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Dieses Blatt wird dm Lesern von Dresden »ud Uuigeduug am Tage vorher bereit- als Abri»d-Ausgabe zugestcllt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerugrgeMr: »«ntellwui» Nt» »r«»»e» bei tSeli» p»K«aIt,er Nutraguia durch untere 8o«e» (»»«»»1 und »««»« an von», mit» Montan-» nur einmal» »Mtaovt. durch auLivür»»-Nom- mtM-ndr, , Mt. bei » M» »0 Vt v«i einmaliaer Ziiiteklu»« durch die Volt »Mt. «obne vestellaeldi. im iluo- iänd «it mtivreckendem üutcklase. Nochdrn« aller «rtttel u. Oriainal- «ttteilunaen nur mit deutlicher QneUenanaabei.Dredd Nachr.") «ILIft«. Nacktrü,licke Lonorar- onlvrüch« bleiben unberüillicktiat: »»verlanat« Manuiknvt« wer den nicht auldewalirt. »elraramm.»breite: «»chrtcht»» LreSde». Znresgen-canf. Lnnalim« von Ankü»tl,ui««n l,ui nackmitia,» z Ubr Tonn- und veierlao» nur Marienltrade » von II bis >/,i llbr Die l ivaitiaevrund- »eile «ca. 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Paris. sPriv.-Tel.s In Negierungskrciseii wird auf vas bestimmteste versichert, daß infolge der versöhnlichen Antwort Bülows die französische Nkcgierung sich bereits entschlossen habe, den Konferen-Vorschlag des Sultans von Marokko a n - zuuehmen. Madrid. Der Minister des Aeußern halte gestern länaerc Unterredungen mit dem deutschen Botschafter und dem französischen Geschäftsträger. Schweden und Norwegen. Stockholm. „Swenska Telegrammbyran" meldet: Am 23. Juni richtete der Minister des Aeußern, Graf Gyldcnstolpe, an die schwedischen Gesandten im Auslande ei» Rundschreiben, worin er ihnen mitteilt, daß der König dem ausserordentlichen Reichstage einen Bvrsch! ag betr. das U » i o n S » e r h ä l t- nis habe zugchen lassen, sowie dass der König, bis Schiveden seine Einwilligung zur Aufhebung der Rcichsakie gegeben kabe, an seinem Beschlüsse sesthalte, die durch den Storlhingbeschluss vom 7. Juni in Norwegen eingesetzte ungesetzliche Regierung nicht anzuerkcnncn. Stockholm. „Dagens Nyhelcr" schreiben zur gestrigen Debat t e im R e i ch s tage: Nach dem Beifall, der in der Scheiten Kammer die Rede des Justizminislers begleitete, muh jedes Gerücht über eine unmittelbar bevorstehende Ministerkrisis und eine Veränderung der Verhandlungspolitik Schwedens auf hören. — „Stockholms Tidningen" konstatiert dagegen, dah die Kritik der Haltung der Regierung leicht schärfer hätte sein können und daß sie kein Seitenstück in den neueren Annalen des schwedischen Reichstags habe. — „Stockholms Dagbladet" meint, dah der Reichstag die Unterhandlungen mit Norwegen nun selbst in die Hand nehmen und in jedem Falle der Negierung die nor» geschlagene Vollmacht verweigern werde. — „Stockholms Bladet" sagt, wenn die Debatte auch wenig Positives ergeben habe, so wurde doch festgestcllt, dah die Negierung abdankcn müsse. Zum russisch-javanische» Krieg Petersburg. In Stadt und Kreis Petersburg beginnt „eilte die Einberufung der Reservisten, welche drei Wochen beanspruchen wird. Die Gesamtzahl der in der Residenz und dem Fabrikrayon Einzuberusendcn wird ans 80 000 an gegeben. Petersburg. (Prio.-Tcl.) Tie neue Mobil machung im Gouvernement Moskau ist Tatsache. Jnsaeiomt sollen 80 000 Mann cinberuscn werden, die nach der Mand schurei gehen sollen. Tokio. Amtlicher Bericht: Ter Feind griff in Stärke von 5 Kvinpagnien und 6 Kanonen am 20. d. M. die Umgebung von Khaviughiahas, 12 Meilen nordwestlich von Kwangvsing an und wurde zurückgeschlagcn. Unsere Kavallerie besetzte am gleichen Tage Kupyany im Norden Koreas. Friedeusbcstrcbungcn. London. (Priv.