkeit auf dem Kölner Sittlichkeits-Kongreß nicht zum Amt eines Geistlichen gehört und demzufolge der Strafantrag des Oberkirchenrats unzulässig ,st. Die Urteilsverkündigung wird auf Montag, den 26. Juni, vertagt. — Am Spätnachmittag gelangte ein zweiter BeleidigungSprozeß gegen den „Simplicissimus" zur Verband- lung. Der Angeklagte Redakteur Linnekogel soll das Dres d - ner Schöffengericht beleidigt haben, das das bekannte 1000 Mark-Urteil gefällt hat. Der russische Prinz Kotschubey war wegen Körperverletzung deS Portiers Müller a»geklagt. dem er einen Fußtritt versetzt hat, weil er ihm als Lektüre den „Simplicissimus" gebracht hatte. Ter Portier ist dauernd erwerbsunfähig geworden, weshalb der „Simpli- cissimus" das Urteil für viel zu milde hielt. Er warf den Richtern vor, daß sie einen Ausländer vor einein Deutschen be vorzugt hätten, und veröffentlichte ihre Namen uitd Adressen. Die Folge war, daß den Richtern eine große Anzahl, zum Teil anonymer Zuschriften, zuging, in denen sie mit den gröbsten Schimpfwort«! belegt wurden, die zur Verlesung gelangten. Die Beweisaufnahme getastete sich nur kurz. Der Angeklagte gab keine Erklärungen ab, und Zeugen wareu nicht geladen. Staats anwalt Glöggler beantragte eine Geldstrafe von 200 Mk. Er erklärt«, daß er selbst damals vielleicht eine Gefängnisstrafe beantragt hätte, und begreife auch die Entrüstung des Angeklag ten. dessen Blatt im Dresdner Urteil „schamlos" genannt worden fei. DaS rechtfertige aber alles nicht die Angriffe des „Siinpli- cissimus", dte für den einen Schöffen soga? beinahe der ge schäftliche Ruin geworden sei. Dem Dresdner Gericht werde Rechtsbeugung voraeworfen und dagegen müßten die Richter geschützt werden. Verteidiger Friedrich Haußmann unterzog zunächst das Dresdner Urteil einer scharfen Kritik. Das Urteil habe das Rechtsempfinden verletzt, da es einen russischen Prinzen niedriger bestraft habe, als ein deutscher Arbeiter be straft worden wäre. Er erinnere nur an die Urteile gegen Arbeiter wegen Streikvergehen. Der Juwelier Levy jei zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er dem Grasen Pückler nur «inen Schlag'Versetzt habe! Die Kritik russischer Zustände im „Simpliciffimus", die der Dresdner Richter schamlos nannte, sei eine gleiche Satire grundfalscher Zustände. Auch diese Urteilsverkündung wurde bis nächsten Montag ausgesetzt. M« Ovtlitdrivk« Luk dis am SD. il. ^ nuto, 1*1 lill der ItzromUnor rur Lii-Mkrullg gv^nffsudsa S^o'n ll.sMrei'j kwMbl'iele ln KMMKeiieii KM l>er llilnllil. KSclis. hilsi'lUMlim klmlsMr ru ksulren in 8t>t1ckso ru Ulc. 3000.—, Uk. 1000,— und M. 500,—, mit, 3mmm-.IuIi-Linsc!n, nehmen rvir entkcegen. vio sind sZcicll cien Osusitrer Ulamil»ielen rur KVON iw Löniffreicke Lnebsen LNUvIi»!-«»«!» unä untersis-fsn kolievr Vorlom»»»^. Kür Kapital unci Linnen halten dis von der Imndstündinehen Uunk erworbenen Kerdoruiixeu au Urovinrial-, Kreis- und LsrirksvorbLnde, politische (jemeinden, Kirchen- und LchuIZewSlnden, sowie das Oossmtvei mäßen der Lank unter Oaraotis der Ltünde des Landkreises. Vresilvii, nm LI. duoi 1905. 