-Tel.f Wie verschiedenen Blättern aus Washington gemeldet wird, hat die japanische Regierung dem Präsidenten Roosevelt mitgeteilt, dah sic nicht im geringsten die Absicht habe, die Friedensverhandlungen in die Länge ziehen zu lassen. Rußland müsse sich rasch zum Friedcns- schluß unter den japanischen Bedingungen entschlichen, oder sich darauf gefaßt machen, den Krieg fortsetzcn zu müssen, so lange es Japan paßt. Die japanische Regierung ist der Meinung, dah zwei Wochen genügen würde», um eine Ver ständigung über de» Friedensschluss zwischen den Bevollmäch- tigten der beiden kriegführenden Länder hcrbcizufübrcn. Tie Verständigung mühte nach japanischer Ansicht in längstens einem Monat erreicht werden. Präsident Roosevelt hat die Ansicht der japanischen Regierung nach Petersburg übermittelt. Znr Lage in Nusrlaud. Warschau. sPrio.-Tel.s Die Stim m ung ist auf das äußerste gespannt. Es werden Ricsenmasseu von Proklama tionen unter das Volk verteilt. Tic Bürger flüchten aus der Stadt. Warschau ist bereits um 15 000 Einwohner ärmer. Gestern abend veranstalteten der Jüdische Bund und die Pol nische Sozialistcnpariei eine große Demonstration. Die Polizei ries telegraphisch Kosaken und reitende Genvarmerie herbei, die mil blankem Säbel gegen die Manifestanten vor- gingcn, als eine Bombe einen Gendarmen in Stücke zerriß. Zwei der Kameraden des Gendarmen wurden leicht und inebrere schwer verwundet. Der gleichfalls verwundete führende Offizier gab den Gendarmen Beseht znm Schieben. KO Personen wuroen verwundet, 20 Demonstranten verhaftet. Die Kämvse spielte» sich gleichzeitig an niedreren Stellen der Stadt ab. In den Fabrikvierteln rotteten sich die seicrnden Arbeiter zusammen und zwangen ihre Genossen allenthalben zur Arbeitseinstellung. Bei einem Zusammenstöße aus der Alexandria - Straße zwischen Streikenden und Nichtstrcikenden wurden zwei Arbeiter getötet und vier schwer verwundet. Ein Polizeiagent, der die demon strierenden Arbeiter auseinanderlreibe» wollte, wurde durch Dolchstiche ermordet. Außerdem wurden im Lause des Tages auf viele Polizeibeamte Attentate verübt. Petersburg. Die Duma von Astrachan beschloß, durch den Ministerrat den Zaren um sofortiae Befreiung Ruß lands vom bureaukr atischen Regime zu ersuchen, da jeder Tag der Verzögerung Rußland ins Verderben stürzen werde. K i e l. Der Kaiser hat den G r o ß l, e r z o g v o n Sachsen L ln suits des 1. Secbataillons gestellt. Eckernsördc. Der Kaiser begab sich gestern abend an Land und nahm an dem Herrenabend des kaiserlichen Jacht klubs ln Marie-Luisenbad in Borby teil. Eckernförde. „Meteor", „Iduna" und „Hamburg", sowie die anderen Jachten st arteten heule morgen 6 Uhr zum Handicap Eckernsördc—Kiel. Die „Hohenzollcrn" ging kurz vor 8 Uhr nach Kiel in See. Köln. lPriv.-Tel.s Gestern abend hielten die Vertreter der rheinisch-westfälischen Brauerei-Organisation und die Fünfer- Kommission für Rheinland - Westfalen eine Versammlung ab zwecks Beilegung der Differenzen und A ushcbung des Bierboykotts. Es handelt sich hierbei um die Wieder einstellung der ausgesperrtcn Brauereiarbciler. Die Brauerci- vcrtreter erboten sich, bis zum Schluß der diesmaligen Malz- kampagne neu einzustellcnde Arbeiter nur aus den Reihen Aus- gesperrter zu entnehmen. Die Fünfer-Kommission will heute abend entscheiden, ob das Angebot angenommen wird. Es ist begründete Hoffnung vorhanden, daß der Bierboykott heute aus- geh oben wird. Sprottau. sPriv.-Tcl.s Aufsehen erregt dieKonknrs - cröfsnuna über das hiesige B'ankgcichüit Adolf Kistcn- lnachcr Nach vorläusiger Zusammenstellung betragen die Passiva 240 000 Mark, denen verhältnismäßig nur geringe Aktiva gegennbcrstehcn. Die Verluste betreffen zumeist den Mittelstand. Koblenz. sPrio.-Tel.s Das Oberkricgsgericht ver urteilte den Gefreiten Krrautz vom 29. Jnsnnterie-Regiment in Trier, der nach kurzem Wortwechsel den Musketier Ball mit dein Seitengewehr erstochen hatte, wegen vorsätzlicher Körperver letzung zu 2 Jahren Gesängnis. Paris. Die sozialistischen Deputierten Rouanet und Vigne werden am 7. Juli über die im französischen Kongo von einzelnen Kolonial beamten verübten Grausamkeiten, sowie über die Kolonialpolilik in Madagaskar inter pellieren. Der hier einactrosfene Gcneralgouverneur von Mada- askar, General Gallimi, wird dem Kolonialminisicr shei Leser Debatte zur Seite stehen. Belgrad. Zu den s c rb i > ch - t ü r k i j ch e n Handels- vertragsver Handlungen ernannte die Niegierung als Hauptdelegicrlcn den serbischen Gesandten in Konslantinopc! Simitsch, als Sachverständige den Zolldirektor Kukitsch und den Zollrevisor Josimomitsch. Die Verhandlungen werden in Kon- stantinopel geführt iverdcn und dieser Tage beginnen. Tic Abreise der Delegierten soll nächste Woche erfolgen. OertlicheS unv Sächsisches. Dresden, 28. Juni. —* Se. Majestät der König reiste, vom Großherzoge und dem Ehrendienste zum Bahnhose geleitet, gestern früh 6 Uhr 47 Minuten wieder von Darmstadt ab und trat nachmittags 4 Ühr 36 Minuten zum Besuche seiner Tocbter, Prinzessin Margarethe, in Bad Elster ein. Er verließ aber noch gestern abend Bad Elster wieder und traf heute früh 5 Uhr mittelst Sondcrzuges aus dem hiesigen Lauvtbahnhofe ein, wo er mit dem Königs. Flügcladjutanten, Oberstleutnant v. Schön berg. den Kaffee einnahni. Der König begab sich zunächst zu Wagen nach dem Linckcschen Bade und von da zu Pferde durch die Heide nach der König!. Villa in Wachwitz. Heute vormittag kam der Monarch zu Pferde von Wachwitz ins Residenzschloß, nahm hier militärische Meldungen entgegen und hörte die Vorträge der Herren Staatsminister und der De- partcmentschefs der König!. Hofstaaten. Hierauf kehrte er nach Wachwitz zurück. —* Ter Kaiserliche Obcwostdircktor Geh. Lberpostrnt Halle tritt morgen einen mehrwöchigen Urlaub an. Während seiner Abwesenheit werden die Borstcliergeschäste der hiesigen Oberpost- dircktion von dem Oberpostrat Kroll wnhrgcnommen werden. —* Der Hauptkontrolleur der Königlichen Hoftheater, Herr Hermann Kramer, ist zum Rechnuiigsrate ernannt worden. —* Herr Kon'ul Kommerzienrat Max Arnhold hat das Kapital des von ihm gestifteten Klara Arnhold-Bettes in der K ind erh eilansta 1 t durch eine abermalige Einzahlung von 3000 Mk. erhöht, sodaß es di« Summe von 20100 Mk. er reicht hat. —* Durch einen hiesigen Bürger sind anläßlich eines sfamillenfcstes dem Oberbürgermeister 1000 Mark für die Dresdner Armen übergeben worden. —* Für die Verwaltung der am l. Juli 1905 und 1. Januar 1906 in das Eigentum der Stadlgemcinde übergehenden beiden 5 t r a ß e n b c> y n - U » t e r n e h inu n g e n hat Herr Ober bürgermeister Beutler einen Entwurf »orläusiger Bestimmungen ausacarbettet. Tie ortsgcsetzliche Regelung dieses neuen Be triebes wird für später vorgeschlagen, um den dabei beschäftigten Ralsmitgliedern und Beamten zunächst genügende Zeit zur Sammlung praktischer Erfahrungen zu gewähren. Der Rat stimmte diesem Verfahren zu und genehmigte die zur vor- läufigen Verwaltung beider Straßenbahnen ausgestellten Be stimmungen. Die Leitung des gesamten Unternehmens soll einem besoldeten Ratsmitgliede und einem oder mehreren Direktoren übertragen iverdcn. Für alle wichtigeren Fragen wird ein aus Ratsmitgliedern und Stadtverordneten gemischter Ausschuß, mit dem Oberbürgermeister an der Spitze, geschossen, der insbe sondere die alleinige Zuständigkeit für alle Fragen und Beschwer- den, die im äußeren Betriebe Vorkommen, übertragen erhält. Den städtischen Körperschaften selbst wird die Entschließung über grundsätzliche ftnanzielle oder betriebstechnische Fragen, ßowie die Feststellung des Haushaltplanes