8 I-ggdstLodtsvl»» Sank des LiwtAl. SLods. Marllsrnltdvms odvrlnusitr, riiiale Dresden. der Darmstädter Kurpsuscherprozeß begann mit der Ver- der Frau des Professors de Castres, die der deutschen mächtig ist. Sie ist eine mittelgroße, nicht unschöne, sehr ** Der DarmstädterKur nehmung der ^ Sprache mäch intelligent aussehende Frau. Sie erklärt auf Befragen des Vor sitzenden : Sie bestreite, schuldig zu sein. Sie sei von der medizi »sichen und pädagogischen Befähigung ihres Gatten überzeugt ge wesen. Ihr Mann bade auch eine große Anzahl bedeutender Heilerfolge erzielt. Sie habe im wesentlichen ihren, Gatten als Dolmetscherin gedient und auch selbst Unterricht erteilt. Sie gebe zu, Möbel und alle Einrichtungen für ihre Häuser auf Lcih- kontrakt entnommen zu haben: sie konnte aber überzeugt sein, daß sie in der Lage sein werde, alles zu bezahlen. Auch die Häuser seien in durchaus reeller Absicht gekauft bezw. gemietet worden. Ebenso habe bei >der Entgegennahme der Kautionen jede betrüge rische Absicht ferngeleaen. Auf Vorhalt des Vorsitzende» gibt Frau de CastreS zu: Sie habe eincni Möbclhändlrr gesagt: Es wäre ihr ein leichtes gewesen, sofort eine große Anzahlung leisten. Sie habe 3000 Mk. in der Lotterie gewonnen. Da ober der Ansicht sei, daß an solchem Geld kein Segen sei, habe dies für die Annen gespendet. (Heiterkeit im Zuhörerraimi.) Vors : Eine solche Handlungsweise wäre ja sehr edel, Sie geben sei in Belgien wegen Bankrotts, Betrugs, Unterschlagung, Füh rung eines falschen Namens, Prellerei, Vertrauciismißbrauchs usw. bestraft. Er habe m Paris »nd Brüssel Medizin studiert, cs oben chm aber die erforderlichen Geldmittel gefehlt, »in die „amina zu machen. .Er habe jedoch ganz bedeutende medizinische enntnisse. Er habe zunächst Offizier, werden wollen, es aber chließlick voraezogen, in ein Kloster zu gehen. Nach einiger Zeit abe cr das Kloster verlassen und darauf zunächst in Brussel, als- S-rffetzuag steh, nächst« Seite. Tharan mit Bahn 20 Minnteu von »rvsckea, I»ri»ok»1vaN 8vl08«n«v liuivrt, auch vorzüglich gecignet zum dauernde» Aufenthalt! 8 Prospekte frei durch den KUrMUliolfitor. / «// 5E///S/6 M/Nb/S «/kl/ «/M/WS/'/S F/MS/k- ««NS/' /Nss/k/AÄS. -Bs/vs/k- ««/ ^/k«F6/k'^«/S. knslvlirelill i.sliol'stlii'i'iilii der Annen-Avotheke zu Dresdcn-A., Giiterbabnhofstrafte. AuSführuug cheiii.-medizin. Untersuchungen, besonders Harn analysen, 1—3 M., mikroskopisch 5 M. 8 8ovvvll- n. LuttbLÄor, - die größte und herrlichst gelegene Anlage am Platze. Dunen- nnd Dorrsn-LbtsIIunK. Massage», sämtliche Kur- und Wannenbäder. Straßenb.: Bergkeller—Trachenb.Str.-Albcrtpl.—St.Panli-Friedh. MM' Prospekte gratis. "Wtz leiden. resden, escktlvüre. Schwäche re. behandelt ohanne-ftr. IS. I. llangiäbr. bei tätig aew«en).täal.v.S-4 u.6-8abds Sonnt. S-3. IäÄts,torireIier Obst-Vvrkank. Der lizitatorische Verkauf des hciirigen Hcrwt- und Winter obstes wird de» I t. Juli l. I. v.muittngs 1<» Uhr in derElb- reftauration abgchaitc», wozu die Herren Koiistustlgcn höstichst ciiigcladcu werden. kSeillieli belimnindsegrelie OüMiiie-IIMIioii lilmiir s. k. - I-, k>»r b«i. -erI»Q^ ^ e»r. Mm««,. OVVIN L 1— N»» - LokSnstor Xumrl. äent»<!k. ^stilrsckSudoiUn, kerrUedv Oodii-pB- AkrU6uoxvll, entrQed. knds vuoöt'i-volle ^usbicdhtipmrkt^. l-aUu'doUverüUiroll, 11 „Dresdner Nachrichten" 11 Mittwoch. 21. Juni IDOS Nr. 170