und Genehmigung der Rech nung Vorbehalten. —* Sächsischer Forstvcrcin. In der zweiten Sitzung am Dienstag nabm die 49. Hauptversammlung des Sächsischen Forst- Vereins zu Maricnberg die Grüße des mährisch-schlesischen Forstoereins entgegen. Sodann erstattete Herr Forstrat FI e m m i n g - Dresden Bericht über die Kassen- und P e r s o n a I v c rh ä l t n i s s e des Vereins im lehtverslossenen Bereinsjahre. Die Einnahmen betrugen 3086 Mk., die Aus gaben 2268 Mk. »nd das Vermögen stellt sich auf etwa 13 OM Mark, in welcher Summe der Stipendiensonds mit etwa 3400 Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- lheater. Freitag, de» 30. Juni, gelangt im Opcrnbause Richard Wagners ,LoYengrin" in nnchstebendcr Besetzung zur Auf führung : König Heinrich — Herr R'aiuS, Loheugrtti — Herr 0. Bar», Elsa — Irl. Keßler lziuii erstenmal), Tclranmud — Herr Kieß (zum erstenmal), Ortrud — Frl. v. Chavanne, Hccrrnfec — Herr Höpfl. Die Vorstellung beginnt m» 7 Ul». st* Der neue lyrische Tenor unserer Köiiigl. Hofopcr, Herr Oeser, der erst unlängst hier mit so beträchtlichem Erfolge debütierte, wird bei de» nächstjährigen Bayrculhcr Festspielen auf Wunsch von Iran Costtna Wagner den ParsifaI singen. f* Klingers Richard W a g n e r - D e n km a l und die Stifter-Statuen im Naumburger Dom. In der Beilage zur Münchner „Allgemeinen Zeitung" macht Fried rich HaackTLrlanaen auf eine ansfalleiide Ucbcrcinstimmung zwischen Klingers Richard Wagner-Denkmal und den berühmten alten Stifter-Figuren des Naumburger Domes aufmerksam: „Drei Hauptmomente stimmen überein. Einmal die Gesamtbal- tung. Die Gestalt Wagners zeigt sich uns hoch und gerade aus gerichtet, fast etwas starr. Die Arme sind eng an den Leib angc- schmiegt. Das Leben, dos in der Gestalt enthalten ist. bat den Stein, aus dem sie gefertigt wurde, noch nicht gesprengt, sondern es schläft gleichsam noch in ihm, ist deswegen aber doch nicht minder vorhanden. Die Schulterlinie,, bilden mit den Vertikalen der ganzen Figuren fast rechte Winkel, und das merkwürdig gerade emporgezwungcnc Hauvt mit den Schulterlinien des gleichen. Ferner ist es ausfallend, bei dem Aktbildner Klinaer doppelt auffallend, daß die Wagner-Statue vvrwieocnd als Ge- wandfignr gegeben ist. Die durchgehenden großen Bertikalfalten sind >dabei ähnlich wie in Naumburg behandelt. Ebenfalls ist gerade wie dort aus der einen Seite der Silhouette entschiedener gegliedert, auf der anderen macht sich nur ein fast unmerklickicr, ganz sanfter Schwiiigungsrhythmus geltend, bewirkt durch das enge Anziehen deS Mantels an den Körper durch die unter dem Mantel verborgene, aber durch ihn in ihrer kräftigen Modellie rung hindurchscheincnde Hand. Genau wie in Naumburg! Und das ist der dritte und allerauffälligste Punkt. Aber nickt nur die nnler dem Gewand wirksame Hand erinnert an die alten Stifter-Figuren, sondern fast ebenso die freie Rechte, die mit gespreizten Fingern in wuchtiger Gebärde in den Stoftreichtum hincingreift. Tic Uebercinsiimmung in vielen Einzelheiten wie in der Gesamtnnlage ist ohne Zweifel überraschend und höchst bemerkenswert. Auch anderen ist sic, ganz unabhängig von mir, aufgesallen. Trotzdem ist es gewiß nicht unmöglich, daß Klinaer unabhängig von dem alten Meister von zufällig ähnlicher Problcnyicllnng zu einem ähnlichen Resultat gekommen ist. Aber ungleich wahrscheinlicher scheint es mir doch zu sein, daß jene herrlichen Na um bürg er Bildwerke Klinger bekannt sind, daß sic ihm einen tiefen Eindruck gemacht haben und daß er diesen Ein druck wie so viele andere in seiner Weise verarbeitet hat." Berliner CafeS. In Henry Murgers köstlichen und ergreifenden „Scenes de la Vie de Boheme" sagt in einem Kavitcl der junge Philosoph Gustave Colline zu dem reizenden Fräulein Muni: „Madame, der Kaffee stammt aus Arabien, wo er von einer Ziege entdeckt wurde. Dann kam die Gewohnheit des Kaffeetrmkens nach Europa. Voltaire trank täglich 72 Taffen. Ich trinke den Kaffee ohne Zucker, aber sehr , e>ß!" Das ist auch mein 'Fall, und ich bcdaure nur, daß ich es nicht, wie «inst Voltaire, aus das hübsche Quantum von 72 Tassen pro Tag zu bringen vermag. Ein be kanntes Wort des Autors non „Zaire" variierend, rufe ich aus: „Wenn der Kaffee nicht existierte, so müßte man ihn erfinden!" Wenn auch in Berlin schon zur Zeit des großen Friedrich der Kaffee mit Begeisterung geschlürft wurde — man erinnere sich an das im Zusammenhänge mit einer Kaffeesteuer entworscne Spottdild auf König Friedrich II., das dielen zu dem berühmt gewordenen Wort veranlaßte: „Hangt doch das Ding niedriger!" — so hat doch das wunderbare Getränk in der Oeffeittlichkcit seinen Siegeszug erst von dem Tage des Entstehens des ersten Wiener Kaffeehauses angetretc». Und gerade diese so zu sagen historische Stätte wird jetzt verschwinden, wenig- flcns in ihrer bisherigen Gestalt. Durch die Berliner Zeitungen ging in den letzten Tagen die Nachricht von wesentlichen Ver änderungen, denen das bekannte Hotel „Kaiserhoch binnen kurzem unterworfen werden soll. Dazu gehört auch, daß im Erdgeschoß Verkaufsläden eingerichtet werden, von deren Ver mietung mau größere Einnahmen erwartet, als von dem Er trägnis des dort befindlichen Wiener Cafes, das durch den Um bau bedeutend versteinert wird. Man kann hieraus entnehmen, daß das erste Wiener Cafe, dessen sich Berlin erfreute, der Decadence verfallen ist Und doch ist das Kaiscrhof-Cafä viele Jahre hindurch ein Mittelpunkt des geistigen Lebens, eine gesell schaftliche Zentrale hervorragender Literaten, Politiker und Künstler gewesen. So vergeht der Ruhm der Welt! Es gehörte früher zum guten Ton, nach Bällen, Soupers, Festlichkeiten den Abend resp. den Morgen im Easü „Kaiserhoch zu beschließen. Die reiche, elegante Welt fand sich dort beim „steinen Schwarzen" oder bei einer „Schale Haut" zusammen. Hier entstand auch das bekannte, auf die „Rechenkunst" des Wiener Zählkellners gemünzte Scherzwort: „Eine Schale Braun 30 Pig- Gebäck Habens keins — macht 50 Psg.!" Bald bildeten sich im „Kaiserhoch die berühmten Stammtische. Da waren die Schachtische, an denen sich die ersten Schachfpieler Berlins Nacht für Nacht aus dem Brett mit den 64 Feldern maßen. Die tiefe Stille an diesen Tischen kontrastierte seltsam mit dem Lärmen und Lachen des „Literatur-Viertels . Dort saßen die Dramatiker, die „amgeführten", wie die „unausgeführten", mit bekannten Schaufpielern und Kritikern zusammen. Zuweilen gesellte sich auch ein Theaterdirektor zu der Runde. In der leb haftesten Weise wurden Knnstfragen erörtert und zusammen mit dem Rauchwölkchen der Zigarren und Zigaretten „stieg" so manches kühne Axiom, manch geistvoll-satirisches Wort, das die ganze Corona in schallende Heiterkeit ausbrechen ließ. Be sonders hoch gingen die Wogen der Diskussion natürlich in der Nacht nach einer Premiere. Hatte der Antor einen großen Er folg davongelragen, so bildete sein feierlicher Einzug in das „Kdiierhof"-Caf6, zuweilen erst um 2 Uhr morgens, den Ab- Muß der Ehrungen, die dem Glücklichen dargebracht wurden. Ich erinnere mich noch, wie Hermann Sudermann nach der Erstaufführung seiner „Ehre" im „Lcssing-Theatrr" um Mitter- nacht inmitten einer Eskorte von mindestens 15 Personen im „Kaiserhof" erschien. „Sndermann — da ist ja Sudermann!" wisperte und flüsterte es von allen Tischen. Der Name, den tags zuvor nur vielleicht 50 Leute kannten, war innerhalb dräer Theaterstundcn schon populär geworden. Der lorbaavkriM,